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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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intensiven A1C-Szenario der Anteil der Kernenergie<br />

stark zun<strong>im</strong>mt (Roehrl und Riahi, 2000).<br />

Kohle und Kernenergie intensiver Pfad:<br />

A1C<br />

Die A1C-Szenarien sind durch die Nutzung Schadstoff<br />

reduzierter Kohletechnologien charakterisiert,<br />

die ohne zusätzliche kl<strong>im</strong>apolitische Maßnahmen zu<br />

sehr hohen Treibhausgasemissionen führen, aber –<br />

vom Problem der Kl<strong>im</strong>aänderung abgesehen –<br />

umweltfreundlich sind. Sie beruhen auf der<br />

Annahme, dass die konventionellen Öl- und Gasreserven<br />

schnell abnehmen, so dass stark in kostenintensive<br />

neue Kohletechnologien investiert wird<br />

(Kohlevergasung und -verflüssigung, Hochtemperatur-Brennstoffzellen).<br />

Aber auch die Kernenergie<br />

wird weiterentwickelt (etwa die Uran-Extraktionstechnologien),<br />

da insbesondere in Regionen mit<br />

geringen Kohlevorkommen intensiv auf Kernenergie<br />

gesetzt wird. Im Jahre 2100 ist Kohle <strong>im</strong> A1C-Referenzpfad<br />

mit einem Anteil von 47% an der Pr<strong>im</strong>ärenergie<br />

der Hauptenergieträger. Der Kernenergieanteil<br />

beträgt 18%. Wegen der hohen Nachfrage<br />

nach Kohle, die nicht in allen Regionen mit he<strong>im</strong>ischer<br />

Kohle befriedigt werden kann, entwickelt sich<br />

ein intensiver globaler Methanolhandel, da Methanol<br />

(aus Kohle gewonnen) insbesondere <strong>im</strong> Transportsektor<br />

benötigt wird. Wichtigste Kl<strong>im</strong>aschutzmaßnahmen<br />

zum Erreichen des 450-ppm-Stabilisierungsziels<br />

sind Kohlenstoffspeicherung und erhöhte<br />

Effizienz. Aber auch die Kernenergie muss bei diesen<br />

Szenarien stark ausgebaut werden.<br />

Öl- und gasintensiver Pfad: A1G<br />

Charakteristisch für die A1G-Szenarien ist die Nutzung<br />

der unkonventionellen Öl- und Gasressourcen,<br />

inklusive der Ölschiefer und Ölsande sowie der<br />

Methanhydrate (Kap. 3.2). Es wird ein rascher technologischer<br />

Fortschritt bei den Extraktions- und<br />

Konversionstechnologien für Öl und Gas angenommen.<br />

Der globale Handel mit Öl und Gas n<strong>im</strong>mt<br />

stark zu; neue Gaspipelines werden ab 2010 bzw.<br />

2020 gebaut. Der Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf ist wegen des<br />

Energiebedarfs für Extraktion und Gastransport<br />

besonders hoch. Im Jahre 2100 ist <strong>im</strong> A1G-Referenzpfad<br />

Gas der Hauptenergieträger (Anteil von 45%<br />

an der Pr<strong>im</strong>ärenergie), gefolgt von erneuerbaren<br />

Energieträgern (25%) und Öl (14%). Aber auch die<br />

Kernenergie hat einen hohen Anteil (12%). Selbst<br />

diese öl- und gasintensiven Szenarien nutzen <strong>im</strong> 21.<br />

Jahrhundert mit einem kumulierten Verbrauch von<br />

etwa 34.000 EJ Öl und 59.000 EJ Gas nur einen<br />

Bruchteil der fossilen Vorkommen aus (Nakicenovic<br />

und Riahi, 2001). Es wird angenommen, dass ein kleiner<br />

Teil der heute als zusätzliche Vorkommen bewer-<br />

Energieszenarien für das 21. Jahrhundert 4.2<br />

teten Vorkommen bereits <strong>im</strong> 21. Jahrhundert förderbar<br />

ist (Tab. 3.2-1).<br />

Auch hier sind Kohlenstoffspeicherung und<br />

erhöhte Effizienz die wichtigsten Kl<strong>im</strong>aschutzmaßnahmen<br />

zum Erreichen des Stabilisierungsziels<br />

von 450 ppm CO 2. Dabei spielt die Reinjektion von<br />

CO 2 in Öl- und Gasfelder eine wichtige Rolle. Allerdings<br />

wird deutlich, dass <strong>im</strong> 22. Jahrhundert drastische<br />

Strukturveränderungen notwendig würden, da<br />

die Kapazitätsgrenzen für die Reinjektion in Gasfelder<br />

erreicht werden.<br />

Gemischter Pfad: A1B<br />

Die A1B-Szenarien („balanced technology“) gehen<br />

von der Annahme aus, dass sich alle Technologien<br />

gleichmäßig entwickeln. Es wird somit keine so<br />

starke Pfadabhängigkeit angenommen wie in den<br />

anderen A1-Szenarien: Eine koordinierte globale<br />

Strategie der Forschung, Entwicklung und Anwendung<br />

von Technologien führt <strong>zur</strong> regional differenzierten<br />

Spezialisierung auf verschiedene Technologien.<br />

In A1B-Szenarien wird <strong>zur</strong> Kohlendioxidstabilisierung<br />

sowohl auf Kohlenstoffspeicherung als auch<br />

auf eine verstärkte Entwicklung nicht fossiler<br />

Energieträger und Konversionstechnologien gesetzt,<br />

insbesondere neue Kernreaktoren, Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellen <strong>im</strong> Transportsektor sowie zusätzliche<br />

Wasserkraftanlagen. Wasserstoff wird überwiegend<br />

aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen.<br />

Forcierte Entwicklung nicht fossiler<br />

Energieträger: A1T<br />

Die A1T-Szenarien zeichnen sich durch eine schnelle<br />

Entwicklung solarer und nuklearer Technologien<br />

sowie den Einsatz einer Wasserstofftechnologie <strong>im</strong><br />

großen Maßstab aus.Voraussetzung hierfür sind sehr<br />

große und zielgerichtete Investitionen in Forschung,<br />

Entwicklung und Anwendung dieser Technologien,<br />

etwa in neue, „inhärent sichere“ Kernenergietechnologien<br />

(z. B. Hochtemperaturreaktor) und erneuerbare<br />

Energien. Auch höhere Investitionen in Energieeffizienz<br />

werden angenommen, so dass bei<br />

gleicher Nachfrage nach Energiedienstleistungen die<br />

Nachfrage nach Endenergie geringer ist als in den<br />

anderen A1-Szenarien. Im Mittel n<strong>im</strong>mt die Energieproduktivität<br />

um 1,4% jährlich zu. 2100 machen<br />

erneuerbare Energien und Kernenergie 86% der Pr<strong>im</strong>ärenergieträger<br />

aus.<br />

In den A1T-Szenarien sind wegen der ohnehin<br />

schon geringen CO 2 -Emissionen nur wenige Reduktionsmaßnahmen<br />

notwendig, um das 450-ppm-<br />

Stabilisierungsziel zu erreichen. Von der Kohlenstoffspeicherung<br />

wird deshalb nur maßvoll<br />

Gebrauch gemacht. Hier sind die Fortschritte in der<br />

Technologie ähnlich wie in den A1B-Szenarien, wenn<br />

auch die Abkehr vom fossilen Pfad noch deutlicher<br />

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