Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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178 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />
nal koordiniertes Vorgehen reduziert diese<br />
Gefahr und trägt somit <strong>zur</strong> Überwindung von Barrieren<br />
bei. Ein anderer Aspekt ist die Anreizwirkung,<br />
die von der Internationalisierung eines<br />
Instruments ausgehen kann. So werden sich die<br />
Widerstände vieler Entwicklungsländer gegen<br />
Emissionsobergrenzen für Treibhausgase dadurch<br />
reduzieren lassen, dass sie in den internationalen<br />
Handel mit Emissionsrechten eingebunden werden<br />
und Einnahmen erzielen können. Die Funktionsfähigkeit<br />
des internationalen Handels mit<br />
Emissionsrechten setzt wiederum eine gewisse<br />
Harmonisierung der national eingesetzten Kl<strong>im</strong>aschutzinstrumente<br />
voraus.<br />
Im Folgenden soll gezeigt werden, welche Maßnahmen<br />
<strong>im</strong> Rahmen globaler Energie-, aber auch<br />
Kl<strong>im</strong>a-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik erforderlich<br />
sind, damit eine Transformation der Energiesysteme<br />
<strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> gelingen kann.<br />
Die Handlungsempfehlungen spiegeln die Überzeugung<br />
des Beirats wider, dass grenzüberschreitende<br />
Probleme internationale Kooperation und<br />
deren rechtliche Absicherung und Vertiefung durch<br />
multilaterale Regelwerke (Reg<strong>im</strong>e) erfordern. Ein<br />
multilaterales Vorgehen auf globaler Ebene ist nach<br />
Ansicht des <strong>WBGU</strong> der Schlüssel <strong>zur</strong> Transformation<br />
der Energiesysteme.<br />
5.3.1<br />
Ausbau der internationalen Strukturen für<br />
Forschung und Beratung <strong>im</strong> Energiebereich<br />
Die weltweite Transformation der Energiesysteme in<br />
Richtung <strong>Nachhaltigkeit</strong> erfordert eine deutliche<br />
und rasche Verstärkung der Forschungsanstrengungen<br />
(Kap. 5.2). Aufgaben der Institutionen <strong>zur</strong> Energieforschung<br />
sind nach Ansicht des <strong>WBGU</strong> vor<br />
allem:<br />
1. Bewertung: Analyse der globalen Energietrends<br />
und Aufdecken von Handlungsoptionen;<br />
2. Koordination: Förderung von Netzwerkbildung<br />
und komplementären Kooperationen, Abst<strong>im</strong>mung<br />
von Initiativen und Organisationen;<br />
3. Durchführung: Implementierung und Finanzierung<br />
von Forschungsprojekten.<br />
Während in Kapitel 6 die inhaltliche Ausrichtung<br />
zukünftiger nationaler und internationaler Forschungsprojekte<br />
dargelegt wird, erläutert der folgende<br />
Abschnitt anhand der genannten Funktionen,<br />
wie das Institutionengefüge der Energieforschung<br />
auf globaler Ebene ausgestaltet sein sollte.<br />
Bewertung<br />
Der Beirat hat in seinen Gutachten vielfach auf die<br />
Bedeutung einer unabhängigen wissenschaftlichen<br />
Politikberatung für globale <strong>Nachhaltigkeit</strong>spolitik<br />
hingewiesen (<strong>WBGU</strong>, 1996, 1999, 2000). Für die Problemidentifizierung<br />
und -lösung in einer Situation,<br />
die häufig durch „Handeln unter Unsicherheit“<br />
best<strong>im</strong>mt wird, ist es erforderlich, dass in regelmäßigen<br />
Abständen wissenschaftliche Analysen durchgeführt<br />
und politikrelevant aufbereitet werden. Die<br />
systematische Vermittlung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und Handlungsoptionen schafft die<br />
Grundlage für die politischen Steuerungsorgane,<br />
Vorsorgestrategien zu ergreifen und bestehende<br />
Strategien neuen Anforderungen anzupassen. Der<br />
Zwischenstaatliche Ausschuss über Kl<strong>im</strong>aänderungen<br />
(IPCC) und seine Sachstandsberichte zum Kl<strong>im</strong>awandel<br />
dienen hier als Vorbild und zeigen, wie<br />
durch die breite internationale Beteiligung von Forschern<br />
eine anerkannte wissenschaftliche Grundlage<br />
für kl<strong>im</strong>apolitische Entscheidungen geschaffen werden<br />
kann. Um den politischen Einfluss auf die<br />
Ergebnisse wissenschaftlicher Bewertungsprozesse<br />
möglichst gering zu halten, ist die Unabhängigkeit<br />
solcher Beratungsgremien unbedingt zu sichern.<br />
Energiepolitik berührt als klassisches Querschnittsthema<br />
viele Politikbereiche wie etwa<br />
Umwelt-, Entwicklungs-,Wirtschafts-, Handels- oder<br />
Verkehrspolitik. Dem <strong>WBGU</strong> ist es daher wichtig,<br />
dass bei der Entwicklung von Zielen, Strategien und<br />
Instrumenten <strong>zur</strong> Förderung der <strong>Energiewende</strong> die<br />
Interaktionen der Energiepolitik mit anderen Politikbereichen<br />
systematisch analysiert und in Handlungsempfehlungen<br />
berücksichtigt werden. Insbesondere<br />
sollte dabei auf die Kohärenz politischer<br />
Maßnahmen geachtet werden. Eine umfassende<br />
Bestandsaufnahme des Zustands und der Trends in<br />
der globalen Energiepolitik sollte sich an den Zielen<br />
und Inhalten einer zu entwickelnden <strong>Welt</strong>energiecharta<br />
(Kap. 5.3.2.2) orientieren, um die Fortschritte<br />
bei der Transformation der globalen Energiesysteme<br />
bewerten zu können. Hierzu sind insbesondere folgende<br />
Themen zu behandeln:<br />
• Aufbereitung und Zusammenstellung der Trends<br />
in der Pr<strong>im</strong>ärenergienutzung zusammen mit<br />
Angaben zu der Reichweite, der Energieproduktivität<br />
und der Anteile der Endverbrauchssektoren<br />
an der gesamten Pr<strong>im</strong>ärenergienutzung, wenn<br />
möglich weltweit und nach Regionen aufgelöst;<br />
• Erarbeitung und Fortschreibung von Energieszenarien;<br />
• Detailbest<strong>im</strong>mung nachhaltiger Potenziale erneuerbarer<br />
Energien;<br />
• Analyse der Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsfolgen<br />
des gegenwärtigen Energiesystems auf<br />
lokaler, regionaler und globaler Ebene;<br />
• Darstellung der Entwicklungen in der Grundversorgung<br />
mit kommerziellen Energiedienstleistungen<br />
in Entwicklungs- und Schwellenländern;