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Holz-Pellets - Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken

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2<br />

z’erscht emol des<br />

Liebe freunde unserer fasnet<br />

Vom Narrenrichter Wolfgang Reuther<br />

Literatur<br />

über die Stockacher Fasnacht<br />

Alfred Eble<br />

Ein Reis vom Narrenbaum<br />

Aus den Stockacher Narrenbüchern · 1999<br />

Arbeitskreis Narresome<br />

Stockacher Kinder-Narrenfibel · 2008<br />

Dr. Yvonne Istas / Thomas Warndorf<br />

Stockach in alten Fotografien · 2008<br />

Dr. Yvonne Istas / Thomas Warndorf<br />

Stockacher Lesebuch · 2008<br />

Diese und weitere Bücher über die Fasnacht<br />

und über Stockach erhalten Sie im<br />

Kulturamt der Stadt Stockach<br />

Salmannsweilerstr. 1 · 78333 Stockach<br />

oder im Buchhandel<br />

Weitere Informationen über Stockach<br />

erhalten Sie bei der Tourist-Information<br />

Salmannsweilerstr. 1 · 78333 Stockach<br />

Telefon: 0 77 71 - 802·300<br />

E-Mail: Tourist-info@stockach.de<br />

www.stockach.de<br />

impressum<br />

der Hans-Kuony-Post im Jahr 659<br />

Herausgeber<br />

<strong>Das</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Grobgünstige</strong> <strong>Narrengericht</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>Stocken</strong> · „Verein Hans Kuony e.V.”<br />

Narrenrichter Wolfgang Reuther<br />

www.narrengericht-stockach.de<br />

Redaktion und v.i.S.d.P.<br />

Thomas Warndorf<br />

twarndorf@gmx.de<br />

Jürgen Koterzyna<br />

koterzyna@t-online.de<br />

Gestaltung & Produktion<br />

Rainer Vollmer<br />

Vollmer KommunikationsDesign<br />

Fotos<br />

Vollmer Kommunikationsdesign<br />

Archiv des <strong>Narrengericht</strong>s<br />

Archive der Gliederungen<br />

Liebe Mitglieder des Vereins Hans-Kuony,<br />

liebe Freunde der Stockemer Fasnacht,<br />

die 659. Fasnet nach unserem Urahn Hans<br />

Kuony liegt vor uns.<br />

Alle aktiven Narren werden aufatmen, wenn<br />

ich sage, dass uns in diesem Jahr keine<br />

außergewöhnlichen Veranstaltungen ins Haus<br />

stehen und wir somit wieder einmal richtig<br />

Fasnet machen können.<br />

In den letzten Jahren haben die<br />

zeitlichen Belastungen aufgrund neuer<br />

Veranstaltungsangebote und inhaltlicher<br />

Neuerungen bestehender Veranstaltungen<br />

ständig <strong>zu</strong>genommen.<br />

Gleichzeitig geht die Bereitschaft, sich für<br />

die Gestaltung unserer Fasnet auch unter dem<br />

Jahr ein<strong>zu</strong>bringen, gerade bei den Jüngeren<br />

<strong>zu</strong>rück - nicht <strong>zu</strong>letzt aufgrund einer ständig<br />

wachsenden Beanspruchung im schulischen<br />

und beruflichen Umfeld.<br />

Auch die Freizeitaktivitäten der jungen<br />

Menschen sind heute vielgestaltiger und<br />

intensiver als in früheren Jahren.<br />

Vor diesem Hintergrund wird es besonders in<br />

den Gliederungen immer schwieriger, für die<br />

eigenen Veranstaltungen das erforderliche<br />

Personal mobilisieren und bereitstellen <strong>zu</strong><br />

können. Dieser Herausforderung müssen<br />

sich heute alle Vereine in ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit stellen.<br />

Wir können ihr nur begegnen, indem wir<br />

unseren Mitgliedern, besonders den Jüngeren,<br />

die Sinnhaftigkeit ihres Engagements verdeutlichen,<br />

nämlich der Brauchtumspflege<br />

als Instrument <strong>zu</strong>r sozialen Integration des<br />

Einzelnen in die Gemeinschaft und <strong>zu</strong>r<br />

Standortbestimmung in einer sich ständig<br />

verändernden Umwelt und Gesellschaft.<br />

Erlebtes Gemeinschaftsgefühl bei unseren<br />

Veranstaltungen, verwurzelt in jahrhundertealten<br />

Traditionen, und der Stolz auf<br />

gemeinsame Leistungen vermögen den<br />

Boden hierfür <strong>zu</strong> bereiten.<br />

Dies vor<strong>zu</strong>leben ist Aufgabe der aktiven<br />

Narren und fordert uns mehr denn je.<br />

Ich bin jedoch <strong>zu</strong>versichtlich, dass die Träger<br />

der Stockemer Fasnet, und hier allen voran<br />

die Gliederungen, dieser Herausforderung<br />

mit dem nötigen Maß an souveräner<br />

Gelassenheit und herzerfrischender innerer<br />

Anteilnahme begegnen werden, damit wir<br />

auch im 659. Jahr nach Hans Kuony noch<br />

kraftvoll <strong>zu</strong>beißen können.<br />

Zur Seelenmassage und spirituellen<br />

Erneuerung werden wir deshalb auch<br />

drei Narrentreffen besuchen, zweitägig in<br />

Haslach und Singen sowie für einen Tag in<br />

Munderkingen.<br />

In Stockach verläuft die Fasnet 2010<br />

ohne große Aufregungen, aber dafür mit<br />

einem gewohnt interessanten Programm.<br />

Auch in diesem Jahr werden wir wieder<br />

den Markt am Schmotzigen Dunschtig,<br />

unseren Zigeunerball am Fasnetsamschtig im<br />

Bürgerhaus und unseren Lumpen-Sunntig am<br />

Folgetag gestalten. Der Narresome wird sich<br />

für die ganz Kleinen und die Jugendlichen<br />

bei verschiedenen Veranstaltungen wieder<br />

mächtig ins Zeug legen, ebenso die<br />

Gliederungen bei ihren Veranstaltungen.<br />

Für diesen enormen Einsatz danke ich allen<br />

Narren von ganzem Herzen, verbunden mit<br />

den besten närrischen Wünschen für eine<br />

glückselige Fasnet und einem dreifachen<br />

Narro, Narro, Narro,<br />

Ihr Wolfgang Reuther, Narrenrichter.<br />

Die Tradition der gezeichneten oder<br />

gemalten Jahresblätter in den Narrenbüchern<br />

beginnt im Jahr 1883 im zweiten Narrenbuch.<br />

Eine regelmäßige Tradition wurde die<br />

Gestaltung aber erst im vierten Narrenbuch im Jahr<br />

1950 mit den Arbeiten von Georg Heinrich. Ein Jahr<br />

<strong>zu</strong>vor, also 1949, war dem Meersburger Maler, Architekt<br />

und Gewerbelehrer Willy Seilnacht die Ehre<br />

<strong>zu</strong>gekommen, ein Jahresblatt <strong>zu</strong> gestalten. Seilnacht<br />

zählte seit den 30er Jahren <strong>zu</strong> einem kleinen, aber<br />

sehr feinen Künstlerkreis in Meersburg, <strong>zu</strong> dem so<br />

bekannte süddeutsche Expressionisten wie Waldemar<br />

Flaig zählten. Seine Lehrerlaufbahn hatte Seilnacht aber in<br />

Weinheim begonnen, wo er bis 1927 auch an der Gestaltung der<br />

bekannten „Weinheimer Sommertags“- Postkarten beteiligt war.<br />

Diese Karten galten damals als begehrte Sammlerstücke.<br />

Wie Seilnacht 1949 an den Auftrag kam, das<br />

Jahresblatt des Stockacher Narrenbuchs<br />

<strong>zu</strong> gestalten, ist unbekannt.<br />

es war einmal - die narrenbücher 3<br />

Möglicherweise gab es einen Kontakt <strong>zu</strong><br />

seinem Lehrerkollegen August Rettich.<br />

Unter dem Motto „Die Narren tanzen<br />

wieder“ schuf Willy Seilnacht ein Blatt<br />

in seiner ganz typischen Manier, wobei<br />

er als Vorlage für die Stadtsilhouette<br />

eine Ansicht von vor 1933 wählte, denn<br />

sie zeigt noch das alte barocke Kirchenschiff.<br />

Der folgende erste Eintrag ins<br />

Buch stammt vom Zeitungsredakteur<br />

Eduard Redelsperger. Am 14. Februar<br />

1949 findet sich der Eintrag eines<br />

gewissen Heinrich Wagner, der<br />

ab diesem Tag seine höchst<br />

verdienstvollen Beiträge<br />

<strong>zu</strong>r Stockacher Fasnacht<br />

leistete.


4 Personelles Personelles 5<br />

des richters KLeine sammLung<br />

<strong>Das</strong> Kollegium im 659sten Jahr nach Hans Kuony<br />

Rudi Schwägerl Hänsele-Moschter<br />

Kirsten Schönherr Obermarketenderin<br />

Peter Sommerfeld Laufnarre-Moschter<br />

Bettina Martin Leiterin der Alt-Stockacherinnen<br />

Horst Karge Zimmerer-Moschter<br />

Jochen Seyfried Säckelmeister<br />

Rainer Schwab Laufnarrenvater<br />

Karl-Heinz Höre Narrenschreiber<br />

Roland Drews Hans-Kuony<br />

Michael Zehnle Narrenbüttel<br />

Hubert Reiser Narrenpolizei<br />

Michael Grüninger Sponsoring<br />

Hans-J. Kaufmann Ordenmeister<br />

Siegfried Endres Sponsoring<br />

Jürgen Koterzyna Presse & Medien<br />

Michael Nadig Straßenfasnacht<br />

Rainer Vollmer Programm<br />

Klaus Gabele Pritschenmeister<br />

Frank Bosch Führsprech vor Gericht<br />

Thomas Warndorf Kläger & Archivar<br />

Roland Strehl Zeugmeister<br />

Martin Bosch Kämmerer<br />

Michael Kempter <strong>zu</strong>r besonderen Verfügung<br />

Boris Graf Narrenwirt<br />

Helmut Lempp Umzüge/Bühne


6<br />

der beklagte<br />

diesmoL wird´s spannend<br />

Der Beklagte war bei Redaktionsschluss leider noch nicht bekannt<br />

streng<br />

geheim!!!<br />

Fasnetverkünde<br />

ab 14.00 Uhr · Bürgerhaus „Adler Post“<br />

23./ 24. Januar 2010<br />

Narrentreffen Haslach<br />

30./ 31. Januar 2010<br />

Narrentreffen Singen<br />

Sa, 30. Januar 2010<br />

Schwarzer Ball<br />

20.00 Uhr · Pfarrfasnet im Palottiheim<br />

Fr, 05. Februar 2010<br />

Narreblättle Vukaufe<br />

durch die Zimmerergilde<br />

Sa, 06. Februar 2010<br />

Hänsele Ball<br />

20.00 Uhr · Jahnhalle<br />

Motto: Die Fünfziger Jahre<br />

So, 07. Februar 2010<br />

Narrentreffen Munderkingen<br />

Mo, 08. Februar 2010<br />

Damenkaffee<br />

14.00 Uhr · Bürgerhaus „Adler Post“ mit<br />

den Alt-Stockacherinnen<br />

Fasnettermine 2010<br />

d’fasnet 2010 uff on bLicK...<br />

Mi, 06. Januar 2010<br />

Dreikönigssit<strong>zu</strong>ng<br />

20.00 Uhr · Hotel Linde<br />

Sa, 09. Januar 2010<br />

Fasneteröffne<br />

19.00 Uhr · Fackelum<strong>zu</strong>g, anschließend<br />

Fasneteröffne · Bürgerhaus „Adler Post“<br />

So, 10. Januar 2010<br />

Alle Termine auch im<br />

Internet unter<br />

www.narrengericht.de<br />

Do, 11. Februar 2010<br />

Schmotzige Dunschtig<br />

Bühne Bürgerhaus /Marktplatz:<br />

10.00 Uhr · Eröffnung mittelalterliches<br />

Spektakel und großes Schülerbefreien<br />

10.30 Uhr · Historischer Kriegsrat<br />

11.00 Uhr · mittelalterliches Spektakel mit<br />

Gauklern, Schwertkampf und Narrentreiben<br />

13.30 Uhr · Vorstellung des Beklagten und<br />

Übernahme der niederen Gerichtsbarkeit, anschließend<br />

Abmarsch <strong>zu</strong>m La Roche-Platz<br />

Hauptstraße:<br />

14.30 Uhr · Narrebommsetze am<br />

Narrebommloch<br />

Jahnhalle:<br />

17.00 Uhr · <strong>Narrengericht</strong>sverhandlung<br />

Gustav-Hammer-Platz / Hauptstraße:<br />

17.00 Uhr · Auftritt von Zauberern,<br />

Gauklern und Metusa-Band<br />

19.00 Uhr · Offenes Bürgerhaus<br />

21.00 Uhr · Band Metusa "unplugged"<br />

im Ritterlager ( in der Hauptstraße)<br />

23.45 Uhr · Närrischer Zapfenstreich am<br />

Gustav-Hammer-Platz<br />

Fr, 12. Februar 2010<br />

Cola-Ball<br />

17.00 - 22.00 Uhr · Bürgerhaus<br />

Für Narren von 12 bis 18 Jahren<br />

Absolutes Alkohol- und Rauchverbot<br />

Kolpingball<br />

20.00 Uhr · Palottiheim<br />

Motto: <strong>Das</strong> fliegende Klassenzimmer<br />

Sa, 13. Februar 2010<br />

Bürgerball und Schnurren<br />

20.00 Uhr · Bürgerhaus „Adler Post“<br />

Motto: Zigeunerball<br />

So, 14. Februar 2010<br />

Laufnarre-Markt<br />

ab 11.00 Uhr · Parkhaus/Marktplatz<br />

Lumpesunntig<br />

ab 10.30 Uhr · Lumpensammeln vor dem<br />

Hotel Linde<br />

19.00 Uhr · Lumpe-Ball im „Hotel Linde“<br />

Mo, 15. Februar 2010<br />

Heilige Messe<br />

8.30 Uhr · St. Oswald Kirche <strong>zu</strong>m Gedenken<br />

an die verstorbenen BürgerInnen von Stockach<br />

Uffwirmkaffee<br />

9.30 Uhr · Lokal Canape<br />

Hemedglönkerleball<br />

15.00 - 18.30 Uhr · Bürgerhaus<br />

Für Narren von 5 bis 12 Jahren<br />

Hemedglonkerum<strong>zu</strong>g<br />

ab 19.00 Uhr · Hans-Kuony-Straße<br />

anschließend Hemedglonker-Verbrennen<br />

auf dem Gustav-Hammer-Platz<br />

Hemedglonkerparty<br />

20.00 Uhr · Bürgerhaus „Adler Post“<br />

Di, 16. Februar 2010<br />

Närrisches Treiben<br />

ab 13.00 Uhr · rund um das Bahnhofsgelände,<br />

anschließend<br />

Kinderum<strong>zu</strong>g<br />

Schillerstraße, anschließend<br />

Ratzlafatz<br />

am Gustav-Hammer-Platz, nach dem<br />

Um<strong>zu</strong>g, mit Kinder-Narrebommsetze<br />

und Abfütterung des Narrensamens<br />

Kinderball<br />

nach dem Kinder-Narrebommsetze im<br />

Bürgerhaus „Adler Post“<br />

Ausklang<br />

19.00 bis 0.00 Uhr · „Hotel Fortuna“<br />

Mi, 17. Februar 2010<br />

Fasnetvugrabe<br />

17.30 Uhr · Treffen im<br />

Narrenwirtshaus „Hotel Fortuna“<br />

18.30 Uhr · Hauptversammlung des<br />

Vereins „Hans Kuony“, Narrenstüble,<br />

Bürgerhaus „Adler Post“<br />

So, 14. März 2010<br />

Sonntag „Lätare“<br />

5.00 Uhr · Hauptstraße, Fällen des Narrebomm<br />

durch die Zimmerergilde<br />

7


8 rückblick die Fasnet 2009 9<br />

d’stocKemer<br />

Vom Archivar Thomas Warndorf<br />

die Fasnacht in Stockach begann <strong>zu</strong>r allseitigen Überraschung<br />

in ihrem 658 Stockacher Jahr mit der Dreikönigssit<strong>zu</strong>ng in<br />

der Linde. Als Beklagter wurde der baden-württembergische<br />

Finanzminister Willi Stächele für die Gerichtsverhandlung nach<br />

Stockach zitiert.<br />

Angesichts des 75jährigen Jubiläums der Alt-Stockacherinnen<br />

und der Hänsele, das am 13. Februar mit einer glanzvollen Veranstaltung<br />

in der Jahnhalle zelebriert wurde, hatte die Fasnacht<br />

schon früh ihren ersten Höhepunkt <strong>zu</strong> verzeichnen. Unter dem<br />

