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Bemühung im Rahmen dieser Arbeit,<br />

sich mit den Grundlagen des Abrechnungssystems/derAbrechnungssysteme<br />

in der Zahnmedizin überhaupt zu<br />

beschäftigen.<br />

Der Autor kann noch nicht einmal<br />

mit Fachausdrücken aus seinem zahntechnischen<br />

Bereich richtig umgehen.<br />

Zähne, deren Kauflächen durch Gebrauch<br />

abgenutzt sind, sind »abradiert«.<br />

Das dazugehörige Substantiv ist<br />

Abrasion. Von diesem Substantiv hat<br />

der Autor allerdings buchstäblich abgeleitet,<br />

wenn er schreibt (S. 167): »…<br />

dass die Zahnhöcker zum Teil völlig abrasiert<br />

waren.«<br />

Nachdem Sie die nächste Auffälligkeit<br />

gelesen haben, werden Sie nicht<br />

mehr glauben, dass der Autor – oder<br />

wer auch immer – sich bei diesem Lapsus<br />

nur verschrieben hat.<br />

Diese Stelle auf S. 156 zeigt nicht nur<br />

deutlich die fehlende fachliche Kenntnis,<br />

sondern auch das Fehlen eines Mindestmaßes<br />

an Allgemeinwissen, weshalb<br />

ich mich als (Doppelt)Promovierter<br />

von denjenigen, die über diese Dissertation<br />

entscheiden mussten, desavouiert<br />

fühle. Man kann nur den Eindruck<br />

gewinnen, dass die Dissertation – wenn<br />

überhaupt – nicht ausreichend geprüft<br />

wurde und nur die Masse an bedruckten<br />

Seiten in ein Urteil eingeflossen<br />

ist.<br />

In der Fußnote 116 zitiert der Autor<br />

eine Quelle, die von »Heilmitteln, Ärzten<br />

oder Krankenhäusern« als »Krankheitserreger<br />

oder krankmachenden<br />

Agenten« spricht.<br />

Es hätte dem Autor bei Kenntnis der<br />

Materie auffallen müssen, dass das<br />

Wort »Krankheitserreger« schon anders<br />

definiert und inhaltlich belegt ist,<br />

als es in der Quelle benutzt wurde.<br />

Dass er aber das Wort »Agenten«<br />

benutzt und dann noch die Verwendung<br />

dieses Wortes dafür heranzieht,<br />

den Bogen zur vom Autor auf zahlreichen<br />

Seiten bemühten und somit für<br />

ihn und seine Ausführungen wichtigen<br />

»Prinzipal-Agent-Theorie« aus den<br />

Wirtschaftswissenschaften zu ziehen,<br />

lässt den kundigen Leser eher an einen<br />

Comic glauben als an eine Dissertation.<br />

Es ist schon erstaunlich,<br />

dass der<br />

Autor bisher der<br />

einzige ist, der die<br />

Kostenexplosion<br />

im Gesundheitswesen<br />

als Folge<br />

krimineller Handlungen<br />

sieht,<br />

obwohl sich mit<br />

den Problemen des<br />

deutschen Gesundheitswesens<br />

ganz<br />

andere Experten<br />

auseinandergesetzt<br />

und die wesentlichen<br />

Ursachen<br />

gesucht haben.<br />

Sollte die Ansicht<br />

des Autors sich<br />

durchsetzen (können),<br />

wäre das sicherlich<br />

der Meilenstein<br />

in der Gesundheitspolitik.<br />

Ein Krankheitserreger wird auch in<br />

Form einer allgemeinen Bezeichnung<br />

als krankmachendes Agens bezeichnet.<br />

Der Plural von Agens ist aber eben nicht<br />

Agenten, sondern (altsprachlich) Agentes,<br />

was neudeutsch – früher als Agentien<br />

– jetzt als Agenzien geschrieben<br />

wird.<br />

Dieses Unwissen entspricht etwa jenem,<br />

das das Wort »Opa« dem Wort<br />

»Oper« inhaltlich gleichstellt aufgrund<br />

der umgangssprachlichen Lautbildung.<br />

Jeder mache sich nun seine eigenen<br />

Gedanken zum Bogenschlag zur »Prinzipal-Agent-Theorie«<br />

aus den Wirtschaftswissenschaften,<br />

wie es auf S. 156<br />

dem Autor mit der Leichtigkeit des Unwissenden<br />

gelungen ist.<br />

Es lebe das Wissen und die Wissenschaft.<br />

Durch die Anerkennung dieser<br />

Arbeit als promotionswürdig sind beide<br />

zum Offenbarungseid getrieben<br />

worden an der Hamburger Universität.<br />

Folgendes sei nur am Rande<br />

bemerkt:<br />

Warum hat der Autor weiterhin die<br />

Rolle der Patienten als Täter im Rahmen<br />

der Kriminalität im Bereich der<br />

Zahnmedizin völlig ausgelassen, wodurch<br />

dem Gesundheitssystem für Behandlungen<br />

jährliche Kosten in dreistelliger<br />

Millionenhöhe entzogen werden?<br />

Wahrscheinlich, weil er beispielsweise<br />

den Umgang mit Krankenversicherungskarten<br />

gar nicht kennt.<br />

Das wichtige und weit verbreitete<br />

Gebiet der Kriminalisierung von Zahnärzten<br />

mittels einer Statistik infolge<br />

unserer Sozialgesetzgebung hat der<br />

Autor ebenfalls überhaupt nicht erwähnt<br />

(Stichwort: statistische Wirtschaftlichkeitsprüfung).<br />

Mangels Fachkenntnis<br />

weiß er von beiden hier nur<br />

kurz angesprochenen Aspekten nichts.<br />

Ein Zahntechniker hat damit nämlich<br />

nie zu tun. Das darf aber nicht bedeuten,<br />

dass, wenn eine Arbeit als Dissertation<br />

eingereicht wird und somit den<br />

Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt,<br />

wesentliche Gebiete des Promotionsthemas<br />

einfach ausgelassen werden<br />

dürfen; denn der Autor hat nicht<br />

im Bereich der Zahntechnik promoviert,<br />

gibt aber vor, als ob er als Zahntechniker<br />

den Ein- und Durchblick für<br />

die Zahnmedizin und der in diesem Gesundheitsbereich<br />

auftretenden Kriminalität<br />

hat.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Dr. Dr. Oehler<br />

Institut für zahnärztliche<br />

Wirtschaftlichkeitsprüfung und<br />

Behandlungsqualität (IZWP) ●<br />

12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 753

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