Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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136 4 Nachhaltige Transformation der Energiesysteme<br />
gen, da die solare Brauchwassererwärmung <strong>im</strong><br />
Jahr 1998 global tatsächlich wesentlich tiefer lag.<br />
Die Beiträge der aktiven und insbesondere passiven<br />
Nutzung der Solarwärme sind jedoch nur<br />
schwierig abzuschätzen, so dass der A1T-450-Wert<br />
trotz der bestehenden Bedenken übernommen<br />
wurde.<br />
• Geothermie: Diese Energieform wird <strong>im</strong> A1T-450<br />
nicht gesondert ausgewiesen. Der <strong>WBGU</strong> hält<br />
jedoch das Potenzial der Geothermie sowohl mit<br />
Blick auf thermische Anwendungen als auch <strong>zur</strong><br />
Stromproduktion für so bedeutsam, dass er eine<br />
eigene Kategorie einrichtet. Bei der Strom-<br />
/Wärme-Verteilung wurde die Annahme<br />
zugrunde gelegt, dass die Hälfte der Pr<strong>im</strong>ärenergie<br />
thermisch genutzt wird (Heizen, Kühlen, Prozesswärme)<br />
und die andere Hälfte <strong>zur</strong> Stromerzeugung<br />
eingesetzt wird. Die entsprechenden Wirkungsgrade<br />
sind hier kleiner als jene fossiler<br />
Kraftwerke, da geothermische Wärme meist auf<br />
einem vergleichsweise geringen Temperaturniveau<br />
vorliegt. Der Einstiegswert für das Jahr 2000<br />
wurde aus dem World Energy Assessment übernommen<br />
(UNDP et al., 2000).<br />
• Andere erneuerbare Energien: Hier wurden Pr<strong>im</strong>ärenergiebeiträge<br />
angesetzt, die deutlich opt<strong>im</strong>istischer<br />
als die des A1T-450 sind. Der <strong>WBGU</strong><br />
ist der Auffassung, dass die Entwicklung neuer<br />
Technologien <strong>zur</strong> Nutzung erneuerbarer Energiequellen<br />
bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Beispiele solcher bereits heute diskutierten Technologien<br />
sind Solarchemie (Erzeugung speicherbarer<br />
Energieträger), Gezeiten- und Wellenenergie<br />
sowie der Photosynthese verwandte Energiekonversion<br />
mit Hilfe künstlicher Membransysteme.<br />
Fossile Energien<br />
Diese sind entscheidend für die CO 2 -Emissionen und<br />
damit für die Kl<strong>im</strong>aleitplanke. Sie wurden nur in sehr<br />
geringem Ausmaß modifiziert. Für das Jahr 2000<br />
wurde der reale Energieeinsatz in den exemplarischen<br />
Pfad aufgenommen. Die entsprechenden<br />
Daten beruhen auf aktuellen Statistiken der US-<br />
Regierung (US-DOE, 2002). Ab 2010 bis 2050 wurden<br />
die Beiträge der einzelnen fossilen Quellen<br />
nahezu unverändert aus A1T-450 übernommen.<br />
Lediglich der vorübergehende Strom-Engpass zu<br />
Beginn des Jahrhunderts, der sich durch die<br />
vergleichsweise vorsichtigere Nutzung von Biomasse<br />
und Wasserkraft ergibt, wird durch einen zusätzlichen,<br />
zeitlich befristeten Einsatz von Gaskraftwerken<br />
gedeckt. Dies führt vorübergehend zu einem<br />
geringfügigen Anstieg des Energiebedarfs gegenüber<br />
dem A1T-450-Szenario. Das Gas muss ausreichend<br />
Elektrizität liefern, um die entsprechenden<br />
Ausfälle bei den nicht fossilen Energien zu kompensieren.<br />
Dies resultiert in etwa 17 Gt C zusätzlichen<br />
CO 2-Emissionen des exemplarischen Pfads gegenüber<br />
A1T-450 <strong>im</strong> Zeitraum bis 2050, wenn man einen<br />
50%igen Kraftwerkswirkungsgrad ansetzt.<br />
In der zweiten Jahrhunderthälfte konnten die fossilen<br />
Energieträger dagegen insgesamt etwas niedriger<br />
als <strong>im</strong> A1T-450-Szenario angesetzt werden, da<br />
dann auch der Energiebedarf durch stärkere Effizienzsteigerung<br />
sinkt. Zunächst wird er dabei <strong>im</strong> fossilen<br />
und nicht fossilen Sektor gleichermaßen reduziert.<br />
Damit ergibt sich eine Reduktion der energiebezogenen<br />
CO 2 -Emissionen von etwa 24 Gt C zwischen<br />
2050 und 2100, die den erhöhten Gasverbrauch<br />
in der ersten Jahrhunderthälfte überkompensiert.<br />
Energieproduktivität<br />
Ab 2040 wird eine Verbesserung der Energieproduktivität<br />
gegenüber dem A1T-450-Szenario angenommen.<br />
Während seit Beginn der Industrialisierung<br />
eine Verbesserung der Energieproduktivität um<br />
etwa 1% <strong>im</strong> jährlichen globalen Mittel erzielt worden<br />
ist, setzen die A1T-Szenarien etwa 1,3% pro Jahr<br />
an. Szenarien, die an diesem Punkt noch ehrgeizigere<br />
Annahmen treffen, veranschlagen sogar 2% pro Jahr<br />
(B1; Kap. 4.2). Im exemplarischen Pfad werden ab<br />
2040 1,6% pro Jahr Steigerung angenommen. Diese<br />
ist noch konsistent mit den Annahmen der A1-<strong>Welt</strong>,<br />
weil das A1T-450-Szenario Maßnahmen <strong>zur</strong> Minderung<br />
der Energienachfrage, etwa über Preisanreize,<br />
kaum berücksichtigt und somit noch Spielraum für<br />
die Annahme einer weiteren Steigerung der Energieproduktivität<br />
lässt, ohne dass – wie in der B1-<strong>Welt</strong> –<br />
ein Werte- und Strukturwandel hin zu weniger energieintensiven<br />
Produkten und Dienstleistungen der<br />
Wirtschaft vorausgesetzt werden müssten. Damit<br />
wird <strong>im</strong> Jahr 2100 eine Reduktion des Energieeinsatzes<br />
von 22% gegenüber dem A1T-450-Szenario<br />
erzielt.<br />
Kohlendioxid-Speicherung<br />
(„Sequestrierung“)<br />
Diese kann unterschieden werden in Kohlendioxidspeicherung<br />
bei fossilen und bei Biomassekraftwerken.<br />
• Kohlendioxid-Speicherung bei fossilen Kraftwerken:<br />
Im A1T-450-Szenario werden bis 2100 insgesamt<br />
etwa 218 Gt C gespeichert, <strong>im</strong> Jahr 2100 noch<br />
mit einer Rate von 1,7 Gt C pro Jahr. Da der Beirat<br />
eine zeitliche Begrenzung der Kohlendioxid-<br />
Speicherung wegen der begrenzten Kapazität der<br />
Endlagerstätten für wichtig hält, wird die Speicherung<br />
<strong>im</strong> exemplarischen Pfad zeitlich so verteilt,<br />
dass sie bis Ende des 21. Jahrhunderts beendet<br />
wird. Da <strong>im</strong> A1T-450-Szenario allerdings bereits<br />
der wesentliche Teil des in Kraftwerken anfallen-