•ZKN 06-12.indd - Zahnärztekammer Niedersachsen
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H 46427<br />
DEZEMBER 20<strong>06</strong><br />
12|<strong>06</strong><br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
Rote<br />
Diffamierungskampagne_S.<br />
744<br />
Die<br />
»Gesundheitsreform«<br />
der Großen Koalition_S. 737<br />
»Aktive Sterbehilfe für viele Praxen«_S. 746
Noch ist Ihre Teilnahme möglich -<br />
buchen Sie jetzt!<br />
Die Sonderbroschüre »Braunlage« ist als<br />
PDF-Datei abrufbar unter www.zkn.de im Internet hinterlegt.
Dr. Michael<br />
Sereny<br />
Präsident der<br />
Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Wünsche<br />
Vor einem Geburtstag oder Weihnachten<br />
darf man sich etwas wünschen,<br />
meist wird einem die Frage danach<br />
direkt aufgedrängt. »Was wünscht<br />
Du Dir denn?« Krawatten mag man<br />
eh nicht so gerne, Socken hat man genug und die<br />
Alkoholika im Keller verdunsten eher, als dass sie<br />
Chance haben getrunken zu werden. Wenn überhaupt,<br />
bewegen sich die Wünsche dann im Immateriellen.<br />
Der Wunsch nach »Zwei braven, fleißigen<br />
Kinder« wird schnell mit der Feststellung gekontert<br />
»dann sind wir ja vier Kinder und dafür<br />
reicht der Platz nicht«. Ob Wünsche in Erfüllung<br />
gehen oder nicht ist ungewiss – denn es handelt<br />
sich um eine Wunschliste und nicht um einen Bestellzettel.<br />
Viel leichter fällt es uns dann, etwas<br />
Gutes für uns alle zu wünschen.<br />
Mein Wunschzettel:<br />
Vertrauen der Politiker in die Mündigkeit der<br />
Bürger statt staatliche Überregulierung. Der<br />
Staat glaubt zu wissen, was für seine Bürger am<br />
Besten ist und nimmt ihm häufig die Freiheit, über<br />
seine Belange selbst zu entscheiden. Freiheit kann<br />
nicht verwaltet werden und ist daher verdächtig.<br />
Eine Gesundheitspolitik für unsere Patienten<br />
und nicht nur zum Erhalt einer Koalition. Kaum<br />
ein Experte begrüßt sie, kaum ein Politiker versteht<br />
sie selbst, sie dient nur zum Machterhalt<br />
einer Koalition, die eh keiner wollte.<br />
Gesetze, die das enthalten, was außen drauf<br />
steht. Im Wettbewerbsstärkungsgesetz wird kein<br />
Wettbewerb gestärkt. Die Budgets werden angeblich<br />
abgeschafft, aber für die Honorierung in Euro<br />
und Cent sind lediglich einige Leistungen kostenlos<br />
und zusätzlich zu erbringen. Für die Abschaffung<br />
der Bürokratie werden eigens zusätzliche<br />
Institutionen geschaffen.<br />
Die Frage »Was muss ein Zahnarzt verdienen«<br />
nicht »was darf ein Zahnarzt verdienen«.<br />
Wer einen Betrieb führt, Angestellte beschäftigt,<br />
investiert, Leistungen erbringt, ist kein Bittsteller,<br />
sondern hat ein Anrecht auf eine betriebswirtschaftlich<br />
angemessene Honorierung.<br />
Mehr Standespolitiker, die die Bedrohung<br />
unseres Berufsstandes nicht in der anderen Fraktion,<br />
sondern in der Politik sehen. Gemeinsamen<br />
Appellen müssen auch gemeinsame Taten folgen.<br />
Die Politik ist nicht übermächtig stark, wir schwächen<br />
uns selbst stärker als andere das könnten.<br />
Auch der schärfste berufspolitische Konkurrent<br />
ist Mensch und Kollege.<br />
Editorial<br />
Mehr Standespolitiker, die nur Auseinandersetzungen<br />
führen, die den Kollegen helfen. Was<br />
nützt es den Kollegen, wenn die Kammeropposition<br />
ohne jeden Grund von einer Phantom-Veranstaltung<br />
berichtet (die Beschreibung geht an den<br />
Realitäten völlig vorbei) oder den satzungsgemäßen<br />
Umgang mit Kollegengeldern als Selbstbedienungsladen<br />
oder Selbstbedienungsmentalität<br />
kriminalisiert?<br />
Mehr Standespolitiker, die vorbehaltlos mit allen<br />
demokratisch gewählten Vertretern zusammenarbeiten.<br />
Ob es ZfN passt oder nicht, Herr<br />
Schirbort ist demokratisch gewählter Vorsitzender<br />
des Leitenden Ausschusses des AVW. Informationen<br />
von unabhängigen Fachleuten vor der<br />
Kammerversammlung nicht hören zu wollen, nur<br />
weil Herr Schirbort das mit ZfN-Experten gemeinsam<br />
erarbeitete Konzept vorstellen möchte, zeigt<br />
entweder Ignoranz oder wenig Selbstvertrauen.<br />
Mehr Standespolitiker, die das tun, wozu sie<br />
gewählt sind. In die Kammerversammlung wird<br />
man gewählt, weil man dort die Kollegenschaft<br />
vertreten soll. Ein Fernbleiben verbietet sich, dies<br />
ist teuer für alle und bringt uns nicht weiter.<br />
Zur Vorbesprechung der Bundesversammlung<br />
der BZÄK werden alle Delegierten <strong>Niedersachsen</strong>s<br />
eingeladen. Nicht anzutreten, sich nicht abzumelden<br />
oder ohne Entschuldigung fern zu bleiben, ist<br />
ein schlechter Stil und hilft uns nicht weiter.<br />
Kinder werden oft dadurch gestraft, dass man<br />
ihnen keine Wünsche lässt, sondern sie sofort erfüllt.<br />
Diese Sorge habe ich nicht. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass mir der eine oder andere Wunsch<br />
noch eine Weile erhalten bleiben wird. Aber ich<br />
warte nicht darauf, dass andere sie mir erfüllen –<br />
ich kämpfe selbst dafür.<br />
Zwei Wünsche hatte ich noch vergessen:<br />
Ich wünsche mir Schnee zu Weihnachten und Ihnen<br />
erholsame und friedliche Feiertage.<br />
Ihr<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 729
ZKN MITTEILUNGEN<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />
Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN).<br />
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Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
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Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
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730 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
■ EDITORIAL<br />
Dr. Michael Sereny:<br />
Wünsche .......................................... 729<br />
■ KURZ & BÜNDIG ....................... 732<br />
■ GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Außerordentlicher Deutscher<br />
Ärztetag 20<strong>06</strong> ................................ 734<br />
˘ Ärztetag der Basis verabschiedet<br />
Resolution gegen Einführung<br />
der E-Card ....................... 734<br />
˘ E-Card .......................................... 735<br />
Die »Gesundheitsreform« der<br />
großen Koalition ........................... 737<br />
˘ KV-Chefin Bert:<br />
Über Radikalisierung der<br />
Proteste nachdenken ................... 738<br />
Die Gesundheitsreform –<br />
ein Hasardeurstück? .................... 739<br />
˘ Bleibende Soll-Bruchstelle .... 739<br />
Ab in den Korb ...................................... 741<br />
Wettbewerb nur im Verdrängen<br />
von Problemen ............................... 742<br />
Seehofer: Beamte haben zu viel<br />
Einfluß auf Politik ......................... 742<br />
Die Zerstörung .................................... 743<br />
Rote Diffamierungskampagne ....... 744<br />
When the snow falls wunderbar<br />
And the children happy are,<br />
When the Glatteis on the street,<br />
And we all a Glühwein need,<br />
Then you know, es ist soweit:<br />
She is here: the Weihnachtszeit. *<br />
Unseren Lesern<br />
eine schöne, ruhige und<br />
besinnliche Weihnachtszeit,<br />
sowie Kraft, Mut und Ausdauer<br />
für das Neue Jahr!<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
*aus: Merry Christmas allerseits<br />
˘ Ministerium für Maßnahmen<br />
gegen Privilegien der Privatversicherten<br />
.................................... 744<br />
˘ Ulla Schmidt warnt Ärzte vor<br />
Bevorzugung von Privatpatienten:<br />
10.000 Euro Geldbuße ......... 744<br />
˘ Schmidts schändliches Spiel 745<br />
»Aktive Sterbehilfe für viele<br />
Praxen« ............................................ 746<br />
Vertreterversammlung der KZVN .. 747<br />
˘ Neue Verwaltungskosten<br />
bei der KZVN – Vorteil oder<br />
Nachteil? .......................................... 747<br />
˘ Presseinformation des<br />
FVDZ-Landesverbandes ............... 749<br />
˘ Gebunkerte Millionen ............ 749<br />
Deutscher Zahnärztetag 20<strong>06</strong> ....... 750<br />
■ BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Kriminalisierung der<br />
Zahnmedizin ................................... 751<br />
Kindergarten meets ZMF-Schule ... 754<br />
Nebentätigkeit .................................... 755<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />
in Praxislabors 757<br />
Aktualisierung der Fachkunde und<br />
Kenntnisse im Strahlenschutz .. 757<br />
Der Praxisinhaber als Sicherheitsverantwortlicher<br />
(BuS-Dienst) .. 759
■ DIES & DAS ............................... 761<br />
■ PRESSE UND MEDIEN<br />
Warnung vor Gesundheitsreform:<br />
BDI schreibt an Bundestagsabgeordnete<br />
.................................. 765<br />
Zöller (CSU) rechnet nicht mit<br />
Änderungen an Reform ............. 765<br />
Marburger Bund ruft zum<br />
Reform-Boykott auf ..................... 765<br />
Rund um den Mund ......................... 765<br />
»Wer sich hier niederlässt,<br />
ist wahnsinnig« ........................... 766<br />
Islam-Dialog ....................................... 766<br />
Sicherheitsleck in der MHH ........... 766<br />
Ärger mit der Beihilfestelle ............ 767<br />
Gericht stoppt Versteigerung<br />
von Zahnarztleistungen ............ 768<br />
Privatsprechstunde nicht zu<br />
beanstanden ................................. 768<br />
Chance für den Gesundheitsmarkt! 768<br />
■ TERMINKALENDER,<br />
FORTBILDUNG<br />
Termine ................................................. 769<br />
Termine in den Bezirksstellen ........ 770<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
Zahnärztekammer Bremen<br />
1. Quartal ......................................... 770<br />
FOTO: PHOTOCASE.COM<br />
Im »Gesetz zur Stärkung<br />
des Wettbewerbs in der GKV«<br />
kann man wirklichen Wettbewerb<br />
nur im Verdrängen von Problemen<br />
erkennen, meint<br />
Dr. Dr. Jürgen Weitkamp<br />
auf Seite 742<br />
SPECIAL<br />
Die Beilage für das zahnärztliche<br />
Fachpersonal<br />
Dr. Julius Beischer:<br />
Kinder .................................................2<br />
Mit dem Schmuddel-Wetter<br />
kommt die Erkältungswelle ........ 2<br />
Der Erkältung mit Zink ein<br />
Schnippchen schlagen .................. 3<br />
Keine Blankoschecks mehr ............ 4<br />
5 am Tag e.V. ........................................ 5<br />
ZAN Seminarprogramm ................. 6<br />
Ergebnisse der Sommerprüfung<br />
20<strong>06</strong> ................................................... 7<br />
3. ZMF-Kurs besucht die<br />
Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong> ................................ 7<br />
Schon gewusst? ................................. 8<br />
Inhalt 12|<strong>06</strong><br />
ZAN-Seminarprogramm ................... 771<br />
Vierter Zyklus der Strukturierten<br />
Fortbildung Parodontologie<br />
beendet ................................................. 775<br />
■ DENTALMARKT<br />
Neue Pfl egepastille für ein spürbar<br />
sauberes Mundgefühl<br />
................. 772<br />
Elektrozahnbürsten für<br />
unterschiedliche Patientenbedürfnisse!<br />
................................... 772<br />
Die schnelle und sichere<br />
Sterilisation ..................................... 772<br />
Kraftvoll, sanft – und jetzt noch<br />
diskreter ........................................... 773<br />
■ PERSONALIA<br />
Unser Präsident wird 50 ................... 774<br />
Herzliche Glückwünsche<br />
zum Geburtstag! ........................... 774<br />
10-jähriges Dienst-Jubiläum<br />
Frau Bartsch .................................... 774<br />
■ AUF-GELESEN ........................ 776<br />
■ ZKN AMTLICH<br />
Kammerversammlung verabschiedet<br />
Berufsordnung ............ 783<br />
˘ Berufsordnung der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> .... 784<br />
Verlust des Mitgliedsausweises .... 787<br />
Wir trauern um unsere<br />
Kollegen ........................................... 787<br />
Bekanntmachung von Satzungen . 788<br />
Zwischenprüfung 2007 .................... 791<br />
Neuaufl age der »Informationen<br />
über Zahnärztliche Arzneimittel<br />
20<strong>06</strong>« (IZA) ...................................... 791<br />
■ KLEINANZEIGEN ................... 792<br />
IMPRESSUM ................................... 730<br />
Der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />
chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />
Titelgestaltung: Claus F. Weidmüller AGD<br />
Titelfoto: Karsten Schirbort<br />
Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats.<br />
Verspätet eingegangene Manuskripte können<br />
nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />
Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax (05 11) 8 33 91-1<strong>06</strong><br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 731
kurz & bündig<br />
Grundrechtekomitee<br />
initiiert Unterschriftenaktion<br />
gegen E-Card<br />
Das Komitee für Grundrechte und<br />
Demokratie sieht mit dem Gebrauch<br />
der elektronischen Gesundheitskarte<br />
(E-Card) große Gefahren<br />
verbunden. Deswegen will es nun<br />
mit einer Unterschriftenaktion unter<br />
dem Motto »Wir sagen nein!« gegen<br />
die Einführung der Karte vorgehen.<br />
Hauptkritikpunkte sind die Sicherheit<br />
und der Umgang mit den Patientendaten.<br />
Nicht der Patient werde den<br />
Umgang mit seinen Daten kontrollieren,<br />
sondern er werde kontrolliert, befürchtet<br />
das Komitee. Die Kosten dafür<br />
müssten die Bürger tragen. Anstatt das<br />
schon jetzt schwierige und ungleiche<br />
Verhältnis zwischen Patienten und<br />
Heilberuflern zu verbessern, höhle die<br />
Karte es vollends aus, argumentiert das<br />
Grundrechtekomitee weiter.<br />
Mit ihrer Unterschrift fordern teilnehmende<br />
Bürger den Stopp des Projektes<br />
und erklären, dass sie ihre persönlichen<br />
Gesundheitsdaten nicht in<br />
einem zentralen Netz speichern lassen<br />
werden. Das Grundrechtekomitee wird<br />
die Unterschriften eigenen Angaben<br />
zufolge sammeln und dem Bundesgesundheitsministerium<br />
übergeben. Die<br />
Spitzenorganisationen des deutschen<br />
Gesundheitswesens und die Presse sollen<br />
über die Zahl der Unterschriften informiert<br />
werden.<br />
www.facharzt.de, 6.11.20<strong>06</strong><br />
BMG schreibt millionenschwere<br />
PR-Kampagne zur<br />
Reform aus<br />
Das Bundesgesundheitsministerium<br />
(BMG) will die geplante<br />
Gesundheitsreform und die Einführung<br />
der E-Card im kommenden<br />
Jahr offenbar aggressiv bewerben: Derzeit<br />
ist auf der Internetseite des Ministeriums<br />
eine EU-weite Ausschreibung<br />
über eine PR-Kampagne zum GKV-<br />
Wettbewerbsstärkungsgesetz zu finden.<br />
»Hierzu gehört auch die mit dem<br />
Gesundheitsmodernisierungsgesetz<br />
732 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
beschlossene schrittweise Einführung<br />
der elektronischen Gesundheitskarte«,<br />
heißt es in der Ausschreibung. Der<br />
Wert des Auftrages wird in den Unterlagen<br />
zur Ausschreibung mit 1,8 Millionen<br />
Euro angegeben.<br />
www.facharzt.de, 1.11.20<strong>06</strong><br />
Polnische Ärzte lockt es in den<br />
Westen<br />
Mehr als 5000 Ärzte sind seit<br />
dem Beitritt Polens zur EU aus<br />
dem Land ausgewandert oder<br />
im Begriff, das Land zu verlassen. Dies<br />
führte zunehmend zu einem Mangel<br />
an Fachärzten in Polen. Seit Mai 2004<br />
hätten sich fünf Prozent der Ärzte und<br />
Pflegekräfte ihre Qualifikation für eine<br />
Arbeit im Ausland bescheinigen lassen,<br />
teilte das polnische Gesundheitsministerium<br />
mit. Besonders groß sei der<br />
Trend in den westpolnischen Grenzgebieten.<br />
So beantragten in Gorzow Wielkopolski<br />
15,8 Prozent der Ärzte im Ausland,<br />
im nordwestpolnischen Stettin<br />
(Szczecin) fast jeder Zehnte (9,5 Prozent).<br />
Vor allem den Krankenhäusern<br />
mache der Mangel an Fachärzten zu<br />
schaffen. So denkt die Klinikleitung im<br />
pommerschen Kwidzyu (Marienwerder)<br />
an die Schließung der Kinderabteilung,<br />
nachdem die Hälfte der Ärzte<br />
ausgewandert ist. Im nordpolnischen<br />
Slupsk (Stolp) werden verzweifelt Onkologen<br />
gesucht, in Niederschlesien<br />
sind 26 Prozent der in Polen schlecht<br />
bezahlten Narkoseärzte abgewandert.<br />
niedersächsisches ärzteblatt, 9/20<strong>06</strong><br />
Ist James Bond auch in Ihrer<br />
Firma?<br />
Geheimdienstexperte Udo Ulfkotte<br />
schrieb jetzt in AKTIV. Er<br />
hat Rechtswissenschaften und<br />
Politik studiert, war von 1986 bis Ende<br />
2003 Redakteur der »Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung« und schrieb mehrere<br />
Bücher über Geheimdienste und Islamismus.<br />
Seit 1999 lehrt er an der Uni<br />
Lüneburg »Sicherheitsmanagement«.<br />
In seinem Beitrag »Wenn Bond in die<br />
Firma kommt« enthüllt Ulfkotte, dass<br />
selbst der »Tag der offenen Tür« von<br />
Spionen allzu wörtlich genommen<br />
wird: »Da wurden in den Büros Post<br />
und Faxe fotografiert, Einbauunterlagen<br />
und vertrauliche Firmenunterlagen<br />
verschwanden spurlos. Die Gunst<br />
der Stunde nutzen und Unternehmen<br />
ausspähen, ist nicht schwer.« Auch<br />
Werkstudenten wissen oft, ihre Einkünfte<br />
auf illegale Weise aufzupäppeln.<br />
»Die Schäden«, so Ulfkotte, »gehen<br />
in die Milliarden«. Geradezu abenteuerlich<br />
sei, was es heute für Otto Normalverbraucher<br />
alles im Internet zu<br />
kaufen gibt. Wer Beispielweise »spy<br />
shop« in eine Suchmaschine eingibt,<br />
erhält Links zu Millionen Seiten, auf denen<br />
alles für die Spionage zu erwerben<br />
ist. Wie sensibilisiert sind Sie bei diesem<br />
Thema? AKTIV Wirtschaftszeitung, 3/20<strong>06</strong><br />
NIW: Es gibt zu wenig hochqualifizierte<br />
Arbeitsplätze<br />
Eine umfassende Bestandsaufnahme<br />
der Bildungs- und Qualifikationsstrukturen<br />
in <strong>Niedersachsen</strong><br />
hat das Niedersächsische Institut für<br />
Wirtschaftsforschung (NIW) am 2. November<br />
20<strong>06</strong> vorgelegt. Danach besteht<br />
die dringende Notwendigkeit, erheblich<br />
mehr für die Ausbildung und<br />
Weiterqualifizierung zu tun, weil die<br />
künftige wirtschaftliche Entwicklung<br />
davon maßgeblich bestimmt werde.<br />
Das Institut warnt vor einem zunehmenden<br />
Fachkräftemangel, weil die demographische<br />
Herausforderung schon<br />
heute sehr präsent sei und die Anteile<br />
älterer und mittlerer Jahrgänge an den<br />
Erwerbstätigen seit Jahren deutlich<br />
steigen. Dem zunehmenden Ersatzbedarf,<br />
speziell bei qualifizierten und<br />
hochqualifizierten Kräften, stünden<br />
schon heute absehbare Verknappungen<br />
beim qualifizierten Nachwuchs gegenüber,<br />
die sich von Jahr zu Jahr weiter<br />
verschärften. In <strong>Niedersachsen</strong> würden<br />
auf breiter Front relativ wenige<br />
hochqualifizierte Arbeitskräfte mit akademischem<br />
Abschluss eingesetzt, die<br />
Arbeitsplätze im Lande seien in besonderem<br />
Maß auf mittlere Qualifikatio-
nen ausgerichtet, der Anteil der Beschäftigten<br />
mit einer klassischen Berufsausbildung<br />
im dualen System sei<br />
weit höher als im übrigen Bundesgebiet,<br />
und es gebe immer weniger Arbeitsplätze<br />
für Geringqualifizierte,<br />
heißt es in der Studie. Um allen diesen<br />
Nachteilen entgegenzuwirken, müssten<br />
die Bildungspotenziale der nachwachsenden<br />
Jahrgänge besser ausgenutzt<br />
und deren Bildungsniveau nachhaltig<br />
erhöht werden. So verließen fast<br />
zehn Prozent der Jugendlichen die<br />
Schule ohne Abschluss. Der steigende<br />
Bildungs- und Qualifikationsbedarf erfordere<br />
künftig von allen Beteiligten<br />
zusätzliche Investitionen, stellen die<br />
Autoren der Studie fest. Es bedürfe weiterer<br />
Reformen, die alle Ebenen der Bildungs-<br />
und Qualifikationssysteme betreffen.<br />
Kurzfristig könnten nur Weiterbildungs-<br />
und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
helfen. Die notwendigen<br />
grundlegenden Reformen in der Erstausbildung<br />
wirkten erst langfristig<br />
und müssten daher umso dringender<br />
angegangen werden. rundblick, 3.11.20<strong>06</strong><br />
Schmidt: Kranke und<br />
Patienten werden in Geiselhaft<br />
genommen<br />
Bundesgesundheitsministerin Ulla<br />
Schmidt (SPD) hat die Proteste<br />
von Ärzten, Apothekern und<br />
Krankenhausmitarbeitern gegen die<br />
geplante Gesundheitsreform heftig<br />
kritisiert. Es ärgere sie, wenn Kranke<br />
und Patienten wegen Forderungen<br />
nach mehr Geld »in Geiselhaft« genommen<br />
würden, sagte Schmidt im<br />
Deutschlandfunk. Außer der Forderung<br />
nach mehr Vergütung kenne sie<br />
keinen Vorschlag der Ärzte, »das ist das<br />
Schlimme«, betonte die SPD-Politikerin.<br />
Dennoch sei sie weiter bereit, auf<br />
die Mediziner zuzugehen. Sie habe den<br />
Verbänden angeboten, sich zusammenzusetzen<br />
und zu beraten, wo Geld<br />
eingespart werden könne, um damit<br />
die Arbeit der Ärzte besser zu bezahlen.<br />
Es könne jedoch keine Einigung geben,<br />
wenn Funktionäre nur sagten, »wir<br />
wollen das und das, aber nichts verändern«.<br />
Kritik, dass die Argumente der Ärzteverbände<br />
vom Ministerium nicht gehört<br />
worden seien, wies Schmidt zurück:<br />
»Seit sechs Jahren sind wir ununterbrochen<br />
miteinander in Verhandlungen.«<br />
»Es hat ja auch tagelange<br />
Anhörungen gegeben.«<br />
Auf die Frage, warum gerade in ihrer<br />
Amtszeit dermaßen massive Proteste<br />
zu beobachten seien, antwortete<br />
Schmidt, es habe auch in den Vorjahren<br />
immer wieder Ärzteproteste gegeben,<br />
die teilweise »wesentlich massiver«<br />
gewesen seien.<br />
Mit einem bundesweiten Aktionstag<br />
haben mehr als 40 Verbände aus<br />
dem Medizin- und Pflegebereich gegen<br />
die geplante Gesundheitsreform protestiert.<br />
Die Organisatoren berichteten,<br />
dass sich an den Aktionen mehr als<br />
300.000 Ärzte aus Arztpraxen und<br />
Krankenhäusern, Arzthelfer und Pfleger<br />
beteiligten. www.facharzt.de, 4.12.20<strong>06</strong><br />
Bundesrechnungshof<br />
soll Kassen prüfen<br />
Alle gesetzlichen Krankenkassen<br />
sollen künftig vom Bundesrechnungshof<br />
geprüft werden. Das<br />
geht aus der neuesten Fassung des Gesetzentwurfs<br />
zur Gesundheitsreform<br />
hervor. Neben den rund 250 Krankenkassen<br />
soll der Rechnungshof auch die<br />
Haushaltsführung der Arbeitsgruppen<br />
und Verbände dieser Kassen durchleuchten<br />
dürfen.<br />
Die Neuregelung würde dazu führen,<br />
dass erstmals alle Krankenkassen<br />
in Deutschland einer einheitlichen Aufsicht<br />
unterliegen. Bisher werden bundesweit<br />
tätige Kassen wie etwa Barmer<br />
Ersatzkasse und DAK vom Bundesversicherungsamt<br />
geprüft, während regionale<br />
Kassen – vor allem AOKen, Betriebs-<br />
und Innungskrankenkassen – der Aufsicht<br />
der Bundesländer unterliegen.<br />
Die unterschiedliche Prüfung der<br />
Haushaltslage hatte in der Vergangenheit<br />
für politischen Unmut gesorgt.<br />
Mehrfach hatte das Bundesgesundheitsministerium<br />
durchblicken lassen,<br />
dass es die Landesaufsicht über die<br />
zum Teil hoch verschuldeten AOKen für<br />
zu lasch hält. Bisher war der Zugriff des<br />
Bundesrechnungshofs (BRH) auf die Bilanzen<br />
der Krankenkassen rechtlich<br />
umstritten. Die Neuregelung würde<br />
die Zuständigkeit des BRH im Sozialgesetzbuch<br />
verankern. Quelle: Financial<br />
Times Deutschland – http://www.ftd.<br />
de/ www.med-dent-magazin.de, 11/20<strong>06</strong><br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 733
Gesundheitspolitik<br />
Um die Ärzteschaft intensiv und zeitnah über die laufende Gesundheitsreform zu informieren,<br />
fand im Oktober ein außerordentlicher Ärztetag in Berlin statt. Im Folgenden lesen Sie Auszüge<br />
aus einem Bericht des FVDZ zur Veranstaltung.<br />
Außerordentlicher<br />
Deutscher Ärztetag 20<strong>06</strong><br />
Diese Reform macht nur krank –<br />
sie kennt nur Verlierer<br />
Zunächst hielt Prof. Dr. Jörg-<br />
Dietrich Hoppe ein vielbeklatschtes<br />
Grundsatzreferat.<br />
Täuschung, Verschleierung<br />
und Irreführung – mit diesen<br />
Worten bezeichnete er die Pläne<br />
der Regierung für die Gesundheitsreform.<br />
Hoppe drohte: »Wir Ärzte werden<br />
auf diesen politisch gewollten Svstemwechsel<br />
reagieren und unsererseits die<br />
Systemfrage stellen. Man muss ja nicht<br />
unbedingt Vertragsarzt sein.« Die Politik<br />
wolle die Fundamente eines bürger-<br />
734 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
nahen Gesundheitswesens zerschlagen,<br />
um darauf eine »oligarchisch geprägte<br />
Ministerialbürokratie auf Bundesebene«<br />
zu errichten. »Wir sind<br />
keine Staatsmediziner und wir sind<br />
auch keine Rationierungsassistenten«,<br />
betonte Hoppe.<br />
Die Meinung der Verbände<br />
Der Sprecher der Allianz Deutscher Ärzteverbände,<br />
Dr. Maximilian Zollner,<br />
warnte die Regierung davor, mit der<br />
Gesundheitsreform einen falschen<br />
Ärztetag der Basis verabschiedet Resolution gegen Einführung<br />
der E-Card<br />
Die Teilnehmer des Ärztetages der Basis in Köln haben sich gegen die Einführung der<br />
elektronischen Gesundheitskarte (E-Card) ausgesprochen. »Es wird fälschlicherweise<br />
versprochen, dass die E-Card das Gesundheitswesen billiger und besser machen soll«,<br />
bemängelten die Mediziner. Die Karte verbessere jedoch weder das Selbstbestimmungsrecht<br />
der Patienten noch die Behandlungsmöglichkeiten der Ärzte. In einer gemeinsam verabschiedeten<br />
Resolution warnen die Mediziner eindringlich vor den Konsequenzen, die mit der<br />
Speicherung aller Patientendaten auf der Versichertenkarte drohen. Die Resolution dokumentieren<br />
wir für Sie im Folgenden:<br />
Resolution des »Ärztetag der Basis«:<br />
Das Arzt-Patienten-Verhältnis wird durch die Speicherung sensibler Patientendaten schwer beschädigt<br />
oder sogar zerstört.<br />
Die Bevölkerung wird mit Hilfe des elektronischen Rezepts in Risikoklassen eingeteilt, die den Patienten,<br />
ihren Kindern und Kindeskindern lebenslang anhaften werden.<br />
Der Zugriff auf Daten für Unbefugte und der Datenmissbrauch sind vorprogrammiert.<br />
Einen medizinischen Nutzen gibt es nicht.<br />
Die Kosten dieser milliardenschweren Entwicklung in Richtung einer Überwachungsgesellschaft<br />
solle auf Patienten und Ärzte abgewälzt werden.<br />
Wir lehnen die Einführung der »Gesundheitskarte« und die Beteiligung an jedem Feldversuch dazu<br />
ab und fordern unsere jeweiligen KVen und Ärztekammern auf, die weitere Mitarbeit an diesem<br />
Projekt aufzukündigen. www.facharzt.de, 6.11.20<strong>06</strong> ●<br />
Weg einzuschlagen, »während alle<br />
links und rechts des Weges unisono davor<br />
warnen«. Es sei auch unerträglich,<br />
wenn die Bedenken der Ärzte dauernd<br />
als Meinungen von Lobbyisten bezeichnet<br />
würden. »Wir sind keine Lobbyisten,<br />
die sich in dunklen Hinterzimmern<br />
bewegen. Wir sind Ärzte, die diesen<br />
Murks gemeinsam mit den Patienten<br />
ausbaden müssen«, erklärte Zollner.<br />
Die Proteste der vergangenen Wochen<br />
hätten deutlich gemacht, dass die Ärzte<br />
sich einig sein könnten, wenn das<br />
Gesundheitssystem in Gefahr ist. »Wir<br />
hatten Demonstrationen und Praxisschließungen,<br />
wir werden neue und effektivere<br />
Methoden des Protestes fi nden«,<br />
betonte Zollner. Die Deutsche<br />
Ärzteschaft habe Fantasie. »Nutzen wir<br />
diese und zwingen wir die Politik, diesen<br />
Gesundheitsmurks endgültig einzustampfen.«<br />
Der Vorsitzende des<br />
Hausärzteverbandes, Rainer Kötzle, unterstrich,<br />
dass das jetzige Gesundheitssystem<br />
nicht unverändert bleiben könne:<br />
»Wir brauchen Strukturveränderungen«,<br />
erklärte er und verwies auf<br />
die Forderung seines Verbandes nach<br />
einer Honorierung der Hausärzte über<br />
eine Pauschale in Höhe von mindestens<br />
75 Euro. Energisch Griff der Chef<br />
des Marburger Bundes, Dr. Frank-Ulrich<br />
Montgomery, die Reformpläne an. Der<br />
Gesetzentwurf sei ein »Dokument des<br />
populistischen Starrsinns«, das lediglich<br />
dem Machterhalt der entsprechenden<br />
Politiker, nicht aber dem Wohle der<br />
Patienten diene. »Unverfrorener kann<br />
man ein Volk nicht belügen«, lautete<br />
sein Fazit.
Dr. Jörg-Dietrich Hoppe<br />
Dr. Maximilian Zollner<br />
Dr. Frank Montgomery<br />
Wolfgang Zöller<br />
Guido Westerwelle<br />
Die Sprecher der Fraktionen<br />
Die Vorsitzende der Bundestagsfraktion<br />
Bündnis 90/Die Grünen, Renate<br />
Künast, bekräftigte ihre Kritik am »Merkel-Murks«<br />
der großen Koalition, allem<br />
vorweg natürlich die Pläne für die Gesundheitsreform.<br />
Um die bestehenden<br />
Probleme des Gesundheitswesens zu<br />
lösen, gibt es ihrer Ansicht nach nur eine<br />
Möglichkeit: »Die beste Lösung wäre,<br />
wenn die große Koalition noch vor<br />
dem Ende ihrer Regierungszeit 2009<br />
aufhören würde.« Mit dem Referentenentwurf<br />
zur Gesundheitsreform<br />
habe die Regierung ein Desaster angerichtet,<br />
von dem unklar sei, wer es je beseitigen<br />
solle. »Die Bundesregierung<br />
ist wortbrüchig geworden«, kritisierte<br />
Künast, weder die Budgetierung werde<br />
FOTOS: ZKN-ARCHIV<br />
aufgehoben noch komme es wie versprochen<br />
zu höheren Ärztehonoraren.<br />
»Ärzte müssen für ihre Leistung entsprechend<br />
bezahlt werden«, forderte<br />
die Vorsitzende der Bundestagsfraktion<br />
Bündnis 90/Die Grünen. Besondere<br />
Kritik übte Künast an der offenbar unzureichendenKommunikationsfähigkeit<br />
der großen Koalition: »Man trifft<br />
sich, bevor man ins Kabinett geht« und<br />
spreche miteinander, berichtete sie aus<br />
eigener Erfahrung. Der Gesprächsverlust,<br />
der unter anderem zum Boykott<br />
der Verbände im Gesundheitswesen<br />
bei der Anhörung im Gesundheitsministerium<br />
geführt habe, sei mittlerweile<br />
nahezu charakteristisch für die<br />
große Koalition. »Dieses Ding kann<br />
nicht zwei Jahre halten«, prophezeite<br />
Künast der Reform. Wenn die große Koalition<br />
nicht endlich aufhöre zu regieren,<br />
würden die Probleme auch nicht<br />
gelöst. Auch das »Monster Gesundheitsfonds«<br />
wird ihren Worten nach<br />
nicht ausreichen, um das Gesundheitswesen<br />
nachhaltig zu fi nanzieren. Lösung<br />
des Problems könnte Künast zufolge<br />
eine solidarische Bürgerversicherung<br />
sein, die nicht ein Staatssystem<br />
fördere, sondern »eine hohe Form der<br />
Solidarität« darstelle.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang<br />
Zöller, hat die geplante Gesundheitsreform<br />
verteidigt. »Wir sind nicht<br />
beratungsresistent«, erklärte er und<br />
bedauerte die vorangegangene Kritik<br />
des Bundesärztekammer-Präsidenten.<br />
Kein Verständnis zeigte Zöller für die<br />
Kritik am geplanten Bundesverband,<br />
der die bisherigen Spitzenverbände der<br />
Krankenkassen künftig ersetzen soll.<br />
»Der Wettbewerb auf Landesebene<br />
wird somit gestärkt«, beteuerte Zöller.<br />
Zudem schaffe die Reform unter anderem<br />
die Möglichkeit der Kostenerstattung<br />
und ermögliche den Kassen, Verträge<br />
mit Arztgruppen zu schließen.<br />
»Der Patient steht somit wieder im Mittelpunkt«,<br />
betonte er, schließlich würden<br />
»Patienten derzeit nach Budgets<br />
behandelt«. Abschließend hob Zöller<br />
noch einmal die Vorteile der geplanten<br />
Reform hervor: Endlich werde erreicht,<br />
dass die Gesundheitskosten nicht mehr<br />
E-Card<br />
KV Bremen kündigt Vertrag über<br />
Modellprojekt<br />
Die Vertreterversammlung der KV Bremen<br />
(KVHB) hat auf Vorschlag des Vorstandes<br />
einstimmig beschlossen, den Vertrag mit<br />
der Bremer Initiative Telematik (B.I.T.) GmbH zu<br />
kündigen und aus dem Modellprojekt zur elektronischen<br />
Gesundheitskarte auszusteigen. »Aus<br />
Sicht der KVHB steht nach der aktuell vorliegenden<br />
Kosten-Nutzen-Analyse die Einführung der<br />
elektronischen Gesundheitskarte in keinem Verhältnis<br />
zu dem tatsächlichen Ertrag des Projektes«,<br />
teilte die KV heute mit.<br />
Für die Ärzteschaft brächten die zu testenden<br />
Anwendungen der Karte weder einen medizinischen<br />
noch wirtschaftlichen Nutzen. »Weder das<br />
Patientenfach noch die elektronische Patientenakte,<br />
die aus Sicht der Ärzteschaft sinnvolle Anwendungen<br />
wären, sind Bestandteil des Tests<br />
noch in dem Konzept näher spezifi ziert«, moniert<br />
die KV in einer Erklärung.<br />
Die jetzt verfügbare Musterlösung zeige im Moment<br />
eindrucksvoll, »dass der Umgang mit der<br />
eGK umständlich bis gar nicht funktioniert«. Zu<br />
erwarten stehe in jedem Fall ein bürokratischer<br />
Mehraufwand, der in ganz erheblichem Maße von<br />
den am Test beteiligten Ärzten geleistet werden<br />
müsse. »Sie ist damit keine Muster – sondern eine<br />
Pseudolösung.«<br />
Die KV verweist weiter auf den vorliegenden<br />
Gesetzentwurf der Großen Koalition zur Gesundheitsreform<br />
und die damit verbundene Fortschreibung<br />
der Budgetierung. Damit werde die chronische<br />
Unterfi nanzierung des Gesundheitswesens<br />
zementiert. »Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen<br />
ist eine Beteiligung der KVHB<br />
am Modellprojekt nicht mehr zu verantworten«,<br />
resümiert die KV und weist darauf hin, dass auch<br />
die Ärztekammer Bremens sowie der Apothekerverein<br />
ihre Teilnahme an dem Projekt beendeten.<br />
www.facharzt.de, 3.11.20<strong>06</strong> ●<br />
an die Arbeitskosten gekoppelt seien.<br />
Zudem stärke sie die Eigenverantwortung<br />
der Patienten und verlagere das<br />
Morbiditätsrisiko weg von den Ärzten<br />
hin zur Versicherungswirtschaft. »Die<br />
Budgetierung ist weg«, wandte er sich<br />
an die Anwesenden und appellierte, die<br />
kommende Zeit zu nutzen, um sachlich<br />
zu diskutieren. Er wurde heftig ausgebuht.<br />
Ebenso wie die stellvertretende<br />
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion,<br />
Elke Ferner. Sie lobte »die erste Reform<br />
ohne Leistungskürzungen«, die<br />
derzeit von der Großen Koalition vorbereitet<br />
werde. Unter den Protestrufen<br />
der anwesenden Delegierten und der<br />
Zuschauer erklärte sie weiter, dass kein<br />
Arzt davon ausgehen könne, dass mit<br />
einer Euro-Gebührenordnung plötzlich<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 735
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
»der Himmel nach oben offen« sei. Vielmehr<br />
müsse bei einer Erhöhung der<br />
Ausgaben im Gesundheitsbereich auch<br />
gesagt werden, wo das Geld herkommen<br />
solle. Ferner sagte, dass die Ärzteschaft<br />
in einen konstruktiven Dialog<br />
mit der Politik treten müsse. »Die unterschiedlichen<br />
Auffassungen in einzelnen<br />
Punkten dürfen nicht dazu führen,<br />
dass das solidarischste aller Sozialversicherungssysteme<br />
in Frage gestellt<br />
wird.« Es sei prinzipiell nicht zu schaffen,<br />
alle Interessengruppen im Gesundheitswesen<br />
zu hundert Prozent zufrieden<br />
zu stellen. Heftige Kritik an dieser<br />
Auffassung äußerte FDP-Chef Guido<br />
Westerwelle: »Die Linke und die Grünen<br />
sagen wenigstens offen, dass sie eine<br />
Bürgerversicherung wollen«, wirft<br />
er der SPD Irreführung vor. Wenn die<br />
Regierung ihre Pläne umsetze, würden<br />
nicht nur die Ärzte darunter leiden. »Als<br />
erste leiden die Patienten, die kranken<br />
736 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
und schwächsten Menschen«, betonte<br />
der Vorsitzende der Liberalen. Der Weg<br />
in die Staatsmedizin und in die Planwirtschaft<br />
sei vorgezeichnet. »Das ist<br />
mir zu viel DDR«, monierte Westerwelle.<br />
Zu befürchten sei, dass es künftig ein<br />
»Gesundheitssystem nach Kassenlage«<br />
geben werde. Nötig seien jedoch mehr<br />
Freiheit, Transparenz und Wettbewerb<br />
im System. Zur Entwicklung des Honorarsystems<br />
betonte er: Wenn die Pläne<br />
zur Reform – statt auf die Ärzteschaft –<br />
ähnlich auch auf die Anwaltschaft<br />
übertragen würden, gäbe es einen Aufschrei<br />
im Bundestag, vor allem aufgrund<br />
seiner Zusammensetzung aus<br />
so vielen Juristen.<br />
Resolution<br />
Abschließend wurde eine Resolution<br />
verabschiedet. Tenor: Die große Koalition<br />
ist im Begriff, die leistungsfähigen<br />
Strukturen ärztlicher Versorgung zu zer-<br />
schlagen. Diese Warnung wurde in der<br />
Resolution festgehalten. Das Vertrauen<br />
der Patienten in die Medizin werde mit<br />
der Reform nachhaltig zerstört und die<br />
Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />
auf Dauer demotiviert, sollte sie ohne<br />
Änderung umgesetzt werden.<br />
In der Resolution wird auch die Einrichtung<br />
eines Gesundheitsrates gefordert:<br />
»Durch die Einrichtung eines Bundesgesundheitsrates,<br />
der im vorpolitischen<br />
Raum sachgerecht und transparent<br />
politische Entscheidungen für das<br />
Gesundheitswesen vorbereitet, könnten<br />
Prioritäten unter ärztlichen, ethischen,medizinisch-gesundheitswissenschaftlichen<br />
sowie sozialen Kriterien<br />
entwickelt und dann mit allen betroffenen<br />
Gruppen öffentlich diskutiert werden.<br />
In ein solches Gremium sollten neben<br />
Ärzten und Wissenschaftlern auch<br />
Patientenvertreter berufen werden«,<br />
heißt es im Text. bw, FVDZ intern ●
Die »Gesundheitsreform«<br />
der Großen<br />
Koalition<br />
Das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wird das deutsche<br />
Gesundheitswesen massiv verändern<br />
Nachdem sich die Koalitionsparteien<br />
Anfang des<br />
Jahres heftig über ihre bereits<br />
festgelegten Eckpunkte<br />
