Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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eren Energieformen zu ermöglichen. Dies erfordert<br />
allerdings nicht nur energiepolitische, sondern<br />
auch entwicklungs- und wirtschaftspolitische<br />
Maßnahmen.<br />
• Nur mit verbindlichen CO 2 -Reduktionsvorgaben<br />
und den damit verbundenen Preissignalen und<br />
anderen Anreizen können Energiestrukturen<br />
schnell genug so transformiert werden, dass sie<br />
Min<strong>im</strong>alanforderungen an einen Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
erfüllen können. Bis 2050 ist gegenüber 1990 eine<br />
Minderung der globalen CO 2 -Emissionen um<br />
mindestens 30% notwendig, wobei die Industrieländer<br />
ihre Emissionen um etwa 80% reduzieren<br />
und die Entwicklungsländer ihren Anstieg der<br />
Emissionen auf etwa 30% beschränken müssen.<br />
• Flankierend <strong>zur</strong> Energiepolitik sind Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Minderung nicht energiebedingter Emissionen<br />
(etwa aus der Landwirtschaft) sowie zum<br />
Schutz natürlicher Kohlenstoffvorräte notwendig.<br />
• Auch wenn der <strong>WBGU</strong> hier einen exemplarischen<br />
Pfad auf der Basis einer Stabilisierung der CO 2 -<br />
Konzentration in der Atmosphäre auf 450 ppm<br />
entwickelt hat, bedeutet dies angesichts der Unsicherheiten<br />
bezüglich der Antriebskräfte und der<br />
Kl<strong>im</strong>aentwicklung nicht, dass dieses Stabilisierungsniveau<br />
als sicher gelten kann. Unter Vorsorgegesichtspunkten<br />
empfiehlt der <strong>WBGU</strong> deshalb,<br />
sich die Option niedrigerer Stabilisierungsziele<br />
für CO 2 offen zu halten.<br />
• Ein fossil-nuklearer Pfad ist selbst bei Einhaltung<br />
der Kl<strong>im</strong>aschutzziele mit wesentlich höheren, für<br />
den <strong>WBGU</strong> intolerablen Risiken sowie mit weitaus<br />
größeren Umweltbelastungen verbunden und<br />
zudem mittel- und langfristig deutlich teurer als<br />
ein Pfad, der – wie der vom <strong>WBGU</strong> exemplarisch<br />
entwickelte – auf regenerative Energieträger und<br />
Steigerung der Energieeffizienz setzt. Aus dem<br />
exemplarischen Pfad lassen sich folgende Empfehlungen<br />
ableiten: der Anteil der erneuerbaren<br />
Energieträger sollte bis 2050 weltweit etwa 50%<br />
Prozent, bis 2100 etwa 85% betragen. Die Energieproduktivität<br />
sollte langfristig um jährlich<br />
1,6% steigen. Die Kohlenutzung sollte zum Ende<br />
des Jahrhunderts auslaufen, die Kernenergienutzung<br />
bereits 2050.<br />
• Wegen der langen Investitionszyklen etwa von<br />
Kraftwerken oder Transportnetzen stellen die<br />
nächsten 10–20 Jahre das entscheidende Zeitfenster<br />
für die Transformation der Energiesysteme<br />
hin zu einem nachhaltigen Pfad dar. Wird<br />
diese Chance genutzt, ist die Transformation mit<br />
nur geringen Einkommensverlusten möglich.<br />
Eine Vertiefung der Pfadabhängigkeit von den<br />
heutigen fossil-nuklearen Energiesystemen kann<br />
damit vermieden werden.Außerdem können Ent-<br />
Fazit 4.6<br />
wicklungsländer nicht nachhaltige Technologien<br />
überspringen.<br />
• Die Transformation gelingt nur dann, wenn ein<br />
verstärkter Kapital- und Technologietransfer von<br />
Industrie- in Entwicklungsländer stattfindet.<br />
Allerdings müssen Industrieländer dazu die Technologieentwicklung<br />
zu Energieeffizienz und<br />
erneuerbaren Energieformen deutlich verstärken,<br />
etwa durch Steigerung und Umlenkung der Forschungs-<br />
und Entwicklungsausgaben, Markteinführungsstrategien,<br />
Preisanreize und den Aufbau<br />
geeigneter Infrastruktur. Dadurch können die<br />
zunächst hohen Kosten der <strong>Energiewende</strong> reduziert<br />
und rasch Marktreife erreicht werden, was<br />
wiederum den Transfer in die Entwicklungsländer<br />
erleichtert.<br />
• Kurz- und mittelfristig müssen diejenigen erneuerbaren<br />
Energiequellen zügig ausgebaut werden,<br />
die heute technisch beherrscht und relativ preiswert<br />
sind. Das sind insbesondere Windkraft und<br />
Biomassenutzung, eingeschränkt auch die Wasserkraft.<br />
Da ihr nachhaltiges Potenzial begrenzt ist<br />
(Kap. 3), droht ihr engagierter Ausbau allerdings<br />
bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts an<br />
seine Grenze stoßen.<br />
• Langfristig kann der steigende Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf<br />
nur durch eine entschiedene Sonnenenergienutzung<br />
gedeckt werden, die das mit weitem<br />
Abstand größte langfristige Potenzial besitzt. Dieses<br />
Potenzial kann nur erschlossen werden, wenn<br />
eine Verzehnfachung pro Dekade schon jetzt und<br />
auch langfristig sichergestellt wird.<br />
• Die Nutzung fossiler Energieträger, die auch in<br />
den nächsten Jahrzehnten weiter notwendig ist,<br />
muss möglichst so erfolgen, dass Effizienzpotenziale<br />
ausgeschöpft werden und Infrastrukturen und<br />
Kraftwerkstechnologien leicht auf erneuerbare<br />
Energieträger umgerüstet werden können.<br />
Besonders die effiziente Nutzung von Gas etwa in<br />
Brennstoffzellen und bei Kraft-Wärme-Kopplung<br />
kann eine wichtige Brückenfunktion hin zu einer<br />
Wasserstoffwirtschaft darstellen.<br />
• Um das weltweite Potenzial der Solarenergie nutzen<br />
und regionale Schwankungen ausgleichen zu<br />
können, ist langfristig der Aufbau globaler Energietransportnetze<br />
notwendig („Global Link“).<br />
• Auch eine <strong>im</strong> Vergleich zu fossilen Szenarien maßvolle<br />
Speicherung von Kohlendioxid in geologischen<br />
Formationen (Öl- und Gaskavernen), aber<br />
nicht <strong>im</strong> Ozean, wird bei stark ansteigender Pr<strong>im</strong>ärenergienachfrage<br />
als Übergangstechnologie<br />
in diesem Jahrhundert notwendig sein. Bei der<br />
nachhaltigen Nutzung von Biomasse durch Vergasung<br />
und Speicherung des dabei anfallenden<br />
Kohlendioxids ergibt sich sogar die Möglichkeit,<br />
eine Kohlendioxidsenke zu schaffen.<br />
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