Motto „Närrische Geburtstagsparty“ folgte einen Abend später an<br />

gleicher Stelle der schönste Hänseleball aller Zeiten, jedenfalls bis<br />

<strong>zu</strong>m nächsten Ball im Jahre 659 n.H.K.<br />

So zwischendurch gab es für eine Delegation des Kollegiums<br />

einen Antrittsbesuch beim Beklagten Willi Stächele im Stuttgarter<br />

Finanzministerium. Mit seiner Einladung hatte der Minister den<br />

Kollegen sicher einen angenehmen Tag geboten, seine juristische<br />

Lage aber höchstens verschlechtert. <strong>Das</strong> <strong>Narrengericht</strong> lässt sich<br />

gerne verwöhnen, aber nicht bestächelen.<br />

Mit einer größeren Abordnung folgte eine weitere Fahrt in die<br />

Landeshauptstadt, dieses Mal in Sachen Eigenwerbung <strong>zu</strong>r großen<br />

Tourismusmesse CMT. Dort, auf der Bühne von S4, präsentierte<br />

sich die Stockacher Gruppe mit dem traditionellen Laufnarrenschlag.<br />

<strong>Das</strong> Ganze in höchst netter Begleitung durch die Stockacher<br />

Line-Dance-Truppe „Kentucky Outlaws“.<br />

Die jährlichen Ordensverleihungen sind eigentlich Teil des<br />

Programms beim Fasneteröffnen im Januar. Angesichts von<br />

Laufnarren, die wenigstens 60 Jahre an der Stockacher Fasnacht<br />

teilhaben, wurde 2009 aber <strong>zu</strong> einem <strong>zu</strong>sätzlichen Termin am<br />

20. Februar in die Fortuna eingeladen. Die hohe Zahl von <strong>zu</strong><br />

Ehrenden, die an diesem Abend dabei waren, lässt künftige<br />

Ordensverleihungen für eine 100jährige Zugehörigkeit durchaus<br />

wahrscheinlich erscheinen.<br />

Für den Ablauf des Schmotzige Dunschtig hatte sich der „Ausschuss<br />

Straßenfasnacht“ wieder höchst verdienstvolle Gedanken<br />

gemacht. Der mittelalterliche Narrenmarkt, der historische Kriegsrat,<br />

die öffentliche Vorstellung des Beklagten oder die Übernahme<br />

der Niederen Gerichtsbarkeit, das sind alles Pluspunkte im breiten<br />

Angebot der Stockacher Straßenfasnacht am Heiligen Tag. Es<br />

braucht halt nur Zeit und Geduld, solche Angebote bei ausreisewilligen<br />

Skifahrern im Gehirn ein<strong>zu</strong>brennen.<br />

Der Beklagte im Gespräch über die steuerliche Befreiung der Stockacher Fasnacht<br />

Die Verhandlung gegen Willi Stächele in gewohnt ausverkaufter<br />

Halle einschließlich gewohnter Fernsehaufzeichnung lief in gewohnt<br />

ungünstiger Form für den Beklagten ab. Der Finanzminister<br />

hatte das Land für einen Tag <strong>zu</strong>m finanzrechtsfreien Raum erklärt.<br />

Fast alle Vorstände und Leiter der baden-württembergischen Finanzämter<br />

hatte Stächele <strong>zu</strong> seiner Unterstüt<strong>zu</strong>ng in die Jahnhalle<br />

mitgebracht. Dies übrigens mit einem Nachspiel in der Landespresse.<br />

Immer auf wichtige Neuigkeiten bedachte Journalisten<br />

hatten im Lauf des Sommers tatsächlich herausgefunden, dass die<br />

Finanzamtsleiter ihre Fahrt nach Stockach dienstlich abrechnen<br />

durften. Und so geisterte dieses Nachspiel der Stockacher Fasnacht<br />

Do hond sen am Wickel 60 Jahre Zugehörigkeit <strong>zu</strong>r Stockacher Fasnacht: Laufnarren altern nicht<br />

noch im September 2009 durch das Land. Den Beklagten kratzte<br />

das wenig. Wenn schon seine Gattin ihm vor Gericht nicht helfen<br />

konnte oder wollte, so war er sich doch des Zuspruchs seiner Finanzamtsvorsteher<br />

sicher und bürgernäher als mit Gesang von der<br />

Bühne in der Jahnhalle konnte er seine Mitarbeiter nun wirklich<br />

nicht präsentieren.<br />

Seine guten Beziehungen <strong>zu</strong>r Schweiz vertiefte das Stockacher<br />

<strong>Narrengericht</strong> ein weiteres Mal. Aus Sattel und Oberägeri war eine<br />

Delegation nach Stockach gekommen um beim Narrenbaumsetzen<br />

und bei der anschließenden Gerichtsverhandlung <strong>zu</strong> erleben,<br />

Der Narrenrichter und der Ordensmeister studieren einen wahrscheinlich selbst<br />

entworfenen Orden<br />

fasnet 09<br />

dass die alemannische Fasnacht nicht viel<br />

weniger basisdemokratische Traditionen<br />

auf<strong>zu</strong>weisen hat als die Schweizer Eidgenossenschaft.<br />

Drei Eimer Wein wurden dem Beklagten<br />

aufgebrummt. Und mag Willi Stächele<br />

sonst so vergesslich sein wie sonst nur<br />

wenige Politiker(innen), so hielt er sich in<br />

diesem Fall umgehend an sein Versprechen.<br />

Im September hatten das Kollegium und die<br />

Gliederungen einen höchst vergnüglichen<br />

Abend in Oberkirch, denn dorthin hatte der<br />

Beklagte <strong>zu</strong>r Weinübergabe eingeladen.<br />

Der „Bürgerball“ am Samstag in der Adler-<br />

Post verfügt nach wie vor über Potential.<br />

Erstmals wieder unter einem Motto geführt,<br />

wurde <strong>zu</strong>m „Zigeunerball“ geladen. Dieses<br />

Motto soll beibehalten werden. Nicht weil der<br />

Wiedererkennungscharakter hoch an<strong>zu</strong>setzen<br />

wäre, sondern weil man den Stockacher als<br />

solchen nicht ununterbrochen jährlich neuen<br />

Traditionen ausliefern möchte.<br />

Die Anreise <strong>zu</strong> den Narrentreffen in Mengen<br />

und in Kißlegg erfolgte wie üblich mit dem<br />

Bus. Ob und wie viele Stockacher Narren<br />

dagegen das Narrentreffen in Seelfingen<br />

am 15. Februar tatsächlich von Stockach<br />

aus <strong>zu</strong> Fuß angesteuert hatten, bleibt für<br />

immer ein Geheimnis. Die einen können<br />

sich einfach an nichts mehr erinnern und<br />

die anderen können sich noch erinnern,<br />

aber nur für den Hinweg und den auch nur bis Mahlspüren. Hauptsächliche<br />

Erkenntnis bleibt, dass keinerlei Vermisstenanzeigen<br />

von diesem Treffen übrig geblieben sind.<br />

Insofern ist schon mal sicher, dass die kommende Narrenzeit ab<br />

dem 6. Januar 2010 mit gleicher Personalstärke angepackt wird.<br />

<strong>Das</strong> lässt auf eine schöne Fasnacht 2010 hoffen.<br />

Die Eidgenossen aus Sattel und Öberägeri in ganz vorzüglicher Schlachtordnung auf dem<br />

Gustav-Hammer-Platz


10 aus den archiven<br />

der berliner brieF<br />

11<br />

der berLiner brief<br />

… Angela Merkels Abbitte Ihrer Strafe<br />

Jahr für Jahr gelingt es dem <strong>Hohe</strong>n <strong>Grobgünstige</strong>n <strong>Narrengericht</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>Stocken</strong>, einen hochkarätigen Beklagten vor das <strong>Narrengericht</strong><br />

<strong>zu</strong> zitieren. Gemäß dem Privileg, das Kuony von <strong>Stocken</strong> im<br />

Jahre 1351 erlangte, wird in jedem Jahr ein <strong>Narrengericht</strong> abgehalten.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Neu-Außenminister Guido<br />

Westerwelle, Ministerpräsident Günther Oettinger und Finanzminister<br />

Willi Stächele stehen nach wie vor im politischen Rampenlicht<br />

wie beispielsweise Andrea Nahles oder der Saarländer Peter Müller.<br />

Daneben mussten sich auch Franz Josef Strauß, Friedrich Merz,<br />

Norbert Blüm, Gerhard Mayer-Vorfelder und viele mehr bereits vor<br />

dem Stockacher <strong>Narrengericht</strong> verantworten.<br />

Fast alle wurden als reuige Sünder <strong>zu</strong> empfindlichen Weinstrafen<br />

von bis <strong>zu</strong> 3 Eimern Wein – österreichischen Maßes – verurteilt. Ein<br />

Eimer bemisst immerhin 60 Liter. Nur einem Beklagten gelang es<br />

auf Milde <strong>zu</strong> treffen. Bis heute gilt der Freispruch von Peter Müller<br />

als eine umstrittene Entscheidung – im Nachhinein auch als krasses<br />

Fehlurteil. Im Anschluss erhalten <strong>zu</strong>mindest die männlichen Beklagten<br />

den traditionellen Laufnarrenschlag.<br />

Beklagte wie Annette Schavan oder Angela Merkel mussten auf den<br />

Schlag verzichten, denn das Privileg von 1351 beschreibt eigentlich<br />

die Aufnahme in das mittelalterliche Bürgerrecht. <strong>Das</strong> stand damals<br />

eben nur männlichen Personen <strong>zu</strong>, und bei dieser Tradition bleibt<br />

es im närrischen Stockach. An der Schuld und an der Strafe für die<br />

beklagten Damen änderte das jedoch nichts.<br />

Beinahe hätte sich unsere frisch gewählte Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel allerdings ihrer Strafe entzogen. Einer aufmerksamen Bürgerin<br />

aus <strong>Stocken</strong> ist es <strong>zu</strong> verdanken, dass ihre säumige Strafe aus<br />

dem Jahre 2001 nun doch noch eingelöst wurde. Die Stockacherin<br />

hatte sich schriftlich an die Bundeskanzlerin gewandt und auf ihr<br />

Versäumnis hingewiesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte<br />

dies nicht auf sich sitzen lassen und setzte sich unmittelbar mit dem<br />

<strong>Hohe</strong>n <strong>Grobgünstige</strong>n <strong>Narrengericht</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stocken</strong> in Verbindung, um<br />

Abbitte <strong>zu</strong> leisten. Die hohen Herren, in all ihrer Weisheit, nahmen<br />

die Begleichung der Strafe – 1 1/2 Eimer Wein (90 Liter) – gerne an,<br />

peinlichst darauf bedacht, sich auch den Säumniszins für ganze 8<br />

Jahre in Wein bezahlen <strong>zu</strong> lassen.<br />

Der Wein wurde auch prompt bezahlt, aus Hagnau geliefert und<br />

steht seitdem im Narrenstüble <strong>zu</strong>r Verköstigung des <strong>Narrengericht</strong>s<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung. Gerade noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl und<br />

<strong>zu</strong>m Beginn der Sit<strong>zu</strong>ngsperioden des <strong>Narrengericht</strong>s.


12<br />

übergabe der straFe<br />

Festhalten am Brauchtum <strong>Das</strong> ist mein Steuerbescheid<br />

Die Schöne und das Biest<br />

Diese Sit<strong>zu</strong>ng „koscht nix“<br />

strafgut oberKirch<br />

Von Jürgen Koterzyna<br />

Ein Narr, der Böses dabei denkt. Natürlich war von Angela Merkel nicht <strong>zu</strong> erwarten, dass sie den Wein persönlich in<br />

Stockach vorbeibringt, so wie Andrea Nahles oder Günther Oettinger dies schon getan haben. Dem baden-württembergischen<br />

Finanzminister Willi Stächele fiel eine noch originellere Lösung ein. Er übergab seine Strafe in Höhe von<br />

90 Litern höchstpersönlich in seinem Heimatort Oberkirch.<br />

Da staunten die Herren vom <strong>Hohe</strong>n <strong>Grobgünstige</strong>n <strong>Narrengericht</strong> <strong>zu</strong> <strong>Stocken</strong> nicht schlecht, als sie in Oberkirch<br />

von der frisch ernannten Weinprinzessin Tanja empfangen wurden. Bei einer interessanten Führung durch die Keller<br />

und Gewölbe der Winzereigenossenschaft Oberkirch konnte sich das <strong>Narrengericht</strong> selbst ein Bild von der Qualität<br />

des Strafgutes machen. Man war sich sicher: noch nie ist ein Beklagter sein schlechtes Gewissen auf so<br />

großartige Weise losgeworden.<br />

Im kommenden Jahr 2010, oder wie in Stockach gerechnet wird, im 659. Jahr nach Kuony, wird<br />

wieder ein sehr prominenter Beklagter in Stockach erwartet. Sein Name ist noch geheim, erst<br />

bei der traditionellen Eröffnungssit<strong>zu</strong>ng des Stockacher <strong>Narrengericht</strong>s am 6. Januar wird der<br />

Beklagte öffentlich verkündet. Die Verhandlung findet dann am 18. Februar um 17:00 Uhr in<br />

der Stockacher Jahnhalle statt. Wie man rechtzeitig an die hochbegehrten Eintrittskarten <strong>zu</strong><br />

dieser Gerichtsverhandlung kommt, ist im Internet auf der Seite des Stockacher <strong>Narrengericht</strong>s<br />

www.narrengericht.de <strong>zu</strong> erfahren.<br />

Der Narrenrichter verschenkt sein Portrait Suchbild: Wer gehört nicht <strong>zu</strong>m Kollegium?<br />

Dieser Besuch hat sich gelohnt<br />

Inh. Wolfgang Reuther e.K.<br />

willi stächele lädt nach oberkirch ein 13<br />

Zeichenbüro Martin Bosch<br />

Infos unter Telefon 07771 - 9351·0 | Fax 9351·22 | www.ewo-immobilien.de


Narrenbüttel Hans Letzelter<br />

die stocKacher<br />

fasnacht der<br />

Jahre 1949/1950<br />

die JAhre 1949/50<br />

1949/50<br />

Vom Archivar Thomas Warndorf<br />

die titelgeschichte<br />

In der Hans-Kuony-Post 26/2008 fand sich der erste Teil einer Darstellung, die sich mit dem Neubeginn der<br />

Stockacher Fasnacht nach 1945 beschäftigte. In dieser Ausgabe folgt der zweite Teil. Dieser beginnt mit einer<br />

denkwürdigen Sit<strong>zu</strong>ng, die am 2. Januar 1949 im „Bauernstüble“ des Gasthauses „Hans Kuony“ stattfand.<br />

