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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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Energiedienstleistungen sowohl für private Haushalte<br />

als auch für Klein- und Kleinstbetriebe<br />

zukommt. Er empfiehlt daher, die bestehenden<br />

Mikrofinanzierungssysteme auch für Energiezwecke<br />

zu nutzen und auszubauen. Dazu sollten Mikrofinanzierungssysteme<br />

aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit<br />

weiter unterstützt und <strong>im</strong> Rahmen<br />

entwicklungspolitischer Maßnahmen auch eine<br />

staatliche Subventionierung erwogen werden.<br />

Kulturspezifische Rahmenbedingungen<br />

Selbst wenn es gelingt, in den Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern für ein höheres Angebot an<br />

moderner Energie zu sorgen und Kaufkraft <strong>zur</strong> Nutzung<br />

dieses Angebots zu schaffen, ist eine effiziente<br />

Energienutzung nicht garantiert. Kulturell tradierte<br />

und akzeptierte Formen der Energienutzung ebenso<br />

wie mangelndes Wissen über den Umgang mit neuen<br />

Energieträgern oder über die Vor- und Nachteile verschiedener<br />

Energieträger und -technologien können<br />

sich als Blockaden für die Nutzung nachhaltiger<br />

Energieformen in diesen Ländern erweisen. In Entwicklungsländern<br />

kann sich der Umstieg vom Drei-<br />

Steine-Herd auf einen Gaskocher als ebenso schwierig<br />

erweisen wie der Umstieg von einer zentral<br />

gesteuerten Wärmeversorgung zu einer dezentralen<br />

Versorgung mit verbrauchsabhängigen Abrechnungen<br />

in Transformationsländern. Aber auch neue<br />

Finanzierungsmöglichkeiten für moderne Energieformen,<br />

wie z. B. der Kauf von „Solar Home Systems“<br />

oder die monatliche Abrechnung für Strom,<br />

werden vermutlich nicht ohne weiteres akzeptiert.<br />

Zur Überwindung solcher Barrieren sind in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit quantitative und qualitative<br />

Verbesserungen der Ausbildung über Energiesysteme<br />

und das Wissen zu Investition und Sparen<br />

notwendig. Weiter ist die Forschung über die Akzeptanz<br />

technischer und finanzieller Systeme mit Vertreterinnen<br />

und Vertretern der entsprechenden Länder,<br />

Regionen und Gemeinden sowie ethnischen oder<br />

sozialen Gruppen zu intensivieren (Kap. 6.2).<br />

Einbeziehung der Frauen<br />

Ob moderne Energie genutzt wird, hängt auch davon<br />

ab, wie die Technologien und ihre Finanzierung auf<br />

die potenziellen Nutzer zugeschnitten sind. Eine<br />

besonders wichtige Gruppe, vor allem für die Energienutzung<br />

in privaten Haushalten der Entwicklungsländer,<br />

sind die Frauen. Sie sind traditionell für<br />

die Beschaffung von Energieträgern zum Kochen,<br />

Heizen oder Trocknen zuständig (Kap. 2.4). Eine<br />

stärkere Nutzung moderner Energieformen könnte<br />

hier für wesentliche Verbesserungen sorgen. Dazu<br />

müssen die modernen Energieformen und ihre<br />

Finanzierung von den Frauen akzeptiert und ihnen<br />

der Zugang ermöglicht werden. Auch hier sind aus-<br />

Handlungsempfehlungen für die Länderebene 5.2<br />

sagekräftige Ergebnisse der Akzeptanzforschung<br />

unentbehrlich, genauso wie die Beachtung von Rahmenbedingungen,<br />

um entsprechende Anreize für<br />

Frauen zu schaffen. Diese Überlegungen sollten in<br />

energiebezogene Entwicklungsprojekte integriert<br />

werden.<br />

5.2.3.4<br />

Fazit<br />

Verbesserungen des Zugangs zu modernen Energieformen<br />

mit geringen Emissionen und eine Erhöhung<br />

der Effizienz der Energienutzung in Entwicklungs-,<br />

Schwellen- und Transformationsländern sind durch<br />

Maßnahmen auf der Angebots- und auf der Nachfrageseite<br />

zu erreichen.<br />

Auf der Angebotsseite sind Privatisierung und<br />

Liberalisierung zu kombinieren mit regulatorischen<br />

Eingriffen des Staats. Je nach den spezifischen Gegebenheiten<br />

in einer Region wird der Mix dieser drei<br />

Bereiche unterschiedlich ausfallen müssen. Für Liberalisierung<br />

und Privatisierung sind attraktive Rahmenbedingungen<br />

für private Investoren und die<br />

Erschließung internationaler Kapitalquellen wichtig.<br />

Für die Festlegung von Standards ebenso wie für<br />

einen Ausbau von Public-Private Partnerships, möglichst<br />

unterstützt durch bilaterale und multilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit, ist ein stärkeres<br />

Engagement des Staats wichtig.<br />

Auf der Nachfrageseite muss es darum gehen, die<br />

Kaufkraft insbesondere armer Bevölkerungsgruppen<br />

<strong>im</strong> Bereich Energie zu erhöhen. Dies kann durch<br />

zielgruppenspezifische Subventionen ebenso geschehen<br />

wie durch einen Ausbau von Mikrofinanzierungssystemen.<br />

Um nicht nur die Kaufkraft, sondern<br />

auch die Bereitschaft zu erhöhen, Energie in nachhaltigerer<br />

Weise zu nutzen als bisher, ist bei Maßnahmen<br />

auf der Nachfrageseite kultur- und geschlechtsspezifischen<br />

Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.<br />

5.2.4<br />

Flankierende Maßnahmen in anderen<br />

Politikbereichen<br />

Energiepolitische Maßnahmen müssen durch Maßnahmen<br />

in anderen Politikbereichen flankiert werden.<br />

Wichtige Bereiche wie Kl<strong>im</strong>a-, Verkehrs- und<br />

Agrarpolitik werden <strong>im</strong> Folgenden behandelt.<br />

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