•ZKN 06-12.indd - Zahnärztekammer Niedersachsen
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Dr. Michael<br />
Sereny<br />
Präsident der<br />
Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Wünsche<br />
Vor einem Geburtstag oder Weihnachten<br />
darf man sich etwas wünschen,<br />
meist wird einem die Frage danach<br />
direkt aufgedrängt. »Was wünscht<br />
Du Dir denn?« Krawatten mag man<br />
eh nicht so gerne, Socken hat man genug und die<br />
Alkoholika im Keller verdunsten eher, als dass sie<br />
Chance haben getrunken zu werden. Wenn überhaupt,<br />
bewegen sich die Wünsche dann im Immateriellen.<br />
Der Wunsch nach »Zwei braven, fleißigen<br />
Kinder« wird schnell mit der Feststellung gekontert<br />
»dann sind wir ja vier Kinder und dafür<br />
reicht der Platz nicht«. Ob Wünsche in Erfüllung<br />
gehen oder nicht ist ungewiss – denn es handelt<br />
sich um eine Wunschliste und nicht um einen Bestellzettel.<br />
Viel leichter fällt es uns dann, etwas<br />
Gutes für uns alle zu wünschen.<br />
Mein Wunschzettel:<br />
Vertrauen der Politiker in die Mündigkeit der<br />
Bürger statt staatliche Überregulierung. Der<br />
Staat glaubt zu wissen, was für seine Bürger am<br />
Besten ist und nimmt ihm häufig die Freiheit, über<br />
seine Belange selbst zu entscheiden. Freiheit kann<br />
nicht verwaltet werden und ist daher verdächtig.<br />
Eine Gesundheitspolitik für unsere Patienten<br />
und nicht nur zum Erhalt einer Koalition. Kaum<br />
ein Experte begrüßt sie, kaum ein Politiker versteht<br />
sie selbst, sie dient nur zum Machterhalt<br />
einer Koalition, die eh keiner wollte.<br />
Gesetze, die das enthalten, was außen drauf<br />
steht. Im Wettbewerbsstärkungsgesetz wird kein<br />
Wettbewerb gestärkt. Die Budgets werden angeblich<br />
abgeschafft, aber für die Honorierung in Euro<br />
und Cent sind lediglich einige Leistungen kostenlos<br />
und zusätzlich zu erbringen. Für die Abschaffung<br />
der Bürokratie werden eigens zusätzliche<br />
Institutionen geschaffen.<br />
Die Frage »Was muss ein Zahnarzt verdienen«<br />
nicht »was darf ein Zahnarzt verdienen«.<br />
Wer einen Betrieb führt, Angestellte beschäftigt,<br />
investiert, Leistungen erbringt, ist kein Bittsteller,<br />
sondern hat ein Anrecht auf eine betriebswirtschaftlich<br />
angemessene Honorierung.<br />
Mehr Standespolitiker, die die Bedrohung<br />
unseres Berufsstandes nicht in der anderen Fraktion,<br />
sondern in der Politik sehen. Gemeinsamen<br />
Appellen müssen auch gemeinsame Taten folgen.<br />
Die Politik ist nicht übermächtig stark, wir schwächen<br />
uns selbst stärker als andere das könnten.<br />
Auch der schärfste berufspolitische Konkurrent<br />
ist Mensch und Kollege.<br />
Editorial<br />
Mehr Standespolitiker, die nur Auseinandersetzungen<br />
führen, die den Kollegen helfen. Was<br />
nützt es den Kollegen, wenn die Kammeropposition<br />
ohne jeden Grund von einer Phantom-Veranstaltung<br />
berichtet (die Beschreibung geht an den<br />
Realitäten völlig vorbei) oder den satzungsgemäßen<br />
Umgang mit Kollegengeldern als Selbstbedienungsladen<br />
oder Selbstbedienungsmentalität<br />
kriminalisiert?<br />
Mehr Standespolitiker, die vorbehaltlos mit allen<br />
demokratisch gewählten Vertretern zusammenarbeiten.<br />
Ob es ZfN passt oder nicht, Herr<br />
Schirbort ist demokratisch gewählter Vorsitzender<br />
des Leitenden Ausschusses des AVW. Informationen<br />
von unabhängigen Fachleuten vor der<br />
Kammerversammlung nicht hören zu wollen, nur<br />
weil Herr Schirbort das mit ZfN-Experten gemeinsam<br />
erarbeitete Konzept vorstellen möchte, zeigt<br />
entweder Ignoranz oder wenig Selbstvertrauen.<br />
Mehr Standespolitiker, die das tun, wozu sie<br />
gewählt sind. In die Kammerversammlung wird<br />
man gewählt, weil man dort die Kollegenschaft<br />
vertreten soll. Ein Fernbleiben verbietet sich, dies<br />
ist teuer für alle und bringt uns nicht weiter.<br />
Zur Vorbesprechung der Bundesversammlung<br />
der BZÄK werden alle Delegierten <strong>Niedersachsen</strong>s<br />
eingeladen. Nicht anzutreten, sich nicht abzumelden<br />
oder ohne Entschuldigung fern zu bleiben, ist<br />
ein schlechter Stil und hilft uns nicht weiter.<br />
Kinder werden oft dadurch gestraft, dass man<br />
ihnen keine Wünsche lässt, sondern sie sofort erfüllt.<br />
Diese Sorge habe ich nicht. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass mir der eine oder andere Wunsch<br />
noch eine Weile erhalten bleiben wird. Aber ich<br />
warte nicht darauf, dass andere sie mir erfüllen –<br />
ich kämpfe selbst dafür.<br />
Zwei Wünsche hatte ich noch vergessen:<br />
Ich wünsche mir Schnee zu Weihnachten und Ihnen<br />
erholsame und friedliche Feiertage.<br />
Ihr<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 729