für die geplante<br />
»Jahrhundertreform« (die wievielte im<br />
letzten Jahrzehnt?) des Gesundheitswesens<br />
gestritten hatten, haben sie Ende<br />
Oktober im Kabinett einen Gesetzentwurf<br />
verabschiedet, der<br />
auf den parlamentarischen<br />
Weg gebracht wurde. Das fast<br />
600 Seiten starke Papier liegt<br />
den Abgeordneten vor. Viele<br />
werden es gar nicht erst lesen,<br />
denn die Entscheidung über<br />
die kommende Abstimmung<br />
fällt in der Spitze der Parteien<br />
bzw. der Fraktionen.<br />
Dr. Karl-Hermann<br />
Ob das Gesetz wie geplant<br />
Karstens<br />
am 1. April 2007 in Kraft treten<br />
wird, ist zurzeit fraglich. Einige Abgeordnete<br />
der Koalition fordern mehr Zeit<br />
für die parlamentarischen Beratungen.<br />
Der Bundesrat ist für das Gesetzgebungsverfahren<br />
keine Hürde mehr.<br />
Durch die Bildung einer SPD/CDU-Regierung<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
haben die Regierenden in Berlin auch<br />
dort eine 2/3-Mehrheit.<br />
Die Kritik gegen das Vorhaben<br />
kommt aus allen Bereichen des politischen<br />
Lebens. Die ZKN-Mitteilungen<br />
berichteten bereits in Heft 11/<strong>06</strong> darüber.<br />
Nicht nur die Opposition im Parlament<br />
greift die Regierung scharf an;<br />
auch Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände,<br />
private und gesetzliche Krankenkassen,<br />
Apotheker und alle Verbände<br />
der Leistungsträger verurteilen die<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Anzeigenmotiv<br />
des Bundesgesundheitsministeriums<br />
Inhalte der Gesetzesvorlage. Umfragen<br />
haben ergeben, dass die Mehrheit der<br />
Bundesbürger davon überzeugt ist,<br />
dass keine positiven Resultate zu erwarten<br />
sind. Zu deutlich zeichnet sich<br />
der Weg in eine Staatsmedizin á la DDR<br />
ab.<br />
Schon der Name ist Betrug am Wähler.<br />
Auf keinen Fall wird der Wettbewerb<br />
gestärkt; denn Wettbewerb bedeutet<br />
Vielfalt und Selbstbestimmung<br />
der Beteiligten. Hier sollen aber Krankenkassen<br />
und Leistungsträger unters<br />
Joch des Staates gezwungen werden.<br />
Die Ehrhardt’schen Prinzipien der<br />
sozialen Marktwirtschaft, die unseren<br />
Wohlstand ein halbes Jahrhundert gesichert<br />
haben, sollen im Gesundheitswesen<br />
völlig über Bord geworfen werden.<br />
Während traditionelle Staatsbetriebe<br />
wie Post und Bahn in privatwirtschaftliche<br />
Organisationen überführt<br />
wurden bzw. werden, soll der Medizinbetrieb<br />
weitestgehend unter die Kuratel<br />
des Staates gestellt werden. Den Herausforderungen<br />
der europäischen<br />
Union bzw. der wachsenden Globalisierung<br />
wird ein falsches System entgegengesetzt.<br />
Die Auswirkungen werden auch für<br />
die Zahnmedizin dramatisch sein. Die<br />
einzuführenden Institutionen werden<br />
Verhältnisse schaffen, die letztendlich<br />
auch den Bürger, unsere Patienten treffen<br />
werden. Eine Umkehr wird erst eintreten,<br />
wenn allen die fatalen Fehlentwicklungen<br />
gegen den Strich gehen.<br />
Dann wird es sehr, sehr schwierig sein,<br />
die Fehler zu korrigieren.<br />
Viele Ressourcen werden vergeudet.<br />
Die wichtigsten Elemente<br />
in Kurzform:<br />
1. Den gesetzlichen Krankenkassen soll<br />
in Zukunft vom Ministerium für Gesundheit<br />
ein einheitlich festgesetzter<br />
Beitragssatz vorgeschrieben werden.<br />
Krankenkassen, die damit ihre<br />
Leistungen nicht fi nanzieren können,<br />
dürfen von ihren Versicherten<br />
eine zusätzliche Miniprämie verlangen.<br />
Diese darf 5 % der GKV-Ausgaben<br />
nicht übersteigen und den einzelnen<br />
Versicherten maximal mit 1 %<br />
seines Haushaltseinkommens belasten.<br />
Daraus folgt, dass die Kassen<br />
für jeden Versicherten ein individuell<br />
berechnetes Beitragskonto führen<br />
müssen. Ein Bürokratiemonster<br />
mit immensen Ausmaßen.<br />
2. Ab 2009 sollen die Beiträge von einer<br />
neuen Behörde für den dann zu<br />
schaffenden Gesundheitsfonds eingezogen<br />
werden. Von dort erfolgt<br />
dann, nach Ergänzung eines nicht<br />
gesicherten Bundeszuschusses aus<br />
Steuergeldern, eine Verteilung aufgrund<br />
eines Schlüssels an die Krankenkassen.<br />
Ein weiteres kostenträchtiges<br />
Bürokratiemonster.<br />
3. Die Krankenkassen werden gezwungen,<br />
einen gemeinsamen Verband<br />
auf Bundesebene zu schaffen. Dieser<br />
hat dann Monopolcharakter und<br />
verhandelt mit der Kassenärztlichen<br />
bzw. Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />
und anderen Bundesverbänden<br />
der Leistungsträger im<br />
Gesundheitswesen über die sog. Gesamtverträge.<br />
Natürlich behält das<br />
Ministerium das Kontrollrecht über<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 737
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Der Gesundheitsfonds –<br />
die neue Regulierungsbehörde<br />
die resultierenden Ergebnisse und<br />
kann beanstanden wie bisher.<br />
4. Der Zusammenschluss von mehreren<br />
Krankenkassen soll in Zukunft<br />
auch verbandsübergreifend möglich<br />
sein (z.B. AOK mit VdAK oder<br />
DAK mit IKK bzw. BKK etc.)<br />
5. Ergänzt wird das Szenario durch die<br />
Schaffung eines hauptamtlichen gemeinsamen<br />
Bundesausschusses, der<br />
allerdings ebenfalls vom Ministerium<br />
dominiert wird, weil dieses jederzeit<br />
durch eine Ersatzvornahme<br />
seine Vorstellungen durchsetzen<br />
kann. Dort werden dann Therapieverfahren<br />
und Medizinprodukte<br />
(u.a. Pharmazeutika) festgelegt, die<br />
für 90 % der Bevölkerung zulässig<br />
sind. Nicht zugelassene Arzneimittel<br />
dürfen dann nicht mehr von den<br />
Krankenkassen erstattet werden.<br />
KV-Chefin Bert: Über Radikalisierung<br />
der Proteste nachdenken<br />
Der Schwung ist raus aus den Ärzteprotesten.<br />
Diese Ansicht vertritt die Vorsitzende<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen,<br />
Dr. Margita Bert, in der aktuellen Ausgabe<br />
des KV-Hefts »info.doc«. Zwar hätten Organisation,<br />
Beteiligung, und Signalwirkung gestimmt. Erreicht<br />
habe man aber nicht allzu viel, räumt die<br />
KV-Chefin ein. Die Gesundheitspolitiker der Regierungsparteien<br />
»zeigen sich nicht nur unbeeindruckt,<br />
sondern scheinen alle ihre Zusagen an<br />
Ärzte und Psychotherapeuten vergessen zu haben«.<br />
In den Medien verkämen die Bemühungen der<br />
Ärzte zu Fußnoten der Tagespolitik, schreibt Bert.<br />
Und die Protestbereitschaft habe ihre Scheitelwelle<br />
bereits im Mai erreicht gehabt. Im Vergleich<br />
dazu seien die Teilnehmerzahlen aus dem September<br />
eher bescheiden.<br />
»Was wir dringend brauchen sind neue Ideen,<br />
damit neuer Schwung erzeugt werden kann«, betont<br />
Bert. Die Ideen der Basis seien gefragt. Mit<br />
von oben implementierten Konzepten »werden wir<br />
nichts erreichen«, glaubt sie. »Ich bin fest davon<br />
überzeugt, dass wir über eine Radikalisierung unserer<br />
Aktionen nachdenken müssen. Nur so haben<br />
wir überhaupt noch die Chance, weiter zu<br />
kommen.« www.facharzt.de, 6.11.20<strong>06</strong> ●<br />
738 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
6. Leistungsträger (Ärzte, Zahnärzte,<br />
Apotheker etc.) dürfen sich dann in<br />
größeren Einheiten zusammenschließen<br />
und auch länderübergreifend<br />
(KZV-übergreifend) tätig werden.<br />
Ärzte können an verschiedenen<br />
Orten (auch länderübergreifend)<br />
praktizieren. Die Bevorzugung der<br />
Medizinischen Versorgungszentren<br />
wird ausgebaut. Da die Budgets<br />
nicht abgeschafft sondern nur durch<br />
eine veränderte Systematik umgesetzt<br />
werden, wird die Verteilungsproblematik<br />
der KV/KZVen ins Unermessliche<br />
gesteigert.<br />
7. Im Bereich Zahnmedizin sollen die<br />
Zulassungsbeschränkungen im Rahmen<br />
der Bedarfsplanung abgeschafft<br />
werden.<br />
8. Den Krankenhäusern wird ein erneutes<br />
Sparopfer von 500 Mill. EUR<br />
abverlangt, obwohl die Mehrwertsteuererhöhung<br />
und die durch EU-<br />
Recht begründete neue Arbeitszeitverordnung<br />
bereits zu Buche<br />
schlägt.<br />
9. Die Apotheker sollen ebenfalls einen<br />
Sparbeitrag in derselben Höhe (500<br />
Mill.) leisten. Dieses sollen sie über<br />
Rabatte bei der Pharmaindustrie<br />
wettmachen, ohne dass der Gesetzgeber<br />
ihnen die notwendigen Werkzeuge<br />
dafür an die Hand gibt.<br />
10. Den Rettungsdiensten und Krankentransporten<br />
werden die Vergütungen<br />
pauschal um 3 % gekürzt.<br />
Besondere Auswirkungen<br />
wird es bei den privaten Krankenversicherungen<br />
geben<br />
Für sie wird die sukzessive Abschaffung<br />
eingeläutet:<br />
1. Die Gesellschaften müssen in Zukunft<br />
einen Basistarif einführen.<br />
Dieser darf nur bzw. muss den Umfang<br />
des GKV-Leistungskataloges<br />
haben. Dieses soll sowohl für zahn-/<br />
medizinische Therapiemaßnahmen<br />
als auch für Medikamente (Arzneimittel-Richtlinien!)<br />
und Heil- und<br />
Hilfsmittel gelten.<br />
2. Der Höchstbetrag des Basistarifes<br />
darf maximal dem durchschnittlichen<br />
Höchstbetrag der GKV entsprechen.<br />
Für Ehepaare soll eine Begrenzung<br />
auf 150 % des Basistarifes festgeschrieben<br />
werden.<br />
3. Zur Sicherstellung ausreichender behandlungswilliger<br />
Ärzte und Zahnärzte<br />
sollen die KV/KZVen sorgen. Im<br />
SGB V wird hierfür eine entsprechende<br />
Regelung eingeführt. Damit wird<br />
die PKV Teil der gesetzlich geregelten<br />
Gesundheitsversorgung.<br />
4. Es ist vorgesehen, dass für die Abrechnung<br />
der jeweilige VdAK-Vergütungssatz<br />
angesetzt werden darf.<br />
Dieses wird Auswirkungen auf die<br />
Beihilfe-Vergütungen der Länder<br />
haben. Man kann davon ausgehen,<br />
dass diese dann ebenfalls auf den<br />
VdAK-Satz abgesenkt werden.<br />
5. Einen Wechsel in die PKV darf ein Arbeitnehmer<br />
erst vornehmen, wenn<br />
er mindestens 3 Jahre lang Einkünfte<br />
über der Beitragsbemessungsgrenze<br />
hatte.<br />
6. Für die privaten Krankenkassen wird<br />
ein Kontrahierungszwang eingeführt.<br />
Jeder ehemalige PKV-Versicherte<br />
muss von seiner Kasse wieder<br />
aufgenommen werden.<br />
Die Aufzählung der erwähnten Punkte<br />
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Änderungen während des Gesetzgebungsverfahrens<br />
sind möglich – aber<br />
nicht sehr wahrscheinlich. Die Gesundheitsbürokraten<br />
im Gesundheitsministerium<br />
haben das Ziel klar vor Augen.<br />
Wenn die Kanzlerin nicht an der Gesundheitsreform<br />
scheitern will, wird<br />
sie Frau Schmidt den Rücken stärken<br />
und das Gesetz gemeinsam mit Herrn<br />
Müntefering durchpeitschen. KHK ●<br />
GRAFIK: BUND DER STEUERZAHLER
Die Gesundheitsreform – ein Hasardeurstück?<br />
Wissen die Bundestagsabgeordneteneigentlich,<br />
was sie beschließen,<br />
wenn sie über die<br />
Gesundheitsreform<br />
abstimmen? Diese Reform betrifft<br />
praktisch die gesamte Bevölkerung.<br />
Darf da die Kenntnis und das Verständnis<br />
der Inhalte an die Ministerialbürokratie<br />
und die Verhandlungsführer der<br />
Fraktionen delegiert werden? Der Anhörungsentwurf,<br />
der auf den von der<br />
Bundesregierung beschlossenen Eckpunkten<br />
beruht, umfasst rund 500 Seiten.<br />
Fachleute brauchen Tage, um ihn<br />
zu lesen und zu begreifen. Um die Konsequenzen<br />
abzuschätzen und es zu<br />
verstehen, benötigt der »normale« Abgeordnete<br />
eher Wochen. Wie viele Abgeordnete<br />
haben diese 500 Seiten gelesen,<br />
verstanden und können die Auswirkungen<br />
wirklich übersehen?<br />
Es dürfte eher so sein, dass die Mehrheit<br />
der Parlamentarier über etwas abstimmt,<br />
das die Ministerienexperten<br />
aufgeschrieben und einige, wenn auch<br />
wichtige, Leute verhandelt haben, die<br />
zumindest die Kapitelüberschriften<br />
verstanden haben. Die Komplexität<br />
sich dazu noch allerlei weiteres aus-<br />
gedacht, was auch<br />
verfassungswidrig ist.<br />
Das Ende von Wettbe-<br />
werb und die immer<br />
vollständigere Einfüh-<br />
rung der Planwirtschaft lassen<br />
schmerzlich erkennen, dass die FDP<br />
tatsächlich einmal wirklich in einer<br />
Regierung fehlt<br />
In der ersten Aussprache über die Gesundheitsreform<br />
hat die stellvertretende SPD-<br />
Fraktionsvorsitzende Elke Ferner nur<br />
allzu deutlich angemerkt, wie gern doch<br />
die Sozialdemokraten die Private Kran-<br />
kenversicherung mitsamt ihren Rücklagen<br />
zur Teilsanierung der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung herangezogen<br />
haben würden. Nur wenige Stunden<br />
vorher hatte Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt in einer Fernsehsen-<br />
dung wenig zu sagen gewusst zu<br />
fragenden Diskussionsbeiträgen<br />
von Ärzten mit Praxen ohne wesentlichen<br />
Anteil privater Versi-<br />
cherter, wie schlecht sie doch<br />
fi nanziell dastünden kraft des<br />
hohen Anteils gesetzlich Ver-<br />
Die Initiatoren der Gesundheitsreform<br />
und Teile der großen Koali tion wollen<br />
offenbar die privaten Krankenver-<br />
sicherungen ruinieren und haben<br />
Dr. Susanne<br />
von Garrel<br />
und der Umfang des Vorhabens Gesundheitsreform<br />
bringen den Deutschen<br />
Bundestag an die Grenze der Abstimmungsfähigkeit<br />
des einzelnen Abgeordneten.<br />
Das ist wohl häufi ger so,<br />
aber dann handelt es sich in der Regel<br />
FOTO: PRIVAT<br />
um Spezialgesetze; hier aber ist jeder<br />
Bürger betroffen, und das ist etwas anderes.<br />
Die Gesundheitsreform wird damit<br />
auch zu einer Belastungsprobe für<br />
das redliche Funktionieren der parlamentarischen<br />
Demokratie.<br />
Dabei drohen Teile der Reform fi nanziell<br />
und verfassungsrechtlich ein Hasardeurstück<br />
zu werden. Unter den vielen<br />
Mahnern und Kritikern ist hier besonders<br />
Professor Helge Sodan zu nennen,<br />
nicht nur Präsident des Berliner<br />
Verfassungsgerichts, sondern auch Direktor<br />
des Deutschen Instituts für Gesundheitsrecht,<br />
also einer, der es wissen<br />
muss. Der jetzt verschobene Gesundheitsfonds<br />
ist demnach vom Konzept<br />
her so unterfi nanziert, dass das<br />
selbst Lieschen Müller versteht: Zukünftig<br />
sollen den Krankenkassen keine<br />
Steuermittel mehr zur Abgeltung versicherungsfremder<br />
Leistungen zufl ießen.<br />
20<strong>06</strong> sind es noch 4,2 Milliarden Euro.<br />
Für 2008 sind noch 1,5 Milliarden Euro<br />
zur »teilweisen Finanzierung gesellschaftlicher<br />
Aufgaben« vorgesehen, die<br />
zusammen mit einer Anhebung der<br />
Beitragssätze um 0,5 Prozent das Milliardenloch<br />
schließen sollen. Nur: Exper-<br />
sicherter. Die Schlussfolgerung daraus: Die privat Versicherten<br />
subventionieren schon heute wesentlich die Arzteinkommen und<br />
damit mindestens indirekt die gesetzlich Versicherten.<br />
Zur Reform gehört auch die Absicht, die Honorare der Ärzte vom<br />
jetzigen Punktsystem umzuwandeln in Euro-Beträge pro Leistung. Ulla<br />
Schmidt hat aber nicht dem Einwand widersprechen können, dass das<br />
kostenneutral geschehen soll – womöglich also mit ähnlichen Effekten wie<br />
beim jetzigen System. Es kommt noch die Absicht hinzu, der Ärzteschaft vorzuschreiben,<br />
dass sie künftig privat Versicherte im geplanten Basistarif zu den<br />
Honorarsätzen abzurechnen hat, die auch für gesetzlich Versicherte gelten. Auf<br />
der einen Seite reduziert das die Ärzteeinkommen. Auf der anderen Seite belastet<br />
es zusätzlich die privat Versicherten ohne Sockeltarif, da dieser fast notwendig<br />
nicht den Aufwand decken kann.<br />
Schon jetzt zeigt sich, dass die Reform in ihren Details manche Gereimtheit hat und<br />
manche Ungereimtheit. Vieles spricht dafür, dass der dem Bundestag vorliegende Entwurf<br />
im Verlauf der Beratungen noch ein ganzes Stück mehr Ärger mit sich bringen wird,<br />
als dies jetzt abzusehen ist. Die Soll-Bruchstelle bleibt eine. h.r.<br />
Bleibende Soll-Bruchstelle<br />
rundblick, 1.11.20<strong>06</strong> ●<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 739
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
ten wie Raffelhüschen und Rürup bezweifeln<br />
das massiv. Das finanzielle Desaster<br />
ist hier vorgezeichnet. Beiträge<br />
und Steuermittel für versicherungsfremde<br />
Leistungen hält Sodan ohnehin<br />
für verfassungswidrig und verweist auf<br />
ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
und seine Begründung (BVerfGE<br />
75,108-148-).<br />
Die zukünftigen 1,5 Milliarden Euro<br />
sind dabei weniger für die bisherigen<br />
versicherungsfremden Leistungen wie<br />
z.B. Schwangerschaft, Mutterschaftsgeld,<br />
Haushaltshilfen etc. gedacht, sondern<br />
für die Beitragsfreiheit von Kindern.<br />
2009 sollen drei Milliarden Euro<br />
daraus werden. Die Experten rechnen<br />
aber vor, dass das 14 Milliarden Euro<br />
kosten wird. Sodan spricht von »beachtlichem<br />
Realitätsverlust« der Politiker<br />
und »schwerem Verfassungsbruch«,<br />
DKV 27.11.20<strong>06</strong> weil eher von 15:<strong>06</strong> den Uhr Kindern Pageder 1<br />
gesetz-<br />
LÜCKENLOSE VERSORGUNG,<br />
AUCH FÜR ZAHNÄRZTE.<br />
DIE GÜNSTIGE PRIVATE<br />
GRUPPENVERSICHERUNG<br />
FÜR ZAHNÄRZTE.<br />
lich Versicherten die Rede ist, weniger<br />
aber von den Kindern Privatversicherter,<br />
die nur zur Hälfte Besserverdiener<br />
sind, zur anderen Hälfte aber beihilfefähige<br />
Beamte mit kleinen Bezügen.<br />
Der allgemeine Gleichheitsgrundsatz<br />
des Grundgesetzes schließt diese Ungleichbehandlung,<br />
über die diskutiert<br />
wird, definitiv aus. Inzwischen haben<br />
das gerade einmal Ludwig Stiegler und<br />
Andrea Nahles von der SPD gemerkt.<br />
Die Vergütungen der Leistungen der<br />
Vertragsärzte und -zahnärzte schließlich<br />
durch eine Euro-Gebührenordnung<br />
festzulegen, ist zwar löblich, aber Kritiker<br />
vermuten den Willen zu einer Einheitsgebührenordnung<br />
mit eher einheitlichen<br />
Preisen für privat und gesetzlich<br />
Versicherte. Privatärztliche Tätigkeiten<br />
sollen wohl niedriger vergütet<br />
werden, damit der Staat bei den Beihilfekosten<br />
spart. Allein auch diese Gleich-<br />
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behandlung des Ungleichen ist verfassungswidrig,<br />
wie ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
von 2004 deutlich<br />
macht (AZ.1BvR1437/02,Rn45).<br />
Die Initiatoren der Gesundheitsreform<br />
und Teile der großen Koalition<br />
wollen offenbar die privaten Krankenversicherungen<br />
ruinieren und haben<br />
sich dazu noch allerlei weiteres ausgedacht,<br />
was auch verfassungswidrig ist.<br />
Das Ende von Wettbewerb und die immer<br />
vollständigere Einführung der<br />
Planwirtschaft im Gesundheitswesen<br />
lassen schmerzlich erkennen, dass die<br />
FDP tatsächlich einmal wirklich in einer<br />
Regierung fehlt. Das Nachsehen haben<br />
82 Millionen Deutsche, die für den Beweis<br />
bezahlen müssen, dass mehr Planwirtschaft<br />
im Gesundheitssystem teurer<br />
und ineffizienter ist als mehr soziale<br />
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Korbmodell – dahinter verbirgt sich der Versuch,<br />
eine hinreichend große Zahl von niedergelassenen Ärzten<br />
dazu zu bewegen, an einem nicht allzu fernen Tage<br />
gemeinschaftlich ihre Kassenzulassung zurückzugeben<br />
tell’ dir vor, Zehntausende von<br />
Ärzten gehen auf die Straße –<br />
und der Politik ist es egal. Diesen<br />
Eindruck kann man haben,<br />
nein, man muss ihn haben.<br />
Unbeeindruckt von den anhaltenden<br />
Massendemonstrationen peitscht<br />
die Bundesregierung ihre Gesundheitsreform<br />
durch die parlamentarischen<br />
Gremien. Die protestierenden<br />
Ärzte fi nden ebenso wenig Gehör wie<br />
die eindringlichen Warnungen nahezu<br />
aller Organisationen und Verbände vor<br />
den fatalen Folgen einer fehlgeleiteten<br />
Reform.<br />
Dr. med. Martin Grauduszus, der<br />
Vorsitzende der Freien Ärzteschaft,<br />
spricht konsterniert von einer »unglaublichen<br />
Selbstüberschätzung des<br />
Staates« und von der »puren Arroganz<br />
der Macht«. Der noch junge und nicht<br />
sonderlich mitgliederstarke Verband<br />
muss nun die Erfahrung machen, die<br />
vor ihm die etablierten ärztlichen Verbände<br />
schon wiederholt gemacht haben:<br />
Die Politik ist zunehmend beratungsresistent.<br />
Die freien Ärzte, die zu den nationalen<br />
Protesttagen aufgerufen haben<br />
und sich als Sprachrohr der Basis verstehen,<br />
sehen ihren Platz nicht mehr allein<br />
auf der Straße. Vielmehr bereitet<br />
der Verband gemeinsam mit weiteren<br />
Organisationen nun im stillen Kämmerlein<br />
den Ausstieg aus dem System<br />
Josef Maus<br />
Ab in den Korb<br />
vor. Die Zauberformel lautet: Korbmodell.<br />
Dahinter verbirgt sich der Versuch,<br />
eine hinreichend große Zahl von niedergelassenen<br />
Ärzten dazu zu<br />
bewegen, an einem nicht allzu<br />
fernen Tage gemeinschaftlich<br />
ihre Kassenzulassung zurückzugeben.<br />
Das Modell ist bestechend<br />
einfach konstruiert. Die Absichtserklärungen<br />
der Ärzte<br />
wandern in einen Korb, der<br />
über einen Treuhandvertrag<br />
durch einen Rechtsanwalt verwaltet<br />
wird. Wirksam werden die im<br />
Korb hinterlegten Zulassungsrückgaben<br />
erst dann, wenn ein vorher vereinbartes<br />
Quorum (70 bis 75 Prozent der<br />
Ärzte einer bestimmten Arztgruppe<br />
und/oder Region) erreicht ist und die<br />
Vollversammlung der betroffenen Ärzte<br />
die entsprechenden Beschlüsse fasst.<br />
Dann allerdings würde eine sehr große<br />
Gruppe von Ärzten auf einen Schlag für<br />
die Behandlung im Sachleistungssystem<br />
nicht mehr zur Verfügung stehen.<br />
Stattdessen würden diese Ärzte über<br />
den einfachen GOÄ-Satz mit den Krankenkassen<br />
abrechnen. § 95b SGB V<br />
macht dies nach Auffassung des Verbandes<br />
möglich.<br />
Der Charme dieses Modells liegt<br />
zweifellos in dem Umstand, dass der<br />
einzelne Arzt nicht in Vorleistung gehen<br />
muss, um dann am Ende im Regen<br />
FOTO: E. HAHNE<br />
zu stehen. Los geht’s erst, wenn sehr<br />
viele mitmachen. Ob allerdings die beabsichtigte<br />
Solidarität auch dann noch<br />
greift, wenn die Hand zum Schwur gehoben<br />
werden muss, ist eine offene<br />
Frage – und zugleich die offene Flanke<br />
des Korbmodells. Dennoch könnte eine<br />
Entwicklung eintreten, die das Ausstiegsszenario<br />
für viele Ärzte attraktiv<br />
machen würde. Dies wäre der Fall,<br />
wenn der Leidensdruck weiter steigt,<br />
die Politik dies weiter ignoriert und die<br />
ärztlichen Körperschaften nicht mehr<br />
als sicherer Hafen für die Mehrzahl der<br />
niedergelassenen Ärzte akzeptiert würden.<br />
Ist das wirklich so undenkbar?<br />
Auf der anderen Seite müssten sich<br />
jede Ärztin und jeder Arzt genau überlegen,<br />
was man denn da eintauscht.<br />
Raus aus der Budgetierung ist ein Ziel,<br />
das alle ärztlichen Standesvertreter<br />
eint. Rein in die Einzelverträge und in<br />
die Abhängigkeit von den Krankenkassen<br />
– daran scheiden sich die Geister.<br />
Diese Diskussion wird die niedergelassenen<br />
Ärzte in Zukunft stärker denn<br />
je beschäftigen. In der Zwischenzeit<br />
könnten sich die Körbe füllen – für den<br />
Fall, dass die Politik den Ärzten keine<br />
andere Wahl mehr lässt. Josef Maus<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Deutsches Ärzteblatt, Heft 45, 10.11.20<strong>06</strong> ●<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 741
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Wettbewerb nur im<br />
Verdrängen von Problemen<br />
Bundeszahnärztekammer-Präsident<br />
Weitkamp sieht sich durch Consilium in<br />
seiner massiven Kritik am<br />
Reform-Entwurf bestätigt<br />
Die Beratungsresistenz der<br />
Bundesregierung in Sachen<br />
Gesundheitsreform<br />
hat nach Auffassung des<br />
Präsidenten der Bundeszahnärztekammer<br />
(BZÄK), Dr. Dr. Jürgen<br />
Weitkamp, ihren negativen Niederschlag<br />
im aktuellen Referenten-Entwurf<br />
zum »Gesetz zur Stärkung des<br />
Wettbewerbs in der GKV« gefunden.<br />
»Die wesentlichen Probleme – etwa bei<br />
der Finanzierung des Gesundheitswesens<br />
– bleiben einfach ungelöst«, kriti-<br />
742 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Dr. Dr. Jürgen<br />
Weitkamp<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
siert Weitkamp und stimmt in diesem<br />
Urteil mit dem Consilium unabhängiger<br />
Wissenschaftler der BZÄK überein.<br />
Dieses Beratungsgremium hat in<br />
der heutigen Pressekonferenz schwere<br />
Mängel im Reformansatz kritisiert und<br />
dabei das Festhalten an einem nicht<br />
mehr zeitgemäßen Finanzierungssystem,<br />
die Beseitigung von Wettbewerbsstrukturen<br />
zwischen privaten und gesetzlichen<br />
Krankenkassen sowie die<br />
mangelnde Eigenverantwortung hervorgehoben.<br />
»Eine Stärkung des Wettbewerbs in<br />
der GKV ist von einem solchen Gesetz<br />
nicht zu erwarten. Vielmehr schwingt<br />
sich der Staat endgültig zum allmächtigen<br />
Regulator auf, stellt die Freiberuflichkeit<br />
in Frage und führt uns auf direktem<br />
Weg in den nationalen Gesundheitsdienst«,<br />
befürchtet der BZÄK-Präsident.<br />
Weitkamp sieht sich durch das Consilium<br />
in seiner massiven Kritik am Reformvorhaben<br />
bestätigt: »Weder das<br />
verfolgte Ziel einer Einheitsversicherung<br />
unter Zerschlagung der PKV noch<br />
die Verschmelzung von Gebührenordnungen<br />
bringen uns aus der Krise.<br />
Gleichzeitig werden die Patienten von<br />
der Politik weiter so behandelt, als seien<br />
es unmündige Kinder. Auf ihre Eigenverantwortung<br />
setzt auch dieser<br />
Entwurf nicht«, bemängelt Weitkamp.<br />
Statt mehr Wettbewerb bringe ein neues<br />
Gesetz in der aktuellen Version die<br />
weitere Verschärfung der Verstaatlichungstendenzen.<br />
Weltkamp: »Wirklichen<br />
Wettbewerb kann ich in diesem<br />
Entwurf nur im Verdrängen von Problemen<br />
erkennen.«<br />
Bundeszahnärztekammer, 23.10.20<strong>06</strong> ●<br />
Horst Seehofer MdB<br />
Seehofer:<br />
Beamte<br />
haben zu<br />
viel Einfl uß<br />
auf Politik<br />
Fast täglich führen aktuell die<br />
Beamten und Angestellten<br />
des Bundesministeriums für<br />
Gesundheit (BMG) detailgetreu<br />
vor, was es heißt, in Zeiten<br />
des Ministerialdirigismus zu leben.<br />
Man ist zur Öffentlichkeit schnodderig<br />
bis rotzfrech, Verbände und Organisationen<br />
hält man für überfl üssig und<br />
bemüht sich, sie zu übergehen und<br />
wenn die Leitung des Hauses nicht artig<br />
mitspielt, wird sie öffentlich verunglimpft.<br />
Der deutsche SPD-Kommissar<br />
und Vizepräsident der EU-Kommission<br />
Günter Verheugen (63) erlebt gerade<br />
in Brüssel, was es heißt, von der eigenen<br />
Bürokratie »vorgeführt« zu wer-
FOTO: CSU<br />
den, nachdem man sie kritisiert hatte.<br />
CSU-Bundesagrarminister Horst<br />
Seehofer MdB (57) dehnte am 16. Oktober<br />
20<strong>06</strong> die Kritik an den EU-Beamten<br />
auf deutsche Staatsdiener in Bund,<br />
Ländern und Kommunen aus. »Es darf<br />
nicht sein, dass die Beamten die Entscheidungen<br />
treffen«, sagte der Politiker<br />
dem »Münchner Merkur«. Er sei<br />
Verheugen für seine Kritik an den Brüsseler<br />
EU-Beamten dankbar. »Ich widerspreche<br />
ihm nur<br />
in einem Punkt:<br />
Das ist nicht nur<br />
in Brüssel ein Problem,<br />
sondern<br />
auch bei Bund<br />
und Ländern«,<br />
betonte der Minister.<br />
Als Beispiel<br />
nannte Seehofer<br />
die Umsetzung<br />
der Eckpunkte<br />
der Gesundheitsreform,<br />
wo die<br />
Beamten im Gesetzentwurf<br />
zu<br />
stark ihre eigenen<br />
Ansichten<br />
festgehalten hätten.<br />
»Es kann<br />
nicht sein, dass<br />
ein Politiker die<br />
Beamten fragen<br />
muss, was er entscheiden<br />
darf.‹‹<br />
Auch im eigenen<br />
Hause habe er bereits<br />
Auseinandersetzungen führen<br />
müssen, berichtete der Agrarminister.<br />
»Ohne starke politische Führung wird<br />
das Land von der Exekutive regiert. Ich<br />
plädiere für die Rückkehr des Politischen<br />
in der Politik.«<br />
Seehofer könnte man eigentlich nur<br />
zustimmen. Aber dann müsste es mehr<br />
Politiker seiner Statur und seines politischen<br />
Wissens geben. Sachlich hätte<br />
sich Seehofer von den BMG-Ministerialen<br />
sicherlich nicht so vorführen lassen<br />
wie zeitweilig und parteiübergreifend<br />
die Mitglieder der 16er-Verhandlungskommission.<br />
Doch darüber zu klagen,<br />
dazu ist es jetzt zu spät.<br />
dfg 42-<strong>06</strong>, 19.10.20<strong>06</strong> ●<br />
»Es kann<br />
nicht sein, dass<br />
ein Politiker<br />
die Beamten<br />
fragen muss,<br />
was er entscheiden<br />
darf.<br />
Ohne starke<br />
politische<br />
Führung wird<br />
das Land von<br />
der Exekutive<br />
regiert. Ich<br />
plädiere für die<br />
Rückkehr des<br />
Politischen in<br />
der Politik.‹‹<br />
Die Zerstörung<br />
Die Reformarbeit der<br />
schwarz-roten Regierungskoalition<br />
könnte nun in<br />
den Bereich des ordnungspolitischen<br />
Vandalismus<br />
vorstoßen. So muss man wohl kennzeichnen,<br />
was als teils gewolltes, teils<br />
geduldetes, im wirren Wust der Verhandlungen<br />
jedenfalls aufscheinendes<br />
Ergebnis der Bemühungen um eine<br />
Gesundheitsreform droht: die Zerstörung<br />
der privaten Krankenversicherung.<br />
Wenn es den Versicherungen<br />
und den Versicherten nicht gelingt, mit<br />
der Ankündigung einer Welle von Verfassungsklagen<br />
solche Reformirrungen<br />
zu verhindern, dann wird mit einem<br />
technisch anmutenden Eingriff in<br />
das Vertragsrecht das deutsche Gesundheitswesen<br />
den Doktrinen des Gesundheitssozialismus<br />
und den Praktiken<br />
der Staatsmedizin überantwortet<br />
werden. (...)<br />
Um nachzuvollziehen, mit welchem<br />
Raffinement von einigen der federführend<br />
an dieser Gesundheitsreform Mitwirkenden<br />
gegen das Prinzip des Privatwirtschaftlichen<br />
gearbeitet wird,<br />
muss man sich klarmachen was mit<br />
dem so harmlos aussehenden Hebel<br />
»Basistarif« den privaten Versicherern<br />
angetan werden soll. Sie dürfen erstens<br />
die Risikobewertung – also die eigentliche<br />
Ratio ihres Gewerbes – für einen<br />
unabsehbar großen Teil ihres künftigen<br />
Geschäfts, nämlich für das Basispaket,<br />
nicht anwenden. Sie werden<br />
zweitens einem Kontrahierungszwang<br />
unterworfen, der jedem wettbewerblichen<br />
Marktauftritt fremd ist. Und sie<br />
müssen drittens – ebenfalls wegen des<br />
Basispakets – erhebliche Teile der Kostensteigerungen<br />
des Gesundheitswesens<br />
auffangen, ohne die finanziellen<br />
Hilfen zu bekommen, auf die die gesetzlichen<br />
Kassen setzen dürfen. Was<br />
daraus folgt, ist klar: Die in Deutschland<br />
tätigen privaten Krankenversicherer<br />
müssen aufgeben, weil sie von der<br />
Kapitalauszehrung heimgesucht werden<br />
oder weil sie zum Ausgleich der ihnen<br />
gesetzlich auferlegten Kosten so<br />
FOTO: LUDWIG-ERHARD-STIFTUNG E. V.<br />
teuer werden müssten, dass das Geschäftsvolumen<br />
rapide sinkt. Die private<br />
Krankenversicherung würde zu einer<br />
schrumpfenden Nischenveranstaltung,<br />
der gnadenhalber ein Plätzchen<br />
im großen Fonds anzubieten wäre. Und<br />
das Ganze wie von selbst ablaufend in<br />
einem »Markt«-Prozess, der mit einer<br />
antimarktwirtschaftlich angelegten<br />
Gesundheitsreform absichtsvoll losgereten<br />
wird. »Chapeau!« müsste man<br />
recht sagen, wenn ein solches Effizienzkompliment<br />
sich nicht aus moralischen<br />
Gründen verbieten würde.<br />
Die privaten Krankenversicherer<br />
sind gewillt, ihre Sache mit allen Mitteln<br />
des Rechts zu vertreten. Sie werden<br />
Dr. Hans D. Barbier<br />
hoffentlich nicht ohne Hilfe sein, denn<br />
es geht hier nicht nur um »ihre« Sache<br />
im Sinne eines Brancheninteresses. Es<br />
geht um Ordnungspolitik, und es geht<br />
um das Maß dessen, was sich eine Gesellschaft<br />
an Impertinenz von der Politik<br />
bieten lässt. Die Reform, die sich<br />
jetzt – täglich mit neuem Unfug aufwartend<br />
– am Horizont abbildet, sollte<br />
es nicht geben. Dann lieber keine. Dieses<br />
Koalitionsgewürge wird nicht ewig<br />
währen. Und das hofften doch schon<br />
die Bremer Stadtmusikanten: Besseres<br />
finden wir allemal. FAZ ●<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 743
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Rote Diffamierungskampagne<br />
Ulla Schmidt droht mit Spitzelsystem á la DDR<br />
Wer Frau Schmid derzeit beobachtet, fühlt sich an Rumpelstilzchen erinnert. »Oh wie gut, dass<br />
niemand weiß, dass ich rote Ulla heiß«, jedenfalls fordert die Gesundheitsministerin immer<br />
mehr DDR-Charakteristika für unser Gesundheitssystem ein.<br />
Dabei bleibt Sie beim Lobgesang auf die ehemaligen Polikliniken nicht stecken. Jetzt sollen auch<br />
die Ärzte nach alter DDR-Manier bespitzelt werden. 10.000 Euro Strafe, wenn ein Arzt bei der<br />
Terminvergabe einen Privatpatienten zu bevorzugen scheint. Informanten für dieses strafbewehrte<br />
Verhalten sind hoch willkommen. Auch Honorarkürzungen sind in diesem Falle von<br />
dienstbeflissenen Kassenfunktionären schon angeregt worden. JB<br />
Ministerium für Maßnahmen gegen<br />
Privilegien der Privatversicherten<br />
Das Bundesgesundheitsministerium<br />
(BMG) hat die<br />
Krankenkassen ermuntert,<br />
gegen Ungleichbehandlung<br />
von gesetzlich und<br />
privat Versicherten bei der Terminvergabe<br />
in Arztpraxen vorzugehen. »Wenn<br />
jetzt die Krankenkassen Maßnahmen<br />
gegen die Diskriminierung von gesetzlich<br />
Versicherten ankündigen, dann ist<br />
das aus Sicht des BMG überfällig«,<br />
heißt es in einer Stellungnahme aus<br />
dem Haus von Ministerin Ulla Schmidt<br />
(SPD) berichtet der Berliner »Tagesspiegel«<br />
(31.10.20<strong>06</strong>).<br />
Berichte, dass Kassenpatienten im<br />
Gegensatz zu Privatpatienten manchmal<br />
wochenlang auf einen Termin<br />
beim Facharzt warten müssen, erreichten<br />
das Ministerium und auch die Patientenbeauftragte<br />
der Bundesregierung<br />
sehr häufig. Dies sei nicht in Ordnung.<br />
Der Vorstandschef der Barmer Ersatzkasse,<br />
Johannes Vöcking, hatte Ärzten,<br />
die Kassenpatienten bei der Terminvergabe<br />
diskriminierten, mit Honorarkürzungen<br />
gedroht. Die Kassenärztliche<br />
Bundesvereinigung nannte<br />
dies »puren Populismus« und einen<br />
»vorgezogenen Beitrag zur Karnevals-<br />
744 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
saison«. Offenbar wolle man eine<br />
»planwirtschaftliche Wartezeit«, bei<br />
der nicht mehr nach dem Zustand des<br />
Patienten differenziert werden dürfte,<br />
sagte Sprecher Roland Stahl dem »Tagesspiegel«.<br />
Die Krankenkasse DAK und der Bun-<br />
desverband der Betriebskrankenkassen<br />
(BKK) lehnten Sanktionen gegen<br />
Ärzte ab. Der Chef der Techniker Krankenkasse<br />
sagte: Ȁrzte, die Kassenpatienten<br />
nicht schätzen, sollten so ehrlich<br />
sein und ihre Kassenzulassung zurückgeben.«<br />
www.facharzt.de, 6.11.20<strong>06</strong> ●<br />
Ulla Schmidt warnt Ärzte<br />
vor Bevorzugung von Privatpatienten:<br />
10.000 Euro Geldbuße<br />
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat Ärzte davor gewarnt, Privatversicherte<br />
bei der Terminvergabe Kassenpatienten vorzuziehen.<br />
»Einen Privatpatienten aus Gründen der ergiebigeren Abrechnung<br />
gegenüber einer Kassenpatientin zu bevorzugen, ist eindeutig vertragswidrig«,<br />
schreibt die Ministerin in einem Beitrag für den »Tagesspiegel<br />
am Sonntag«. Es verstoße »gegen die vertragsärztlichen Pflichten«.<br />
Der Verstoß sei auch nicht geringer, wenn Ärzte ihre Versicherten nur in »nicht<br />
akuten Fällen« auf einen Termin warten ließen. Denn die Mediziner könnten nicht<br />
wissen, ob der Fall wirklich nicht akut sei. Schmidt empfahl Versicherten, die eine<br />
solche Benachteiligung erlebten, ihre Krankenkasse zu informieren, die die zuständige<br />
Kassenärztliche Vereinigung einschalten müsste. Schmidt wies darauf<br />
hin, dass Vertragsärzte, die ihre Pflicht nicht erfüllen, mit einer Geldbuße bis zu<br />
10.000 Euro belangt werden könnten. www.facharzt.de, 12.11.20<strong>06</strong> ●
Schmidts schändliches Spiel<br />
KV Hamburg empört über Diffamierungskampagne<br />
Ein Ende der »widerlichen Diffamierungskampagne<br />
gegen<br />
Vertragsärzte« durch Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla<br />
Schmidt hat Walter Plassmann,<br />
stellvertretender Vorsitzender<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Hamburg, gefordert: »Fällt es denn niemandem<br />
auf«, fragt Plassmann, »dass<br />
Frau Schmidt immer dann Ärzte an den<br />
Pranger stellt, wenn ihr politisch das<br />
Wasser am Hals steht?« Ob das nun der<br />
Vorwurf zu langer Wartezeiten, zu großer<br />
Abhängigkeit von der Pharmaindustrie<br />
oder der Bevorzugung von Privatversicherten<br />
ist – immer, wenn Frau<br />
Schmidt in politischen Schwierigkeiten<br />
steckt, müssten die Vertragsärzte als<br />
Prügelknaben herhalten.<br />
Aktuell sieht sich das Gesundheitsministerium<br />
mit dem Problem konfrontiert,<br />
dass eine Front nahezu aller<br />
gesellschaftlichen Gruppen die geplante<br />
Gesundheitsreform geschlossen ablehnt.<br />
Ob Ärzte, Krankenkassen, Zahnärzte,<br />
Apotheker, Krankenhäuser, Gewerkschaften,<br />
Arbeitgeber – für die Reform<br />
hagelt es bei den derzeit laufenden<br />
Bundestagsanhörungen nur Kritik:<br />
»Aber anstatt ins Nachdenken zu verfallen,<br />
wenn niemand etwas Positives<br />
an der Reform finden kann, verwechselt<br />
Frau Schmidt Standhaftigkeit mit<br />
Dickköpfigkeit«, urteilt Plassmann, »sie<br />