15


<strong>Das</strong> Kollegium 1949.<br />

ein Jahr Stockacher Fasnacht: so kurze Traditionen waren die einheimischen<br />

Narren <strong>zu</strong> Jahresbeginn 1949 nicht gewohnt. So blieb erst<br />

einmal die eine oder andere Formalität im Ungewissen stecken. Zwar<br />

war vom Gerichtsnarrenvater Hermann Muffler in aller Form <strong>zu</strong>r Sit<strong>zu</strong>ng<br />

am 2. Januar 1949 eingeladen worden. Aber als Teilnehmer waren<br />

nur die hohen Kollegen <strong>zu</strong>gelassen. <strong>Das</strong> passte den Zimmerern nicht.<br />

Schließlich hatten sie noch im Vorjahr an erster Stelle gestanden, als<br />

es um die Wiedererweckung der Stockacher Fasnacht nach dem Krieg<br />

gegangen war. Jetzt wollte sich das Kollegium also schon wieder die<br />

Führungsposition erobern – und es war ja noch nicht einmal richtig<br />

geklärt, wie braungefärbt die Vergangenheit des einen oder anderen<br />

Gerichtsnarren tatsächlich verlaufen war. In Stockach waren die Entnazifizierungsverfahren<br />

<strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.<br />

Immer wieder brach in der Öffentlichkeit ein Streit darüber aus, wie<br />

und ob überhaupt Strafen für ehemalige Parteigenossen aus<strong>zu</strong>sprechen<br />

seien. Der städtische Entnazifizierungsausschuss schloss im September<br />

1949 seine Arbeit ab, vorher hatte man den einen oder anderen noch<br />

rasch mit einem Persilschein versehen, indem man ihn <strong>zu</strong>m „Mitläufer“<br />

herabstufte. Im Kollegium wusste man sehr wohl um die Problematik.<br />

Doch nun brach der handfeste Streit erst einmal um die prinzipielle<br />

Führungsposition in der Stockacher Fasnacht aus.<br />

Kaum ein Jahr im Amt, legte Hermann Muffler noch am 2. Januar das<br />

Amt als Gerichtsnarrenvater nieder. Seiner Meinung nach hätte es sich<br />

am 2. Januar 1949 um eine interne Sit<strong>zu</strong>ng des Kollegiums handeln<br />

sollen, die Zimmerer hätten erst gegen „11 Uhr“ da<strong>zu</strong>kommen dürfen.<br />

Und es ging die Zimmerer rein gar nichts an, was intern besprochen<br />

werden sollte. Deshalb waren die Einladungen an die Kollegen still<br />

und leise vom jungen Bernhard Wamsler, Sohn des gleichnamigen Gerichtsnarren<br />

und Flaschnermeisters Wamsler verteilt worden. Die Mühe<br />

war umsonst, die <strong>Holz</strong>knechte hatten Wind vom Termin bekommen<br />

und protestierten mit vielleicht ungewollten Folgen.<br />

Es folgte vier Tage später, am 6. Januar, die Dreikönigssit<strong>zu</strong>ng im Bahnhofhotel<br />

Lohr. In den Tagen dazwischen war heiß und innig diskutiert<br />

worden, ein informelles Gespräch jagte das andere und nun erklärte<br />

Hermann Muffler <strong>zu</strong> Beginn der Sit<strong>zu</strong>ng noch einmal, weshalb er am 2.<br />

Januar <strong>zu</strong>rückgetreten war. Dann erfolgte – wie erhofft – sein Rücktritt<br />

vom Rücktritt, aber nur „der Stockacher Fasnacht <strong>zu</strong>liebe“. <strong>Das</strong> Kollegium<br />

zeigte sich befriedigt, „was sehr applaudiert wurde“. Muffler war<br />

vorerst wieder in sein Amt als Laufnarrenvater eingesetzt. Allerdings<br />

saß ihm seit dem 6. Januar mit dem neuen Chef der Zimmerergilde,<br />

Willy Merz, fortan auch ein diskussionsfreudiger Gliederungsführer<br />

gegenüber, der sich vor Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen nicht fürchtete.<br />

Gleichwohl galt – vorerst wenigstens – in der Stockacher Fasnacht wieder<br />

die ursprüngliche Hierarchie, die deswegen allseitige Anerkennung<br />

fand, weil über dieser althergebrachten Ordnung der <strong>zu</strong>sätzliche Segen<br />

des Herrn ruhte. War es doch kein geringerer als Dekan Josef Wolf gewesen,<br />

der offenbar die argumentativen Strippen im Hintergrund gezogen<br />

hatte. Er soll Muffler <strong>zu</strong>r Rücknahme des Rücktritts bewegt haben.<br />

Der Geistliche wusste, wovon er sprach. Ein Papst konnte schließlich<br />

auch nicht vom Amt <strong>zu</strong>rücktreten. Umso weniger konnte es ein Stocka-<br />

cher Laufnarrenvater! Muffler formulierte für das Protokoll, er wolle<br />

„...nochmals seine Möglichkeiten für das Amt hergeben“.<br />

Von seinen Möglichkeiten musste er anschließend auch gleich sehr viel<br />

hergeben, denn es existierte ein weiteres, schier unlösbares Problem.<br />

Narrenschreiber Adolf Lock hatte nach endlos vielen Anträgen und Anfragen<br />

von der französischen Besat<strong>zu</strong>ngsbehörde eine Genehmigung<br />

erhalten, nach langen Kriegsjahren endlich wieder Familienangehörige<br />

in der Schweiz besuchen <strong>zu</strong> dürfen – und das ausgerechnet <strong>zu</strong>r Fasnachtszeit.<br />

Er musste reisen, ob er wollte oder nicht. Nach hochkompliziertem<br />

Hin und Her übernahm Erwin Moser aushilfsweise das Amt<br />

des Protokollanten.<br />

Kaum war diese Angelegenheit erledigt, kam es wirklich knüppeldick.<br />

Denn nun sollten auch noch drei <strong>zu</strong>sätzliche Gerichtsnarren gewählt<br />

werden. Begründet wurde dies mit der „Vollzähligkeit des <strong>Narrengericht</strong>s“.<br />

Hintergrund war <strong>zu</strong>nächst die Erkenntnis, dass der ehemalige<br />

Gerichtsnarrenvater August Rettich kaum noch eine Chance hatte, jemals<br />

wieder ein Ehrenamt übernehmen <strong>zu</strong> dürfen – und sei es auch<br />

noch so närrisch. Sein Platz konnte nicht mehr, wie ein Jahr <strong>zu</strong>vor<br />

beschlossen, freigehalten werden. Der Protokollant formulierte diese<br />

Erkenntnis so geschraubt wie möglich, denn auch wenn Rettich keine<br />

Gnade vor den Entnazifizierungsbehörden erhalten hatte, mochte ihm<br />

von seinen Kollegen im Nachhinein keiner so wirklich böse sein deswegen.<br />

So ist im Protokoll als Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Wählbarkeit eines<br />

Kandidaten denn auch <strong>zu</strong> lesen: „Es wird nur Wert darauf gelegt dass<br />

solche in Frage kommen die fähig sind als Gerichtsnarr <strong>zu</strong> funktionie-<br />

ren, keine Waschweiber sind und vor allen Dingen dicht sind“.<br />

Eine elegantere und zeitlosere Zusammenstellung aller Anforderungen<br />

an einen Stockacher Gerichtsnarr könnte man auch im Jahr 659 nach<br />

Kuony nicht formulieren. Ob die Dichtigkeit im Sinne einer gewissen<br />

Verschwiegenheit <strong>zu</strong> deuten ist, oder ob damit die Ausdauer umschrieben<br />

ist, ein umfängliches Quantum Bier nicht vorschnell abgeben <strong>zu</strong><br />

müssen, braucht nicht geklärt werden. Im Kollegium waren schon immer<br />

viele Fähigkeiten verlangt.<br />

Die Geheimhaltung eines Wahlergebnisses im <strong>Hohe</strong>n Kollegium gilt<br />

ebenfalls bis <strong>zu</strong>m heutigen Tage, und so muss die Botschaft genügen,<br />

dass aus immerhin 12 Kandidaten drei das Rennen machten, nämlich<br />

Karl Birkenmaier, Dr. Kurt Engstler und Fritz Hagen. Da die drei von<br />

ihrem Glück vielleicht ahnten, aber nichts wussten, machten sich am 7.<br />

Januar der Laufnarrenvater und der Gerichtsnarrenvater auf die Rundtour<br />

durch Stockach. Bekannt ist, dass die drei das Amt, einer nach dem<br />

anderen, annahmen. Unbekannt bleibt, in welchem Zustand die beiden<br />

Überbringer der Nachricht sich nach Erledigung des dritten Falles befanden.<br />

Der letzte der drei Besuchten war immerhin der Lindenwirt.<br />

Auf jeden Fall war nun Vollzähligkeit erreicht, und um gleich den Kontakt<br />

<strong>zu</strong>r örtlichen Presse auf<strong>zu</strong>nehmen, hieß der erste Laufnarr des Jahres<br />

1949 „Redakteur Redelsberger“.<br />

Am 16. Januar 1949 fuhr eine Stockacher Delegation nach Villingen,<br />

um an der Jahreshauptversammlung der Schwäbisch-Alemannischen<br />

Narrenzünfte teil<strong>zu</strong>nehmen. Schwer <strong>zu</strong> sagen, ob solche Fahrten da<strong>zu</strong>mal<br />

beliebter waren als heute. Zu kritisieren gab es genug. Laufnarren-


18 die Jahre 1949 und 1950<br />

die titelgeschichte 19<br />

vater Happle stellte empört fest, dass bei den teilnehmenden 18 Zünften<br />

keinerlei närrische Kopfbedeckung vorhanden gewesen sei. Wie, wenn<br />

nicht so, sollte man denn sonst auf den Charakter der Versammlung<br />

schließen können. Es gab auch andere, weniger wahrgenommene Anpassungsschwierigkeiten.<br />

Sprach doch einer der Versammelten tatsächlich<br />

von der „Pflege des Ahnenerbes“, ein anderer vom „ewigen Heimatboden“.<br />

Den Stockachern waren solche Ausrutscher egal. Ihnen war<br />

viel wichtiger, dass sie das bald kommende Jubiläumsjahr 1951 „600<br />

Jahre Stockacher Fasnacht“ ankündigen konnten und den Anspruch auf<br />

das <strong>zu</strong>gehörige Narrentreffen anmeldeten. <strong>Das</strong> gelang.<br />

Neu in Stockach war seit 1949 auch, dass zwischen Dreikönig und<br />

Lätare der profane Titel einer „Stadtkapelle“ abgeschafft war. Richtig<br />

hieß es jetzt „Narrenkapelle“. Der Archivar Gustav Hotz lieferte<br />

„humoristische Einlagen“ in den verschiedenen Versammlungen. Wie<br />

humoristisch die Anfrage der nunmehrigen Narrenkapelle wegen eines<br />

Kosten<strong>zu</strong>schusses verstanden wurde, bleibt im Dunkel. Zu mehr als einer<br />

„Tellersammlung“ ließ sich das Kollegium nicht hinreißen.<br />

Ganz hinreißend hingegen muss ein anderes Ereignis gewirkt haben,<br />

brachte es doch die Säulen der Tradition ins Wanken. Am 22. Januar<br />

1949 wagten die Gattinnen der Gerichtsnarren anlässlich eines „Gerichtsnarren-Frauenabends“,<br />

an einer Sit<strong>zu</strong>ng im Paradies teil<strong>zu</strong>nehmen<br />

und dies nicht erst ab 11 Uhr, wie man es <strong>zu</strong>vor doch den <strong>Holz</strong>knechten<br />

abgefordert hatte, sondern gleich „ab 8“. Der Verlauf des Abends gibt<br />

<strong>zu</strong> allerlei Vermutungen Anlass. In einem Kurzprotokoll ist etwas holprig<br />

aber kenntnisreich formuliert, „dass es allen gut gefallen möge und<br />

befriedigt nach Hause gehen. <strong>Das</strong> Gebotene war sehr reichlich und gut<br />

in Wort, Bild und Tat“. So muss wohl ein Abend mit Damen sein, <strong>zu</strong>mal<br />

„ein (!) Polonaise, angeführt von GN. Kabus morgens vier Uhr den<br />

wohlgelungenen Abend beschloss“. Man wird wohl nie erfahren, welche<br />

Worte, Bilder und Taten <strong>zu</strong>r allseitigen Befriedigung beigetragen hatten.<br />

Die Fasnacht 1949 war von einer Vielzahl von Sit<strong>zu</strong>ngen geprägt. Er-<br />

stens galt es viele Ämter neu <strong>zu</strong> besetzen, wie z. B. das des „Oberhänsele“,<br />

das ab 24. Januar 1949 von Fritz Lippert übernommen wurde.<br />

Zweitens war Stockach mit einer Unzahl von Gastwirtschaften gesegnet<br />

und die wollten natürlich alle, vom „Dörfle“ bis hinunter <strong>zu</strong>r „Heimat“,<br />

mit dem Besuch des Kollegiums geehrt werden. Sodann musste für das<br />

erstmals wieder erscheinende Narrenblättle ein gewiefter Schreiber gefunden<br />

werden. Nun bewährte sich die geschickte und vorausschauende<br />

Auswahl des Redakteurs Redelsberger <strong>zu</strong>m Laufnarren. Er konnte<br />

das Amt beim besten Willen nicht ablehnen. Wenn es denn schon so<br />

hervorragend wieder vorwärts ging, schlug der Gerichtsnarr Kabusreuter<br />

aber doch über die Stränge. Nicht nur, dass er für das Jahr 1950<br />

erstmals wieder einen „Bunten Abend“ forderte. Er erklärte sich auch<br />

bereit, persönlich „bis <strong>zu</strong> 60 Prozent bestreiten <strong>zu</strong> wollen“. Man sorgte<br />

im Kollegium für Beruhigung, indem man „das vorgelegte Programm<br />

im Großen und Ganzen für gut“ befand. Alles andere werde man dann<br />

schon sehen.<br />

<strong>Das</strong> Narrenbaumsetzen am Donnerstag erfolgte im Beisein des Rundfunks.<br />

Man war wieder wer im Lande. Nachdem das Kollegium <strong>zu</strong>vor<br />

<strong>zu</strong> einer großangelegten „Mehlsammlung“ aufgerufen hatte, gelang es<br />

am Fasnachtsdienstag, 1200 Brötchen bei den Bäckern backen <strong>zu</strong> lassen<br />

und diese samt Fleischkäse an ewig hungrige Cowboys, Indianer<br />

und Prinzessinnen <strong>zu</strong> verteilen.<br />

Am Aschermittwoch kam es nochmals <strong>zu</strong> einer Sit<strong>zu</strong>ng mit Manöverkritik.<br />

Nachdem jeder jeden persönlich oder pauschal gelobt hatte,<br />

bekamen die örtlichen Wirte ihr Fett weg. Sie hätten viel <strong>zu</strong> viele Kappenabende<br />

und „Kaffeekränzchen“ veranstaltet. Künftig müssten sie<br />

ihre Angebote <strong>zu</strong>r Fasnachtszeit besser absprechen bzw. einschränken.<br />

Es sei schier unmöglich, überall <strong>zu</strong> „schnurren und <strong>zu</strong> festen“. Gute<br />

alte Zeit!<br />

Den Abschluss des Jahres 1949 machte Säckelmeister Friedrich Dandler.<br />

Er gab einen Rechenschaftsbericht, dessen positives Ergebnis schon<br />

allein daran ab<strong>zu</strong>lesen war, dass man großzügig auf Einnahmen aus<br />

