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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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146 4 Nachhaltige Transformation der Energiesysteme<br />

die Kl<strong>im</strong>asensitivität aus Vergleichen zwischen<br />

Modells<strong>im</strong>ulationen und empirischen Daten über<br />

Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen zu rekonstruieren<br />

und diskutieren dabei auch Kl<strong>im</strong>asensitivitäten,<br />

die 4,5 °C deutlich überschreiten (Andronova<br />

und Schlesinger, 2001; Forest et al., 2002; Knutti et al.,<br />

2002). Für eine genauere Abschätzung der Kl<strong>im</strong>asensivität<br />

besteht dringender Forschungsbedarf (Kap.<br />

6.1).<br />

Ein weiteres Ergebnis lässt sich aus Tabelle 4.5-1<br />

ableiten: Wenn der exemplarische Pfad nicht bei<br />

einer Kl<strong>im</strong>asensitivität von 2,2 °C, sondern bei etwa<br />

3 °C die absolute Kl<strong>im</strong>aleitplanke erfüllen müsste,<br />

würde die zulässige kumulierte Emission um etwa<br />

200 Gt C schrumpfen. Eine Kl<strong>im</strong>asensivität von 3 °C<br />

spiegelt <strong>im</strong> Rahmen der Diskussion ebenfalls eine<br />

plausible Annahme wider, die deswegen in ihren<br />

Konsequenzen diskutiert werden soll. Es stellt sich<br />

dabei die Frage, wie der dann größere Minderungsbedarf<br />

für Treibhausgasemissionen realisiert werden<br />

könnte. In Tabelle 4.5-2 sind verschiedene Optionen<br />

aufgeführt, wie <strong>im</strong> exemplarischen Pfad noch mehr<br />

Emissionen vermieden werden könnten.<br />

Die 200 Gt C könnten durch Kohlenstoffspeicherung,<br />

in der Landwirtschaft und durch eine schnellere<br />

Erhöhung der Energieproduktivität eingespart<br />

werden. Dabei ist festzustellen, dass Einsparungen in<br />

der Landwirtschaft schwierig zu erschließen sein<br />

werden. So zeigen erste Studien zu Methanemissionen<br />

aus Reisfeldern und zum Einsatz stickstoffhaltigen<br />

Düngers, dass Emissionsreduktionspotenziale<br />

entweder einen Eingriff in die Anbautechnik erfordern<br />

(Mitra et al., 1999; Bharati et al., 2001) oder<br />

l<strong>im</strong>itiert bzw. schwer umsetzbar und zum Teil auch<br />

Unsicherheitsfaktoren und<br />

Optionen <strong>im</strong> exemplarischen<br />

Pfad<br />

Änderung der angenommenen<br />

Kl<strong>im</strong>asensitivität von<br />

2,2 °C auf 3 °C<br />

Landwirtschaft: 50% Reduktion<br />

der CH4 und N2O Emissionen<br />

in der Landwirtschaft<br />

Speicherung bis <strong>zur</strong> von der<br />

<strong>WBGU</strong>-Leitplanke begrenzten<br />

Höchstmenge (300 Gt C<br />

statt 200 Gt C)<br />

Erhöhung der Energieproduktivitätsrate<br />

von 1,3% p.a.<br />

auf 2% p.a.<br />

Erhöhung der Energieproduktivitätsrate<br />

von 1,3% p.a.<br />

auf 2,5% p.a.<br />

Äquivalent weltweit erlaubter<br />

Treibhausgasemissionen,<br />

kumuliert (2000–2100)<br />

Exemplarischer Pfad hätte<br />

zusätzlich etwa 200 Gt Ceq zu viel<br />

Brächte Ersparnis von etwa<br />

200 Gt Ceq Brächte Ersparnis von etwa<br />

100 Gt C eq<br />

Brächte Ersparnis von etwa<br />

120 Gt C eq<br />

Brächte Ersparnis von etwa<br />

220 Gt C eq<br />

teuer sind (Scott et al., 2002). Daher ist ein großes<br />

Potenzial, wie in Tabelle 4.5-2 angegeben, sehr<br />

schwer zu erreichen.<br />

Wenn in der Landwirtschaft nur wenig reduziert<br />

werden kann, müssten die fehlenden 200 Gt C hauptsächlich<br />

durch raschere Erhöhung der Energieproduktivität<br />

bzw. durch erhöhte Speicherung erreicht<br />

werden. Etwa 100 Gt C könnten zusätzlich gespeichert<br />

werden, ohne die <strong>WBGU</strong>-Leitplanke <strong>zur</strong> sicheren<br />

Speicherung in geologischen Formationen zu<br />

verletzen. Dazu dürfte allerdings <strong>im</strong> exemplarischen<br />

Pfad die CO 2 -Speicherung gegen 2100 nicht auf Null<br />

abfallen.<br />

Etwa 200 Gt C können durch schnellere Erhöhung<br />

der Energieproduktivität erreicht werden. Der<br />

hier genannte Wert von 2,5% Steigerung pro Jahr<br />

wird dabei in der Literatur als Grenze des möglichen<br />

angesehen (Hoffert et al., 1998). Es ist dabei zu betonen,<br />

dass solche Raten der Energieproduktivitätssteigerung<br />

von 2% (B1-Szenarien) oder gar 2,5% nur<br />

erzielt werden können, wenn gleichzeitig die technische<br />

Effizienz stark steigt und, wie <strong>im</strong> Szenario B1<br />

dargestellt (Kap. 4.2), sich ein Strukturwandel hin zu<br />

weniger energieintensiven Produkten und Dienstleistungen<br />

vollzieht, einschließlich der Änderung<br />

von Siedlungs- und Verkehrsstrukturen sowie von<br />

Lebensstilen. Diese zusätzliche Produktivitätssteigerung<br />

des Energiesektors erfordert starke Anreize <strong>zur</strong><br />

Minderung der Energienachfrage.<br />

Kommentar<br />

Der IPCC gibt als Spanne der<br />

Kl<strong>im</strong>asensivität 1,5–4,5 ºC an<br />

50% ist sehr viel. Ob überhaupt<br />

eine Emissionsstabilisierung<br />

erreichbar ist, kann<br />

kaum abgeschätzt werden<br />

Dabei würde <strong>im</strong> exemplarischen<br />

Pfad die CO 2 -Speicherung<br />

bis 2100 nicht auf Null<br />

abfallen<br />

Entspricht dem Übergang von<br />

der A1-<strong>Welt</strong> <strong>zur</strong> B1-<strong>Welt</strong> in<br />

den SRES-Szenarien<br />

2,5% p.a. Steigerung könnte<br />

die Obergrenze des Möglichen<br />

sein<br />

Tabelle 4.5-2<br />

Kl<strong>im</strong>asensitivität und<br />

mögliche Potenziale für<br />

Reduktionen der<br />

Treibhausgasemissionen <strong>im</strong><br />

exemplarischen Pfad.<br />

Quelle: <strong>WBGU</strong>

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