agiert derzeit wie eine Geisterfahrerin,<br />
der alle Fahrzeuge entgegen kommen.«<br />
Plassmann erinnert daran, dass die<br />
seit Monaten anhaltende Protestwelle<br />
der Ärzte nicht zuletzt ihre Ursache darin<br />
hat, dass vor allem die Vertragsärzte<br />
es nicht länger hinnehmen wollten, als<br />
Vollstrecker missratener Reformen<br />
agieren zu müssen – und sich dafür<br />
dann auch noch beschimpfen zu lassen.<br />
»Es geht auch um die Würde der<br />
Ärzte«, erläutert Plassmann, »man<br />
setzt schamlos auf deren Bereitschaft,<br />
die gleiche Leistung für immer geringeres<br />
Honorar zu erbringen und verhöhnt<br />
sie dann auch noch, indem man<br />
sie pausenlos diffamiert.« Plassmann<br />
forderte, dieses »schändliche Spiel«<br />
endlich zu beenden.<br />
GESUNDHEIT ADHOC, 13.11.20<strong>06</strong> ●<br />
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GESUNDHEITSPOLITIK<br />
»Aktive Sterbehilfe für viele Praxen«<br />
Ostfriesische Zahnärzte kritisieren scharf geplante Gesundheitsreform<br />
/ Diskussion mit FDP-Politikerin Gesine Meißner<br />
Über 500 Seiten dick und für<br />
viele Mediziner eine Katastrophe:<br />
Das ist nach Meinung<br />
des Freien Verbandes<br />
Deutscher Zahnärzte<br />
(FVDZ) die Gesundheitsreform, die am<br />
1. April 2007 in Kraft treten soll. Das Gesetzespaket<br />
sei »eine aktive Sterbehilfe<br />
für viele Praxen und zwar gerade auch<br />
auf dem Land«, erklärte der Vorsitzende<br />
der FVDZ-Bezirksgruppe Ostfriesland,<br />
Dr. Hans-Joachim Kögel, bei einem<br />
Besuch der FDP-Sozialpolitikerin<br />
Gesine Meißner in Leer. Was in dem dicken<br />
Gesetz stehe, sei »sozialistischer<br />
Einheitsbrei«, der weder den Medizinern<br />
und schon gar nicht den Patienten<br />
nutze. Die FDP-Landtagsabgeordnete<br />
Gesine Meißner zeigte großes Verständnis<br />
für die harsche Kritik, auch<br />
wenn sie selbst ihre Bedenken moderater<br />
formulierte: »Die Gesundheitsreform<br />
löst keine Probleme, sondern<br />
schafft neue«, sagte die Vorsitzende<br />
des Ausschusses für Sozial- und Gesundheitswesen,<br />
Frauen und Familie<br />
746 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Die Abgeordnete aus<br />
Wennigsen bei Hannover<br />
zeigte sich nicht überrascht,<br />
dass es keine Problemlösungen<br />
durch die neue<br />
Gesundheitsreform gebe.<br />
»Die Vorstellungen von<br />
CDU und SPD sind so unterschiedlich<br />
wie Tag und<br />
Nacht.«<br />
des Niedersächsischen Landtages. »Für<br />
die Patienten wird es teurer, aber nicht<br />
besser.« Meißner war auf Einladung<br />
der ostfriesischen Zahnmediziner nach<br />
Leer gekommen, um mit den Experten<br />
vor Ort die Risiken der jetzigen, aber<br />
auch die Chancen einer künftigen Gesundheitspolitik<br />
bei einer FDP-Regierungsbeteiligung<br />
in Berlin zu diskutieren.<br />
In den Grundfragen einig sind Zahnärzte und FDP. Das wurde in dieser Woche bei einem Besuch der<br />
FDP-Landtagsabgeordneten Gesine Meißner (2. von links) in Leer deutlich. Das Bild zeigt die Politikerin<br />
zusammen mit (von links) Dr. Ulrich Keck, Dr. Maria Kaschner und Dr. Hans-Joachim Kögel vom<br />
Vorstand der Bezirksgruppe Ostfriesland des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ).<br />
FOTO: A. SIEMER<br />
Bemerkenswert sei die allumfassende<br />
Kritik an dem Gesetzeswerk. Ob Arbeitgeber,<br />
Gewerkschaften, Zahnärzte,<br />
Ärzte oder Krankenkassen – es sei »selten,<br />
dass so eine große Einigkeit« zwischen<br />
den unterschiedlichen Interessen<br />
bestehe. Allerdings zeigte sich die<br />
Abgeordnete aus Wennigsen bei Hannover<br />
nicht überrascht, dass es keine<br />
Problemlösungen durch die neue Gesundheitsreform<br />
gebe. »Die Vorstellungen<br />
von CDU und SPD sind so unterschiedlich<br />
wie Tag und Nacht.« Die FDP<br />
sei gegen diesen Kompromiss und deshalb<br />
werde sich <strong>Niedersachsen</strong> im Bundesrat<br />
der Stimme enthalten, kündigte<br />
Gesine Meißner an.<br />
Ausführlich diskutierte sie mit den<br />
ostfriesischen Zahnärzten nicht nur<br />
die Folgen des neuen Gesetzes. Diese<br />
berichteten ihr von einem immer größer<br />
werdenden Bürokratismus, der<br />
kaum noch zu bewältigen sei. Für die<br />
eigentliche Arbeit, nämlich das Behandeln<br />
der Patientinnen und Patienten,<br />
bliebe immer weniger Zeit, hieß es.<br />
Zu Beginn ihres Besuches hatte sich<br />
Gesine Meißner in der Praxis von Dr.<br />
Maria Kaschner in Leer über aktuelle<br />
Möglichkeiten zur Vorsorge und Gesunderhaltung<br />
der Zähne informiert.<br />
»In der Prophylaxe sehen wir große<br />
Chancen«, erläuterte Kaschner. Allerdings<br />
würden sich die Krankenkassen<br />
gerade aus diesem Bereich immer weiter<br />
zurückziehen.<br />
Einig waren sich die Zahnärzte mit<br />
ihrem Gast, dass eine grundlegende<br />
Gesundheitsreform nötig ist, um die<br />
Probleme zu lösen. Zur Freude der Mediziner<br />
sprach sich Meißner unter anderem<br />
für die Einführung der Kostenerstattung,<br />
also der Direktabrechnung<br />
mit den Patienten aus. »Das wäre ein<br />
wichtiger Schritt«, so Dr. Ulrich Keck<br />
aus Weener während der Diskussion.<br />
Alex Siemer<br />
MedienBüroSiemer ●
Vertreterversammlung der KZVN<br />
Einigkeit in berufspolitischen Beschlüssen; auch Geschäftsordnung<br />
und Disziplinarordnung gemeinsam geändert<br />
Es geht doch! So könnte die Überschrift über der Herbst-VV<br />
der KZVN lauten. Konstruktiv und um Konsens bemüht besprachen<br />
die Delegierten der beiden Fraktionen FVDZ und<br />
ZfN die nötigen Änderungen von Satzungen und Ordnungen.<br />
Auch die »politischen« Beschlüsse wurden alle nahezu<br />
einstimmig gefasst. Gestritten wurde allerdings über<br />
eine geplante Erhöhung der Verwaltungskosten.<br />
Hintergrund der Auseinandersetzung war sicher auch die Tatsache,<br />
dass die ZfN-Fraktion in den letzten Jahren nie müde wurde,<br />
den FVDZ-Verantwortlichen in der KZVN Verschwendung und<br />
»Bunkerung« von »Kollegengeldern« vorzuwerfen. Grundlos, wie<br />
die Freiverbandsdelegierten stets behaupteten.<br />
Jetzt hat ein ZfN-Vorstand das Sagen und muss eingestehen,<br />
dass auch unter seiner hauptamtlichen Ägide die Bäume nicht<br />
in den Himmel wachsen.<br />
Anlässlich der VV der KZVN<br />
am 17.11.20<strong>06</strong> wurde durch<br />
die ZFN-Fraktion und durch<br />
den ZFN-Vorstand der KZVN<br />
versucht, die Satzung der<br />
KZVN im Rahmen eines neuen Modells<br />
zur Erhebung von Verwaltungskosten<br />
zu ändern.<br />
Die Fraktion des FVDZ in der VV der<br />
KZVN hat diesem Antrag nicht zugestimmt.<br />
Von Herrn DMD Bunke von der ZFN-<br />
Fraktion wurde dargestellt, dass Praxen,<br />
die online abrechnen, weniger Verwaltungskosten<br />
bei der KZVN verursachen,<br />
als Praxen, die per Diskette abrechnen<br />
und diese wiederum deutlich<br />
weniger Verwaltungskosten verursachen,<br />
als Praxen, die nur per Papier abrechnen.<br />
Mit der Umstellung der Verwaltungskosten<br />
ab 1.1.2007 soll die niedersächsische<br />
Zahnärzteschaft nach Auskunft<br />
der Verantwortlichen in der KZVN<br />
durch die Erhebung unterschiedlicher<br />
Verwaltungskostenbeiträge entweder<br />
dazu veranlasst werden, ihr Abrechnungsverhalten<br />
zu ändern oder aber,<br />
FREIBRIEF<br />
Während die Satzung bei der Erhebung und Berechnung der Mitgliedsbeiträge<br />
bisher von »feste(n) Sätze(n) oder als ein Hundertsatz<br />
der zur Abrechnung eingereichten Leistungen« spricht, sollte<br />
nach Vorstellung des ZfN-Vorstands die für alle KZVN-Mitglieder<br />
gleichermaßen geltende Kostenregelung grundlegend geändert<br />
werden.<br />
Erstmalig sollte das »Verursacherprinzip« angewandt werden<br />
und in folgender Satzungsänderung zum Ausdruck kommen:<br />
»Der Festbetrag und/oder der Hundertsatz darf anknüpfend an<br />
die Art der Einreichung der Abrechnung (z. B. Papier, Diskette, Online)<br />
in unterschiedlicher Höhe festgesetzt werden.«<br />
Mit dieser Regelung wäre aber – so die Auffassung der Freiverbandsfraktion<br />
– ein Freibrief geschaffen, die Beitragsregelung<br />
generell als Sanktions-Instrument zu missbrauchen.<br />
Die Änderung des § 22, Abs. 1 in der o. a. Form wurde deshalb<br />
von der FVDZ-Fraktion abgelehnt.<br />
Neue Verwaltungskosten bei der KZVN –<br />
Vorteil oder Nachteil?<br />
wenn sie ihr Abrechnungsverhalten<br />
beibehalten sollten, am Aufwand für<br />
die KZVN orientiert, mehr Verwaltungskosten<br />
als vorher bezahlen.<br />
Zur Erinnerung:<br />
Bisher werden auf die zur<br />
Abrechnung eingereichten<br />
Leistungen 1,4 % pauschal<br />
als Verwaltungskosten bei<br />
jedem Zahnarzt durch die<br />
KZVN erhoben.<br />
Das neue System soll gemäß<br />
Sonderrundschreiben<br />
vom 21.11.20<strong>06</strong> der KZVN folgendes<br />
beinhalten:<br />
Alle Zahnärzte zahlen ab 1.1.2007<br />
pauschal 120 Euro pro Quartal.<br />
● Online-Abrechner zahlen zusätzlich<br />
1,05 % auf die zur Abrechnung eingereichten<br />
Leistungen, wenn sie Ihre<br />
Rückvergütung von 0,35 % erhalten<br />
haben,<br />
● Disketten-Abrechner zahlen zusätzlich<br />
1,10 % auf die zur Abrechnung<br />
eingereichten Leistungen, wenn sie<br />
ihre 0,30 % Rückvergütung erhalten<br />
haben.<br />
● Per Papier abrechnende Kolleginnen<br />
Dr. Ulrich Keck<br />
und Kollegen zahlen weiterhin zusätzlich<br />
1,4 % auf die zur Abrechnung<br />
eingereichten Leistungen, da<br />
sie keine Rückvergütung erhalten<br />
werden.<br />
Der Sockelbeitrag von 120<br />
Euro pro Quartal soll u. a. den<br />
Sinn haben, dass auch diejenigen<br />
Zahnärzte, die beispielsweise<br />
in Zukunft gemäß Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
zwar bei der KZVN abrechnen,<br />
aber in einer anderen<br />
KZV Mitglied sind, finanziell<br />
für den durch sie verursachten<br />
Verwaltungsaufwand in die Pflicht<br />
genommen werden.<br />
Der Argumentation, dass für das<br />
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
noch keine Durchführungsbestimmungen<br />
existieren und erst danach eine<br />
Satzungsänderung der KZVN sinnvoll<br />
wäre, wurde seitens der ZFN nicht<br />
gefolgt.<br />
Am Anfang wurde seitens der ZFN-<br />
Fraktion gegenüber den Mitgliedern<br />
der VV der KZVN der Eindruck erweckt,<br />
dass die geplanten Änderungen der<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 747
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Verwaltungskostensystematik für die<br />
niedersächsischen Praxen weitgehend<br />
kostenneutral umgesetzt würden und<br />
nur die Papierabrechner maximal mit<br />
jährlich 480 Euro mehr belastet werden.<br />
Nach vielen Nachfragen wurde<br />
dann anlässlich der Vertreterversammlung<br />
ausgeführt, dass ca. 25 % der niedersächsischen<br />
Zahnärzteschaft in der<br />
Zukunft höhere Verwaltungskostenbeiträge<br />
zu zahlen hätten, wobei die<br />
Voraussetzung darin bestehen sollte,<br />
dass alle (also 100 %) niedersächsischen<br />
Zahnärzte ab 1.1.2007 online abrechnen<br />
würden.<br />
Dass dies unrealistisch ist, wurde im<br />
Lauf der Diskussion auch von den Verantwortlichen<br />
der KZVN eingeräumt.<br />
Anhand von Beispielrechnungen<br />
soll klargemacht werden, welche Folgen<br />
auf die Praxen zukommen werden.<br />
Die Mehrheit der niedersächsischen<br />
Zahnärzte rechnet per Diskette ab. Deshalb<br />
sollen die Auswirkungen der geplanten<br />
Beitragsumstellung auf diese<br />
Abrechnungsgruppe einmal dargestellt<br />
werden (siehe rechts).<br />
Aus den angeführten Modellrechnungen<br />
kann der Schluss gezogen werden,<br />
dass ab 1.1.2007 etlichen niedersächsischen<br />
Zahnarztpraxen Steigerungen<br />
bei den Verwaltungskosten ins Haus<br />
stehen werden.<br />
Oder anders ausgedrückt, je größer<br />
eine Praxis in <strong>Niedersachsen</strong> ist, desto<br />
größer wird der finanzielle Vorteil für<br />
eine Praxis in der Zukunft sein und je<br />
kleiner die Praxis ist, desto mehr zahlt<br />
sie drauf.<br />
Unabhängig davon hat sich die ZFN-<br />
Fraktion ohne eine sie dazu legitimierende<br />
Satzungsänderung trotzdem dazu<br />
entschlossen, gegen die Stimmen<br />
des FVDZ, die Beitragsordnung in der<br />
dargestellten Form zu verändern.<br />
Zusammenfassend kann außerdem<br />
folgendes gesagt werden:<br />
1.) Alle Praxen, die auf Papier abrechnen,<br />
werden ab 1.1.2007 höhere Verwaltungskosten<br />
bezahlen.<br />
2.) Diejenigen Praxen, die bei der<br />
Diskettenabrechnung bleiben werden,<br />
748 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
1. Beispiel<br />
Kons, Chir., Pa, Kieferbruch, Kfo 120.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen<br />
plus Zahnersatz 40.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen<br />
ergibt Summe: ........................................................................................................................................ 160.000 Euro<br />
a) Davon 1,4 % ergibt Verwaltungskostenbeitrag bisher 2240 Euro<br />
b) Verwaltungskosten neu<br />
4 x 120 Euro Sockelbeitrag pro Quartal = 480 Euro<br />
+ 1,1 % von 160.000 Euro nach Rückvergütung = 1760 Euro<br />
Summe: .................................................................................................................................................................... 2240 Euro<br />
Gleicher Verwaltungskostenbeitrag bei alter und neuer Erhebung der Verwaltungskosten.<br />
2. Beispiel<br />
Kons, Chir., PA, Kfbr., Kfo 80.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen<br />
plus ZE 20.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen<br />
ergibt Summe: ........................................................................................................................................ 100.000 Euro<br />
a) davon 1,4 % = 1400 Euro<br />
Verwaltungskostenbeitrag alt<br />
b) Verwaltungskostenbeitrag neu, ab 1.1.2007<br />
4 x 120 Euro Sockelbeitrag pro Quartal = 480 Euro<br />
+ 1,1 % von 100.000 Euro = 1100 Euro<br />
ergibt Summe: ............................................................................................................................................... 1580 Euro<br />
Verwaltungskosten neu<br />
Fazit: eine Steigerung von 12,85 % (!)<br />
3. Beispiel<br />
Bei einem Abrechnungsvolumen von 200.000 Euro Kons / Chir., PA, Kfbr Honorar<br />
kommen gemäß HVM<br />
168.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen zur Auszahlung<br />
plus Zahnersatz 60.000 Euro<br />
Jahresabrechnungsvolumen<br />
ergibt Summe .......................................................................... 228.000 Euro, auf die Verwaltungskosten<br />
erhoben werden<br />
a) davon Verwaltungskostenbeitrag alt von 1,4 % = 3192 Euro<br />
b) Verwaltungskosten neu gemäß Vorschlag der ZFN-Fraktion:<br />
4 x 120 Euro Sockelbeitrag pro Quartal = 480 Euro<br />
plus 1,1 % von 228.000 Euro = 2508 Euro<br />
ergibt Summe: ................................................................................................................................................. 2988 Euro<br />
d. h.: eine Ersparnis (!) von 6,39 %<br />
4. Beispiel<br />
Papierabrechner<br />
50.000 Euro Jahresabrechnungsvolumen bei der KZVN kons., chir., PA, Schiene,<br />
Kfbr., ZE, Kfo<br />
a) Verwaltungskostenbeitrag alt 700 Euro<br />
b) Verwaltungskosten neu gemäß Vorschlag der ZFN-Fraktion:<br />
4 x 120 Euro Sockelbeitrag pro Quartal = 480 Euro<br />
plus 1,4 % von 50.000 Euro = 700 Euro<br />
keine Rückvergütung<br />
ergibt Summe: ................................................................................................................................................. 1180 Euro<br />
ergibt Steigerung der Verwaltungskosten von 68,57 % ab 1.1.2007
werden erst ab einer bestimmten Umsatzgröße<br />
einen Vorteil von der neuen<br />
Erhebung der Verwaltungskosten haben,<br />
wobei hier das Prinzip gilt, je kleiner<br />
die Praxis desto größer die Erhöhung.<br />
3.) Selbst derjenige, der auf Online-<br />
Abrechnung umstellen will, muss sich<br />
genau ausrechnen, ob sich die damit<br />
verbundenen Investitionen lohnen<br />
werden.<br />
Denn auch bei der Online-Abrechnung<br />
gilt, je kleiner die Praxis, desto geringer<br />
der Vorteil bzw. desto größer<br />
auch bei dieser Abrechenart die Erhöhung<br />
der Verwaltungskosten.<br />
Denn immerhin gibt die KZVN im<br />
Sonderrundschreiben vom 21.11.20<strong>06</strong><br />
selbst an, dass von der Online-Abrechnung<br />
»mehr als 70 % Praxen die Möglichkeit<br />
haben, vom neuen Modell der<br />
Verwaltungskostenerhebung inklusive<br />
Bonuserhöhung finanziell zu profitieren,<br />
wenn sie zukünftig ihre Abrechnung<br />
online einreichen«.<br />
Dies heißt aber im Umkehrschluss,<br />
dass fast 30 % trotz Umstellung auf die<br />
Online-Abrechnung davon nicht profitieren.<br />
Zu welchem Zeitpunkt die Rückvergütung<br />
für Disketten- und Online-Abrechner<br />
erfolgen sollen, geht aus den<br />
Sonderrundschreiben vom 21.11.20<strong>06</strong><br />
der KZVN im Übrigen nicht hervor.<br />
Dr. Ulrich Keck<br />
Mitglied der VV der KZVN<br />
Mitglied im Landesvorstand <strong>Niedersachsen</strong><br />
des FVDZ ●<br />
Gebunkerte Millionen<br />
Jahrelange ZfN-Behauptung als Schmutzkampagne<br />
entlarvt<br />
Im Rahmen der Haushaltsdebatte<br />
kam es zu einer entlarvenden Situation,<br />
als die Freiverbands-Fraktion<br />
folgenden Antrag stellte:<br />
Die Vertreterversammlung möge<br />
beschließen:<br />
Die angeblich unter dem alten Vorstand<br />
gebunkerten Millionen Euro werden<br />
an die Kollegen ausgeschüttet, denen<br />
diese Gelder nach wiederholter Behauptung<br />
der ZfN vorenthalten wurden.<br />
Begründung:<br />
Der neue Vorstand heilt damit das<br />
angebliche Fehlverhalten des alten Vorstands,<br />
welches seit Jahren von der Fraktion<br />
ZfN angeprangert wurde.<br />
Hintergrund dieses Antrags sind die<br />
jahrelang vorgebrachten Behauptun-<br />
Presseinformation des FVDZ-Landesverbandes<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns schröpft die bayerischen Zahnärzte<br />
Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte in Bayern (FVDZ) fordert die Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung Bayerns (KZVB) auf, die völlig überzogene Erhöhung der Verwaltungskosten<br />
zurückzunehmen. Bayerns Zahnärzte sollen ab 2007 jährlich bis zu 40 Prozent<br />
mehr für den Verwaltungsapparat aus ihren Abrechnungsumsätzen im vertragszahnärztlichen<br />
Bereich an die KZVB zahlen. Den Beschluss fasste die Vertreterversammlung der KVZB<br />
am vergangenen Wochenende. Jede Vertragszahnarztpraxis in Bayern muss analog zu diesem<br />
Beschluss ab 1.1.2007 eine zusätzliche Verwaltungskostenpauschale in Höhe von 30<br />
Euro monatlich bezahlen – macht unter dem Strich 360 Euro pro Jahr. (FVDZ Landesverband<br />
Bayern) FVDZ Newsletter, 24.11.20<strong>06</strong> ●<br />
gen der Gruppe ZfN, der Schirbort-Vorstand<br />
habe Gelder gebunkert, um bei<br />
den Kollegen eine Honorar-Verknappung<br />
und damit eine Radikalisierung<br />
hin zu Widerstandsmaßnahmen zu<br />
provozieren. Von bis zu 170 Millionen<br />
DM war die Rede. Diese Behauptung<br />
hatte seinerzeit sogar zu Vorwürfen<br />
und Angriffen gegen Dr. Schirbort in<br />
der Öffentlichkeit (Printmedien, Radio,<br />
Fernsehen) geführt.<br />
Die Initiatoren dieser rufschädigenden<br />
Kampagne haben bis heute weder<br />
den Beweis ihrer Behauptungen angetreten,<br />
noch diese als Irrtum bekannt.<br />
Wo ist das Geld?<br />
Nach über einem Jahr im Amt hatte der<br />
jetzige Vorstand Zeit genug, das von<br />
ihm seinerzeit als gebunkert bezeichnete<br />
Geld aufzuspüren und endlich –<br />
wie stets von Bunke, Carl, Heckrodt,<br />
Ernst, Wömper, Borchers u. a. gefordert<br />
– an die Kollegen auszuzahlen.<br />
Das ist aber bisher nicht geschehen.<br />
Zeit also – wie die FVDZ-Fraktion<br />
meinte – genau das vom hauptamtlichen,<br />
ZfN-getragenen KZVN-Vorstand<br />
zu fordern.<br />
Und – oh Wunder – die gesamte ZfN-<br />
Fraktion lehnte dieses Ansinnen ab!<br />
Was müssen wir daraus schlussfolgern?<br />
Doch nur zweierlei:<br />
Entweder erstens, das gebunkerte<br />
Geld ist zwar da, aber der jetzige Vorstand<br />
rückt es nicht raus; oder aber<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 749
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
zweitens, die niedersächsische Kollegenschaft<br />
ist seit Jahren von ZfN und<br />
DAZ regelrecht verschaukelt worden,<br />
um die Integrität des Schirbort-Vorstands<br />
zu erschüttern.<br />
Jetzt sitzen die Protagonisten dieser<br />
Schmutz-Kampagne selbst im KZVN-<br />
Chefsessel, was immerhin den Schluss<br />
zulässt, dass von dem Dreck, den sie<br />
jahrelang auf Schirbort und seinen<br />
Vorstand geworfen haben, doch was<br />
hängengeblieben ist.<br />
Einen Trost hat aber das Ganze:<br />
durch die Ablehnung des obigen Antrags,<br />
auf Auszahlung des angeblich<br />
gebunkerten Geldes, hat die ZfN-Fraktion<br />
indirekt und unfreiwillig selbst für<br />
eine Richtigstellung gesorgt und ihre<br />
frühere Behauptung ad absurdum geführt.<br />
Dr. Julius Beischer,<br />
Fraktionsvorsitzender der FVDZ –<br />
Fraktion in der Vertreterversammlung der KZVN<br />
●<br />
Verleihung der Ehrennadel der<br />
Deutschen Zahnärzteschaft in<br />
Gold an Dr. med. Dr. med. dent.<br />
Henning Borchers (1.v.l.),<br />
Dr. med. dent. Joachim Lüddecke<br />
(2.v.l.), Dr. med. dent Karl Horst<br />
Schirbort 4.v.l.) durch Dr. Dr.<br />
Jürgen Weitkamp (3.v.l.)<br />
im Kaisersaal Erfurt.<br />
Unten: Dr. Karl Horst<br />
Schirbort bei der<br />
Dankesrede<br />
750 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Bundeszahnärztekammer und Deutsche Gesellschaft<br />
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Deutscher Zahnärztetag 20<strong>06</strong><br />
Können des Zahnarztes ist nicht durch<br />
Paragraphen zu ersetzen<br />
Die Verteidigung der Freiberuflichkeit<br />
und Selbstverwaltung gegen staatlichen<br />
Dirigismus verbunden mit echter<br />
Wettbewerbssteigerung auf dem Gesundheitsmarkt<br />
sowie Schaffung einer<br />
patientengerechten, wissenschaftlich<br />
gestützten Leistungsbeschreibung<br />
waren die politischen Kernforderungen<br />
des Deutschen Zahnärztetages<br />
20<strong>06</strong> in Erfurt.<br />
Der zum Deutschen Zahnärztetag<br />
veranstaltete wissenschaftliche<br />
Kongress<br />
widmet sich der »Entscheidungsfindung<br />
in der Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde« und wurde<br />
von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Parodontologie (DGP) sowie der Landeszahnärztekammer<br />
Thüringen organisiert.<br />
Die deutschen Zahnärzte wehren<br />
sich gegen die schleichende<br />
Staats-Übernahme<br />
sämtlicher Weichenstellungen<br />
im Gesundheitsmarkt.<br />
Die in den aktuellen<br />
Gesetzesvorhaben<br />
»Gesetz zur Stärkung des<br />
Wettbewerbs in der GesetzlichenKrankenversicherung<br />
(GKV)«, Versicherungsvertragsgesetz<br />
und<br />
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
ablesbare<br />
Tendenz bedeutet eine<br />
weiter zentralisierte Verwaltungswirtschaft.Diese<br />
wird dem vom primär<br />
humanen Anliegen des<br />
Heilens geprägten Gesundheitswesen<br />
nicht<br />
mehr gerecht. Kennzeichnend<br />
für einen freien Beruf<br />
ist die Verantwortung<br />
des Zahnarztes gegenüber<br />
seinem Patienten. Dabei<br />
kommt es auf das eigene<br />
Können und Wissen,<br />
die persönliche Kreativität<br />
und Erfahrung sowie<br />
die Unabhängigkeit in der<br />
Entscheidungsfindung an.<br />
FOTOS: BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Diese Eigenschaften können im Sinne<br />
der Patienten nicht durch Paragraphen<br />
ersetzt werden.<br />
Die Liberalisierung des Berufsrechts<br />
begrüßen die deutschen Zahnärzte, sie<br />
vermissen aber den weiter ausbleibenden<br />
Wettbewerb unter den Krankenkassen.<br />
Den mit der Einführung des Basistarifs<br />
in der Privaten Krankenversicherung<br />
(PKV) vollzogenen Bruch der<br />
beiden Systeme GKV und PKV lehnen<br />
sie als überflüssig auch hinsichtlich des<br />
Sicherstellungsauftrages ab. Dagegen<br />
sei eine an den Erkenntnissen einer<br />
präventionsorientierten Zahn-, Mundund<br />
Kieferheilkunde orientierte Leistungsbeschreibung<br />
und Honorarordnung<br />
im Sinne der Patienten dringend<br />
erforderlich.<br />
Unter Berücksichtigung wissenschaftlich<br />
evidenter Wechselwirkungen<br />
zwischen Erkrankungen des Mundraums<br />
und denen des Gesamtorganismus<br />
kommt der zahnmedizinischen<br />
Prävention eine immer größere Bedeutung<br />
zu. Gestützt auf die positiven Ergebnisse<br />
der IV. Deutschen Mundgesundheitsstudie,<br />
die eine Verbesserung<br />
der allgemeinen Mundgesundheit<br />
ausweist, mahnen die Zahnärzte<br />
eine stärkere Einbindung ihrer Fachkenntnisse<br />
bei der Gesetzesgestaltung<br />
im Gesundheitswesen an.<br />
Da genetische, soziale, verhaltensbedingte,<br />
umweltbedingte oder durch<br />
andere Krankheiten verursachte Risikofaktoren<br />
zu Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten<br />
und in Ihrer Wechselbeziehung<br />
zum Gesamtorganismus ursächlich<br />
zu allgemeinen Erkrankungen<br />
führen können, muss deren angemessene<br />
Versorgung auch weiter Bestandteil<br />
eines allgemeinen Versicherungsschutzes<br />
mit Festzuschüssen und Kostenerstattung<br />
werden. Der gegenüber<br />
der Medizin häufig wesentlich größeren<br />
Auswahl an wissenschaftlich fundierten<br />
Therapiemöglichkeiten bei<br />
gleicher Diagnose muss dabei entsprechend<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Jette Krämer<br />
Abt. Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Bundeszahnärztekammer ●
FOTO: PHOTOCASE.COM<br />
Dr. Dr. Klaus<br />
Oehler<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
In dem folgenden Schreiben<br />
an mehrere rechtswissenschaftlicheFakultäten<br />
habe ich detailliert<br />
zu der o. a. »Doktorarbeit«<br />
Stellung genommen:<br />
Sehr geehrte Herren<br />
Professoren,<br />
Sie sollten über die Dissertation<br />
von Gunnar Meinecke<br />
Berufsständisches<br />
Kriminalisierung der<br />
Zahnmedizin<br />
Wenn man als Zahnarzt die Medien verfolgt, dürfte man eigentlich bei Tageslicht nicht mehr die Pra-<br />
xis verlassen, sondern nur noch an den Hauswänden entlang schleichend im Dunkeln. »Abzocker«<br />
ist noch der geringste Vorwurf, der einem medial regelmäßig vorgeworfen wird. Das ZDF-Magazin<br />
Frontal 21 hat dazu schon eine weitere kriminelle Qualität berichtet, nämlich die vorsätzliche Kör-<br />
perverletzung infolge Pfusch beim Zahnersatz, weil sich die meisten Zahnärzte zu wenig Zeit neh-<br />
men. Im Jahre 2003 wurde obendrein ein Promotionsverfahren erfolgreich absolviert mit einer bis-<br />
her wenig bekannten Dissertation, in der Betrug und Körperverletzung in größerem Ausmaß in der<br />
Zahnmedizin – jetzt mit wissenschaftlicher Attitüde – nachgewiesen schien. So meint es jedenfalls<br />
der Autor, der sich mit dem »Doktortitel der Philosophie« schmücken darf und im Institut für Krimi-<br />
nologische Sozialforschung als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist.<br />
»Zur White-Collar-Kriminalität im Gesundheitswesen<br />
am Beispiel der Zahnmedizin«<br />
2003 im Fachbereich Sozialwissenschaften<br />
der Universität Hamburg<br />
informiert sein. Wir haben sie gelesen<br />
und sind bestürzt, dass eine<br />
solche Arbeit die Überprüfung durch<br />
Gutachter dieser Universität und des<br />
entsprechenden Fachbereichs durchlaufen<br />
konnte, ohne abgelehnt zu werden.<br />
Ob die Möglichkeiten zu kriminellen<br />
Handlungen auch bei Bäckern, Richtern,<br />
Priestern, Schuhputzern oder anderen<br />
Berufsgruppen in Dissertationen<br />
oder ähnlichen wissenschaftlichen<br />
Arbeiten ventiliert worden sind und ob<br />
es überhaupt sinnvoll ist, dies zu tun,<br />
mag dahin gestellt bleiben.<br />
Dass im vorliegenden Fall aber ein<br />
vordergründig sich als Fachmann in einer<br />
Sparte des Gesundheitswesens,<br />
hier der Zahnmedizin, ausgebender<br />
Autor unwidersprochen Seiten mit<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 751
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Buchstaben füllen kann und dafür<br />
noch einen akademischen Titel trotz<br />
Überprüfung durch Hochschullehrer<br />
zugesprochen bekommt, bescheinigt<br />
auch den Gutachtern innerhalb dieser<br />
Promotion keine wissenschaftliche Reputation.<br />
Ein Zahntechniker ist sicherlich kein<br />
Fachmann auf dem Gebiet der Zahnmedizin,<br />
allenfalls auf dem Gebiet der<br />
Zahntechnik und das erst auch dann,<br />
wenn er seine Qualifikation als Meister<br />
abgelegt hat.<br />
Die Kenntnisse des Autors im Bereich<br />
der Zahnmedizin sind eher dürftig<br />
bis ungenügend. Dass er es geschafft<br />
hat, allen Gutachtern vorzugaukeln,<br />
dass er Experte in dem Bereich<br />
sei, ist sein größter Verdienst dabei.<br />
Es ist nicht die erste Dissertation, die<br />
wir einer eingehenden Prüfung unterzogen<br />
haben. Es ist allerdings die erste,<br />
die aufgrund der durchgängigen Fehler<br />
und Unrichtigkeiten von uns als unwürdig<br />
für ein Promotionsverfahren<br />
angesehen wird. Wir möchten niemanden<br />
im Einzelnen mit unserer über 20seitigen<br />
Liste von Ungereimtheiten<br />
und Fehlern in dieser Arbeit strapazieren,<br />
sondern wollen nur wenige, aber<br />
markante Fehler herausgreifen, um zu<br />
zeigen, dass bei unschwer durchzuführender<br />
sorgfältiger Prüfung der dort<br />
angegebenen Sachverhalte durch<br />
ebenfalls hinsichtlich des Gesundheitswesens<br />
offenbar unkundige Gutachter<br />
die Stümperei des Autors in der Argumentation<br />
hätte auffallen müssen.<br />
Einige prägnante Passagen<br />
der Arbeit:<br />
Falsch ist schon der gedanklich auf<br />
Richtigkeit eigentlich unschwer zu prüfende<br />
Satz des Autors »Um im zahnmedizinischen<br />
Bereich Verbrechen begehen<br />
zu wollen, muss man zunächst ein<br />
Zahnmedizinstudium absolvieren.« (S.<br />
222) Diese Aussage hat der Autor selber<br />
u. a. mit dem Hinweis auf Zahntechniker<br />
und Legierungsmanipulationen<br />
schon auf S. 71 f ad absurdum getrieben.<br />
Vielfach stützt der Autor seine Ansichten<br />
auf Aussagen einzelner Zahnärzte,<br />
Zahntechniker oder Patienten,<br />
752 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
die nicht nachprüfbar, möglicherweise<br />
sogar reine Spekulation oder erfunden<br />
sind (u. a. Ss. 149, 175, 180, 195, 196, 198,<br />
208, 211, 213, 216, 269, 303) und sicher<br />
nicht für eine wissenschaftliche Arbeit<br />
als nachweisbare Quelle dienen können.<br />
Es ist schon erstaunlich, dass der Autor<br />
bisher der einzige ist, der die Kostenexplosion<br />
im Gesundheitswesen als<br />
Folge krimineller Handlungen sieht (S.<br />
179), obwohl sich mit den Problemen<br />
des deutschen Gesundheitswesens<br />
ganz andere Experten auseinandergesetzt<br />
und die wesentlichen Ursachen<br />
gesucht haben. Sollte die Ansicht des<br />
Autors sich durchsetzen (können), wäre<br />
das sicherlich der Meilenstein in der<br />
Gesundheitspolitik.<br />
Es erscheint grotesk, dass jemand,<br />
der in einer engen Sparte der Zahnmedizin,<br />
nämlich der Zahntechnik, tätig<br />
ist/war, meint, »dass insbesondere<br />
Zahntechniker über besondere Einblicke<br />
in Bezug auf die Qualität zahnärztlicher<br />
Leistungen.... verfügen« (S. 180 f).<br />
Hier zeigt sich die Hybris des Autors<br />
ganz besonders, dass er als Zahntechniker<br />
die gesamte Zahnmedizin überblicken<br />
will.<br />
Mit den Ausführungen zum Honorarsystem<br />
offenbart der Autor weiterhin<br />
seine umfassende Unkenntnis der<br />
Zahnmedizin, da er nicht zu unterscheiden<br />
weiß – und somit auch nicht<br />
unterscheidet – zwischen dem BEMA-Z<br />
als gesetzlicher Abrechnungsgrundlage<br />
für GKV-Patienten und der GOZ und<br />
seinen Regeln als gesetzlicher Grundlage<br />
für die Abrechnung von Selbstzahlern.<br />
BEMA-Z und GOZ haben eine völlig<br />
unterschiedliche gesetzliche Systematik.<br />
Nur im Rahmen der GOZ wird<br />
ein Steigerungsfaktor angesetzt für<br />
die Gebührenhöhe. Das ist im BEMA-Z<br />
nicht möglich und somit auch nicht<br />
vorgesehen.<br />
Der Satz auf S. 178 »Auch für die Privatpatienten<br />
wird dieser Bewertungssatz<br />
zugrunde gelegt, nur erhöht sich<br />
hier die Honorierung in der Regel um<br />
das 2,3 fache.« Ist ein weiterer Nachweis<br />
des vollständigen Unwissens<br />
beim Autor (letztlich auch bei den Gutachtern),<br />
allerdings auch der fehlenden<br />
Falsch ist schon der<br />
gedanklich auf Richtigkeit<br />
eigentlich unschwer zu<br />
prüfende Satz des Autors<br />
»Um im zahnmedizinischen<br />
Bereich Verbrechen<br />
begehen zu wollen,<br />
muss man zunächst ein<br />
Zahnmedizinstudium<br />
absolvieren.«
Bemühung im Rahmen dieser Arbeit,<br />
sich mit den Grundlagen des Abrechnungssystems/derAbrechnungssysteme<br />
in der Zahnmedizin überhaupt zu<br />
beschäftigen.<br />
Der Autor kann noch nicht einmal<br />
mit Fachausdrücken aus seinem zahntechnischen<br />
Bereich richtig umgehen.<br />
Zähne, deren Kauflächen durch Gebrauch<br />
abgenutzt sind, sind »abradiert«.<br />
Das dazugehörige Substantiv ist<br />
Abrasion. Von diesem Substantiv hat<br />
der Autor allerdings buchstäblich abgeleitet,<br />
wenn er schreibt (S. 167): »…<br />
dass die Zahnhöcker zum Teil völlig abrasiert<br />
waren.«<br />
Nachdem Sie die nächste Auffälligkeit<br />
gelesen haben, werden Sie nicht<br />
mehr glauben, dass der Autor – oder<br />
wer auch immer – sich bei diesem Lapsus<br />
nur verschrieben hat.<br />
Diese Stelle auf S. 156 zeigt nicht nur<br />
deutlich die fehlende fachliche Kenntnis,<br />
sondern auch das Fehlen eines Mindestmaßes<br />
an Allgemeinwissen, weshalb<br />
ich mich als (Doppelt)Promovierter<br />
von denjenigen, die über diese Dissertation<br />
entscheiden mussten, desavouiert<br />
fühle. Man kann nur den Eindruck<br />
gewinnen, dass die Dissertation – wenn<br />
überhaupt – nicht ausreichend geprüft<br />
wurde und nur die Masse an bedruckten<br />
Seiten in ein Urteil eingeflossen<br />
ist.<br />
In der Fußnote 116 zitiert der Autor<br />
eine Quelle, die von »Heilmitteln, Ärzten<br />
oder Krankenhäusern« als »Krankheitserreger<br />
oder krankmachenden<br />
Agenten« spricht.<br />
Es hätte dem Autor bei Kenntnis der<br />
Materie auffallen müssen, dass das<br />
Wort »Krankheitserreger« schon anders<br />
definiert und inhaltlich belegt ist,<br />
als es in der Quelle benutzt wurde.<br />
Dass er aber das Wort »Agenten«<br />
benutzt und dann noch die Verwendung<br />
dieses Wortes dafür heranzieht,<br />
den Bogen zur vom Autor auf zahlreichen<br />
Seiten bemühten und somit für<br />
ihn und seine Ausführungen wichtigen<br />
»Prinzipal-Agent-Theorie« aus den<br />
Wirtschaftswissenschaften zu ziehen,<br />
lässt den kundigen Leser eher an einen<br />
Comic glauben als an eine Dissertation.<br />
Es ist schon erstaunlich,<br />
dass der<br />
Autor bisher der<br />
einzige ist, der die<br />
Kostenexplosion<br />
im Gesundheitswesen<br />
als Folge<br />
krimineller Handlungen<br />
sieht,<br />
obwohl sich mit<br />
den Problemen des<br />
deutschen Gesundheitswesens<br />
ganz<br />
andere Experten<br />
auseinandergesetzt<br />
und die wesentlichen<br />
Ursachen<br />
gesucht haben.<br />
Sollte die Ansicht<br />
des Autors sich<br />
durchsetzen (können),<br />
wäre das sicherlich<br />
der Meilenstein<br />
in der Gesundheitspolitik.<br />
Ein Krankheitserreger wird auch in<br />
Form einer allgemeinen Bezeichnung<br />
als krankmachendes Agens bezeichnet.<br />
Der Plural von Agens ist aber eben nicht<br />
Agenten, sondern (altsprachlich) Agentes,<br />
was neudeutsch – früher als Agentien<br />
– jetzt als Agenzien geschrieben<br />
wird.<br />
Dieses Unwissen entspricht etwa jenem,<br />
das das Wort »Opa« dem Wort<br />
»Oper« inhaltlich gleichstellt aufgrund<br />
der umgangssprachlichen Lautbildung.<br />
Jeder mache sich nun seine eigenen<br />
Gedanken zum Bogenschlag zur »Prinzipal-Agent-Theorie«<br />
aus den Wirtschaftswissenschaften,<br />
wie es auf S. 156<br />
dem Autor mit der Leichtigkeit des Unwissenden<br />
gelungen ist.<br />
Es lebe das Wissen und die Wissenschaft.<br />
Durch die Anerkennung dieser<br />
Arbeit als promotionswürdig sind beide<br />
zum Offenbarungseid getrieben<br />
worden an der Hamburger Universität.<br />
Folgendes sei nur am Rande<br />
bemerkt:<br />
Warum hat der Autor weiterhin die<br />
Rolle der Patienten als Täter im Rahmen<br />
der Kriminalität im Bereich der<br />
Zahnmedizin völlig ausgelassen, wodurch<br />
dem Gesundheitssystem für Behandlungen<br />
jährliche Kosten in dreistelliger<br />
Millionenhöhe entzogen werden?<br />
Wahrscheinlich, weil er beispielsweise<br />
den Umgang mit Krankenversicherungskarten<br />
gar nicht kennt.<br />
Das wichtige und weit verbreitete<br />
Gebiet der Kriminalisierung von Zahnärzten<br />
mittels einer Statistik infolge<br />
unserer Sozialgesetzgebung hat der<br />
Autor ebenfalls überhaupt nicht erwähnt<br />
(Stichwort: statistische Wirtschaftlichkeitsprüfung).<br />
Mangels Fachkenntnis<br />
weiß er von beiden hier nur<br />
kurz angesprochenen Aspekten nichts.<br />
Ein Zahntechniker hat damit nämlich<br />
nie zu tun. Das darf aber nicht bedeuten,<br />
dass, wenn eine Arbeit als Dissertation<br />
eingereicht wird und somit den<br />
Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt,<br />
wesentliche Gebiete des Promotionsthemas<br />
einfach ausgelassen werden<br />
dürfen; denn der Autor hat nicht<br />
