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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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ler/nicht fossiler Anteil des Energieeinsatzes möglichst<br />

identisch beibehalten. Da aus Wasserstoff und<br />

Elektrizität jederzeit effizient Wärme bereitgestellt<br />

werden kann und nur die umgekehrte Umwandlung<br />

verlustreicher ist, genügt hierzu der Nachweis, dass<br />

<strong>im</strong> exemplarischen Pfad zu jeder Zeit mindestens<br />

soviel Elektrizität und Wasserstoff wie <strong>im</strong> A1T-450-<br />

Szenario bereitgestellt werden kann. Dieser Nachweis<br />

ist nicht trivial und wurde <strong>im</strong> Rahmen detaillierter<br />

Rechnungen erbracht, die hier allerdings nicht<br />

<strong>im</strong> Einzelnen ausgeführt werden sollen.<br />

Generell ist anzumerken, dass die A1T-Szenarien<br />

1997 starten. Die Werte für das Jahr 2000 sind also <strong>im</strong><br />

A1T-450-Szenario bereits Projektionen. Im exemplarischen<br />

Pfad werden dagegen für 2000 die beobachteten<br />

Werte verwendet.<br />

Methode <strong>zur</strong> Bilanzierung der<br />

Pr<strong>im</strong>ärenergie<br />

Die gemeinsame Darstellung verschiedener Energieformen<br />

und -quellen in einem globalen Mengengerüst<br />

stellt ein prinzipielles Problem dar, weil über<br />

einige Konversionspfade direkt hochwertige Endenergie<br />

bereitgestellt wird (z. B. Strom oder Wasserstoff<br />

aus Sonnenenergie), während andere Konversionspfade<br />

entsprechende Endenergieformen über<br />

einen Wärmezwischenschritt generieren (z. B. fossile<br />

Kraftwerke). Im Folgenden wird in Anlehnung an<br />

die <strong>Welt</strong> der SRES-Szenarien bei der Darstellung des<br />

Energiegerüsts die „direkte äquivalente Methode“<br />

verwendet: Für Kernenergie und alle erneuerbaren<br />

Energien, die direkt Elektrizität oder Wasserstoff als<br />

Endenergie liefern (Wind, Wasserkraft, Photovoltaik,<br />

andere erneuerbare Energieträger), entsprechen<br />

die angegebenen Werte der hochwertigen Endenergie.<br />

Für Energieformen, die erst über den<br />

Umweg der Wärmeerzeugung in Strom oder Wasserstoff<br />

als Energieträger veredelt werden können (z. B.<br />

fossile Brennstoffe, Biomasse, Geothermie), entspricht<br />

die angegebene Energiemenge dem thermischen<br />

Pr<strong>im</strong>ärenergieäquivalent. In der Darstellung<br />

der Szenarien werden die beiden Energiebewertungen<br />

ohne Korrektur addiert.<br />

Erneuerbare Energien und Kernenergie<br />

Folgende Modifikationen bezüglich der erneuerbaren<br />

Energien und der Kernenergie wurden vom<br />

<strong>WBGU</strong> am A1T-450-Szenario vorgenommen:<br />

• Kernenergie: Die aus Kernenergie bereit gestellte<br />

Energiemenge für das Jahr 2000 basiert <strong>im</strong> exemplarischen<br />

Pfad auf realen Zahlen der IEA. Für<br />

das Jahr 2010 wurde der A1T-450-Wert übernommen.<br />

In Abwandlung des A1T-450 läuft die Nutzung<br />

der Kernenergie jedoch <strong>im</strong> exemplarischen<br />

Pfad bis zum Jahr 2050 aus. Ersatz für Strom oder<br />

Wasserstoff aus Kernenergie wird über erneuer-<br />

Exemplarischer Transformationspfad für die <strong>Energiewende</strong> 4.4<br />

bare Energieträger und zeitlich begrenzt auch<br />

durch Erdgas geschaffen.<br />

• Wasserkraft: Der Einstiegswert für 2000 wurde<br />

von der IEA übernommen. Danach wird die<br />

Kapazität moderat ausgebaut, wobei schließlich<br />

15 EJ pro Jahr (<strong>im</strong> Vergleich zu 35 EJ pro Jahr <strong>im</strong><br />

A1T-450) erreicht werden.<br />

• Biomasse: Der Einstiegswert für das Jahr 2000<br />

beruht auf Schätzungen (Kaltschmitt et al., 2002).<br />

Dieser Wert ist mit nennenswerten Unsicherheiten<br />

behaftet, liegt aber dicht bei den Schätzungen<br />

des A1T-450. Die Aufteilung zu etwa gleichen Teilen<br />

in moderne/traditionelle Nutzung wird in<br />

Anlehnung an das A1T-450-Szenario übernommen.<br />

Langfristig wird die traditionelle Biomassenutzung<br />

in ähnlicher Weise <strong>zur</strong>ückgefahren wie <strong>im</strong><br />

A1T-450; dabei bleibt ab 2050 eine Restenergieerzeugung<br />

von 5 EJ pro Jahr dauerhaft bestehen<br />

(gegenüber 0 in A1T-450). Da davon auszugehen<br />

ist, dass diese Energiemenge dann auch ohne<br />

Luftverschmutzung in Häusern genutzt werden<br />

kann, ist diese Modifikation mit der Leitplanke<br />

„Gesundheit“ kompatibel. Die moderne Biomassenutzung<br />

wird ähnlich zu A1T-450 hochgefahren,<br />

langfristig aber weniger stark ausgebaut<br />

und schließlich auf 100 EJ pro Jahr begrenzt (<strong>im</strong><br />

Vergleich zu 260 EJ pro Jahr in A1T-450).<br />

• Windenergie: Der Einstiegswert der Windenergie<br />

wurde aus realen Daten <strong>zur</strong> weltweit installierten<br />

Kapazität abgeleitet (BTM Consult, 2001). Bis<br />

2020 wird ein jährliches Wachstum von 26% angesetzt<br />

(Verzehnfachung pro Dekade), das dann<br />

abflacht. Insgesamt wird die Windkraft erheblich<br />

stärker ausgebaut als <strong>im</strong> A1T-450. Der Endausbau<br />

auf 135 EJ pro Jahr liegt aber dennoch deutlich<br />

unter dem in Kapitel 3 abgeleiteten technischen<br />

Potenzial der Windenergie.<br />

• Solarstrom: Dem Startwert der solaren Stromerzeugung<br />

für das Jahr 2000 liegen reale Daten<br />

zugrunde. Danach wird angenommen, dass sich<br />

die Stromerzeugung aus den solaren Quellen (verteilte<br />

Photovoltaik, photovoltaische und solarthermische<br />

Kraftwerke) bis 2040 jeweils pro<br />

Dekade verzehnfacht. Die aggregierte Wachstumskurve<br />

solarer Stromerzeugung schneidet sich<br />

kurz vor dem Jahr 2050 mit den Werten des A1T-<br />

450, die nach Ansicht des Beirats in den davor liegenden<br />

Jahren auf einem unrealistisch hohen<br />

Niveau liegen. Gegen 2100 gleicht sich der exemplarische<br />

Pfad dann langsam wieder dem A1T-450<br />

an. Potenzialobergrenzen (Kap. 3) werden bis<br />

2100 bei weitem nicht erreicht.<br />

• Solarwärme: Im exemplarischen Pfad wird die<br />

thermische Nutzung der Solarenergie („Solarwärme“)<br />

ähnlich der A1T-450-Daten erhöht. Der<br />

A1T-450-Wert für das Jahr 2000 ist schwer zu bele-<br />

135

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