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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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180 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />

Die UN-Generalversammlung hat bereits <strong>im</strong><br />

November 1990 in einer Resolution besorgt festgestellt,<br />

dass das Handlungsprogramm für die Entwicklung<br />

und Nutzung neuer und erneuerbarer Energien<br />

zu langsam umgesetzt und damit den dringenden<br />

Bedürfnissen der Entwicklungsländer nicht gerecht<br />

werde. Sie betonte den Bedarf an kontinuierlichem<br />

Engagement und Handeln der internationalen<br />

Gemeinschaft und forderte die Mitgliedsländer auf,<br />

weitere Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung der neuen und<br />

erneuerbaren Energien zu erwägen, einschließlich<br />

der Gründung einer internationalen Institution.<br />

Trotz wiederholter Appelle der UN wurden aber<br />

weder auf den UN-<strong>Welt</strong>gipfeln in Rio de Janeiro<br />

1992 noch in Johannesburg 2002 die institutionelle<br />

Schwäche einer globalen Energiepolitik und die<br />

mangelnde Koordinierung der relevanten Akteure<br />

angegangen. Der <strong>WBGU</strong> hat bereits die mangelhafte<br />

institutionelle Verankerung globaler <strong>Nachhaltigkeit</strong>sthemen<br />

kritisiert und Verbesserungsoptionen<br />

aufgezeigt (<strong>WBGU</strong>, 2001a).<br />

5.3.2.1<br />

Funktionen internationaler Institutionen<br />

Zur Stärkung des Institutionengefüges sind zunächst<br />

die Funktionen zu benennen, die für eine Transformation<br />

der Energiesysteme erforderlich sind. Diese<br />

lassen sich in Gruppen gliedern, die hier aufsteigend<br />

nach zunehmender Übertragung energiepolitischer<br />

Kompetenzen auf die globale Ebene geordnet sind.<br />

1. Beratungsfunktion: Kontinuierliche Analysen und<br />

Handlungsoptionen durch die Wissenschaft bereitstellen<br />

• Forschungslücken definieren und Forschung<br />

anstoßen, Forschung koordinieren, Forschungsnetzwerke<br />

aufbauen;<br />

• Begutachtung der weltweiten Lage durch Sachstandsberichte:<br />

Status und Trends der Energietransformation<br />

(z. B. Folgeprozess des World<br />

Energy Assessment), Datenerhebung und Statistik<br />

organisieren;<br />

• Globale Szenarien für eine nachhaltige Energiezukunft<br />

entwickeln;<br />

• Handlungsoptionen und Strategien für die<br />

Transformation der Energiesysteme entwickeln.<br />

2. Clearing-House-Funktion: Informations- und<br />

Technologietransfer organisieren<br />

• Clearing House für nachhaltige Energiesysteme<br />

aufbauen: Zusammenfassung und Verbreitung<br />

von Information organisieren;<br />

• Nicht kommerziellen Technologietransfer<br />

organisieren, angewandte Techniken und<br />

„beste Praktiken“ auswerten.<br />

3. Koordinationsfunktion: Aktivitäten zwischen den<br />

internationalen Institutionen koordinieren und ihre<br />

Zusammenarbeit stärken, nationale Transformationspolitiken<br />

abst<strong>im</strong>men<br />

• Klare Aufgabenteilung zwischen den Organisationen<br />

sicherstellen und ihre Zusammenarbeit<br />

fördern;<br />

• Durch die Angleichung nationaler Instrumente<br />

der Energiepolitik weltweite Kosten der Transformation<br />

reduzieren, wirtschaftliche Wettbewerbsverzerrungen<br />

abbauen und künftige<br />

Anforderungen (z. B. des Kioto-Protokolls)<br />

vorwegnehmen.<br />

4. Implementationsfunktion: nachhaltige Energiepolitik<br />

national und regional umsetzen<br />

• Strategische Beratung für Regierungen anbieten:<br />

nationale Programme für die <strong>Energiewende</strong><br />

bzw. eine nachhaltige Energieinfrastruktur<br />

erarbeiten und (mit Hilfe von Partnern)<br />

umsetzen;<br />

• Kapazitätenbildung in Entwicklungsländern<br />

fördern: Aus- und Weiterbildung (Beamte,<br />

Techniker, Handwerker, kleine und mittlere<br />

Unternehmer usw.), Verbreitung von Information<br />

sowie Beratung und Vermittlung von<br />

Finanzierungsmöglichkeiten;<br />

• Einrichtung regionaler Forschungs-, Entwicklungs-<br />

und Transferzentren („Centers of Excellence“).<br />

5. Managementfunktion: Instrumentenplattform aufbauen<br />

• Managementkapazität bereitstellen, z. B. für<br />

die Organisation eines weltweiten Handels mit<br />

Green Energy Certificates oder ähnlichen globalen<br />

oder regionalen Instrumenten;<br />

• Mitwirkung bei der Definition von Umweltund<br />

Sozialstandards für den Energiebereich.<br />

6. Finanzierungsfunktion<br />

• Siehe Kap. 5.3.3.<br />

Diese Funktionen können entweder in bestehende<br />

Institutionen integriert oder durch neu zu schaffende<br />

Institutionen ausgeführt werden. Prinzipiell befürwortet<br />

der Beirat die Gründung einer neuen globalen<br />

Organisation, welche die derzeitige Fragmentierung<br />

energiepolitischer Aktivitäten beheben würde.<br />

Die Kompetenz und Gestaltungskraft einer solchen<br />

neuen Institution wäre aber für die Nationalstaaten<br />

mit einem Souveränitätsverzicht verbunden, so dass<br />

mit Widerstand gegen ihre Errichtung zu rechnen<br />

wäre. Der Johannesburg-Gipfel hat gezeigt, dass die<br />

Bereitschaft, sich auf konkrete Ziele und Maßnahmen<br />

zu verpflichten, bei vielen Ländern ausgesprochen<br />

gering ist. Dem Beirat erscheint daher ein<br />

schrittweises Vorgehen sinnvoll: Es sollte nicht von<br />

vornherein eine neue Institution gefordert, sondern<br />

aufbauend auf bestehenden und neuen Initiativen

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