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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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Energieträger nicht nur als Ausgangsstoffe für Produkte<br />

sondern teilweise auch energetisch genutzt.<br />

Um energetische und nicht energetische Verwendungen<br />

fossiler Energieträger zu entkoppeln, kann die<br />

Sonne die Energiefunktion an vielen Stellen direkt<br />

übernehmen. Für Prozesse bei hohen Temperaturen<br />

können beispielsweise technische Konzepte angewendet<br />

werden, die denen solarthermischer Kraftwerke<br />

(Kap. 3.2.6.2) ähneln.<br />

Sonnenlicht kann aber auch in photochemischen<br />

und -katalytischen Anwendungen eingesetzt werden,<br />

bei denen heute künstliche Lichtquellen dominieren.<br />

Die photochemische Synthese flüssiger Energieträger<br />

ist prinzipiell denkbar. In Ergänzung dazu sind<br />

auch der Photosynthese verwandte Membransysteme<br />

sowie photochemische und -biologische Wasserstoffherstellung<br />

vielversprechende Ansätze für<br />

die zukünftige Nutzung der Sonnenenergie.<br />

Im Forschungskapitel (Kap. 6.3.1) werden Energiekonversionskonzepte<br />

angesprochen, die sich nach<br />

Ansicht des Beirates <strong>im</strong> Laufe von 10–20 Jahren zu<br />

marktreifen Technologien entwickeln können. Insgesamt<br />

schätzt der Beirat das Potenzial dieser noch <strong>im</strong><br />

Entstehen befindlichen Energiewandlungsverfahren<br />

vorsichtig auf 30 EJ pro Jahr <strong>im</strong> Jahr 2100.<br />

3.3<br />

Kraft-Wärme-Kopplung<br />

3.3.1<br />

Technologie und Effizienzpotenziale<br />

In Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)<br />

wird aus dem eingesetzten Brennstoff nicht nur<br />

Strom erzeugt, sondern gleichzeitig auch die<br />

Abwärme z. B. für Heizzwecke genutzt. Sie erreichen<br />

daher einen hohen Gesamtnutzungsgrad des eingesetzten<br />

Brennstoffs, der bei gut ausgelegten Anlagen<br />

bei 80–90% liegen kann. KWK ist somit eine wichtige<br />

Technologie für die Einsparung von Pr<strong>im</strong>ärenergie.<br />

KWK-Anlagen können überall eingesetzt werden,<br />

wo neben der Stromerzeugung Bedarf an<br />

Niedertemperaturwärme (bis ca. 120 °C) oder Prozesswärme<br />

(bis ca. 200 °C) vorhanden ist. Es gibt eine<br />

große Bandbreite von KWK-Technologien in einem<br />

Leistungsbereich von etwa 1 kW el bis zu mehreren<br />

100 MW el (Tab. 3.3-1). Die <strong>im</strong> KWK-Betrieb erreichbaren<br />

Stromnutzungsgrade reichen derzeit von 15%<br />

für kleinere Dampfturbinen bis zu 45% in hocheffizienten<br />

Motor-/Generatorsystemen und können<br />

zukünftig auf 60–65% ansteigen, z. B. bei Kombinationskraftwerken<br />

mit ausgereiften Brennstoffzellen.<br />

Dementsprechend variiert die Stromkennzahl<br />

Kraft-Wärme-Kopplung 3.3<br />

(Energieverhältnis von Strom zu Nutzwärme) zwischen<br />

0,20 und 1,50, langfristig sogar bis zu 2,50.<br />

Hohe Stromkennzahlen sind für den Einsatz von<br />

Vorteil, da tendenziell der Wärmebedarf typischer<br />

Versorgungsobjekte relativ zum Stromverbrauch<br />

sinkt. Zudem verbessern sie die Wirtschaftlichkeit<br />

der Anlagen, da Stromerlöse meist höher sind als<br />

Wärmeerlöse.<br />

Als Brennstoff können fossile Träger, z. B. Kohle,<br />

Öl oder Gas genutzt werden, aber auch Brennstoffe<br />

(später auch Wasserstoff) aus regenerativen Quellen.<br />

Dampfturbinen und Stirlingmotoren können auch<br />

feste Brennstoffe (z. B. Kohle, Holz) nutzen, alle<br />

anderen Technologien benötigen aber flüssige oder<br />

gasförmige Brennstoffe, teilweise mit hohem<br />

Anspruch an ihre Reinheit. Bei Brennstoffzellen<br />

kommt die externe oder interne Erzeugung von Wasserstoff<br />

aus wasserstoffhaltigen Brennstoffen hinzu.<br />

Der eigentliche Energiewandler ist also nur ein Teil<br />

des Gesamtsystems, das <strong>im</strong> Hinblick auf Nutzungsgrade<br />

und Kosten <strong>im</strong>mer als Ganzes betrachtet werden<br />

muss.<br />

KWK-Anlagen sind in der Regel pr<strong>im</strong>ärenergetisch<br />

effizienter als die getrennte Bereitstellung von<br />

Strom und Nutzwärme. Die Höhe der realistisch<br />

erreichbaren Energieeinsparung und der damit verknüpften<br />

CO 2 -Reduktion hängt dabei sehr stark von<br />

Größe und Bauart der KWK-Anlage, ihrer Auslegung,<br />

den Vergleichssystemen und den eingesetzten<br />

Brennstoffen ab. Typische Werte für die Pr<strong>im</strong>ärenergieeinsparung<br />

von KWK-Anlagen liegen bei 15–<br />

30%, was einer CO 2 -Reduktion bis zu 50% entspricht,<br />

wenn Erdgas-KWK mit getrennter Erzeugung<br />

von Strom und Wärme aus Kohle verglichen<br />

wird. Bei Gutschrift der vermiedenen zusätzlichen<br />

Wärmeerzeugung liegen typische spezifische CO 2 -<br />

Emissionen der KWK (mit Erdgas) bei 0,19–0,25 kg<br />

pro kWh el (Nitsch, 2002). Je höher der Gesamtnutzungsgrad<br />

und die Stromkennzahl einer KWK-<br />

Anlage sind, desto höher fallen ihre energetischen<br />

und ökologischen Vorteile aus; längerfristig sind also<br />

die entsprechenden Technologien (GuD-Anlagen,<br />

Brennstoffzellen, sehr effiziente Motoren) vorteilhafter.<br />

3.3.2<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

Im Prinzip kann mit KWK ein sehr hoher Anteil des<br />

Raumheizungs- und Warmwasserbedarfs (ca. 65%)<br />

und des industriellen Prozesswärmebedarfs (bis zu<br />

80% der Mitteltemperaturwärme) gedeckt werden.<br />

Auch <strong>zur</strong> Kühlung, Lufttrocknung, Kl<strong>im</strong>atisierung<br />

und <strong>zur</strong> Meerwasserentsalzung (z. B. durch solarthermische<br />

Kraftwerke in Ländern mit hoher Sonnenein-<br />

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