„Geschäftsreklame“ im Narrenblättle verzichten wollte. „Er ist selbst<br />

sehr befriedigt über das Resultat“, fasste das Protokoll am 2. März 1949<br />

<strong>zu</strong>sammen. Was für die Kasse galt, galt wohl für die gesamte Fasnacht<br />

des Jahres 1949.<br />

Schon im April traf sich das Kollegium erneut, um den Jahresausflug<br />

<strong>zu</strong>r Insel Mainau – schon wieder mit Damen – <strong>zu</strong> organisieren. Dann<br />

traf man sich wieder im Juni und stritt über ein „Sommernachtsfest“.<br />

<strong>Das</strong> sei viel <strong>zu</strong> teuer, hieß es. Dennoch einigte man sich mit den Zimmerern,<br />

die Sache gemeinsam an<strong>zu</strong>gehen und am 31. Juli ein „Volksfest“<br />

im Stadtgarten <strong>zu</strong> veranstalten.<br />

Hermann Muffler entsagte unterdessen <strong>zu</strong>m zweiten Mal der Würde<br />

eines Laufnarrenvaters. In der Sit<strong>zu</strong>ng des Kollegiums am 4. Juli übernahm<br />

Laufnarrenvater Happle kommissarisch diese Aufgabe. Friedrich<br />

Dandler lehnte die Übernahme des Amtes ab, da „er viel <strong>zu</strong> sachlich<br />

und <strong>zu</strong> ernst sei“. Der Gedanke, August Rettich doch noch einmal <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>holen,<br />

wurde zwar diskutiert, aber rasch wieder verworfen.<br />

<strong>Das</strong> folgende erfolgreiche „Volksfest“, so<strong>zu</strong>sagen ein Vorlauf des später<br />

wieder aufgenommenen „Schweizer Feiertags“, gab Grund <strong>zu</strong> neuen<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen mit den Zimmerern. Säckelmeister Dandler<br />

lieferte einen Überblick <strong>zu</strong> Einnahmen und Ausgaben für den Festtag.<br />

Dabei kam es <strong>zu</strong> einem Streit, weil die Zimmerer <strong>zu</strong>erst in ihrer eigenen<br />

Abrechnung nachträglich einen „Fehlbetrag“ meldeten und dann auch<br />

noch 80 DM für die „Ausrüstung in Leder“ verlangten. Der Verbleib<br />

des Fehlbetrags blieb unerklärlich. Laufnarrenvater Happle stellte fest,<br />

„dass man nun auf einem sehr heiklen Punkt angelangt ist und verlangt<br />

da wir eine Vereinigung sind, dass über alles genaue Rechenschaft über<br />

Ausgaben u. Einnahmen verlangt wird, dass man über unlautere Vorkommnisse<br />

<strong>zu</strong>r Rechenschaft gezogen wird“. Nach offenbar hitziger<br />

Diskussion schälte sich heraus, dass es überhaupt keinen Fehlbetrag<br />

gab. Die Zimmerer gedachten lediglich, dem Kollegium einen posi-<br />

Fasnetverkünden in der guten alten Zeit Auf dem Bittgang <strong>zu</strong>m französischen Kommandanten<br />

tiven Kassenstand vor<strong>zu</strong>enthalten. Es ging schlicht und einfach um die<br />

Frage, ob die Zimmerer überhaupt eine eigene Kasse haben dürften,<br />

oder ob nicht der Säckelmeister des Kollegiums prinzipiell über alle<br />

Ausgaben und Einnahmen <strong>zu</strong> wachen habe. 10 Biere später lautete der<br />

Kompromiss, dass die Zimmerer künftig nicht mehr als 150 DM in ihrer<br />

Kasse haben dürften und der Säckelmeister jederzeit Einblick in alle<br />

Kassenbewegungen der <strong>Holz</strong>knechte haben müsse. Mit Wischenheber<br />

Zimmermann wurde ein geeigneter Kandidat für das zeitweise doch<br />

sehr notwendige Amt eines „Vermittlers“ gefunden.<br />

Eigentlich gab es größere Aufgaben <strong>zu</strong> bewältigen, denn am Horizont<br />

erhob sich immer mehr das Jubiläumsjahr 1951. Man hatte sich bei der<br />

VSAN ja schon erfolgreich für das große Narrentreffen in Stockach beworben,<br />

aber nun wich die erste Euphorie. Stattdessen stieg der Drohcharakter<br />

des Treffens gewaltig. Im Oktober 1949 meldete Säckelmeister<br />

Dandler Bedenken an. Man wisse nicht, ob das Fest organisatorisch<br />

überhaupt <strong>zu</strong> bewältigen wäre, <strong>zu</strong>mal das Kollegium ja immer noch<br />

führungslos sei. Von den möglichen Kosten wolle er erst gar nicht sprechen.<br />

Kollege Wamsler schlug vor, eine „Bürgerversammlung“ ein<strong>zu</strong>berufen,<br />

und je mehr nun diskutiert wurde, desto unklarer wurden die<br />

Bedürfnisse. Die Diskussion spiegelt die wirtschaftlichen, sozialen und<br />

kommunalpolitischen Verhältnisse wieder. Die junge Demokratie tat<br />

auch vor Ort ihre ersten unsicheren Schritte, die Schwierigkeiten des<br />

enormen Zu<strong>zu</strong>ges der Flüchtlinge waren bei weitem nicht gelöst, und<br />

wirtschaftlich betrachtet wusste auch noch niemand so recht, wie es<br />

weitergehen würde. Die Firma Fahr hatte 300 neue Arbeitskräfte eingestellt,<br />

die Metallwarenfabrik hatte endlich die Krisenzeit der Demontage<br />

überstanden. Aber Laufnarrenvater Happle blieb bei seiner pessimistischen<br />

Einschät<strong>zu</strong>ng, „dass bis <strong>zu</strong>m Frühjahr eine noch schlechtere<br />

Allgemeinlage vorhanden sein wird“. <strong>Das</strong> mögliche Damoklesschwert<br />

eines Jubiläumsjahr 1951 blieb also weiterhin – in welcher Fallhöhe<br />

auch immer – über den Köpfen hängen.


20 die Jahre 1949 und 1950 die titelgeschichte 21<br />

Willi Tschan stellte im Februar 1950 eine Rechnung über 15<br />

DM an das <strong>Narrengericht</strong>. <strong>Das</strong> Material wurde für die Bunten<br />

Abende benötigt. <strong>Das</strong>s er seinen Zeitaufwand nicht berechnete,<br />

trug dem Friseur aus der Schillerstraße höchstes<br />

Lob durch den Säckelmeister Friedrich Dandler ein.<br />

In anderer Angelegenheit war sich das Kollegium einig. Dem Vorschlag<br />

von „Programmchef“ Kabusreuter, sich endlich mit dem Gedanken an<br />

einen „Bunten Abend“ im Jahr 1950 an<strong>zu</strong>freunden, folgte das Gremium<br />

jetzt ohne Widerspruch. Es lohnt sich, hier<strong>zu</strong> die folgende Notiz von<br />

Protokollant Lock vom 23. Oktober 1949 vollständig <strong>zu</strong> lesen: „Man<br />

könnte wieder eine Einnahme von 500 Mark erzielen. Happle ist dafür<br />

aber es muß etwas rechtes sein. Zimmermann meint dass das <strong>Narrengericht</strong><br />

jetzt etwas machen muss, damit die Zimmerleute sehen, damit<br />

auch diese (also das <strong>Narrengericht</strong>, Anm. d. V.) etwas fertigbringen.<br />

Dandler befürwortet die Veranstaltung und beordert Kabus <strong>zu</strong>r Übernahme<br />

der Organisation. Er greift dann <strong>zu</strong>rück auf die Sit<strong>zu</strong>ng in der<br />

Adler-Post betreffs Zimmerleute, dass Bestimmungen und Sat<strong>zu</strong>ngen<br />

gemacht werden, die nur das <strong>Narrengericht</strong> befugen über Einset<strong>zu</strong>ng<br />

des Meisters, Poliers, Aufnahme von Lehrlingen. Auch die finanzielle<br />

Frage stets durch das N.G. kontrolliert wird. Ende der Sit<strong>zu</strong>ng um ¾ 1<br />

Uhr. Es hat eine wirklich vernünftige und produktive Beratung stattgefunden“.<br />

<strong>Das</strong> kann man unterschreiben, wenn man die kunstvolle<br />

Zusammenfügung eigentlich unabhängiger Themen <strong>zu</strong>m Dandlerschen<br />

Argumentationsstrang verfolgt und bedenkt, dass der Protokollant das<br />

Auch wenn es 1950 ein teures Vergnügen war, sich ein<br />

Hänsele-Häs <strong>zu</strong> leisten, nahm die Zahl der Hänsele allmählich<br />

wieder <strong>zu</strong>. Allerdings war die vorhandene Menge<br />

an Blätzle immer noch so beschränkt, dass keineswegs<br />

jeder Wunsch erfüllt werden konnte.<br />

Gesagte noch um ¾ 1 Uhr in Verständliches umformulieren konnte.<br />

Die Fasnacht des Jahres 1950 konnte also kommen. Neben all den<br />

schwierigen Fragen wie der Neubeset<strong>zu</strong>ng des Amtes eines Gerichtsnarrenvaters<br />

und der Organisation des großen 600-Jahre-Jubiläums der<br />

Stockacher Fasnacht für das Jahr 1951 tauchte eine weitere am Horizont<br />

auf. Die Stockacher waren <strong>zu</strong>m Narrentreffen nach Radolfzell<br />

eingeladen, und von dort kam die Bitte an die Stockacher Zimmerer, in<br />

der Ratoldusstadt einen Narrenbaum <strong>zu</strong> setzen.<br />

<strong>Das</strong> war nun ein Thema, das nur mit ganz spitzen Fingern angefasst<br />

wurde. Es war ja nur all<strong>zu</strong> recht, dass Stockach gefragt wurde. Man<br />

glaubte schließlich, das exklusive Recht an diesem Brauch <strong>zu</strong> besitzen.<br />

Nur, was wären die Folgen, wenn man der Einladung folgte und den<br />

Baum auch außerorts der eigenen Stadtmauern setzen/stellen/aufrichten<br />

würde? Käme es nicht <strong>zu</strong> Plagiaten, <strong>zu</strong> einer Lawine von billigen<br />

Nachahmern landauf, landab, wenn die Stockacher ihr eigentümlichstes<br />

Brauchtum nun überall, wo es nur eben gewünscht wurde, zeigen würden?<br />

Man gründete einen Ausschuss.<br />

Der Ausschuss tagte <strong>zu</strong>erst in Radolfzell und dann im Stockacher<br />

Café Pfeiffer, und am 19.12.1949 wurde der revolutionäre Beschluss<br />

<strong>Narrengericht</strong>sausflug in den 50er Jahren mit ziemlich vielen Damen<br />

Emil Spiegelhalter Ww: <strong>Das</strong> war natürlich keine andere als die Tante Lina. Im Januar<br />

1950 verkaufte sie dem <strong>Narrengericht</strong> Stoff <strong>zu</strong>m stolzen Preis von 2,50 DM, damit<br />

der Narrenbüttel endlich wieder seine traditionelle Kopfbedeckung tragen konnte.<br />

gefasst, dass man den Narrenbaum lieber selbst in Radolfzell setzen<br />

wolle, bevor dort andere Leute auf den grauenhaften Gedanken kämen,<br />

die Sache in Eigenarbeit und damit völlig unhistorisch in die Hände<br />

<strong>zu</strong> nehmen. Bekanntermaßen konnte das <strong>Narrengericht</strong> die Ausbreitung<br />

des Brauches dennoch nicht aufhalten. Heut<strong>zu</strong>tage muss sich die<br />

Stockacher Fasnacht mit der Feststellung begnügen, die Plazenta des<br />

Narrenbaumsetzens gewesen <strong>zu</strong> sein.<br />

Es gab auch wahrhaft berührende Momente im <strong>Narrengericht</strong>. Bei<br />

einer Sit<strong>zu</strong>ng in der Linde am 3.1.1950 durfte der Altkollege Willy<br />

Lippert <strong>zu</strong>m ersten Mal begrüßt werden. Er war soeben aus russischer<br />

Kriegsgefangenschaft wieder nach Hause gekommen. Dann ging es um<br />

Alltagsprobleme wie die Beschaffung von Leder für die Wamse der<br />

Zimmerer und die Beschaffung von „Plätzchen“ für die Hänsele. Von<br />

letzteren habe man immerhin wieder einen Bestand von 1000 Stück<br />

und da<strong>zu</strong> 50 Glöckle. Wieder wurde festgehalten, dass die Verteilung<br />

der Wamse oder der Hänsele alleinige Sache des Kollegiums sei, und<br />

dann wurden auch die Preise für die Häser geregelt. Ein Hänselekostüm,<br />

je nach Größe, kostete zwischen 65 und 112 Mark, das <strong>Narrengericht</strong><br />

gewährte aber einen Zuschuss von 20 Mark. Endlich wurden auch<br />

die Alt-Stockacherinnen protokollarisch gewürdigt und <strong>zu</strong>r Teilnahme<br />

am Auftritt in Radolfzell gebeten. Schließlich folgte der Besuch in Radolfzell,<br />

und summarisch meldete das Protokoll am 21.1.1950: „Ein<br />

ganz großer Erfolg für Stockach“.<br />

<strong>Das</strong> hatte mehr Bedeutung, als man glauben möchte. Denn so hatte<br />

Stockach auswärts sein Gesellenstück für das kommende Jubiläumsjahr<br />

1951 abgeliefert mit großer Außenwirkung einerseits, andererseits<br />

aber auch mit der internen Erkenntnis, dass man sich wohl doch an die<br />

kommende große Aufgabe trauen könne.<br />

<strong>Das</strong> Jahr 1950 meldet auch die Wiederaufnahme einer der bedeu-<br />

tendsten Traditionen der Stockacher Fasnacht, nämlich die Abhaltung<br />

eines Gerichtes.<br />

Von der alten Idee, in der Hauptstraße ein öffentliches Gericht <strong>zu</strong> halten<br />

und dabei lokale Streithansel mit dem „In den Brunnen“-Werfen ab<strong>zu</strong>kühlen,<br />

war man ja längst abgekommen. Eigentlich war nur noch die<br />

Bezeichnung „<strong>Narrengericht</strong>“ übrig geblieben. Sit<strong>zu</strong>ngsintern hatte es<br />

immer wieder einmal sogenannte „Gerichtsverhandlungen“ gegeben.<br />

Die betrafen aber unentschuldigtes Fehlen oder „ungehöriges Betragen“<br />

der Kollegen, hatten also im Sinne eines Brauches oder dessen<br />

Pflege keinerlei Bedeutung mehr.<br />

Nun war aber im Südkurier der Leserbrief eines gewissen Däggelmann<br />

veröffentlicht worden. Der befasste sich durchaus kritisch mit<br />

dem „Bunten Abend“, der am 5.2.1950 stattgefunden hatte. Der junge<br />

Mann hatte sich wohl eine Aussage aus einer vorausgegangenen Sit<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>zu</strong> Herzen genommen, die da lautete, es könnten in Stockach nur<br />

solche <strong>zu</strong>m Laufnarr geschlagen werden, „die eine freche Gosch“ haben.<br />

Nichts leichter als das, sagte sich Robert Däggelmann und schrieb<br />

seine Kritik.<br />

Die folgende Gerichtsverhandlung fand am 10.2.1950 in der Fortuna<br />

statt. Sie endete natürlich nicht mit einem Freispruch. Aber die Idee,<br />

jährlich eine Gerichtsverhandlung ab<strong>zu</strong>halten, in welcher Form auch<br />

immer, stand fortan im Raum. In ihren heutigen Ablauf vor Ort wurde<br />

sie allerdings erst viel später umgesetzt, nämlich ab 1965.<br />

Umgesetzt wurde nun mehr und mehr die Planung für das kommende<br />

Jubeljahr 1951, und umgesetzt wurde endlich auch die Neubeset<strong>zu</strong>ng<br />

des Amtes eines Gerichtsnarrenvaters. Am 25.11.1950 nahm Friedrich<br />

Dandler Ehre und Last dieses Amtes an und nun steuerte die Stockacher<br />

Fasnacht schnurstracks ins Jubiläumsjahr 1951. Darüber mehr in der<br />

nächsten Ausgabe der Hans-Kuony-Post.


