Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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Nachfrage wird die heutige Stromversorgung durch<br />
eine Kombination von <strong>im</strong> Zeitverhalten trägen<br />
Grundlastkraftwerken (z. B. Kohle, Laufwasser) <strong>im</strong><br />
Verbund mit zusätzlichen, schneller regelbaren Anlagen<br />
wie Gas- und Pumpspeicherkraftwerken<br />
gewährleistet. Insgesamt müssen genügend Kraftwerke<br />
<strong>zur</strong> Deckung der Spitzenlast bereit stehen. Da<br />
sie aber nicht die ganze Zeit Strom erzeugen, ist die<br />
Leistungsbereitstellung ein Kostenfaktor. Deshalb<br />
wurde in den letzten Jahrzehnten durch Steuerung<br />
der Energienachfrage (Lastmanagement bei großen<br />
Verbrauchern in der Industrie, billiger Nachtstrom<br />
usw.) zunehmend das Verhältnis von Spitzenlast zu<br />
Grundlast verkleinert.<br />
3.4.3.2<br />
Das fluktuierende Energieangebot aus<br />
erneuerbaren Energiequellen<br />
Das Angebot erneuerbarer Energiequellen wie Wind<br />
und Sonne ist starken Schwankungen unterworfen.<br />
Welche Zeitbereiche dabei relevant sind, hängt von<br />
der erzeugten Endenergieform (Strom oder Wärme)<br />
und ihrer Speicherbarkeit ab. Aufgrund der eingeschränkten<br />
Transportierbarkeit von Wärme ist ein<br />
Ausgleich des Tagesganges durch großräumige Vernetzung<br />
für die Wärmeversorgung nicht möglich.<br />
Hier wird deshalb auf die <strong>im</strong> Vergleich zu Strom viel<br />
einfacheren lokalen Speichermöglichkeiten <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />
Bei der Elektrizität können die Fluktuationen<br />
<strong>im</strong> Sekunden-/Minutenbereich, <strong>im</strong> Stundenbereich<br />
und <strong>im</strong> jahreszeitlichen Gang getrennt betrachtet<br />
werden.<br />
Fluktuation <strong>im</strong> Sekunden-/Minutenbereich<br />
In diesem Zeitbereich treten bei Windkraft und<br />
Solarenergie zufällige Schwankungen durch Wolkenzug<br />
und Böen auf. Diese statistischen Schwankungen<br />
sind aber bei räumlich verteilten Anlagen nicht miteinander<br />
korreliert: vernetzt man viele Anlagen, gleichen<br />
sich diese kurzfristigen Fluktuationen aus<br />
(Abb. 3.4-1). Daher sind in gut ausgebauten bidirektionalen<br />
Netzen in diesem Zeitbereich keine Probleme<br />
zu erwarten. Auch extreme Schwankungen,<br />
z. B. durch Notabschaltungen bei Sturm, sind technisch<br />
beherrschbar. Die in den Netzen verbleibenden<br />
Variationen der Stromproduktion aus Wind und<br />
solaren Quellen müssen durch gut regelbare Kraftwerke<br />
(Gasturbinen, Pumpspeicheranlagen usw.)<br />
ausgeglichen werden.<br />
Fluktuation <strong>im</strong> Stundenbereich<br />
Die Leistungsabgabe von solaren Energieanlagen<br />
hängt über den Sonnenstand von der Tageszeit ab, so<br />
dass gut vorhersagbare Schwankungen in Stunden-<br />
Energieverteilung, -transport und -speicherung 3.4<br />
bereich entstehen. Der Anteil der Zeit, in der Strom<br />
aus Solarenergie <strong>zur</strong> Verfügung steht, kann durch<br />
eine Vernetzung in Ost-West-Richtung vergrößert<br />
werden (Abb. 3.4-2).<br />
Durch den Einsatz solarthermischer Kraftwerke<br />
<strong>zur</strong> Stromerzeugung kann diese Zeitspanne noch<br />
weiter ausgedehnt werden. Diese Kraftwerke können<br />
nach Sonnenuntergang mit thermischen<br />
Zwischenspeichern einen Nachlauf von gut 5 Stunden<br />
ermöglichen (Nitsch und Staiß, 1997). Der Einsatz<br />
solcher Kraftwerke ist insbesondere in den westlichen<br />
Teilen eines vernetzten Gebietes sinnvoll, für<br />
Europa also etwa in Spanien.<br />
Die Windgeschwindigkeit zeigt keinen ausgesprochenen<br />
Tagesgang. Im Mittel ist sie bei starker<br />
Bewölkung höher als bei schwacher, so dass Sonnenund<br />
Windenergieangebot negativ korrelieren. Damit<br />
ergeben sich <strong>im</strong> Stundenbereich durch eine Kombination<br />
von Wind- und Solarenergiekonvertern Ausgleichseffekte.<br />
JahReszeitliche Schwankung<br />
Die aus Sonnenenergie zu gewinnende Leistung<br />
ändert sich mit der Jahreszeit und dem Breitengrad.<br />
In Äquatornähe und in hohen Breiten beeinflussen<br />
Regenzeiten bzw. starke Bewölkung den Jahresgang<br />
zusätzlich. Bei der Stromversorgung können diese<br />
Effekte prinzipiell durch großräumige Nord-Süd-<br />
Vernetzung kompensiert werden (Abb. 3.4-3).<br />
Die Jahreszeitenschwankung des Windkraftangebots<br />
ist stärker lokal geprägt und schlechter prognostizierbar<br />
als die Sonneneinstrahlung. Das Wasserkraftangebot<br />
zeigt in den meisten Regionen einen<br />
deutlichen Jahresgang (z. B. durch Regenzeiten), der<br />
teilweise durch Speicherung in Stauseen ausgeglichen<br />
werden kann. Für die Energiegewinnung aus<br />
Biomasse ist wegen der guten Lagerbarkeit eine<br />
Abhängigkeit von der Jahreszeit kaum gegeben.<br />
3.4.3.3<br />
Strategien <strong>zur</strong> Abst<strong>im</strong>mung von Energieangebot<br />
und -nachfrage<br />
Eine wesentliche Herausforderung an eine Energieversorgung<br />
auf der Basis erneuerbarer Energiequellen<br />
ist die Deckung der fluktuierenden Nachfrage<br />
durch ebenfalls fluktuierende Quellen. Im Folgenden<br />
werden entsprechende Instrumente beschrieben,<br />
die jeweils an die regionalen Besonderheiten<br />
angepasst werden müssen.<br />
Stromtransport und -verteilung<br />
Die angebotsseitigen Schwankungen (Kap. 3.4.3.2)<br />
legen es nahe, Strombereitstellungstechnologien und<br />
Regionen großräumig zu vernetzen, um zu jeder<br />
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