Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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unwesentlich beeinflusst (IPCC, 2001a). Selbst bei<br />
50%igem Ersatz fossiler Brennstoffe durch H 2 -<br />
Brennstoffzellen und weniger als 3% Leckage entstünde<br />
keine zusätzliche Quelle, die über die bisherige<br />
Wasserstoffquelle (flüchtige organische Verbindungen<br />
einschließlich Methan) hinausginge (Zittel<br />
und Altmann, 1996). Angesichts bestehender Unsicherheiten<br />
sollten diese Probleme in die Forschungsaufgaben<br />
der Atmosphärenchemie integriert werden.<br />
Auch der Wasserstoffabbau in den Böden müsste<br />
untersucht werden.<br />
3.4.5<br />
Elektrizität versus Wasserstoff: Bewertung<br />
Die grundsätzlichen Effizienz- und Kostenverhältnisse<br />
bei der Herstellung regenerativen Stroms und<br />
regenerativen Wasserstoffs mittels Elektrolyse sind<br />
in Tabelle 3.4-2 zusammengestellt. Gasförmiger Wasserstoff<br />
in Mitteleuropa enthält noch etwa 65% der<br />
Energie des solaren Stroms am Bereitstellungsort.<br />
Bei flüssigem Wasserstoff stehen dem Nutzer noch<br />
etwas mehr als 50% der ursprünglichen Energie des<br />
Solarstroms <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Aus heutiger Sicht stellt die Elektrolyse die neben<br />
der Biomassereformierung günstigste Wandlungstechnik<br />
für regenerative Energien aus Wasserstoff<br />
dar. Regenerativer Wasserstoff als Energieträger<br />
wird somit weniger effizient und zudem kostspieliger<br />
als regenerativer Strom bereitgestellt. Er wird also<br />
nur dann in der Energiewirtschaft von Bedeutung<br />
sein, wenn er energetisch und ökonomisch sinnvolle<br />
Einsatzgebiete neben dem aus Nutzersicht universell<br />
einsetzbaren Energieträger Elektrizität findet.<br />
Hauptargument für die Einführung einer Wasserstofftechnologie<br />
wird in diesem Zusammenhang<br />
seine gute Speicherbarkeit sein.<br />
Die meisten Energiedienstleistungen (Heizung,<br />
Warmwasser, Prozesswärme, Antriebskraft, Licht<br />
und Kommunikation) können durch Nutzwärme und<br />
Elektrizität bereitgestellt werden, die aus erneuerbaren<br />
Energiequellen gewonnen werden. Beide sind<br />
kostengünstiger als regenerativer Wasserstoff. Nur<br />
wenn aus technischen oder strukturellen Gründen<br />
die direkte Nutzung von Strom und Wärme nicht<br />
möglich ist (z. B. <strong>im</strong> Verkehr; zu hohes momentanes<br />
Tabelle 3.4-2<br />
Relative Effizienz- und<br />
Kostenverhältnisse zwischen<br />
regenerativem Strom<br />
(Erzeugung = 1,0) und<br />
regenerativem Wasserstoff<br />
für fortschrittliche<br />
Technologien.<br />
Quelle: Nitsch, 2002<br />
Steigerung der Energieeffizienz 3.5<br />
Angebot an regenerativem Strom), ist der Einsatz<br />
von Wasserstoff sinnvoll. Der Gewinn an Speicherbzw.<br />
Einsatzfähigkeit muss dann gegenüber den<br />
zusätzlichen Kosten und Wandlungsverlusten abgewogen<br />
werden. Dies gilt sowohl für Einzelanwendungen<br />
(Nischenmärkte) als auch für das Energiesystem<br />
insgesamt.<br />
Die energiewirtschaftliche Bedeutung von Wasserstoff<br />
liegt also in der Möglichkeit, die Nutzungsgrenzen<br />
von erneuerbaren Energiequellen zu erweitern.<br />
Dies setzt selbstverständlich zunächst eine<br />
wesentlich stärkere direkte Nutzung dieser Energiequellen<br />
voraus. Die Bedeutung von Wasserstoff ist<br />
also unmittelbar mit der Intensität und Kontinuität<br />
einer Gesamtstrategie <strong>zur</strong> Erschließung von erneuerbaren<br />
Energiequellen verknüpft.Aus den energetischen<br />
Funktionen, der Speicherfähigkeit und der<br />
Transportfähigkeit von Wasserstoff lassen sich verschiedene<br />
Einsatzfelder ableiten:<br />
• die Speicherung großer Mengen fluktuierenden<br />
Stroms aus erneuerbaren Quellen, wenn sehr<br />
hohe regenerative Anteile erreicht werden und<br />
konventionelles Lastmanagement oder Speicherung<br />
nicht mehr ausreichen;<br />
• der Transport von Energie über größere Entfernungen<br />
bis hin zu interkontinentalen Distanzen;<br />
• die Forderung nach Nullemission entweder in<br />
lokalen Bereichen oder <strong>im</strong> gesamten Energiesystem<br />
(CO 2 -freies Energiesystem). Dies erfordert<br />
eine entsprechende Energieversorgung von Nutzern<br />
auch in Bereichen, die für Strom nicht oder<br />
nur schwer zugänglich sind (z. B. Verkehr, speziell<br />
Luftverkehr; Anteile des industriellen Hochtemperaturwärmebedarfs).<br />
Bis zu einem Anteil von etwa 50% erneuerbarer<br />
Energieträger an der Gesamtstromerzeugung können<br />
die Angebotsfluktuationen durch große<br />
Verbundnetze und die Kombination verschiedener<br />
regenerativer Energien sowie durch Lastmanagement<br />
be<strong>im</strong> Nutzer und (thermische) Energiespeicherung<br />
beispielsweise in solarthermischen Kraftwerken<br />
ausgeglichen werden. Bei einer höheren Durchdringung<br />
der Netze mit Strom aus erneuerbaren<br />
Energiequellen ist aller Voraussicht nach die großmaßstäbliche<br />
Einführung von Technologien <strong>zur</strong> Speicherung<br />
hochwertiger Energie unumgänglich.<br />
Nutzungsgrad Kosten<br />
Nur<br />
Herstellung<br />
Einschließlich<br />
Langstreckentransport<br />
Nur<br />
Herstellung<br />
Strom 1 0,9 1 1,5<br />
H 2 , gasförmig 0,75 0,65 1,65 1,90<br />
H 2, flüssig 0,6 0,52 2,5 4<br />
Einschließlich<br />
Langstreckentransport<br />
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