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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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184 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />

wäre dies <strong>im</strong> Rahmen der OECD denkbar. Hierfür<br />

wäre aber eine grundsätzliche Übereinst<strong>im</strong>mung mit<br />

den USA, Japan und Australien über das Ziel notwendig,<br />

den Energiesektor unter Nutzung von Brückentechnologien<br />

zugunsten erneuerbarer Energien<br />

umzuwandeln. Diese zeichnet sich momentan nicht<br />

ab. Für eine Führungsrolle käme deshalb eher die<br />

EU in Frage. In hochintegrierten Wirtschaftsräumen<br />

wie der EU ist eine gemeinsame Vorgehensweise<br />

leichter zu erreichen als in anderen internationalen<br />

Bündnissen. Zwar stößt die Aufnahme eines Energiekapitels<br />

in die EU-Verträge unter den Mitgliedsstaaten<br />

noch auf Zurückhaltung, die Dynamik des<br />

Binnenmarkts führt aber allmählich zu einem<br />

Umdenken. Die EU spielt zudem bereits heute eine<br />

aktive Rolle bei der Transformation der Energiesysteme:<br />

Die Bestrebungen der Kommission, Umweltaspekte<br />

verstärkt in die Energiepolitik der Gemeinschaft<br />

einzubeziehen, der geplante Emissionshandel,<br />

die relativ ehrgeizigen Verpflichtungen <strong>im</strong> Kioto-<br />

Protokoll wie auch die fortschrittlichen Politikansätze<br />

in den meisten der 15 Mitgliedsstaaten, lassen<br />

die EU zu einem wichtigen Akteur der <strong>Energiewende</strong><br />

werden.<br />

Es wäre auch denkbar, dass die EU die Führung in<br />

einer größer gefassten Staatengruppe übern<strong>im</strong>mt:<br />

Auf dem WSSD hat sie bereits eine solche Koalition<br />

gleich gesinnter Länder gebildet, welche die freiwillige<br />

Erfüllung quantifizierter Ziele für den Ausbau<br />

erneuerbarer Energien anstreben wird. Zahlreiche<br />

Entwicklungsländer haben sich angeschlossen. Auch<br />

wenn abzuwarten bleibt, wie dieses Bündnis mit<br />

Inhalten gefüllt wird, ist dies doch ein Prozess, an den<br />

man anknüpfen könnte.<br />

Umsetzungs- und Managementfunktionen stärken<br />

Management- oder Umsetzungsfunktionen <strong>im</strong> Rahmen<br />

der <strong>Welt</strong>energiecharta sind ohne Betreuung<br />

einer UN-Organisation kaum zu erfüllen. Der UN-<br />

Generalsekretär und UNDESA schlagen in diesem<br />

Zusammenhang vor, das World Solar Programm der<br />

UNESCO in ein „World Sustainable Energy Programme“<br />

umzuwandeln. Die UNESCO als eine mit<br />

Bildung, Wissenschaft und Kommunikation befasste<br />

UN-Organisation scheint aber wenig dafür geeignet<br />

zu sein, Aufgaben wie etwa die Formulierung und<br />

Umsetzung nachhaltiger Energiepolitiken und -strategien<br />

auf nationaler und regionaler Ebene zu erfüllen.<br />

Die Umsetzung solcher Aufgaben würde besser<br />

der <strong>Welt</strong>bank und UNDP oder UNEP zukommen.<br />

Durch ihre Kompetenz und Gestaltungskraft sind sie<br />

am besten geeignet, Regierungen zu beraten, nationale<br />

Programme zu <strong>im</strong>plementieren und Capacitybuilding-Aktivitäten<br />

durchzuführen. Die <strong>Welt</strong>bank<br />

leistet neben Darlehen vermehrt politische Bera-<br />

tung, technische Unterstützung und Wissenstransfer.<br />

Zudem verfügt sie durch ihre 180 Mitgliedsstaaten<br />

über eine große Durchsetzungskraft. Allerdings ist<br />

sie <strong>im</strong> Energiesektor Interessenkonflikten ausgesetzt:<br />

So weichen beispielsweise ihre Prioritäten bei<br />

der Energieversorgung deutlich von den Bemühungen<br />

um eine effektive Kl<strong>im</strong>apolitik ab. UNDP hat<br />

zwar mit dem Ruf schlechter Aufgabenerfüllung,<br />

stagnierender Beiträge und zunehmender Konkurrenz<br />

von der <strong>Welt</strong>bank zu ringen, ist aber weiterhin<br />

das zentrale Finanzierungs-, Koordinierungs- und<br />

Steuerungsgremium für die operativen entwicklungspolitischen<br />

Aufgaben der UN und genießt großes<br />

Vertrauen bei den Entwicklungsländern. UNEP<br />

würde die umweltpolitische Expertise einbringen, ist<br />

aber <strong>zur</strong> Zeit ebenfalls durch Unterfinanzierung und<br />

Personalmangel in seiner Arbeit eingeschränkt. Zur<br />

erfolgreichen Durchführung von Aufgaben gemäß<br />

einer <strong>Welt</strong>energiecharta sollte eine klare und ausgewogene<br />

Aufgabenteilung sowie eine koordinierte<br />

Zusammenarbeit zwischen UNDP, UNEP und der<br />

<strong>Welt</strong>bank festgelegt werden. Anstelle von UNEP<br />

könnte langfristig auch die vom Beirat geforderte<br />

internationale Umweltorganisation entsprechende<br />

Umsetzungsaufgaben übernehmen (<strong>WBGU</strong>, 2001a).<br />

Managementfunktionen auf internationaler<br />

Ebene sind auch für einen anderen wichtigen Aspekt<br />

der angestrebten Transformation der Energiesysteme<br />

erforderlich: die weltweite Abwicklung der<br />

Kernkraft. Diese Aufgabe wäre am besten bei der<br />

Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) verortet.<br />

Die Organisation, die bisher für die Förderung<br />

und Überwachung der zivilen Nutzung der Kernenergie<br />

verantwortlich ist, lässt sich voraussichtlich<br />

zwar kaum schnell und radikal in eine Agentur für<br />

den Ausstieg aus der Kernenergie umwandeln. Der<br />

Beirat empfiehlt aber, eine Statutenänderung anzustreben,<br />

welche die weitere Förderung des Ausbaus<br />

der Kernenergie als ausdrückliches Ziel entfernt.<br />

Mittelfristig sollte die Organisation die Abwicklung<br />

des Ausstiegs aus der Kernkraft weltweit überwachen<br />

und koordinieren. Die IAEA wird auch bei<br />

einem weltweit beschlossenen Ausstieg aus der<br />

Kernenergie unverzichtbar bleiben: für die Überwachung<br />

der Brennstoffkreisläufe, die Verhinderung<br />

der Proliferation des bereits vorhandenen spaltbaren<br />

Materials oder die Sicherung der übergangsweise<br />

weiter arbeitenden Kernanlagen sowie der Endlagerstätten.<br />

2. Stufe: Bündelung und Stärkung von<br />

Kompetenzen auf globaler Ebene<br />

In einem weiteren Schritt der Institutionalisierung<br />

weltweiter nachhaltiger Energiepolitik sollten die<br />

Zuständigkeiten und Kompetenzen des globalen<br />

Energieforums auf Ministerebene ausgeweitet wer-

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