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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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152 5 Die <strong>WBGU</strong>-Transformationsstrategie<br />

Kasten 5.1-1<br />

Leitprinzipien für die <strong>WBGU</strong>-<br />

Transformationsstrategie<br />

• Gutes Regierungshandeln fördern: Um die globale<br />

<strong>Energiewende</strong> auch in den am wenigsten entwickelten<br />

Ländern einzuleiten, ist eine Stärkung ihrer Handlungsfähigkeit<br />

erforderlich. Denn Planungssicherheit, funktionierende<br />

staatliche Strukturen und Märkte sind eine<br />

wichtige Voraussetzung für die Einwerbung ausländischer<br />

Direktinvestitionen und die Dauerhaftigkeit und<br />

Wirksamkeit entwicklungspolitischer Maßnahmen.<br />

• Gemeinsame aber differenzierte Verantwortung wahrnehmen:<br />

Der Kl<strong>im</strong>awandel ist wesentlich eine Folge der<br />

heutigen Energienutzung in den Industrieländern. Er<br />

wird jedoch stärker in den Entwicklungsländern zu spüren<br />

sein. Daraus ergibt sich für die Industrieländer die<br />

Verpflichtung, nicht nur selbst die <strong>Energiewende</strong> einzuleiten,<br />

sondern den Entwicklungsländern dabei auch<br />

finanzielle und technische Unterstützung zu geben.<br />

• Vorsorgeprinzip befolgen: Die globale <strong>Energiewende</strong> ist<br />

ein Suchprozess, der angesichts ständig wachsender<br />

Erkenntnisse und Rahmenbedingungen kontinuierlich<br />

neu justiert werden muss. Dabei kommt es <strong>im</strong> Sinn des<br />

Vorsorgeprinzips darauf an, die Leitplanken nicht nachhaltiger<br />

Entwicklung nicht zu verletzen.<br />

• Subsidiaritätsprinzip beachten: Das Subsidiaritätsprinzip<br />

erfordert, dass die Kompetenz für zu lösende Aufgaben<br />

zunächst grundsätzlich auf der unteren Ebene liegen<br />

soll. Die nächsthöhere Ebene ist erst dann legit<strong>im</strong>iert,<br />

wenn sie nachweisen kann, dass sie energiepolitische<br />

Strategien effizienter umsetzen und finanzieren<br />

kann.<br />

• Regionale Ansätze verfolgen: Regionale Ansätze (Clublösungen)<br />

können die politische Durchsetzbarkeit einer<br />

Transformation erleichtern. Erfolgreiche Clublösungen<br />

sind Anreiz für andere Staaten oder regionale Staatenorganisationen<br />

und sollten daher gefördert werden.<br />

gen nach Industrie-, Entwicklungs-, Schwellen- und<br />

Transformationsländern unterschieden.<br />

5.2.1<br />

Ökologische Finanzreformen<br />

Gegenstand ökologischer Finanzreformen sind die<br />

Finanzbeziehungen von Staat und Bürgern, die nach<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien ausgestaltet werden sollen.<br />

Auf der Einnahmenseite steht bisher die Besteuerung<br />

nicht erneuerbarer Energien <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

der Diskussion. Aber auch andere Umweltabgaben,<br />

Steuervergünstigungen und generell die Durchforstung<br />

des Steuersystems nach ökologisch unerwünschten<br />

Fehlanreizen sind Bestandteil einer ökologischen<br />

Reform des Einnahmensystems. Auf der<br />

Ausgabenseite des Staates sind es Beihilfen an Wirtschaftssektoren<br />

und einzelne Unternehmen sowie<br />

• Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Energieträger<br />

schaffen: Die fossile und nukleare Energieerzeugung<br />

wird noch <strong>im</strong>mer erheblich subventioniert. Externe<br />

Kosten des fossilen und nuklearen Energiesystems sind<br />

zudem nur zu einem Bruchteil internalisiert. Die Schaffung<br />

gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Energieformen,<br />

insbesondere auch bei Forschung und Entwicklung,<br />

ist daher eine Grundvoraussetzung für die<br />

Entfaltung marktwirtschaftlicher Impulse <strong>zur</strong> Transformation<br />

der Energiesysteme.<br />

• Liberalisierung nachhaltig gestalten: Die Liberalisierung<br />

der Energiemärkte schafft in vielen Fällen die Voraussetzung<br />

für die Nutzung ökonomischer Potenziale. Es<br />

sollten jedoch auch die besonderen Bedingungen <strong>im</strong><br />

ländlichen Raum der am wenigsten entwickelten Länder<br />

berücksichtigt werden – hier geht es zunächst<br />

darum, die Versorgung sicherzustellen. Liberalisierung<br />

muss mit einer staatlichen Rahmensetzung verbunden<br />

sein, damit sich die neu geschaffenen Energiemärkte<br />

unter Einhaltung von <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien entwickeln.<br />

• Transformationspotenziale zügig erschließen: Zur Erleichterung<br />

der politischen Durchsetzbarkeit sind<br />

anfangs und vor allem in Entwicklungs-, Schwellen- und<br />

Transformationsländern die kostengünstigen Transformationspotenziale<br />

zu erschließen, z. B. Effizienzsteigerungen,<br />

parallel dazu auch Technologien, die anfangs<br />

nicht kostengünstig sind. Durch die so eingesparten<br />

Mittel können z. B. erneuerbare Energien gezielt gefördert<br />

werden.<br />

• Gesellschaftliche und wirtschaftliche Kräfte nutzen:<br />

Durch die Einbindung privater Akteure können Katalysatoren<br />

für die Transformation gewonnen werden. Die<br />

Energiewirtschaft verfügt über das notwendige Kapital<br />

und teilweise das entsprechende Wissen. Zu diesem<br />

Zweck muss der Staat geeignete Rahmenbedingungen<br />

schaffen: international z. B. durch Öffnung der Märkte<br />

und Harmonisierung des internationalen Wettbewerbsrechts<br />

und national z. B. durch Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen<br />

und Beseitigung von Markthemmnissen.<br />

Forschungssubventionen, aber auch Transfers an private<br />

Haushalte, die unter Umweltgesichtspunkten<br />

geprüft und gegebenenfalls neu ausgerichtet werden<br />

müssen. Nicht zuletzt ist die allgemeine Umweltorientierung<br />

staatlicher Ausgaben und Programme<br />

(z. B. durch eine umweltfreundliche Beschaffung und<br />

ein Umweltmanagement öffentlicher Einrichtungen)<br />

Bestandteil einer ökologischen Ausgabenreform<br />

(Burger und Hanhoff, 2002). Im Folgenden konzentriert<br />

sich der <strong>WBGU</strong> auf die Besteuerung nicht<br />

erneuerbarer Energieträger und den Abbau umweltschädlicher<br />

Subventionen als zwei zentrale Elemente<br />

ökologischer Finanzreformen.

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