im Bereich der Zahntechnik promoviert,<br />
gibt aber vor, als ob er als Zahntechniker<br />
den Ein- und Durchblick für<br />
die Zahnmedizin und der in diesem Gesundheitsbereich<br />
auftretenden Kriminalität<br />
hat.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Dr. Dr. Oehler<br />
Institut für zahnärztliche<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung und<br />
Behandlungsqualität (IZWP) ●<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 753
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Kindergarten meets<br />
ZMF-Schule<br />
Am 16.11.20<strong>06</strong> besuchte eine<br />
Kindergartengruppe aus<br />
Celle die Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong>. Hierbei<br />
wurden Sie vom 24. ZMF<br />
Kurs der ZKN empfangen, der unter der<br />
Leitung der Lehrkräfte Daniela Gaekel<br />
und Kerstin Liss viele phantasievolle<br />
und lehrreiche Überraschungen vorbereitet<br />
hatte.<br />
Ziel des Besuches war es, die angehenden<br />
ZMFs im Umgang und in der<br />
Kommunikation mit kleinen Patienten<br />
zu trainieren. Gleichzeitig sollten die<br />
754 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Kinder Basiswissen über zahngesunde<br />
Ernährung und Mundhygiene erwerben.<br />
Mittlerweile ist es schon Tradition,<br />
dass im Rahmen der ZMF-Ausbildung<br />
eine Kindergartengruppe die ZKN besucht<br />
und hierbei von den Schülerinnen<br />
betreut wird. Selbstverständlich<br />
wurden zu diesem Zweck die Räumlichkeiten<br />
der Zahnärztlichen Akademie<br />
kindgerecht umgestaltet. Durch<br />
diese Maßnahme und das altersspezifi<br />
sche Verhalten, welches zuvor zielgerichtet<br />
trainiert wurde, gelang es den<br />
Von oben nach unten:<br />
● Spielerische Putzübung ● Freude über<br />
eine Prinzessinnenzahnbürste ● Zähne<br />
zählen mit Affe-Kong ● Zahngesundes<br />
Frühstück in der ZKN-Cafeteria<br />
FOTOS: D. GAEKEL<br />
angehenden ZMFs im Handumdrehen,<br />
den 3-6jährigen Steppkes die Angst zu<br />
nehmen. Innerhalb kürzester Zeit erfüllten<br />
strahlende Augen und fröhliches<br />
Kinderlachen die Akademie.<br />
Angst vor dem Zahnarzt werden diese<br />
kleinen Patienten wohl so schnell<br />
nicht mehr haben.<br />
Wie auch in den Vorjahren, verging<br />
die Zeit wie im Flug und so waren viele<br />
Kinder überrascht, als sie wieder den<br />
Rückweg in ihren Kindergarten, die Villa<br />
Kunterbunt in Celle Groß-Hehlen,<br />
antreten mussten. Selbstverständlich<br />
erhielten Kinder und Betreuer zum Abschied<br />
noch einen Beutel mit Zahnpfl egeprodukten,<br />
Broschüren und (natürlich)<br />
zahngesunden Süßigkeiten.<br />
Daniela Gaekel<br />
ZMF-Schule Hannover ●
Nebentätigkeit<br />
Nebentätigkeiten gewinnen<br />
im Arbeitsleben zunehmend<br />
an Bedeutung.<br />
Häufig handelt es sich<br />
hierbei um Arbeitsverhältnisse<br />
im Rahmen der geringfügigen<br />
Beschäftigung, allerdings sind<br />
auch andere Beschäftigungsformen<br />
bis hin zur selbständigen Tätigkeit zu<br />
finden. Es kommt nicht selten vor, dass<br />
zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />
Streitigkeiten hinsichtlich der<br />
Zulässigkeit von Nebentätigkeiten entstehen.<br />
Definition der Nebentätigkeit<br />
Eine Nebentätigkeit liegt vor, wenn ein<br />
Arbeitnehmer neben seiner Hauptbeschäftigung<br />
auch noch andere Arbeitsverhältnisse<br />
hat oder selbstständig<br />
bzw. ehrenamtlich tätig ist. Klassisches<br />
Beispiel hierfür ist die Zahnarzthelferin,<br />
die am Wochenende in Gaststätten<br />
kellnert oder nebenbei als Kosmetikvertreterin<br />
Produkte vertreibt.<br />
Generelle Zulässigkeit<br />
Die grundsätzliche Zulässigkeit von<br />
Nebentätigkeiten ergibt sich aus dem<br />
Grundgesetz (GG). Artikel 12 (Berufsfreiheit)<br />
sichert allen Deutschen das<br />
Recht zu, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte<br />
frei zu wählen. Bei der<br />
Entscheidung eine Nebenbeschäftigung<br />
aufzunehmen, handelt es sich somit<br />
um ein verfassungsmäßig geschütztes<br />
Recht. Im Grundsatz sind daher<br />
Nebentätigkeiten generell zulässig.<br />
Dieser Zulässigkeit hat jedoch das<br />
Bundesarbeitsgericht Schranken auferlegt.<br />
So sind ausnahmsweise Nebentätigkeiten<br />
unzulässig, wenn geschützte<br />
Interessen des Arbeitgebers dem<br />
entgegenstehen 1 .<br />
Wettbewerbsverbot<br />
Ein solches Interesse wird beispielsweise<br />
verletzt, wenn der Arbeitnehmer im<br />
Rahmen eines zweiten Arbeitsverhältnisses<br />
oder einer selbständigen Tätig-<br />
keit seinem Hauptarbeitgeber Konkurrenz<br />
macht.<br />
Überschreitung der zulässigen<br />
Arbeitszeit<br />
Weitere Gründe, die einer Zulässigkeit<br />
der Nebentätigkeit entgegenstehen,<br />
können sich aus dem Arbeitszeitgesetz<br />
ergeben. Gemäß § 3 Arbeitszeitgesetz<br />
beträgt die maximal zulässige werktägliche<br />
Arbeitszeit 8 Stunden. Sie kann<br />
auf bis zu 10 Stunden ausgedehnt werden,<br />
wenn innerhalb eines Ausgleichszeitraumes<br />
von 6 Kalendermonaten 8<br />
Stunden im Durchschnitt nicht überschritten<br />
werden. Bei der Ermittlung<br />
der tatsächlichen Arbeitszeit sind alle<br />
Beschäftigungszeiten der verschiedenen<br />
Arbeitsverhältnisse zu addieren (§<br />
2 Abs. 1 Arbeitszeitgesetz).<br />
Beispiel: Die ZFA Fleißig ist in der<br />
Praxis Müller beschäftigt. Sie arbeitet<br />
hier 40 Stunden in der Woche. Beabsichtigt<br />
Frau Fleißig eine Nebentätigkeit<br />
aufzunehmen, hat sie die Grenzen<br />
des Arbeitszeitgesetzes zu beachten.<br />
Gemäß § 3 Arbeitszeitgesetz beträgt<br />
die (regelmäßige) maximale wöchentliche<br />
Arbeitszeit 48 Stunden (6x8 Stunden).<br />
Beabsichtigt Frau Fleißig künftig<br />
regelmäßig 6 mal in der Woche jeweils<br />
2 Stunden im Supermarkt Regale einzuräumen,<br />
so ist diese Nebentätigkeit<br />
unzulässig, da die Vorgaben des Arbeitszeitgesetztes<br />
verletzt werden.<br />
Frau Fleißig würde dauerhaft 52 Stunden<br />
2 pro Woche tätig sein und somit<br />
die 48-Stunden-Grenze überschreiten.<br />
Arbeitet sie hingegen nur 3 mal in der<br />
Woche jeweils 2 Stunden im Supermarkt,<br />
so wäre gegen dieses Vorhaben<br />
grundsätzlich nichts einzuwenden.<br />
Selbstverständlich darf auch hier die<br />
maximale Arbeitszeit von 10 Stunden<br />
pro Tag nicht überschritten werden. Für<br />
die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes<br />
sind beide Arbeitgeber verantwortlich.<br />
Beeinträchtigung des<br />
Hauptarbeitsverhältnisses<br />
Eine Nebentätigkeit darf nur<br />
erfolgen, wenn hierdurch<br />
nicht berechtigte und geschützte<br />
Interessen des Arbeitgebers<br />
tangiert werden.<br />
Eine derartige Beeinträchtigung<br />
würde z.B. vorliegen,<br />
wenn die Ausübung der Ne-<br />
Michael Behring bentätigkeit dazu führt, dass<br />
der Arbeitnehmer nicht mehr in der Lage<br />
ist, seinen Hauptarbeitsvertrag ordnungsgemäß<br />
zu erfüllen. Sollte Frau<br />
Fleißig durch die zusätzliche Arbeitsbelastung<br />
im Supermarkt ständig übermüdet<br />
zu Ihrer Haupttätigkeit erscheinen<br />
und daher fehlerhafte Arbeitsleistungen<br />
erbringen, kann ihr Hauptarbeitgeber<br />
die Einstellung der Nebentätigkeit<br />
verlangen.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Nebentätigkeit während des<br />
Erholungsurlaubs<br />
Auch aus dem Bundesurlaubsgesetz<br />
können sich Einschränkungen für eine<br />
Nebentätigkeit ergeben.<br />
Beispiel: Die ZFA Klamm ist zwar<br />
ausgesprochen tüchtig, jedoch infolge<br />
ihres ausschweifenden Lebensstils<br />
auch notorisch knapp bei Kasse. Daher<br />
entscheidet sie sich, während ihres Urlaubes<br />
eine Nebentätigkeit von 8 Stunden<br />
pro Tag aufzunehmen, um sich zusätzlich<br />
Geld zu verdienen. Auch hierbei<br />
liegt eine unzulässige Nebentätigkeit<br />
vor, da § 8 des Bundesurlaubsgesetztes<br />
besagt, dass der Arbeitnehmer<br />
während des Erholungsurlaubes keine<br />
dem Urlaubszweck widersprechende<br />
Erwerbstätigkeit ausüben darf. Der Urlaub<br />
dient somit primär der Erholung.<br />
Ein Ferienjob im beschriebenen Ausmaße<br />
würde dem Erholungszweck entgegenstehen.<br />
Regelung von Nebentätigkeiten<br />
durch den Arbeitsvertrag<br />
Wie bereits ausgeführt, sind Nebentätigkeiten<br />
des Arbeitnehmers grundsätzlich<br />
zulässig. Die genauen Spielre-<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 755
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
geln können jedoch im Arbeitsvertrag<br />
für beide Seiten verbindlich geregelt<br />
werden. Und wie immer im deutschen<br />
Arbeitsrecht gibt es auch hier Grenzen.<br />
Eine Klausel, die dem Arbeitnehmer generell<br />
untersagt, eine entgeltliche oder<br />
unentgeltliche Nebenbeschäftigung<br />
aufzunehmen, ist wegen des Verstoßes<br />
gegen Artikel 12 GG nichtig, da sie den<br />
Arbeitnehmer in seiner Berufswahl unzulässigerweise<br />
behindert. Unbedenklich<br />
dürfte jedoch die nachstehende<br />
Klausel sein: »Nebentätigkeiten der<br />
Mitarbeiterin bedürfen der vorherigen<br />
Zustimmung des Arbeitgebers. Die Genehmigung<br />
ist zu erteilen, wenn berechtigte<br />
Interessen des Arbeitgebers<br />
nicht entgegenstehen«. 3<br />
Vorteilhaft an dieser Klausel ist, dass<br />
der Arbeitgeber vor Aufnahme der Nebentätigkeit<br />
informiert werden muss.<br />
Dies gibt ihm die Möglichkeit, eine Beeinträchtigung<br />
seiner Interessen zu<br />
überprüfen und zugleich auch die Einhaltung<br />
des Arbeitszeitgesetzes zu kontrollieren.<br />
Anzeigepflicht<br />
Da Nebentätigkeiten grundsätzlich zulässig<br />
sind, besteht auch keine generelle<br />
Anzeigepflicht. Etwas anderes gilt jedoch,<br />
wenn die Nebentätigkeit Interessen<br />
des Arbeitgebers bedroht. In diesem<br />
Falle ist der Arbeitnehmer zu einer<br />
vorherigen Anzeige verpflichtet. Zur<br />
Vermeidung von Schwierigkeiten empfiehlt<br />
es sich, eine vorherige Anzeige-<br />
bzw. Genehmigungspflicht in den Arbeitsvertrag<br />
mit aufzunehmen. Dies<br />
kann zum Beispiel mittels der oben<br />
dargestellten Klausel erfolgen.<br />
Genehmigung mit<br />
Widerrufsvorbehalt:<br />
Sollte der Arbeitgeber die Nebentätigkeit<br />
des Arbeitnehmers genehmigt haben,<br />
so ist er grundsätzlich an diese Genehmigung<br />
gebunden. Er kann sie –<br />
auch wenn seine Interessen nachträglich<br />
beeinträchtigt werden – nur durch<br />
eine Änderungskündigung beseitigen.<br />
Gegen diese Änderungskündigung stehen<br />
dem Arbeitnehmer jedoch alle arbeitsrechtlichen<br />
Abwehrmechanismen<br />
zur Verfügung. Aus diesem Grunde ist<br />
756 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
es ratsam, die Genehmigung mit einem<br />
Widerrufsvorbehalt zu versehen.<br />
In diesem Falle kann der Arbeitgeber<br />
die Genehmigung durch eine einseitige<br />
Erklärung beseitigen, wenn seine Interessen<br />
nachträglich beeinträchtigt<br />
werden. Zeigt sich z.B., dass Frau Fleißig<br />
durch ihren Zweitjob im Supermarkt<br />
zu sehr beansprucht wird, kann Zahnarzt<br />
Müller durch einen einfachen Widerruf<br />
Frau Fleißig zur Aufgabe des Nebenjobs<br />
zwingen.<br />
Folgen einer unzulässigen<br />
Nebentätigkeit:<br />
Ist eine Nebentätigkeit unzulässig, hat<br />
der Arbeitnehmer sie zu unterlassen.<br />
Dem Arbeitgeber stehen als Sanktionsinstrumente<br />
die Abmahnung und gegebenenfalls<br />
die Kündigung zur Verfügung.<br />
Beispiel: Die Helferin Fleißig ist<br />
durch ihren zweiten Job ständig übermüdet<br />
und arbeitet in der Praxis Müller<br />
deshalb sehr fehlerhaft. Zahnarzt<br />
Müller fordert die Einstellung der<br />
Zweittätigkeit. Kommt Frau Fleißig<br />
dem nicht nach, so kann Zahnarzt Müller<br />
sie abmahnen. Sollte dies erfolglos<br />
bleiben, so ist Zahnarzt Müller grundsätzlich<br />
zur (verhaltensbedingten) Kündigung<br />
berechtigt.<br />
Abschließend sei noch erwähnt, dass<br />
auf Nebentätigkeiten im Rahmen eines<br />
zweiten Arbeitsverhältnisses die<br />
allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen<br />
und Grundsätze anzuwenden<br />
sind. Somit hat beispielsweise der Arbeitnehmer<br />
auch für sein zweites Arbeitsverhältnis<br />
einen Anspruch auf<br />
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle<br />
oder bezahlten Urlaub.<br />
Michael Behring<br />
Abteilungsleiter Aus- und Fortbildung ●<br />
1 URTEIL DES BAG VOM 13.11.1979 – 6 AZR 934/77<br />
2 (40 STUNDEN + 6X2 STUNDEN)<br />
3 VERGL. URTEIL DES BAG VOM 11.12.2001 – 9 AZR 464/00
FOTO: CFW-ARCHIV / INGGO<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />
in Praxislabors<br />
Wie der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
erst jetzt bekannt<br />
wurde, war die Schwerpunktaktion<br />
der Niedersächsischen<br />
Gewerbeaufsicht 20<strong>06</strong><br />
»Hepatitis C in zahntechnischen Laboratorien«.<br />
Anstoß zu dieser Überprüfung<br />
lieferten Anzeigen von Berufskrankheiten<br />
und Meldungen nach dem<br />
Infektionsschutzgesetz, bei denen als<br />
Berufsgruppe die Zahntechniker auffielen.<br />
Der Gewerbeärztliche Dienst ist in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> für arbeitsmedizinische<br />
Fragen zuständig. Dieser Behörde ist<br />
nach §16 des Arbeitsschutzgesetzes<br />
mitzuteilen, wenn Krankheitsfälle aufgetreten<br />
sind, die auf Tätigkeiten mit<br />
biologischen Arbeitsstoffen zurückzuführen<br />
sind. Der § 22 des gleichen Gesetzes<br />
berechtigt die zuständige Behörde,<br />
arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren<br />
festzustellen und zu untersuchen.<br />
Jährlich gibt sich die Gewerbeauf-<br />
sicht <strong>Niedersachsen</strong> ein Schwerpunktthema.<br />
Dieses Jahr war die Umsetzung<br />
der Biostoffverordnung in Dentallabors<br />
das Leitthema. Die Hypothese,<br />
dass Hepatitis C durch mit Blut kontaminierte<br />
Instrumente übertragen wird,<br />
sollte am Arbeitsplatz untersucht werden.<br />
Grundsätzlich geht das Amt von<br />
einem deutlich niedrigeren Infektionsrisiko<br />
für die Hepatitis C als für Hepatitis<br />
B durch blutkontaminierte Materialien<br />
aus, die von Zahntechnikern bearbeitet<br />
werden.<br />
Die Gewerbeaufsichtsämter haben<br />
Mit der Änderung der<br />
Röntgenverordnung<br />
zum 1.7.2002 hat der<br />
Gesetzgeber im §18a<br />
RöV festgelegt, dass<br />
spätestens alle<br />
fünf Jahre Zahnärzte<br />
und Zahn-<br />
ärztinnen ihre<br />
Fachkunde und<br />
Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen<br />
ihre Kenntnisse<br />
a k t u a l i s i e r e n<br />
müssen. Dabei<br />
hat der Gesetzgeber<br />
im § 45 Abs.6<br />
Röntgenverord-<br />
Dr. Jürgen<br />
Reinstrom<br />
nung ( RöV ) Übergangsregelungen geschaffen:<br />
Erwerb der Fachkunde nach der RöV<br />
für Zahnärzte/-innen vor 1988<br />
● Nachweis der Aktualisierung bis<br />
spätestens 1. Juli 2005<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
in der Vergangenheit nicht nur gewerbliche<br />
zahntechnische Laboratorien<br />
im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes<br />
aufgesucht, sondern auch zahntechnische<br />
Praxislaboratorien. Die Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> bittet die Inhaber<br />
von zahntechnischen Praxislaboratorien,<br />
in denen eine arbeitsmedizinische<br />
Vorsorgeuntersuchung stattfinden<br />
wird, ihr dieses unter der Telefonnummer<br />
(05 11) 8 33 91-109 (Frau<br />
Sinclair) mitzuteilen und das Ergebnis<br />
zu übermitteln. Dr. Jürgen Reinstrom<br />
Mitglied des Vorstandes ●<br />
Aktualisierung der<br />
Fachkunde und Kenntnisse<br />
im Strahlenschutz<br />
Erwerb der Fachkunde nach der RöV<br />
für Zahnärzte/-innen im Zeitraum von<br />
1988 bis 30. Juni 2002<br />
● Nachweis der Aktualisierung bis<br />
spätestens 1. Juli 2007<br />
Erwerb der Kenntnisse nach RöV für<br />
zahnärztliche Mitarbeiter/-innen nach<br />
1987 und vor dem 1. Juli 2002<br />
● Nachweis der Auffrischung bis spätestens<br />
30. Juni 2007<br />
Zahnärzte/-innen müssen ihre<br />
Fachkunde in einem acht Stunden umfassenden<br />
Kurs erfolgreich erneuern.<br />
In Verhandlungen mit dem Umweltministerium<br />
hat es die Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> erreicht, dass die<br />
Präsenzzeit mit Prüfung durch ein<br />
Selbststudium um vier Stunden verkürzt<br />
werden kann. Zum Selbststudium<br />
unterstützt Sie die Zahnärztekammer<br />
nach erfolgreicher Kursanmeldung<br />
mit einem Röntgenskript. Die<br />
erste Kursreihe zur Auffrischung der<br />
Fachkunde nach der RöV für Zahn-<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 757
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
ärzte/-innen ist am 30. Juni 2005 mit<br />
2650 Teilnehmern erfolgreich zu Ende<br />
gegangen. Für alle Kolleginnen und<br />
Kollegen, die ihre Fachkunde in der Zeit<br />
von 1988 bis zum 30. Juni 2002 erworben<br />
haben, ist eine neue Kursreihe seit<br />
dem 4. November 20<strong>06</strong> in verschiedenen<br />
Orten <strong>Niedersachsen</strong>s gestartet.<br />
Diese Fortbildung mit voraussichtlich<br />
2700 Teilnehmern geht bis Juni 2007.<br />
Für diejenigen Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte, die nach der RöV ihre Fachkunde<br />
auffrischen müssen und den<br />
Termin der Präsenzprüfung versäumen,<br />
gibt es keine Fristverlängerung.<br />
Die Aufsichtsbehörde sieht den Übergangszeitraum<br />
von fünf Jahren seit Inkrafttreten<br />
für ausreichend an. Alle Betroffenen<br />
sollten in der Lage sein, ihren<br />
Kurs fristgerecht zu absolvieren. Auch<br />
längere Auslandsaufenthalte, Elternzeiten<br />
oder auch Krankheiten verlängern<br />
diese Frist nicht, sondern führen zum<br />
Verlust des Nachweises der Fachkunde<br />
im Röntgen. Die Fachkunde nach der<br />
RöV muss dann wiederum neu durch<br />
die Teilnahme an einem 24-stündigen<br />
Strahlenschutzkurs erworben werden.<br />
Für zahnmedizinische Fachangestellte<br />
und Zahnarzthelfer/-innen gilt<br />
die Aktualisierung der Kenntnisse im<br />
Strahlenschutz ebenfalls alle fünf Jahre.<br />
Der Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz<br />
wurde erst 1989 in der Ausbildungsverordnung<br />
beschrieben.<br />
Nach den Übergangsvorschriften der<br />
RöV müssen alle zahnärztlichen Mitarbeiter/-innen,<br />
die von 1988 bis zum<br />
1.7.2002 ihre Kenntnisse im Strahlenschutz<br />
erworben haben, die Aktualisierung<br />
der Kenntnisse bis zum 30.Juni<br />
2007 erfolgreich beendet haben. Diejenigen,<br />
die nach dem 30.Juni 2002 ihre<br />
Kenntnisse erworben haben, müssen<br />
spätestens fünf Jahre nach dem Prüfungsdatum<br />
aktualisiert haben. Auch<br />
in diesem Fall gibt es keine Fristverlängerung.<br />
Der Zahnärztekammer sind<br />
die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />
die ihre Kenntnisse im Röntgen auffrischen<br />
müssen, nicht bekannt, da hierüber<br />
keine Unterlagen existieren. Deshalb<br />
informieren Sie bitte auch alle<br />
diejenigen, die von diesem Gesetz betroffen<br />
sind. Wer bis zum 30.6.2007 sei-<br />
758 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Als Praxisinhaber müssen<br />
Sie sich davon überzeugen,<br />
dass Sie nur Mitarbeiter<br />
röntgen lassen, die im Besitz<br />
eines gültigen Röntgennachweises<br />
sind<br />
ne Kenntnisse im Strahlenschutz nicht<br />
aufgefrischt hat, darf nicht weiter mit<br />
der technischen Durchführung im Röntgen<br />
betraut werden.<br />
Als Praxisinhaber müssen Sie sich<br />
davon überzeugen, dass Sie nur Mitarbeiter<br />
röntgen lassen, die im Besitz eines<br />
gültigen Röntgennachweises sind.<br />
Dieses müssen Sie im Zweifelsfall dem<br />
Gewerbeaufsichtsamt nachweisen.<br />
Über die Vorgehensweise der Aktualisierung<br />
nach der RöV wurde lange<br />
mit dem niedersächsischen Umweltministerium<br />
verhandelt. Die Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> konnte erreichen,<br />
dass die Präsenzveranstaltung<br />
einschließlich der Prüfung in den zahnärztlichen<br />
Praxen stattfinden kann.<br />
Hierdurch entfallen größere Veranstaltungen<br />
in verschiedenen Orten <strong>Niedersachsen</strong>s,<br />
verbunden mit Praxisausfallzeiten<br />
der Mitarbeiter/-innen.<br />
In einem Informationsschreiben, das<br />
die Zahnärztekammer im Juli an alle<br />
niedersächsischen Praxen versandt<br />
hatte, wurde abgefragt, wie viele Zahnarzthelfer/-innen<br />
ihre Kenntnisse auffrischen<br />
müssen. Nach der Abfrage<br />
müssen 18.000 Mitarbeiter/-innen eine<br />
Prüfung ablegen. Allein die Umweltbelastung,<br />
um den Ort der Präsenzprüfung<br />
zu erreichen, ist gewaltig,<br />
unabhängig von der Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Mitarbeiter in verschiedene<br />
Unfälle verwickelt werden könnten.<br />
Das zahnärztliche Fachpersonal würde<br />
dabei eine Kilometerleistung absolvieren,<br />
die drei Mal um den Erdball geht.<br />
Mit dem Ministerium wurde vereinbart,<br />
dass die Auffrischung der Kenntnisse<br />
mittels einer CD erfolgen kann.<br />
Die Prüfung soll im Wesentlichen online<br />
über die Homepage der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> erfolgen. – Mitte<br />
Januar 2007 werden alle zahnärztlichen<br />
Praxen angeschrieben, der ZKN<br />
mitzuteilen, welche Mitarbeiter/-innen<br />
ihre Kenntnisse nach der RöV auffrischen<br />
lassen müssen. Die Anmeldung<br />
für dieses E-learning erfolgt über<br />
einen Link auf der Startseite der Homepage<br />
der Zahnärztekammer. Diese Vorgehensweise<br />
wird Ihnen in einem Anschreiben<br />
zu Beginn des nächsten Jahres<br />
im Einzelnen erläutert. – Nach erfolgtem<br />
Zahlungseingang der Kursgebühren<br />
erhält der/die Teilnehmer/in<br />
zwei CDs und ein Röntgenskript: Eine<br />
CD und das Röntgenskript sind inhaltlich<br />
identisch und beinhalten das Fachwissen<br />
Röntgen für die zahnärztliche<br />
Fachpersonal. Die zweite CD ist mit<br />
Prüfungsfragen bestückt. Hier kann<br />
sich der Zahnarzthelfer/die Zahnarzthelferin<br />
ähnlich der Vorbereitung für<br />
den Erwerb eines Kraftfahrzeugführerscheins<br />
mit den auf ihn/sie zukommenden<br />
Fragen auseinandersetzen.<br />
Mit der Übersendung eines Passwortes<br />
bekommt der Zahnarthelfer/die Zahnarzthelferin<br />
die Möglichkeit, ihre Präsenzprüfung<br />
online (über die Homepage<br />
der Zahnärztekammer) zu absolvieren.<br />
Der Prüfling erfährt auch sofort,<br />
ob die Prüfung erfolgreich bestanden<br />
wurde.
FOTO: D. GAEKEL<br />
Durch diese Vorgehensweise kann<br />
das zahnärztliche Fachpersonal auf<br />
einfache Weise seine Kenntnisse im<br />
Röntgen auffrischen, können die Kosten<br />
für die Prüfung niedrig gehalten<br />
werden, müssen die Mitarbeiter nicht<br />
in <strong>Niedersachsen</strong> herumfahren und erhalten<br />
über die ZKN ein ausgezeichnetes<br />
Informationsmaterial über das<br />
Röntgen.<br />
Diejenigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />
die ihre Präsenzprüfung<br />
auf schriftlichem Wege absolvieren<br />
möchten, werden weiterhin diese Möglichkeit<br />
erhalten. Wegen der höheren<br />
Kosten kann dieser Weg jedoch nur<br />
über höhere Prüfungsgebühren erfolgen.<br />
Die Anmeldung zur Auffrischung<br />
der Kenntnisse im Strahlenschutz erfolgt<br />
online über die Homepage der<br />
ZKN. Die Möglichkeiten und Fristen<br />
hierzu werden Ihnen in einem Anschreiben<br />
mitgeteilt. Die Kosten pro<br />
Teilnehmer/-in betragen bei der Online-<br />
Prüfung 45,00 Euro einschließlich Lehrmaterial,<br />
für die schriftliche Prüfung<br />
per Brief 90,00 Euro. Alle Prüfungen<br />
müssen bis zum 30. Mai 2007 abgeschlossen<br />
sein, um Teilnehmern, die die<br />
Präsenzprüfung gegebenenfalls nicht<br />
bestanden haben, eine Wiederholung<br />
bis zum 30.Juni 2007 zu ermöglichen.<br />
Zahnärztliche Mitarbeiter/-innen,<br />
die kein Zertifikat über den Erwerb der<br />
Kenntnisse im Röntgen haben, können<br />
bis zum 30.6.2007 diese über einen<br />
acht Stunden Kurs in der Zahnärztlichen<br />
Akademie <strong>Niedersachsen</strong> (ZAN) in<br />
Hannover erwerben. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt hat die Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> die Genehmigung des<br />
Umweltministeriums, acht Stunden<br />
Kurse zum Erwerb der Kenntnisse im<br />
Röntgen anzubieten. Melden Sie sich<br />
bitte rechtzeitig an, wenn Sie hiervon<br />
Gebrauch machen möchten. Die Röntgenkurse<br />
erlauben nur eine beschränkte<br />
Teilnehmerzahl und sind bisher frühzeitig<br />
ausgebucht. Ab 1. Juli 2007 müssen<br />
zum Erwerb der Kenntnisse nach<br />
der RöV 24-Stunden-Kurse belegt und<br />
erfolgreich beendet werden.<br />
Dr. Jürgen Reinstrom<br />
Mitglied des Vorstandes ●<br />
Der Praxisinhaber als<br />
Sicherheitsverantwortlicher<br />
(BuS-Dienst)<br />
Grundlage einer jeden Arbeit<br />
ist die Arbeitssicherheit.<br />
Ohne sie ist ein geordneter<br />
Arbeitsablauf<br />
nicht möglich. Sie sollte<br />
integraler Bestandteil eines jeden Arbeitsprozesses<br />
sein. Im Laufe der Jahrzehnte<br />
wurde die Arbeitssicherheit aus<br />
den Betrieben herausgelöst und vom<br />
Staat übernommen. Die Aufgabe wurde<br />
ausgeweitet und durch EU-Rahmenbedingungen<br />
neu definiert. Vorsorgeuntersuchungen,<br />
Schutzimpfungen,<br />
persönliche Schutzausrüstungen sowie<br />
die Sicherheit an und mit den Maschinen<br />
sind selbstverständlich.<br />
Schwieriger wird es oft mit den staatlichen<br />
und berufsgenossenschaftlichen<br />
Kontrollen und der Dokumentation der<br />
durchgeführten Maßnahmen.<br />
Der Gesetzgeber verpflichtet Unternehmen<br />
mit dem Arbeitssicherheitsgesetz<br />
(AsiG) und den Unfallverhütungsvorschriften<br />
zu einer sicherheitstechnischen<br />
Betreuung. Diese Auflage<br />
gilt seit dem 1.9.1998 für alle Zahnarztpraxen,<br />
wenn mindestens ein Arbeitnehmer<br />
beschäftigt wird. – Die Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> bietet ihren<br />
Mitgliedern zwei verschiedene Modelle<br />
der Betreuung an:<br />
● Rahmenvertrag mit der Firma<br />
Streit<br />
● Ausbildung des Praxisinhabers zum<br />
Sicherheitsverantwortlichen<br />
In den ZKN-Mitteilungen vom Mai<br />
diesen Jahres wurde näher auf diese<br />
beiden Modelle eingegangen.<br />
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflege<br />
(BGW) hat zum 1.Oktober 2005 die betriebsärztliche<br />
und sicherheitstechnische<br />
Betreuung neu geregelt. Die neue<br />
BGV A2 »Betriebsärzte und Fachkräfte<br />
für Arbeitssicherheit«, die kostenlos<br />
über die BGW angefordert werden<br />
kann, ersetzt die bisherigen Vorschrif-<br />
ten BGV A6 »Fachkräfte für Arbeitssicherheit«<br />
und BGV A7 »Betriebsärzte«.<br />
Durch die BGV A2 gelten nun einheitliche<br />
Rahmenbedingungen und damit<br />
auch eine Änderung der Betreuungsform.<br />
Die Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
hat den 1998 mit der Firma Streit,<br />
Bensheim, geschlossenen Rahmenvertrag<br />
den neuen Bedingungen angepasst.<br />
Diese Änderungen wurden den<br />
2700 Zahnärztinnen und Zahnärzten,<br />
die bisher von der Firma Streit betreut<br />
wurden, aus Bensheim zugeschickt.<br />
Kernstück der Grundbetreuung ist die<br />
Gefährdungsbeurteilung, die alle fünf<br />
Jahre wiederholt werden muss. Für die<br />
Grundbetreuung reicht der Besuch eines<br />
»Erstberatenden« – Betriebsarzt<br />
oder Sicherheitsfachkraft – im Betrieb<br />
aus, wenn dieser jeweils den Sachverstand<br />
des anderen hinzuzieht. Das bedeutet,<br />
dass der betreute Betrieb innerhalb<br />
von fünf Jahren nur von einer<br />
befähigten Person besucht wird. Zusätzlich<br />
kann der Praxisinhaber gegen<br />
Unkostenbeteiligung weitere Leistungen<br />
in Anspruch nehmen, wie Hygieneberatung,<br />
Sicherheitsdatenblätter, Erstellung<br />
von Unterweisungen, usw. Sie<br />
als Praxisinhaber sind als Sicherheitsverantwortlicher<br />
weiterhin für ihre<br />
Mitarbeiter und ihre Praxis verantwortlich<br />
und bleiben es auch. Durch<br />
die Betreuung durch die Firma Streit<br />
genügen Sie den gesetzlichen Vorgaben.<br />
Trotz allem sind Sie damit nicht<br />
aus den gesetzlichen Bestimmungen<br />
des BuS-Dienstes entlassen: Sie müssen<br />
das Praxishandbuch der ZKN durcharbeiten.<br />
Das zweite Modell sieht anders aus.<br />
Die Zahnärztekammer hat mit der Landeszahnärztekammer<br />
Westfalen-Lippe<br />
einen Kooperationsvertrag für die Betreuung<br />
der Sicherheitsverantwortlichen<br />
im BuS-Dienst abgeschlossen, das<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 759
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
sogenannte »Kleine Kammermodell«.<br />
In Münster gibt es die Zahnärztliche<br />
Stelle BuS-Dienst. Herr Dr. Stolze vertritt<br />
dort die Aufgaben des Arbeitsmediziners,<br />
Herr Dipl. ing. Salomon die des<br />
Sicherheitsingenieurs. Durch die Schulung<br />
zum Sicherheitsverantwortlichen<br />
führt der Praxisinhaber die Erstbegehung<br />
seiner Praxis selbst durch und dokumentiert<br />
dieses. Das erfolgt im Rahmen<br />
des Präventionskonzeptes der<br />
Bundeszahnärztekammer. Unterstützt<br />
wird der Sicherheitsverantwortliche<br />
dabei von der Zahnärztlichen Stelle<br />
BuS-Dienst in Münster. Etwaige auftauchende<br />
Fragen werden innerhalb<br />
kurzer Zeit per Telefon, Fax oder e-mail<br />
beantwortet. Da die Erstbegehung vom<br />
Praxisinhaber selbst gemacht wird,<br />
kann er sicher sein, dass keine sensiblen<br />
Daten seine Praxis verlassen.<br />
Bisher sind in <strong>Niedersachsen</strong> etwa<br />
230 Zahnärztinnen und Zahnärzte zum<br />
Sicherheitsverantwortlichen geschult<br />
worden.<br />
Es ist beabsichtigt, dieses Modell<br />
weiter zu bewerben und bei einer genügenden<br />
Anzahl ausgebildeter Teilnehmer<br />
eine Zahnärztliche Stelle BuS-<br />
Dienst in der ZKN einzurichten. Dieses<br />
Modell wird erfolgreich mit der überwiegenden<br />
Zahl der dortigen zahnärztlichen<br />
Mitglieder in den Bundesländern<br />
Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz,<br />
760 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Bei Ihrer Arbeit als<br />
Sicherheitsverantwortlicher<br />
möchte die<br />
Zahnärztekammer<br />
Sie auch in der Schulung<br />
Ihrer Mitarbeiter<br />
unterstützen. … Im<br />
kommenden Jahr<br />
2007 werden von der<br />
Zahnärztekammer<br />
vier Schulungskurse<br />
für die Ausbildung<br />
zum Sicherheitsverantwortlichenangeboten<br />
Saarland und Schleswig-Holstein gelebt.<br />
Die Landeszahnärztekammer Hessen<br />
beginnt jetzt ebenfalls damit, dieses<br />
Modell nach dem Präventionskonzept<br />
der Bundeszahnärztekammer umzusetzen.<br />
Bei Ihrer Arbeit als Sicherheitsverantwortlicher<br />
möchte die Zahnärztekammer<br />
Sie auch in der Schulung Ihrer<br />
Mitarbeiter unterstützen.<br />
Deshalb werden am Dienstag, dem<br />
13. Februar 2007 zwei Fortbildungskurse<br />
für Zahnarzthelfer/-innen stattfinden.<br />
Morgens findet in der Zeit von<br />
9.30 Uhr bis 12.30 Uhr ein Workshop Arbeitsschutz»Einführungsveranstaltung<br />
für Praxismitarbeiter/-innen«<br />
mit Herrn Dipl. ing. Salomon, nachmittags<br />
von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr ein<br />
FOTO: D. GAEKEL<br />
Workshop »Vorsorgeuntersuchungen /<br />
Hautschutz / Erste Hilfe« mit Herrn Dr.<br />
Stolze statt. Diese Kurse sind so gelegt,<br />
dass Ihre Mitarbeiter/-innen beide<br />
Schulungen belegen können und somit<br />
nur eine Anfahrt haben.<br />
Am 4.September 2007 finden die<br />
nächsten beiden Workshops statt: »Gefahrstoffe<br />
in der Praxis / Brandschutz«<br />
und »Elektrische Anlagen und Betriebsmittel<br />
/ Aktuelles«. – Sollten sich genügend<br />
Praxen in <strong>Niedersachsen</strong> dem<br />
»Kleinen«, bzw. »Großen Kammermodell«<br />
angeschlossen haben, ist beabsichtigt,<br />
diese Fortbildungen für die<br />
Mitarbeiter auch dezentral anzubieten,<br />
z.B. in Göttingen, Osnabrück, Oldenburg,<br />
usw.<br />
Durch die Schulungen Ihrer Mitarbeiter<br />
sollen Sie in der alltäglichen Arbeit<br />
des BuS-Dienstes entlastet werden.<br />
Die Kontrollpflicht des Arbeitgebers<br />
und damit die Verantwortlichkeit<br />
kann nicht delegiert werden, die verbleibt<br />
bei Ihnen. – Die bisher geschulten<br />
Sicherheitsverantwortlichen werden<br />
in den nächsten Tagen angeschrieben.<br />
Die Teilnahmegebühr pro Workshop<br />
beträgt 25,00 Euro. Wenn beide<br />
Fortbildungen vormittags und nachmittags<br />
gebucht werden, wird eine zusätzliche<br />
Mittagessenpauschale von<br />
10,00 Euro erhoben.<br />
Im kommenden Jahr 2007 werden<br />
von der Zahnärztekammer vier Schulungskurse<br />
für die Ausbildung zum Sicherheitsverantwortlichen<br />
angeboten.<br />
Bisher haben diese Kurse jeweils in der<br />
Zahnärztlichen Akademie Hannover<br />
(ZAN) stattgefunden. Sollten sich regional<br />
genügend Interessenten für die<br />
Ausbildung zum Sicherheitsverantwortlichen<br />
finden, kann diese Schulung<br />
auch dezentral, d.h. außerhalb<br />
von Hannover durchgeführt werden.<br />
Sollten Sie Interesse haben, melden Sie<br />
sich bitte per Telefax (05 11) 8 33 91-136.<br />
Der nächste Kurs für die Aufnahme in<br />
das »Kleine Kammermodell« findet<br />
statt am Mittwoch, dem 21. Februar<br />
2007 von 14.00 Uhr bis 19.30 Uhr. Weitere<br />
Termine werden in den ZKN-Mitteilungen<br />
bekannt gegeben.<br />
Dr. Jürgen Reinstrom<br />
Mitlied des Vorstandes ●
Dr. Susanne<br />
von Garrel<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Pädagogischer<br />
Systemwechsel<br />
Ein Umdenken<br />
in der Pädagogik<br />
der<br />
Ganztagsschule<br />
beschäftigt jetzt<br />
auch das Max-<br />
Planck-Institut in<br />
Berlin. Deren emeritierter<br />
Direktor,<br />
Professor Wolfgang Edelstein, meint,<br />
man müsse wegkommen von der Fixierung<br />
auf den Unterricht und das Lernen<br />
mehr in den Blick nehmen, um das<br />
weltweit einmalige Phänomen zu<br />
durchbrechen, dass die Hauptschule<br />
als Restschule ein niedriges Bildungsniveau<br />
immer weiter reproduziert. Die<br />
auch von ihm bemühten »Unterschichtenkinder«<br />
könnten sich den Lernrhythmus<br />
der Mittelschichtenkinder<br />
nicht aneignen. Sie verfügten nicht<br />
über die Ausdauer, über sozial interaktive<br />
Aktionsmuster und den Habitus<br />
des Belohnungsaufschubes. In ihrer<br />
anregungsarmen Umwelt gebe es kein<br />
Lernen durch Neugier und Imitation,<br />
auch kein Erlernen eines sprachlichen<br />
Ausdrucks. Armut bedeute auch soziale<br />
Armut und zeitige in der Schule Bildungsarmut.<br />
Hier versteht sich der Begriff von<br />
»Schicht« im Sinne von Abgeschlossenheit<br />
durch mangelnde Chancen für<br />
Kinder aus bildungsfernen Milieus.<br />
Diesen Armutszyklus wollen Edelstein<br />
und viele andere durchbrechen. Beginnen<br />
müsse das mit einer neuen Lehrerethik,<br />
die sich dieser Problematik stellt<br />
und durch Unterricht und Empathie<br />
das chancengerechte Lernen für sozial<br />
benachteiligte Kinder und Jugendliche<br />
avisiert. Zeit ist dabei die Hauptressource<br />
zur Integration und Förderung<br />
dieser Kinder. Die Ganztagsschule wird<br />
deshalb als alternativlos bewertet. Die<br />
Stunden zwischen 13 und 17 Uhr seien<br />
die Zeit, in der der Kampf um diese Kinder<br />
gewonnen oder verloren wird. Es<br />
sei die Zeit, um sie aus ihrem »Unterwasserstart«<br />
ans Licht zu holen. Es sei<br />
die Zeit, in der der Kampf gegen Medien-<br />
und soziale Verwahrlosung gewon-<br />
nen werden kann, in der die Schüler an<br />
Sport, Musik, Interessen, die deutsche<br />
Sprache, die Gemeinschaft und soziale<br />
Verantwortung herangeführt werden<br />
können.<br />
Damit Lehrer dieser Bildung und<br />
Förderung dienen können, brauchen<br />
sie mehr und andere Fortbildung. In<br />
Westdeutschland lebt jedes siebente<br />
Kind, im Osten jedes siebente Kind bis<br />
13 Jahre von Sozialhilfe. Das Problem ist<br />
damit so groß, dass die Lehrer es nicht<br />
wegschieben dürfen mit Hinweis auf<br />
all das, womit die Schule sonst überrollt<br />
wird. Der 45-Minuten-Takt der<br />
Schulstunden gehört zumindest partiell<br />
aufgehoben; Projektunterricht und<br />
Gruppenarbeit, wo auch schwächere<br />
Schüler Lernerfolge haben können, gehören<br />
ebenso dazu wie fächerübergreifender<br />
Epochenunterricht und die Einbeziehung<br />
außerschulischer Lernorte,<br />
damit die benachteiligten Kinder z. B.<br />
ein Konzert, ein Theaterstück, also eine<br />
für sie ferne, andere Welt, erleben dürfen.<br />
Auch Sport, Bewegung außerhalb<br />
von Leistungsaspekten sowie gesunde<br />
Ernährung gehören mit dazu: 20 Prozent<br />
der Kinder sind zu dick und bewegen<br />
sich zu wenig – darunter sind überproportional<br />
viele arme Kinder. Edelstein<br />
ist überzeugt: Die Gesellschaft<br />
kann sich den Erziehungsdefiziten vieler<br />
sozial schwacher Eltern nur mit einer<br />
entwicklungspädagogisch reformierten<br />
Ganztagsschule stellen, die<br />
verpflichtend ist und arme Kinder auch<br />
dann nicht ausschließt, wenn das Essensgeld<br />
nicht gezahlt wird. vG<br />
rundblick, 31.10.20<strong>06</strong><br />
Verfassungsrichter stärken<br />
Datenschutz für Versicherte<br />
Eine Versicherung darf von ihren<br />
Kunden nicht verlangen, dass sie<br />
Ärzte, Behörden und Arbeitgeber<br />
pauschal von der Schweigepflicht entbinden.<br />
Das hat das Bundesverfassungsgericht<br />
in Karlsruhe entschieden<br />
und damit den Datenschutz von Versicherten<br />
gestärkt (Az.: 1 BvR 2027/02).<br />
In dem konkreten Fall hat das Bundesverfassungsgericht<br />
einer Frau Recht<br />
dies & das<br />
gegeben, die sich bei einem Antrag auf<br />
Berufsunfähigkeitsrente weigerte, Ärzte<br />
und Krankenhäuser von der Schweigepflicht<br />
