Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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Tabelle 4.3-1<br />
Potenzielle Fläche für<br />
Energiepflanzen sowie ihre<br />
regionale Verteilung und die<br />
aus ihnen jährlich zu<br />
gewinnende Energiemenge.<br />
Die Energiemenge<br />
errechnet sich aus einem<br />
mittleren Ertrag von 6,5<br />
t/ha/a und einem Heizwert<br />
der Biomasse von 17,6<br />
MJ/kg. Die Prozentanteile<br />
beziehen sich auf die<br />
Gesamtflächen der<br />
jeweiligen Kontinente.<br />
Quelle: Zusammenstellung<br />
<strong>WBGU</strong><br />
8% der Fläche angenommen, um so den Schutz der<br />
tropischen Pr<strong>im</strong>ärwaldreste zu gewährleisten.<br />
40% der von Cook et al. (1991) für die USA angegebenen<br />
Bioenergie-Anbauflächen sind nicht mehr<br />
genutzte landwirtschaftliche Flächen, die anderen<br />
60% kommen zu etwa gleichen Anteilen aus Wiesen,<br />
Weiden und Wäldern. Schließt man die Umwidmung<br />
von Wäldern aus und reduziert wegen bestehender<br />
Bedarfsunsicherheiten die in Frage kommenden<br />
Wiesen und Weiden um jeweils die Hälfte, so erhält<br />
man eine mögliche Anbaufläche von 61 Mio. ha.<br />
Addiert man zu diesem Wert 10% für Kanada, so<br />
kommt man zu einer max<strong>im</strong>al nutzbaren Fläche für<br />
Nordamerika von 67 Mio. ha oder 3,6% der Landfläche.<br />
Leitlinien für die Grenzen der<br />
Biomassenutzung<br />
Energiepflanzen: Auf allen Flächen, die nach Abwägung<br />
verschiedener Nutzungen zum Anbau von Biomasse<br />
als Energieträger oder <strong>zur</strong> Kohlenstoffspeicherung<br />
verwendet werden können, muss der Anbau<br />
nachhaltig und ökologisch sinnvoll sein. Der Einsatz<br />
von Düngern und Pestiziden muss daher möglichst<br />
gering gehalten werden und die Bodenbearbeitung<br />
muss schonend sein, um Erosion zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
Diese Forderungen sind be<strong>im</strong> Anbau mehrjähriger<br />
Gräser und schnell wachsender Bäume einfacher<br />
umzusetzen als be<strong>im</strong> intensiven Anbau einjähriger<br />
Energiepflanzen (Graham et al., 1996; Paine et al.,<br />
1996; Zan et al., 2001). Außerdem sollte be<strong>im</strong> Anbau<br />
von Energiepflanzen in Plantagen ein Min<strong>im</strong>um an<br />
Arten- und genetischer Vielfalt sowie struktureller<br />
Diversität innerhalb der Flächen gewahrt bleiben.<br />
Sie sollten sich zudem in die umgebende Landschaft<br />
integrieren.<br />
Nutzung von Reststoffen: In der Landwirtschaft ist<br />
darauf zu achten, dass die Nutzung von Stroh und<br />
anderen Reststoffen langfristig den Erhalt der<br />
Bodenstruktur, die Nährstoffrückführung und den<br />
Anteil an organischer Bodensubstanz nicht gefähr-<br />
Leitplanken für die Transformation der Energiesysteme 4.3<br />
Region Potenzielle Fläche Quelle <strong>WBGU</strong>-Leitplanke<br />
[Mio. ha] [%] [Mio. ha] [%] [EJ/a]<br />
Europa 22 4,5 Kaltschmitt et al., 2002 22 4,5 2,5<br />
Asien und<br />
Australien 37 0,7 IPCC, 2001c 29 0,5 3,3<br />
Afrika 111 3,8 Marrison und Larson,<br />
1996<br />
Lateinamerika 323 16 Schneider et al., 2001;<br />
nur Brasilien<br />
Nordamerika 101 5,9 Cook et al., 1991;<br />
nur USA<br />
111 3,8 12,7<br />
165 8 18,8<br />
67 3,6 7,7<br />
<strong>Welt</strong> 595 4,6 394 3,0 45,0<br />
det. Je nach Nährstoffversorgung und Bodenstruktur<br />
sind unterschiedliche Entnahmemengen möglich, die<br />
auf armen tropischen Böden (z. B Oxisols, Ultisols)<br />
gegen Null gehen, auf reicheren Böden jedoch durchaus<br />
bei 1–2 t pro ha und Jahr liegen können. Legt<br />
man ein globales Mittel von 0,7 t pro ha und Jahr<br />
sowie einen Heizwert von 17,6 MJ pro kg zugrunde,<br />
so ergibt sich bei einer landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />
von weltweit 1.500 Mio. ha ein Potenzial von 18<br />
EJ pro Jahr.<br />
Auch die Nutzung forstlicher Reststoffe darf die<br />
Nährstoffrückführung nicht beeinträchtigen. Außerdem<br />
ist zu beachten, dass eine ausreichende Menge<br />
an Totholz <strong>im</strong> Wald verbleibt. Für europäische Verhältnisse<br />
kann von ca. 1,5 t pro ha und Jahr an nachhaltig<br />
nutzbarem Waldenergieholz ausgegangen werden.<br />
Angesichts der Unzugänglichkeit und Schutzwürdigkeit<br />
weiter Teile der borealen und tropischen<br />
Wälder erscheint es sinnvoll, global von etwa einem<br />
Drittel des europäischen Werts auszugehen, d.h.<br />
nicht mehr als 0,5 t pro ha und Jahr zu entnehmen.<br />
Dies ergibt bei einer globalen Waldfläche von 4.170<br />
Mio. ha und einem Heizwert für Holz von 18,6 MJ<br />
pro kg ein nachhaltiges Potenzial von 39 EJ pro Jahr.<br />
Insgesamt erhält man also durch den Anbau von<br />
Energiepflanzen (ca. 45 EJ pro Jahr), durch die Nutzung<br />
landwirtschaftlicher Reststoffe (18 EJ pro Jahr)<br />
und forstwirtschaftlicher Reststoffe (39 EJ pro Jahr)<br />
ein nachhaltig nutzbares Potenzial moderner Biomasse<br />
von ca. 100 EJ pro Jahr. Hinzu kommen weitere<br />
5–7 EJ pro Jahr aus der traditionellen Nutzung<br />
von Rinderdung <strong>zur</strong> Energiegewinnung (Kap.<br />
3.2.4.2).<br />
CO 2 -Speicherung in terrestrischen<br />
Ökosystemen<br />
Auch für die Speicherung von Kohlenstoff in biologischen<br />
Senken muss eine nachhaltige Zuweisung der<br />
Flächen gewährleistet sein. Ziele der Nahrungsmittelproduktion<br />
und des Naturschutzes dürfen nicht<br />
gefährdet werden. Die verstärkte Nutzung von Bio-<br />
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