06.12.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

handelssystems <strong>im</strong> Rahmen des Kioto-Prozesses<br />

ausüben.<br />

Schaffung eines „CDM-Standards“ für die<br />

Anerkennung von Emissionsgutschriften<br />

Im Rahmen der Umsetzung des Kioto-Protokolls auf<br />

nationaler und EU-Ebene sollte sich die Bundesregierung<br />

für die Schaffung eines deutschlandweiten<br />

und, wenn möglich, EU-weiten Standards für Clean<br />

Development Mechanism-Projekte einsetzen. Der<br />

Standard soll in der Regel nur CDM-Projekte <strong>zur</strong><br />

Förderung regenerativer Energien (mit Ausnahme<br />

großer Wasserkraft wegen derzeit ungelöster <strong>Nachhaltigkeit</strong>sprobleme;<br />

Kap. 3.2.3), <strong>zur</strong> Steigerung der<br />

Energieeffizienz bestehender Anlagen (auch mit fossilen<br />

Energien betrieben) oder zum nachfrageseitigen<br />

Management zulassen. Antragsteller von CDM-<br />

Projekten zum Auf- oder Ausbau fossiler Energien<br />

sollen nachweisen, dass die kohlenstoffärmste Alternative<br />

gewählt wurde, sich das Projekt langfristig in<br />

die nachhaltige Energieplanung des Partnerlandes<br />

einfügt und dass erneuerbare Energien in absehbarer<br />

Zukunft keine machbare Alternative darstellen,<br />

wobei die Finanzierung kein Argument sein darf.<br />

5.2.4.2<br />

Verkehr und Raumordnung<br />

Neben der Energiepolitik kommt auch einer nationalen<br />

Verkehrs- und Raumplanungspolitik eine<br />

essenzielle Rolle bei der <strong>Energiewende</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

zu. Da eine ausführliche Behandlung dieser<br />

Politikbereiche den Rahmen des vorliegenden Gutachtens<br />

sprengt, sollen einige Ansatzpunkte nur kurz<br />

skizziert werden.<br />

Der motorisierte Verkehr wächst in den Industrieländern<br />

kontinuierlich. In den letzten 30 Jahren hat<br />

sich die Zahl der Autos in der EU verdreifacht, wobei<br />

ein weiterer Anstieg prognostiziert wird. Dies führt<br />

zu einem hohen Verbrauch fossiler Energieträger<br />

(Kap. 2.3.1). So hängt etwa der Transportsektor der<br />

EU zu rund 98% von Erdöl ab, wovon etwa 70%<br />

durch Importe gedeckt werden (EU-Kommission,<br />

2001c). Der Straßentransport verursacht erhebliche<br />

Mengen an gesundheitsschädlichen Emissionen.<br />

Rund 29% des gesamten CO 2 -Ausstoßes der OECD<br />

sind auf den Transportsektor <strong>zur</strong>ückzuführen (IEA,<br />

1997). Verkehrsemissionen werden seit langem von<br />

nationalen und lokalen Umweltbehörden gemessen<br />

und durch Gesetzgebung teilweise reguliert. Dies hat<br />

zu technischen Verbesserungen geführt (Katalysatoren,<br />

Motoropt<strong>im</strong>ierung usw.) und so die Emissionen<br />

best<strong>im</strong>mter Schadstoffe teilweise kräftig senken können<br />

(z. B. Blei, SO 2; Kap. 3.7). Solche nationalen und<br />

lokalen Lösungen sind weiter zu forcieren und deren<br />

Handlungsempfehlungen für die Länderebene 5.2<br />

Diffusion in Transformations- und Entwicklungsländer<br />

stärker zu unterstützen.<br />

Um den Transportsektor in Richtung <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

umzusteuern, sollten zudem möglichst umgehend<br />

mehr regenerative Energieträger bzw. kohlenstoff-<br />

und schadstoffarme Energien als Kraftstoff<br />

eingesetzt werden. Dazu wäre eine Besteuerung fossiler<br />

Kraftstoffe (ECMT, 2001; Gröger, 2000) und<br />

eine (Quer)subventionierung alternativer Kraftstoffe<br />

durch preis- und mengenbasierter Instrumente<br />

empfehlenswert. Wichtig ist, zeitgleich die Markteinführung<br />

der erforderlichen Fahrzeugtechnologien –<br />

z. B. wasserstoffbetriebene Pkw – mit umfassenden<br />

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu fördern<br />

und die erforderliche Infrastruktur aufzubauen.<br />

Der Entwicklungsprozess effizienter Technologien<br />

kann durch dynamische Standards (wie z. B. die<br />

EU-Schadstoffnormen EURO 2, 3, 4) weiter forciert<br />

werden, um neuen Technologien den Marktzugang<br />

zu erleichtern (Johansson und Ahman, 2002). Grundsätzlich<br />

sind die Fördermaßnahmen so zu konzipieren,<br />

dass neben einer Emissionsminderung auch der<br />

Abbau lokal bzw. regional wirkender Schadstoffe,<br />

eine Lärmverringerung, die Reduktion des Flächenverbrauchs<br />

durch Infrastruktur sowie die Minderung<br />

von Unfallgefahren möglich wird.<br />

Auf der Nachfrageseite zeigen sich ebenfalls verschiedene<br />

Möglichkeiten zu Effizienzsteigerungen<br />

bzw. <strong>zur</strong> Senkung der Nachfrage nach Transportdienstleistungen.<br />

Hierfür sollten Programme entwickelt<br />

werden, die zu einer besseren Auslastung des<br />

mobilisierten Individualverkehrs (Carsharing usw.)<br />

und des öffentlichen Personennahverkehrs führen.<br />

Dabei sollte „Mult<strong>im</strong>odalität“ angestrebt werden,<br />

d. h. eine Kombination der verschiedenen Verkehrsmittel<br />

Privat-Pkw, ÖPNV, Bahn oder Flugzeug<br />

(WBCSD, 2001; Royal Commission on Environmental<br />

Pollution, 2000). Mult<strong>im</strong>odale Knotenpunkte wie<br />

Häfen, Bahnhöfe und Flughäfen sollten mit Telematiklösungen<br />

ausgestattet und in ihrer Infrastruktur<br />

modernisiert werden. Langfristig sind solche Maßnahmen<br />

durch neue Raumordnungskonzepte zu<br />

ergänzen, die für eine räumliche Annäherung von<br />

Wohn- und Arbeitsorten sorgen. Forschung und<br />

gesellschaftlicher Diskurs über diese Konzepte müssen<br />

weiter intensiviert werden (Kap. 6.3.3).<br />

Im Schienenverkehr hat die in Industrieländern<br />

vielfach zu beobachtende schrittweise Liberalisierung<br />

bisher nicht zu der erwünschten Stärkung der<br />

Wettbewerbsposition der Bahn gegenüber anderen<br />

Verkehrsträgern geführt. Der Grund hierfür liegt<br />

nach Auffassung des Beirats nicht notwendigerweise<br />

darin, dass der Schienenverkehr nicht von einer<br />

Liberalisierung profitieren könnte, sondern vielmehr<br />

in den ungünstigen Rahmenbedingungen für den<br />

Schienenverkehr. So ist die derzeit zu beobachtende<br />

175

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!