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FOTO: PHOTOCASE.COM<br />

Korbmodell – dahinter verbirgt sich der Versuch,<br />

eine hinreichend große Zahl von niedergelassenen Ärzten<br />

dazu zu bewegen, an einem nicht allzu fernen Tage<br />

gemeinschaftlich ihre Kassenzulassung zurückzugeben<br />

tell’ dir vor, Zehntausende von<br />

Ärzten gehen auf die Straße –<br />

und der Politik ist es egal. Diesen<br />

Eindruck kann man haben,<br />

nein, man muss ihn haben.<br />

Unbeeindruckt von den anhaltenden<br />

Massendemonstrationen peitscht<br />

die Bundesregierung ihre Gesundheitsreform<br />

durch die parlamentarischen<br />

Gremien. Die protestierenden<br />

Ärzte fi nden ebenso wenig Gehör wie<br />

die eindringlichen Warnungen nahezu<br />

aller Organisationen und Verbände vor<br />

den fatalen Folgen einer fehlgeleiteten<br />

Reform.<br />

Dr. med. Martin Grauduszus, der<br />

Vorsitzende der Freien Ärzteschaft,<br />

spricht konsterniert von einer »unglaublichen<br />

Selbstüberschätzung des<br />

Staates« und von der »puren Arroganz<br />

der Macht«. Der noch junge und nicht<br />

sonderlich mitgliederstarke Verband<br />

muss nun die Erfahrung machen, die<br />

vor ihm die etablierten ärztlichen Verbände<br />

schon wiederholt gemacht haben:<br />

Die Politik ist zunehmend beratungsresistent.<br />

Die freien Ärzte, die zu den nationalen<br />

Protesttagen aufgerufen haben<br />

und sich als Sprachrohr der Basis verstehen,<br />

sehen ihren Platz nicht mehr allein<br />

auf der Straße. Vielmehr bereitet<br />

der Verband gemeinsam mit weiteren<br />

Organisationen nun im stillen Kämmerlein<br />

den Ausstieg aus dem System<br />

Josef Maus<br />

Ab in den Korb<br />

vor. Die Zauberformel lautet: Korbmodell.<br />

Dahinter verbirgt sich der Versuch,<br />

eine hinreichend große Zahl von niedergelassenen<br />

Ärzten dazu zu<br />

bewegen, an einem nicht allzu<br />

fernen Tage gemeinschaftlich<br />

ihre Kassenzulassung zurückzugeben.<br />

Das Modell ist bestechend<br />

einfach konstruiert. Die Absichtserklärungen<br />

der Ärzte<br />

wandern in einen Korb, der<br />

über einen Treuhandvertrag<br />

durch einen Rechtsanwalt verwaltet<br />

wird. Wirksam werden die im<br />

Korb hinterlegten Zulassungsrückgaben<br />

erst dann, wenn ein vorher vereinbartes<br />

Quorum (70 bis 75 Prozent der<br />

Ärzte einer bestimmten Arztgruppe<br />

und/oder Region) erreicht ist und die<br />

Vollversammlung der betroffenen Ärzte<br />

die entsprechenden Beschlüsse fasst.<br />

Dann allerdings würde eine sehr große<br />

Gruppe von Ärzten auf einen Schlag für<br />

die Behandlung im Sachleistungssystem<br />

nicht mehr zur Verfügung stehen.<br />

Stattdessen würden diese Ärzte über<br />

den einfachen GOÄ-Satz mit den Krankenkassen<br />

abrechnen. § 95b SGB V<br />

macht dies nach Auffassung des Verbandes<br />

möglich.<br />

Der Charme dieses Modells liegt<br />

zweifellos in dem Umstand, dass der<br />

einzelne Arzt nicht in Vorleistung gehen<br />

muss, um dann am Ende im Regen<br />

FOTO: E. HAHNE<br />

zu stehen. Los geht’s erst, wenn sehr<br />

viele mitmachen. Ob allerdings die beabsichtigte<br />

Solidarität auch dann noch<br />

greift, wenn die Hand zum Schwur gehoben<br />

werden muss, ist eine offene<br />

Frage – und zugleich die offene Flanke<br />

des Korbmodells. Dennoch könnte eine<br />

Entwicklung eintreten, die das Ausstiegsszenario<br />

für viele Ärzte attraktiv<br />

machen würde. Dies wäre der Fall,<br />

wenn der Leidensdruck weiter steigt,<br />

die Politik dies weiter ignoriert und die<br />

ärztlichen Körperschaften nicht mehr<br />

als sicherer Hafen für die Mehrzahl der<br />

niedergelassenen Ärzte akzeptiert würden.<br />

Ist das wirklich so undenkbar?<br />

Auf der anderen Seite müssten sich<br />

jede Ärztin und jeder Arzt genau überlegen,<br />

was man denn da eintauscht.<br />

Raus aus der Budgetierung ist ein Ziel,<br />

das alle ärztlichen Standesvertreter<br />

eint. Rein in die Einzelverträge und in<br />

die Abhängigkeit von den Krankenkassen<br />

– daran scheiden sich die Geister.<br />

Diese Diskussion wird die niedergelassenen<br />

Ärzte in Zukunft stärker denn<br />

je beschäftigen. In der Zwischenzeit<br />

könnten sich die Körbe füllen – für den<br />

Fall, dass die Politik den Ärzten keine<br />

andere Wahl mehr lässt. Josef Maus<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

Deutsches Ärzteblatt, Heft 45, 10.11.20<strong>06</strong> ●<br />

12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 741

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