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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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(UmBAU-Pfade), die die Kl<strong>im</strong>aleitplanke einhalten.<br />

Da diese innerhalb der Korridore liegen, erfüllen sie<br />

auch die beiden anderen gesetzten Leitplanken.<br />

Zudem liegen die Pfade <strong>im</strong> oberen Teil der Korridore,<br />

d.h. es sind <strong>im</strong> Rahmen der sozioökonomischen<br />

Leitplanken sogar noch drastischere Emissionsreduktionen<br />

möglich. Das von MIND modellierte ökonomische<br />

System ist also flexibel genug, durch einen<br />

frühen Umbau des Energiesystems den Anteil fossiler<br />

Energieträger an der Energieproduktion ausreichend<br />

schnell <strong>zur</strong>ückzufahren, um Kl<strong>im</strong>aschutz auch<br />

unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

sicherzustellen.<br />

MIND berechnet also einen Kl<strong>im</strong>aschutzpfad, der<br />

bei einer mittleren Kl<strong>im</strong>asensitivität <strong>im</strong> Kl<strong>im</strong>afenster<br />

bleibt und dennoch Politiker nicht vor unlösbare<br />

Allokationsprobleme stellt. Damit wird der vom<br />

<strong>WBGU</strong> verwendete exemplarische Pfad bestätigt.<br />

Allerdings benötigt dies eine massive Erhöhung der<br />

Investitionen in den erneuerbaren Energiesektor.<br />

Das Zusammenspiel von Fördermaßnahmen – <strong>zur</strong><br />

Beschleunigung des Lernens – und langfristiger<br />

Emissionsbegrenzung für den Kl<strong>im</strong>aschutz ermöglicht<br />

eine effektive Steuerung des Umbaus in eine<br />

nachhaltige Zukunft.<br />

4.5.2<br />

Der exemplarische Pfad: Bedeutung,<br />

Unsicherheiten und Kosten<br />

In diesem Abschnitt wird der exemplarische Pfad aus<br />

Kapitel 4.4 diskutiert. Dabei stehen die Unsicherheiten<br />

bezüglich der zulässigen Emissionsmengen und<br />

die Finanzierbarkeit des Pfads <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

4.5.2.1<br />

Unsicherheiten bei den erlaubten<br />

Emissionsmengen<br />

Der exemplarische Pfad enthält kumuliert von 2000<br />

bis 2100 etwa 100 Gt C mehr CO 2-Emissionen, als<br />

der Pfad, der vom MIND-Modell <strong>im</strong> UmBAU-Szenario<br />

berechnet wurde. Allerdings zeigt die Diskussion<br />

in Kapitel 4.4.2, dass der exemplarische Pfad den<br />

<strong>zur</strong> Reduktion von CO 2 -Emissionen vorhandenen<br />

Spielraum ausreizt. So wären beispielsweise eine<br />

angenommene stärkere Erhöhung der Energieproduktivität<br />

nicht mehr konsistent mit der zugrunde<br />

liegenden A1-<strong>Welt</strong>, mehr CO 2-Speicherung widerspräche<br />

der Forderung nach Auslaufen der Speicherung<br />

bis 2100 und ein schnelleres Hochfahren der<br />

erneuerbaren Energien ist nicht möglich. Im Folgenden<br />

soll gezeigt werden, wie empfindlich alle Szenarien<br />

bezüglich der Unsicherheiten der Kl<strong>im</strong>asensiti-<br />

Diskussion des exemplarischen Pfads 4.5<br />

vität sind, was in Kapitel 4.3.1.2 bereits qualitativ diskutiert<br />

wurde.<br />

Kl<strong>im</strong>asensitivität des exemplarischen Pfads<br />

Kriegler und Bruckner (2003) haben mit einem<br />

Energiebilanz-Kl<strong>im</strong>amodell ermittelt, wie viel kumulierte<br />

Kohlenstoffemissionen ein reines CO 2 -Emissionsszenario,<br />

dass den Nettostrahlungsantrieb von<br />

Aerosolen und anderen Treibhausgasen vernachlässigt,<br />

in den Jahren 2000–2100 max<strong>im</strong>al enthalten darf,<br />

um eine Erwärmung von nicht mehr als 2 °C gegenüber<br />

der vorindustriellen Epoche zu verursachen. Sie<br />

kommen zu den in Tabelle 4.5-1 aufgeführten Ergebnis.<br />

Deutlich ist zu sehen, dass die zulässigen Emissionen<br />

zwischen den beiden Extremwerten der Kl<strong>im</strong>asensitivität<br />

um mehr als 1.500 Gt C auseinander liegen<br />

können, mehr als die gesamten kumulierten<br />

Emissionen des exemplarischen Pfads (650 Gt C).<br />

Um diese Werte näherungsweise auf den exemplarischen<br />

Pfad beziehen zu können, der auch andere<br />

Treibhausgase und Aerosole enthält, müssen die<br />

relativen Unterschiede zwischen den zulässigen<br />

Emissionen auf die Kohlendioxidemissionen des<br />

exemplarischen Pfads übertragen werden. Ein<br />

Abschätzung ergibt, dass der exemplarische Pfad bei<br />

einer angenommenen Kl<strong>im</strong>asensitivität von etwa<br />

2,2 °C das Kl<strong>im</strong>afenster einhalten würde.<br />

Die in Tabelle 4.5-1 angenommenen Kl<strong>im</strong>asensitivitäten<br />

spiegeln in ihrer Bandbreite den Stand des<br />

heutigen Wissens wider (IPCC, 2001a). Dabei ist zu<br />

betonen, dass aufgrund der hohen Unsicherheiten<br />

insbesondere bei den indirekten und Rückkopplungseffekten<br />

<strong>im</strong> Kl<strong>im</strong>asystem der IPCC keinen Wert<br />

mehr als den wahrscheinlichsten ausweist. Dennoch<br />

lässt sich feststellen, dass ein Wert von 2,2 °C in der<br />

vom IPCC angegeben Spanne liegt und damit ein<br />

plausible Annahme ist. Neuere Studien versuchen<br />

Tabelle 4.5-1<br />

Zulässige kumulierte CO 2 -Emissionen von 2000–2100 für<br />

eine absolute Erwärmung unter 2 °C gegenüber<br />

vorindustriellen Werten in Abhängigkeit von der<br />

Kl<strong>im</strong>asensitivität. Der IPCC gibt die Spannbreite der<br />

Kl<strong>im</strong>asensivität mit 1,5–4,5 °C an (IPCC, 2001a). Zum<br />

Vergleich: der exemplarische Pfad erhält kumuliert von<br />

2000–2100 rund 650 Gt C.<br />

Quelle: nach Kriegler und Bruckner, 2003<br />

Angenommene<br />

Kl<strong>im</strong>asensitivität<br />

[°C]<br />

Zulässige kumulierte<br />

CO 2 -Emissionen<br />

[Gt C]<br />

1,5 1.780–1.950<br />

2,5 850–910<br />

3,5 530–560<br />

4,5 ca. 380<br />

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