22 der närrische mittelaltermarkt der närrische mittelaltermarkt 23<br />

närrischer<br />

Von Michael Nadig<br />

eiskalt erwischte es die Stockacher Narren am<br />

Schmotzige Dunschtig 2009. Vor allem die Straßenfasnachter<br />

mussten sich bei Temperaturen um die 20<br />

Grad – Minus! – ganz schön warm anziehen. Denn<br />

bereits <strong>zu</strong>m dritten Male machte das <strong>Narrengericht</strong><br />

mit seinen Gliederungen die Jahreszahl<br />

1351 <strong>zu</strong>m Programm und veranstaltete auf dem<br />

Gustav-Hammer-Platz einen mittelalterlichen<br />

Narrenmarkt mit Festzelt, Verpflegungsständen,<br />

Verkaufsständen und vielen anderen<br />

Vergnügungen. So kamen allerlei Gaukler,<br />

Spielleut, Markthändler und Krämer in die<br />

Hans-Kuony-Stadt, um ihre mittellalterlichen<br />

Künste, Waren und Speisen – das meiste blieb<br />

trotz „Mittelalter“ aufgrund der eisigen Temperaturen<br />

„frisch“ – feil <strong>zu</strong> bieten.<br />

Ja, sogar ein Ritterlager mit „echten“ Schwertkämpfern<br />

wurde aufgeschlagen und sorgte mit Lagerfeuern,<br />

Zelten und anderem Tand für das richtige<br />

Ambiente anno 1351.<br />

<strong>Das</strong> Marktprogramm war dicht gedrängt. Mit Pauken,<br />

Trompeten und Dudelsäcken zog schon am Vormittag das<br />

<strong>Narrengericht</strong> samt Bürgermeister auf den „gustav-hammerlichen“<br />

Marktplatz, um feierlich das Marktprivileg <strong>zu</strong> erteilen.<br />

<strong>Das</strong>s der Bürgermeister doch tatsächlich vom <strong>Hohe</strong>n Kollegium<br />

den Marktzoll in Höhe von 55 Euro kassieren wollte,<br />

wurde mit einigen Buh-Rufen quittiert. Der Praefectus Mercati<br />

(Marktvogt) des <strong>Hohe</strong>n Kollegium, Michael Nadig, machte es dem<br />

Schultes im wahrsten Sinne des Wortes „schwer“. Denn er bezahlte in<br />

bar und zahlte es dem verdutzten Bürgermeister in „kleiner Münze“ heim.<br />

So mußte dieser mit einem ca. 10 Kilo schweren Geldsack (mit genau 55 Euro<br />

in kleinen Münzen) von dannen ziehen.<br />

Show-Einlagen von Gauklern und Spielleuten rundeten das Marktprogramm ebenso ab<br />

wie die Auftritte von Hans-Kuony-Kapelle und Yeti-Guggenmusik. Einen weiteren Höhepunkt<br />

bildete das Schauspiel des historischen Kriegsrates von 1351, das die Entstehungsgeschichte<br />

des Stockacher <strong>Narrengericht</strong>sprivilegs nachstellte. Ganz besonders brillierte der<br />

Säckelmeister, Jochen Seyfried, in seiner Rolle als Herzog Leopold von Habsburg.<br />

Auch der Beklagte, Willi Stächele, gesellte sich nach dem Empfang im Bürgerhaus auf<br />

den Mittelaltermarkt, wo er „allem Volke“ vorgestellt wurde und schon einen ersten<br />

Vorgeschmack auf die harte Verhandlung bekam.<br />

Den ganzen Tag über strömten schaulustige Narren und Zivilbesucher über den Markt<br />

und in das kuschelig warme Festzelt und genossen Leckereien vom Grill und aus der<br />

mobilen Backstube ebenso wie den Beerenwein und den Met, der unter freiem Himmel<br />

ausgeschenkt wurde. <strong>Das</strong> Besondere in diesem Jahr war die Verordnung 1/658 des<br />

<strong>Narrengericht</strong>s, die als sogenannte „Hutverordnung“ in die Geschichte eingehen wird.<br />

Denn diese untersagte jedem, ab 13.00 Uhr ohne Kopfbedeckung die Innenstadt <strong>zu</strong><br />

betreten. Närrische Hutkontrolleure und Häscher des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums sorgten<br />

für die einwandfreie und konsequente Umset<strong>zu</strong>ng bzw. „Hutaufset<strong>zu</strong>ng“. Für<br />

diejenigen, die keinen Hut dabei hatten, war natürlich gesorgt, und so mancher<br />

sah sich plötzlich mit einer wirklich närrisch anmutenden Eselskappe<br />

o.ä. durch die Gassen ziehen.<br />

Nach dem Narrenbaumsetzen und dem Beginn der närrischen Gerichtsverhandlung<br />

in der Jahnhalle gab es wieder für diejenigen, die lieber<br />

auf der Straße und den Gassen unterwegs sein wollten, ein Spezialprogramm<br />

aller Musiker und Künstler auf dem Mittelaltermarkt. Im Schein<br />

von Lagerfeuern und Fackeln gaben diese ihre Vorträge <strong>zu</strong>m Besten.<br />

mitteLaLtermarKt<br />

<strong>Das</strong> Ganze wurde schließlich von der mittelalterlichen<br />

Feuershow gekrönt und sorgte für die<br />

richtige Stimmung.<br />

Um Mitternacht zog das <strong>Narrengericht</strong><br />

mit Begleitung von<br />

Fackelträgern und der<br />

Hans-Kuony-Kapelle<br />

mit dem Zapfenstreichmarsch<br />

auf<br />

den Gustav-Hammer-Platz<br />

um das<br />

Markt- und Zelttreiben<br />

feierlich <strong>zu</strong><br />

beenden und den<br />

Markt wieder <strong>zu</strong><br />

schließen. Die Marktfahne<br />

wurde wieder<br />

eingeholt und der Zapfenstreich<br />

geblasen. Dieser<br />

närrische Zapfenstreich ist unter<br />

Kennern der Narretei ein Geheimtipp und der<br />

erste und einzige in seiner Art weltweit….mindestens!<br />

Auch in 2010 ist am Schmotzige Dunschtig<br />

wieder das Straßenfasnachtsmotto<br />

1351, es wird wieder<br />

mittelalterliche Unterhaltung<br />

in Straßen und Festzelt geben<br />

– mit einigen Veränderungen<br />

und Neuerfindungen des Straßenfasnachtsauschusses.<br />

Man darf<br />

gespannt sein.


24 aus den gliederungen die alt-stockacherinnen 25<br />

Man gratuliert sich gegenseitig<br />

Für die Alt-Stockacherinnen begann am 10.01.09 traditionell die Fasnet<br />

2009 mit dem Fasneteröffnen und dem Fasnetverkünden. Unser<br />

Nachwuchs zeigte beim Rahmenprogramm an diesen zwei Tagen<br />

seine Tänze. Unsere Kleinsten begeisterten das Pubilkum mit einem<br />

Cowboy- und Indianer-Tanz und die Großen mit einem Zwergentanz.<br />

Unser erstes Narrentreffen führte uns am 25.01.2009 nach Mengen,<br />

Wetter und Stimmung waren sehr gut. Die Bunten Abende fanden am<br />

29. bis 31.01.2009 statt. Die Alt-Stockacherinnen waren mit zwei Programmpunkten<br />

vertreten, dem Pflaumenbaum und dem Ordenshimmel.<br />

Der Ordenshimmel war eine Meisterleistung, den wir unserer<br />

Regina Gromball <strong>zu</strong> verdanken haben, sie hatte diese geniale Idee.<br />

Viele Stunden waren nötig bis dieses Bühnenstück perfekt war, denn<br />

es gab viel <strong>zu</strong> nähen, <strong>zu</strong> basteln und <strong>zu</strong> texten.<br />

<strong>Das</strong> 2-tägige Narrentreffen führte uns ins Allgäu nach Kißlegg.<br />

Am 13. Februar feierten die Alt-Stockacherinnen und Hänsele Ihren<br />

75. Geburtstag. Die Jahnhalle war klasse dekoriert, die Stimmung war<br />

super, es war genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten: Eine große<br />

Geburtstagsparty. Die Gliederungen sorgten für ein super Programm,<br />

und als Geschenk bekamen die Alt-Stockacherinnen Ihr Lieblingsgetränk<br />

– Sekt. Es war ein gelungenes Fest und es wurde bis in die frühen<br />

Morgenstunden gelacht und getanzt.<br />

Am Sonntag, den 15.01.09 besuchten das <strong>Narrengericht</strong> und seine<br />

Gliederungen ein kleines schnuckliges Narrentreffen in Seelfingen<br />

und verwandelten es in „Klein-Stockach“, denn es waren fast so<br />

viele Stockacher da wie Einwohner von Seelfingen.<br />

Der allseits beliebte Damenkaffee war dieses Jahr seit langem wieder<br />

mal ausverkauft, was uns riesig freute. Die Stimmung im Saal war<br />

wieder super. Die Alt-Stockacherinnen gaben wieder ihr Bestes, sei<br />

es auf der Bühne, an der Kuchentheke, in der Küche, beim Bedienen<br />

oder sonstigen Arbeitseinsätzen, sodass alle Damen im Saal ausgiebig<br />

feiern konnten und <strong>zu</strong>frieden und glücklich nach Hause gingen.<br />

Am Schmotzigen Dunschtig waren die Alt-Stockacherinnen auf<br />

der Straße sehr gut vertreten. <strong>Das</strong> Schnurrgruppenmotto hieß dieses<br />

Jahr „Zigeuner“ und wir gingen <strong>zu</strong>m ersten Mal am Samstag <strong>zu</strong>m<br />

Schnurren.<br />

Am Montag fand wieder die Glonker-Party statt, die routiniert bewältigt<br />

wurde.<br />

Beim Kinderum<strong>zu</strong>g waren wir wieder mit zwei Gruppen vertreten,<br />

die Schnurrgruppe im Zigeunerhäs und einige in unserer Tracht.<br />

Wie jedes Jahr war unsere Arbeitskraft beim Schweizer-Feiertag<br />

Wir lassen die Puppen tanzen<br />

Vo Luzern uf wäggis <strong>zu</strong>e brucht me weder strümpf noch schueh<br />

Von der Schrifterin der Alt-Stockacherinnen, Conny Karge<br />

im Juni gefordert. Die Arbeiten wurden <strong>zu</strong>sammen mit den anderen<br />

Gliederungen wieder in bewährter Weise erledigt, und kein Gast<br />

ging hungrig oder durstig aus dem Zelt.<br />

Der wahrscheinlich für viele wieder schönste Ausflug im Jahr war<br />

unsere Fahrt nach Überlingen <strong>zu</strong>m Rieseneisbecher vernichten. Es<br />

war zwar nur eine kleine Gruppe, aber die hatte sehr viel Spaß.<br />

Der Ausflug unseres Nachwuchses führte uns am 16. Mai ins Steiffmuseum<br />

nach Giengen. Hier durfte jeder einen Steiff-Kopf selbst herstellen.<br />

Im September fand unser Jahresausflug statt. Dieser führte uns dieses<br />

Jahr in die Schweiz nach Luzern. Wie sollte es auch anders sein. Wenn<br />

Engel reisen, ist schönes Wetter. Am Samstag erkundeten die Alt-<br />

Stockacherinnen auf eigene Faust die Stadt Luzern, und am Abend<br />

gab es auf dem Schiffsrestaurant „Wilhelm Tell“ ein Fondue <strong>zu</strong>m<br />

Abendessen. Den Sonntag verbrachten wir in zwei Gruppen, die eine<br />

fuhr mit der Zahnradbahn auf den Pilatus und wanderte. Die zweite<br />

Gruppe machte eine Stadtrundfahrt in Luzern und ist dann mit dem<br />

Schiff auf dem Vierwaldstättersee gefahren. Danach ging es wieder<br />

nach Stockach, wo noch eine kleine Gruppe auf der Nellenburg einkehrte.<br />

Wie immer im Herbst bedankte sich der Vorstand mit einem Helferfest<br />

Komm hol das Lasso raus...<br />

bei allen fleißigen Helfern für die geleistete Arbeit im ganzen Jahr.<br />

Dieses Jahr fand auch wieder die gemeinsame Veranstaltung mit<br />

den Marketenderinnen statt. Hier gingen wir auf die Haltnau und<br />

studierten bei einer Weinprobe die leckeren Weine. Es war ein<br />

feuchtfröhlicher Abend, an dem sehr viel gelacht wurde.<br />

<strong>Das</strong> Jahr schließen wir mit unserer Weihnachtsfeier mit Essen und<br />

Nikolaus ab.


26 aus den gliederungen die hänsele-gruPPe 27<br />

ein ausfLug ins Land Von rudi’s baJuwarischen Vorfahren<br />

Vom Schrifter der Hänsele-Gruppe, Rainer Mannl<br />

<strong>Das</strong> Jahr 2009 war bei den Hänsele ein gewichtiges und ereignisreiches<br />

Jahr. Wir könnten – wollen und werden aber nicht über jeden<br />

unserer Termine, weit über 70 an der Zahl, berichten.<br />

Wie in den vergangen Jahren üblich, begannen wir am 02. Januar<br />

mit dem Abhängen der Weihnachtsbeleuchtung. Zeitgleich fand am<br />

03. Januar unser traditionelles „Pork Bladder Energiering Event“<br />

(Saubloterfescht) statt.<br />

An den „Bunten Abenden“ des <strong>Narrengericht</strong>s waren wir natürlich<br />

auch wieder vertreten. Ein Programmteil unseres Auftrittes sorgte<br />

beim Betroffenen (und dessen blaublütiger Verwandtschaft) für<br />

Missstimmung und leichter bis mittelschwerer Verärgerung…<br />

Kommentar des Hänselerates: „<strong>Das</strong> ist allefänzig, das ist Fasnet –<br />

Mission erfüllt!!!“<br />

Unsere närrischen Aufgaben erfüllten wir, indem wir die Narrentreffen<br />

in Mengen, Kißlegg (zweitägig) und Seelfingen besuchten.<br />

<strong>Das</strong> größte Highlight dieses Jahres war unsere 75. Geburtstagsparty<br />

am 13. Februar, die wir <strong>zu</strong>sammen mit den Alt-Stockacherinnen<br />

feierten. Wir verbrachten <strong>zu</strong>sammen ein schönes Fest mit über 500<br />

Freunden aus nah und fern. Da<strong>zu</strong> zählten die Hänsele aus Engen und<br />

Singen, ebenso wie die Offenburger Hexen. Die weiteste Anreise hatten<br />

unsere Kölner Freunde vom „Greesberger Reiterkorps“, die am<br />

„Morgen danach“ gleich wieder in den Zug stiegen, da sie am Abend<br />

eine eigene Veranstaltung hatten. Eine besondere Überraschung war<br />

die Verleihung des 1. Klasse Ordens an unseren Hänselemorschter.<br />

Überraschung deshalb, weil er sat<strong>zu</strong>ngsgemäß eigentlich – wenn<br />

