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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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94 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />

Beleuchtung so zu verbessern, dass weniger Kunstlicht<br />

benötigt wird. Diese Maßnahme reduziert den<br />

Strombedarf für Beleuchtung und die damit einhergehende<br />

Wärmeentwicklung, die dann auch nicht<br />

durch zusätzliches Kühlen kompensiert werden<br />

muss. Wo dies nicht möglich ist, sollten anstelle von<br />

Glühlampen die bis zu 5fach effizienteren Fluoreszenzlampen<br />

eingesetzt werden. In Entwicklungsländern<br />

ist der mit der Elektrifizierung verbundene<br />

Übergang von der Kerosinlampe <strong>zur</strong> Fluoreszenzlampe<br />

anzustreben.<br />

Sonstige elektrische Geräte<br />

Wie alle Endenergieformen sollte auch Strom möglichst<br />

effizient genutzt werden. Obwohl entsprechende<br />

Geräte in der Anschaffung oft höhere Kosten<br />

verursachen, wird dies in der Regel durch einen<br />

geringeren Verbrauch über die Gerätelebensdauer<br />

kompensiert. Insbesondere die Leerlaufverluste der<br />

Geräte sind problematisch. Vor allem die Geräte der<br />

Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik<br />

werden be<strong>im</strong> Ausschalten per Fernbedienung nicht<br />

vom Stromnetz getrennt, sondern bleiben mit reduziertem<br />

Stromverbrauch in einem Ruhezustand<br />

(„Standby“). Eine komfortable Option <strong>zur</strong> Vermeidung<br />

dieses unnötigen Stromverbrauches stellen<br />

Automatikausschalter dar, die zwischen Gerät und<br />

Steckdose geschaltet werden und <strong>im</strong> Standby das<br />

jeweilige Gerät vom Netz trennen. Zur weiteren Verbreitung<br />

sparsamer elektrischer Haushaltsgeräte<br />

sollte zudem be<strong>im</strong> Kauf leicht erkennbar sein, ob sich<br />

ein Gerät durch einen niedrigen Stand-by-Verbrauch<br />

auszeichnet oder sogar gänzlich vom Stromnetz trennen<br />

lässt.<br />

Bei Haushaltsgroßgeräten (z. B. Spül- und Waschmaschinen,<br />

Kühlschränke) konnten verpflichtende<br />

EU-Effizienzkennzeichnungen den Stromverbrauch<br />

der erhältlichen Geräte spürbar senken. Gezielte<br />

Information der Verbraucher kann zudem auch ohne<br />

jede technische Investition die Effizienz der Energienutzung<br />

deutlich erhöhen. So verbrauchen beispielsweise<br />

Kühlschränke deutlich weniger Energie, wenn<br />

sie kühl und gut belüftet aufgestellt werden, und<br />

mechanische Schleudern brauchen viel weniger<br />

Strom als Wärmetrockner, um nasser Wäsche Wasser<br />

zu entziehen.<br />

Abbau struktureller Hindernisse<br />

Im Gebäudebereich sollten auch strukturelle Barrieren<br />

abgebaut werden: z. B. werden Architekten in der<br />

Regel nur nach dem Wert des errichteten Gebäudes<br />

und nicht nach dessen Effizienz bezahlt. Als<br />

Ansprechpartner des Bauherren kommt Architekten<br />

und Installateuren eine große Aufgabe in der Energieberatung<br />

zu, für die sie entsprechend ausgebildet<br />

werden müssen. Aufmerksamkeit verdient zudem<br />

das so genannte Vermieter-/Mieter-Dilemma, denn<br />

ersterer ist <strong>zur</strong> Investition in verbesserte Dämm- und<br />

Heizungstechnik oft nicht motiviert, weil er die<br />

Investitionskosten nicht vollständig auf die Miete<br />

umlegen kann, der Mieter jedoch den Nutzen geringerer<br />

Energiekosten hat. Der Mieter dagegen wird<br />

derartige Investitionen nicht tätigen, weil sich die<br />

Kosten in einer vergleichsweise kurzen Mietzeit<br />

nicht amortisieren werden.<br />

3.6<br />

Kohlenstoffspeicherung („Sequestrierung“)<br />

Kohlendioxid kann der Atmosphäre auf drei Wegen<br />

entzogen werden: durch die natürlichen Vorgänge<br />

der Aufnahme in die Biosphäre und der Lösung und<br />

Sed<strong>im</strong>entierung <strong>im</strong> Meerwasser sowie durch die<br />

menschliche Aktivität des technischen Kohlenstoffmanagements.<br />

Unter technischem Kohlenstoffmanagement<br />

werden die Abscheidung von CO 2 vor<br />

oder nach dem Verbrennungsprozess fossiler Energieträger,<br />

die Umwandlung in die flüssige oder feste<br />

Phase, der Transport zu Lagerstätten und die dauerhafte<br />

Einlagerung (Sequestrierung) in geeigneten<br />

geologischen Speicherformationen oder in der Tiefsee<br />

zusammengefasst (Reichle et al., 1999; Ploetz,<br />

2002).<br />

3.6.1<br />

Technisches Kohlenstoffmanagement<br />

Die technische Abscheidung von CO 2 kann mit<br />

hoher Ausbeute an punktförmigen Emissionsquellen<br />

wie Kohle- und Gaskraftwerken, Zementfabriken,<br />

Stahlwerken und Ölraffinerien erfolgen. Grundsätzlich<br />

lassen sich bei der CO 2 -Abscheidung zwei Prozesstypen<br />

unterscheiden:<br />

• die Rauchgaswäsche, bei der CO 2 mittels Ab- oder<br />

Adsorption, Membranen oder Destillationsverfahren<br />

aus dem Rauchgasstrom entfernt wird;<br />

• die Abscheidung vor der Verbrennung, bei der<br />

zunächst aus Kohle oder Erdgas durch Kohlevergasung<br />

bzw. Dampfreformierung ein wasserstoffreiches<br />

Synthesegas erzeugt wird, aus dem das<br />

CO 2 vor dem Verbrennungsprozess entfernt wird.<br />

Durch die CO 2-Abscheidung und Lagerung wird der<br />

Wirkungsgrad von Kraftwerken verringert. Hauptursache<br />

ist der Energieaufwand für die Regeneration<br />

von Absorptions-, Trenn- und Lösungsmitteln, für<br />

deren Herstellung bzw. Entsorgung sowie für den<br />

Transport des CO 2 (Tab. 3.6-1).<br />

Die geschätzten Kosten für die Abscheidung des<br />

CO 2 einschließlich der Kompr<strong>im</strong>ierung (Verflüssigung)<br />

für den Transport machen etwa drei Viertel der

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