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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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3.8<br />

Zusammenfassung und Bewertung<br />

In Kap. 3 wurden die nachhaltig nutzbaren Potenziale<br />

fossiler, nuklearer und erneuerbarer Energiequellen<br />

und -träger unter Berücksichtigung der entsprechenden<br />

Konversionstechnologien nach Analyse<br />

der Umwelt- und Sozialfolgen abgeschätzt.<br />

Bei fossilen Brennstoffen erscheint die Ressourcenbasis<br />

– ohne Berücksichtigung möglicher geopolitischer<br />

Entwicklungen – ausreichend, um noch über<br />

das kommende Jahrhundert hinaus einen weltweit<br />

wachsenden Energiebedarf befriedigen zu können.<br />

Dies erscheint allerdings aus Kl<strong>im</strong>aschutzgründen<br />

nicht akzeptabel (Kap. 3.2.1). In der geologischen<br />

Speicherung von Kohlendioxid sieht der <strong>WBGU</strong> nur<br />

ein begrenztes Potenzial von – vorsichtig geschätzt –<br />

etwa 300 Gt C bei Nutzung ausgeförderter Öl- und<br />

Gaskavernen. Die weiteren Optionen <strong>zur</strong> CO 2 -Speicherung<br />

hält der <strong>WBGU</strong> be<strong>im</strong> jetzigen Kenntnisstand<br />