zu entbinden. Stattdessen<br />
bot sie der Versicherung an, Einzelermächtigungen<br />
für jedes Auskunftsersuchen<br />
zu erteilen. Das Versicherungsunternehmen<br />
akzeptierte das aber<br />
nicht und weigerte sich zu zahlen. Daraufhin<br />
klagte die Frau, wurde jedoch<br />
von den Fachgerichten abgewiesen.<br />
Doch ihre Klage vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
hatte Erfolg: Nach der<br />
Entscheidung der Karlsruher Richter<br />
muss ein Versicherter die Möglichkeit<br />
haben, die Weiterleitung von Daten<br />
noch kontrollieren zu können. Eine<br />
pauschale Entbindungspflicht – wie<br />
von der Versicherung gefordert – verletze<br />
das informelle Selbstbestimmungsrecht.<br />
Zudem kritisierten die Verfassungsrichter<br />
bei Vertragsabschluss ein erheblichesVerhandlungsungleichgewicht<br />
zwischen der Versicherten und<br />
dem Unternehmen, da die Versicherung<br />
den Vertragsinhalt faktisch einseitig<br />
bestimmen könne. Schließlich sei<br />
nahezu jeder darauf angewiesen, gegen<br />
Berufsunfähigkeit vorzusorgen,<br />
um im Notfall seinen Lebensstandard<br />
zu sichern. Dabei könne der Kunde zwar<br />
die Produkte verschiedener Versicherer<br />
im Hinblick auf die Vertragsbedingungen<br />
vergleichen – ein Wettbewerb über<br />
die datenschutzrechtlichen Konditionen<br />
im Versicherungsfall sei aber nicht<br />
erkennbar. www.facharzt.de, 10.11.20<strong>06</strong><br />
Zollbehörden entdecken<br />
immer mehr gefälschte<br />
Medikamente<br />
Die stetig steigende Zahl gefälschter<br />
Arzneimittel stellt nach Auffassung<br />
der Europäischen Kommission<br />
eine zunehmende Bedrohung<br />
für die EU-Bürger dar. Im vergangenen<br />
Jahr wurden von den EU-Zollbehörden<br />
eine erheblich breitere Palette an Medikamentenplagiaten<br />
sichergestellt<br />
als in den Jahren zuvor, geht aus der am<br />
Freitag in Brüssel veröffentlichten Zollstatistik<br />
her. Gefälscht würden vor al-<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 761
DIES & DAS<br />
lem Viagra, Antibiotika, Anticholesterol-Tabletten,<br />
Krebsmedikamente und<br />
das gebräuchliche Schmerzmittel Paracetamol.<br />
Jüngst wurden den Angaben zufolge<br />
Herzmedikamente entdeckt, die aus<br />
Steinstaub hergestellt, mit Straßenfarbe<br />
bemalt und mit einem Überzug aus<br />
Möbelpolitur versehen worden waren.<br />
Die Aufdeckungsarbeit der Zollbehörden<br />
wird laut Kommission vor allem<br />
durch den zunehmenden Verkauf von<br />
Arzneimitteln im Internet erschwert.<br />
Insgesamt wurden den weiteren<br />
Angaben zufolge 2005 rund 75 Millionen<br />
gefälschte Waren beschlagnahmt.<br />
Dazu zählen über 5 Millionen Lebensmittel,<br />
Getränke, Alkoholika, Tee und<br />
Schokolade. Dies sind rund 20 Prozent<br />
mehr als 2004. Nach wie vor machen<br />
nachgeahmte Textilien den größten<br />
Posten aus. Hier nahm die Zahl der sichergestellten<br />
Artikel verglichen zu<br />
2004 um 40 Prozent zu. Rückläufig sind<br />
laut Kommission hingegen Fälschungen<br />
von Kinderspielzeug, CDs, DVDs<br />
und Zigaretten.<br />
Die Waren gerieten auf immer verschlungeneren<br />
Pfaden auf die EU-<br />
Märkte, hieß es weiter. Als neue Transitrouten<br />
hätten sich überraschenderweise<br />
Afghanistan, Guinea und die<br />
Schweiz herausgestellt. Dubai bleibe<br />
ein bedeutender Umschlagplatz für<br />
Schiffsladungen mit gefälschten Waren.<br />
Über 60 Prozent aller Plagiate kommen<br />
laut Zollstatistik aus China. Indien<br />
sei eine zunehmend bedeutende Quelle<br />
für nachgeahmte Arzneimittel.<br />
www.facharzt.de, 12.11.20<strong>06</strong><br />
Neues Angebot vom Freien<br />
Verband Deutscher Zahnärzte<br />
Erste Video-Fortbildung für<br />
Zahnärzte online<br />
Live-OPs am heimischen PC? auch<br />
für Zahnärzte jetzt Realität. Seit<br />
Anfang Oktober ist die bisher einzige<br />
deutsche Video-Fortbildungsplattform<br />
im Internet für Zahnärzte online.<br />
Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte<br />
(FVDZ) hat mit dem Dental Online College<br />
(DOC) eine Kooperation auf den<br />
762 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Weg gebracht und seine Angebotspalette<br />
in Sachen Fortbildung erweitert.<br />
Die regelmäßige Fortbildung auf<br />
hohem fachlichen Niveau bildet einen<br />
wesentlichen Erfolgsfaktor für Zahnarzt<br />
und Praxis. Dabei gewinnt das Internet<br />
neben Kongressen, Seminaren<br />
und Workshops zunehmend an Bedeutung.<br />
Denn Online-Fortbildung, wie etwa<br />
das DOC, ist 24 Stunden, sieben Tage,<br />
52 Wochen verfügbar. Als reines<br />
Abonnenten-Portal steht DOC für unabhängige<br />
Fachbeiträge. Es konnten<br />
zahlreiche internationale Referenten<br />
für die Online-Fortbildung gewonnen<br />
werden. Sie stellen Film-Mitschnitte ihrer<br />
Vorträge und Live-OPs für das Online<br />
College zur Verfügung. Moderne Video-Streaming-Technik<br />
sorgt dabei für<br />
eine gute Filmqualität. Im Konzept des<br />
Dental Online Colleges spielt die Nachbereitung<br />
von Patientenfällen und<br />
auch das Diskutieren von Misserfolgen<br />
eine wichtige Rolle. Der Zahnarzt verfolgt<br />
den Heilungsprozess mit und<br />
kann die Erfahrungen sofort in seinem<br />
Behandlungskonzept umsetzen. Zahlreiche<br />
Beiträge sind mit einer Lernzielkontrolle<br />
hinterlegt, die der Nutzer freiwillig<br />
absolvieren kann. Alle ausgefüllten<br />
Protokolle werden automatisch registriert,<br />
so dass der Online-College-<br />
Nutzer nach einem Jahr automatisch<br />
ein Zertifikat abrufen kann. Zahnärzte<br />
können das DOC testen auf der Homepage<br />
des FVDZ unter http://www.fvdz.<br />
de über den Button »Dental Online College«.<br />
Quelle: Freier Verband Deutscher<br />
Zahnärzte – http://www.fvdz.de<br />
www.med-dent-magazin.de, 11/20<strong>06</strong><br />
Continentale-Studie 20<strong>06</strong><br />
Unzufriedenheit mit dem<br />
Gesundheitswesen fast<br />
unverändert hoch – Zukunftsangst<br />
sogar gestiegen<br />
Noch gestiegene Zukunftsangst<br />
und weiterhin hohe Unzufriedenheit<br />
mit Preis und Leistung:<br />
Die Einstellung der Deutschen zum Gesundheitssystem<br />
ist nach wie vor ausgesprochen<br />
negativ. Dies ist ein Ergebnis<br />
der Continentale-Studie 20<strong>06</strong>. Zum<br />
sechsten Mal in Folge ermittelte die<br />
Continentale Krankenversicherung a.G.<br />
in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut<br />
TNS Infratest<br />
in einer repräsentativen Befragung<br />
von 1250 Deutschen die grundsätzliche<br />
Haltung der Bevölkerung zu diesem<br />
Thema. Die hierzu gestellten Trend-Fragen<br />
haben sich seit 2001 nicht verändert.<br />
Die Deutschen haben auch vor dem<br />
Hintergrund der aktuellen Diskussionen<br />
um eine Reform des Gesundheitswesens<br />
kaum Hoffnung auf eine Verbesserung<br />
der Situation in der Zukunft.<br />
Obwohl bereits bei der Befragung des<br />
vergangenen Jahres der Anteil der<br />
Skeptiker in einigen Bereichen nahe<br />
100 Prozent lag und schwerlich Steigerungen<br />
möglich waren, sind die Menschen<br />
20<strong>06</strong> insgesamt noch negativer<br />
eingestellt. Ein Großteil der gesetzlich<br />
Versicherten glaubt weiterhin nicht an<br />
eine langfristig gesicherte gute medizinische<br />
Versorgung. So sind 79 Prozent<br />
(76 Prozent in 2005) der Meinung, eine<br />
ausreichende medizinische Versorgung<br />
durch das gesetzliche System gebe<br />
es bereits heute nicht mehr oder<br />
werde es in Zukunft nicht mehr geben.<br />
90 Prozent sagen, dass gute Versorgung<br />
nur durch private Vorsorge möglich<br />
sei. Sogar 95 Prozent (94 Prozent in<br />
2005) sind der Ansicht, jetzt oder in Zukunft<br />
für eine gute medizinische Versorgung<br />
über die Kassenbeiträge hinaus<br />
viel Geld bezahlen zu müssen. Und<br />
85 Prozent (84 Prozent in 2005) sind der<br />
Ansicht, dass ein Großteil der Bevölkerung<br />
schon heute nicht mehr vom medizinischen<br />
Fortschritt profitiert oder<br />
dass dies in Zukunft so sein werde.<br />
Zufriedenheit mit Preis und Leistung<br />
Nachdem sich 2005 bei der Zufriedenheit<br />
mit Preis und Leistung des Gesundheitswesens<br />
eine Trendwende abzeichnete,<br />
die vermuten ließ, dass die<br />
Bevölkerung weiteren Reformen positiv<br />
begegnen werde, ließ sich diese Tendenz<br />
in 20<strong>06</strong> so nicht ermitteln. Wie im<br />
Vorjahr sind 64 Prozent der gesetzlich<br />
Versicherten mit dem Preis unzufrieden.<br />
Die Zufriedenheit mit der Leistung<br />
ist allerdings auf niedrigem Ni-
veau leicht gestiegen: 48 Prozent sind<br />
unzufrieden, 2005 waren es 51 Prozent.<br />
Gleich geblieben ist die Zahl der Bürger,<br />
die sich von Leistungseinschränkungen<br />
im Gesundheitswesen betroffen<br />
sieht. Wie 2005 gaben auch in diesem<br />
Jahr 43 Prozent der gesetzlich Versicherten<br />
an, Ärzte hätten bei Behandlungen<br />
oder Rezepten Einschränkungen<br />
vorgenommen oder diese in Rechnung<br />
stellen wollen. 2004 waren es<br />
noch 30 Prozent.<br />
Gesetzlich Versicherte weiter<br />
schlecht informiert<br />
Dabei ist die Informiertheit der gesetzlich<br />
Versicherten nach wie vor relativ<br />
schlecht. So glauben noch 40 Prozent,<br />
einmal vereinbarte Leistungen in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung seien<br />
garantiert – was nicht der Fall ist.<br />
Zwar sind dies sechs Prozentpunkte<br />
weniger als im Vorjahr. Aber angesichts<br />
der intensiven Diskussion rund um das<br />
Gesundheitswesen in den Medien<br />
bleibt der Grad der Uninformiertheit in<br />
einem so wesentlichen Bereich trotzdem<br />
erschreckend hoch. Die lebenslange<br />
Leistungsgarantie der privaten Voll-<br />
und Zusatzversicherungen ist hingegen<br />
weiterhin nur 32 Prozent (33 Prozent<br />
in 2005) der gesetzlich Versicherten<br />
bekannt. Rolf Bauer: »Nachdem sich<br />
2005 aufgrund der insgesamt gestiegenen<br />
Zufriedenheit eine Trendwende<br />
vermuten ließ, müssen wir jetzt feststellen,<br />
dass die Bevölkerung nach wie<br />
vor erschreckend negativ eingestellt ist.<br />
Und das, obwohl in den vergangenen<br />
zwölf Monaten weder im Punkt Preis<br />
noch im Bereich Leistung tatsächliche<br />
Veränderungen für die Versicherten<br />
wirksam wurden. Daraus lässt sich<br />
schließen, dass die aktuelle Diskussion<br />
um die Reform des Gesundheitswesens<br />
die Bürger keinesfalls positiv<br />
stimmt. Im Gegenteil: Die verworrenen<br />
Pläne, die seit der letzten Befragung<br />
durch die Politik präsentiert wurden,<br />
lassen die Menschen sogar noch skeptischer<br />
in die Zukunft sehen. Von Vertrauen<br />
in eine Zukunftssicherung<br />
durch die Gesundheitsreform kann keine<br />
Rede sein«, so Rolf Bauer, Vorstandsvorsitzender<br />
des Versicherungsverbun-<br />
des Die Continentale. Quelle: Continentale<br />
Krankenversicherung a. G. – http://<br />
www.continentale.de/<br />
www.med-dent-magazin.de, 11/20<strong>06</strong><br />
Im Winter an Reifen denken<br />
Eis und Schnee behindern im Winter<br />
oft den Verkehr. Für Autofahrer<br />
heißt das, sie müssen ihre Fahrweise<br />
den Witterungsverhältnissen<br />
anpassen: Die Geschwindigkeit entsprechend<br />
verringern und ausreichend<br />
Abstand halten.<br />
In Deutschland sind Autofahrer<br />
zwar generell nicht verpflichtet in der<br />
kalten Jahreszeit mit Winterreifen zu<br />
fahren. Doch muss ein Reifen mindestens<br />
1,6 Millimeter Profil haben, ansonsten<br />
erlischt die Betriebserlaubnis<br />
für das Fahrzeug. Sind die Reifen stärker<br />
als erlaubt abgefahren, und es ereignet<br />
sich ein Unfall, kann dies strafrechtliche<br />
Konsequenzen für den Fahrer<br />
mit sich bringen. Außerdem riskiert<br />
der Fahrer in solchen Fällen seinen Versicherungsschutz<br />
in der Vollkasko.<br />
Zusätzliches Risiko: Mangelhafte Bereifung<br />
kann im Schadenfall zu einer<br />
Mitschuld führen – selbst dann, wenn<br />
jemand völlig korrekt gefahren ist. Beispiel:<br />
Einem Autofahrer, der mit abgefahrenen<br />
Reifen fährt, wird von einem<br />
anderen die Vorfahrt genommen. Stellt<br />
sich im Nachhinein heraus, dass die abgefahrenen<br />
Reifen den Bremsweg verlängert<br />
haben und ansonsten der Unfall<br />
zu vermeiden gewesen wäre, ist der<br />
Autofahrer, dem die Vorfahrt genommen<br />
wurde, eindeutig mitschuldig.<br />
Entsprechend dem Prozentsatz seiner<br />
Mitschuld muss er also einen Teil seines<br />
eigenen Schadens selber bezahlen.<br />
Doch es können noch andere Kosten<br />
auf ihn zukommen. Mangelhafte Bereifung<br />
kann zu einer Gefahrerhöhung<br />
und damit zur Leistungsfreiheit seiner<br />
Kfz-Haftpflichtversicherung führen.<br />
Für den, der mit abgefahrenen Reifen<br />
unterwegs ist, kann das bedeuten:<br />
Zwar reguliert sein Versicherer den<br />
Schaden des Unfallgegners, doch<br />
nimmt das Unternehmen den Versicherungsnehmer<br />
später dafür in Re-<br />
gress. Quelle: HUK-Coburg - http://<br />
www.huk.de/<br />
www.med-dent-magazin.de, 11/20<strong>06</strong><br />
Jurist: Kündigung wegen<br />
häufiger Krankheit nicht<br />
unmöglich<br />
Kann einer Arzthelferin – oder einem<br />
Arbeitnehmer prinzipiell –<br />
wegen häufiger Krankheit gekündigt<br />
werden? Mit dieser Frage hat<br />
sich der Rechtsanwalt und Zahnarzt Dr.<br />
Wieland Schinnenburg beschäftigt.<br />
Sein Fazit: Entgegen<br />
einer weit ver-<br />
Dr. Wieland<br />
Schinnenburg<br />
FOTO: PRIVAT<br />
breitetenAuffassung können Arbeitnehmer<br />
in bestimmten<br />
Fällen<br />
die Kündigung aussprechen.<br />
Das Bundesarbeitsgericht<br />
habe<br />
in einer Entscheidung<br />
die Anforde-<br />
rungen an eine solche Kündigung jedoch<br />
genau dargelegt (Az. 2 AZR 44/05).<br />
»Es muss eine negative Gesundheitsprognose<br />
vorliegen, d. h. es geht nicht<br />
darum, bisherige Fehlzeiten zu bestrafen,<br />
sondern künftiges häufiges Fehlen<br />
zu verhindern. Eine solche negative Gesundheitsprognose<br />
kann sich auch aus<br />
häufigen Kurzerkrankungen ergeben«,<br />
berichtet der Anwalt.<br />
Eine negative Gesundheitsprognose<br />
liege nicht vor, wenn der Arbeitnehmer<br />
gestützt auf ärztliche Gutachten<br />
glaubhaft machen könne, dass er künftig<br />
nicht mehr so oft krank sein wird.<br />
»Der Arbeitgeber ist gut beraten, die<br />
bisherigen Fehlzeiten genau zu dokumentieren«,<br />
rät Schinnenburg. Die<br />
zweite Voraussetzung für eine Kündigung<br />
sei, dass betriebliche Interessen<br />
beeinträchtigt seien. »Dies kann einmal<br />
in der Störung des Betriebsablaufes<br />
oder in der wirtschaftlichen Belastung<br />
durch die Entgeltfortzahlung zu<br />
sehen sein.«<br />
Seien die beiden ersten Voraussetzungen<br />
gegeben, komme es auf eine<br />
Interessenabwägung an. »Gegen eine<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 763
DIES & DAS<br />
Zulässigkeit spricht es, wenn das Arbeitsverhältnis<br />
zuvor viele Jahre ungestört<br />
bestand, wenn die Erkrankung<br />
betrieblich bedingt ist oder wenn den<br />
Arbeitnehmer Unterhaltspflichten treffen«,<br />
erläutert der Jurist. Es kommt also<br />
immer auf den Einzelfall an. Schinnenburgs<br />
Fazit: »Nur in schwerwiegenden<br />
Fällen ist eine Kündigung wegen häufiger<br />
Krankheit zulässig«.<br />
www.facharzt.de, 24.10.20<strong>06</strong><br />
Machen wir’s den Kiwis nach<br />
Vor 22 Jahren begann die große<br />
Wirtschaftsrevolution in Neuseeland,<br />
einem bis dahin furchtbar<br />
abgetakelten Wohlfahrtsstaat mit einer<br />
Arbeitslosenquote von 12 %, einer<br />
Staatsschuldenquote von 80 % und einer<br />
Inflationsrate von 15 %. In den fünfziger<br />
Jahren war dieses Land noch das<br />
zweitreichste der Welt, nach den USA.<br />
Mit dem Beitritt Großbritanniens in<br />
die EU (1973) ging ihm ein zentraler Absatzmarkt<br />
für seine überwiegend landwirtschaftlichen<br />
Produkte verloren, der<br />
Abstieg begann dramatisch zu werden<br />
(Schlusslicht der OECD-Länder!). Margarine<br />
gab es (um die Butterproduzenten<br />
zu schützen) damals nur auf Krankenschein<br />
und sonntags blieben (gesetzliches<br />
Arbeitsverbot!) selbst die Restaurants<br />
geschlossen. Aus dieser Lage<br />
allgemeinen Abstiegs erwuchs eine<br />
kraftvolle marktwirtschaftlich-liberale<br />
Revolution, wie sie sonst nur in Thatchers<br />
England beobachtet wurde.<br />
Dies machte im ersten Stadium eine<br />
Labour-Regierung mit David Lange und<br />
Roger Douglas, im Hintergrund eine<br />
Unternehmerinitiative: der business<br />
round table. Man kann im blockierten<br />
Deutschland kaum glauben, was dann<br />
innerhalb von 10 Jahren alles möglich<br />
wurde (auch unter der nachfolgenden<br />
National-Party, unserer CDU vergleichbar):<br />
1. Die Abschaffung des Tarifkartells<br />
(der »Tarifautonomie«); 2. die rabiate<br />
Beseitigung sämtlicher Subventionen,<br />
vorweg der Landwirtschaft (!!!); 3.<br />
eine Steuerreform nach dem Bierdeckel-Ideal<br />
von Friedrich Merz (Formular<br />
von 1 Seite!); 4. die Sanierung der Staats-<br />
764 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
finanzen (heute gibt es in Neuseeland<br />
Budgetüberschüsse: zur Rücklagenbildung<br />
bei der Rentenversicherung verwendet);<br />
5. umfassende Liberalisierung<br />
und Privatisierung, zumindest streng<br />
privatwirtschaftliche Führung der bisherigen<br />
Staatsbetriebe (Post, Bahn, Häfen,<br />
Telecom, Forsten, Wasser- und Energieversorgung<br />
etc.); 6. strikte Kosten-<br />
/Leistungsrechnung in allen Behörden.<br />
Es gibt heute in Neuseeland weder<br />
Kammerzwang noch Mieterschutz<br />
noch Ladenöffnungsregulierung und<br />
Kindergeld. Ergebnis (20<strong>06</strong>): Vollbeschäftigung<br />
(Arbeitslosenquote von<br />
3,6%), eine florierende Landwirtschaft<br />
mit marktwirtschaftlich eingestellten<br />
Bauern (das gibt es dort tatsächlich!<br />
Nur wenige Bauern haben übrigens<br />
nach Einführung der Marktwirtschaft<br />
aufgeben müssen). Ferner: geringe Inflation<br />
(sonst muss der Notenbankchef<br />
gehen!), Staatsquote bei 30%, Staatsschulden<br />
bei 20%, wirtschaftsfreundliche<br />
Service-Gewerkschaften. Dazu: eine<br />
Zuwanderung qualifizierter Kräfte,<br />
besonders auch aus Deutschland und<br />
vor allem ein dramatischer Mentalitätswandel<br />
(Optimismus, Bekenntnis<br />
zur Selbstverantwortlichkeit). Neuseeland<br />
hat heute in allen Rankings beste<br />
Plätze (Nr.1 bei der Weltbank!). Nicht alles<br />
konnte durchgesetzt werden, kleine<br />
strategische Rückzüge wurden leider<br />
auch nötig, aber die neue Struktur ist<br />
da und unangefochten. Wie konnte das<br />
gelingen? Durch: 1. Mutige Reformpersönlichkeiten<br />
mit klaren Konzepten<br />
(man braucht gute Nerven, wenn ein<br />
Fünftel der Bevölkerung gegen die Reformen<br />
demonstriert!); 2. die gleichzeitige<br />
Abschaffung aller Privilegien in<br />
größter Geschwindigkeit; 3. professionelle<br />
externe Beratung (Ausschluss der<br />
Bürokraten von Kabinettssitzungen).<br />
Begünstigt wurden die Reformen<br />
durch das Mehrheitswahlrecht, das<br />
klare Verhältnisse schafft (inzwischen<br />
wurde das deutsche Wahlrecht eingeführt).<br />
Einer der Reformer (Roger Parr)<br />
sagte einmal: »Je mehr ein Land Erhard<br />
beherzigt, umso erfolgreicher wird es<br />
sein, gleich ob es so klein ist wie Singapur<br />
oder so groß ist wie die USA. In<br />
Deutschland scheint ihr Ludwig Erhard<br />
vergessen zu haben.« ASU, 17.10.20<strong>06</strong>
Warnung vor<br />
Gesundheitsreform:<br />
BDI schreibt an<br />
Bundestagsabgeordnete<br />
Der Berufsverband Deutscher<br />
Internisten (BDI) will<br />
alle Bundestagsabgeordneten<br />
in einem Brief vor den<br />
Folgen der Gesundheitsreform<br />
warnen. Er appelliert<br />
darin an die Parlamentarier,<br />
gegen das geplante Gesetz<br />
zu stimmen: »Verhindern Sie<br />
bei der anstehenden Lesung<br />
und Abstimmung des so genanntenGKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes<br />
die Einführung<br />
einer Staatsmedizin,<br />
die zur Rationierung von<br />
Leistungen, Verlust von Therapiefreiheit,flächendeckender<br />
Versorgung und Freiberuflichkeit<br />
führt.«<br />
Die Delegiertenversammlung<br />
habe diesen Plan, den<br />
Brief an die Bundestagsabgeordneten<br />
persönlich zu<br />
schicken, am vergangenen<br />
Wochenende ohne Einwände<br />
gebilligt, teilte der Verband in<br />
einer Pressemitteilung mit.<br />
Verfasst haben den Brief<br />
BDI-Präsident Dr. Wolfgang<br />
Wesiack und die Vizepräsidenten<br />
Dr. Wolf von Römer<br />
und Prof. Malte Ludwig.<br />
Auf große Akzeptanz bei<br />
den Delegierten stieß laut<br />
BDI auch das Vorhaben, den<br />
Berufsstand durch den Auftritt<br />
im Internet unter der<br />
Adresse www.internisten-imnetz.de<br />
stärker ins Bewusstsein<br />
der Öffentlichkeit zu<br />
rücken. Der Verband sieht<br />
sich daher in seinem Kurs<br />
bestätigt.<br />
Der BDI kündigte außerdem<br />
den 1. Deutschen Internistentag<br />
an: Er soll vom<br />
25. bis 27. Oktober 2007 in<br />
Berlin stattfinden.<br />
WWW.FACHARZT.DE, 30.10.20<strong>06</strong><br />
Zöller (CSU) rechnet<br />
nicht mit Änderungen<br />
an Reform<br />
Der CSU-Gesundheitspolitiker<br />
Wolfgang Zöller geht davon<br />
aus, dass die Eckpunkte<br />
für die Gesundheitsreform<br />
trotz aller Proteste bleiben,<br />
wie sie sind. Mit grundsätzlichen<br />
Änderungen im parlamentarischen<br />
Verfahren für<br />
das geplante Gesetz rechnet<br />
er nicht. Die SPD-Linke brauche<br />
sich keine Illusionen machen,<br />
die Diskussion noch<br />
einmal neu aufzumachen,<br />
sagte Zöller im Interview mit<br />
der »Rheinischen Post«<br />
(30.10.20<strong>06</strong>). Lediglich an<br />
der ein oder anderen Stelle<br />
könnten die Koalitionspartner<br />
noch Lösungen für weniger<br />
Bürokratie finden.<br />
Erstmals gebe es eine<br />
Reform, bei der keine Leistungen<br />
gestrichen und keine<br />
Zuzahlungen erhöht werden,<br />
erklärte Zöller die Vorteile<br />
der Reform. Außerdem hätten<br />
die Versicherten künftig viel<br />
mehr Wahlrechte als bisher.<br />
Sie könnten sich von Kostenerstattung<br />
über Selbstbehalt<br />
ihren Leistungsumfang selbst<br />
gestalten.<br />
Die Proteste der Ärzte<br />
gegen die Reform bringt<br />
Zöller in Zusammenhang mit<br />
kommenden Funktionärs-<br />
Wahlen: »Ich werde den Eindruck<br />
nicht los, dass einige<br />
Funktionäre vor Wiederwahlen<br />
stehen oder um ihre<br />
Macht fürchten und daher<br />
besonders lautstark vorgehen.«<br />
In Einzel-Gesprächen<br />
mit Ärzten oder Verbandsvertretern<br />
sei die Kritik<br />
»wesentlich reduzierter«,<br />
betonte er.<br />
Als ärgerlich bezeichnete<br />
Zöller, dass Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt (SPD)<br />
versucht habe, ihre Positio-<br />
Presse & Medien<br />
nen gegen den Willen der<br />
Union durch bestimmte Gesetzesformulierungendurchzusetzen.<br />
»Wir haben aufgepasst<br />
und solche Versuche<br />
abgewehrt«, sagte Zöller.<br />
Schmidt habe aber eine<br />
schwierige Rolle in den Verhandlungen<br />
gehabt. »Wenn<br />
sie einen Kompromiss mit<br />
uns erzielt hatte, kam die<br />
SPD-Fraktion und sagte:<br />
Das machen wir nicht mit.«<br />
WWW.FACHARZT.DE, 30.10.20<strong>06</strong><br />
Marburger Bund<br />
ruft zum Reform-<br />
Boykott auf<br />
Der Marburger Bund hat alle<br />
Mitarbeiter im Gesundheitswesen<br />
zu einem Boykott der<br />
Gesundheitsreform aufgerufen.<br />
Das Vorhaben der Bundesregierung<br />
sei keine echte<br />
Reform, sondern diene nur<br />
dem Machterhalt von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel<br />
(CDU) und Vizekanzler Franz<br />
Müntefering (SPD), sagte der<br />
Vorsitzende, Dr. Frank Ulrich<br />
Montgomery, anlässlich der<br />
Hauptversammlung des Verbandes<br />
in Berlin. Leidtragende<br />
seien die Patienten, die<br />
deutlich höhere Beiträge<br />
zahlen müssten, und die Ärzteschaft,<br />
die mit dem zunehmenden<br />
Einfluss des Staates<br />
ihrer Freiberuflichkeit beraubt<br />
würden.<br />
»Ich rufe die Ärzteschaft,<br />
die privaten und gesetzlichen<br />
Krankenkassen, die Pharmaindustrie<br />
und die Krankenhäuser<br />
zu einem Pakt des<br />
patientenfreundlichen Ungehorsames<br />
auf«, sagte er.<br />
»Boykottieren Sie mit uns<br />
gemeinsam diesen Weg in<br />
eine staatliche Bevormundungsmedizin,<br />
bei der Ärzte<br />
nur noch Erfüllungsgehilfen<br />
sein sollen, Wettbewerb so-<br />
wie Puralität unerwünscht<br />
sind und Patienten sich mit<br />
dem Billigten und nicht dem<br />
Billigsten und nicht dem<br />
medizinisch Sinnvollsten zufrieden<br />
geben sollen.«<br />
BMG-Sprecher Klaus<br />
Vater kritisierte den Aufruf<br />
als maßlos und verwerflich.<br />
»Wenn die Reform im Bundesgesetzblatt<br />
steht, ist sie<br />
Gesetz«, betonte Vater.<br />
»Dagegen die Beschäftigten<br />
im Gesundheitsbereich aufzuhetzen,<br />
ist Hinweis auf vordemokratisches<br />
Denken«,<br />
sagte er. Quelle: dpa/änd<br />
FVDZ FREI FAX, 40/20<strong>06</strong><br />
Rund um den<br />
Mund<br />
Muss man sich mit Dingen,<br />
die man sonst gern verdrängt,<br />
ausgerechnet am<br />
Wochenende beschäftigen?<br />
1300 Besucher hatten offenkundig<br />
kein Problem damit,<br />
am Sonnabend eine Zahnarztvisite<br />
einzuplanen. Doch<br />
beim Tag der offenen Tür in<br />
der Zahnklinik der Medizinischen<br />
Hochschule wurde es<br />
nicht ernst. Es ging um Information<br />
und Beratung rund<br />
um den Mund – und wenn<br />
gebohrt wurde, dann taten<br />
das die Besucher: An Puppenköpfen<br />
mit Plastikgebiss,<br />
mit denen auch die Zahnmedizinstudenten<br />
bei ihrer Ausbildung<br />
arbeiten, durften<br />
sie sich mit dem Bohrer und<br />
anderen Instrumenten versuchen.<br />
Vor allem die Kinder waren<br />
davon begeistert: Kirsten<br />
Kiene (41) aus Bothfeld bekam<br />
ihre Töchter Laura (12)<br />
und Marina (5)kaum von den<br />
Kunstköpfen. Gebissabdrücke<br />
in Gips, ein Gang durch<br />
den »Kariestunnel«, der bei<br />
Schwarzlicht Zahnbeläge<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 765
PRESSE & MEDIEN<br />
leuchten lässt, oder eine<br />
Tauschaktion für alte Zahnbürsten<br />
gehörten ebenfalls<br />
zum Angebot. »Wir wollen<br />
Ängste abbauen und zeigen,<br />
wie wir arbeiten«, sagt Michel<br />
Lehmensiek (24), Sprecher<br />
der Studenten im siebten<br />
Semester, die den Tag<br />
organisiert hatten. Vielen sei<br />
unbekannt, dass sich in der<br />
Zahnklinik jeder wie bei einem<br />
niedergelassenen Mediziner<br />
behandeln lassen könne,<br />
sagt Assistenzarzt Gregot<br />
Rüdiger (35). Damit können<br />
die Patienten zugleich etwas<br />
für die Ausbildung des Nachwuchses<br />
tun: in den »Studentenkursen«<br />
behandeln<br />
Studierende unter Aufsicht<br />
ausgebildeter Ärzte.<br />
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE<br />
ZEITUNG, 23.10.20<strong>06</strong><br />
»Wer sich hier<br />
noch niederlässt,<br />
ist wahnsinnig«<br />
Ein Augenarzt aus<br />
Weiden fühlt sich in<br />
Deutschland gegängelt<br />
und siedelt nach Großbritannien<br />
um<br />
Der Weidener Augenart Adolf<br />
Pöllmann hat vom deutschen<br />
Gesundheitssystem die Nase<br />
voll. Wochenweise arbeitet<br />
er bereits in einer Klinik auf<br />
der britischen Insel Isle of<br />
Man. Ende 2007 will der 53-<br />
Jährige Deutschland ganz<br />
verlassen und nur noch tageweise<br />
nach Weiden zurückkommen,<br />
um dort Privatpatienten<br />
zu behandeln.<br />
SZ: Was macht Sie so wütend,<br />
dass Sie am liebsten<br />
gleich gehen würden?<br />
Pöllmann: Mich ärgert<br />
vor allem die Gängelei, die<br />
ausufernde Bürokratie im<br />
Gesundheitswesen. Wir Ärzte<br />
werden zunehmend daran<br />
766 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
gehindert, Patienten so zu<br />
behandeln, wie wir es gerne<br />
tun würden.<br />
SZ: Das britische Gesundheitswesen<br />
gilt hier nicht gerade<br />
als Vorbild.<br />
Pöllmann: Richtig. Wegen<br />
der langen Wartezeiten ist es<br />
für die Patienten manchmal<br />
schlechter als in Bayern,<br />
aber für Ärzte ist es drüben<br />
wesentlich besser.<br />
SZ: Laut einer Studie<br />
klagen 76,7 Prozent der Ärzte<br />
in Bayern über zuviel Verwaltungsarbeit,<br />
von den ins Ausland<br />
gegangenen Kollegen<br />
nur 23,3 Prozent. Deckt sich<br />
das mit Ihren Erfahrungen?<br />
Pöllmann: Zweifellos, die<br />
Verwaltungsarbeit im Ausland<br />
ist absolut null. Wenn<br />
ich dort nach Hause gehe,<br />
habe ich Feierabend. In Weiden<br />
setze ich mich zu Hause<br />
ins Büro und muss täglich<br />
mindestens zwei Stunden<br />
Papierkram erledigen.<br />
SZ: Wie profitieren Ihre<br />
Patienten dort von Ihrem<br />
Zugewinn an Zeit?<br />
Pöllmann: Ich habe pro<br />
Patient mindestens dreimal<br />
so viel Zeit wie in Bayern. Ich<br />
kann intensiver zuhören und<br />
erfahre auf diese Weise viel<br />
über die Krankheit. Vor allem<br />
aber hat der Patient noch<br />
eher das Gefühl, dass er als<br />
Mensch behandelt wird.<br />
Zudem: Das Arbeitsklima ist<br />
drüben besser. Die Leute<br />
gehen ganz anders miteinander<br />
um.<br />
SZ: Lohnt sich der Sprung<br />
auf die Insel auch finanziell?<br />
Pöllmann: In einer Woche<br />
verdiene ich als angestellter<br />
Arzt so viel wie mit meinem<br />
sechsköpfigen Praxisteam in<br />
Weiden in der gleichen Zeit.<br />
SZ: Was raten Sie jungen<br />
Menschen die den Arztberuf<br />
ergreifen wollen?<br />
Pöllmann: Sie sollten<br />
sich in Deutschland ausbilden<br />
lassen, dann aber ins<br />
Ausland gehen. Die deutsche<br />
Ausbildung ist zwar härter,<br />
aber umfangreicher. In Bayern<br />
würde ich auf gar keinen<br />
Fall mehr eine Praxis aufmachen.<br />
Ich halte jeden für<br />
einen Wahnsinnigen, der sich<br />
hier noch niederlässt.<br />
SZ: Wenn Medizinstudenten<br />
hier eine hervorragende<br />
Ausbildung erhalten, sollten<br />
sie dann nicht auch etwas für<br />
Land tun, das ihnen das ermöglicht?<br />
Pöllmann: Ich habe mein<br />
Studium vielfach an Steuern<br />
zurückgezahlt. Ich habe da<br />
kein schlechtes Gewissen.<br />
Ich würde ja auch ganz gerne<br />
hier weiterarbeiten, wenn die<br />
Konditionen besser wären.<br />
SZ: Was ist daran so<br />
schlimm, in Bayern Kassenarzt<br />
zu sein?<br />
Pöllmann: Die Gängelung<br />
seitens der kassenärztlichen<br />
Vereinigung. Ein Beispiel:<br />
Ich ziehe zurzeit mit meiner<br />
Praxis um. Obwohl die Räumlichkeiten<br />
nur 300 Meter von<br />
der alten entfernt liegen,<br />
brauche ich dazu eine Genehmigung.<br />
SZ: Können Sie denn<br />
Ihren Patienten noch die<br />
Ihrer Meinung nach notwendigen<br />
Medikamente verordnen?<br />
Pöllmann: Ich bin vor<br />
einem Jahr nahezu in jedem<br />
Quartal mit etwa 2000 Euro<br />
abgestraft worden, weil ich<br />
mein Medikamentenbudget<br />
überschritten hatte.<br />
SZ: Sie haben aber wohl<br />
keine Lust, den Kampf aufzunehmen?<br />
Pöllmann: Nein, das<br />
brauche ich jetzt nicht mehr<br />
– ich gehe!<br />
Interview: Dietrich Mittler<br />
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG,<br />
13.10.20<strong>06</strong><br />
Islam-Dialog<br />
Der Göttinger Islamforscher<br />
und heftige Kritiker des<br />
Islam, Professor Dr. Bassam<br />
Tibi, hat scharfe Kritik am<br />
Islam-Dialog von Bundesinnenminister<br />
Wolfgang<br />
Schäuble geübt. Wenn<br />
Schäuble ein »deutscher<br />
Islam« vorschwebe, laufe<br />
dieses auf eine Gleichstellung<br />
des Islam mit den<br />
christlichen Kirchen hinaus.<br />
Muslime würden eine verfassungsrechtliche<br />
Vertretung<br />
bekommen, könnten Kirchensteuer<br />
erheben und in<br />
öffentlichen Gremien sitzen,<br />
sagte Tibi den Stuttgarter<br />
Nachrichten. Die Vertreter<br />
des Islam würden folglich<br />
wirtschaftlich und politisch<br />
ungeheuer viel Macht bekommen,<br />
und nur Macht<br />
verstünden sie als Integration,<br />
um ihren Einfluss in<br />
Deutschland zu vergrößern.<br />
Das alles hätte Schäuble<br />
nicht verstanden, meint Tibi,<br />
weil er keine kompetenten<br />
Berater habe und die Folgen<br />
seines Handelns nicht durchschaue.<br />
Tibi ist selbst Moslem<br />
und beabsichtigt wegen<br />
der zunehmenden Schwäche,<br />
sich gegenüber dem aggressiven<br />
Islam zu behaupten,<br />
Deutschland zu verlassen<br />
und in die USA auszuwandern.<br />
RUNDBLICK, 13.10.20<strong>06</strong><br />
Sicherheitsleck<br />
in der MHH<br />
Daten von 18.533<br />
Patienten kamen per<br />
Post<br />
Ein mysteriöser Brief an die<br />
HWZ-Redaktion wirbelte in<br />
den letzten Tagen in der Region<br />
viel Staub auf. Der gepolsterte<br />
DIN-A5-Umschlag
enthielt neben einem nicht<br />
unterzeichneten Anschreiben<br />
eine CD-ROM mit sensiblen<br />
Daten von 18.553 Patienten<br />
der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover (MHH).<br />
Neben Details zu Namen,<br />
Anschriften, Arbeitgebern<br />
und Krankenkassen nennen<br />
die Dateien Einzelheiten zur<br />
Diagnose und Behandlung<br />
der Betroffenen, etwa das<br />
Einsetzen eines Implantats.<br />
Das Sicherheitsleck in der<br />
MHH – ist es eine Panne<br />
seitens der Uniklinik oder<br />
die Rache eines Mitarbeiters<br />
für interne Reibereien?<br />
Der Absender des Briefs<br />
behauptet, fünf gebrauchte<br />
Festplatten im Internet ersteigert<br />
und mit dem Programm<br />
»Recover my files«<br />
wieder herstellbare Daten<br />
darauf rekonstruiert zu haben.<br />
Insgesamt habe er so<br />
sechs Gigabyte sensibler<br />
Patientendaten erhalten.<br />
Eine »kleine Kostprobe« hat<br />
er auf die CD-ROM an die<br />
Redaktion gebrannt. Wahr<br />
oder eine Verschleierung der<br />
wirklichen Hintergründe?<br />
Bestürzung in der MHH.<br />
Dirk May, Leiter des Zentrums<br />
für Informationsmanagement<br />
der Medizinischen<br />
Hochschule (ZIMt), versichert:<br />
»In der MHH werden<br />
sensible Daten durch die<br />
Verwendung passwortgesicherter<br />
Anwendungssysteme<br />
geschützt. Diese erlauben<br />
einen Zugriff nur für berechtigte<br />
Personen. Nach unseren<br />
Recherchen waren drei<br />
Personen auf den Rechner<br />
zugriffsberechtigt, mittlerweile<br />
sind es nur noch zwei.<br />
Diese Systeme werden im<br />
Rechenzentrum betrieben,<br />
dessen Zugang besonders<br />
elektronisch gesichert ist.<br />
Bei der Ausmusterung alter<br />
Rechnersysteme, gleich ob<br />
Server oder PC, werden die<br />
Festplatten dieser Systeme<br />
vor dem Verkauf oder der<br />
Verschrottung generell neu<br />
formatiert und somit alle<br />
Daten gelöscht. Das Rechenzentrum<br />
der MHH hat in der<br />
Vergangenheit die Festplatte<br />
des fraglichen Rechners<br />
nicht ausgetauscht. Die Wiederherstellung<br />
von Daten<br />
mit »Recover my files« ist für<br />
die vom ZIMt im Rahmen der<br />
Ausmusterung formatierten<br />
Platten nicht möglich, da das<br />
verwendete Formatierungsverfahren<br />
die Platteninhalte<br />
mehrfach physisch überschreibt.<br />
Fakt ist: Der Unbekannte<br />
hat Absender und<br />
Adresse maschinell erstellt<br />
und ausgeschnitten. Diese<br />
Schnipsel wurden auf das<br />
Kuvert geklebt. Das Anschreiben<br />
im Brief auf einem<br />
schlichten weißen Blatt Papier<br />
trägt weder Briefkopf<br />
noch Unterschrift. Und der<br />
angegebene Absender im<br />
Raum Hildesheim existiert<br />
zwar wirklich, doch handelt<br />
es sich nach HWZ-Recherchen<br />
dabei um die Praxis-<br />
Adresse eines niedergelassenen<br />
Arztes.<br />
Wer ist der Absender?<br />
Der Mediziner, der nach<br />
eigenen Angaben nicht sehr<br />
erfahren im Umgang mit<br />
Computern ist und deshalb<br />
auch seine gesamte EDV von<br />
einem EDV-Betreuer managen<br />
lässt, war völlig überrascht<br />
und bestürzt über den<br />
Missbrauch seines Namens.<br />
Er schaltete inzwischen einen<br />
Rechtsanwalt ein. Stefan<br />
Zorn, Pressesprecher der<br />
MHH, erklärte gegenüber der<br />
HWZ: »Bei den uns vorgelegten<br />
Daten handelt es sich um<br />
Patienten, die infolge eines<br />
Arbeitsunfalls vor mehr als<br />
acht Jahren in der MHH behandelt<br />
wurden. Diese Da-<br />
tenbank ist nur auf einem<br />
Rechner dezentral installiert<br />
und mehrfach geschützt.<br />
Es gehört schon eine große<br />
Portion krimineller Energie<br />
dazu, sich diese Daten zu<br />
beschaffen. Der Direktor der<br />
betroffenen Abteilung wird<br />
Strafanzeige gegen Unbekannt<br />
stellen.« Auch <strong>Niedersachsen</strong>s<br />
Datenschützer<br />
nehmen sich des Falls an.<br />
Wilhelm Kaimeyer, Teamleiter<br />
beim Landesbeauftragten<br />
für den Datenschutz, der<br />
durch die HWZ von dem Vorgang<br />
erfuhr: »Das ist erschreckend.<br />
Wir werden der<br />
Sache unverzüglich nachgehen.«<br />
NIEDERSÄCHSISCHE WIRT-<br />
SCHAFTSZEITUNG, DEZEMBER<br />
20<strong>06</strong><br />
Ärger mit der<br />
Beihilfestelle<br />
Landesbehörde<br />
unterstellt Zahnärzten<br />
falsche Abrechnungen<br />
Ostfrieslands Zahnärzte sind<br />
sauer auf das Niedersächsische<br />
Landesamt für Bezüge<br />
und Versorgungen in Aurich.<br />
Die Behörde gewährt den<br />
beihilfeberechtigten Landesbediensteten<br />
wie Polizisten<br />
und Lehrern geringe Erstattungen<br />
von Behandlungskosten<br />
als früher. Was die Zahnärzte<br />
aber erzürnt, ist die<br />
Begründung, die den betroffenen<br />
Patienten offenbar gegeben<br />
wird: »Man unterstellt<br />
uns Abrechnungsfehler«, so<br />
die Erfahrung von Dr. Jörg<br />
Hendriks aus Aurich, Vorsitzender<br />
der Verwaltungsstelle<br />
Ostfriesland der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung<br />
