Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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Liberalisierung bedeutet weiterhin die Öffnung<br />
nationaler Strommärkte gegenüber Strom<strong>im</strong>porten<br />
aus dem Ausland, wodurch der Wettbewerb auf dem<br />
nationalen Strommarkt erhöht wird. Solche Strom<strong>im</strong>porte<br />
führen allerdings nur dann zu Effizienzsteigerungen<br />
auf Angebots- und Nachfrageseite, wenn<br />
davon ausgegangen werden kann, dass auch <strong>im</strong> Ausland<br />
die externen Kosten fossiler und nuklearer<br />
Energie internalisiert werden. Energie<strong>im</strong>porte aus<br />
Ländern ohne Internalisierung externer Effekte<br />
können dazu führen, dass <strong>im</strong> Inland produzierte<br />
Energie vom Markt verdrängt wird, da diese aufgrund<br />
eines höheren Internalisierungsniveaus teurer<br />
ist (Kap. 5.3.5).<br />
Nach Auffassung des <strong>WBGU</strong> ist es notwendig,<br />
dass der Staat sich in den Prozess der Liberalisierung<br />
„einmischt“ und eine begleitende und gestaltende<br />
Rolle einn<strong>im</strong>mt. Es sollten langfristig stabile Rahmenbedingungen<br />
für die neuen Märkte geschaffen<br />
und für einen funktionierenden Wettbewerb gesorgt<br />
werden. Die zunehmende Integration der Energiemärkte<br />
in Europa erfordert die Schaffung einer<br />
supranationalen Wettbewerbsaufsicht, etwa in Form<br />
einer Europäischen Wettbewerbsbehörde (Duijm,<br />
1998). Dennoch sollte, dem Prinzip der Subsidiarität<br />
entsprechend, die Energiepolitik soweit wie möglich<br />
von nationalen und regionalen Entscheidungsträgern<br />
best<strong>im</strong>mt werden, um nationale und regionale<br />
Besonderheiten beachten zu können.<br />
Große Effizienzpotenziale bietet das gleichzeitige<br />
Angebot von Strom und Wärme bzw. Kälte aus<br />
KWK-Kraftwerken (Kap. 3.3). Doch schwächen die<br />
Liberalisierung und die damit verbundenen Preissenkungen,<br />
die noch bestehenden Subventionen fossiler<br />
und nuklearer Energien sowie eine völlig ungenügende<br />
Internalisierung externer Kosten die derzeitige<br />
Wettbewerbsposition dieser vergleichsweise<br />
umweltfreundlichen Technologie. Daher empfiehlt<br />
der <strong>WBGU</strong>, KWK-Anlagen gezielt weiter zu fördern<br />
und sich auf EU-Ebene für die Einführung einer<br />
Mengenregelung einzusetzen. Über das Ziel des 6.<br />
EU-Umweltaktionsprogramms hinausgehend plädiert<br />
der <strong>WBGU</strong> dafür, bis 2012 20% des Stroms aus<br />
Kraft-Wärme-Kopplung anzubieten (EU: 18% bis<br />
2012). Über den Vorschlag zu einer europäischen<br />
KWK-Richtlinie hinaus, der eine Kennzeichnung<br />
von KWK-Strom bis 2005 fordert und die nationale<br />
Förderung von KWK-Strom nur auf Elektrizitätserzeugung<br />
mit gleichzeitiger Nutzwärmeproduktion<br />
begrenzen will, sollte sich die Bundesregierung für<br />
eine zügige Festlegung verbindlicher nationaler Zielquoten<br />
einsetzen. Handelbare Quoten wären dabei<br />
ein Instrument, um wirtschaftlich möglichst effizient<br />
Energie aus KWK-Kraftwerken bereitzustellen. Bei<br />
diesen Regelungen sollte das Konzept einer verteil-<br />
Handlungsempfehlungen für die Länderebene 5.2<br />
ten Stromerzeugung (Kap. 3.4.3) berücksichtigt werden.<br />
Effizienzsteigerungen bei der Bereitstellung von<br />
Energie in Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern<br />
setzen zunächst oft den Transfer besserer<br />
Technologien in diese Länder voraus. Während<br />
manche osteuropäische Kohlekraftwerke nur einen<br />
Wirkungsgrad von 28% aufweisen und in China<br />
sogar nur 20%, erreichen moderne Gaskraftwerke<br />
einen Wirkungsgrad von nahezu 60%. Der <strong>WBGU</strong><br />
empfiehlt daher, dem Transfer von Energietechnologie<br />
größere Bedeutung ein<strong>zur</strong>äumen. Konkret würde<br />
dies einerseits einen verstärkten Technologietransfer<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
bedeuten, andererseits aber auch mehr Unterstützung<br />
für die Durchführung privater Technologietransfers.<br />
Neben günstigen Kreditbedingungen wäre<br />
dabei an Steuerbefreiungen oder auch an staatliche<br />
Risikogarantien zu denken. Zudem sollte sich die<br />
Bundesregierung für eine stufenweise Etablierung<br />
internationaler Standards für Mindestwirkungsgrade<br />
fossil betriebener Kraftwerke einsetzen. Solche Standards<br />
sollten auf der EU-IPPC-Richtlinie aufbauen<br />
und spätestens ab 2005 in Kraft treten.<br />
Effiziente Energietransportstrukturen<br />
Ökologisch wünschenswerte Effizienzsteigerungen<br />
könnten <strong>im</strong> Zuge einer Liberalisierung der Energiemärkte<br />
und einer damit einhergehenden Trennung<br />
von Verteiler und Anbieter auch bei Betreibern von<br />
Transportnetzen erschlossen werden. Bei der Konzentration<br />
von Firmen auf den Netzbetrieb ist davon<br />
auszugehen, dass durch verbesserte Übertragungstechnologien<br />
Effizienzpotenziale ausgeschöpft und<br />
damit Übertragungsverluste verkleinert werden.<br />
Verbundunternehmen allerdings, die auch Netzeigentümer<br />
sind, haben nur dann einen Anreiz für<br />
einen effizienteren Netzbetrieb, wenn die Erträge<br />
aus verbesserten Übertragungstechnologien größer<br />
oder die Skalenerträge bei der zentralen Erzeugung<br />
kleiner sind als die Kosten der Netzverluste. Dies<br />
dürfte eher selten der Fall sein. Es müssen langfristige<br />
Strategien entwickelt werden, die die Netze für<br />
eine großräumig verteilte Stromerzeugung ertüchtigen.<br />
In Transformationsländern lassen sich nennenswerte<br />
Steigerungen der Energieeffizienz durch Verbesserungen<br />
bestehender Fernwärmesysteme erzielen.<br />
Diese Systeme zeichnen sich bisher durch hohe<br />
Übertragungs- und Verteilungsverluste aus. Durch<br />
relativ einfache Maßnahmen wie Einführung von<br />
Verbrauchsmessungen, in der Geschwindigkeit einstellbare<br />
Pumpmotoren und Erneuerung bestehender<br />
Isolierungen von Rohrleitungen könnten große<br />
Effizienzpotenziale erschlossen werden. Investitionen<br />
dieser Art bringen meist schon nach zwei Jahren<br />
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