Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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der Entwicklung eines Finanzierungssystems zu<br />
berücksichtigen sind: Ziel- und Systemkonformität,<br />
Stabilität und Verlässlichkeit der Einnahmeerzielung,<br />
politische Durchsetzbarkeit und technische<br />
Praktikabilität. Der Beirat misst dabei der Durchsetzbarkeit<br />
einen besonders hohen Stellenwert bei.<br />
Institutionelle Reformvorschläge sollten sich als<br />
anschlussfähig an den Status Quo, die vorherrschenden<br />
Diskurse und die Interessen der Hauptakteure<br />
erweisen, damit sich endogene Kräfte <strong>zur</strong> Unterstützung<br />
der Transformation entfalten können. Dies<br />
bedeutet, dass der Beirat einen inkrementalistischen<br />
Ansatz verfolgt und seinen Schwerpunkt auf erste<br />
pragmatische Schritte in Richtung eines Finanzierungssystems<br />
für die globale <strong>Energiewende</strong> legt.<br />
5.3.3.2<br />
Aufbringung neuer und zusätzlicher Finanzmittel<br />
Internationaler Finanzierungsbedarf<br />
In den nächsten 20 Jahren werden jährlich Investitionen<br />
in Höhe von 180–215 Mrd. US-$ 1998 <strong>im</strong> Energiesektor<br />
der Entwicklungs- und Schwellenländer getätigt<br />
werden müssen, um die steigende Energienachfrage<br />
zu befriedigen (WEC, 2000; G8 Renewable<br />
Energy Task Force, 2001). Eine höhere Summe ist<br />
erforderlich, wenn höchsteffiziente Technologien<br />
und erneuerbare Energien zum Einsatz kommen sollen<br />
(Ad Hoc Open-ended Intergovernmental Group<br />
of Experts on Energy and Sustainable Development,<br />
2001). Welcher Teil der erforderlichen Investitionen<br />
vom öffentlichen oder privaten Sektor und von<br />
nationaler oder internationaler Seite aufgebracht<br />
werden wird bzw. sollte, lässt sich nicht eindeutig festlegen.<br />
Aus Effizienzgründen ist es wünschenswert,<br />
dass ein erheblicher Teil der Investitionen vom privaten<br />
Sektor finanziert wird. Angesichts des niedrigen<br />
BIP und der extremen Kapitalknappheit in den<br />
meisten Entwicklungsländern ist es nahezu unumgänglich,<br />
dass außerdem ein großer Teil von internationaler<br />
Seite aufgebracht wird.<br />
Mobilisierung privaten Kapitals<br />
Der Investitionsbedarf macht deutlich, dass <strong>zur</strong><br />
Finanzierung der <strong>Energiewende</strong> privates Kapital<br />
erforderlich sein wird. Das letzte Jahrzehnt des 20.<br />
Jahrhunderts war durch einen rasanten Anstieg der<br />
privaten Direktinvestitionen in den Entwicklungsländern<br />
gekennzeichnet (Kap. 2.7.3). Die <strong>Welt</strong>bank<br />
gibt an, dass 1990–1999 733 Energieprojekte mit privatwirtschaftlicher<br />
Beteiligung und einem Investitionsvolumen<br />
von insgesamt 186,7 Mrd. US-$ insbesondere<br />
in Lateinamerika und Ostasien durchgeführt<br />
wurden (Izaguirre, 2000). Mit der stärkeren<br />
Einbindung des privaten Sektors in die Arbeit der<br />
Handlungsempfehlungen für die globale Ebene 5.3<br />
multilateralen Entwicklungsbanken konnte eine<br />
Vervielfachung der Projektvolumina erreicht werden.<br />
Zudem besitzen privatwirtschaftliche Akteure<br />
ein Interesse an einer Verstetigung und langfristigen<br />
Nutzung ihrer Investitionen. Sie nutzen ihr Expertenwissen<br />
und setzen sich für eine effiziente Wirtschaftsweise<br />
ein. Dies sind Schlüsselfaktoren für<br />
erfolgreiche Projekte be<strong>im</strong> Neuaufbau der Energieversorgung<br />
in den Entwicklungs-, Schwellen- und<br />
Transformationsländern (G8 Renewable Energy<br />
Task Force, 2001; Enquete-Kommission, 2002).<br />
Es bedarf jedoch weit darüber hinausgehender<br />
Anstrengungen, um ausreichendes ausländisches Privatkapital<br />
für Direktinvestitionen <strong>im</strong> Energiebereich<br />
zu gewinnen, zumal sich nennenswerte Investitionen<br />
bisher nur auf wenige Länder beschränken. Zuerst<br />
sind sowohl auf nationaler als auch auf internationaler<br />
Ebene die Rahmenbedingungen für eine stabile<br />
Wirtschafts- und Währungsordnung zu verbessern,<br />
da die Vermeidung von Wirtschafts- und Währungskrisen<br />
zu den zentralen Voraussetzungen für Direktinvestitionen<br />
zählen. Auf nationaler Ebene ist vor<br />
allem Rechtssicherheit zu schaffen, einschließlich<br />
der Gewähr, dass Vertragsbest<strong>im</strong>mungen durchgesetzt<br />
werden können. Die Liberalisierung der Energiemärkte<br />
trägt auch in den Entwicklungsländern<br />
wesentlich zu einem höheren Maß an Transparenz<br />
und Zugänglichkeit der Märkte bei. Für die Mobilisierung<br />
privaten Kapitels für den Aufbau einer nachhaltigen<br />
Energieversorgung ist nicht zuletzt der<br />
Abbau von Subventionen für fossile Energieträger<br />
von Bedeutung (Enquete-Kommission, 2002; Kap.<br />
5.2.1.2).<br />
Trotz der Bedeutung des privaten Kapitals muss<br />
kritisch geprüft werden, inwieweit private Investitionen<br />
<strong>zur</strong> Erreichung der Ziele der <strong>Energiewende</strong> tatsächlich<br />
beitragen. Bisher ist eine Dominanz der fossilen<br />
Großkraftwerke festzustellen. Der Anteil<br />
erneuerbarer Energien an den privaten Direktinvestitionen<br />
in Energieprojekte in Entwicklungsländern<br />
betrug während der 1990er Jahre nur 2% (KfW,<br />
2001). Die Bundesregierung sollte die Möglichkeiten<br />
<strong>zur</strong> Umsteuerung dieses Trends nutzen:<br />
• Reform der Ausfuhrgewährleistungen, um Vergünstigungen<br />
gezielt für Projektkategorien zu vergeben,<br />
die <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien genügen<br />
(Kap. 5.2.3.2);<br />
• Verstärkung der Politikberatung <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Entwicklungszusammenarbeit, um die Fähigkeiten<br />
in den Partnerländern <strong>zur</strong> Schaffung investitionsfreundlicher<br />
Rahmenbedingungen zu erhöhen;<br />
• Schaffung eines Förderinstruments „Public-Private<br />
Partnerships für erneuerbare Energien“, um<br />
insbesondere kleinen und mittelständischen<br />
Anbietern von erneuerbaren Energietechnolo-<br />
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