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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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78 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />

Wärme unter Einsatz zusätzlicher Energie von<br />

einem niedrigen auf ein höheres Temperaturniveau.<br />

In der Regel wird dem Boden durch Wärmetauscher,<br />

die in 1–2 m Tiefe verlegt werden, Erdwärme <strong>im</strong> Temperaturbereich<br />

von 5–10 °C entzogen.<br />

Alle Wärmepumpen brauchen zum Betrieb hochwertige<br />

Energie, deren Berücksichtigung für die<br />

energetische Bewertung unerlässlich ist. Dies<br />

geschieht mit der so genannten „Arbeitszahl“, die<br />

das Verhältnis von eingesetzter Energie (z. B. Strom,<br />

Gas) <strong>zur</strong> Nutzenergie (genutzte Heizwärme) beschreibt.<br />

Da <strong>im</strong> konventionellen Kraftwerk nur etwa<br />

ein Drittel der Pr<strong>im</strong>ärenergie in Strom überführt<br />

wird, sollte eine strombetriebene Wärmepumpe<br />

be<strong>im</strong> heutigen Energiemix eine Jahresarbeitszahl<br />

deutlich größer 3,6 haben. Bei allen anderen Wärmepumpen,<br />

bei denen in der Energiebilanz keine<br />

Abwärmeverluste in Kraftwerken auftreten, ist<br />

schon eine Arbeitszahl von 1,1 ausreichend. Derzeitige<br />

Prototypen und Kleinprodukte thermisch angetriebener<br />

Wärmepumpen (Erdgas) erreichen Jahresarbeitszahlen<br />

von 1,3. Bei elektrisch angetriebenen<br />

Kompressionswärmepumpen werden Arbeitszahlen<br />

von über 3,6 erreicht.<br />

In Verbindung mit Wärmepumpen kann das<br />

Erdreich als Wärmespeicher genutzt werden, wenn<br />

die gleichen Anlagen <strong>im</strong> Sommer <strong>zur</strong> Kühlung/Kl<strong>im</strong>atisierung<br />

dienen. In diesem Fall wird die be<strong>im</strong><br />

Kühlprozess anfallende Abwärme <strong>im</strong> Erdreich<br />

gespeichert, wodurch die Temperatur für den winterlichen<br />

Heizbetrieb angehoben werden kann.<br />

3.2.7.3<br />

Umwelt- und Sozialfolgen<br />

Bei aus der Tiefe geförderten heißen Wässern ist eine<br />

Reinjektion notwendig, weil sie nicht nur Mineralien,<br />

sondern auch Schwefelwasserstoff, Ammoniak,<br />

Stickstoff, Schwermetalle und Kohlendioxid enthalten.<br />

Die entsprechende Technologie ist vorhanden.<br />

Bei der Stromerzeugung mit thermodynamischen<br />

Maschinen auf der Basis leichtflüchtiger Arbeitsmittel<br />

sollte das eingesetzte organische Medium<br />

ungiftig sein und kein wesentliches Treibhauspotenzial<br />

besitzen. Aufgrund niedriger Vorlauftemperatur<br />

und geringer Umwandlungswirkungsgrade fällt bei<br />

geothermischen Stromerzeugung zudem lokal eine<br />

große Menge Abwärme an, die entsorgt werden<br />

muss.<br />

Bei elektrischen Wärmepumpen ist die Gesamtenergiebilanz<br />

kritisch zu betrachten. Ebenso müssen<br />

die Niedertemperatur-Wärmequellen sorgfältig ausgewählt<br />

werden: Eine starke Abkühlung von Grundwasser<br />

sollte vermieden werden, aber aus durch<br />

Abwärme belasteten Flüssen kann ein Wärmeentzug<br />

durchaus ökologisch sinnvoll sein.<br />

3.2.7.4<br />

Bewertung<br />

Erdwärme hat ein großes technisches Potenzial und<br />

steht <strong>im</strong> Gegensatz zu Sonnen- und Windenergie<br />

kontinuierlich <strong>zur</strong> Verfügung. Das nachhaltig nutzbare<br />

Potenzial wird vom Beirat dennoch bis 2100 nur<br />

sehr vorsichtig auf 30 EJ pro Jahr eingeschätzt.<br />

Bei Nutzung von Erdwärme aus großer Tiefe auf<br />

hohem Temperaturniveau sind Stromerzeugung,<br />

Nutzung für Nah- und Fernwärmenetze und Kombination<br />

beider möglich. Für niedrige Temperaturniveaus<br />

kommen hingegen nur thermische Anwendungen<br />

in Frage. Der Beirat empfiehlt, die entsprechenden<br />

Technologien weiter zu entwickeln und den<br />

Ausbau zu fördern. Bei Wärmepumpen <strong>zur</strong> Nutzung<br />

oberflächennaher Wärme sollte dabei auf ausreichend<br />

hohe Arbeitszahlen geachtet werden.<br />

3.2.8<br />

Andere erneuerbare Energien<br />

Neben den bisher beschriebenen Technologien <strong>zur</strong><br />

Nutzung erneuerbarer Energiequellen, von deren<br />

großskaligem Einsatz in einem nachhaltigen Energiesystem<br />

ausgegangen werden kann, gibt es andere<br />

Ansätze <strong>zur</strong> Energiekonversion erneuerbarer Energiequellen.<br />

Als marine Energiequellen werden in erster Linie<br />

Gezeiten- und Wellenenergie genannt. Unter<br />

best<strong>im</strong>mten geomorphologischen Bedingungen, die<br />

eine Strömung einengen und dadurch beschleunigen,<br />

kann die Wassergeschwindigkeit durch Gezeitenströmung<br />

für eine Gewinn bringende energetische Nutzung<br />

ausreichen. Wegen der <strong>im</strong> Vergleich zu Luft<br />

deutlich höheren Dichte des Wassers genügt hierzu<br />

eine viel niedrigere Strömungsgeschwindigkeit als<br />

bei der Windenergie. Schon ab etwa 1 m pro Sekunde<br />

Gezeitenströmung erscheint die Nutzung lohnend.<br />

Zudem kann in Ästuaren und Flussmündungen der<br />

Tidenhub mehr als 2 m betragen, der in Gezeitenkraftwerken<br />

für den Betrieb von Turbinen genutzt<br />

werden kann. Wellenenergie entsteht durch die<br />

Wechselwirkung von Meeresoberfläche und Wind.<br />

Die Energiedichte n<strong>im</strong>mt allerdings mit der Annäherung<br />

an die Küste ab. Daher besteht die technische<br />

Herausforderung darin, Anlagen für küstenferne<br />

Standorte zu entwickeln. Vielfältige Konzepte sind<br />

bereits angedacht, manche werden erprobt.<br />

In vielen Prozessen der chemischen, petrochemischen<br />

oder verwandter Industrien werden fossile

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