überhaupt – diesen Orden frühestens 2010 hätte bekommen können.<br />

Aber das NG darf ja auch außerhalb… – man kennt ja diese Regelung<br />

– und überhaupt und so. Egal – passt scho, es war ja für einen<br />

guten Kerle, und wenn’s oiner verdient hott, dann „Er“.<br />

Der diesjährige Hänseleball lief unter dem Motto „Unsere närrische<br />

Geburtstagsparty“ und war ein großer Erfolg.<br />

Am Freitag darauf folgte eine kleine Abordnung einer Einladung<br />

der Singener Hänsele. Am Tag darauf waren einige als Gaukler und<br />

Spielmannsleut <strong>zu</strong>m Schnurren unterwegs und am Sonntag waren<br />

wir als Handwerksburschen bei suboptimalem Wetter tippeln.<br />

Bei der Lätare Sit<strong>zu</strong>ng wurde neu gewählt, aber der Hänselemeister<br />

und Kassierer nur auf 1 Jahr, da wir ein rollierendes Wahlsystem<br />

einführten. Insgesamt kamen 5 neue in den HR und Michael „Toto“<br />

Stetter schied nach 21 Jahren freiwillig aus dem Rat aus.<br />

Radtour und SFT lassen wir dieses Mal aus und berichten lieber<br />

über das Halbzeitfescht mit den Alt-Stockacherinnen im Osterholz.<br />

Des war echt schäää – so, das reicht.<br />

Im Juli war Josef „Seppo“ Löffler mit den „Jungen“ und einigen<br />

Begleitpersonen vom Rat im Kletterpark in Bad Waldsee.<br />

Im September mussten wir uns wegen Terminüberschneidungen aufteilen.<br />

Während ein Teil beim Firmenfest der Rheinmetall Soldier<br />

Electronics GmbH (Contraves) bediente, schossen andere beim Ver-<br />

gleichschiessen mit den Zimmerern und den Laufnarren Löcher in<br />

die Luft. Wer der weltbeste Danebenschießer und aus diesem Grund<br />

auch Mitverantwortlicher für den dritten Tabellenplatz (von 3 Mannschaften)<br />

war, wird nicht verraten. Falls wir aber mal mit Torpedos<br />

schießen sollten, simmer dank „ihm“ dann wieder vorne mit dabei…<br />

Am 03. Oktober wurde der monatliche Stammtisch im Rahmen einer<br />

Einladung <strong>zu</strong>m 70. Geburtstag unseres Hänselekollegen Heinz<br />

Eschle abgehalten.<br />

Mitte Oktober führte der Ausflug die Meute nach München, wo bei<br />

künstlerischen und kulturellen Darbietungen der geistige Horizont wieder<br />

kräftig erweitert wurde. Bodenständiges Essen und die bayrische<br />

Trinkkultur bewahrten uns davor, größeren Schaden an Leib und Seele<br />

<strong>zu</strong> nehmen (anaphylaktischer Kulturschock oder so ähnlich).<br />

Der Schützenkönig des November-Stammtisches war Michael „Bigfood“<br />

Epple, gefolgt von Michael Nadig und Karl-Heinz Steppacher.<br />

Ebenso begannen wir im gleichen Monat wieder die Lichterkette auf<strong>zu</strong>hängen.<br />

Hubsi schell – wir folgen dir!<br />

Ein Blick in die Glaskugel offenbarte uns, dass wir im Dezember<br />

eine feuchtfröhliche Nikolausfeier erleben werden, nach unserem<br />

Brunch in der Fortuna der eine oder andere den Gürtel weiterstellen<br />

muss und das Bedienen beim Tanzkränzle wieder mal eine gute Sache<br />

sein wird.<br />

Und damit ist das Jahr 2009 „hänseletechnisch“ abgehandelt.<br />

Die Hänselegruppe Stockach wünscht allen Narren – ob groß ob<br />

klein – ob Narr im Herzen oder auf zwei Bein´ – ob Narr in Wort<br />

oder auch in Tat – viel Spaß und Freud an jedem Tag.<br />

Im übrigen haben wir, dank einer großzügigen „Druck“-Spende der<br />

Fa. Primo-Verlag, noch einige Hänselechroniken im Bestand. Bei<br />

Interesse wenden Sie sich an Rainer Mannl, Tel.: 0 77 71 / 69 19.<br />

Die alte Diskussion: „Neidrucke oder itt?“


28 aus den gliederungen<br />

das KLeine JubiLäumsJahr die wirKLiche entstehung<br />

Von der Schriftführerin der Marketenderinnen, Manuela Elsner<br />

der marKetenderinnen<br />

Wie in jedem Jahr begann auch die Fasnacht 2009 mit dem Fasnachtseröffnen<br />

und Fasnachtsverkünden. Unsere Jung-Marketenderinnen<br />

zeigten mit einem fetzigen Tanz ihr Können.<br />

In diesem Jahr fanden wieder die beliebten Bunten Abende statt. Die<br />

Marketenderinnen traten dieses Mal in Kooperation mit dem <strong>Narrengericht</strong><br />

auf. Tanzenderweise zeigten sie uns, wie schnell doch die<br />

Mitarbeiterinnen des Stadtbauamtes ihre „Arbeit“ im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

einigen Bauarbeitern verrichten konnten.<br />

Ein weiteres Highlight der diesjährigen Fasnacht war das Jubiläum<br />

der Hänsele und der Alt-Stockacherinnen. Nach längerem Hin und<br />

Her beschlossen die Marketenderinnen ihre Geschenkübergabe mit<br />

einem Sketch <strong>zu</strong> verbinden. Danach wusste jeder der Anwesenden,<br />

wie es bei den Ausflügen der beiden Gruppen so <strong>zu</strong>geht.<br />

Auch die restlichen Aktivitäten bei der Fasnacht 2009 wurden mit tatkräftiger<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Marketenderinnen gestemmt.<br />

Zwischendurch, nämlich am 07. Februar, bewirteten die Jung-Marketenderinnen<br />

mit Hilfe einiger Aktiven das Menschenskinder Konzert<br />

im Bürgerhaus Adler Post. Wir können <strong>zu</strong> Recht stolz auf unsere Jung-<br />

Mannschaft sein, denn sie haben diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.<br />

Am 13. März 09 fand die Jahreshauptversammlung statt. Es standen<br />

3 Anwärterinnen <strong>zu</strong>r Wahl, die alle in die Schar der Marketenderinnen<br />

aufgenommen wurden. Aktuell zählen die Marketenderinnen<br />

72 aktive Mitglieder. 2 neue Bewerbungen kamen dieses Jahr aus den<br />

Reihen der Jung-Marketenderinnen.<br />

Am 08. Mai trafen wir uns <strong>zu</strong>m Helferstammtisch im VFR Clubhaus.<br />

Wie in jedem Jahr wurden hier<strong>zu</strong> alle männlichen Helfer, die uns<br />

beim Hemdglonkerball unterstützt haben, eingeladen.<br />

Vom 19.-22. Juni fand der Schweizer Feiertag statt. Wie alle anderen<br />

Gliederungen hatten auch die Marketenderinnen alle Hände voll <strong>zu</strong><br />

tun. Mit tatkräftiger Unterstüt<strong>zu</strong>ng unserer Mitglieder konnten wir die<br />

uns übertragenen Aufgaben jedoch ohne Probleme bewältigen.<br />

Mit den Alt-Stockacherinnen trafen wir uns am 14. August <strong>zu</strong>m gemeinsamen<br />

Stammtisch auf der Nellenburg.<br />

Am 06. September machten die Jung-Marketenderinnen bei den Spie-<br />

Wie immer in der Überzahl<br />

len ohne Grenzen in Hindelwangen mit. Nach dem Motto „Dabei<br />

sein ist alles“ hatten die Mitwirkenden richtig viel Spaß und werden<br />

im nächsten Jahr einen erneuten Versuch starten, den begehrten Wanderpokal<br />

<strong>zu</strong> ergattern.<br />

Unser Jahresausflug fand dieses Jahr am 19./20. September statt.<br />

Nach einem ausgedehnten Frühstück in Sigmaringen ging’s weiter<br />

nach Ludwigsburg. Dort war genügend Zeit <strong>zu</strong>m Bummeln oder<br />

Kaffeele. Am Abend machten die Marketenderinnen das Weinfest in<br />

Besigheim unsicher. Es wurde ein bissl getrunken, viel gelacht und<br />

noch viel mehr gesungen. Tags darauf besuchten wir die Narren<strong>zu</strong>nft<br />

in Weil der Stadt. Hier wurden wir aufs herzlichste empfangen und<br />

herumgeführt. Sogar der Bürgermeister nahm sich Zeit, um die Fasnachtsgruppe<br />

aus dem Süden <strong>zu</strong> begrüßen. Nach diesem ereignisreichen<br />

Wochenende gab es auf der Nellenburg <strong>zu</strong>m Abschluss noch<br />

einen Fladen.<br />

Auf diesem Wege noch einmal recht herzlichen Dank an das Orga-<br />

Team für einen wirklich tollen Ausflug.<br />

Am 17. Oktober luden die Alt-Stockacherinnen <strong>zu</strong>m gemeinsamen<br />

Ausflug. Sie führten uns <strong>zu</strong>r Weinprobe auf die Haltnau. In gemütlichem<br />

Ambiente floss der Rebensaft reichlich und es gab viel <strong>zu</strong> lachen.<br />

Nach einem verlängerten Aufenthalt ließen wir den Abend im<br />

Canapé ausklingen.<br />

Der Frühschoppen beim Zimmerer Herbstfest wurde <strong>zu</strong>m Mittagshock<br />

umverlegt. Nichts desto trotz waren die Marketenderinnen in<br />

großer Zahl erschienen<br />

Am 13. November feierten die Marketenderinnen ihr 35-jähriges<br />

Bestehen mit einem Geburtstagsstammtisch im Gasthaus Kreuz in<br />

Heudorf. Nach einem sensationellen Essen und dem wirklich tollen<br />

Empfang durch die Wirtsleute führten uns die Jung-Marketenderinnen<br />

drei Sketche über das Zusammenleben der weiblichen und männlichen<br />

Spezies vor. Nach dem Dessert berichtete uns Jeanette Schindler die<br />

wirklich wahre Entstehungsgeschichte der Marketenderinnen.<br />

Alles in allem ein rundum gelungener Abend.<br />

Da der Ausflug der Kinder-Marketenderinnen im Juli im wahrsten<br />

Sinne des Wortes ins Wasser gefallen war, haben sie ihn am 14.11.09<br />

nachgeholt. Zuerst erkundeten sie mit einem lustigen Suchspiel die<br />

Landschaft um den <strong>Hohe</strong>n Krähen. Danach ging’s ins Zunfthaus der<br />

Popele<strong>zu</strong>nft, in dem sie einiges über die Fasnachtsgruppe lernten.<br />

<strong>Das</strong> Jahr ging langsam dem Ende entgegen, und so kamen die Weihnachtsfeiern.<br />

Die aktiven Marketenderinnen trafen sich im Restaurant<br />

Seehaus in Sipplingen. Wie in jedem Jahr spürten uns der Nikolaus und<br />

sein Knecht Ruprecht auch hier auf und verteilten die ein oder andere<br />

Schelte. Nichts desto trotz verbrachten wir ein paar gemütliche Stunden.<br />

Die Kinder-Marketenderinnen trafen sich einen Tag später und warteten<br />

gespannt auf das Kommen von Nikolaus und Knecht Ruprecht.<br />

Die Jung-Marketenderinnen trafen sich <strong>zu</strong>m Schlittschuhlaufen. Beendet<br />

wurde der Tag mit dem obligatorischen Essen beim Italiener.<br />

Jahresausflug: Wein, Weiber und Gesang<br />

Von Jeanette Schindler<br />

Auch wenn man „nur“ den 35. Geburtstag feiert muss eine Festrede<br />

her, und eigentlich wusste ich eines ganz sicher: ich wollte nicht schon<br />

wieder über die Anfänge der Marketenderinnen erzählen! Zum einen<br />

hat man das schon 100x gebetsmühlenartig eingetrichtert bekommen.<br />

Aber was die Wenigsten wissen, bisher gab es keine Fakten, sondern<br />

es war alles nur eine reine Spekulation. Doch wie es der Zufall will,<br />

wurde jüngst im Osterholz ein sensationeller Fund ausgegraben, der<br />

die ganze Geschichtsschreibung auf den Kopf stellt. Man glaubt es<br />

kaum, aber es wurde die Niederschrift der wirklich wahren Entstehungsgeschichte<br />

gefunden, wie es sich einst vor vielen, vielen Jahren<br />

<strong>zu</strong>getragen hat. Nun hört denn:<br />

Einst vor vielen, vielen, vielen Jahren saßen 10 traurige Maidlein<br />

einsam auf ihren Ritterburgen. Entweder hatten sie noch nicht das<br />

Herz eines Ritters oder Narren erobert, oder sie hatten einen und der<br />

war entweder im Krieg oder auf der Fasnacht. Doch eigentlich hätten<br />

sie nicht alleine auf den Burgen weilen müssen, hätten sie sich nicht<br />

standhaft geweigert, Trägerin der Radhaube <strong>zu</strong> werden. Böse Zungen<br />

könnten nun sagen, dass es auch damals schon eine bockige Jugend<br />

gab, aber im Inneren ihres Herzens wussten diese Maidlein einfach<br />

schon, dass Ihnen die Grazie <strong>zu</strong>m Winken fehlte. So zogen sie sich<br />

einfach lieber <strong>zu</strong>rück und warteten geduldig, bis ihre Zeit kam. Nun<br />

haben wir das große Glück, dass sogar die Namen dieser bedauernswerten<br />

Geschöpfe bekannt sind, <strong>zu</strong>mindest von 6en, weitere 3 werden<br />

nicht erwähnt, da sie auf der Strecke geblieben sind, und eine wurde<br />

sogar gelyncht. Diese waren die holde Marianne, gell ich hab die Gelle<br />

gern, die nicht ganz so holde Ursula derer <strong>zu</strong> Auerhahn, die furchtlose<br />

Margarete von und <strong>zu</strong> Mattes, die elegante Margarete von Rauch,<br />

die resolute Regina aus dem ansonsten nur männlichen Geschlecht<br />

der Reiser und <strong>zu</strong> guter letzt die schüchterne Gabriele (Gaby hieß man<br />

damals noch nicht) vom Baumli.<br />

Nun begab es sich aber, dass in ihre Ohren der Ruf des von uns allen<br />

so verehrten Hans Kuony drang, der immer stärker und stärker wurde.<br />

Täglich wurde es schlimmer, bis sie sogar drohten, fast wahnsinnig <strong>zu</strong><br />

werden. Im Volk flüstert man sich heute noch leise <strong>zu</strong>, dass manche<br />

sich nie wieder ganz davon erholte. So beschlossen sie gegen jegliche<br />

Vernunft, aus der Burg aus<strong>zu</strong>ziehen und jeweils ganz alleine den<br />

weiten, gefährlichen Weg durch den Wald <strong>zu</strong> nehmen, immer in der<br />

Hoffnung, noch Leidensgenossinnen <strong>zu</strong> finden.<br />

die marketenderinnen<br />

Doch wie sollten sie sich kleiden, damit sie einerseits schick, aber<br />

auch gegen die Gefahren geschützt waren? Zuerst kam natürlich die<br />

weiße, feine Rüschchenbluse, die man <strong>zu</strong>m Schutz vor Eindringlingen<br />

an allen Enden <strong>zu</strong>binden konnte. Darüber dann ein schickes bläuliches<br />

Laibchen, und als Zeichen der Keuschheit eine schwarze Jacke. Ach<br />

wie gerne hätten die Damen einen roten Rock getragen, aber diese<br />

Farbe war viel <strong>zu</strong> auffällig im Walde. So musste wohl oder übel ein<br />

gelber Rock herhalten, der schon alt und viel <strong>zu</strong> kurz war. Dieses Problem<br />

konnte aber gelöst werden, indem man kurzerhand mit grünen<br />

und schwarzen Stoffresten das Ganze verlängerte.<br />

Jeder vernünftige Mensch hätte auf so einer Reise in das Ungewisse<br />

<strong>zu</strong>mindest einen schwarzen Helm <strong>zu</strong>m Schutz getragen, vielleicht sogar<br />

verziert mit stolzen Straußenfedern, aber leider hatten unsere Heldinnen<br />

auf der Burg die neusten Modetrends verpasst, und so waren<br />

sie tatsächlich der Meinung es wäre ganz besonders schick, mit selbstgebastelten<br />

Strohhütchen in der Stadt <strong>zu</strong> erscheinen. Aber wollen wir<br />

nicht <strong>zu</strong> hart mit ihnen ins Gericht gehen, denn wie gesagt, sie haben<br />

einiges auf sich genommen und alles nur für uns. Denn stellt Euch<br />

nur vor, damit Ihre Flucht nicht bemerkt wurde, konnten sie keine<br />

Lebensmittel aus der Burgküche mitnehmen, und so hatten sie nur ein<br />

Körbchen mit bappigem Lutschzeug, und <strong>zu</strong>m Trinken ausschließlich<br />

