Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU
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82 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />
• Anpassung der Energienachfrage an das Energieangebot<br />
(Lastmanagement);<br />
• Veränderung der Strukturen auf der Erzeugerseite<br />
mit dem Ziel, die Stromerzeugung der Energienachfrage<br />
anzupassen;<br />
• großflächige Vernetzung von Energieerzeugern<br />
und -verbrauchern, um über statistische Ausgleichseffekte<br />
eine Anpassung von Erzeugung<br />
und Bedarf zu erreichen;<br />
• Speicherung von Energie.<br />
3.4.2<br />
Versorgungsstrategien für Elektrizitätsinseln<br />
Insbesondere in den ländlichen Regionen der Entwicklungsländer<br />
fehlt neben zahlreichen Grundgütern<br />
wie sauberem Trinkwasser oder Telekommunikation<br />
auch die Versorgung mit Energiedienstleistungen<br />
(Kap. 2.4). Ein Netzausbau in diesen Regionen<br />
ist in vielen Fällen unrealistisch, da der zu<br />
erwartende geringe Stromverbrauch der Nutzer bei<br />
gleichzeitig weiter räumlicher Verteilung in keinem<br />
Verhältnis zu den hohen Kosten einer Netzerweiterung<br />
steht. Daher muss die Versorgung mit Strom<br />
ebenso wie auch die mit anderen Energiedienstleistungen<br />
vorzugsweise dezentral erfolgen.<br />
Die Technologien <strong>zur</strong> dezentralen Stromversorgung<br />
(„Elektrizitätsinseln“) lassen sich in zwei<br />
Kategorien einteilen: isolierte Systeme für einzelne<br />
Nutzer sowie Inselnetze für größere Nutzergruppen<br />
wie z. B. Dörfer. Zur Stromerzeugung werden Diesel-,<br />
Biomasse-, Wind-, Photovoltaik- oder Kleinst-<br />
Wassergeneratoren eingesetzt, die <strong>zur</strong> opt<strong>im</strong>alen<br />
Anpassung und damit <strong>zur</strong> Kostenreduktion auch<br />
kombiniert werden können. Isolierte Systeme für<br />
individuelle Nutzer müssen meist nur sehr kleine<br />
Energiebedürfnisse befriedigen, für die in erster<br />
Linie die Photovoltaik geeignet ist, da sie angepasste<br />
Generatorgrößen bietet und ohne wartungsintensive<br />
Mechanik betrieben werden kann. Die typische technologische<br />
Umsetzung eines Individualsystems ist<br />
unter dem Begriff „Solar-Home-System“ bekannt.<br />
Ein solches System umfasst üblicherweise ein Photovoltaik-Modul,<br />
eine Batterie und einen Laderegler.<br />
Während kleinere Systeme auf Gleichspannung ausgelegt<br />
sind und beispielsweise mehrere Fluoreszenzlampen<br />
und ein Radio versorgen, können größere<br />
Anlagen Wechselstrom liefern und damit sogar Farbfernseher<br />
und andere Haushaltsgeräte versorgen.<br />
Ein großes Hindernis bei der Einführung solcher<br />
Systeme ist die relativ hohe Anfangsinvestition bei<br />
gleichzeitig fehlendem Mikrokreditwesen. Vielfach<br />
konzentriert man sich daher auf Modelle, bei denen<br />
ein Investor be<strong>im</strong> Kunden ein System installiert, das<br />
nur gegen Gebühr Strom liefert (so genannte „Fee-<br />
for-service-Konzepte“). Insgesamt sind die sozioökonomischen<br />
Barrieren einer solchen Individualversorgung<br />
oft größer als die technischen. Berechnet man<br />
die Kosten heute eingesetzter Technologien (Pr<strong>im</strong>ärbatterien,<br />
Petroleumlampen, Dieselgeneratoren)<br />
über die Lebensdauer regenerativ versorgter Systeme,<br />
dann sind Photovoltaik, Wasser oder Wind in<br />
der Regel bereits heute die wirtschaftlich bessere<br />
Wahl. Eine weitere Individualanwendung mit großer<br />
Verbreitung sind photovoltaische Pumpsysteme. Bei<br />
diesen Systemen wird durch verbesserte landwirtschaftliche<br />
Produktion häufig zusätzliches Einkommen<br />
geschaffen.<br />
Unter best<strong>im</strong>mten Voraussetzungen (z. B. ausreichend<br />
kleiner Häuserabstand) kann es günstiger<br />
sein, anstelle von Individualsystemen Inselnetze für<br />
größere Nutzergruppen aufzubauen. Wegen der insgesamt<br />
höheren Stromnachfrage sind hier bei der<br />
Auswahl des Stromgenerators größere Freiheiten<br />
gegeben. Zudem kann man ein Inselnetz bereits so<br />
konstruieren, dass bei Erweiterung des nationalen<br />
Netzverbunds auch die Insel als ganzes angeschlossen<br />
werden kann.<br />
3.4.3<br />
Versorgungsstrategien innerhalb von<br />
Elektrizitätsnetzen<br />
3.4.3.1<br />
Die fluktuierende Energienachfrage in<br />
Elektrizitätsnetzen<br />
Die Stromnachfrage in ausgedehnten Stromnetzen<br />
wie dem Europäischen Verbundnetz setzt sich aus<br />
einer großen Zahl von Verbrauchern unterschiedlicher<br />
Leistungsabnahme und unterschiedlichen<br />
Zeitverhaltens zusammen. Die meisten Verbraucher<br />
nutzen einen zeitlich vorhersagbaren Anteil: Strom<br />
für das Kochen oder Licht wird zu best<strong>im</strong>mten Tageszeiten<br />
gebraucht. Die genauen Zeitpunkte des Einund<br />
Ausschaltens sind zwar nicht vorhersagbar, aber<br />
durch die große Anzahl räumlich verteilter Stromverbraucher<br />
verwischen diese statistischen Schwankungen<br />
zu relativ glatten Tages- und Jahresgängen.<br />
Die Verbrauchsmuster sind zwischen Ländern,<br />
Regionen oder Kl<strong>im</strong>azonen unterschiedlich. So wird<br />
der Tagesgang in heißen Ländern erheblich durch<br />
den Einsatz von Kl<strong>im</strong>aanlagen beeinflusst. Die<br />
Stromnachfrage in Deutschland ist durch einen<br />
hohen Bedarf während des Tages und in den Abendstunden<br />
gekennzeichnet. Man kann erkennen, dass<br />
eine Leistungsnachfrage etwas unterhalb der Hälfte<br />
des Tageshöchstwerts nie unterschritten wird<br />
(„Grundlast“). Zur Deckung der schwankenden