nicht für nachhaltig nutzbar (Kap. 3.6).<br />

Der <strong>WBGU</strong> bewertet die Nutzung der Kernenergie<br />

als nicht nachhaltig, da sie mit intolerablen Risiken<br />

verbunden ist (z. B. Proliferation, Terrorismus,<br />

fehlende sichere Endlagerung).Auch bei der Kernfusion<br />

sieht der Beirat derzeit keine Potenziale für eine<br />

Nutzung <strong>im</strong> Rahmen eines nachhaltigen Energiesystems.<br />

Diese Technologie würde nicht rechtzeitig für<br />

den Transformationsprozess <strong>zur</strong> Verfügung stehen<br />

und zudem ebenfalls mit beträchtlichen Gefährdungen<br />

einhergehen (Kap. 3.2.2).<br />

Die derzeit noch in vielen Entwicklungsländern<br />

vorherrschende Nutzung traditioneller Biomasse<br />

bewertet der <strong>WBGU</strong> nicht als nachhaltig, weil sie<br />

u. a. erhebliche Gefahren für die Gesundheit mit sich<br />

bringt (Kap. 3.2.4.2).<br />

Die nachhaltigen Potenziale der Wasserkraft<br />

schätzt der Beirat mit 15 EJ pro Jahr (in 2100) vergleichsweise<br />

vorsichtig ein, da vor allem in vielen<br />

Entwicklungsländern kaum die Voraussetzungen<br />

gegeben sind, um den zu Recht gestiegenen Anforderungen<br />

an Umwelt- und Sozialverträglichkeit<br />

gerecht zu werden (Kap. 3.2.3).<br />

Große nachhaltige Potenziale für die Zukunft liegen<br />

jedoch bei den neuen erneuerbaren Energiequellen:<br />

Sonnenenergie, Windkraft, moderne Biomassenutzung,<br />

Erdwärme und andere. Während die<br />

nur begrenzt ausbaubaren Quellen (z. B. Windkraft,<br />

Bioenergie) bereits heute oft konkurrenzfähige<br />

Preise aufweisen, sind die praktisch unbegrenzt ausbaubaren<br />

Quellen (z. B. Photovoltaik, solarthermische<br />

Kraftwerke) heute betriebswirtschaftlich noch<br />

vergleichsweise teuer. Zum Durchlaufen kostenreduzierender<br />

Lernprozesse auf dem Gebiet der<br />

solarelektrischen Energiekonversion muss eine<br />

Zusammenfassung und Bewertung 3.8<br />

engagierte Ausbaurate mittelfristig gesichert werden.<br />

Nur dann werden die quasi unbegrenzt ausbaubaren<br />

Technologien ausreichend kostengünstig <strong>zur</strong><br />

Verfügung stehen, wenn der Ausbau anderer erneuerbarer<br />

Energieformen an die Grenzen der nachhaltig<br />

nutzbaren Potenziale stößt.<br />

Der Beirat schätzt das globale nachhaltige Potenzial<br />

der Bioenergie auf etwa 100 EJ pro Jahr. Dies<br />

liegt deutlich niedriger als andere aktuelle Potenzialerhebungen,<br />

weil die aus <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbetrachtungen<br />

herrührenden L<strong>im</strong>itierungen der Biomassenutzung<br />

vom Beirat stärker gewichtet wurden (Kap.<br />

3.2.4). Strom aus Windenergie kann bereits heute<br />

umweltfreundlich und in manchen Fällen betriebswirtschaftlich<br />

preisgünstig bereitgestellt werden. Das<br />

nachhaltig nutzbare Potenzial wird vom Beirat auf<br />

ca. 140 EJ pro Jahr geschätzt (Kap. 3.2.5). Das nachhaltig<br />

nutzbare Potenzial der Sonnenenergie ist mit<br />

Blick auf alle Prognosen menschlichen Energieeinsatzes<br />

lediglich durch das aus technologischen und<br />

ökonomischen Gründen begrenzte Wachstum der<br />

installierten Leistung l<strong>im</strong>itiert, nicht aber durch das<br />

Angebot (Kap. 3.2.6; Abb. 4.4-5). Bis zum Ende des<br />

Jahrhunderts könnte die Leistung auf über 1.000 EJ<br />

pro Jahr gesteigert werden (Tab. 4.4-1). Die Geothermie<br />

hat bis 2100 ein vom Beirat wegen der technologischen<br />

Unsicherheiten vorsichtig geschätztes nachhaltiges<br />

Potenzial von 30 EJ pro Jahr (Kap. 3.2.7).<br />

Neben den oben genannten Formen der Nutzung<br />

regenerativer Energie darf erwartet werden, dass in<br />

der Zukunft derzeit noch nicht vorhersehbare technische<br />

Entwicklungen <strong>zur</strong> Erschließung anderer<br />

erneuerbarer Energiequellen oder neuartiger Konversionstechnologien<br />

führen werden (Kap. 3.2.8).<br />

Der Beirat trägt dieser Erwartung Rechnung durch<br />

die Berücksichtigung eines zugehörigen nachhaltig<br />

nutzbaren Potenzials von 30 EJ pro Jahr in 2100 (Tab.<br />

4.4-1).<br />

Der Beirat betont die großen Potenziale <strong>zur</strong> Erhöhung<br />

der Effizienz bei Wandlungsprozessen entlang<br />

der gesamten Kette des Energiesystems, z. B. durch<br />

Ausbau der Kraft-Wärme-(/Kälte)Kopplung (Kap.<br />

3.3). Darüber hinaus bestehen große Potenziale <strong>zur</strong><br />

Effizienzsteigerung bei der Nutzung von Endenergie<br />

sowie an zahlreichen weiteren Stellen in Industrie,<br />

Gewerbe und Gebäuden (Kap. 3.5).<br />

Fragen des Transports, der Verteilung und der<br />

Speicherung von Energie werden bei zunehmender<br />

Nutzung fluktuierender erneuerbarer Energiequellen<br />

eine <strong>im</strong>mer größere Rolle spielen. Hier gibt<br />

es erhebliche technische Entwicklungspotenziale<br />

etwa <strong>zur</strong> Gestaltung der Stromnachfrage und der<br />

zunehmenden Vernetzung der Stromproduktion bis<br />

hin zu einem weltweiten Verbund (Kap. 3.4). Langfristig<br />

kann Wasserstoff als Energieträger und <strong>zur</strong><br />

Speicherung eine entscheidende Rolle spielen. Ein<br />

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