<strong>Niedersachsen</strong> (KZVN). »Das<br />
ist geradezu unverschämt«,<br />
kritisiert auch der Weeneraner<br />
Zahnarzt Dr. Ulrich Keck,<br />
Vorsitzender der Bezirksstelle<br />
Ostfriesland der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
(ZKN).<br />
Anders als bei Kassenpatienten<br />
wird bei Privatversicherten<br />
nach der Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte<br />
(GOZ) abgerechnet. Die ist<br />
seit 1987 in Kraft und seither<br />
nicht mehr erhöht worden.<br />
»Der übliche 2,3fache GOZ-<br />
Satz entspricht oft nicht einmal<br />
dem, was wir für die Behandlung<br />
von Kassenpatienten<br />
bekommen«, so Heiko<br />
Decking, Vorsitzender der<br />
ZKN-Kreisstelle Aurich. Bei<br />
technisch schwierigen oder<br />
zeitaufwändigeren Behandlungen<br />
dürfen Zahnärzte bis<br />
zum 3,5fachen GOZ-Satz abrechnen,<br />
müssen das aber<br />
im Einzelfall begründen.<br />
Jetzt würden von der Beihilfestelle<br />
»fast sämtliche individuelle<br />
Begründungen als<br />
nicht mehr ausreichend«<br />
angesehen und entsprechend<br />
nur noch der 2,3fache Satz<br />
erstattet. Für Hendriks eine<br />
»willkürliche Kürzung«, die<br />
allerdings zu Einsparungen<br />
beim Land führt.<br />
Leidtragende weil zahlungspflichtig<br />
sind die Landesbediensteten,<br />
die von ihrem<br />
Dienstherrn geringe Erstattungen<br />
bekommen. Sie<br />
aber müssen ihrem Zahnarzt<br />
den vollen Rechnungsbetrag<br />
bezahlen. Was nicht jeder<br />
einsehen will, vor allem,<br />
wenn das Landesamt seine<br />
Kürzung so geschickt begründet,<br />
dass der Anschein<br />
erweckt wird, die Rechnung<br />
sei nicht in Ordnung. »Der<br />
Zahnarzt wird ungerechtfertigt<br />
in ein schlechtes Licht<br />
gerückt«, so Heiko Decking.<br />
Die Beihilfestellen sollten<br />
gegenüber den Landesbediensteten<br />
offen und ehrlich<br />
erklären, warum sie die Kür-<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 767
PRESSE & MEDIEN<br />
zungen vornehmen, so<br />
Dr. Ulrich Keck. »Es geht<br />
darum, dass das Land Geld<br />
sparen will und um nichts<br />
anderes.«<br />
MEDIENBÜRO SIEMER,<br />
16.11.20<strong>06</strong><br />
Gericht stoppt<br />
Versteigerung von<br />
Zahnarztleistungen<br />
Internetportal verstößt<br />
gegen Berufsrecht<br />
Das Internetportal »2tezahnarztmeinung.de«<br />
stellt<br />
einen Verstoß gegen das<br />
zahnärztliche Berufsrecht<br />
dar. Das Landgericht München<br />
I gab gestern einer Klage<br />
der beiden Vorsitzenden<br />
der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Bayerns (KZVB),<br />
Dr. Janusz Rat und Dr. Martin<br />
Reißig, statt.<br />
»Die Versteigerung von<br />
zahnärztlichen Leistungen<br />
im Internet ist nicht mit der<br />
Berufsordnung der Zahnärzte<br />
vereinbar«, stellte das<br />
Gericht in der mündlichen<br />
Verhandlung fest und schloss<br />
sich damit der Auffassung<br />
der KZVB-Führung an.<br />
Die beiden Vorsitzenden<br />
sehen in dem Internetportal<br />
eines Düsseldorfer Geschäftsmanns<br />
eine Aufforderung<br />
zum unlauteren Wettbewerb.<br />
»Zahnärzte werden<br />
dazu verleitet, nicht kostendeckende<br />
Einstandspreise<br />
anzubieten, um den Patienten<br />
in die Praxis zu locken«,<br />
so Rat. Zahnärztliche Leistungen<br />
würden nicht ohne<br />
Grund nach einer Gebührenordnung<br />
abgerechnet. Preisdumping<br />
könne zu Lasten der<br />
Qualität und damit letztlich<br />
zu Lasten des Patienten gehen.<br />
Dr. Janusz Rat verwies<br />
darauf, dass die KZVB den<br />
768 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Wunsch der Patienten nach<br />
einer zweiten Meinung<br />
durchaus respektiere. Diese<br />
müsse aber seriös und fachlich<br />
fundiert sein. Die KZVB<br />
biete deshalb seit kurzem<br />
selbst eine unabhängige<br />
Zahnarzt-Zweitmeinung an.<br />
Dabei beurteile ein erfahrener<br />
Zahnarzt den Gebisszustand<br />
des Patienten.<br />
Zahnärzte hingegen, die<br />
sich an der Internetplattform<br />
beteiligten, hätten den Patienten<br />
vorher nicht gesehen<br />
und lediglich auf Grundlage<br />
eines Heil- und Kostenplanes<br />
– also nur nach Aktenlage –<br />
ein Angebot abgegeben.<br />
»Ich bin erleichtert, dass<br />
dieses unseriöse Geschäftsmodell<br />
verboten wurde«,<br />
resümiert Rat. Ärztliche<br />
Leistungen dürften nicht zum<br />
Gegenstand von Internetauktionen<br />
werden. Krankenkassen,<br />
die ihre Versicherten an<br />
einen solchen Internetanbieter<br />
vermitteln, erwiesen ihnen<br />
damit einen Bärendienst.<br />
Die zahnärztliche Versorgung<br />
eines Patienten sei keine Ware.<br />
Das Urteil ist noch nicht<br />
rechtskräftig. Der Betreiber<br />
des Portals kann in Berufung<br />
gehen.<br />
KASSENZAHNÄRZTLICHE<br />
VEREINIGUNG BAYERNS,<br />
PRESSEINFORMATION,<br />
16.11.20<strong>06</strong><br />
Privatsprechstunde<br />
nicht zu beanstanden<br />
Bekanntlich hatte Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt<br />
(SPD) Ärzte davor gewarnt,<br />
Privatversicherte bei der<br />
Terminvergabe zu bevorzugen,<br />
weil dies gegen die vertragsärztlichen<br />
Pflichten verstoße.<br />
Sie hatte Geldbußen<br />
bis zu 10.000 Euro angedroht.<br />
Demgegenüber hatte noch<br />
im Juli 2005 der Staatssekretär<br />
im BMG, Dr. Klaus Theo<br />
Schröder, in einem Brief an<br />
die Berliner Gesundheitssenatorin<br />
Dr. Heide Knaake-<br />
Werner zum Thema »Privatsprechstunde«<br />
eindeutig<br />
festgestellt: »Der Vertragsarzt<br />
verstößt nicht gegen<br />
seine vertragsärztlichen<br />
Pflichten, wenn er in seiner<br />
Eigenschaft als Privatarzt<br />
außerdem zusätzliche<br />
Sprechstunden ausschließlich<br />
für Privatpatienten vorhält«.<br />
Schröder hatte außerdem<br />
klargestellt, dass der<br />
Vertragsarzt unabhängig<br />
davon, ob er nebenbei noch<br />
als Privatarzt tätig ist, seine<br />
Sprechstunden für Versicherte<br />
so zeitumfänglich einrichten<br />
muss, »dass diese<br />
entsprechend ihrem Behandlungsbedarf<br />
(z. B. Notfall,<br />
Akut- oder Vorsorge) zeitnah<br />
behandelt werden können.«<br />
Quelle: frf, änd<br />
FVDZ FREI FAX, 20.11.20<strong>06</strong><br />
Initiative der<br />
EU-Kommission:<br />
Chance für den<br />
Gesundheitsmarkt!<br />
Brüssel (27. November 20<strong>06</strong>).<br />
Die aktuelle Initiative der<br />
Europäischen Kommission,<br />
den Gesundheits-Dienstleistungsbereich<br />
gesondert zu<br />
regeln, war heute Gegenstand<br />
des »6. Europäischen<br />
Forums für Freie Zahnmedizin«<br />
in Brüssel. Das von sieben<br />
europäischen zahnärztlichen<br />
Verbänden unter der<br />
Schirmherrschaft des Europa-Abgeordneten<br />
Dr. Andreas<br />
Schwab veranstaltete<br />
Forum wurde wie in den Vorjahren<br />
vom Freien Verband<br />
Deutscher Zahnärzte organisiert.<br />
Unter der Headline:<br />
»Die zukünftige EU-Gesetzgebung<br />
zu Gesundheitsdienstleistungen<br />
– Nationale<br />
Grenzen oder offene Märkte?«<br />
wurde mit Vertretern<br />
der Europäischen Institutionen,<br />
Vertretern der Finnischen<br />
Ratspräsidentschaft,<br />
Rechtsexperten und Verbraucherschützern<br />
das Pro und<br />
Kontra der Kommissionsinitiative<br />
erörtert. In einem<br />
Statement machte der für<br />
die Europaarbeit zuständige<br />
stellvertretende Bundesvorsitzende<br />
des Freien Verbandes,<br />
Dr. Ernst-Jürgen Otterbach,<br />
deutlich, dass die Kommissionsinitiative<br />
die Chance<br />
beinhalte, den europäischen<br />
Gesundheitsmarkt nachhaltig<br />
zu beleben. Ziel müsse es<br />
sein, alle der europäischen<br />
Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheitzuwiderlaufenden<br />
Hemmnisse bei der<br />
Inanspruchnahme und Erbringung<br />
von Gesundheitsdienstleistungen<br />
sowohl für<br />
Ärzte, Zahnärzte als auch<br />
Patienten zu beseitigen.<br />
Dringend erforderlich sei es,<br />
so Otterbach, »endlich die<br />
vom Europäischen Gerichtshof<br />
in eindrucksvollen Urteilen<br />
längst bestätigte europäische<br />
Dienstleistungsfreiheit<br />
im Gesundheitsbereich zu<br />
kodifizieren«. Transparente<br />
und klare europaweit geltende<br />
Regelungen, die eine<br />
Abschottung der nationalen<br />
Gesundheitssysteme vor einem<br />
europäischen Gesundheitsmarkt<br />
ausschließen,<br />
seien längst überfällig und<br />
im Sinne der europäischen<br />
Bürgerinnen und Bürger.<br />
FVDZ NEWSLETTER, 27.11.20<strong>06</strong>
17.–20.1.2007 Braunlage 54. Winterfortbildungskongress der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong>, »Präventive und<br />
ästhetische Zahnheilkunde – Der Weg zum dauerhaft schönen Lächeln«, Infos: Ansgar<br />
Zboron, Tel.: (05 11) 8 33 91-303<br />
14.2.2007 Hannover Mitgliederversammlung der VuV. Infos: Bettina Henker, Tel.: (05 11) 9 84 55 51<br />
20.–24.3.2007 Köln 32. Internationale Dental-Schau<br />
17.–19.5.2007 Wiesbaden 57. Jahrestagung des Arbeitskreises für Oralpathologie und Oralmedizin, Infos: Priv.-Doz.<br />
Dr. Dr. J. Kleinheinz, Tel: (02 51) 8 34-7005<br />
Vom 17.-19. Mai 2007 in Wiesbaden:<br />
57. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Kieferchirurgie und 28. Jahrestagung<br />
des Arbeitskreises für Oralpathologie und<br />
Oralmedizin<br />
Themen: AGKi: Die Kieferhöhle – Trauma, Infektion<br />
und Implantation<br />
Die Osteoporose – Aspekte für die<br />
Kieferchirurgie<br />
Disputatio: Tumorchirurgie des<br />
Oberkiefers<br />
AKOPOM: Die Kieferhöhle – Physiologie und<br />
Pathologie<br />
Informationen:<br />
http://www.ag-kiefer.de<br />
Schriftführer der AGKi: Priv.-Doz. Dr. Dr. J. Kleinheinz, Waldeyerstr.<br />
30, 48149 Münster. (02 51) 8 34-7005 (Sekretariat),<br />
Johannes.Kleinheinz@ukmuenster.de<br />
http://www.akopom.de<br />
Vorsitzender des AKOPOM: Prof Dr. Dr. T. E. Reichert, Franz-<br />
Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg. (09 41) 9 44-6301,<br />
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12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 769
FORTBILDUNG<br />
TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />
Bezirksstelle Braunschweig<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Harald Salewski, Berliner Str. 28-30,<br />
38226 Salzgitter Tel: (0 53 41) 8 48 30<br />
7.2.2007, 19.00 – ca. 21.30 Uhr. Ort: Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel,<br />
Salzdahlumer Str. 46, 38302 Wolfenbüttel.<br />
»Abform- und Gewebsmanagement für optimalen<br />
Zahnersatz.« Referent: Prof. Dr. Bernd Wöstmann,<br />
Giessen.<br />
11.4.2007, 19.00 – ca. 21.30 Uhr. Ort: Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel,<br />
Salzdahlumer Str. 46, 38302 Wolfenbüttel.<br />
»Die perfekte Kompositefüllung – State of the<br />
Art.« Referent: Dr. Uwe Blunck, Berlin.<br />
Datum Thema Referent<br />
26.1.07 Psychosomatik in der Zahnheilkunde Fr. PD Dr. Wolowski ZÄ-Fobi<br />
25.1.07 Bremer Zahnärzte Colloquium / Aktuelle Entwicklung in der Demenz Hr. OA Dr. Ebke ZÄ-Fobi<br />
15.2.07 Bremer Zahnärzte Colloquium / Was sollte der Zahnarzt über das<br />
Arbeitsrecht wissen?<br />
Hr. RA Nentwig ZÄ-Fobi<br />
17.2.07 BALANCE HALTEN / Wie man zukünftige Sorgenfalten vermeidet Stephan Kock ZÄ-Fobi<br />
und entstandene glättet (BWL-Seminar)<br />
24.2.07 Zahnärztliche Fotografi e Hr. Dr. Bertzbach ZÄ-Fobi<br />
8.3.07 Bremer Zahnärzte Colloquium / Forensik, Aufklärung, Dokumentation Hr. Prof. Dr. Dr. Figgener ZÄ-Fobi<br />
Team- Kurs<br />
9.3. – 10.3.07 Quadrantensanierung Hr. Dr. Maak ZÄ-Fobi<br />
17.3.07 Die prothetische Planung Hr. Prof. Biffar ZÄ-Fobi<br />
9.2.07 Wirtschaftlichkeitsprüfung nach altem und neuem Recht Verstehen, Referent: RA Frank Ihde Team-Kurs<br />
verinnerlichen, vorbereiten, verteidigen (Referent aus dem Hause<br />
Wuttig)<br />
16.3.07 Wenn Kauen ein Problem ist Fr. Dr. van Oost Team-Kurs<br />
21.3.07 Zufrieden ist nicht Zufrieden genug Fr. Kühn ZFA-Fobi<br />
27.1.07 Prophylaxe I Hr. Dr. Reineke / Fr. Mack ZFA-Fobi<br />
10.2.07 / 17.2.07 Prophylaxe II Fr. Mack ZFA-Fobi<br />
7.3.07 Prophylaxe Gesprächskreis Hr. Dr. Reineke / Fr. Mack ZFA-Fobi<br />
Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, erhalten Sie nähere Informationen auf unserer Homepage unter www.zaek-hb.de.<br />
Gerne können Sie sich auch telefonisch an uns wenden. Ansprechpartner der Zahnärztekammer Bremen für Fortbildung:<br />
Frau Rubina Khan, (04 21) 3 33 03 77, r.khan@zaek-hb.de.<br />
770 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Bezirksstelle Göttingen<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Gerd Laufenberg, Keplerstr. 13, 37085<br />
Göttingen, Tel. (05 51) 4 80 48<br />
10.2.2007, 09.00 – ca. 12.30 Uhr. Ort: Hotel »Freizeit IN«, Dransfelder<br />
Str. 3, 37079 Göttingen. »Plastische Parodontaltherapie<br />
– Recessionsdeckungen mit Bindegewebstransplantaten.«<br />
Referent: Dr. Benjamin Ehmke, Münster.<br />
24.2.2007, 9.00 – ca. 13.00 Uhr. Ort: Universitätsklinikum<br />
Göttingen, Hörsaal 542, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen.<br />
»25 Jahre Implantologie – Zu Ehren von Prof. Dr. mult.<br />
H.G. Jacobs.« Referenten: Abteilung für zahnärztliche Chirurgie<br />
der ZMK-Klinik Göttingen.<br />
Bezirksstelle Stade<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Volker Thoma, Bahnhofstr. 21-25,<br />
21614 Buxtehude, Tel. (0 41 61) 5 29 08<br />
10.2.2007, 9.00 – ca. 13.00 Uhr. Ort: NN. »Adhäsivbrücken<br />
und –attachments. Einfach und gut!« Referent: Prof. Dr.<br />
Matthias Kern, Kiel.<br />
Fortbildungsveranstaltungen ZAHNÄRZTEKAMMER BREMEN 1. Quartal
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGRAMM<br />
für Zahnärzte und Praxiszahntechniker<br />
Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-0 · Telefax (05 11) 8 33 91-3<strong>06</strong><br />
Datum Zeiten Nr./Gebühr Thema Referent<br />
Januar 2007<br />
Fr., 26.01. 14:00 – 18:00 Z 0701 Endodontie im Milchgebiss Hirsch<br />
€ 120,–<br />
Fr., 26.01. 14:00 – 18:00 Z 0702 Zähneknirschen und Gesichtsschmerz Schön<br />
€ 75,–<br />
Fr., 26.01. 14:00 – 18:00 Z 0703 Okklusionsschienen – sachgerechte Herstellung Asselmeyer<br />
Sa., 27.01. 9:00 – 18:00 € 265,–<br />
Februar 2007<br />
Fr., 2.2. 14:00 – 18:00 Z 0704 Homöopathie für Zahnärzte II Feldhaus<br />
Sa., 3.2. 9:00 – 17:00 € 195,–<br />
Sa., 3.2. 9:00 – 16:00 Z/F 0705 Prophylaxe – Der sanfte Weg zu Tschackert<br />
€ 285,– gesunden Zähnen<br />
Mi., 7.2. 14:00 – 18:00 Z/F 07<strong>06</strong> Darf’s ein bisschen mehr sein? Borchers<br />
€ 90,– Die aktuelle Abrechnung von zahnärztlichen Leistungen<br />
Fr., 9.2. 14:00 – 18:00 Z 0707 Das parodontale Management in der täglichen Praxis Beck<br />
Sa., 10.2. 9:00 – 17:00 € 220,–<br />
Fr., 9.2. 13:00 – 20:00 Z 0708 Rotierende Wurzelkanalaufbereitung mit Appel<br />
Sa., 10.2. 9:00 – 17:00 € 875,– Nickel-Titan-Instrumenten<br />
Mi., 14.2. 9:00 – 18:00 Z 0709 Plastische parodontale Chirurgie zur Topoll<br />
€ 320,– Behandlung parodontaler Rezessionen<br />
Mi., 14.2. 14:00 – 18:00 Z 0710 Notfallmanagement in der zahnärztlichen Praxis Hagemann<br />
€ 80,–<br />
Mi., 21.2. 14:00 – 19:00 Z 0711 Erfolgsfaktoren für Ihre Praxis – die Geheimnisse Klein<br />
€ 90,– von Spitzenpraxen<br />
Mi., 28.2. 14:00 – 18:00 Z 0712 10 Schritte zum erfolgreichen Start in die Hypnose – Bittner<br />
€ 110,– heut erlernt, morgen genutzt<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 771
INFORMATIVE PRESSE-INFORMATIONEN DER INDUSTRIE, FÜR DEREN INHALT DIE JEWEILIGEN HERAUSGEBER VERANT W ORTLICH ZEICHNEN<br />
Dentalmarkt<br />
Neue Pflegepastille für<br />
ein spürbar sauberes Mundgefühl!<br />
Die Zungenoberfläche ist eine<br />
Brutstätte für Bakterien, die<br />
Zähne und Zahnfleisch gefährden<br />
und Mundgeruch hervorrufen<br />
können. Zungenpflege und -reinigung<br />
wird daher nicht nur zunehmend von<br />
Zahnmedizinern zur Optimierung der<br />
Mundhygiene gefordert, sondern stößt<br />
auch bei Patienten auf immer mehr Interesse.<br />
Dieser aus präventivmedizinischer<br />
Sicht erfreulichen Tendenz hin zu<br />
einer umfassenderen Mundgesundheitsvorsorge<br />
trägt Wrigley Oral Healthcare<br />
Programs mit der Weiterentwicklung<br />
seiner Extra-Zahnpflegereihe<br />
Rechnung. Das Ergebnis mehrjähriger<br />
intensiver Forschung sind Wrigley’s Extra<br />
Professional Mints mit Mikrogranulaten<br />
und Minzöl, dessen antibakterielle<br />
Wirksamkeit seit langem wissenschaftlich<br />
nachgewiesen ist.<br />
Das Lutschen der neuen Pflegepastillen<br />
führt zu einer Reduktion anaerober<br />
Keime auf der Zunge um bis zu 74<br />
Prozent, wie eine aktuelle klinische Studie<br />
zeigt. Dies ist insbesondere für die<br />
Vorbeuggung von Mundgeruch (Halitosis)<br />
aber auch von Zahnfleischentzündungen<br />
(Gingivitis, Parodontitis)<br />
bedeutsam.<br />
Das angenehm sanfte Reiben der lamellierten<br />
Oberfläche mit Mikrogranulaten<br />
macht den Reinigungseffekt<br />
772 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
auf der Zunge besonders erlebbar.<br />
Neben der Keimreduktion auf der<br />
Zunge und im Mund stimulieren die<br />
Pflegepastillen den Speichelfluss, fördern<br />
die Säureneutralisation,<br />
den Anstieg des pH-<br />
Wertes im Mund<br />
und sind nicht erosiv.<br />
Erhältlich sind<br />
sie in zwei Geschmacksrichtungen<br />
(Classic<br />
und Orange).<br />
Bestellformulare<br />
können Zahnärzte<br />
per Fax unter 089 / 66 510 457 anfordern<br />
oder direkt im Internet unter<br />
www.wrigley-dental.de bestellen.<br />
Elektrozahnbürsten für<br />
unterschiedliche Patientenbedürfnisse!<br />
Die Bedürfnisse und Ansprüche<br />
der Patienten zur häuslichen<br />
Mundhygiene sind individuell<br />
verschieden – und genauso vielfältig<br />
sind auch die elektrischen Zahnbürsten<br />
von Oral-B. Jüngstes Mitglied in der<br />
Angebotspalette und neues Premium-<br />
Modell ist die Triumph: Mit ihrer innovativen<br />
Ausstattung motiviert sie den<br />
Patienten auf besondere Weise – und<br />
bietet damit hervorragende Voraussetzungen<br />
zur Verbesserung seiner Mundhygiene.<br />
Dieses Modell zeichnet sich dabei<br />
besonders durch ihre so genannte<br />
Smart Technology aus. Diese integrierte<br />
interaktive Technologie vermittelt<br />
dem Benutzer pflegerelevante Informationen.<br />
Zur Anzeige kann sich der<br />
Anwender eine von insgesamt 13 verschiedenen<br />
Display-Sprachen auswählen.<br />
So zeigt der Smart-Timer dem Verwender<br />
nach dem Zähneputzen an, ob<br />
die empfohlene Putzzeit eingehalten<br />
wurde. Außerdem erinnert die Zahnbürste<br />
an den zahnärztlich empfohlenen<br />
Bürstenkopfwechsel nach drei Monaten.<br />
Die neu entwickelte MicroPulse<br />
Aufsteckbürste wiederum verfügt über<br />
ein innovatives Bürstenkopfdesign.<br />
Vier verschiedene Reinigungsstufen<br />
stehen dem Anwender zur Verfügung.<br />
Doch bei aller Vielfalt unterschiedlicher<br />
Bürstenköpfe bevorzugen einige<br />
Patienten die Benutzung einer Schallzahnbürste,<br />
die an das Putzgefühl mit<br />
einer Handzahnbürste erinnert. Diesen<br />
Anspruch erfüllt weiterhin die Ausführung<br />
Sonic Complete DLX: Bei ihr<br />
kann der Anwender zwischen einem<br />
Putzmodus aus vibrierenden Schwingbewegungen,<br />
einem verlangsamten<br />
Modus zur Reinigung empfindlicher<br />
Bereiche und einem Massage-Modus<br />
für das Zahnfleisch wählen. Ihr gepolsterter<br />
Bürstenkopf erinnert dabei an<br />
den einer manuellen Zahnbürste und<br />
weist eine moderne Borstentechnologie<br />
aus CrissCross- und Indicator-Borsten<br />
auf.<br />
Für den Einsteiger in die Mundpflege<br />
mit Schalltechnologie eignet sich<br />
auch die neue Vitality Sonic mit dem<br />
gleichem Bürstenkopf. Alternativ steht<br />
in diesem Einstiegssegment auch eine<br />
Variante mit oszillierend-rotierender<br />
Putztechnologie und Flexi-Soft-Aufsteckbürste<br />
zur Verfügung. Die für die<br />
zahnärztliche Praxis mit einem Timer<br />
versehene Vitality Precision Clean eignet<br />
sich dabei ebenfalls speziell zur<br />
Empfehlung für alle, denen die elektrische<br />
Mundpflege bislang zu kostspielig<br />
erschien.<br />
Ein guter Tipp und ab sofort zur Weitergabe<br />
an den Patienten erhältlich ist<br />
auch die neue Putzanleitung zur Oralprophylaxe<br />
mit der Triumph. Außerdem<br />
steht für die zahnärztliche Praxis<br />
jetzt ein modifizierter Empfehlerblock<br />
zur Verfügung, der für den Patienten<br />
sämtliche Produkte aufführt, die oben<br />
beschrieben sind. Zahnarzt-Praxen erhalten<br />
sie zum besonders attraktiven<br />
Zahnarztvorzugspreis. Bestellungen<br />
werden unter der Rufnummer (0 61 73)<br />
30 32 85 entgegen genommen.<br />
Die schnelle und sichere<br />
Sterilisation<br />
Mit dem neuen Sterilisator<br />
STERIclave B ergänzt KaVo<br />
sein Produktportfolio im Hy-
gienebereich. In Kombination<br />
mit dem QUATTROcare<br />
Gerät bietet das Unternehmen<br />
dem Anwender ein optimales Hygiene-<br />
und Pflegeprogramm für perfekt gereinigte<br />
und hygienisch wiederaufbereitete<br />
Instrumente an. Einfach und sicher<br />
für Praxisteam und Patienten.<br />
Direkt nach der Behandlung werden<br />
die Instrumente im QUATTROcare gereinigt<br />
und gepflegt, verpackt und anschließend<br />
im STERIclave B sterilisiert,<br />
sodass sie innerhalb kürzester Zeit wieder<br />
für den nächsten Patienten zur Verfügung<br />
stehen. Spezielle, auf den Sterilisationszyklus<br />
abgestimmte Tüten<br />
und Trays komplettieren das Angebot.<br />
Neben 7 Programmen, aus denen der<br />
Anwender wählen kann, besteht die<br />
Möglichkeit zur Durchführung eines<br />
Bowie & Dick oder Vakuum Tests.<br />
Die vollautomatischen Sterilisationsvorgänge<br />
werden einfach per<br />
Knopfdruck gestartet, wobei die Kontrollanzeige<br />
des Gerätes immer über<br />
die aktuellen Parameter informiert.<br />
Die Zyklusdauer beträgt 13-40 min bei<br />
Regelprogrammen.<br />
Über spezielle Heizelemente mit<br />
elektronischer Temperatursteuerung<br />
gewährleistet das Geräte eine konstante<br />
Sterilisationstemperatur. Eine Überhitzung<br />
des Sterilisationsgutes ist somit<br />
ausgeschlossen. Die integrierte Höhenkompensation<br />
sichert unabhängig<br />
vom Aufstellort die exakte Einhaltung<br />
der Sterilisationsparameter. Ein integrierter<br />
Drucker dokumentiert die jeweiligen<br />
Zyklusdaten.<br />
Als Autoklave der Klasse B, erfüllt<br />
der STERIclave B die<br />
höchsten Anforderungen<br />
und ist für alle<br />
Sterilisationsgüter<br />
(insbesondere Hohlkörper)<br />
sowie alle Arten<br />
von Sterilisationsverpackungenuneingeschränkteinsetzbar.<br />
Weitere Informationen<br />
unter: www.kavo.com<br />
Kraftvoll, sanft –<br />
und jetzt noch diskreter<br />
Zu einer erfolgreichen Zahnbehandlung<br />
gehört ein ergonomisches<br />
Arbeitsumfeld ebenso wie<br />
ein positiv eingestellter<br />
Patient. Ein angenehmes<br />
akustisches<br />
Ambiente im Behandlungsraum<br />
kann dazu einen<br />
durchaus wesentlichen<br />
Beitrag leisten.<br />
Deshalb rüstet Dürr<br />
Dental ab sofort vom<br />
Werk aus die Silver<br />
Airline Kompresso-<br />
ren mit neu entwickeltenSchalldämpfern<br />
aus. Diese reduzieren<br />
den Schall um<br />
3,7 dB(A) – die empfundene<br />
Lautstärke<br />
wird nochmals halbiert.<br />
Selbstver-<br />
ständlich können bestehende<br />
Anlagen<br />
einfach nachgerüs-<br />
tet werden.<br />
Seit über 65 Jahren<br />
treibt das Unternehmen<br />
den Fortschritt<br />
im Dienste der<br />
Zahnmedizin voran.<br />
Dazu gehört auch,<br />
dass Dürr Kompressoren<br />
mit Trockenluftanlage<br />
nicht geschmiert<br />
werden<br />
müssen, was strengste Hygiene und<br />
Schutz vor Infektionen ermöglicht. Um<br />
jedes denkbare Restrisiko noch weiter<br />
zu minimieren, wurde ein Sterilfilter<br />
für Trockenluftanlagen entwickelt, der<br />
sich besonders bei chirurgischen und<br />
implantologischen Arbeiten empfiehlt.<br />
Mit einer Filterfeinheit von 0,01 µm<br />
werden neben Pilzsporen und Bakterien<br />
selbst kleinste Viren aus der Druckluft<br />
entfernt. Bezogen auf einen repräsentativen<br />
Testvirus hält der Sterilfilter<br />
99,99999 Prozent der Keime zurück. Er<br />
kann ebenso einfach nachgerüstet<br />
werden wie der Schalldämpfer und<br />
muss nur einmal jährlich ausgewechselt<br />
werden.<br />
Die neuen entwickelten Schalldämpfer<br />
und die Sterilfilter von Dürr<br />
Dental sind über den Dentalfachhandel<br />
erhältlich.<br />
100 Jahre Chlorodont<br />
Der besondere Kalender für 2007<br />
Im Mai 1907 präsentierte<br />
der Dresdner Apotheker<br />
Dr. Heinsius v. Mayenburg<br />
seiner Kundschaft erstmals<br />
die von ihm erfundene<br />
Chlorodont-Zahncreme.<br />
Mit einem für die damali-<br />
ge Zeit beispiellosen<br />
Werbeaufwand wurde<br />
CHLORODONT<br />
in der Folgezeit welt-<br />
weit bekannt gemacht<br />
und weltweit verkauft.<br />
Anlässlich des<br />
100-jährigen Jubiläums<br />
haben wir, mit Unterstützung<br />
des Werksarchives,<br />
die schönsten Werbemotive aus dieser<br />
Zeit zu einem Kalender zusammengestellt.<br />
In qualitativ hochwertigem Offsetdruck können wir<br />
diesen Kalender unseren Lesern exklusiv anbieten.<br />
Format: 30 x 46 cm<br />
Preis: 15,– €<br />
zzgl. Versand<br />
Satztechnik Meißen GmbH · Am Sand 1c · 01665 Nieschütz<br />
Telefon: 0 35 25/71 86-0 · Fax: 0 35 25/71 86-12<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 773
Personalia<br />
Unser Präsident wird 50<br />
Wenn man mit 48 Jahren<br />
zum Präsidenten<br />
der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> –<br />
und damit zum jüngsten<br />
Kammerpräsidenten Deutschlands<br />
– gewählt wird, richten sich automatisch<br />
von allen Seiten die Blicke auf<br />
»den neuen Mann« an der Spitze. Machte<br />
die Hannoveraner Kollegenschaft<br />
durch ihr beeindruckendes Votum bei<br />
den Kammerwahlen deutlich, was man<br />
in seinem bisherigen Wirkungskreis<br />
von den besonderen Qualitäten des<br />
Herzliche<br />
Glückwünsche<br />
zum Geburtstag!<br />
1.11.20<strong>06</strong> Dr. Horst Hoffmann (80),<br />
Kopperhörner Straße 27, 26384 Wilhelmshaven<br />
4.11.20<strong>06</strong> Peter-Heinz Eggers (80),<br />
Schillerstraße 7, 27472 Cuxhaven<br />
7.11.20<strong>06</strong> Siegfried Voß (80),<br />
Sandstraße 12, 30823 Garbsen<br />
12.11.20<strong>06</strong> Dr. Werner Reinken (80)<br />
Glückaufstraße 12, 49124 Georgsmarienhütte<br />
12.11.20<strong>06</strong> Jürgen Koch (75),<br />
Häcklinger Weg 57, 21335 Lüneburg<br />
14.11.20<strong>06</strong> Dolly Baumann (85),<br />
Debstedter Straße 12, 27607 Langen<br />
15.11.20<strong>06</strong> Dr. Klaus-Dietrich Berlin (80),<br />
An der Quellenburg 7, 49080 Osnabrück<br />
21.11.20<strong>06</strong> Dr. Jürgen Steding (75),<br />
Wolfenbütteler Straße 1, 30519 Hannover<br />
22.11.20<strong>06</strong> Dr. Herbert Piske (85),<br />
Richthofenstraße 39, 26409 Wittmund<br />
28.11.20<strong>06</strong> Dr. Rolf Kopf (70),<br />
Pfitznerstraße 12, 48527 Nordhorn<br />
30.11.20<strong>06</strong> Dr. Hildegard Behr-Herbering (94),<br />
Holljestraße 9, 26188 Edewecht<br />
774 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
»Kollegen Sereny« hielt, konnte der<br />
frisch gebackene Präsident in seinem<br />
ersten Amtsjahr sowohl auf Landes- als<br />
auch auf Bundesebene zeigen, was in<br />
ihm steckt. Mittlerweile sieht man<br />
überall in auffallend freudige, anerkennende<br />
Gesichter, kommt man auf<br />
Michael Sereny zu sprechen.<br />
Auch ein junger Präsident wird älter,<br />
man nennt das dann höflich: erfahrener.<br />
So feierte Michael Sereny am 5. Dezember<br />
seinen 50. Geburtstag. Geboren<br />
und aufgewachsen in Franken<br />
(Ebern, Coburg, Ansbach), zog es ihn<br />
1976 zum Studium der Zahnmedizin<br />
nach Hannover, das seitdem in gegenseitiger<br />
Zuneigung seine neue Heimat<br />
wurde. Eine fünfjährige Assistententätigkeit<br />
an der MHH brachte ihn in intensiven<br />
Kontakt sowohl mit den lehrenden<br />
Kollegen als auch mit den von<br />
ihm in den Kursen der Abteilung Professor<br />
Triadan Betreuten. So nimmt es<br />
nicht wunder, dass Michael Sereny als<br />
10-jähriges Dienst-Jubiläum Frau Bartsch<br />
»Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> – Sie sprechen mit...<br />
...Frau Bartsch.« – Seit 10 Jahren ist sie die Stimme der ZKN. Eine der beiden<br />
Stimmen, die sich melden, wenn die Telefonzentrale der Kammer<br />
angerufen wird. Fragen Sie sich, wie der Mensch aussieht, der hinter<br />
dieser stets freundlichen Stimme steht? Hier können Sie es sehen (siehe<br />
Bild). Dabei geht es manchmal recht turbulent zu, wenn am Empfang<br />
gleichzeitig die Teilnehmer der Akademiekurse begrüßt und geleitet<br />
werden wollen, die eingehende Post der<br />
gesamten Kammer sortiert und schnell an<br />
die einzelnen Abteilungen verteilt werden<br />
muss und dazu mal wieder alle Anrufer zur<br />
gleichen Zeit die Telefonzentrale anklingeln.<br />
Die auch gebürtige Hannoveranerin,<br />
gelernte Großhandelskauffrau, Mutter<br />
zweier erwachsener Töchter und jung gebliebene<br />
Großmutter zweier Enkel, die den<br />
Sport – auch den eigenen – liebt, bleibt immer<br />
ruhig und hilfsbereit. »Ich mache meine<br />
Arbeit eben gerne« erklärt sie, »ich hoffe,<br />
das merkt man?« – Ja, man merkt es!<br />
Herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen<br />
Jubiläum, Frau Bartsch!<br />
Rita Bartsch<br />
Dr. Michael Ebeling, 26.10.20<strong>06</strong> ●<br />
FOTO: PRIVAT<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident auf eine besonders enge,<br />
persönliche Beziehung zu den niedersächsischen<br />
Hochschulen bauen kann.<br />
Und auf Kollegenversammlungen<br />
landauf, landab treffen sich Vortragender<br />
und Zuhörer häufig als alte Bekannte<br />
oder gar Freunde wieder.<br />
Schon im Studium in der Fach-
schaftsarbeit aktiv, trug die »Korbbewegung«<br />
Kollegen Sereny in die eigentliche<br />
Standespolitik. Er betreute die<br />
Stadtteilversammlung Hannover Südwest,<br />
engagierte sich im Freien Verband<br />
und VuV, wurde von der Kollegenschaft<br />
als Delegierter in die Vertreterversammlung<br />
der KZVN wie auch in die<br />
Kammerversammlung der ZKN gewählt<br />
und übte neben anderen Funktionen<br />
über acht Jahre das Amt des Vorsitzenden<br />
der größten Bezirksstelle<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s in Hannover aus.<br />
Zusammen mit seiner Ehefrau Annette<br />
geht Kollege Sereny seinem<br />
»Hauptberuf« als niedergelassener<br />
Zahnarzt in der gemeinsamen Praxis in<br />
Hannover-Oberricklingen mit dem<br />
gleichen Enthusiasmus und Engagement<br />
nach, die ihn auch bei seinen<br />
zahlreichen sportlichen Aktivitäten<br />
auszeichneten. So spielte er über Jahre<br />
sehr erfolgreich Handball in der Regional-<br />
und Bundesliga. Neben dem Sport<br />
faszinieren ihn interessante Reisen in<br />
aller Herren Länder und als besonderes<br />
Hobby: das Kochen, wenngleich ihm<br />
die Anforderungen des Engagements<br />
für Beruf und Standespolitik nur noch<br />
wenig Zeit lassen. Nicht zuletzt ist unser<br />
Präsident engagierter Vater zweier<br />
mittlerweile jugendlicher Kinder; wer<br />
sie kennt, merkt sofort, dass auch die<br />
Elternrolle gelingt.<br />
Bei aller immer wieder hervortretenden<br />
Dynamik beeindruckt mich vor<br />
allem seine ruhige, auf Zuhören und<br />
Überzeugung durch Argumente ausgerichtete,<br />
gerade deshalb aber Autorität<br />
vermittelnde Art. Gesprächspartner<br />
spüren die entgegengebrachte ehrliche<br />
Kontaktfreude und Aufgeschlossenheit.<br />
Es macht Spaß, im Team mit<br />
diesem Präsidenten zu arbeiten. Seine<br />
Fähigkeit, sowohl Themen als auch<br />
Menschen zusammenzuführen, gibt<br />
zu Optimismus Anlass, notwendige Integration<br />
auch in schwierigen Bereichen<br />
erwarten zu können.<br />
Wir gratulieren unserem »Chef«<br />
zum besonderen Geburtstag und wünschen<br />
ihm für sich selbst und für seine<br />
Anliegen, die auch die unseren sind, alles<br />
Gute.<br />
Dr. Michael Ebeling für den Vorstand der ZKN ●<br />
Geschenkübergabe<br />
an<br />
Herrn Prof.<br />
Bernimoullin<br />
Vierter Zyklus der<br />
Strukturierten Fortbildung<br />
Parodontologie beendet<br />
Verabschiedung von Prof. Dr. Dr. Bernimoulin<br />
Am 11.11.20<strong>06</strong> endete der mittlerweile<br />
vierte Zyklus der Strukturierten<br />
Fortbildung Parodontologie<br />
mit einer Abschlussfeier im Hotel<br />
Mercure in Hannover. Gleichzeitig wurde<br />
der bisherige Wissenschaftliche Leiter,<br />
Prof. Dr. Dr. Bernimoulin, verabschiedet,<br />
der ruhestandsbedingt ausscheidet.<br />
In seiner Ansprache lobte Dr. Karl-<br />
Heinz Düvelsdorf, Fortbildungsreferent<br />
im Vorstand der ZKN, den Einsatz der<br />
Absolventen. Über fast 2 Jahre hinweg<br />
hätten sie viel Freizeit und Energie zum<br />
Wohle ihrer Patienten geopfert. Dieses<br />
freiwillige Engagement zeige, wie unsinnig<br />
die bestehende gesetzliche Fortbildungspflicht<br />
ist.<br />
Darüber hinaus hob er die Verdienste<br />
des bisherigen Wissenschaftlichen<br />
Leiters hervor, der diese Fortbildung<br />
maßgeblich geprägt habe. Als Zeichen<br />
der Anerkennung und des Dankes<br />
überreichte Dr. Düvelsdorf dem scheidenden<br />
Leiter ein »geistreiches« Präsent.<br />
Auch Dr. Purucker und PD Dr. Hägewald,<br />
die ehemaligen Oberärzte von<br />
FOTOS: M. BEHRING<br />
Prof. Dr. Dr. Bernimoulin, erhielten aus<br />
den Händen von Dr. Düvelsdorf eine<br />
kleine Anerkennung.<br />
Anschließend bedankte sich Prof. Dr.<br />
Dr. Bernimoulin im Rahmen einer kurzen<br />
Rede bei den Teilnehmern und der<br />
ZKN. Er äußerte hierbei insbesondere<br />
seine Zufriedenheit mit dem hohen<br />
Leistungsstand der Absolventen.<br />
Auch die Teilnehmer ließen es sich<br />
nicht nehmen, sich von ihrem Leiter zu<br />
verabschieden. Dr. Wild trug in humorvoller<br />
Art und Weise ein Gedicht vor,<br />
das die Stimmungslagen der Teilnehmer<br />
während der Strukturierten Fortbildung<br />
gekonnt beschrieb.<br />
Nach erfolgter Zertifikatsübergabe<br />
klang die Abschlussfeier mit einem gemeinsamen<br />
Essen und kollegialen Gesprächen<br />
aus.<br />
Wir gratulieren zum erfolgreichen<br />
Abschluss: Dr. Elisabeth Ahmels, Günter<br />
P. E. Benesch, Dr. Detlef Dieckow, Angela<br />
Dimler, Dr. Ina Faust, Dipl.-Stomat.<br />
Berthold Jacobs, Dr. Doreen Jaeschke, Dr.<br />
Stephan Krebs, Alois Müller, Dr. Volker<br />
Staubach, Dr. Stefka Taneva, Wencke<br />
von Oheimb, Dr. Lutz Wild, Henry Jehsert.<br />
Michael Behring<br />
Abteilungsleiter Aus- und Fortbildung ●<br />
P.S. SELBSTVERSTÄNDLICH WIRD ES AUCH WEITERHIN STRUK-<br />
TURIERTE FORTBILDUNGEN IM BEREICH PARODONTOLOGIE GE-<br />
BEN. ALS NEUER WISSENSCHAFTLICHER LEITER WURDE PROF.<br />
DR. DR. ANTON SCULEAN, M.S. VON DER UNIVERSITÄT NIJMEGEN<br />
GEWONNEN.<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 775
auf-gelesen<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
es ist wettertechnisch eher spätsommerlich bis frühherbstlich, trotzdem aber naht das<br />
Jahresende wieder einmal mit Riesenschritten und eh man sich versieht, ist es Sylvester.<br />
Die Zeit zwischen den Jahren, also zwischen den opulenten Weihnachtsfeiertagen mit all<br />
den vielen Besuchen bei der lieben Verwandtschaft und dem guten und viel zu ausgiebigen<br />
Festtagsessen, wird von vielen dazu genutzt, um das Jahr innerlich noch einmal Revue<br />
passieren zu lassen, und das ein oder andere zu ordnen. Diese Zeit der inneren Einkehr ist<br />
natürlich auch hervorragend dazu geeignet, wieder ein wenig Kraft zu tanken für die Zeit<br />
nach dem Jahreswechsel. Eine Zeit, die geprägt sein wird vom normalen Praxisstress, aber<br />
auch von einigen Umstellungen, die durch die gerade eben erst verabschiedeten Gesundheitsreformgesetze<br />
auf uns alle zukommen werden. Lassen wir uns davon überraschen, wie<br />
sich die auf den normalen Praxisalltag herunterzubrechenden Gesetze als Veränderungen<br />
auswirken werden. Auch überraschen lassen sollten Sie sich von den folgenden sehr interessanten<br />
Büchern, die sich allesamt wieder einmal zu kaufen lohnen, egal ob als schöne<br />
Buchgeschenke oder einfach so für sich selbst. Viel Spaß mit den Tipps und ein interessantes<br />
und entspanntes Lesevergnügen sowie einen guten Rutsch ins kommende Jahr wünscht<br />
Dr. Eckhard Jung<br />
Im Bannkreis des grünen<br />
Jaguars<br />
Werner J. Egli ist ein bekannter<br />
Jugendbuchautor. Er wurde<br />
1943 in Luzern geboren und<br />
lebt heute als freier Schriftsteller in<br />
USA, in Freudenstadt und in Zürich.<br />
Zahlreiche Auszeichnungen stehen für<br />
seine engagierte Arbeit, spannende<br />
Unterhaltung mit intelligenter Information<br />
zu verknüpfen. So erhielt er im<br />
Jahr 2002 auch den Hans-Christian-Andersen-Preis,<br />
die international höchste<br />
Auszeichnung für Jugendliteratur. In<br />
seinem hier vorliegenden Buch geht es<br />
um die spannend geschriebene Geschichte<br />
des Grünen Jaguars. Die Legende<br />
besagt, dass der grüne Jaguar,<br />
ein Amulett aus Jade, das Volk der Maya<br />
befreien und ihm zu alter Macht verhelfen<br />
wird. Doch es ist seit Jahrhunderten<br />
verschollen. Elli, die junge Tochter<br />
des angesehenen Maya-Forschers<br />
Professor Doktor Martin Bekker, begleitet<br />
ihren Vater auf einer fünfwöchigen<br />
Expedition ins Land der Maya, in dem<br />
ihr Vater schon sehr lange forscht. Natürlich<br />
sucht auch er das lange verschollene<br />
Amulett, um es den Mayas<br />
zurückzugeben und bei seiner letzten<br />
Expedition war er ihm schon sehr nahe<br />
gekommen. Auch auf dieser nicht ganz<br />
ungefährlichen Reise begleiten ihn<br />
