06.12.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

niert werden (IEA, 2002b). Die Staaten der EU greifen<br />

stärker in die liberalisierten Energiemärkte ein.<br />

Neben F&E-Förderprogrammen nutzen sie vor<br />

allem Maßnahmen der Preis- und Mengensteuerung.<br />

Im Rahmen der Preissteuerung werden erneuerbaren<br />

Energien bisher überwiegend direkt subventioniert.<br />

In einigen Staaten der EU, so auch in<br />

Deutschland, werden zusätzlich so genannte Einspeisevergütungen<br />

gezahlt. Bei diesen best<strong>im</strong>mt der<br />

Staat zunächst eine Annahmepflicht der Netzbetreiber<br />

für Elektrizität aus erneuerbaren Energieträgern.<br />

Für die Einspeisungen wird anschließend<br />

gesetzlich oder in freien Verträgen zwischen Erzeuger<br />

und Netzbetreiber eine über dem Marktpreis liegende<br />

Vergütung für den Strom vereinbart. Je nach<br />

Energieträger werden unterschiedliche Vergütungssätze<br />

vereinbart, die sich <strong>im</strong> Wesentlichen an den<br />

Kostennachteilen der erneuerbaren Energieträger<br />

gegenüber konventioneller Energie orientieren. Da<br />

die Kosten regenerativer Energienutzung durch<br />

technischen Fortschritt und realisierte Skalenerträge<br />

langfristig sinken werden, sind die Vergütungen in<br />

der Regel zeitlich degressiv ausgestaltet.<br />

Annahmepflicht und Einspeisevergütungen kommen<br />

einer Quersubventionierung innerhalb des<br />

Energieversorgungssektors gleich. Sie stellen Mehrkosten<br />

für die Netzbetreiber bzw. Energieversorger<br />

dar, die sie weitgehend auf die Endverbraucher überwälzen.<br />

Daraus resultieren höhere Verbraucherpreise,<br />

die zu ressourcenschonenderer, geringerer<br />

Nachfrage führen können. In Deutschland, Spanien,<br />

Dänemark und Frankreich hat das System der Einspeisevergütungen<br />

zu kontinuierlich höheren Nutzung<br />

erneuerbarer Energien geführt. In den vergangenen<br />

Jahren haben sich Belgien, Luxemburg und<br />

Österreich dem Konzept angeschlossen.<br />

Kritisch beurteilt wurde eine preisorientierte Förderpolitik<br />

für regenerative Energiequellen hingegen<br />

lange Zeit von Seiten der EU (EU-Kommission,<br />

1998). Die Kommission argumentiert, dass die Verbraucher<br />

auf einem vollständig liberalisierten europäischen<br />

Strommarkt den Anbieter mit den günstigsten<br />

Endpreisen auswählen werden, und dass dies<br />

eher ein Anbieter aus Ländern ohne kostentreibende<br />

Einspeisevergütung sein dürfte. Im Konkurrenzkampf<br />

mit ausländischen Anbietern wäre eine<br />

Überwälzung der höheren Energiekosten der he<strong>im</strong>ischen<br />

Versorger nicht mehr möglich. Deshalb befürwortet<br />

die EU-Kommission eine Förderung von<br />

regenerativen Energiequellen über eine Mengensteuerung<br />

(EU-Kommission, 1999a), auch wenn bis<br />

zu einer für 2005 anvisierten Harmonisierung der<br />

Fördermechanismen Maßnahmen der Preissteuerung<br />

weiter mit den geltenden Beihilferegelungen<br />

der EU vereinbar sind und sich die EU gegenwärtig<br />

Handlungsempfehlungen für die Länderebene 5.2<br />

mit Kritik an den Einspeisevergütungen <strong>zur</strong>ückhält<br />

(EU-Kommission, 2001d).<br />

Einfachstes Modell einer mengenbasierten Förderung<br />

ist die Vorgabe von Quoten für die Energiebereitstellung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen (Kasten<br />

5.2-1). Das Modell verpflichtet alle Energieversorger<br />

bzw. Netzbetreiber, einen best<strong>im</strong>mten, gesetzlich<br />

festgelegten Mindestanteil der Wärme- oder<br />

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien durch<br />

Eigenerzeugung oder Zukauf zu decken. Auch staatliche<br />

Ausschreibungen best<strong>im</strong>mter einzuspeisender<br />

Energiemengen aus erneuerbarer Energien sind<br />

denkbar. Bei diesem Verfahren schreibt der Staat<br />

festgelegte Einspeisemengen aus best<strong>im</strong>mten Energiequellen<br />

aus, wobei in der Regel der günstigste<br />

Investor den Zuschlag erhält. Durch den Wettbewerb<br />

auf der Erzeugerebene garantiert das Ausschreibungsverfahren,<br />

dass vor allem die Produzenten<br />

bzw. Erzeugungstechnologien zum Zuge kommen,<br />

die in kürzester Zeit die Kostenbarriere des<br />

Marktzugangs überwinden könnten.<br />

In jüngster Zeit wird innerhalb der EU über handelbare<br />

Quoten und Green Energy Certificates für<br />

den Einsatz regenerativer Energien diskutiert.<br />

Grundlage des in den Niederlanden und neuerdings<br />

auch in Dänemark praktizierten Modells ist die<br />

staatliche Festlegung einer Mindestmenge oder eines<br />

Mindestanteils (Quote) an Strom oder Wärme aus<br />

erneuerbaren Energieträgern, die flexibel erfüllbar<br />

ist (Kasten 5.2-1). Handelbare Quoten und Green<br />

Energy Certificates sorgen für eine flexible und kosteneffiziente<br />

Umsetzung der staatlichen Quotenvorgabe.<br />

Die Erzeugungskapazitäten werden dort ausgebaut,<br />

wo dies am kostengünstigsten möglich ist.<br />

Allerdings werden heute noch teure Technologien,<br />

die in Zukunft aber in entscheidendem Umfang<br />

benötigt werden, hierdurch nicht gezielt gefördert.<br />

Hierfür wäre eine komplementäre staatliche Subventionierung<br />

erforderlich.<br />

Konkrete Schritte<br />

Einen Königsweg <strong>zur</strong> Erhöhung des Anteils regenerativer<br />

Energien durch direkte Fördermaßnahmen<br />

gibt es nicht. Die Notwendigkeit, staatliche Forschungsmittel<br />

und Forschungsförderung deutlich<br />

auszubauen, ist als einzige Maßnahme weitgehend<br />

unumstritten. Angesichts des hohen Anteils, den<br />

erneuerbare Energieträger in global nachhaltigen<br />

Energiesystemen bereits in wenigen Jahrzehnten<br />

einnehmen sollen und ihres gegenwärtig sehr geringen<br />

Anteils, hält es der <strong>WBGU</strong> für unumgänglich, die<br />

Förderung staatlicher sowie privater Forschung und<br />

Entwicklung bei regenerativen Energien rasch und<br />

massiv zu stärken (Kap. 6).<br />

Nach Auffassung des Beirats sollte die Bundesregierung<br />

zusätzlich sowohl mengen- als auch preisba-<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!