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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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110 4 Nachhaltige Transformation der Energiesysteme<br />

wird. Das A1T-450-Szenario illustriert somit die Entwicklung<br />

hin zu einer Wasserstoffwirtschaft. Der<br />

Wasserstoff wird mit Kernreaktoren und erneuerbaren<br />

Energieträgern (etwa Solarthermie) gewonnen.<br />

Die Kohlenutzung läuft zum Ende des Jahrhunderts<br />

aus. Die Nutzung der Kernenergie (Hochtemperaturreaktoren)<br />

wird geringfügig gesteigert, ebenso die<br />

Nutzung von Wasserstoff-Brennstoffzellen <strong>im</strong> Transport.<br />

4.2.5.2<br />

Rolle der Kohlenstoffspeicherung<br />

Da die CO 2 -Speicherung kostenintensiv ist (Kap.<br />

3.6.1), wird sie in den Referenzszenarien ohne kl<strong>im</strong>apolitische<br />

Maßnahmen nicht eingesetzt, abgesehen<br />

von der Reinjektion in Öl- und Gasfelder.Allerdings<br />

wird sie in allen A1-Post-SRES-Stabilisierungsszenarien<br />

genutzt, wenn auch in sehr unterschiedlichem<br />

Ausmaß (Tab. 4.2-1). Die Zahlen sind mit den<br />

Abschätzungen für Potenziale <strong>zur</strong> Kohlenstoffspeicherung<br />

in Öl- und Gasfeldern (200–500 Gt C) sowie<br />

in tiefen Aquiferen (100 bis über 1.000 Gt C) zu vergleichen<br />

(Kap. 3.6), die allerdings mit großen Unsicherheiten<br />

behaftet sind. Die fossil intensiven Pfade<br />

A1C-450 und A1G-450, aber auch der „mittlere“<br />

Pfad A1B-450 übersteigen die vom <strong>WBGU</strong> gesetzte<br />

Leitplanke von 300 Gt C als Obergrenze für die Kohlenstoffspeicherung<br />

<strong>im</strong> 21. Jahrhundert bei weitem<br />

(Kap. 4.3). In den Szenarien A1C-450 und A1G-450<br />

ist die erforderliche CO 2 -Sequestrierung größer als<br />

die für eine geologische Speicherung abgeschätzten<br />

Potenziale, so dass eine Speicherung <strong>im</strong> Tiefenwasser<br />

des Ozeans notwendig wäre. Die anthropogene Kohlenstoffspeicherung<br />

<strong>im</strong> Ozean bewertet der <strong>WBGU</strong><br />

als nicht nachhaltig (Kap. 3.6.3).<br />

4.2.5.3<br />

Vergleich der Kosten<br />

Abbildung 4.2-1 zeigt, wie die Energiesystemkosten<br />

von der technologischen Entwicklung in den Referenzszenarien<br />

und vom Stabilisierungsziel abhängen<br />

(Roehrl und Riahi, 2000). Die Energiesystemkosten<br />

sind als Summe der Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten<br />

definiert, einschließlich der Kosten für<br />

die Verteilung sowie für die Umwelttechnologie.<br />

Obwohl das Modell MESSAGE die Energiesystemkosten<br />

bei ihrer Min<strong>im</strong>ierung mit einem Satz von 5%<br />

diskontiert, sind sie in Abbildung 4.2-1 nicht diskontiert<br />

dargestellt worden.<br />

Es fällt auf, dass die Kostendifferenzen zwischen<br />

Referenzszenario und zugehörigen Stabilisierungsszenarios<br />

meist geringer sind als die Kostendifferenzen<br />

zwischen den einzelnen Referenzszenarien. Beispielsweise<br />

ist die Differenz zwischen den Kosten der<br />

fossilintensiven Pfade (A1G,A1C) und dem stark auf<br />

nicht fossile Technologien beruhendem A1T-Pfad<br />

weit größer als die Kosten der Stabilisierung auf 450<br />

ppm etwa für den ausgewogenen Pfad A1B oder für<br />

den A1T-Pfad. Der fossile Pfad ist also ein inhärent<br />

teurer Pfad. Der Hauptgrund für die hohen Kosten<br />

ist die Festlegung auf teilweise veraltete Energiestrukturen<br />

(Pfadabhängigkeit), in denen vergleichsweise<br />

geringe Lerneffekte zu erwarten sind. Hinzu<br />

kommen steigende Kosten der Ressourcenextraktion,<br />

weil unkonventionelle Ressourcen abgebaut<br />

werden müssen (Kap. 3.2.1). Im kohleintensiven Pfad<br />

muss ein großer Teil des zukünftigen Bedarfs an flüssigen<br />

Treibstoffen aus Kohleverflüssigung oder<br />

durch Methanolerzeugung bereitgestellt werden, was<br />

nur unter hohen Kosten möglich ist.<br />

Für den kohleintensiven Pfad, dessen Referenzszenario<br />

schon die höchsten Kosten aufweist, sind die<br />

zusätzlichen Kosten, die für eine Stabilisierung der<br />

Kohlendioxidkonzentration auf 450 ppm anfallen,<br />

besonders hoch. Die Festlegung auf einen kohleintensiven<br />

Pfad führt also nicht nur zu einem langfristig<br />

teureren Energiesystem, sondern verursacht bei<br />

Tabelle 4.2-1<br />

Gesamte gespeicherte CO 2-Menge für den Zeitraum 1990–2100 in ausgewählten A1-Szenarien (Referenz- und 450 ppm CO 2-<br />

Stabilisierungsszenarien). EOR Enhanced Oil Recovery, EGR Enhanced Gas Recovery (Kap. 3.6.1). A1C kohleintensiver<br />

Pfad, A1G öl- und gasintensiver Pfad, A1B gemischter Pfad, A1T starke Entwicklung nicht fossiler Technologien,<br />

450 Stabilisierung auf 450 ppm CO 2 .<br />

Quelle: Roehrl und Riahi, 2000<br />

Szenario A1B A1B-450 A1G A1G-450 A1 C A1C-450 A1T A1T-450<br />

EOR + EGR 28 98 171 366<br />

[Gt C]<br />

0 63 29 69<br />

Andere Speicherung 0 762 0 1.148 0 1.492 0 148<br />

Summe 28 860 171 1.514 0 1.555 29 217

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