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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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86 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />

Gesamtwirkungsgrade der Stromerzeugung von bis<br />

zu 40% denkbar.<br />

Neben der Biomassekonversion ist bei den erneuerbaren<br />

Energien die Wasserelektrolyse der wichtigste<br />

Weg <strong>zur</strong> Erzeugung von Wasserstoff ohne Nebenprodukte<br />

und Schadstoffemissionen.Alle erneuerbaren<br />

Energiequellen, die <strong>zur</strong> Stromerzeugung genutzt<br />

werden können, sind damit auch <strong>zur</strong> Herstellung von<br />

Wasserstoff nutzbar. Ein besonderer Vorteil der Wasserelektrolyse<br />

ist ihre Fähigkeit, auch das schwankende<br />

Stromangebot aus regenerativen Quellen effizient<br />

ausgleichen zu können (Kap. 3.4.3.2). Die derzeit<br />

größten Elektrolyseanlagen weisen Anschlussleistungen<br />

von 150 MW el auf.Während die alkalische<br />

Elektrolyse bei Umgebungsdruck seit langem kommerziell<br />

genutzt wird und entsprechend ausgereift<br />

ist, befinden sich fortgeschrittenere Konzepte noch<br />

in der Entwicklung, z. B. die Hockdruckelektrolyse.<br />

Tabelle 3.4-1 stellt die wichtigsten Wasserstoffherstellungsverfahren<br />

einander gegenüber. Sie enthält<br />

auch diejenigen Daten, die zum Zeitpunkt der<br />

Markteinführung von Wasserstoff gemäß des exemplarischen<br />

Transformationspfads des <strong>WBGU</strong> (etwa<br />

ab 2020, Kap. 4) maßgebend sein dürften. Die Wirkungsgrade<br />

aller Verfahren, mit Anlagenbau und<br />

Rohstoffbeschaffung, liegen mit Werten von gut 60%<br />

(zukünftig knapp 70%) eng beieinander.<br />

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der<br />

Herstellungsverfahren ist die Leistung pro Anlage.<br />

Konversionsanlagen für Erdgas haben aus Kostengründen<br />

eine möglichst große Leistung pro Einheit,<br />

bei der Biomassevergasung begrenzt dagegen der<br />

H 2 -Produktion<br />

[m 3 /h]<br />

[MW H2 ]<br />

Dampfreformierung<br />

von Erdgas<br />

Vergasung von<br />

Biomasse<br />

Transportaufwand des pr<strong>im</strong>ären Energieträgers die<br />

Anlagengröße. Die Elektrolyse kann als modulare<br />

Technik sowohl dezentral, also verbrauchernah (z. B.<br />

an Tankstellen), als auch zentral errichtet werden<br />

und sich somit der Leistung der stromerzeugenden<br />

Anlage anpassen.<br />

Bei Stromkosten von beispielsweise 4 €-Cent pro<br />

kWh wären längerfristig Wasserstoffkosten um 7–8<br />

€-Cent pro kWh erreichbar (Nitsch, 2002). Aus Erdgas<br />

erzeugter Wasserstoff ist demgegenüber mit etwa<br />

4 €-Cent pro kWh heute noch um den Faktor 2 kostengünstiger,<br />

allerdings wird bei diesem Herstellungspfad<br />

zwangsläufig CO 2 an die Atmosphäre<br />

abgegeben. Wasserstoff, der mit regenerativer Elektrizität<br />

erzeugt wird, hat aus ökonomischer Sicht den<br />

prinzipiellen Nachteil, dass er wegen seiner Herstellung<br />

aus Strom teurer sein muss als der Strom selbst.<br />

3.4.4.3<br />

Speicherung und Verteilung<br />

Wasserstoff kann wie Erdgas kompr<strong>im</strong>iert oder verflüssigt<br />

sowie in Flüssiggas- und Druckbehältern<br />

gespeichert und transportiert werden. Hinzu kommt<br />

die Möglichkeit, Wasserstoff z. B. an Metallhydride<br />

anzulagern und so drucklos zu speichern. Energiewirtschaftlich<br />

von Bedeutung wird vermutlich langfristig<br />

die Speicherung sehr großer Wasserstoffmengen<br />

zum täglichen und saisonalen Leistungsausgleich<br />

werden. Hier stehen mit Untertagespeichern wie leeren<br />

Salzkavernen oder Gas- und Öllagerstätten<br />

Wasserelektrolyse<br />

(Modul)<br />

heute >2020 heute >2020 heute >2020<br />

100.000<br />

300<br />

100.000<br />

300<br />

13.000<br />

40<br />

13.000<br />

40<br />

500<br />

1,5<br />

500<br />

1,5<br />

Lieferleistung Rohstoff<br />

[MW] 405 385 551) 531) Strombedarf<br />

[MW]<br />

Prozessnutzungsgrad<br />

1,5 1,5 3,0 2,8 2,1 2,0<br />

[%]<br />

Wasserbedarf<br />

74 78 73 76 73 77<br />

[m3 /h]<br />

Arbeitsdruck<br />

58 58 28 28 0,4 0,4<br />

[bar]<br />

Nutzungsgrad bzgl. gas-<br />

30 30 50 50 30 100<br />

förmigen Wasserstoffs<br />

frei Verbraucher<br />

[%]<br />

64 68 60 66 632) 672) Investitionskosten<br />

[€/kW H2 ] 350 350 ca. 700 ca. 500 1.000 ca. 700<br />

Tabelle 3.4-1<br />

Eckdaten ausgewählter<br />

Verfahren <strong>zur</strong><br />

Wasserstoffherstellung,<br />

heute und ab 2020.<br />

1) entspricht rund 12 t/h<br />

Holz; 2) ohne<br />

Bereitstellung des<br />

regenerativen Stroms,<br />

jedoch mit Verlusten bei<br />

Transport über 3.000 km<br />

als Hochspannungsgleichstrom.<br />

Quellen: <strong>WBGU</strong> unter<br />

Nutzung von Nitsch, 2002;<br />

Pehnt, 2002; Dreier und<br />

Wagner, 2000; Winter und<br />

Nitsch, 1989; BMBF, 1995;<br />

DLR und DIW, 1990

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