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„GENUSS OHNE BEWUSSTSEIN UND VERANTWORTUNGSGEFÜHL IST FADE.“ “PLEASURE WITHOUT AWARENESS AND A SENSE OF RESPONSIBILITY IS TASTELESS.” 24 | WMFMAGAZINE2012 Er hat als Journalist gearbeitet und die Geschäfte der Hamburger Filmförderung und der Filmstiftung NRW geleitet. Seit 2001 ist Dieter Kosslick Berlinale-Direktor und machte sie zum wichtigsten Kino-Wettbewerb neben Cannes und Venedig. WMF sponsert die Reihe „Kulinarisches Kino“. He worked as a journalist and managed the businesses of Hamburg Filmförderung and the North Rhine-Westphalia Film Foundation. Dieter Kosslick has been the Berlinale director since 2001 and has made it the most important cinema competition apart from Cannes and Venice. WMF is sponsoring the series “Culinary Cinema”. DIETER KOSSLICK
Herr Kosslick, stimmt es, dass Sie den Berlinale-Festival-Marathon nur durch Askese durchstehen? Dieter Kosslick: Während des Festivals esse ich tatsächlich eher wenig – ich frühstücke ein Müsli und gegen 16 Uhr esse ich eine Pasta. Abends gibt es dann meistens noch eine Kleinigkeit. Auf Alkohol verzichte ich weitgehend. Zigaretten rauche ich gar nicht. Der französische Regisseur Claude Chabrol war bekannt dafür, dass es während der Dreharbeiten das beste Essen und die besten Weine gab. Ist das nicht das bessere Genusskonzept? Dieter Kosslick: Das stimmt, Chabrol hat immer gut gegessen und auch meistens sehr gute Filme gemacht. Aber bei ca. 50 Terminen am Tag an zehn Tagen hintereinander bleibt keine Zeit für mehrgängige Menüs. Gemüse knabbern ist übrigens gesund. In vielen deutschen Wohnungen findet man tolle Designermöbel, aber in der Küche wird oft Nullachtfünfzehn Kochgeschirr und Besteck benutzt. Wie halten Sie es selbst? Dieter Kosslick: Für ein gutes Essen muss der Tisch, egal welcher, auch entsprechend gedeckt sein, das heißt für mich, dem Anlass entsprechend. Wenn ich nur Pommes Frites mit Ketchup esse ist es nicht nötig, die Leinenservietten und das Tafelsilber herauszuholen. Aber wenn ich mit meiner Frau am Wochenende koche und wir mehrere Gänge zubereiten, dann wird schon immer wie in einem guten Restaurant gedeckt. Worin besteht für Sie der Genuss der Berlinale? Dieter Kosslick: Genuss ohne Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für die fast 1 Milliarde Menschen, die hungern, ist fade, das ist die Botschaft des Kulinarischen Kinos. Auch das Filmeschauen wird erst durch Reflexion zum Genuss, dazu möchten wir die Besucher der Berlinale anregen. Sie beschäftigen sich als Geschäftsführer des Festivals auch mit Cateringfragen. Was ist Ihnen dabei wichtig? Dieter Kosslick: Bei der Bewirtung unserer Gäste legen wir Wert auf hohe Qualität und auf frische Zutaten, die fair produziert wurden und aus der Region stammen. Dazu schenken wir gute Weine aus Deutschland, hochwertige Bio-Säfte aus dem Hause Rabenhorst und Mineralwasser von Viva con Agua aus, einer international tätigen Trinkwasserinitiative. Vor ein paar Jahren haben Sie die Reihe „Kulinarisches Kino“ ins Leben gerufen. Welche Idee steckt dahinter? Dieter Kosslick: Wir wollten der Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung und Umwelt ein eigenes Format geben, und so fand 2007 während der Berlinale das erste Kulinarische Kino statt. Dort zeigen wir einerseits Filme, die den Appetit anregen, danach gibt es ein Menü und es wird über den Film gesprochen. Andererseits präsentieren wir auch viele Filme, die den Appetit verderben, weil sie von den oft katastrophalen Zuständen in der Lebensmittelherstellung erzählen und Missstände aufzeigen. WMF ist seit 2 Jahren Partner des Kulinarischen Kinos. Was verbindet die Marke Berlinale mit WMF? Dieter Kosslick: Beim Kulinarischen Kino geht es um Qualität und gutes Essen. Das gilt natürlich auch für die Präsentation der Speisen, dazu gehört wie gesagt auch eine schöne Tischdekoration mit elegantem, hochwertigem Besteck und Geschirr. Wie interpretieren Sie den WMF-Satz „Das Leben schmeckt schön“? Dieter Kosslick: In meiner Heimat gibt es einen schönen Spruch, der hier gut passt: „Lieber ein Bäuchle vom Esse als en Buckl vom Schaffe‘ (Arbeiten).“ Mr Kosslick, is it true that you get through the Berlinale Festival marathon only by asceticism? Dieter Kosslick: I really eat very little during the festival. I have cereal for breakfast and then eat some pasta around 4:00 pm. Then I usually eat something small in the evening. I mostly refrain from alcohol. I do not smoke cigarettes at all. The French director Claude Chabrol was known for having the best food and wines while filming. Is that not a better concept of enjoyment? Dieter Kosslick: That‘s true. Chabrol always ate well and usually made very good films. But with around 50 appointments a day for ten days in a row, there is no time for multi-course meals. By the way, nibbling at vegetables is healthy. Great designer furniture can be found in many German homes, but run-of-the-mill cookware and cutlery is often used in kitchens. How is it for you? Dieter Kosslick: For a good meal, the table, regardless of what it is, must also be set accordingly. For me, this means according to the occasion. If I am only eating chips with ketchup, then it is not necessary to bring out the silverware and linen napkins. But, when I cook with my wife on the weekend and we prepare several courses, then the table is always set like a fine restaurant. What do you enjoy about the Berlinale? Dieter Kosslick: Pleasure without awareness and a sense of responsibility for the nearly one billion people who are starving is tasteless, that is the message of the culinary cinema. We would like to suggest to visitors to the Berlinale that even watching films is only a pleasure if you reflect first. As the managing director of the festival, you also deal with catering questions. What is important to you in this regard? Dieter Kosslick: When serving our guests, we emphasise high quality and fresh ingredients, which were produced fairly and come locally from the region. In addition, we present good wines from Germany, high-quality organic juices from Haus Rabenhorst and mineral water from the company Viva con Agua to an internationally active drinking water initiative. A few years ago, you launched the series “Culinary Cinema”. What is the idea behind it? Dieter Kosslick: We wanted to give the debate on the issue of nutrition and environment its own format and that is how the first Culinary Cinema took place in 2007 during the Berlinale. On the one hand, we show films here that stimulate the appetite and then follow that up with a meal to discuss the film. On the other hand, we also show many films here that spoil your appetite, because they frequently tell of the abysmal conditions in food production and show a deplorable state of affairs. WMF has been a partner of Culinary Cinema for two years. What connects the Berlinale brand with WMF? Dieter Kosslick: The Culinary Cinema is about quality and good food. Of course, this also applies for the presentation of the food, which also includes, as stated, a beautiful table decoration with elegant, high-quality cutlery and dishes. How do you interpret the WMF slogan “Life tastes great”? Dieter Kosslick: Where I come from there is a nice saying that fits well here: “A little belly from eating is better than a crooked back from working”. WMFMAGAZINE2012 | 25
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