Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
• Grundsätze für wasserbauliche Großprojekte: Für<br />
alle wasserbaulichen Projekte sollten die bestehenden,<br />
internationalen Richtlinien für <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
(<strong>Welt</strong>bank, OECD) Anwendung finden.<br />
Auch die World Commission on Dams hat in<br />
einem weltweiten Diskussionsprozess wichtige<br />
Grundlagen erarbeitet (WCD, 2000). Die Umsetzung<br />
der Richtlinien auf nationaler Ebene setzt<br />
den Aufbau technischer und institutioneller Kompetenz<br />
sowie langfristige Verantwortlichkeiten<br />
voraus. Außerdem müssen <strong>zur</strong> Erarbeitung von<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sanalysen zunächst die wissenschaftlichen<br />
Grundlagen geschaffen werden. Die<br />
Forschung muss für die spezifischen Einzugsgebiete<br />
und losgelöst von konkreten Projekten<br />
von unabhängigen regionalen Zentren betrieben<br />
werden (Kap. 6.3.1). Sie können auch die Grundlage<br />
für den Vergleich regionaler Standortalternativen<br />
schaffen und indirekte und kumulative<br />
Auswirkungen (z. B. eine Serie von Projekten<br />
an einem Fluss) <strong>im</strong> Blick haben (Kap. 3.2.3.3).<br />
Definition der Leitplanke<br />
Wenn während der nächsten 10–20 Jahre die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen (Investitionen in<br />
Forschung, Institutionen, Kapazitätsaufbau usw.,<br />
Kap. 3.2.3) geschaffen werden, könnte bei entsprechender<br />
Umsicht bis 2030 nach und nach etwa ein<br />
Drittel des heute genutzten Potenzials zusätzlich<br />
zugänglich gemacht werden (Stromproduktion von<br />
insgesamt ca. 12 EJ pro Jahr). Nur bei Erfüllung der<br />
oben genannten Voraussetzungen könnte sich der<br />
Wert bis 2100 auf ca. 15 EJ pro Jahr steigern lassen.<br />
Prüfung der Leitplanke<br />
Das A1T-450-Szenario sieht bei der Wasserkraft<br />
einen Ausbau von heute ca. 9,5 EJ auf 35 EJ in 2100<br />
vor, d. h. mehr als eine Verdreifachung. Dieser Wert<br />
überschreitet die vom <strong>WBGU</strong> gesetzte Leitplanke<br />
um ein Mehrfaches.<br />
4.3.1.5<br />
Schutz der Meeresökosysteme<br />
Die marine Biosphäre wird bereits von den konventionellen<br />
Energiesystemen beeinträchtigt, etwa<br />
durch Ölverschmutzung, Aufheizen von Flussmündungen<br />
und Küstengewässern oder Verklappen<br />
von Atommüll. Im Zusammenhang mit dem Umbau<br />
der globalen Energiesysteme werden heute neue<br />
Energietechniken diskutiert, die für die Meere ebenfalls<br />
erhebliche Umweltfolgen haben könnten.<br />
Daher ist zu entscheiden, welche dieser Techniken<br />
nicht nachhaltig sind. Diese Abschätzung ist schwierig,<br />
weil die Ökosysteme der Meere vergleichsweise<br />
Leitplanken für die Transformation der Energiesysteme 4.3<br />
wenig erforscht und somit die Folgen von Eingriffen<br />
schwer zu beurteilen sind. Daher muss dem Vorsorgeprinzip<br />
besondere Bedeutung eingeräumt werden.<br />
Da es nicht möglich ist, eine generelle Leitplanke für<br />
den Meeresschutz zu definieren – sie müsste zu sehr<br />
<strong>im</strong> Allgemeinen bleiben – werden hier die in Frage<br />
kommenden Toleranzgrenzen jeweils für die einzelnen<br />
Techniken betrachtet.<br />
Definition der Leitplanke<br />
Für die Kohlenstoffspeicherung <strong>im</strong> Ozean werden<br />
zwei Optionen diskutiert: die Lösung in Meerwasser<br />
und die Speicherung in marinen Ökosystemen (Kap.<br />
3.6). Durch Injektion von Kohlendioxid in die Tiefsee<br />
wird der CO 2 -Partialdruck erhöht und gleichzeitig<br />
der pH-Wert des Meerwassers erniedrigt. Die biologischen<br />
Konsequenzen sind bis heute un<strong>zur</strong>eichend<br />
untersucht.Auch bei der Eisendüngung etwa <strong>im</strong> Südlichen<br />
Ozean sind schwerwiegende Folgen für die<br />
marinen Ökosysteme zu befürchten. Bei beiden<br />
Optionen bestehen erhebliche Unsicherheiten in<br />
Bezug auf die Langfristigkeit der Speicherung. Der<br />
<strong>WBGU</strong> empfiehlt daher, unter Beachtung des Vorsorgeprinzips<br />
beide Optionen nicht für ein nachhaltiges<br />
Energiesystem zu verwenden.<br />
Nutzung von Offshore-Windkraft<br />
Grundsätzlich kann die Windenergie nicht nur als<br />
eine erneuerbare, sondern auch als eine umweltschonende<br />
Form der Energieerzeugung betrachtet werden.<br />
Durch die Entwicklung der küstennahen Offshore-Technik<br />
hat die Windenergie ein großes neues<br />
Potenzial, wodurch ihre Entwicklung voraussichtlich<br />
noch weiter beschleunigt wird. Der Aufbau großer<br />
Windenergieparks vor den Küsten hat aber möglicherweise<br />
unerwünschte Folgen für die marine Biosphäre<br />
(z. B. Vogelschutz), die derzeit in Forschungsprojekten<br />
überprüft werden (Kap. 3.2.5).Auf wissenschaftlicher<br />
Grundlage müssen Richtlinien zum<br />
Umgang mit dieser Technologie entwickelt werden,<br />
um die Umweltfolgen zu min<strong>im</strong>ieren. Bei der Ausweisung<br />
von Flächen <strong>zur</strong> Energiegewinnung durch<br />
Offshore-Windparks sind z. B. Gebiete mit bestehendem<br />
naturschutzrechtlichem Status ebenso auszuschließen<br />
wie Flächen, die von der Habitatrichtlinie<br />
der EU betroffen sein könnten sowie wichtige Vogelbrut-<br />
oder -zuggebiete.Auch bei der Offshore-Windenergienutzung<br />
gibt es also Konkurrenz um Flächen:<br />
Anforderungen der Schifffahrt, der Ölindustrie, der<br />
Fischerei, des Naturschutzes usw. müssen in der Planung<br />
miteinander vereinbart werden. Die vorliegende<br />
Datengrundlage reicht für die Definition einer<br />
allgemein gültigen Leitplanke nicht aus.<br />
123