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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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gerte Stromerzeugung gegenüber konventionellen<br />

Kraftwerken durch die Erlöse aus dem Verkauf von<br />

Wärme mindestens kompensiert werden. Für heutige<br />

größere KWK-Anlagen auf Turbinen- und<br />

Motorbasis liegen die so ermittelten Stromgestehungskosten<br />

bei 3,5 €-Cent pro kWh el und für kleinere<br />

Anlagen bei 6 €-Cent pro kWh el .<br />

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist ihre Wirtschaftlichkeit<br />

bereits heute gegeben, erst Recht dann, wenn<br />

man die externen Kosten einbezieht. Wie schon in<br />

der Vergangenheit ist zudem mit einem weiteren<br />

Rückgang der Investitions- und Betriebskosten insbesondere<br />

von kleineren KWK-Anlagen zu rechnen.<br />

Wird dagegen auf der Basis kurzfristiger Grenzkosten<br />

verglichen – also auf aktuell niedrige Strombezugskosten<br />

des derzeitigen, teilweise abgeschriebenen<br />

Kraftwerksparks bezogen – so ist eine Wirtschaftlichkeit<br />

von KWK-Anlagen nur in günstigen<br />

Ausnahmefällen gegeben. Die wirtschaftlichen Probleme<br />

der bestehenden KWK-Anlagen werden fast<br />

ausschließlich durch sinkende Strompreise als Folge<br />

der Liberalisierung der Strommärkte verursacht. Die<br />

weiteren Marktchancen für KWK-Anlagen hängen<br />

somit stark von den energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />

(z. B. KWK-Gesetz) ab.<br />

Für neue KWK-Systeme wie Brennstoffzellen,<br />

Stirlingmotoren und Mikrogasturbinen existieren<br />

bei der Einführung ähnlichen Hemmnisse. Um eine<br />

breite Marktakzeptanz zu erreichen, müssen sie<br />

zunächst mindestens das Kostenniveau der heute<br />

bereits eingesetzten KWK-Systeme erreichen, d. h.<br />

für Brennstoffzellen-KWK-Anlagen Systemkosten<br />

um 1.000–1.200 € pro kW el . Dies bedeutet eine notwendige<br />

Kostenreduktion um rund eine Größenordnung.<br />

Wenn man die Lernkurven vergleichbarer<br />

dezentraler Technologien betrachtet, dürfte dies bei<br />

größerem Marktvolumen durchaus erreichbar sein.<br />

3.3.4<br />

Bewertung<br />

Wegen ihrer energetischen und ökologischen Vorteile<br />

bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit insbesondere<br />

bei Berücksichtigung externer Kosten ist die<br />

KWK-Technologie ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

jeder Effizienzstrategie für die Transformation von<br />

Energiesystemen. Insbesondere die modernen<br />

KWK-Technologien fügen sich dabei sehr günstig in<br />

den sich abzeichnenden Trend zu einer stärkeren<br />

Vernetzung und „Dezentralisierung“ der Energieversorgung<br />

ein.<br />

Der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung ist somit<br />

eine bedeutende Einzelmaßnahme <strong>zur</strong> Effizienzsteigerung<br />

des Energiesystems auf der Versorgungsseite.<br />

Während aus volkswirtschaftlicher Sicht ihre Wirt-<br />

Energieverteilung, -transport und -speicherung 3.4<br />

schaftlichkeit bereits gegeben ist, sind die derzeitig<br />

am Markt herrschenden Bedingungen schwierig. Der<br />

Beirat empfiehlt daher, den Ausbau der KWK durch<br />

eine Verbesserung der energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />

stärker zu fördern.<br />

3.4<br />

Energieverteilung, -transport und -speicherung<br />

3.4.1<br />

Grundlegende Eigenschaften von<br />

Elektrizitätsversorgungsstrukturen<br />

Die regionalen Strukturen der globalen Energieversorgung<br />

weisen große Unterschiede auf, da Energienachfrage<br />

und -angebot von zahlreichen lokalen Faktoren<br />

abhängen. Es lassen sich zusammenhängende<br />

dicht besiedelte und ausgedehnte dünn besiedelte<br />

Regionen unterscheiden. Während erstere oft über<br />

großflächige Strom- und Gasnetze verfügen, wird für<br />

letztere meist ein dezentraler Ansatz über Inselnetzund<br />

Einzelhausversorgungen verfolgt (netzferne<br />

Konzepte; Kap. 3.4.2). Die Qualität der Energieversorgung<br />

muss sich bei den beiden grundlegend verschiedenen<br />

Konzepten nicht notwendigerweise<br />

unterscheiden. Versorgungsstrategien für großflächig<br />

vernetzte Regionen verdienen besonderes<br />

Augenmerk, da hier der mit Abstand größte Anteil<br />

der Energie eingesetzt wird (Kap. 3.4.3).<br />

In Stromnetzen müssen Erzeugung und Verbrauch<br />

elektrischen Stroms zu jedem Zeitpunkt<br />

gleich groß sein. Übersteigt die Erzeugung den<br />

aktuellen Verbrauch, steigen Frequenz und Spannung<br />

<strong>im</strong> Netz, liegt sie darunter, sinken sie. Wird<br />

nicht gegengesteuert, können an das Netz angeschlossene<br />

Geräte beschädigt werden. Zur Steuerung<br />

von Stromnetzen ist daher die Kenntnis sowohl<br />

der statistischen als auch der determinierten Anteile<br />

von Erzeugung und Verbrauch entscheidend, wobei<br />

sich charakteristische Tages- und Jahresgänge beobachten<br />

lassen. Da das Netz aus mehreren Spannungsebenen<br />

aufgebaut ist, müssen die Lastgänge auf allen<br />

Ebenen berücksichtigt werden, denn selbst bei ausgeglichener<br />

Bilanz auf der Höchstspannungsebene<br />

könnte sonst z. B. ein Teilnetz auf Mittelspannungsebene<br />

überlastet werden. Mit der zunehmenden<br />

Bedeutung fluktuierender regenerativer Energiequellen<br />

wie Windkraft und Photovoltaik tritt zusätzlich<br />

auch auf der Angebotsseite eine dynamische<br />

Größe auf. Für die bestmögliche Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />

fluktuierender Energiebereitstellung und<br />

-nachfrage bieten sich mehrere Strategien an:<br />

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