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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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den. Dies erfordert den personellen und finanziellen<br />

Ausbau des angegliederten Sekretariats. Neben der<br />

Koordination der relevanten Akteure sollte das Gremium<br />

die Umsetzung der <strong>Welt</strong>energiecharta fördern<br />

und kontrollieren. Zu diesem Zweck sollte es die globalen<br />

Entwicklungen unter Berücksichtigung der<br />

Zielsetzung der Charta sowie <strong>im</strong> Hinblick auf neue<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse und die Wirksamkeit<br />

nationaler Aktivitäten <strong>im</strong> Energiebereich überprüfen<br />

und Politikempfehlungen aussprechen. Neben<br />

dieser Lenkungs- und Politikberatungsfunktion<br />

könnten auch zunehmend Aufgaben bei der Umsetzung<br />

der Ziele der <strong>Welt</strong>energiecharta und be<strong>im</strong> Technologietransfers<br />

übernommen werden, z. B. bei der<br />

Unterstützung der Entwicklungsländer be<strong>im</strong> Aufbau<br />

von Forschungs- und Entwicklungszentren oder bei<br />

der Aus- und Weiterbildung.<br />

3. Stufe: Gründung einer Internationalen<br />

Agentur für nachhaltige Energie<br />

Wenn selbst mit dem gemäß der 2. Stufe gestärkten<br />

Institutionengefüge die oben genannten Aufgaben<br />

auf globaler Ebene nur un<strong>zur</strong>eichend bewältigt werden<br />

können, sollte die Gründung einer Organisation<br />

für eine nachhaltige globale Energiepolitik erwogen<br />

werden.<br />

Seit einigen Jahren wird die Einrichtung einer<br />

internationalen Organisation für erneuerbare Energien<br />

vor allem von NRO und Produzenten erneuerbarer<br />

Energiekonversionstechniken gefordert. Dies<br />

birgt jedoch zwei Schwierigkeiten:<br />

• Der <strong>Welt</strong>gipfel in Johannesburg 2002 hat gezeigt,<br />

dass die Gründung einer neuen internationalen<br />

Organisation für erneuerbare Energien zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nur schwer realisierbar ist. Es<br />

wurde deutlich, dass die Entwicklungsländer die<br />

neue Institution als Exportförderung für saubere<br />

Technologien von Nord nach Süd sehr kritisch<br />

sehen und die meisten Industriestaaten jede<br />

zusätzliche finanzielle und administrative Belastung<br />

vermeiden wollen.<br />

• Der Beirat geht davon aus, dass eine neue Organisation<br />

<strong>zur</strong> Förderung der Nutzung erneuerbarer<br />

Energien wichtige Aufgaben als Interessenvertretung<br />

<strong>zur</strong> Verbreitung nachhaltiger Energieformen<br />

und <strong>zur</strong> Förderung entsprechender Industrien<br />

erfüllen könnte. Sie ist aber nicht geeignet, eine<br />

globale Transformation der Energiesysteme voranzutreiben.<br />

Dafür müsste eine neue Institution<br />

derart aufgestellt sein, dass sie die Gesamtheit der<br />

Energiesysteme in die Reformprozesse einbeziehen<br />

könnte.<br />

Daher empfiehlt der Beirat die Gründung einer<br />

„Internationalen Agentur für nachhaltige Energie“<br />

(International Sustainable Energy Agency – ISEA),<br />

Handlungsempfehlungen für die globale Ebene 5.3<br />

deren inhaltliche Ausrichtung anhand der <strong>Welt</strong>energiecharta<br />

erfolgen würde.<br />

Diese neue Agentur könnte aus dem erwähnten<br />

Ministerforum entstehen, welches dann als Lenkungsausschuss<br />

dienen könnte. Dies hätte den Vorteil,<br />

dass die ISEA die notwendige politische Führung<br />

und Unterstützung der Nationalregierungen<br />

erhielte. Bei der Gründung der ISEA sollte deutlich<br />

werden, dass neben Umweltaspekten auch entwicklungspolitische<br />

Anliegen <strong>im</strong> Vordergrund stehen.<br />

Dies würde auch die Zust<strong>im</strong>mung der Entwicklungsländer<br />

erleichtern.<br />

Widerstand gegen einen solchen Weg der Institutionalisierung<br />

globaler Energiepolitik ist insbesondere<br />

von einigen Industrieländern zu erwarten (z. B.<br />

USA, Japan, Australien). Taktisch ist also <strong>im</strong> Vorhinein<br />

das Schmieden von Allianzen zwischen interessierten<br />

Industrieländern (EU u. a.) und Entwicklungsländern<br />

wichtig. Die Zust<strong>im</strong>mung der Staaten<br />

zum Vorschlag der Gründung einer ISEA wird<br />

wesentlich davon abhängen, welchen Mehrwert<br />

diese in der neuen Institution sehen. Der größte Nutzen<br />

der ISEA wäre, dass erstmals Energie-, Umweltund<br />

Entwicklungsfragen auf globaler Ebene<br />

zusammengebracht und institutionell gebündelt<br />

behandelt werden könnten.Auf Grundlage der <strong>Welt</strong>energiecharta<br />

könnte es durch das neue Gremium<br />

gelingen, Energie-, Umwelt- und Entwicklungsminister<br />

zu einer abgest<strong>im</strong>mten Energiepolitik zu<br />

bewegen. Langfristig könnte auch die globale Energieforschung<br />

in Form des Intergovernmental Panel<br />

on Sustainable Energy (IPSE) und des World Energy<br />

Research Coordination Programme (WERCP) in<br />

der ISEA aufgehen (Kap. 5.3.1). Die ISEA sollte in<br />

Bezug auf die umweltrelevanten Aspekte der Energiepolitik<br />

eng mit der vom <strong>WBGU</strong> empfohlenen<br />

Globalen Umweltorganisation zusammenarbeiten<br />

(<strong>WBGU</strong>, 2001a).<br />

5.3.3<br />

Finanzierung der globalen <strong>Energiewende</strong><br />

5.3.3.1<br />

Prinzipien einer gerechten und effizienten<br />

Finanzierung globaler Energiepolitik<br />

Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen sind<br />

die Empfehlungen des Beirats <strong>zur</strong> Finanzierung globaler<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>spolitik („Earth Funding“;<br />

<strong>WBGU</strong>, 2001a). Konkret gilt es, ein Finanzierungssystem<br />

für die Transformation der globalen Energiesysteme<br />

zu entwickeln, das zwei zentrale Herausforderungen<br />

bewältigt:<br />

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