Schnaps. Hiervon mussten sie sich über Wochen ernähren, und das ist<br />

auch eine möglich Erklärung, warum sie nicht alleine aus dem Wald<br />

herausgefunden hatten. Dort würden sie wahrscheinlich heute noch herumirren,<br />

hätten nicht <strong>zu</strong>fällig 2 Gerichtsnarren die Armen gefunden.<br />

Diese waren unterwegs mit einem großen Leiterwagen, bespannt mit<br />

einem überdimensionalen Kartoffelsack, weil sie den Wald aufräumen<br />

wollten, aber so haben sie statt dessen halt die Mädels mitgebracht.<br />

Vor lauter Freude hat man sie dann auch gleich behalten und ihnen sogar<br />

als Andenken den Leiterwagen geschenkt. So dürfen sie bis heute<br />

jedes Jahr dem Ruf Hans Kuonys folgen und seit dem Beitritt der ersten<br />

Bürgerlichen wächst die Schar Jahr für Jahr. Nur eine hat das mit<br />

dem Ruf von Hans Kuony <strong>zu</strong> wörtlich genommen, wer hätte gedacht,<br />

dass gerade die schüchterne Gabriele vom Baumli dem Hofnarren die<br />

über Jahrhunderte währende Jungfräulichkeit raubte und ihn gleich<br />

vors Standesamt schleppte.<br />

So, nun kennt ihr die wirklich wahre Entstehungsgeschichte der Marketenderinnen,<br />

und wer etwas anderes behauptet, der lügt!<br />

29


30 aus den gliederungen die aktiven lauFnarren 31<br />

die seiLschaft in de ober schwäb`sche eisebahn<br />

Unser Leben für die Musik<br />

Vom Laufnarren-Schrifter Claus Birmele<br />

Zu feiern gab es bei der Ordensverleihung den 1. Klasse Orden für<br />

Gerold König. Unser Laufnarrenmeister Peter Sommerfeld hielt die<br />

Laudatio auf Gerold, den die meisten unter seinem Spitznamen Cello<br />

kennen. Den 2. Klasse Orden erhielten Uwe Muffler, Stefan Muffler<br />

und Thomas Bruggner. Unser Altlaufnarrenmeister Manfred Laible<br />

wurde für 60 Jahre Laufnarrenschlag geehrt.<br />

Die Fasnet 2009 und insbesondere der Laufnarrenmarkt verliefen<br />

<strong>zu</strong> unserer Zufriedenheit. Leider kamen aufgrund des schlechten Wetters<br />

und des Schneefalls deutlich weniger Lumpen im Parkhaus an.<br />

An der Lätaresit<strong>zu</strong>ng im Gasthaus Bohl konnten wir <strong>zu</strong>erst 3 Anwärter<br />

in unsere Reihen aufnehmen. Leider haben uns aber auch 2 aktive<br />

Laufnarren auf eigenen Wunsch hin verlassen. Dafür haben wir aber<br />

von 3 Anwärtern die Bewerbungsschreiben erhalten. Der Hauptpunkt<br />

dieser Lätaresit<strong>zu</strong>ng war die lange geplante Sat<strong>zu</strong>ngsänderung. Diese<br />

Sat<strong>zu</strong>ngsänderung erlaubt uns nun, auch sog. „passive Laufnarren“<br />

auf<strong>zu</strong>nehmen. Dies sind Mitglieder, die <strong>zu</strong>m einen kein Häs tragen<br />

und <strong>zu</strong>m anderen aber an allen Aktivitäten (Sit<strong>zu</strong>ngen und Arbeitseinsätzen)<br />

teilnehmen können.<br />

Was sind wir wieder historisch Kesselparade<br />

<strong>Das</strong> Jahresprogramm war wieder voll von Aktivitäten.<br />

Die Erste war die Familienwanderung<br />

am 17.05.2009. Dieses Mal ging es rund um<br />

den Schienerberg. Bei Sonnenschein und sommerlichen<br />

Temperaturen wanderten wir auf dem<br />

Höhen<strong>zu</strong>g entlang. Am Ziel angekommen, wurde<br />

ausgiebig gegrillt, gevespert und getrunken.<br />

Danach ging die Wanderung weiter <strong>zu</strong>r ehemaligen<br />

Schrotz-Burg. Unser Altlaufnarrenmeister<br />

Ulf hielt dort einen Vortrag über die Entstehung<br />

und den Niedergang dieser Burg.<br />

Am 16.05.2009 heiratete unser Tobias Keller auf<br />

Loreto. Traditionsgemäß standen wir Spalier.<br />

Der Schweizer Feiertag war wieder einmal<br />

geprägt durch unseren Einsatz im Küchenzelt.<br />

Doch im Vergleich <strong>zu</strong>m letzten Jahr hat uns die<br />

Technik keinen Streich gespielt. So konnten wir<br />

ohne Probleme die Festbesucher mit Essen versorgen.<br />

In diesem Jahr gab es eine Neuerung im<br />

Essensplan. Hals vom Smokergrill – das ist eine<br />

Mischung aus Rauch und Grillen. Viele Gäste<br />

waren ganz begeistert von dieser Neuerung.<br />

Aber auch die Blitzkuchi am Straßenfest war<br />

wieder ein großer Erfolg.<br />

Mitte Juli erreichte uns die Nachricht, dass es<br />

durch das Unwetter im letzten Jahr bei unserem<br />

Laufnarren Martin Beumer in der Garage <strong>zu</strong><br />

einem Schaden am Estrich gekommen war.<br />

Dieser Schaden wurde aber erst in diesem Jahr<br />

bemerkt. Deshalb beschlossen wir spontan einen<br />

Arbeitseinsatz bei Martin. Gemeinsam mit<br />

dem Zimmerermeister Horst, dem Hänselemei-<br />

ster Rudi, dem Hänselevize Karl-Heinz und dem Laufnarrenschrifter<br />

Claus Birmele wurde der alte Estrich entfernt. Martin verköstigte uns<br />

dafür anschließend mit Dünnele und Bier.<br />

Unsere Altlaufnarren trafen sich unter der Führung von Heinz Martin<br />

<strong>zu</strong> einem Stammtisch in Mindersdorf bei der Familie Freitag. Dort<br />

fand ein gemütlicher Hock in der renovierten Scheune statt, bei dem<br />

natürlich die Ehefrauen nicht fehlen durften. Mit einem zünftigen<br />

Vesper wurde über die alten Zeiten geplaudert. Die Altlaufnarren<br />

dankten hierfür dem Organisator Heinz Martin recht herzlich für diesen<br />

schönen Hock.<br />

Endlich wir haben es geschafft! Beim Vergleichschießen in Nenzingen<br />

konnten wir Laufnarren <strong>zu</strong>m ersten Mal den ersten Platz belegen<br />

und uns gegen die Zimmergilde und gegen die Hänselegruppe<br />

behaupten. Die besten Schützen bei den Laufnarren waren: Adlerauge<br />

Sven Rimmele, Anwärter Dr. Michael Ritter und LN-Meister Peter<br />

Sommerfeld. Es war ein wunderbarer Mittag und Abend – und unseren<br />

Sieg haben wir gefeiert. Wir danken der Hänselegruppe, die<br />

dieses Schießen super organisiert hatte.<br />

Der traditionelle Jahresausflug stand in diesem Jahr unter dem Motto:<br />

„Laufnarren go to Oberschwaben“. Unser Schrifter Claus Birmele<br />

organisierte einen 2-tägigen Ausflug. Pünktlich am Samstag fuhren 20<br />

gut gelaunte Laufnarren bei sonnigem Wetter mit dem Bus Richtung<br />

der Grenze <strong>zu</strong> Oberschwaben. Erstes Ausflugsziel war das Museum<br />

Bad Buchau. Hier stand eine Führung „durch die Steinzeit“ auf dem<br />

Programm. Anschließend fuhren wir mit dem Bus nach Warthausen,<br />

um mit der dampfbetriebenen Museumsbahn „Öchslebahn“ nach<br />

Ochsenhausen <strong>zu</strong> fahren. Diese alte Schmalspurbahn war ein echtes<br />

Erlebnis. Am Abend stand das große „Ritteressen“ in Aulendorf auf<br />

dem Programm. Durch die Häser vom großen Stadtfest wirkte dieses<br />

Essen absolut stilecht. Am Sonntag standen ein Besuch in der Brauerei<br />

und dem Biergarten von „Bad Schussenrieder“ und eine Führung<br />

im neuen Kloster auf dem Programm. Zurück in Stockach kehrten wir<br />

noch kurz auf der Nellenburg ein, um uns von dem „anstrengenden“<br />

kulturellen Abenteuer <strong>zu</strong> erholen.<br />

Unseren traditionellen Herbsthock feierten wir in diesem Jahr im<br />

Hotel Fortuna. Bei einem kleinen Vesper wurden die Rückblicke über<br />

die vergangenen Aktivitäten besprochen. Danach wurden die kommenden<br />

Aktivitäten und die kommende Fasnet besprochen. Anschließend<br />

hieß es „gut <strong>Holz</strong>“ auf der Kegelbahn.<br />

Die Weihnachtsfeier werden wir auf der Nellenburg verbringen. Traditionell<br />

werden wir uns mit dem Essen stärken, bevor uns der Nikolaus<br />

besucht. Dieser wird in diesem Jahr sehr schwer an dem goldenen<br />

Buch <strong>zu</strong> schleppen haben. Denn es ist wieder viel passiert und vieles<br />

davon wird dann an der Fasnet im Narrenblättle wieder <strong>zu</strong> finden sein.<br />

Wir werden sehen ….<br />

Und so schnell wie es begann, verging auch dieses Jahr. Wir bedanken<br />

uns an dieser Stelle bei allen Laufnarren, Helfern und Teilnehmer für<br />

die Unterstüt<strong>zu</strong>ng, ohne die es nicht möglich wäre, ein solches Programm<br />

durch<strong>zu</strong>führen. Auch möchten wir uns bei allen bedanken, die<br />

uns finanziell unterstützt haben. Denn ohne diese Spenden wäre ein<br />

solches Programm einfach nicht möglich.


32 aus den gliederungen die althistorische zimmerergilde 33<br />

frisch poLiert <strong>zu</strong> neuen taten<br />

Wenn die mol alle dauset Woche alt sind...<br />

Vom Zimmerer-Schrifter Gerhard Walk<br />

Bei unserem traditionellen Auftakt, der Auf-Dreikönigs-Sit<strong>zu</strong>ng,<br />

kündigte der Polier, da er in die Alt-Herren-Riege des <strong>Narrengericht</strong>s<br />

berufen wurde, und der Geselle Zimmermann.<br />

Als „Ersatz“-Polier wurde der Geselle Mattes gewählt. Die Herren<br />

Lehrbuben fanden ihren neuen Schneebrügel, den Altgesellen Elsner,<br />

verloren aber ihre Lehrbubenkasse.<br />

Beim Fasnetverkünden leuchteten wir wie gewohnt die Stadt mit<br />

unseren Laternen aus und konnten unseren ehemaligen Polier in seinem<br />

neuen Häs bewundern; es wäre unfair <strong>zu</strong> behaupten, dass er mit<br />

seiner Fackel wie ein Armleuchter ausgesehen hätte. Anschliessend<br />

überraschten uns die Jungzimmerer, verstärkt durch den „Mach die<br />

Augen <strong>zu</strong>“, mit einem Sketch.<br />

Bei der Ordensverleihung erhielt der Altgeselle Wanschura den 1.<br />

Klasseorden, der Geselle Schneider den 2. Klasseorden.<br />

Am 17.01.2009 besuchten wir den Nachtum<strong>zu</strong>g in Winterspüren.<br />

Tags darauf suchten wir <strong>zu</strong>sammen mit den Jungzimmerern das <strong>Holz</strong><br />

aus, welches wir in Form eines Narrenbaumes in der Stadt <strong>zu</strong> setzen<br />

gedachten.<br />

<strong>Das</strong> folgende Wochenende besuchten wir den <strong>Holz</strong>erball in Hindelwangen.<br />

Beim Zimmererwettkampf verwiesen wir die Vorortzimmerer<br />

in ihre Schranken und auf die Plätze.<br />

Am darauf folgenden Tag besuchten wir das Narrentreffen in Mengen.<br />

Bei den Bunten Abenden waren wir mit einem Sketch und einem<br />

Tanz auf der Bühne vertreten.<br />

Am 06.02.2009 verkauften wir das Narrenblatt. <strong>Das</strong> Ergebnis war eher<br />

bescheiden.<br />

<strong>Das</strong> anschliessende Narrentreffen in Kisslegg ließ keine Wünsche offen.<br />

In 65 Euro Übernachtungskosten waren mehrere längere Bustranfers<br />

inklusive.<br />

Beim Jubiläum der ASTOS und Hänsele konnten wir durch intensives<br />

Training mit unserem Chorleiter Peter Kaufmann einen „Dreistimmensieg“<br />

erringen.<br />

<strong>Das</strong> Narrentreffen in Seelfingen besuchten wir mit einer stattlichen<br />

Anzahl von Jungzimmerern.<br />

Am 18.02.2009, beim Narrenbaumfällen,<br />

ereignete sich seltames.<br />

Zum ersten Mal seit Menschengedenken wurde<br />

genau der Baum gefällt, der einen Monat<br />

<strong>zu</strong>vor ausgesucht wurde. Als dann der Kropfdolden,<br />

der Kindernarrenbaum und der Baum<br />

für den Kindergarten geschlagen war, ging’s<br />

<strong>zu</strong>m Vesper beim Meister. Dort gab es sehr<br />

lange Vesper….<br />

Beim mittäglichen Um<strong>zu</strong>g musste der Herr<br />

Lehrbube Klement die Fasnacht vorzeitig beenden.<br />

Anschliessend setzten wir den Stammbaum<br />

aller Narren.<br />

Wir besuchten die Verhandlung und trafen uns<br />

dann in der Werkstatt unseres Altgesellen Maier<br />

<strong>zu</strong>m Vesper. Nach einem Rundgang entließ<br />

uns der Meister im Bürgerhaus in die Nacht.<br />

Am Freitag wurde die Stadt in ihren Ur<strong>zu</strong>stand<br />

gebracht und die Jahnhalle für den<br />

Hemed-Glonkerball gerichtet.<br />

Eine Beteiligung beim Zigeunerball und<br />

Schnurren war ebenso wie die Teilnahme am<br />

Lumpen-Sunntig freiwillig; sogenanntes fakultatives<br />

Fasnetmache …<br />

Eher unfreiwillig machte der Geselle Mattes<br />

die Erfahrung, wie viel Wodkabowle in der<br />

Happy-hour im Schöneberger <strong>zu</strong> erhalten ist.<br />

Man kann sagen, dass als er es wusste, nur<br />

noch die hour happy war.<br />

M&M: Molli und Moschter Der Schwaben-Trip<br />

Am Montag wanderten wir, wie üblich, über die Nellenburg nach<br />

Nenzingen. Nach einem gepflegten Rundgang besuchte der ein oder<br />

andere noch den Hemedglonkerball; mit mehr oder weniger Wert.<br />

Beim Kinderum<strong>zu</strong>g zogen unsere Herren Lehrbuben brav den Kindernarrenbaum<br />

durch die Stadt, welcher anschließend in traumwandlerischer<br />

Sicherheit gesetzt wurde. Nach dem anschließenden Rundgang<br />

entließ uns der Meister aus der Fasnet 2009.<br />

Tags darauf wurde die Fasnet <strong>zu</strong> Grabe getragen.<br />

An der Lätaresit<strong>zu</strong>ng tranken alle Probanden mit gutem Durst und<br />

Zug ihre Prüfungen: Geselle ist der bisherige Oberlehrbube, dessen<br />

Nachfolger Markus Elsner jun., Herren Lehrbuben sind die bisherigen<br />

Anwärter Hauber und Linter.<br />

Der Geselle Mattes wird Polier und der Geselle Kässele in seinem<br />

Amt bestätigt. Die Altgesellen Maier und Keller werden <strong>zu</strong> Gesellenvertretern<br />

gewählt. Die Kassenprüfer sind der Altgeselle Kessler und<br />

der Geselle Stetter. Der Expolier Altgeselle Kempter und der Geselle<br />

Zimmermann werden verabschiedet.<br />

Am Schweizer-Feiertag erledigten wir die uns aufgetragenen Aufgaben<br />

<strong>zu</strong>r vollsten Zufriedenheit und übererfüllten unsere Zielplanset<strong>zu</strong>ng<br />

(<strong>zu</strong>mindest gefühlt) beim Kehren deutlich (vom Aufhängen der<br />

Stadteingangstafeln ganz <strong>zu</strong> schweigen).<br />

Unser Ausflug führte uns in die schwäbische Heimat unseres Freundes<br />

Alfons Russ (s’war nett – ehrlich).<br />

Wir trafen uns <strong>zu</strong> einigen Stammtischen; erwähnt seien nur die traditionellen<br />

bei Onkel Rudi und der gemeinsame mit der Poppele<strong>zu</strong>nft Singen.<br />

Beim Vergleichschiessen konnten wir zwar nicht gewinnen, stellten<br />

aber den Schützenkönig (Geselle FI Bernhard).


