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Die »Gesundheitsreform«<br />

der Großen<br />

Koalition<br />

Das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wird das deutsche<br />

Gesundheitswesen massiv verändern<br />

Nachdem sich die Koalitionsparteien<br />

Anfang des<br />

Jahres heftig über ihre bereits<br />

festgelegten Eckpunkte<br />

für die geplante<br />

»Jahrhundertreform« (die wievielte im<br />

letzten Jahrzehnt?) des Gesundheitswesens<br />

gestritten hatten, haben sie Ende<br />

Oktober im Kabinett einen Gesetzentwurf<br />

verabschiedet, der<br />

auf den parlamentarischen<br />

Weg gebracht wurde. Das fast<br />

600 Seiten starke Papier liegt<br />

den Abgeordneten vor. Viele<br />

werden es gar nicht erst lesen,<br />

denn die Entscheidung über<br />

die kommende Abstimmung<br />

fällt in der Spitze der Parteien<br />

bzw. der Fraktionen.<br />

Dr. Karl-Hermann<br />

Ob das Gesetz wie geplant<br />

Karstens<br />

am 1. April 2007 in Kraft treten<br />

wird, ist zurzeit fraglich. Einige Abgeordnete<br />

der Koalition fordern mehr Zeit<br />

für die parlamentarischen Beratungen.<br />

Der Bundesrat ist für das Gesetzgebungsverfahren<br />

keine Hürde mehr.<br />

Durch die Bildung einer SPD/CDU-Regierung<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

haben die Regierenden in Berlin auch<br />

dort eine 2/3-Mehrheit.<br />

Die Kritik gegen das Vorhaben<br />

kommt aus allen Bereichen des politischen<br />

Lebens. Die ZKN-Mitteilungen<br />

berichteten bereits in Heft 11/<strong>06</strong> darüber.<br />

Nicht nur die Opposition im Parlament<br />

greift die Regierung scharf an;<br />

auch Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände,<br />

private und gesetzliche Krankenkassen,<br />

Apotheker und alle Verbände<br />

der Leistungsträger verurteilen die<br />

FOTO: ZKN-ARCHIV<br />

Anzeigenmotiv<br />

des Bundesgesundheitsministeriums<br />

Inhalte der Gesetzesvorlage. Umfragen<br />

haben ergeben, dass die Mehrheit der<br />

Bundesbürger davon überzeugt ist,<br />

dass keine positiven Resultate zu erwarten<br />

sind. Zu deutlich zeichnet sich<br />

der Weg in eine Staatsmedizin á la DDR<br />

ab.<br />

Schon der Name ist Betrug am Wähler.<br />

Auf keinen Fall wird der Wettbewerb<br />

gestärkt; denn Wettbewerb bedeutet<br />

Vielfalt und Selbstbestimmung<br />

der Beteiligten. Hier sollen aber Krankenkassen<br />

und Leistungsträger unters<br />

Joch des Staates gezwungen werden.<br />

Die Ehrhardt’schen Prinzipien der<br />

sozialen Marktwirtschaft, die unseren<br />

Wohlstand ein halbes Jahrhundert gesichert<br />

haben, sollen im Gesundheitswesen<br />

völlig über Bord geworfen werden.<br />

Während traditionelle Staatsbetriebe<br />

wie Post und Bahn in privatwirtschaftliche<br />

Organisationen überführt<br />

wurden bzw. werden, soll der Medizinbetrieb<br />

weitestgehend unter die Kuratel<br />

des Staates gestellt werden. Den Herausforderungen<br />

der europäischen<br />

Union bzw. der wachsenden Globalisierung<br />

wird ein falsches System entgegengesetzt.<br />

Die Auswirkungen werden auch für<br />

die Zahnmedizin dramatisch sein. Die<br />

einzuführenden Institutionen werden<br />

Verhältnisse schaffen, die letztendlich<br />

auch den Bürger, unsere Patienten treffen<br />

werden. Eine Umkehr wird erst eintreten,<br />

wenn allen die fatalen Fehlentwicklungen<br />

gegen den Strich gehen.<br />

Dann wird es sehr, sehr schwierig sein,<br />

die Fehler zu korrigieren.<br />

Viele Ressourcen werden vergeudet.<br />

Die wichtigsten Elemente<br />

in Kurzform:<br />

1. Den gesetzlichen Krankenkassen soll<br />

in Zukunft vom Ministerium für Gesundheit<br />

ein einheitlich festgesetzter<br />

Beitragssatz vorgeschrieben werden.<br />

Krankenkassen, die damit ihre<br />

Leistungen nicht fi nanzieren können,<br />

dürfen von ihren Versicherten<br />

eine zusätzliche Miniprämie verlangen.<br />

Diese darf 5 % der GKV-Ausgaben<br />

nicht übersteigen und den einzelnen<br />

Versicherten maximal mit 1 %<br />

seines Haushaltseinkommens belasten.<br />

Daraus folgt, dass die Kassen<br />

für jeden Versicherten ein individuell<br />

berechnetes Beitragskonto führen<br />

müssen. Ein Bürokratiemonster<br />

mit immensen Ausmaßen.<br />

2. Ab 2009 sollen die Beiträge von einer<br />

neuen Behörde für den dann zu<br />

schaffenden Gesundheitsfonds eingezogen<br />

werden. Von dort erfolgt<br />

dann, nach Ergänzung eines nicht<br />

gesicherten Bundeszuschusses aus<br />

Steuergeldern, eine Verteilung aufgrund<br />

eines Schlüssels an die Krankenkassen.<br />

Ein weiteres kostenträchtiges<br />

Bürokratiemonster.<br />

3. Die Krankenkassen werden gezwungen,<br />

einen gemeinsamen Verband<br />

auf Bundesebene zu schaffen. Dieser<br />

hat dann Monopolcharakter und<br />

verhandelt mit der Kassenärztlichen<br />

bzw. Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

und anderen Bundesverbänden<br />

der Leistungsträger im<br />

Gesundheitswesen über die sog. Gesamtverträge.<br />

Natürlich behält das<br />

Ministerium das Kontrollrecht über<br />

12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 737

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