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Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - WBGU

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76 3 Technologien und nachhaltige Potenziale<br />

zunehmendem Umfang werden thermische Kollektoren<br />

in so genannten Kombianlagen auch <strong>zur</strong><br />

Heizungsunterstützung eingesetzt.<br />

• Vakuumröhrenkollektoren: Bei diesen Kollektoren<br />

sorgt eine Vakuumisolierung dafür, dass die<br />

Wärmeverluste durch Leitung und Konvektion<br />

der in gläsernen Röhren liegenden Absorber fast<br />

gänzlich unterbunden werden. So wird auch <strong>im</strong><br />

Winter ein guter Wirkungsgrad mit hohen Temperaturen<br />

erreicht. Derartige Kollektoren eignen<br />

sich besonders für höhere geographische Breiten,<br />

Winterbedingungen und Prozesswärmeanwendungen.<br />

Wegen der hermetischen Kapselung des<br />

Absorbers werden sie aber auch in großem Maßstab<br />

bei der Brauchwassererwärmung in Ländern<br />

mit geringer entwickelter technischer Infrastruktur<br />

angewandt.<br />

Die in einer Solarkollektoranlage gesammelte Wärmeenergie<br />

wird in der Regel in einen Speicher überführt,<br />

damit die Unterschiede zwischen Wärmenachfrage<br />

und -angebot für einige Tage ausgeglichen werden<br />

können. Speicher, die Wärme aus den Sommermonaten<br />

sogar bis in den Winter hinein bereithalten<br />

können, wurden in Pilotanlagen bereits erfolgreich<br />

getestet. Da Wärmeverluste mit dem Verhältnis aus<br />

Oberfläche zu Volumen ansteigen, müssen saisonale<br />

Speicher (soweit sie auf der Nutzung sensibler<br />

Wärme basieren) vergleichsweise groß sein, was ihre<br />

Einbindung in ein Nahwärmeversorgungsnetz notwendig<br />

macht.<br />

Die Modularität von Solarkollektoren erlaubt<br />

ihren Einsatz prinzipiell in allen erforderlichen Leistungsbereichen.<br />

Die Wärmekosten liegen für einen<br />

typischen Standort in Deutschland heute bei 3–<br />

7 €-Cent pro MJ (BMU, 2002b), für sonnenreichere<br />

Standorte entsprechend niedriger. Die in thermischen<br />

Solarkollektoren verwendeten Materialien<br />

sind in der Regel umweltverträglich und können<br />

zudem nahezu vollständig wiederverwertet werden.<br />

Kühlen mit Sonnenenergie<br />

Kühlung und Gebäudekl<strong>im</strong>atisierung sind ideale<br />

Anwendungen von Solarenergie, da der Bedarf zeitlich<br />

mit dem Energieangebot weitgehend zusammenfällt.<br />

Zwei Methoden können verwendet<br />

werden: Zum einen kann Solarstrom für den Betrieb<br />

einer konventionellen Kompressionskältemaschine<br />

eingesetzt werden. Zum anderen kann Solarwärme<br />

über Sorptions- oder Adsorptionsverfahren zum<br />

Antrieb thermodynamischer Kühlprozesse eingesetzt<br />

werden. Hybridkühlsysteme mit solarer und<br />

konventioneller Energieversorgung können über die<br />

Hälfte der für den Betrieb einer konventionellen<br />

Anlage benötigten Pr<strong>im</strong>ärenergie einsparen.<br />

Für Schwellen- und Entwicklungsländer in niederen<br />

geographischen Breiten sind solare Kühltechno-<br />

logien eine interessante Alternative: Die Raumkühlung<br />

ist mit erheblichem Energiebedarf verbunden.<br />

Außerdem kommen solare Kühltechnologien den<br />

meist dezentralen Energiestrukturen in diesen Ländern<br />

entgegen. Kühl- und Kl<strong>im</strong>atisierungstechnologien<br />

bei Nutzung der Sonnenwärme können in vielen<br />

Einsatzbereichen und <strong>Welt</strong>regionen zukünftig stark<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

3.2.6.3<br />

Umwelt- und Sozialfolgen<br />

Mögliche Umweltbeeinträchtigungen einer photovoltaischen<br />

Energietechnologie ergeben sich durch<br />

den Herstellungsprozess und die <strong>im</strong> Endprodukt verwendeten<br />

Materialien. Während die Herstellung<br />

durch geeignete Verfahren prinzipiell umweltschonend<br />

gehandhabt werden kann, lassen sich Umweltrisiken<br />

für einige Dünnschichttechnologien nicht<br />

vollständig ausschließen. Prinzipiell könnten bei<br />

Unfällen (z. B. Bränden) oder Beschädigung der<br />

Solarmodule Schadstoffe freigesetzt werden. Be<strong>im</strong><br />

Einsatz dieser Technologien ist ein sicheres Recycling<br />

wesentlich. Bei Verwendung von Silizium für<br />

Solarzellen bestehen keine derartigen Gefahren.<br />

Solarthermische Kraftwerke sind unbedenklich,<br />

solange umweltverträgliche Wärmeträgermedien<br />

verwendet werden. Das Gleiche gilt für Solarkollektoren.<br />

Die Potenzialkarten in Kapitel 4 zeigen außerdem,<br />

dass eine Versorgung Europas mit Sonnenenergie<br />

bei Energie<strong>im</strong>port aus angrenzenden strahlungsreichen<br />

<strong>Welt</strong>regionen einfacher als eine autonome<br />

Energieversorgung verwirklicht werden kann (Abb.<br />

4.4-5). Der Aufbau entsprechender Infrastruktur in<br />

den Ländern des Maghrebs und des Nahen Ostens<br />

sowie der Übertragungsleitungen nach Europa wäre<br />

sowohl politisch-strategisch als auch entwicklungspolitisch<br />

von Bedeutung.<br />

3.2.6.4<br />

Bewertung<br />

Sonnenenergie ist die Quelle für solare Elektrizität<br />

sowie für Warmwasserbereitung, Heizung und<br />

Raumkühlung. Für alle Anwendungsbereiche stehen<br />

Technologien <strong>zur</strong> Verfügung, die teilweise heute aber<br />

noch kostenreduzierende Lernprozesse durchlaufen<br />

und durch weitere Forschung und Entwicklung verbessert<br />

werden müssen. Eine engagierte Ausbaurate<br />

muss mittelfristig gesichert werden, damit solare<br />

Technologien ausreichend kostengünstig <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen, wenn der Ausbau anderer erneuerbarer<br />

Energieformen an die Grenzen der nachhaltig nutzbaren<br />

Potenziale stößt. Im Gegensatz zu allen ande-

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