34 auF dem PFerde-seminar<br />

auF dem PFerde-seminar 35<br />

wie so mancher zipfeL-maa Von einem gauL was Lernen Kaa<br />

Von Roland Strehl<br />

„Der frühe Vogel frisst den Wurm“, lautet ein Sprichwort, das auch<br />

auf einen großen Teil des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums <strong>zu</strong>trifft. Denn elf Gerichtsnarren<br />

machten sich an einem regnerischen Juli-Samstag in<br />

aller Herrgottsfrühe auf ins schöne Berchtesgadener Land, um ein<br />

ganz besonderes Wochenende mit viel Spaß, aber mindestens genau<br />

so viel Tiefgang und Selbsterfahrung <strong>zu</strong> erleben. Den Schelmen,<br />

die jetzt an „tief ins Glas gucken“ und die spätestens am nächsten<br />

Morgen darauf einsetzende „Selbsterfahrung“ denken, sei gesagt:<br />

Ihr habt nur <strong>zu</strong>m Teil Recht. „Denn, lieber Leser, sieh es ein: es ist<br />

nicht leicht, Gerichtsnarr <strong>zu</strong> sein…“ – <strong>zu</strong>mindest, wenn man einen<br />

Kollegen hat, der Michael Nadig heißt und im richtigen Leben Berater<br />

und Coach für Führungskräfte ist. Schon im Jahre 2008 hatte<br />

er dem Kollegium den närrischen Floh ins Ohr gesetzt, die hochgrobgünstige<br />

(Führungspersönlichkeit(en) in ganz besonderer Art<br />

miteinander <strong>zu</strong> erleben – nämlich mit Pferden.<br />

Nein, das Kollegium wird am nächsten Schmotzige Dunschtig nicht<br />

den Weingartener Blutritt durch die Stockacher Straßen umleiten.<br />

Es ging darum, das eigentlich ernste Thema „Führungspersönlichkeit<br />

– unter besonderer Berücksichtigung der Stockemer Fasnet“ <strong>zu</strong><br />

erleben und <strong>zu</strong> verstehen. Die abwechslungsreiche Gestaltung und<br />

der Schalk der Stockacher Narren sorgten dafür, dass die gezielten,<br />

psychologisch fundierten Trainingseinheiten allen Zwei- und Vierbeinern<br />

viel Spaß machten.<br />

„Hä“ – werden jetzt wieder einige geneigte Leser dieser Premiumpostille<br />

sagen: „Etzt sind die it uff de Hund, aber uff de Gaul<br />

g’kumme?“. Dies wird mit einem klaren „Ja“ beantwortet.<br />

<strong>Das</strong> Pferd kommt bestimmt drüber<br />

Die Gerichtskollegen fanden sich an besagtem Juli-Samstag morgens<br />

auf einem Reiterhof ein, um mit Hilfe zweier niedlicher Vierbeiner<br />

(Stockmaß ca. 1,75m, Gewicht ca. 500 kg) Ideen <strong>zu</strong> bekommen,<br />

worauf es beim Führen und Kommunizieren ankommt – im Alltag,<br />

<strong>zu</strong> Hause oder auch im Vereinsleben. „Was hat es denn eigentlich<br />

mit Pferden im Führungstraining auf sich?“ lautete natürlich die<br />

erste Frage an Nadig und seine langjährige Trainerkollegin, Beate<br />

Schwarz, die ihre Pferde kostenlos <strong>zu</strong>r Verfügung stellte.<br />

Pferde sind seit Jahrtausenden Kulturpartner des Menschen. Sie sind<br />

vom Sozialverhalten ähnlich strukturiert und reagieren sehr fein auf<br />

Körpersprache und die sich darin ausdrückende Klarheit, Entschlossenheit<br />

und Durchset<strong>zu</strong>ngskraft. Seit Jahrtausenden dienten Pferde<br />

als Trainingspartner für den Führungsnachwuchs – vor allem in militärischer<br />

Hinsicht; und das Beherrschen dieser prächtigen Tiere<br />

war Symbol für Führungsstärke und Autorität, wie so manches Reiterstandbild<br />

noch zeigt.<br />

Doch <strong>zu</strong>nächst wurden die Augen plötzlich ganz groß, als die<br />

„Herren“, einer nach dem anderen, aufgefordert wurden, allein in<br />

den nur 180 qm großen Corral <strong>zu</strong> gehen und sich die Aufmerksamkeit<br />

des Zossen <strong>zu</strong> holen. Beim einen ließ sich „der Braune“ nicht<br />

groß stören und fiel fast ins Koma, beim anderen drehte er sich um<br />

und ließ erst mal in aller Ruhe Wasser. Wie <strong>zu</strong> erwarten war dies<br />

natürlich ganz anders, als der Narrenrichter, Wolfgang Reuther, den<br />

Pferdebereich betrat. <strong>Das</strong>s das Bayrische Warmblut, Tamino, nicht<br />

noch „ins Achtung ging“ und salutierte, war wohl nur dem Umstand<br />

<strong>zu</strong> verdanken, dass er sich nicht vor seinem Pferde-Kollegen<br />

„Pepper“, dem zweiten Trainingspartner auf vier Beinen, blamieren<br />

wollte. So tastete sich das Kollegium unter der fachkundigen Begleitung<br />

der beiden „Pferdeflüsterer“, Beate Schwarz und Michael<br />

Nadig Schritt für Schritt an die Bodenarbeit mit Pferden heran.<br />

Beim Führen am Seil lernte man, wie man 500 Kilo in Bewegung<br />

setzen, antraben lassen und dann auch wieder punktgenau <strong>zu</strong>m Stehen<br />

bringen kann; und die Erkenntnis war, wie viel Aufmerksamkeit,<br />

Deutlichkeit und entsprechende Durchset<strong>zu</strong>ngskraft es bei jedem<br />

einzelnen braucht, um als „Führungskraft des Vierbeiners“ sein<br />

Ziel <strong>zu</strong> erreichen. Doch neben Power und der Fähigkeit, Druck <strong>zu</strong><br />

machen, verlangt die Arbeit mit Pferden genauso das richtige Maß<br />

an Empathie, um Vertrauen aufbauen <strong>zu</strong> können. Auch wenn der<br />

Pritschenmeister <strong>zu</strong>nächst in diesen Situationen gerne seine Pritsche<br />

<strong>zu</strong>r Hand gehabt hätte, musste er sich, wie alle anderen, mit dem<br />

klassischen „Western-Rope“, dem Seil begnügen – und siehe da: es<br />

klappte hervorragend. Gerüchte besagen, dass er so gut mit dem Seil<br />

<strong>zu</strong>rechtkam, dass er in Zukunft heimlich bei den Aktiven Laufnarren<br />

„mitjucken“ könnte ohne erkannt <strong>zu</strong> werden…<br />

Die Krönung der Übungen sollte dann für alle das Zirkeln ohne Seil<br />

sein, bei dem das Pferd nur mit Kommandos und Signalen gesteuert um<br />

den in der Mitte des Corrals stehenden Gerichtsnarren kreisen sollte.<br />

„Wau“! – Oder besser „Wieher“!<br />

„Zeig’ erscht ämol, ob Du des selber kaasch!“, bäffzkete es aus der<br />

Kollegiumsmannschaft in Richtung Michael Nadig.<br />

Gesagt – Getan: und der zeigte, dass es tatsächlich funktioniert, ein<br />

Pferd ohne Longe frei um sich <strong>zu</strong> zirkeln, <strong>zu</strong> wenden, an<strong>zu</strong>halten und<br />

wieder an<strong>zu</strong>traben – wie von Geisterhand. <strong>Das</strong> war schon eine Herausforderung.<br />

Aber schnurstracks kletterte Alt-Polier Michael Kempter<br />

entschlossen in die Arena und versuchte sein Glück – zwar mit anfänglichen<br />

Mühen, aber dann doch mit Erfolg. Denn die Pferde waren ja<br />

nicht wie im Zirkus dressiert, hatten ihren eigenen Kopf und versuchten<br />

natürlich, wo es der „grobgünstige Führer“ <strong>zu</strong>ließ, ihr eigenes Ding <strong>zu</strong><br />

machen. Doch da hatten die beiden Zossen die Rechnung ohne die Gerichtskollegen<br />

gemacht. Denn sie hatten ja inzwischen jegliche Scheu<br />

und übermäßigen Moris abgelegt und bewegten sich fast wie Robert<br />

Redford geschmeidig und flink. Sowohl „Tamino“, als auch „Pepper“<br />

hatten keine Wahl und trabten und galoppierten freudig im Kreis.<br />

Zu guter Letzt kam es, wie es kommen musste…<br />

Alle wollten natürlich auch mal auf dem Pferd sitzen; und so startete<br />

das „EHP“ – das „Erste Hochgrobgünstige Ponyreiten“ in der<br />

Geschichte des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums. <strong>Das</strong> machte viel Spaß und die<br />

meisten machten eine richtig gute Figur. Erste Überlegungen, die<br />

Um<strong>zu</strong>gsreiterstandarte durch ein berittenes Kollegium <strong>zu</strong> ersetzen,<br />

wurden dann aber doch wieder verworfen.<br />

Natürlich nahm man sich anschließend bei deftigem Essen, gutem bayerischem<br />

Bier und den Strehl’schen Destillaten Zeit für eine intensive<br />

Reflexion der eindrücklichen Erlebnisse des „Pferdeflüsterns“.<br />

Und allen Stockachern – egal ob närrisch oder nicht – sei gesagt:<br />

Wundert euch nicht, wenn ihr beim nächsten Fasnetsum<strong>zu</strong>g einen<br />

Gerichtsnarren „flüstern“ seht und es anschließend aus den Reihen<br />

der Um<strong>zu</strong>gsteilnehmerInnen wiehert und schnaubt, die Laufnarren<br />

antraben und die Zimmerer über die Hänsele hinweg galoppieren.<br />

S’ Äffle und s’ Pferdle


36 narrenwirtshäuser narrenwirtshäuser<br />

die narrenwirtshäuser<br />

Vom Archivar Thomas Warndorf<br />

Eine frühe Tradition der Stockacher Fasnacht waren die öffentlichen<br />

Narrenversammlungen. Davon gab es in der Regel<br />

jeweils drei. Sie dienten seit Ende des 18. Jahrhunderts vor allem der<br />

Vorbereitung des großen Um<strong>zu</strong>ges am Fasnachtsdienstag, der bis<br />

in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts der absolute Höhepunkt der<br />

Stockacher Fasnacht war.<br />

Von diesen öffentlichen Versammlungen ist heute mit Einschränkungen<br />

nur noch die Dreikönigssit<strong>zu</strong>ng übrig geblieben. Gleichzeitig<br />

hat sich anstelle des Dienstags der „Schmotzige Dunschtig“ <strong>zu</strong>m<br />

Haupttag des einheimischen Brauchtums entwickelt.<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Pellets</strong><br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Pellets</strong><br />

Die clevere clevere Alternative Alternative gegen gegen<br />

ständig ständig steigende steigende Heizkosten! Heizkosten!<br />

Bei der Vielzahl von<br />

bis <strong>zu</strong> 30 Gasthöfen<br />

in der Stadt machte es<br />

früher durchaus Sinn,<br />

im Wechsel jährlich einen<br />

der Gastronomen<br />

<strong>zu</strong>m Narrenwirt <strong>zu</strong><br />

ernennen und in seinem<br />

Gasthaus die drei<br />

Narrenversammlungen<br />

ab<strong>zu</strong>halten. Gleichzeitig<br />

bildete dieses Haus<br />

während der Fasnachtszeit<br />

das Stammquartier<br />

des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums<br />

für seine internen Sit<strong>zu</strong>ngen.<br />

<strong>Das</strong> Narrenwirtshaus<br />

stellte auch für<br />

die Auswärtigen den Anlaufpunkt<br />

dar, wenn sie sich<br />

entsprechend der Ordnungen und Sat<strong>zu</strong>ngen „einkaufen“ mussten.<br />

Daraus hat sich im Lauf der Zeit bekanntlich der Laufnarrenschlag<br />

entwickelt.<br />

Die ursprüngliche Bedeutung der Narrenwirtshäuser schwand mit der<br />

Einrichtung des Narrenstüble im Bürgerhaus. Gleichwohl wird der<br />

Brauch bis heute gepflegt. <strong>Das</strong> jeweilige Narrenwirtshaus wird immer<br />

noch mit einem eigenen Schild kenntlich gemacht, es dient als Sammelpunkt<br />

für den ersten abendlichen Um<strong>zu</strong>g vor dem Fasneteröffnen<br />

und es bildet den Ausgangspunkt der Trauerprozession <strong>zu</strong>m Narrenbaum<br />

am Aschermittwoch.<br />

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37


38 arbeitskreis narresome beitrittserklärung 39<br />

arbeitsKreis narresome wird 15<br />

Von Schriftführerin Heidi Heinzle<br />

der Arbeitskreis Narresome hat sich nun schon seit 15 Jahren <strong>zu</strong>r<br />

Aufgabe gemacht, das Brauchtum „Fasnacht“ dem Stockacher<br />

Nachwuchs näher<strong>zu</strong>bringen. Jedes Jahr werden vor der Fasnet in<br />

den Kindergärten die Stockacher Gliederungen vorgestellt. Seit einigen<br />

Jahren lädt der Arbeitskreis Narresome die Gliederungskinder<br />

vor der Fasnet ein, um mit ihnen die Stockacher Fasnetslieder <strong>zu</strong><br />

lernen und Tänze ein<strong>zu</strong>studieren, die dann beim Hemedglönkerle<br />

und beim Kinderball vorgetragen werden. Als Chorleiter konnte<br />

Peter Kaufmann gewonnen werden, der diese Aufgabe mit Freude<br />

übernimmt. Im 15. Jahr des Arbeitkreis Narresome gibt es nun eine<br />

Neuerung. Ab diesem Jahr dürfen auch Kinder mitmachen, die nicht<br />

einer Gliederung angehören und in den letzten Jahren immer eine<br />

Absage erhielten. Und noch eine Aktion ist neu. Am Lumpensunntig<br />

werden wir mit den Kindern in ihren selbst gebastelten Lumpenhäsern<br />

ab der Linde durch die Stadt ziehen, im Parkhaus bei den Laufnarren<br />

die gelernten Lieder singen. Vielleicht kommen auch einige<br />

verkleidete Eltern mit. Natürlich wird es auch wieder einen Colaball<br />

und einen Hemedglönkerle geben.<br />

<br />

beitrittserKLärung


Aufgepasst beim Trullala:<br />

Nicht jede Runde hat einen Spender.<br />

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