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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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90 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />

Wasserstoff kann diese Aufgabe erfüllen. Er hat<br />

zudem den Vorteil, dass derzeit Erdgas an Bedeutung<br />

gewinnt und als fossile „Übergangsenergie“ bei<br />

einer Transformation des Energiesystems in Richtung<br />

regenerative Energien und Wasserstoff dienen<br />

kann. Dies ist günstig angesichts der Infrastrukturinvestitionen,<br />

die oft die Einführung neuer Energieträger<br />

erschweren. Neben dem Aufbau dezentraler<br />

Wasserstoffnetze kann die vorhandene Erdgasinfrastruktur<br />

vorzüglich für die Einspeisung von Wasserstoff<br />

genutzt werden.<br />

3.5<br />

Steigerung der Energieeffizienz<br />

Der heutige Energieeinsatz der Industriestaaten<br />

weist in den verschiedenen Umwandlungsstufen und<br />

<strong>im</strong> Nutzenergieeinsatz noch erhebliche Energieverluste<br />

auf:<br />

• etwa 25–30% <strong>im</strong> Umwandlungssektor von der Pr<strong>im</strong>ärenergie<br />

bis <strong>zur</strong> Endenergie;<br />

• <strong>im</strong> Mittel etwa ein Drittel bei der Wandlung von<br />

Endenergie zu Nutzenergie, mit hohen Verlusten<br />

von etwa 80% bei den Antriebssystemen von Straßenfahrzeugen;<br />

• etwa 30–35% durch unnötig hohen Nutzenergiebedarf<br />

z. B. bei Gebäudekl<strong>im</strong>atisierung und industriellen<br />

Hochtemperaturprozessen (Abb. 3.5-1).<br />

Theoretisch könnte der Energiebedarf je Energiedienstleistung<br />

um mehr als 80–85% des heutigen<br />

Energiebedarfs reduziert werden (Jochem, 1991).<br />

Dieses Potenzial wurde in der Schweiz <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Überlegungen zu nachhaltiger Entwicklung <strong>zur</strong><br />

Grundlage der technologischen Vision einer „2000-<br />

Watt-Gesellschaft“, die bis etwa Mitte dieses Jahrhunderts<br />

erreichbar sein könnte (ETH-Rat, 1998).<br />

Neben technischen Gesichtspunkten der Energieund<br />

Materialeffizienz sowie einer Kreislaufwirtschaft<br />

muss jedoch auch die Nachfrage nach Energieund<br />

Materialdienstleistungen diskutiert werden, die<br />

sich mit zunehmendem Einkommen, höherer Ressourceneffizienz<br />

und dem <strong>Wandel</strong> <strong>zur</strong> Wissensgesellschaft<br />

ändert. Die Frage ist hier, ob langfristig auch<br />

Suffizienz (Selbstgenügsamkeit) in materiellen Dingen<br />

(einschließlich der Mobilität) in einer postindustriellen<br />

Gesellschaft notwendig wird. Eine stagnierende<br />

<strong>Welt</strong>wirtschaft ist dadurch nicht zu befürchten,<br />

weil das Wachstum an <strong>im</strong>materiellen Gütern<br />

(z. B. Dienstleistungen) keineswegs eingeschränkt<br />

wäre.<br />

3.5.1<br />

Effizienzsteigerungen in Industrie und Gewerbe<br />

Das allgemeine Ziel der Effizienzsteigerung lässt<br />

sich technologisch wie folgt differenzieren:<br />

• erheblich verbesserte Wirkungsgrade bei den beiden<br />

Umwandlungsstufen Pr<strong>im</strong>ärenergie/Endenergie<br />

und Endenergie/Nutzenergie, häufig mit<br />

neuen Technologien, z. B. Kraft-Wärme- und<br />

Kraft-Kälte-Kopplungsanlagen, Brennstoffzellentechnik,<br />

Substitution von Brennern durch Wärmepumpen<br />

(Williams, 2000);<br />

• erheblich verminderter Nutzenergiebedarf pro<br />

Energiedienstleistung durch Niedrigenergiegebäude,<br />

Substitution thermischer Produktionsprozesse<br />

durch physikalisch-chemische oder biotechnologische,<br />

leichtere Bauweisen bewegter Teile<br />

und Fahrzeuge, Rückspeisung bzw. Speicherung<br />

von Bewegungsenergie (Levine et al., 1995; IPCC,<br />

2001b);<br />

• Minderung der Leerlaufverluste, also des Endenergieeinsatzes,<br />

der während der Lebenszeit der<br />

Geräte und Anlagen auftritt, ohne einer Dienstleistung<br />

zu dienen. Dies kann u. a. durch Minderung<br />

der Leerlaufzeiten und -leistung erfolgen,<br />

indem effizientere Techniken eingesetzt und das<br />

Nutzerverhalten beeinflusst werden;<br />

• verstärktes Wiederverwerten energieintensiver<br />

Werkstoffe sowie erhöhte Materialeffizienz durch<br />

verbesserte Konstruktionen oder Werkstoffeigenschaften<br />

mit deutlich verminderter Pr<strong>im</strong>ärmaterialnachfrage<br />

je Werkstoffdienstleistung (Angerer,<br />

1995);<br />

• intensivere Nutzung langlebiger Investitions- und<br />

Gebrauchsgüter durch Maschinen- und Geräteverleih,<br />

Car-Sharing und andere produktbegleitende<br />

Dienstleistungen (Stahel, 1997);<br />

• die räumliche Anordnung neuer Industrie- und<br />

anderer Siedlungsgebiete nach Exergiegesichtspunkten<br />

(Kashiwagi, 1995) sowie eine bessere<br />

Durchmischung von Siedlungsfunktionen <strong>zur</strong> Vermeidung<br />

motorisierter Mobilität.<br />

Grundsätzlich lassen sich die Möglichkeiten, den<br />

Energiebedarf der industriellen Produktion bei<br />

weiterhin ansteigendem Bedarf nach Energiedienstleistungen<br />

zu vermindern, in fünf Kategorien unterscheiden,<br />

von denen lediglich zwei thermodynamisch<br />

begrenzt sind (Jochem, 1991).<br />

Verbesserung der Effizienz der<br />

Energiewandler<br />

Energiewandlersysteme (z. B. Brenner, Turbinen,<br />

Motoren usw.) können technisch etwa durch hitzebeständigere<br />

Materialien, bessere Regelung usw. verbessert<br />

werden. Auch bieten beispielsweise die Sub-

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