Francisco und sein Sohn Cobá, die bei-<br />
776 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
de im Land der Maya zuhause<br />
sind. Wie bei einem<br />
richtig spannenden<br />
Abenteuer so gibt es natürlich<br />
auch hier einige<br />
Gegner, die, vom Ganoven<br />
Ignacio Hamlin geführt,<br />
den wertvollen<br />
Schatz vor den Bekkers<br />
an sich bringen wollen.<br />
Doch es kommt in dieser<br />
Geschichte zum großen Show-down in<br />
einer Höhle, in der vor langen Jahren<br />
der grüne Jaguar gesehen worden war …<br />
Ein spannendes Buch, nicht nur für Jugendliche<br />
gut zu lesen.<br />
Egli, Werner J.: Im Bannkreis des grünen<br />
Jaguars, 20<strong>06</strong>, 250 Seiten, 14,95, Ueberreuther<br />
Verlag ISBN 3- 8000-5232-6.<br />
Was macht der Bär im<br />
Museum?<br />
FOTOS: PHOTOCASE.COM<br />
Ki n d e r n<br />
Kunst nahezubringen<br />
ist auf der<br />
einen Seite gar<br />
nicht so einfach,<br />
auf der anderen<br />
Seite eben<br />
doch. Zumindest,<br />
wenn man<br />
es richtig an-<br />
geht. Anhand von Tierbildern, die von<br />
Malern sehr unterschiedlich ins Bild<br />
gesetzt wurden, beschreibt die Autorin<br />
sehr anschaulich die verschiedenen<br />
Techniken der Künstler und auch die<br />
verschiedenen Kunststile. Sozusagen<br />
spielerisch nähert sich Claire d’Harcort<br />
dabei dem Verständnis von Kunst und<br />
nimmt dabei Kinder an der richtigen<br />
Stelle mit. Das Interessante an diesem<br />
Buch ist, dass hier nicht mit viel Expertenwissen<br />
gearbeitet wird, sondern in<br />
erster Linie über das Staunen, mit<br />
welch unterschiedlichen Mitteln sich<br />
die verschiedenen Künstler einem gemeinsamen<br />
Thema nähern. Eine als<br />
Kunst-Klo gestaltete Fliege von Francois-Xavier<br />
Lalanne von 1966 steht so<br />
neben einem Stilleben von Georg Flegels<br />
von 1636. Oder ein Wandteppich,<br />
von Colijn de Coter, in den ein Stachelschwein<br />
gewebt ist, erscheint neben einem<br />
ganz aus Holz, kleinen Zweigen<br />
und Blättern gefertigten von Jephan de<br />
Villiers von 1997. Natürlich reizt das<br />
Buch dadurch die Kinder auch dazu,<br />
sich mit der Natur selbst zu beschäftigen,<br />
und in entsprechenden Naturführern<br />
nachzuschauen, wie eine Spinne<br />
oder ein Stachelschwein denn nun<br />
wirklich ausschaut. Das Buch macht<br />
(nicht nur) für Kinder Spaß, sich mit<br />
Kunst zu beschäftigen und auseinanderzusetzen<br />
und macht vor allem Appetit<br />
darauf, sich Bilder mal direkt im<br />
Museum anzuschauen, am liebsten<br />
natürlich mit einer lebendig gestalteten<br />
Führung.<br />
D´Harcourt, Claire: Was macht der<br />
Bär im Museum? 20<strong>06</strong>, 96 Seiten, 24,95<br />
Knesebeck Verlag, ISBN 3-89660-381-7.<br />
Da stimmt was nicht!<br />
Geolino, der kleine Ableger aus<br />
dem Hause Geo, bürgt eigentlich<br />
immer für Qualität. So auch<br />
hier: Das Buch aus diesem guten Hause<br />
besticht durch hervorragende Aufmachung<br />
und natürlich mit dem interessanten<br />
Thema Bilderrätsel für Kinder.<br />
Junge Eltern kennen das: Gab es bei<br />
den Wimmelbüchern, diesen großformatigen<br />
wunderschön aufgemachten
liebevoll gezeichneten<br />
Bilderbüchern<br />
schon unvergessliche<br />
Stunden, weil man<br />
auch beim x-ten Mal<br />
noch neue Kleinigkeiten<br />
entdecken konnte,<br />
so nimmt das Buch<br />
von Konrad Eyferth<br />
und Martin Verg diese<br />
Tradition auf und<br />
führt die Kinder ganz<br />
schön in die Irre. Klar, dass Samurai, die<br />
Eishockey spielen, die U-Bahn in der<br />
Wüste, oder übergroße Seepferdchen,<br />
die durchs Korallenriff reisen, nicht zusammenpassen.<br />
Jede Seite dieses wunderschönen<br />
Buches steckt hier voller<br />
Überraschungen und voller Rätsel. Und<br />
genau die gilt es hier herauszufi nden.<br />
Und dabei kann man, gleichsam spielerisch,<br />
einiges lernen. Das Buch bietet eine<br />
Menge Spaß, Rätseleien, Entdeckungen<br />
und Aha-Erlebnisse. Wer es als Erwachsener<br />
mit den Kindern entdeckt,<br />
wird dabei herrlich entspannen, garantiert.<br />
Eyferth, Konrad; Verg, Martin: Da<br />
stimmt was nicht! Die 20 tollsten Bilderrätsel<br />
aus GEOlino, 2004, 84 Seiten,<br />
14,90, Verlag Gruner & Jahr, ISBN 3-570-<br />
19487-6.<br />
Geschichten für uns Kinder<br />
Der Titel ist Programm. Natürlich<br />
meint Rufus Beck, der dieses<br />
wunderschöne Buch herausgegeben<br />
hat, alle Kinder, also auch die Erwachsenen,<br />
die sich noch einen kindlichen<br />
Blick erhalten haben. Einen Blick,<br />
der die Sinne schärft, und so schnell<br />
nichts durchgehen lässt, vor allem aber<br />
keine schlechten Geschichten! Und dafür<br />
garantieren die Autoren dieses Buches.<br />
Rufus Beck, der selbst als Autor,<br />
Schauspieler und vor allem als Sprecher<br />
von Hörbüchern bekannt ist, hat<br />
26 Schriftsteller gebeten, Geschichten<br />
(auf-) zu schreiben, die sie selbst als<br />
Kind schon gern gelesen und gehört<br />
hätten, wenn es sie damals schon gegeben<br />
hätte. Das geht natürlich nur mit<br />
viel eigener Phantasie, aber auch mit<br />
Lese-Zeit<br />
der Fähigkeit, das Kind in sich selbst<br />
wiederzuentdecken und keine Scheu<br />
zu haben, diesen Fähigkeiten seinen<br />
Lauf zu lassen. Das Buch enthält Kurzgeschichten,<br />
Märchen, Monologe, Gedichte<br />
und sogar eine Rap-Ballade. »Bei<br />
all diesen Texten spürt man, dass sie<br />
aus einem Zwiegespräch der Autoren<br />
mit dem Kind in sich entstanden sind,«<br />
so Rufus Beck in seinem Vorwort. Es<br />
müssen fantastische Zwiegespräche<br />
gewesen sein, denn herausgekommen<br />
ist ein Buch, das den Leser sehr gut unterhält,<br />
mitnimmt auf eine Gedankenreise,<br />
die immer wieder andere Ziele<br />
ansteuert, so oft man es auch liest. Es<br />
geht zum Beispiel um<br />
Monika Mittwoch, die<br />
auszog, den Montag zu<br />
suchen. Oder um Häuptling<br />
alter Zausel, oder<br />
den Bösgut, oder Tante<br />
Friedas alten Hut, der<br />
sogar bis Paris gelangt.<br />
Oder Prinzessin<br />
Schmutzbrillchen, oder<br />
der kleinen Hex, oder<br />
Detektiv Smutny oder den dicken Heinz.<br />
Alles Protagonisten und kleine Helden,<br />
die aus der Kunst entstanden sind, auf<br />
das Kind in sich zu hören und seine Geschichten<br />
auf´s Papier zu bringen. Zum<br />
Lesen, aber auch besonders zum Vorlesen<br />
ist dieses Buch bestens geeignet.<br />
Beck, Rufus (Hg): Geschichten für<br />
uns Kinder, 20<strong>06</strong>, 208 Seiten, 16,90, Rowohlt<br />
Verlag, ISBN 3-87134-554-7.<br />
Wie haben<br />
wir das nur<br />
überlebt?<br />
Ein köstliches<br />
Buch! ... Allerdings<br />
in<br />
erster Linie nur<br />
für Leute, die in<br />
den 50ern, 60ern<br />
oder allenfalls<br />
70ern geboren wurden, denn die anderen<br />
haben sicher keinen blassen Schimmer,<br />
wovon in diesem Buch die Rede,<br />
respektive die Zeichnung ist. Michael<br />
Paetow, selbst 1960 geboren, hat hier<br />
mit pfi ffi gen Texten und liebevoll-ironischen<br />
Zeichnungen ein Weltbild eingefangen,<br />
das damals einfach normal<br />
war. Es gab zwar eine ganze Reihe von<br />
neumodischen Dingen noch nicht (oder<br />
können sich die in diesen Jahren Geborenen<br />
etwa an Handys, MP3-Player, Laptops,<br />
Gameboys erinnern?), stattdessen<br />
gab es eine Menge Freunde, mit denen<br />
man den ganzen Tag, von den Eltern<br />
meist unbeobachtet, draußen<br />
verbringen durfte. Die Kindheit der<br />
50er, 60er und 70er, die aus heutiger<br />
Sicht betrachtet ungleich unbeschwerter<br />
zu leben war als die heutige Generation<br />
lebt, in diesem kleinen Büchlein<br />
ist sie noch einmal eingefangen und<br />
im Nachhinein, mit besorgtem Blick<br />
aus dem Jahr 20<strong>06</strong> muss man schon<br />
fragen: Wie haben wir das nur (unbeschadet)<br />
überlebt? Eine liebenswerte<br />
kleine humorvolle Zeitreise, für gewisse<br />
Jahrgänge sehr zu empfehlen.<br />
Paetow, Michael: Wie haben wir das<br />
nur überlebt?, 2005, 72 Seiten, 9,95;<br />
Weltbild Verlag, ISBN 3-89897-258-5.<br />
Ortsgespräch<br />
Florian Illies,<br />
S c h ö p f e r<br />
der »Generation<br />
Golf« und<br />
der »Anleitung<br />
zum Unschuldigsein«,<br />
hat<br />
mit diesem Buch<br />
einen besonderen »Heimatroman«<br />
vorgelegt. Schlitz bei Fulda liegt eingebettet<br />
in die bewaldeten Hügel und<br />
sattgrünen Wiesen des Fuldatals, mitsamt<br />
stillgelegtem Bahnhof, einer Post,<br />
einem Heimatmuseum und der größten<br />
Kerze der Welt. Dem aufmerksamen<br />
Leser entgeht nicht, diesen Ort<br />
umweht ein seltsames Gefühl der Melancholie:<br />
Heimat. Zumindest für diesen<br />
Autoren, der hier einen liebenswerten,<br />
teils skurrilen Mikrokosmos beschreibt,<br />
zu dem er sich magisch hingezogen,<br />
aber auch ironisch distanziert<br />
fühlt. »Frühling ist bei uns, wenn bei Eisen<br />
Adolph die Schaufensterdekorati-<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 777
AUF-GELESEN<br />
on gewechselt wird. Genau genommen<br />
besteht die Dekoration bei Eisen Adolph<br />
nur aus einem einzigen Gegenstand.<br />
Von November an steht vor dem Eisenwarenladen<br />
immer eine Schneeschippe.<br />
Und wenn Herr und Frau Eisen Adolph<br />
– er blond mit Schnurrbart und<br />
Blaumann, sie schwarzhaarig mit Hose<br />
und Pulli; Alter von jeher undefi nierbar<br />
– beschlossen hatten, dass jetzt kein<br />
Schnee mehr fallen würde, wurde die<br />
Schneeschippe weggeräumt und stattdessen<br />
ein Besen vor die Ladentür gestellt.<br />
Eisen Adolph ist eigentlich weniger<br />
ein Laden als vielmehr ein Wetterhäuschen.<br />
Besen oder Schippe – wer<br />
braucht da noch Meteorologen?« Wer<br />
seine Freude hat an ironischer und<br />
schonungsloser Darstellung skurriler<br />
deutscher Wirklichkeit, die einen Namen<br />
hat, nämlich Heimat, der ist mit<br />
diesem Buch bestens für einen guten<br />
Leseabend gerüstet und versorgt.<br />
Illies, Florian: Ortsgespräch, 20<strong>06</strong>,<br />
208 Seiten, 16,95, Blessing Verlag, ISBN<br />
3-89667-262-X.<br />
Sechs Getränke,<br />
die die Welt<br />
bewegten<br />
Mal ehrlich, wenn<br />
man um eine<br />
spontane Antwort<br />
gefragt wird, was<br />
für ein Getränk wohl am<br />
meisten die Welt bewegt<br />
hat, was würden Sie ant-<br />
worten? Coca Cola, gewissermaßen als<br />
Heilsbringer demokratischer Rechte<br />
aus der freien Welt? Oder doch eher etwas<br />
allgemeiner gehalten eine Getränkesorte<br />
wie Kaffee oder Tee, wobei letzterer<br />
sogar von einigen als Keim für<br />
den Unabhängigkeitskrieg der USA angesehen<br />
wird? Die drei angeführten<br />
Getränke sind es tatsächlich, um die es<br />
hier geht. Ergänzt werden sie noch von<br />
Bier, Wein und Rum. Es ist heute kaum<br />
mehr vorstellbar, vielleicht mit Ausnahme<br />
von Coca Cola, dessen Symbolkraft<br />
für die Werte der so genannten<br />
Freien Welt strahlenden Charakter entfaltet,<br />
dass für ein Getränk ganze Völ-<br />
778 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
ker in Kriege und Auseinandersetzungen<br />
geraten können. Das interessante<br />
Buch von Tom Standage, Wissenschaftsredakteur<br />
des Economist und<br />
Verfasser mehrerer auch in Deutschland<br />
beachteter Bücher, beschreibt anhand<br />
dieser sechs Getränke, wie sehr<br />
die Welt sich beeinfl ussen lässt, wenn<br />
es um Ruhm, Macht und wirtschaftlichen<br />
Einfl uss geht. Bier machte aus Nomaden<br />
sesshafte Menschen, Wein gilt<br />
als Träger der antiken Kultur. Der Siegeszug<br />
des Rums hatte damals nicht<br />
nur viel mit Piraten, sondern auch sehr<br />
viel mit der Ausbreitung des Sklavenhandels<br />
zu tun. Die Entdeckung der belebenden<br />
Wirkung des Kaffees steht für<br />
das Zeitalter der Aufklärung, der Entwicklung<br />
des ersten Aktienmarktes<br />
und der Französischen Revolution. Tee<br />
ist für England nach wie vor ein Muss<br />
und ist eng verbunden mit dessen Aufstieg<br />
zur kolonialen Weltmacht. Über<br />
Coca Cola zu philosophieren, hieße demokratische<br />
Spielregeln der westlichen<br />
Welt nach Amerika zurückzuübertragen.<br />
Ein spannend zu lesendes<br />
Sachbuch. Das schönste Schlusswort<br />
schreibt der Autor aber selbst: »Wenn<br />
Sie beim nächsten Mal ein Glas Bier,<br />
Wein oder Whiskey, eine Tasse Kaffee<br />
oder Tee oder eine Coca-Cola trinken,<br />
denken sie daran, dass all diese Getränke<br />
über lange Zeiten und Räume hinweg<br />
zu uns gekommen sind. Sie enthalten<br />
eben nicht nur Alkohol oder Koffein.<br />
In ihren sprudelnden Tiefen wirbelt<br />
auch Geschichte.«<br />
Standage, Tom: Sechs Getränke, die<br />
die Welt bewegten, 20<strong>06</strong>, 270 Seiten,<br />
19,90, Artemis & Winkler Verlag, ISBN 3-<br />
538-07234-5.<br />
Wilder Wein<br />
Flauschig weißes Kuschelhäschen<br />
sucht attraktiven starken Actionhelden.<br />
Nein, lieber Leser, nicht<br />
gleich überspringen oder ausblenden:<br />
bitte ernsthaft weiterlesen. Es handelt<br />
sich nämlich nur um Beschreibungen<br />
für bestimmte Typen von Weinen, die<br />
heute weltweit besonders gut angesagt<br />
sind. Weltweit geht es bekannter-<br />
maßen darum,<br />
bei einer jährlichenÜberp<br />
r o d u k t i o n<br />
von über 5 Milliarden<br />
Litern<br />
Wein und einem<br />
riesigen<br />
Geschäft um<br />
eben diesen<br />
(Wein) auch<br />
noch in eben solchem (Geschäft) zu bestehen.<br />
Das weiße Kuschelhäschen<br />
steht für einen Wein, der eher wie ein<br />
Make-up und/oder Silikon aufgebaut<br />
ist und unter dem womöglich gar kein<br />
richtiger Körper mehr steckt. Der starke<br />
Actionheld besteht wiederum eher aus<br />
dicken, harten Weinen, die mit glänzenden<br />
Muskeln bepackt sind, sozusagen<br />
aufgepumpt mit Steroiden. Beliebt<br />
sind solche Weine vor allem bei Konsumenten,<br />
die höchsten Wert darauf legen,<br />
wie viel Punkte renommierte<br />
Weinkritiker ihnen bei Verkostungen<br />
gegeben haben. »Die großen Weinkonzerne<br />
entdecken zur Zeit, was für ein<br />
hartes Geschäft es ist, in einem übersättigten,<br />
von Preisnachlässen regierten<br />
Markt mit Wein das große Geld zu<br />
machen«. Stuart Pigott ist einer der bedeutendsten<br />
Weinkritiker weltweit<br />
und beschreibt in seinem Buch in einer<br />
herrlichen Sprache nicht nur den Zustand<br />
und die Mechanismen des weltweiten<br />
Weinkosmos, sondern auch deren<br />
Menschen und Protagonisten. Das<br />
Buch kann mit oder ohne Glas Wein gelesen<br />
werden, doch es empfi ehlt sich<br />
ein ruhiger Abend in gemütlicher Ecke.<br />
Und spätestens, wenn der geneigte Leser<br />
den herrlichen Anfang gelesen hat,<br />
in dem der Autor erklärt, warum er<br />
nicht zu den Spuckern, sondern zu den<br />
Schluckern zählt, also zu den Wein-<br />
(ver)kostern, gehört, die den Wein nach<br />
dem Zungenschnalzen eben nicht wieder<br />
ausspucken, sondern genüsslich<br />
hinunterschlucken, holt man ein leckeres<br />
Fläschchen aus dem Keller.<br />
Pigott, Stuart: Wilder Wein, 20<strong>06</strong>,<br />
480 Seiten, 22,90, Scherz Verlag, ISBN 3-<br />
502-15035-4.
So isst der Mensch<br />
Schon ein altes Sprichwort besagt:<br />
Der Mensch ist, was er isst. Dieses<br />
beeindruckende Buch von Peter<br />
Menzel und seiner Frau Faith D’Alusio<br />
führt uns hier in die Welt von 30 Familien,<br />
die zeigen, wie sie das große<br />
Grundbedürfnis jedes Menschen auf<br />
ihre ganz spezielle Weise erfüllen, nämlich<br />
das tägliche Essen. Auf allen Kontinenten<br />
waren die Autoren unterwegs<br />
und haben dort in den Familien fotografi<br />
ert und aufgeschrieben, was die<br />
Menschen glücklich macht, wonach sie<br />
hungern, welchen Esstraditionen sie<br />
die Treue halten, und was sich im Laufe<br />
der Zeit gewandelt hat. Doch nicht nur,<br />
was es bei den Familien zu essen gibt,<br />
beeinfl usst die Wirkung dieses Buches,<br />
sondern die Begleitung des Speiseplanes<br />
über eine Woche, das Einkaufen,<br />
das Zubereiten und wie die Familien leben<br />
und wohnen macht den Reiz des<br />
Werkes aus. Diese Veröffentlichung ist<br />
neben dem Buch »So lebt der Mensch«<br />
die zweite große Bestandsaufnahme<br />
zur Lage der Weltfamilie. Das Buch ist<br />
ein gutes Beispiel für Völkerverständigung<br />
in ihrer schönsten Form: Unbedingt<br />
kaufen und lesen.<br />
Menzel, Peter; D‘Alusio, Faith: So isst<br />
der Mensch, 2005, 288 Seiten, 39,– GEO,<br />
Verlag Gruner & Jahr, ISBN 3-570-19501-5.<br />
Zeit – der<br />
Stoff aus<br />
dem das<br />
Leben ist<br />
Schon Michael<br />
Ende<br />
hat in seinem<br />
Buch Momo<br />
eine Zeitsparkas-<br />
Lese-Zeit<br />
se gegründet, in der gutgläubige Bürger<br />
ihre Zeit aufsparen wollten, um sie<br />
dann eines Tages mit Zins und Zinseszins<br />
zurückzuerhalten. Doch dazu kam<br />
es nie. Es ist schon so eine Sache mit<br />
der Zeit: Jeder empfi ndet sie anders. Als<br />
Kind war eine Woche eine halbe Ewigkeit,<br />
als Jugendlicher schon manchmal<br />
ganz schön stressig, vor allem, wenn<br />
viele wichtige Klassenarbeiten in den<br />
Hauptfächern geschrieben werden<br />
mussten. Bei der Wehrdienstzeit wollte<br />
so manche ätzende Woche überhaupt<br />
nicht vergehen. Und heute ist sie schon<br />
rum, bevor sie eigentlich richtig begonnen<br />
hat. Woran liegt dieses unterschiedliche<br />
Empfi nden für den eigentlich<br />
immer gleichen Zeitraum? An der<br />
Wahrnehmung und der gefühlten Vergänglichkeit.<br />
Stefan Klein, arbeitet seit<br />
2000 als freier Autor. Er wurde 1965 geboren,<br />
studierte Physik und Philosophie<br />
in München und Grenoble, promovierte<br />
über Biophysik und gehörte<br />
von 1996 bis 1999 als Mitglied zur Spiegel-Redaktion.<br />
Sein Beststeller »Die<br />
Glücksformel« wurde in 24 Sprachen<br />
übersetzt und 2004 erschien sein erfolgreiches<br />
Buch »Alles Zufall«. Klein<br />
beschreibt in seinem Buch das Phänomen<br />
Zeit als den Stoff aus dem das Leben<br />
ist und gibt uns in der Gebrauchsanweisung<br />
zahlreiche Tipps, wie man<br />
Zeit anders erleben kann, wenn man<br />
nur bestimmte Kriterien beachtet und<br />
die Regie des Films im Kopf, als der Zeit<br />
auch empfunden werden kann, entsprechend<br />
umstellt. Nehmen Sie also<br />
die Momente, aus denen das Leben besteht<br />
nicht nur wahr, sondern genießen<br />
Sie sie: Lesen Sie dieses interessante<br />
Buch und nehmen Sie sich doch einfach<br />
mal die Zeit dafür.<br />
Klein, Stefan: Zeit – Der Stoff, aus<br />
dem das Leben ist, 20<strong>06</strong>, 320 Seiten,<br />
18,90, S. Fischer Verlag, ISBN 3-10-<br />
039610-3.<br />
Faszination Bionik<br />
Atemberaubend – nur so lassen<br />
sich die zahlreichen exzellenten<br />
Fotos und hervorragend recherchierten<br />
Texte der fast vierzig bekann-<br />
tenwissenschaftlichen Autoren bezeichnen.<br />
Die Bionik<br />
ist die Wissenschaft,<br />
die sich die »Erfi ndungen«<br />
der Natur<br />
zunutze macht und<br />
sie in Situationen zu<br />
Hilfe nimmt, in denen<br />
es darum geht,<br />
technische Lösungen<br />
nach dem Vorbild<br />
der Natur zu fi nden und für den<br />
Menschen umzusetzen. Die Autoren<br />
dieses Buches sind Kurt G. Blüchel und<br />
Prof. Dr. oec. habil. Fredmund Malik.<br />
Blüchel ist neben Journalist und Sachbuchautor<br />
auch Verleger und Wissenschaftspublizist<br />
in München. Malik ist<br />
Chef eines Managementberatungs-<br />
und Ausbildungsunternehmens mit<br />
weltweit rund 200 Mitarbeitern. Das<br />
Vorwort des Buches schrieb Prof. Peter<br />
Voß, Intendant des Südwestrundfunks<br />
und schlägt damit die Brücke zu den<br />
Medien, denn die »große Show der Naturwunder«<br />
mit den Fernsehgiganten<br />
Frank Elstner und Ranga Yogeshwar beschäftigt<br />
sich mit eben diesen Phänomenen<br />
der Bionik. Das Buch Faszination<br />
Bionik ist dabei nicht »das Buch zur<br />
Sendung«, sondern Anlass und Grundlage<br />
der Show. In diesem Sinne kann<br />
man nur raten: das Buch kaufen und<br />
aus dem Staunen nicht mehr herauskommen,<br />
denn Faszination ist garantiert.<br />
Blüchel, Kurt G.; Malik, Fredmund:<br />
Faszination Bionik, 20<strong>06</strong>, 432 Seiten,<br />
49,90, Mcb Verlag, ISBN 3-939314-00-5.<br />
Wetter – Klimaphänomene<br />
in<br />
spektakulären<br />
Bildern<br />
Das Wetter ist<br />
schon ein besonderesPhänomen.<br />
Wir reden<br />
von Frühlingsstimmung,<br />
von herrli-<br />
chem Sonnenschein, von fröhlicher<br />
Sommerlaune, von Sonne im Herzen<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 779
AUF-GELESEN<br />
aber auch von wolkenbruchartigen Regenfällen,<br />
düsterer Gewitterstimmung<br />
und bitter kaltem Winterwetter oder<br />
auch schon mal von klirrender Kälte.<br />
Wobei auch Regenbögen und Eiskristalle<br />
ihren Charme haben können. Die<br />
vielfältigen Wetter-Kapriolen sind nur<br />
erklärbar, weil das Wetter eben viele<br />
verschiedene Gesichter hat und es für<br />
den Menschen, egal ob als Bergsteiger<br />
oder in einer erdbebengefährdeten Zone,<br />
egal ob als Erntehelfer oder als Tornadobeobachter<br />
manches Mal überlebenswichtig<br />
sein kann, möglichst exakte<br />
Voraussagen zu erhalten, wie die<br />
nächsten vierundzwanzig Stunden<br />
sich wettermäßig verhalten werden.<br />
Das Buch reizt erst einmal zum Durchblättern,<br />
denn es enthält eine solche<br />
Fülle von faszinierenden Fotos, das<br />
man bei diesem Augenschmaus schon<br />
mal an irgendeiner Stelle hängen bleibt<br />
und feststellt, dass es neben diesen<br />
zahlreichen wertvollen Bilddokumenten<br />
auch eine ganze Menge interessanten<br />
Text enthält, den es zu entdecken<br />
gilt. Kein Geringerer als der bekannteste<br />
»Wetterfrosch« des Fernsehens, Jörg<br />
Kachelmann, hat das Vorwort verfasst,<br />
in dem er zu der Überzeugung kommt:<br />
»Nichts ist langweiliger als ein blöder<br />
blauer Himmel«. Und kein Geringerer<br />
als Storm (er hat tatsächlich diesen<br />
Vornamen!) Dunlop, Fachmann für Meteorologie<br />
und Astronomie und Mitglied<br />
verschiedener wissenschaftlicher<br />
Gesellschaften ist der Autor dieses bemerkenswerten<br />
Buches. Egal, welches<br />
Wetter man persönlich bevorzugt: das<br />
Buch ist es allemal wert, gekauft, vielleicht<br />
auch verschenkt, auf jeden Fall<br />
aber gelesen zu werden.<br />
Dunlop, Storm: Wetter – Klimaphänomene<br />
in spektakulären Bildern,<br />
20<strong>06</strong>, 288 Seiten, 49,90, Gerstenberg<br />
Verlag, ISBN 3-8<strong>06</strong>7-2948-4.<br />
Wir nennen es Arbeit<br />
Der Untertitel des Buches offenbart<br />
schon die Zielrichtung: Die<br />
digitale Bohéme oder: Intelligentes<br />
Leben jenseits der Festanstellung.<br />
Klingt irgendwie abenteuerlich,<br />
780 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
enthält aber<br />
genau das, wofür<br />
und wie<br />
die Autoren leben:<br />
ohne Festanstellung.<br />
»Jede Form der<br />
abhängigen<br />
Lohnarbeit wäre<br />
für uns der<br />
›milden Krankheit‹gleichgekommen.<br />
Als die der Philosoph Frithjof<br />
Bergmann sie beschreibt: ›Eine Zeit, in<br />
der man nicht wirklich lebt, man zählt<br />
nur die Wochen und Monate, bis es vorbei<br />
ist.‹ Beide Autoren haben sich vor<br />
ein paar Jahren über das Internet kennengelernt<br />
und beschreiben in diesem<br />
Buch die vielfältigen Möglichkeiten,<br />
die Menschen heutzutage nutzen, um<br />
mit Hilfe des Internet das klassische<br />
Karierremodell gegen einen selbstbestimmten<br />
Lebens- und Arbeitsstil in<br />
Netzwerken und neuen Kollektiven zu<br />
tauschen. Der alte Traum also, vom<br />
selbstbestimmten Arbeiten, wird hier<br />
vorgestellt und –gelebt. Friebe und Lobo<br />
schildern die Gründung von ZIA, der<br />
Zentralen Intelligenz Agentur, einer virtuellen<br />
Firma, die nur auf dem Server<br />
existiert und in den Köpfen der daran<br />
beteiligten »Agenten« und »inoffi ziellen<br />
Mitarbeiter«. Anfänglich eher als<br />
»ironische Firma« oder Parodie eines<br />
richtigen Unternehmens wahrgenommen,<br />
leistet die ZIA mittlerweile den<br />
Beteiligten gute Dienste als gemeinsame<br />
Operationsplattform. Dass sich mit<br />
verschiedenen Geschäftsmodellen der<br />
digitalen Bohéme durchaus Geld verdienen<br />
lässt, wird im Kapitel Virtuelle<br />
Mikroökonomie anschaulich geschildert.<br />
Wenn es mit Sicherheit auch nicht<br />
für alle in Frage kommen wird, so ist<br />
die Auseinandersetzung mit dieser<br />
Form, Arbeiten und Leben in einer modernen<br />
Gesellschaft in Einklang zu<br />
bringen, sicher lesenswert.<br />
Friebe, Holm; Lobo, Sascha: Wir nennen<br />
es Arbeit, 20<strong>06</strong>, 256 Seiten, 17,95,<br />
Heyne Verlag, ISBN 3-453-12092-2.<br />
ZEIT REISE –<br />
850 Jahre Leben in Hannover<br />
Die Geschichte einer Stadt ist natürlich<br />
auch immer verbunden<br />
mit der Geschichte ihrer klugen<br />
Köpfe, ihrer Unternehmen, Firmen und<br />
Fabriken. Das gilt natürlich auch für<br />
unsere niedersächsische Landeshauptstadt<br />
Hannover, die in diesem Buch<br />
porträtiert wird. Das Besondere ist aber,<br />
dass eben diese Firmen in diesem Werk<br />
in liebevollen Geschichten zusammen<br />
mit ihren Gründern vorgestellt werden.<br />
Natürlich kommen auch die normalen<br />
Geschichtszahlen nicht zu kurz, die in<br />
einer solchen Stadtbiografi e dazugehören,<br />
so beispielsweise die Urkunde,<br />
mit der Otto von Lüneburg am 26. Juni<br />
1241 Hannover<br />
offi ziell<br />
zur Stadt erhob.<br />
Fakten,<br />
wie die gruseligeGes<br />
c h i c h t e<br />
vom Mas-<br />
senmörder Haarmann, der damals in<br />
Hannover lebte, kommen natürlich<br />
ebenso wenig zu kurz wie die neueste<br />
Nachricht der Geschichte, dass ein Teil<br />
der Welfenschätze auf der Marienburg<br />
versteigert wurde, was das Buch zum<br />
guten Schluss abrundet. Das wunderschön<br />
aufgemachte und reich bebilderte<br />
Werk ist ein schönes Geschenk,<br />
für andere oder auch für sich selbst.<br />
Schwibbe, Michael; Starosta, Hans;<br />
Stephainski, Andreas: ZEIT REISE 850<br />
Jahre Leben in Hannover, 2005, 348 Seiten,<br />
18,90 Verlag Madsack & Co, ISBN 3-<br />
7860-0522-2.<br />
Ein Wiedersehen mit<br />
Trakehnen, dem ehemaligen<br />
Paradies der Pferde<br />
Hagen Mörig, der Autor dieses<br />
Buches, veröffentlichte in Heft<br />
3/04 des Niedersächsischen<br />
Zahnärzteblattes damals einen interessanten<br />
Bericht über den Zahnarzt Dr.<br />
Ingo Warwas in Trakehnen. Nun liegt<br />
sein aktuelles Buch vor, in dem er über
seine Erlebnisse<br />
in diesemehemaligen<br />
Paradies<br />
der Pferde berichtet.Trakehnen,<br />
das einst<br />
berühmt gewordeneostp<br />
r e u ß i s c h e<br />
Dorf, unter-<br />
steht heute der russischen KonföderaKonföderation Kaliningrad. Legenden ranken sich<br />
um diesen Ort, der für seine Pferdezucht<br />
berühmt wurde. Einige derjenigen,<br />
die damals unter großen Entbehrungen<br />
diese ihre Heimat verlassen<br />
mussten, führt heute schon mal eine<br />
Reise in dieses Gebiet. Doch wie es dort<br />
im grauen Alltag ausschaut, wie viele<br />
und welche Probleme das tägliche Leben<br />
erschweren, schildert Hagen Mörig<br />
sehr anschaulich in seinem Buch. Der<br />
1943 geborene braunschweigische<br />
Handwerksmeister engagierte sich für<br />
das Weiterbestehen der Deutschen<br />
Schule, bemühte sich als Übergangschef<br />
einer aus Spenden fi nanzierten<br />
deutschen Aufbaufi rma, den nachkommunistischen<br />
Behördendschungel<br />
zu durchschauen und sich ihm zu behaupten.<br />
Und er hat in diesem Buch<br />
nicht nur Interessantes, Absurdes und<br />
Abenteuerliches zu berichten, sondern<br />
bisweilen auch sehr Beschauliches, immer<br />
aber auch Spannendes und Erstaunliches.<br />
Hagen Mörigs Buch ist gut<br />
zu lesen, denn auch das Humorige<br />
kommt nicht zu kurz. Von jedem verkauften<br />
Exemplar gehen übrigens zwei<br />
Euro an den gemeinnützigen Verein<br />
»Hilfe für Trakehnen e.V.« Das Buch ist<br />
ein schönes Geschenk, nicht nur für<br />
Pferdeliebhaber.<br />
Hagen Mörig: Ein Wiedersehen mit<br />
Trakehnen, dem ehemaligen Paradies<br />
der Pferde, 20<strong>06</strong>, 370 Seiten, 34,70, Verlag<br />
Book on Demand, ISBN 3-8334-5118-<br />
1.<br />
Lese-Zeit<br />
Resturlaub –<br />
das Zweitbuch<br />
Der Trend geht zum Zweitbuch.<br />
Na ja, jedenfalls wenn man dem<br />
Autoren glaubt. Tommy Jaud,<br />
nach seinem Buch »Vollidiot« nun mit<br />
eben diesem Zweitbuch<br />
in der Szene vertreten,<br />
bringt hier die ziemlich<br />
komische Geschichte über<br />
Pitschi Greulich, einen 37jährigenBrauerei-Manager<br />
zu Papier, der erst einmal<br />
furchtbar unter Druck<br />
gerät, denn alle um ihn<br />
herum wollen etwas von<br />
ihm: Seine Eltern wollen,<br />
dass er endlich ein Haus<br />
baut. Seine Freundin will endlich ein<br />
Kind. Und seine Freunde wollen zum<br />
elften Mal nach Mallorca. Irgendwie<br />
hat sich die ganze Welt gegen ihn verschworen<br />
und sogar Checko, sein alter<br />
Kumpel und mittlerweile Polizeibeamter<br />
besteht darauf, das Knöllchen für<br />
falsches Parken nicht zu vernichten.<br />
Kurz vor dem Abfl ug zum obligatorischen<br />
Urlaubsziel steigt eine ungeheure<br />
Hitze in ihm hoch und Pitschi sieht<br />
nur noch einen einzigen Ausweg:<br />
Flucht. Diese Flucht stürzt ihn allerdings<br />
in solch kühne Abenteuer, die er<br />
sich so nicht mal in seinen wüstesten<br />
Träumen vorstellen konnte. Wie er nach<br />
einigen Tagen auf der Flucht feststellen<br />
muss, will er eigentlich nur noch eines:<br />
mit seinem Bienchen in Bamberch<br />
abends möglichst lange draußen sitzen<br />
... einfach nur so. Ob unserem unfreiwilligen<br />
Helden dies tatsächlich gelingt,<br />
liest man am besten einfach nach,<br />
in dieser abenteuerlichen Geschichte<br />
mit fränkischem Flair.<br />
Jaud, Tommy: Resturlaub<br />
– Das Zweitbuch, 2005,<br />
256 Seiten, 12,90 Scherz<br />
Verlag, ISBN 3-502-11004-2.<br />
Der Nobelpreis<br />
Der Plot ist geradezu<br />
abenteuerlich: Ein<br />
Mitglied des Nobel-<br />
preiskomitees wird erpresst: er soll für<br />
eine ganz bestimmte Nobelpreiskandidatin<br />
votieren und macht er dies nicht,<br />
wird seine Tochter sterben. Hans-Olof<br />
Andersson, Komitee-Mitglied vertraut<br />
in dieser Situation nur einem Menschen:<br />
Gunnar Forsberg, dem Bruder<br />
seiner verstorbenen Frau. Und bei ihm<br />
ist Andersson auch an der richtigen<br />
Adresse, denn Forsberg verfügt über<br />
Fähigkeiten, die ihm sehr zu Hilfe kommen:<br />
Er ist ein knallharter Einbrecher<br />
und Industriespion, der keine Rücksicht<br />
kennt. Bei der Recherche zur Auffi<br />
ndung der Entführer entdecken Forsberg<br />
und Andersson verstörende Hinweise,<br />
dass es sich hier wohl um eine<br />
groß angelegte Verschwörung handeln<br />
könnte. Doch wer sich bis zum Ende des<br />
über 500 Seiten dicken Schmökers<br />
kämpft, erlebt ein furioses Ende, denn<br />
Forsberg entdeckt Dinge, mit denen<br />
weder er noch der in die Irre geführte<br />
Leser anfangs des Romans je gerechnet<br />
hätte. Das Buch garantiert spannende<br />
Lesestunden und wird mit Sicherheit<br />
verfi lmt.<br />
Eschbach, Andreas: Der Nobelpreis,<br />
20<strong>06</strong>, 554 Seiten, Lübbe Verlag, ISBN 3-<br />
7857-2219-2.<br />
Herrin der Lüge<br />
Das ist der Stoff, aus<br />
dem historische<br />
Romane schöpfen:<br />
Die phantasievolle Verbindung<br />
von historischen<br />
Personen mit Elementen<br />
aus Mythen und Sagen.<br />
»Die Herrin der Lüge«<br />
entführt die Leser in die<br />
Zeit der Kreuzzüge. Die junge Gaukle-Gauklerin<br />
Saga hat eine unheimliche Gabe:<br />
Sie kann Menschen beeinfl ussen, indem<br />
sie ihnen Lügengeschichten erzählt.<br />
Von den Menschen wird sie als<br />
neue Heilige verehrt und Magdalena<br />
genannt. Aber auch Saga wird manipuliert.<br />
Die skrupellose Gräfi n Violante<br />
von Lerch zwingt sie, einen Kreuzzug<br />
mit 5000 Jungfrauen nach Jerusalem<br />
zu führen. Die junge Frau wird damit<br />
zum Spielball mächtiger Interessen,<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 781
AUF-GELESEN<br />
denn eine ganze Reihe von Leuten, der<br />
Papst, der Kaiser, der Templerorden, alle<br />
haben ihre Gründe, einen Krieg gegen<br />
die Ungläubigen anzuzetteln. Sagas<br />
Bruder Faun verfolgt den Kreuzzug gemeinsam<br />
mit der jungen Herumtreiberin<br />
Tiessa, um Saga aus den Fängen der<br />
Gräfi n zu befreien. Kurz vor der Entscheidung<br />
decken Saga, Faun und Tiessa<br />
eine gewaltige Verschwörung auf:<br />
Die Lüge im Herzen der Christenheit.<br />
Und genau dies ist es, was sie gemeinsam<br />
kämpfen lässt. Das Buch ist ein gewaltiges<br />
Epos und über 800 Seiten dicker<br />
spannend geschriebener Schmöker<br />
für den gemütlichen Lehnsessel<br />
vorm Kamin.<br />
Meyer, Kai: Herrin der Lüge, 20<strong>06</strong>,<br />
832 Seiten, 22,–, Lübbe Verlag, ISBN 3-<br />
7857-2261-3.<br />
782 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Zeiten<br />
der Stille<br />
Immer mehr<br />
Menschen<br />
suchen in<br />
dieser hektisch<br />
anmutenden<br />
Zeit der Moderne nach einer »Auszeit«,<br />
sehnen sich nach Ruhe, nach einer Gelegenheit<br />
für innere Einkehr. Dass Stille<br />
nicht unbedingt die Abwesenheit von<br />
Lärm bedeutet, macht Pater Anselm<br />
Grün in diesem Buch deutlich. Gestresste<br />
Zeitgenossen haben mittlerweile<br />
auch schon mal die Gelegenheit<br />
den Stressoren des alltäglichen Lebens<br />
zu entfl iehen, indem sie sich als Gast<br />
für einige Zeit in ein Kloster einquartieren.<br />
Dass dies nicht unbedingt erforderlich<br />
ist, um innere Einkehr zu halten,<br />
macht Pater Grün deutlich, indem er<br />
verschiedene Wege aufzeigt, wie man<br />
zu einer Stille gelangt, in der man die<br />
reinigenden und erneuernden Kräfte<br />
spürt. »Stille ist ein Zustand, etwas, das<br />
Lese-Zeit<br />
auf den Menschen trifft. Die Stille ist<br />
da, bevor der Mensch etwas tut. Stille<br />
hat eine eigene Qualität. Es ist die Qualität<br />
des reinen Seins. In der Stille bricht<br />
etwas auf, das wir nicht mehr benennen<br />
können. Es ist das Geheimnis<br />
schlechthin. In der Stille kommt das<br />
Wesen der Dinge zum Vorschein.« Dass<br />
Musik ein hervorragendes Medium ist,<br />
um Stille in ihrer spirituellen Dimension<br />
erfahrbar zu machen, beweisen die<br />
beiden mit dem Buch ausgelieferten<br />
CDs. Auf der ersten gibt es Musik von<br />
Helge Burggrabe, der als Flötist und<br />
Komponist europaweit Konzerte mit<br />
den Ensembles Duo3 und resonatus<br />
gibt und die bekannte Schauspielerin<br />
Iris Berben spricht den dreiteiligen<br />
Hymnus der Stille. Burggrabe setzt<br />
Grüns Refl exionen über die Stille musikalisch<br />
um. Gregorianische Musik mit<br />
improvisierender Flöte, vier- bis achtstimmiger<br />
Chorgesang, Improvisationen<br />
auf der Orgel und Arbeiten von Johann<br />
Sebastian Bach öffnen Wege in<br />
die Stille. Auf der zweiten CD spricht<br />
Pater Anselm Grün Stillemeditationen.<br />
Dies ist ein Buch, das gerade auch in<br />
der Zeit am Ende eines stressigen Jahres<br />
hilft, die innere Balance wiederzufi<br />
nden.<br />
Grün, Anselm: Zeiten der Stille, 20<strong>06</strong>,<br />
120 Seiten, 26,90, Claudius Verlag, ISBN<br />
3-532-62333-1.<br />
Zahnsch(m)erz, satirische<br />
Zeichnungen und Zitate mit<br />
(Ge)biss<br />
Die konfl iktbeladene Beziehung<br />
des von heftigen Zahnschmerzen<br />
geplagten Patienten und<br />
dem fast schon zwangsläufi g mit<br />
schmerzbedrohlich wirkenden Instrumenten<br />
arbeitenden Schmerzbekämpfers<br />
Zahnarzt war schon immer Zielscheibe<br />
für satirische und humorige<br />
Bemerkungen.<br />
Immer<br />
ist dabei die<br />
Rolle des Opfers<br />
mit dem<br />
Patienten besetzt,<br />
die des<br />
Täters ist<br />
ausschließlich<br />
im weißen<br />
Kittel zu suchen.Allerdings<br />
gibt es da auch noch die Angst<br />
des Zahnarztes vor dem beisswütigen<br />
Patienten. Das Ganze kann man also<br />
getrost als klassische Konfl iktbeziehung<br />
bezeichnen und die kann man eigentlich<br />
nur mit Humor beschreiben.<br />
Wie gut das aussehen und sich anhören<br />
kann, ist in diesem Buch wunderschön<br />
zusammengefasst. Der westfälische<br />
Journalist Andreas Dunker hat in<br />
Zusammenarbeit mit den Zahnärzten<br />
Dr. Clemens-Wilhelm Frigge und Marta<br />
Dinstak ein Buch mit wahrlich bissigen<br />
Zitaten und Zeichnungen zusammengestellt,<br />
das die besten zahnbezogenen<br />
Werke von rund 70 Cartoonisten aus<br />
den drei deutschsprachigen Ländern<br />
enthält. Dunker fi ndet, Satire sei Lachgas<br />
in festem Aggregatzustand, also<br />
genau passend für eine stabile Zahnarzt-Patient-beziehung.<br />
Recht hat er,<br />
denn das Buch ist eine gute Entspannung<br />
für die Lachmuskeln und nicht<br />
nur für gestresste Behandler geeignet,<br />
sondern natürlich auch für deren »Opfer«,<br />
die sich im Wartezimmer auf den<br />
nächsten (An-) bzw. Eingriff vorbereiten.<br />
Frigge, Clemens und Dinstak, Marta<br />
(Hrsg.): Zahnsch(m)erz, satirische Zeichnungen<br />
und Zitate mit (Ge)biss, 20<strong>06</strong>,<br />
128 Seiten, 19,70, Verlag ad medien, ISBN<br />
3-9810737-1-3.<br />
Weihnachtsfreude überall?<br />
Nein, nicht wirklich; aber wir können dazu beitragen mit einer Spende an das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte:<br />
Deutsche Apotheker- und Ärztebank (BLZ 250 9<strong>06</strong> 08), Kto. 00 4444 000. – Die Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> spendet 500 Euro;<br />
mit welchem Betrag sind Sie dabei, damit wir sagen können: Weihnachtsfreude auch in Lepra- und Notgebieten!
