Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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4.1<br />
Ansatz und Methode <strong>zur</strong> Ableitung eines<br />
exemplarischen Transformationspfads<br />
In den ersten Kapiteln dieses Gutachtens wurden die<br />
Ausgangslage (Kap. 2) sowie die technischen und<br />
nachhaltigen Potenziale der derzeitigen globalen<br />
Energiequellen (Kap. 3) diskutiert. Das heutige globale<br />
Energiesystem ist als nicht nachhaltig zu<br />
bezeichnen, weil es insbesondere durch seine Wirkung<br />
auf das Kl<strong>im</strong>a die Lebensgrundlagen der<br />
Menschheit gefährdet, durch Luftverschmutzung<br />
und nicht nachhaltige Nutzung von Biomasse erhebliche<br />
Gesundheitsprobleme verursacht und derzeit<br />
noch etwa 2 Mrd. Menschen keinen Zugang zu<br />
modernen Energieformen haben.<br />
Ansatz<br />
In Kapitel 4 wird eines von vielen möglichen Szenarien<br />
<strong>zur</strong> Transformation der derzeitigen Energiesysteme<br />
hin zu einer nachhaltigen Energiezukunft abgeleitet.<br />
Die Betonung liegt hierbei auf „möglich“. Es<br />
sind viele Entwicklungen denkbar, die die gegenwärtigen<br />
weltweiten Energiesysteme nachhaltig umgestalten<br />
würden. Insofern ist das in diesem Kapitel<br />
abgeleitete Szenario nicht präskriptiv zu verstehen,<br />
sondern als Illustration. An ihm soll gezeigt werden,<br />
dass die globale <strong>Energiewende</strong> technologisch und<br />
ökonomisch machbar ist.<br />
Methode<br />
Zur Ableitung eines Transformationspfads verwendet<br />
der Beirat das schon früher genutzte Prinzip der<br />
normativen Setzung von Leitplanken (<strong>WBGU</strong>, 1997;<br />
Toth et al., 1997; Petschel-Held et al., 1999; Bruckner<br />
et al., 1999). Dies beruht auf der Vorstellung, mögliche<br />
zukünftige Entwicklungen durch Leitplanken<br />
einzugrenzen. Leitplanken liefern also Kriterien, die<br />
ein Szenario notwendigerweise erfüllen muss, wenn<br />
es nachhaltig sein soll (Abb. 4.1-1). Das Einhalten<br />
der Leitplanken ist eine notwendige, wenn auch<br />
keine hinreichende Bedingung für die <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
eines Pfads, da sich Leitplanken etwa durch neue<br />
Ein exemplarischer Pfad für eine<br />
nachhaltige Transformation der<br />
Energiesysteme<br />
Kenntnisse verändern oder ganz neue Leitplanken<br />
hinzukommen können. Der Beirat verfolgt diesen<br />
Ansatz, weil es generell schwierig ist, nachhaltige<br />
Zukünfte positiv zu definieren. Es ist leichter, den<br />
Bereich abzugrenzen, der als inakzeptabel erkannt<br />
wird. Innerhalb des nachhaltigen Bereichs existieren<br />
unter den genannten Einschränkungen keine weiteren<br />
Vorgaben an ein Zukunftsszenario. Dieses kann<br />
dort beliebige Verläufe annehmen. Solange es dabei<br />
mit keiner Leitplanke kollidiert, bleibt es nachhaltig.<br />
Der Leitplankenansatz <strong>zur</strong> Auswahl nachhaltiger<br />
Szenarien gleicht einem Filter, der eine Reihe plausibler<br />
Zukunftsszenarien auf ihre Verträglichkeit<br />
gegenüber einem Satz von Leitplanken überprüft.<br />
Gleichzeitig werden <strong>im</strong> Rahmen eines Modellansatzes<br />
S<strong>im</strong>ulationsrechnungen durchgeführt, die<br />
nachhaltige Pfadverläufe ermitteln. Die Leitplanken<br />
werden vom <strong>WBGU</strong> formuliert (Kap. 4.3). Mit der<br />
Filtermethode erhält man letztlich nicht nur einen<br />
einzigen gangbaren Pfad, sondern beschränkt lediglich<br />
die Vielfalt möglicher Zukünfte.<br />
Aus den Leitplanken können auch die Felder für<br />
mögliche Maßnahmen hergeleitet werden, mit denen<br />
das System entweder aus dem Verbotsbereich in den<br />
nachhaltigen Bereich geführt werden kann oder von<br />
einem gegenwärtig noch <strong>im</strong> nachhaltigen Bereich<br />
verlaufenden Kollisionskurs mit einer Leitplanke<br />
umgesteuert werden kann (Abb. 4.1-1). Solche Maßnahmen<br />
werden in Kapitel 5 diskutiert.<br />
Abbildung 4.1-2 konkretisiert die Analysephilosophie<br />
des Leitplankenkonzepts am Beispiel des Kl<strong>im</strong>asystems.<br />
Dabei wird die Leitplankenmethode wie<br />
folgt angewendet:<br />
1. Zunächst wird ein Grundbestand an Zukunftsszenarien<br />
vorgestellt (Kap. 4.2).<br />
2. Der <strong>WBGU</strong> wählt ein Szenario aus (Kap. 4.2.6),<br />
das bezüglich der <strong>Wandel</strong>barkeit seiner Strukturen<br />
hin zu weniger energieintensiven Produkten<br />
und Dienstleistungen konservativ ist. Wenn die<br />
Transformation <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> an so einem<br />
Bezugsszenario demonstriert werden kann, dann<br />
gilt der Nachweis auch für Szenarien, die hinsichtlich<br />
dieser Strukturen weniger konservativ sind.<br />
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