Einstimmig hat die Kammerversammlung<br />
die neue Berufsordnung<br />
für die niedersächsischen<br />
Zahnärzte (BO)<br />
verabschiedet. Damit ist der<br />
Liberalisierung des Berufsrechts, die<br />
das Bundesverfassungsgericht in den<br />
vergangenen Jahren eingeläutet hat,<br />
nun auch im niedersächsischen Regelwerk<br />
Rechnung getragen worden.<br />
Die Präzisierungen waren auch deshalb<br />
notwendig geworden, weil die<br />
Rechtsprechung in der Vergangenheit<br />
immer häufi ger das Informationsinteresse<br />
des Patienten und das Ankündigungsinteresse<br />
des Zahnarztes deutlich<br />
über berufsrechtliche Werbebeschränkungen<br />
gestellt hat und einige<br />
Normierungen in der alten BO dieser<br />
Vorgabe nicht mehr gerecht werden<br />
konnten.<br />
Aber nicht nur Werbebeschränkungen<br />
sind gelockert worden. Auch haben<br />
beispielsweise rechtliche Grundlagen,<br />
die die Möglichkeiten der Berufsausübung<br />
in Zweitpraxen oder in weiteren<br />
Kooperationsformen eröffnen,<br />
Eingang in die Berufsordnung gefunden.<br />
Auf der Grundlage der Musterberufsordnung<br />
der Bundeszahnärztekammer<br />
sind die allgemeinen Grundsätze<br />
überarbeitet und neu strukturiert worden.<br />
So gliedert sich die neue Berufsordnung<br />
jetzt in die Themenbereiche<br />
»Allgemeine Berufspfl ichten«, »Be rufsausübung«<br />
und »Kommunikation«.<br />
Allgemeine Berufspfl ichten:<br />
Freiberufl ichkeit:<br />
Nach wie vor ist die Freiberufl ichkeit<br />
des Zahnarztes und die Ausübung seines<br />
Berufes nach ethischen und moralischen<br />
Grundsätzen das Leitmotiv, an<br />
dem sich die berufsrechtlichen Normen<br />
orientieren. Dies fi ndet seinen<br />
Niederschlag z.B. in § 2 Abs. 1 BO, wonach<br />
der zahnärztliche Beruf seiner<br />
Natur nach ein freier Beruf ist, der aufgrund<br />
besonderer berufl icher Qualifi -<br />
kation persönlich, eigenverantwortlich<br />
und fachlich unabhängig in Diagnose-<br />
und Therapiefreiheit ausgeübt wird.<br />
Insbesondere ist der Zahnarzt verpfl<br />
ichtet, seinen Beruf gewissenhaft<br />
und nach den Geboten der ärztlichen<br />
Ethik und der Menschlichkeit auszuüben<br />
(§ 2 Abs. 2 BO).<br />
Berufspfl ichten:<br />
Zu den allgemeinen Berufspfl ichten<br />
zählt ferner, dass sich der Zahnarzt hinreichend<br />
gegen Haftpfl ichtrisiken versichern<br />
muss. Ebenso ist er verpfl ichtet,<br />
sich fortzubilden und – und dies ist<br />
neu! – Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
durchzuführen. Auch das Kollegialitätsgebot<br />
nimmt einen großen Stellenwert<br />
ein. So ist nunmehr z.B. deutlich<br />
normiert, dass es berufsunwürdig<br />
ist, einen Kollegen aus seiner Behandlungstätigkeit<br />
durch unlautere Handlungen<br />
zu verdrängen. Der Zahnarzt<br />
darf eine Vertretung, eine Notfall- oder<br />
Überweisungsbehandlung oder eine<br />
Begutachtung über den begrenzten<br />
Auftrag und die notwendigen Maßnahmen<br />
hinaus nicht ausdehnen. Patienten<br />
sind nach der Behandlung zurück<br />
zu überweisen.<br />
Berufsausübung:<br />
Praxisformen und Kooperation:<br />
Die Ausübung des zahnärztlichen Berufes<br />
in weiteren Praxen oder an anderen<br />
Orten als dem Praxissitz ist zulässig,<br />
wenn in jedem Einzelfall die ordnungsgemäße<br />
Versorgung der Patienten<br />
sicher gestellt wird. So lautet § 9<br />
Abs. 2 BO und eröffnet damit die Möglichkeit<br />
der Errichtung von Zweigpraxen.<br />
ZKN amtlich<br />
Auf neuen Wegen …<br />
Kammerversammlung verabschiedet<br />
Berufsordnung<br />
Jörg Röver<br />
Vorbei sind die Zeiten, als<br />
Zweigpraxen genehmigungspfl<br />
ichtig waren und eine Genehmigung<br />
auch nur in Ausnahmefällen<br />
erfolgte. Zwar ist<br />
die Berufsausübung des Zahnarztes<br />
nach wie vor an einen<br />
Praxissitz gebunden; nun<br />
kann prinzipiell aber jeder<br />
Zahnarzt – sofern in jedem<br />
Einzelfall die ordnungsgemäße<br />
Versorgung der Patienten sicher gestellt<br />
ist – an einem oder mehreren<br />
Standorten behandeln. Damit ist auch<br />
die Möglichkeit zur Bildung einer überörtlichen<br />
Kooperation berufsrechtlich<br />
gegeben. Denn eine Berufsausübungsgemeinschaft<br />
von Zahnärzten mit<br />
mehreren Praxissitzen ist zulässig,<br />
wenn an dem jeweiligen Praxissitz verantwortlich<br />
mindestens ein Mitglied<br />
der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
hauptberufl ich tätig ist. Selbstverständlich<br />
muss jede zahnärztliche Tätigkeit<br />
der Kammer gemeldet werden.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Dokumentation:<br />
Eine tiefgreifende Verdeutlichung und<br />
Präzisierung haben die Vorschriften im<br />
Bereich der Dokumentation erfahren.<br />
So ist dem Umstand der Dokumentation<br />
auf elektronischen Datenträgern<br />
und dem sorgsamen Umgang damit<br />
Rechnung getragen worden. Weiterführende<br />
Regelungen zum Umgang<br />
mit Patientenunterlagen haben ebenfalls<br />
Eingang in die BO gefunden.<br />
Kommunikation:<br />
Deutlicher sind jetzt die Vorgaben zu<br />
den Informationsmöglichkeiten eines<br />
Zahnarztes sowie zu den Praxisschildern<br />
gefasst und tragen so zur Rechtssicherheit<br />
bei.<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 783
ZKN AMTLICH<br />
Werbung:<br />
So ist dem Zahnarzt – wie bisher auch<br />
– nicht mehr jede Werbung untersagt,<br />
sondern lediglich die berufswidrige<br />
Werbung. Berufswidrig ist insbesondere<br />
eine anpreisende, vergleichende, herabsetzende<br />
oder irreführende Werbung.<br />
Bezeichnungen:<br />
Der Zahnarzt darf auf besondere, personenbezogene<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
hinweisen, ebenso wie auf<br />
eine von ihm nicht nur vorübergehend<br />
ausgeübte belegzahnärztliche oder<br />
konsiliarische Tätigkeit. Zweifel hinsichtlich<br />
der Bezeichnung von Praxen<br />
Bekanntmachung<br />
B E R U F S O R D N U N G<br />
der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Präambel<br />
Die Berufsordnung regelt das Verhalten von Zahnärzten* gegenüber Patienten, Kollegen, Mitarbeitern<br />
und anderen Partnern im Gesundheitswesen. Mit der Festlegung von Berufsrechten und Berufspflichten<br />
dient die Berufsordnung dem Ziel,<br />
a) die Freiberuflichkeit des Zahnarztes zu gewährleisten;<br />
b) das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient zu erhalten und zu fördern;<br />
c) die Qualität der zahnärztlichen Tätigkeit im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen;<br />
d) das Ansehen des Zahnarztberufes zu wahren;<br />
e) berufswürdiges Verhalten zu fördern und berufsunwürdiges Verhalten zu verhindern, um damit dem<br />
Gemeinwohl zu dienen.<br />
Die Ausübung der Zahnheilkunde ist kein Gewerbe.<br />
784 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
sind jetzt auch ausgeräumt. Denn in<br />
§ 21 Abs. 5 BO heißt es, dass sich eine<br />
Einzelpraxis sowie eine Berufsausübungsgemeinschaft<br />
nicht als Akademie,<br />
Institut, Poliklinik, Zentrum oder<br />
Ärztehaus oder als ein Unternehmen<br />
mit Bezug zu einem gewerblichen Betrieb<br />
bezeichnen darf.<br />
Praxisschilder:<br />
Hinsichtlich der Praxisschilder galten<br />
zwar schon lange die seinerzeit bestehenden<br />
Größenregelungen nicht mehr.<br />
Nun ist diese Norm aber dahingehend<br />
präzisiert worden, dass Praxisschilder<br />
hinsichtlich Form, Ausgestaltung und<br />
Anbringung den örtlichen Gepflogenheiten<br />
zu entsprechen haben.<br />
* formelle Bezeichnung gemäß § 1 Abs. 1 Zahnheilkundegesetz; im Interesse einer leichteren Lesbarkeit<br />
wird auf die weibliche Form der Berufsbezeichnung verzichtet<br />
§ 1<br />
Geltungsbereich<br />
Diese Berufsordnung gilt für alle Mitglieder der Zahnärztekammer und regelt deren Berufsrechte und -<br />
pflichten.<br />
Werden Zahnärzte, die in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder einem Vertragsstaat<br />
des Europäischen Wirtschaftsraumes niedergelassen sind oder dort ihre berufliche Tätigkeit entfalten,<br />
vorübergehend im Geltungsbereich dieser Berufsordnung zahnärztlich tätig, ohne eine Niederlassung<br />
(Praxissitz) zu begründen, so haben sie die Vorschriften dieser Berufsordnung zu beachten.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Mit der Überarbeitung der Berufsordnung<br />
ist ein großer Schritt gelungen.<br />
Der Umsetzung innovativer Konzepte<br />
und moderner Methoden in zahnärztlichen<br />
Praxen ist jetzt der Weg geebnet.<br />
Der Vorstand bittet Mitglieder um<br />
ausführliche und sorgfältige Kenntnisnahme<br />
aller Bestimmungen der BO, die<br />
im amtlichen Teil dieses Heftes veröffentlicht<br />
wird und somit Gültigkeit erlangt.<br />
Jörg Röver<br />
§ 2<br />
Allgemeine Berufspflichten<br />
Referent des Vorstandes<br />
für Satzungsangelegenheiten ●<br />
(1) Der Zahnarzt ist zum Dienst an der Gesundheit der einzelnen Menschen und der Allgemeinheit berufen.<br />
Der zahnärztliche Beruf ist seiner Natur nach ein freier Beruf, der aufgrund besonderer beruflicher<br />
Qualifikation persönlich, eigenverantwortlich und fachlich unabhängig in Diagnose- und Therapiefreiheit<br />
ausgeübt wird.<br />
(2) Der zahnärztliche Beruf ist mit besonderen Berufspflichten verbunden. Insbesondere ist der Zahnarzt<br />
verpflichtet,<br />
a) seinen Beruf gewissenhaft und nach den Geboten der ärztlichen Ethik und der Menschlichkeit auszuüben,<br />
b) die Regeln der zahnärztlichen Wissenschaft zu beachten,<br />
c) dem ihm im Zusammenhang mit dem Beruf entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen,<br />
d) sein Wissen und Können in den Dienst der Vorsorge, der Erhaltung und der Wiederherstellung der Gesundheit<br />
zu stellen.<br />
e) Zu den Berufspflichten gehört auch die Beherrschung der deutschen Sprache.<br />
(3) Der Zahnarzt hat das Recht seiner Patienten auf freie Arztwahl zu achten.<br />
(4) Der Zahnarzt kann die zahnärztliche Behandlung ablehnen, wenn
§ 8<br />
Kollegialität<br />
(1) Der Zahnarzt hat gegenüber allen Berufsangehörigen jederzeit kollegiales Verhalten zu zeigen. Herabsetzende<br />
Äußerungen über die Person, die Behandlungsweise oder das berufliche Wissen eines Kollegen<br />
sind berufsunwürdig.<br />
(2) Es ist insbesondere berufsunwürdig, einen Kollegen aus seiner Behandlungstätigkeit oder als Mitbewerber<br />
um eine berufliche Tätigkeit durch unlautere Handlungen zu verdrängen.<br />
(3) Zahnärzte sind grundsätzlich verpflichtet, sich gegenseitig zu vertreten. Der Zahnarzt darf eine Vertretung,<br />
eine Notfall- oder Überweisungsbehandlung oder eine Begutachtung über den begrenzten Auftrag<br />
und die notwendigen Maßnahmen hinaus nicht ausdehnen. Patienten sind nach der Behandlung<br />
zurück zu überweisen.<br />
(4) Der Zahnarzt darf den von einem anderen Zahnarzt oder Arzt erbetenen Beistand ohne zwingenden<br />
Grund nicht ablehnen.<br />
(5) Es ist dem Zahnarzt nicht gestattet für die Zuweisung von Patienten oder Untersuchungsmaterial ein<br />
Entgelt oder andere Vorteile sich versprechen oder gewähren zu lassen oder selbst zu versprechen oder<br />
zu gewähren.<br />
(6) Der Zahnarzt darf den Wunsch eines Patienten oder seiner Angehörigen, einen zweiten Zahnarzt oder<br />
Arzt hinzuzuziehen, nicht ablehnen.<br />
a) eine Behandlung nicht gewissenhaft und sachgerecht durchgeführt werden kann oder<br />
b) die Behandlung ihm nach pflichtgemäßer Interessenabwägung nicht zugemutet werden kann oder<br />
c) er der Überzeugung ist, dass das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen ihm und dem Patienten<br />
nicht besteht.<br />
Seine Verpflichtung, in Notfällen zu helfen, bleibt davon unberührt.<br />
(5) Der Zahnarzt ist verpflichtet, die ihm aus seiner zahnärztlichen Behandlungstätigkeit bekannt werdenden<br />
unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Arzneimittelkommission der deutschen Zahnärzteschaft<br />
mitzuteilen.<br />
(6) Dem Zahnarzt ist es nicht gestattet, für die Verordnung und Empfehlung von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln<br />
sowie Medizinprodukten von dem Hersteller oder Händler eine Vergütung oder sonstige wirtschaftliche<br />
Vergünstigung zu fordern oder anzunehmen.<br />
§ 3<br />
Kammer<br />
§ 9<br />
Praxis<br />
(1) Der Zahnarzt ist verpflichtet, sich über die für die Berufsausübung geltenden Vorschriften zu unterrichten<br />
sowie diese und Auflagen der Zahnärztekammer zu beachten.<br />
(2) Die Aufnahme und Änderung zahnärztlicher Tätigkeit ist der Zahnärztekammer unverzüglich anzuzeigen;<br />
die Zahnärztekammer kann hierzu Näheres regeln.<br />
(3) Der Zahnarzt hat auf Anfragen der Kammer, welche diese zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben<br />
an ihn richtet, in angemessener Frist zu antworten.<br />
(4) Ehrenämter der Zahnärztekammer sind gewissenhaft, unparteiisch und uneigennützig auszuüben.<br />
(5) Verstöße gegen Berufspflichten werden nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen geahndet.<br />
(1) Die Berufsausübung des selbstständigen Zahnarztes ist an einen Praxissitz gebunden.<br />
(2) Die Ausübung des zahnärztlichen Berufes in weiteren Praxen oder an anderen Orten als dem Praxissitz<br />
ist zulässig, wenn in jedem Einzelfall die ordnungsgemäße Versorgung der Patienten sicher gestellt<br />
wird.<br />
(3) Die zahnärztliche Praxis muss die für eine ordnungsgemäße Behandlung erforderlichen Einrichtungen<br />
enthalten.<br />
(4) Übt der Zahnarzt neben seiner Tätigkeit als Zahnarzt eine nichtärztliche heilkundliche Tätigkeit aus,<br />
so muss die Ausübung sachlich, räumlich und organisatorisch sowie für den Patienten erkennbar von<br />
seiner zahnärztlichen Tätigkeit getrennt sein.<br />
(5) Beim klinischen Betrieb einer Praxis ist zu gewährleisten, dass:<br />
a) eine umfassende zahnärztliche und pflegerische Betreuung rund um die Uhr sichergestellt ist;<br />
b) die notwendigen Voraussetzungen für eine Notfallintervention beim entlassenen Patienten erfüllt<br />
sind;<br />
c) die baulichen, apparativ-technischen und hygienischen Voraussetzungen für die stationäre Aufnahme<br />
von Patienten gewährleistet sind.<br />
§ 4<br />
Haftpflicht<br />
Der Zahnarzt muss hinreichend gegen Haftpflichtrisiken aus seiner beruflichen Tätigkeit versichert sein.<br />
§ 5<br />
Fortbildung<br />
Der Zahnarzt, der seinen Beruf ausübt, ist verpflichtet, sich in dem Umfange beruflich fortzubilden, wie<br />
es zur Erhaltung und Entwicklung der zur Berufsausübung erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
notwendig ist.<br />
§ 6<br />
Qualität<br />
§ 10<br />
Vertretung<br />
Im Rahmen seiner Berufsausübung übernimmt der Zahnarzt für die Qualität seiner Leistungen persönlich<br />
die Verantwortung. Er führt Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch.<br />
(1) Steht der Zahnarzt während seiner angekündigten Behandlungszeiten nicht zur Verfügung, so hat er<br />
für eine entsprechende Vertretung zu sorgen. Name, Anschrift und Telefonnummer eines Vertreters außerhalb<br />
der Praxis sind in geeigneter Form bekannt zu geben. Nach Beendigung der Vertretung sind die<br />
Patienten zurück zu überweisen.<br />
(2) Im Falle des Verzichts, der Rücknahme oder des Widerrufs der Approbation oder der Erlaubnis zur Ausübung<br />
der Zahnheilkunde nach § 13 Zahnheilkundegesetz ist eine Vertretung nicht zulässig. Zahnärzte,<br />
gegen die ein vorläufiges Berufsverbot verhängt worden ist oder deren Befugnis zur Ausübung des zahnärztlichen<br />
Berufes ruht, dürfen nur mit Zustimmung der zuständigen Zahnärztekammer vertreten werden.<br />
(3) Die Praxis eines verstorbenen Zahnarztes kann unter dessen Namen bis zu einem halben Jahr vertre-<br />
§ 7<br />
Verschwiegenheit<br />
(1) Der Zahnarzt hat die Pflicht, über alles, was ihm in seiner Eigenschaft als Zahnarzt anvertraut und bekannt<br />
geworden ist, gegenüber Dritten Verschwiegenheit zu wahren.<br />
(2)Der Zahnarzt ist zur Offenbarung befugt, soweit er von dem Betroffenen oder seinem gesetzlichen Vertreter<br />
von der Schweigepflicht entbunden wurde oder soweit die Offenbarung zum Schutze eines höheren<br />
Rechtsgutes erforderlich ist. Gesetzliche Aussage- und Anzeigepflichten bleiben davon unberührt.<br />
(3) Der Zahnarzt hat alle in der Praxis tätigen Personen über die gesetzliche Pflicht zur Verschwiegenheit<br />
zu belehren und dies zu dokumentieren.<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 785
ZKN AMTLICH<br />
§ 14<br />
Notfalldienst<br />
tungsweise durch einen befugten Zahnarzt fortgeführt werden. Der Zeitraum kann in besonderen Fällen<br />
durch die Zahnärztekammer verlängert werden.<br />
(1) Wer an der zahnärztlichen Versorgung teilnimmt, ist grundsätzlich verpflichtet, am Notfalldienst teilzunehmen.<br />
(2) Der Zahnarzt darf eine Notfallbehandlung nicht von einer Vorleistung abhängig machen.<br />
§ 11<br />
Zahnarztlabor<br />
§ 15<br />
Honorar<br />
Der Zahnarzt ist berechtigt, im Rahmen seiner Praxis ein zahntechnisches Labor zu betreiben oder sich an<br />
einem gemeinschaftlichen zahntechnischen Labor mehrerer Zahnarztpraxen zu beteiligen. Das Zahnarztlabor<br />
kann auch in angemessener räumlicher Entfernung zu der Praxis liegen.<br />
(1) Die Honorarforderung des Zahnarztes muss angemessen sein.<br />
(2) Vor umfangreichen Behandlungen soll der Patient auf die voraussichtliche Höhe der Gesamtkosten<br />
hingewiesen werden. Treten im Laufe der Behandlung Umstände auf, die wesentlich höhere Gebühren<br />
auslösen, ist dies dem Patienten unverzüglich mitzuteilen.<br />
§ 12<br />
Zahnärztliche Dokumentation<br />
786 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
§ 16<br />
Gemeinsame zahnärztliche Berufsausübung<br />
(1) Zahnärzte dürfen ihren Beruf einzeln oder gemeinsam in allen für den Zahnarztberuf zulässigen Gesellschaftsformen<br />
ausüben, wenn ihre eigenverantwortliche, medizinisch unabhängige sowie nicht gewerbliche<br />
Berufsausübung gewährleistet ist. Der Patient soll über den ihn behandelnden Zahnarzt in<br />
geeigneter Weise informiert werden.<br />
(2) Die Zugehörigkeit zu mehreren Berufsausübungsgemeinschaften ist nur im Rahmen von § 9 zulässig.<br />
Die Berufsausübungsgemeinschaft erfordert einen gemeinsamen Praxissitz. Eine Berufsausübungsgemeinschaft<br />
von Zahnärzten mit mehreren Praxissitzen ist zulässig, wenn an dem jeweiligen Praxissitz<br />
verantwortlich mindestens ein Mitglied der Berufsausübungsgemeinschaft hauptberuflich tätig ist.<br />
§ 17<br />
Zahnärzte und andere freie Berufe<br />
(1) Zahnärzte können sich auch mit selbstständig tätigen und zur eigenverantwortlichen Berufsausübung<br />
berechtigten Angehörigen anderer Heilberufe oder staatlicher Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen<br />
in den rechtlich zulässigen Gesellschaftsformen zusammenschließen, wenn ihre eigenverantwortliche,<br />
medizinisch unabhängige sowie nicht gewerbliche Berufsausübung gewährleistet ist. Die Regelung<br />
in § 9 Abs. 4 gilt entsprechend.<br />
(2) Einem Zahnarzt ist gestattet, in Partnerschaften gemäß §1 Abs. 1 und 2 PartGG mit Angehörigen anderer<br />
Berufe als den in Abs. 1 beschriebenen zusammen zu arbeiten, wenn er in der Partnerschaft nicht<br />
die Zahnheilkunde am Menschen ausübt.<br />
(1) Der Zahnarzt ist verpflichtet, Befunde und Behandlungsmaßnahmen chronologisch und für jeden Patienten<br />
getrennt zu dokumentieren (zahnärztliche Dokumentation) und mindestens zehn Jahre aufzubewahren,<br />
soweit nicht nach gesetzlichen Vorschriften eine längere Aufbewahrungspflicht besteht. Abweichend<br />
davon sind zahnärztliche Modelle, die zur zahnärztlichen Dokumentation notwendig sind,<br />
mindestens zwei Jahre aufzubewahren.<br />
(2) Zahnärztliche Dokumentationen, auch auf elektronischen Datenträgern, sind Urkunden und entsprechend<br />
den gesetzlichen und vertragsrechtlichen Vorschriften aufzubewahren. Beim Umgang mit zahnärztlichen<br />
Dokumentationen sind die Bestimmungen über die ärztliche Schweigepflicht und den Datenschutz<br />
zu beachten.<br />
(3) Der Zahnarzt hat einem vor-, mit- oder nachbehandelnden Zahnarzt oder Arzt sowie einem begutachtenden<br />
Zahnarzt oder Arzt auf Verlangen seine zahnärztlichen Dokumentationen vorübergehend zu<br />
überlassen und ihn über die bisherige Behandlung zu informieren, soweit das Einverständnis des Patienten<br />
vorliegt.<br />
(4) Der Zahnarzt hat dem Patienten auf dessen Verlangen in die ihn betreffenden zahnärztlichen Dokumentationen<br />
Einsicht zu gewähren. Auf Verlangen sind dem Patienten Kopien der Unterlagen gegen Erstattung<br />
der Kosten herauszugeben.<br />
(5) Bei Aufgabe oder Übergabe der Praxis hat der Zahnarzt seine zahnärztlichen Dokumentationen gemäß<br />
den datenschutzrechtlichen Bestimmungen aufzubewahren bzw. in Verwahrung zu geben. Bei Übergabe<br />
der Praxis können Patientenunterlagen grundsätzlich nur mit schriftlicher Einverständniserklärung der<br />
betroffenen Patienten an den Praxisnachfolger übergeben werden. Ist eine Einverständniserklärung<br />
nicht zu erlangen, hat der bisherige Praxisinhaber die Unterlagen gemäß Satz 1 aufzubewahren. Ist eine<br />
Aufbewahrung der Unterlagen beim bisherigen Praxisinhaber nicht möglich, ist die Übergabe an den<br />
Praxisnachfolger nur statthaft, wenn dort die Unterlagen getrennt von dessen eigenen Unterlagen unter<br />
Verschluss gehalten werden. Die Unterlagen dürfen nur mit Einverständnis der Betroffenen eingesehen<br />
oder weitergegeben werden.<br />
§ 18<br />
Angestellte Zahnärzte<br />
§ 13<br />
Gutachten<br />
(1) Der Zahnarzt darf nur solche Personen als angestellte Zahnärzte beschäftigen, denen die Ausübung<br />
der Zahnheilkunde nach dem Zahnheilkundegesetz (ZHG) erlaubt ist.<br />
(2) Die Beschäftigung angestellter Zahnärzte in einer Zahnarztpraxis setzt die Leitung durch einen niedergelassenen<br />
Zahnarzt voraus.<br />
(3) Der Zahnarzt hat angestellten Zahnärzten eine angemessene Vergütung zu gewähren.<br />
(1) Der Zahnarzt hat Gutachten neutral, unabhängig und sorgfältig zu erstellen.<br />
(2) Der Zahnarzt darf einen Patienten, der ihn zum Zwecke einer Begutachtung aufsucht, vor Ablauf von<br />
24 Monaten nach Abgabe des Gutachtens nicht behandeln. Dies gilt nicht für Notfälle.<br />
(3) Die Begutachtung zahnärztlicher Leistungen und Gebührenberechnungen anderer Zahnärzte ist nur<br />
gestattet, wenn entweder die Zustimmung des behandelnden Zahnarztes oder ein Auftrag der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong>, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>, einer Behörde oder<br />
eines Gerichtes vorliegt.<br />
§ 19<br />
Praxismitarbeiter<br />
(1) Bei der Ausbildung von Praxismitarbeitern sind die für die Berufsausbildung geltenden Vorschriften
§ 23<br />
Inkrafttreten<br />
(1) Diese Berufsordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im amtlichen Mitteilungsblatt der<br />
Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> in Kraft. Gleichzeitig treten die Bestimmungen der Berufsordnung für<br />
die niedersächsischen Zahnärzte, zuletzt geändert durch Beschluss der Kammerversammlung vom<br />
22./23.11.2002, außer Kraft.<br />
zu beachten. Der Zahnarzt hat dafür Sorge zu tragen, dass den Auszubildenden insbesondere jene<br />
Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden, die zum Erreichen des Ausbildungszieles erforderlich<br />
sind.<br />
(2) Der Zahnarzt darf Praxismitarbeiter nur für Aufgaben einsetzen, für die sie ausreichend qualifiziert<br />
sind. Bei der Delegation von Tätigkeiten ist der Rahmen des § 1 Absatz 5 und 6 Zahnheilkundegesetz zu<br />
beachten.<br />
(3) Der Zahnarzt ist dafür verantwortlich, dass die Praxismitarbeiter am Patienten nur unter seiner<br />
Aufsicht und Anleitung tätig werden.<br />
Vorstehende Berufsordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> wurde am 3./4.11.20<strong>06</strong> von der Kammerversammlung<br />
der ZKN beschlossen.<br />
§ 20<br />
Berufsbezeichnung, Titel und Grade<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
(1) Der Zahnarzt führt die Berufsbezeichnung »Zahnarzt«.<br />
(2) Akademische Titel und Grade dürfen nur in der in Deutschland amtlich anerkannten Form geführt<br />
werden.<br />
(3) Der Zahnarzt darf nach zahnärztlichem Weiterbildungsrecht erworbene Bezeichnungen (Fachzahnarztbezeichnungen)<br />
führen.<br />
§ 21<br />
Information<br />
■ Verlust des<br />
Mitgliedsausweises<br />
Nr. 4546 vom 18.11.2002,<br />
Herr Dr. Ferdinand Muhle,<br />
Gildeplatz 3, 27793 Wildeshausen.<br />
Nr. 4186 vom 12.10.2001,<br />
Frau Dr. Susanne Dommes,<br />
Neumarkt 1 D, 29221 Celle.<br />
Wir bitten umgehend um Mitteilung,<br />
falls Personen mit diesen Ausweisen<br />
Missbrauch treiben sollten.<br />
Die Ausweise werden hiermit für<br />
ungültig erklärt. ZKN ●<br />
(1) Dem Zahnarzt sind sachliche Informationen über seine Berufstätigkeit gestattet. Berufswidrige Werbung<br />
ist dem Zahnarzt untersagt. Berufswidrig ist insbesondere eine anpreisende, irreführende, herabsetzende<br />
oder vergleichende Werbung. Der Zahnarzt darf eine berufswidrige Werbung durch Dritte weder<br />
veranlassen noch dulden und hat dem entgegen zu wirken.<br />
(2) Der Zahnarzt darf auf besondere, personenbezogene Kenntnisse und Fertigkeiten in der Zahn-, Mundund<br />
Kieferheilkunde hinweisen.<br />
(3) Der Zahnarzt, der eine nicht nur vorübergehende belegzahnärztliche oder konsiliarische Tätigkeit ausübt,<br />
darf auf diese Tätigkeit hinweisen.<br />
(4) Es ist dem Zahnarzt untersagt, seine zahnärztliche Berufsbezeichnung für gewerbliche Zwecke zu verwenden<br />
oder ihre Verwendung für gewerbliche Zwecke zu gestatten.<br />
(5) Eine Einzelpraxis sowie eine Berufsausübungsgemeinschaft darf nicht als Akademie, Institut, Poliklinik,<br />
Zentrum, Ärztehaus oder als ein Unternehmen mit Bezug zu einem gewerblichen Betrieb bezeichnet<br />
werden.<br />
§ 22<br />
Praxisschild<br />
Wir trauern um unsere<br />
Kollegen<br />
Dr. Rudolf Düsing<br />
Verdistraße 8, 37154 Northeim<br />
geboren am 26.3.1937, verstorben am 3.9.20<strong>06</strong><br />
Dr. Winfrid Chmelius<br />
Friedrich-Lekve-Straße 2, 31135 Hildesheim<br />
geboren am 1.6.1923, verstorben am 3.11.20<strong>06</strong><br />
Dr. Achim Bischoff<br />
Wilhelmitorwall 4, 38118 Braunschweig<br />
geboren am 23.9.1947, verstorben am 2.11.20<strong>06</strong><br />
(1) Der niedergelassene Zahnarzt hat am Praxissitz die Ausübung des zahnärztlichen Berufes durch ein<br />
Praxisschild kenntlich zu machen.<br />
(2) Der Zahnarzt hat auf seinem Praxisschild seinen Namen und seine Berufsbezeichnung anzugeben.<br />
Zahnärzte, die ihren Beruf gemeinsam ausüben, haben unter Angabe des Namens aller in der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
zusammengeschlossenen Zahnärzte ein gemeinsames Praxisschild zu führen.<br />
(3) Praxisschilder müssen hinsichtlich Form, Gestaltung und Anbringung den örtlichen Gepflogenheiten<br />
entsprechen.<br />
(4) Die Verlegung der Praxis darf ein Jahr lang durch ein mit Angabe der neuen Anschrift versehenes<br />
Schild am früheren Praxissitz angezeigt werden. Der Zahnarzt darf die von ihm im letzten Jahr behandelten<br />
Patienten von seiner Praxisverlegung benachrichtigen.<br />
(5) Wer die Praxis eines anderen Zahnarztes übernimmt, darf neben seinem Praxisschild das Praxisschild<br />
dieses Zahnarztes nicht länger als ein Jahr weiterführen.<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 787
ZKN AMTLICH<br />
Bekanntmachung von Satzungen<br />
Gem. § 26 Abs. 1 des Niedersächsischen Kammergesetzes für die Heilberufe (HKG) sind Satzungen und<br />
Beschlüsse nach § 25 im Mitteilungsblatt der Kammer bekannt zu machen:<br />
Folgende Satzungen bzw. Satzungsänderungen wurden in der Kammerversammlung am 3./.4.11.20<strong>06</strong><br />
beschlossen und sind in den ZKN-Mitteilungen bekannt zu machen:<br />
■ Änderung der Satzung der ZKN<br />
■ Änderung der Richtlinien für die Tätigkeit der Vermittlungsstellen in der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
■ Änderung der Wahlordnung der ZKN für die Wahl zur Kammerversammlung<br />
■ Änderung der Weiterbildungsordnung der ZKN<br />
■ Feststellung des Haushaltsplanes 2007 der ZKN<br />
■ Beitragsordnung der ZKN für das Jahr 2007<br />
Bekanntmachung<br />
Änderung der Satzung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Da es sich um Satzungen nach dem HKG handelt, sollte diese Satzung als »Kammersatzung« bezeichnet<br />
werden.<br />
In § 2 wird »§ 8 des Gesetzes über die Standesvertretungen« geändert in »§ 9 des Kammergesetzes für die<br />
Heilberufe (HKG)«.<br />
788 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
In § 4 Absatz 1 wird »§ 20 des Gesetzes« geändert in »§ 25 HKG«.<br />
In Absatz 2 wird »§ 20 Absatz 1 Nummer 1 des Gesetzes« geändert in »§ 25 HKG«.<br />
In § 5 wird »§ 16 des Gesetzes« geändert in »§ 24 HKG«.<br />
In § 6 Absatz 5 wird »§ 16 des Gesetzes« geändert in »§ 28 HKG«.<br />
§ 9 a wird »§ 10«.<br />
§ 10 wird »§ 11«. In dem neuen § 11 Absatz 1 b) wird »§ 10 Abs. 1 Nr. 8« geändert in »§ 11«.<br />
§ 10a wird »§ 12«. In diesem Absatz 1 wird »§ 23« geändert in »§ 27«.<br />
Die nachfolgenden Paragraphen werden entsprechend durchnummeriert.<br />
Im (neuen) § 15 Abs. 2 wird »Helferinnen-Ausbildung« geändert in »Ausbildung zahnärztliche Fachangestellte«.<br />
In dem neuen § 17 Absatz 2 wird in dem 2. Satz »für 4 Jahre« gestrichen. »Die Amtszeit ist die gleiche wie<br />
die der Kammerversammlung.« wird als 3. Satz angefügt.<br />
In der Anlage zu § 14, Bezirksstelle Hannover Zuständigkeitsbereich, wird der Begriff »die kreisfreie Stadt<br />
Hannover« geändert in »Landeshauptstadt Hannover«.<br />
Vorstehende Änderung der Satzung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> wurde von der Kammerversammlung<br />
am 3./4.11.20<strong>06</strong> beschlossen.<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN
Bekanntmachung<br />
Bekanntmachung<br />
Änderung der Weiterbildungsordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Änderung der Richtlinien für die Tätigkeit der Vermittlungsstellen<br />
in der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
In § 8 Abs. 3 wird hinzugefügt:<br />
Der Prüfungsausschuss wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden.<br />
Die Richtlinien für die Tätigkeit der Vermittlungsstellen in der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> werden<br />
wie folgt geändert:<br />
§ 9 Abs. 2 – neue Fassung:<br />
Gegen den Bescheid kann innerhalb eines Monats nach seiner Zustellung Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht<br />
erhoben werden.<br />
In § 1 wird »§ 10 Absatz 1 Ziffer 8« geändert in »§ 11«.<br />
Vorstehende Änderung der Richtlinien für die Tätigkeit der Vermittlungsstellen in der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> wurde von der Kammerversammlung am 3./4.11.20<strong>06</strong> beschlossen.<br />
§ 11 Abs. 2 – neue Fassung:<br />
(2) Die Ermächtigung setzt voraus:<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
(1) Grundsätzlich eine fünfjährige eigenverantwortliche Tätigkeit in eigener Praxis nach der Anerkennung<br />
als Kieferorthopäde. Hiervon kann in Ausnahmenfällen bei Leitern einer Abteilung für Kieferorthopädie<br />
an Hochschulen abgesehen werden.<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
(2) dass dem weiterzubildenden Zahnarzt eine genügende Zahl selbst zu behandelnder Patienten zur<br />
Verfügung steht.<br />
§ 14 Abs. 1 Punkt 3 (Ergänzung) – neue Fassung:<br />
Die Ermächtigung setzt eine mindestens fünfjährige eigenverantwortliche Tätigkeit auf dem Gebiet der<br />
zahnärztlichen Chirurgie nach der Anerkennung als Arzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder<br />
Fachzahnarzt für Oralchirurgie voraus. Hiervon kann in Ausnahmefällen bei Leitern von chirurgischen<br />
Abteilungen an Hochschuleinrichtungen für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde abgesehen werden.<br />
§ 17 Abs. 2 – neue Fassung:<br />
Dasselbe gilt für die absolvierte fachspezifische Weiterbildung in einer weiterbildungsberechtigten<br />
Fachpraxis einer anderen zuständigen Berufsvertretung.<br />
Bekanntmachung<br />
Änderung der Wahlordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> für die Wahl zur<br />
Kammerversammlung (WO-ZKN) vom 4.5.1996<br />
Es wird jeweils »Niedersächsisches Zahnärzteblatt« geändert in »amtliches Mitteilungsblatt der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong>« (§ 8, § 11 Abs. 2, § 15, § 20, § 27 Abs. 7, § 32 Abs. 1, § 45).<br />
Vorstehende Änderung der Weiterbildungsordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> wurde von der<br />
Kammerversammlung am 3./4.11.20<strong>06</strong> beschlossen.<br />
In § 17 Absatz 1 wird »§ 32« geändert in »§ 34«. Der letzte Satz »Die Kurzbezeichnung darf nicht den Namen<br />
einer Partei im Sinne von Artikel 21 des Grundgesetzes oder deren Kurzbezeichnung enthalten.«<br />
wird gestrichen.<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
In § 27 Absatz 2 wird »§ 18 Abs. 1 HKG« geändert in »§ 18 Abs. 3 HKG«.<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
§ 45 (neu)<br />
»Diese Wahlordnung tritt mit der Veröffentlichung im amtlichen Mitteilungsblatt der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> gem. § 26 Abs. 1 HKG in Kraft.«<br />
Vorstehende Änderung der Wahlordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> für die Wahl zur Kammerversammlung<br />
(WO-ZKN) vom 4.5.1996 wurde von der Kammerversammlung am 3./4.11.20<strong>06</strong> beschlossen.<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 789
ZKN AMTLICH<br />
B – Beitragsgruppen<br />
Kammerbeitrag<br />
Grundbeitrag<br />
monatlich €<br />
I.<br />
a) In eigener Vertrags- oder Privatpraxis tätige Zahnärzte, in Gemeinschaftspraxis oder Praxisgemeinschaft<br />
niedergelassene Zahnärzte, Vertragszahnärzte in medizinischen Versorgungszentren gemäß § 95<br />
Abs. 1 SGB V, Professoren, Privatdozenten, akademische Räte und Oberärzte mit Liquidationsrecht, Sanitätsoffiziere,<br />
Beamte und im öffentlichen Dienst tätige Zahnärzte mit genehmigter privatzahnärztlicher<br />
Nebentätigkeit. 92,–<br />
b) Angestellte Zahnärzte gem. § 32 b ZV - Z und angestellte Zahnärzte in medizischen Versorgungszentren<br />
gemäß § 95 Abs. 1 SGB V, soweit sie nicht der Beitragsgruppe III zugeordnet sind. 60,–<br />
II.<br />
Vertreter sowie Sanitätsoffiziere, Beamte und im öffentlichen Dienst tätige Zahnärzte mit genehmigter<br />
Nebentätigkeit als Vertreter. 46,–<br />
III.<br />
Assistenten in freier Praxis und in medizinischen Versorgungszentren gemäß § 95 Abs.1 SGB V, Beamte<br />
auf Zeit, Professoren, Privatdozenten, akademische Räte und Oberärzte, soweit sie nicht der Beitragsgruppe<br />
Ia zugeordnet sind.<br />
Zahnärzte, die als Wehrpflichtige ihren Grundwehrdienst oder Ersatzdienst leisten. 30,–<br />
IV.<br />
Assistenten an Universitätskliniken und Krankenhäusern 23,–<br />
V.<br />
Sanitätsoffiziere / Zeitsoldaten, Beamte und im öffentlichen Dienst tätige Zahnärzte, soweit sie nicht den<br />
Beitragsgruppen I und II angehören. 40,–<br />
VI.<br />
Zahnärzte, die ihren Beruf vorübergehend oder dauernd nicht ausüben oder fremdberuflich tätig sind<br />
und ihre Mitgliedschaft zur Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> aufrecht erhalten möchten. 7,–<br />
VII.<br />
Zahnärzten, die durch eine Einstufungsbescheinigung der Ärztekammer nachweisen, dass sie ärztlich<br />
approbiert und auch tätig sind, kann der Kammerbeitrag um 50 % der entsprechenden Beitragsgruppe<br />
reduziert werden ( mit Ausnahme der Beitragsgruppe VI ).<br />
Bekanntmachung<br />
Haushaltsplan 2007 der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
Der Haushaltsplan 2007 der ZKN, der in Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 7.547.162,00 Euro abschließt,<br />
wurde von der Kammerversammlung der ZKN am 3./4.11.20<strong>06</strong> beschlossen.<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
790 · ZKN MITTEILUNGEN · 12 | 20<strong>06</strong><br />
Beitragsordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
für das Jahr 2007<br />
(Der Begriff »Zahnarzt« gilt gleichermaßen für Frauen und Männer)<br />
Vorstehende Beitragsordnung der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> wurde am 3./.4.11.20<strong>06</strong> von der<br />
Kammerversammlung der ZKN beschlossen.<br />
Hannover, 10. November 20<strong>06</strong><br />
A – Allgemeines<br />
I.<br />
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebes werden von den Mitgliedern<br />
der Zahnärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> Beiträge gemäß nachfolgender Beitragsordnung erhoben.<br />
Über die Höhe der Beiträge hat die Kammerversammlung jährlich zu beschließen.<br />
Die Einstufung in die Beitragsgruppen erfolgt nach dem jeweiligen Status der zahnärztlichen Tätigkeit.<br />
Die Beitragspflicht beginnt in dem Monat, der dem Eintritt der Voraussetzung für die Beitragspflicht<br />
folgt.<br />
Eine Beitragspflicht entsteht nicht, wenn das Mitglied innerhalb eines Monats nach Begründung der Mitgliedschaft<br />
gemäß § 2 Abs. 2 HKG auf die Mitgliedschaft verzichtet.<br />
Die Beiträge der Mitglieder sind jeweils zu Beginn des Kalendervierteljahres kostenfrei zu überweisen.<br />
II.<br />
In begründeten Ausnahmefällen kann ein Antrag auf Ermäßigung des Kammerbeitrages gestellt werden.<br />
Dem Antrag sind geeignete Nachweise beizufügen.<br />
III.<br />
Entfallen die Voraussetzungen für die Beitragspflicht bis einschließlich 15. eines Monats, so endet die Verpflichtung<br />
zur Beitragszahlung mit dem Schluss des vorangegangenen Monats.<br />
Entfallen die Voraussetzungen für die Beitragspflicht ab 16. eines Monats, so endet die Verpflichtung zur<br />
Beitragszahlung mit dem Schluss des Monats.<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
Zahnärzte, die das 68. Lebensjahr vollendet haben, sind von der Verpflichtung der Zahlung des Kammerbeitrages<br />
befreit. Die Befreiung tritt mit Beginn des dem Geburtstag folgenden Quartals ein.<br />
Im Todesfall endet die Verpflichtung zur Beitragszahlung mit dem Schluss des vorausgegangenen Quartals.<br />
IV.<br />
Der Versand der Beitrags- und Gebührenbescheide erfolgt grundsätzlich nur einmal jährlich, es sei denn,<br />
dass eine andere Beitragseinstufung im laufenden Beitragsjahr vorgenommen wird.<br />
Diese Beitragsordnung tritt am 1.1.2007 in Kraft.
Zwischenprüfung<br />
2007<br />
Die zentrale Zwischenprüfung gemäß § 48<br />
Berufsbildungsgesetz für Auszubildende<br />
mit dem Ausbildungsberuf Zahnmedizinischer<br />
Fachangestellter/Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte findet am Mittwoch, 7.<br />
März 2007, zentral in <strong>Niedersachsen</strong> statt. An dieser<br />
Zwischenprüfung müssen alle Auszubildenden teilnehmen,<br />
die ihre Ausbildung im Jahr 2005 begonnen<br />
haben.<br />
Eine separate Anmeldung zu dieser Prüfung ist weder<br />
bei den Bezirksstellen noch bei der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> erforderlich, da die Daten der ZKN<br />
bekannt sind. Eventuelle Sonderfälle sind der Zahnärztekammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> mitzuteilen, die über die Zulassung<br />
zu dieser Zwischenprüfung entscheidet.<br />
Nach Freigabe des Vorsitzenden<br />
der Arzneimittelkommission<br />
Zahnärzte,<br />
Herrn Dr. Helmut Pfeffer,<br />
ist die 11. Ausgabe der »Information<br />
über Zahnärztliche Arznei-<br />
Beitragszahlung<br />
IV. Quartal 20<strong>06</strong><br />
Der Kammerbeitrag für das IV.<br />
Quartal 20<strong>06</strong> ist fällig geworden.<br />
Kammerangehörige, die keine Abtretungserklärung<br />
unterschrieben haben<br />
bzw. nicht am Lastschrifteinzugsverfahren<br />
teilnehmen, werden gebeten,<br />
den Kammerbeitrag einschließlich<br />
eventuell noch vorhandener Rückstände<br />
zu überweisen.<br />
Hannover, im Dezember 20<strong>06</strong> ●<br />
Dr. Henning Otte<br />
Vorsitzender des<br />
zentralen Zwischenprüfungsausschuss ●<br />
Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf<br />
Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
– Alle Bezirksstellen –<br />
Termine der schriftlichen Abschlussprüfung:<br />
Mittwoch, 9.5.2007 – Behandlungsassistenz /<br />
Praxisorganisation und -verwaltung<br />
Donnerstag, 10.5.2007 – Abrechnungswesen /<br />
Wirtschafts- und Sozialkunde<br />
Anmeldeschluss<br />
5. Februar 2007<br />
bei der zuständigen<br />
Bezirksstelle<br />
gez. Dr. K.-H. Düvelsdorf<br />
Vorstandsreferent<br />
für das Zahnärztliche Fachpersonal<br />
Neuauflage der »Informationen<br />
über Zahnärztliche Arzneimittel 20<strong>06</strong>« (IZA)<br />
mittel (IZA)« nun erstmals als aktualisierbare<br />
Dateiform erschienen. Mit<br />
dem 15. November 20<strong>06</strong> wurde die<br />
Neuauflage IZA 20<strong>06</strong> auf unsere Homepage<br />
eingestellt.<br />
Sie können dieses Download-Doku-<br />
ment unter www.bzaek.de/Zahnärzte/<br />
Arzneimittelkommission/IZA-20<strong>06</strong><br />
einsehen oder mit dem direkten Link<br />
unter http://www.bzaek.de/service/<br />
oav10/artikel.asp?Inr=657 downloaden.<br />
BZÄK, 15.11.20<strong>06</strong> · ZKN ●<br />
12 | 20<strong>06</strong> · ZKN MITTEILUNGEN · 791
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delssparte wächst in ganz Europa kontinuierlich. Insgesamt 20<br />
Milliarden Kataloge, Päckchen und Pakete, Werbesendungen,<br />
Lieferscheine und andere Geschäftsdokumente stellt der europä-<br />
ische Versandhandel jährlich seinen Kunden zu. Besonders gern<br />
und viel wird beim Versandhandel in Großbritannien geordert. Je-<br />
der Brite bescherte den Versandhändlern im Jahr 2005 durch-<br />
schnittlich 434 Euro Umsatz. An zweiter Stelle folgte Deutschland<br />
mit einem Bestellvolumen von 318 Euro je Einwohner, gefolgt von<br />
der Schweiz mit 224 Euro pro Kopf. Weniger beliebt ist die Kata-<br />
logbestellung in vielen süd- und osteuropäischen Ländern wie Ita-<br />
lien, Slowenien, Ungarn, Griechenland und Spanien.<br />
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