ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt

transporte umgeplant werden, der Sekretärin
wird der Urlaub gestrichen, die darf jetzt
nicht mehr weg.
Eine Woche vor der Einreise der Filmcrew
beginnt das richtige Chaos. Die mit
dem Transport der Filmausrüstung beauftragte
Spedition läuft Amok, weil sie nicht
weiß, welche Instanz der Forstbehörde vor
Ort für die Sicherheit der Filmcrew zuständig
ist. Eigentlich muss die Spedition das
auch nicht wissen, dafür ist das Ministerium
für Kultur und Tourismus zuständig.
Aber zu spät, die Lawine ist bereits losge-
treten. Ein paar Anfragen
an die falschen Adressen
führen zu einer Pattsituation
zwischen den Instanzen
in Jakarta und
Jambi. Ein falsch ausgefülltes
Formular bringt
das Fass zum Überlaufen.
Eine Woche lang laufen
unser Fax und Telefon
heiß. Nichts geht mehr!
Am Ende zieht die Filmcrew die Notbremse
und macht eine Zwischenlandung in Singapur,
um die Filmausrüstung von der Spedition
zu übernehmen und als begleitendes
Fluggepäck in Indonesien einzuführen. Das
funktioniert. Viel Rauch um nichts, aber wir
in Jambi sitzen auf Kohlen, weil nicht klar
ist, wann die Crew letztlich ankommt und
wir die mühselig organisierten Mietwagen
weiterhin auf Abruf halten müssen.
Dann ist es soweit, erschöpft vom langen
Flug aber zufrieden, weil sie es bis Jambi
geschafft haben, stehen ein Autor, ein Ka-
Ein paar Wochen vor
dem geplanten Termin
wird alles noch einmal
über den Haufen
geworfen. Termindruck
aus Bayern.
meramann und ein Tontechniker vor uns.
Noch ein paar Formalitäten in Jambi erledigt,
dann geht es endlich zur Station. Drei
Wochen sind für die Filmproduktion veranschlagt.
Kein Problem, für alles ist gesorgt.
Nur dumm, dass ich nach zwei Tagen
mit Lungenentzündung ausfalle, nichts geht
mehr. Ich muss zurück nach Jambi und lande
für eine Woche im Krankenhaus. Nun muss
das BR-Team umplanen, zum Glück sind
meine Mitarbeiter Profis, die Filmarbeiten
laufen auch ohne mich. Nach einer Woche
darf ich zurück nach Tigapuluh, zwei Aus-
wilderungen stehen auf
dem Programm. Doch
die Orang Utans Sarifah
und Rencong ziehen
es vor, sich am Tag vor
der Auswilderung bei einer
heftigen Beißerei zu
verletzen. Also wird der
ganze Auswilderungsplan
ad hoc umgestellt,
fordert ein bisschen Umdenken
von uns, aber auch das geht. Die
Auswilderungen laufen reibungslos, wir sehen
eine Reihe alter Freunde, die wir schon
im vorigen Jahr ausgewildert haben. Das
BR-Team bekommt tolle Aufnahmen, alle
sind zufrieden. Am Ende treffen wir auch
noch die Waldnomaden und eine lang geplante
Filmproduktion erzeugt rundum zufriedene
Gesichter. Freuen wir uns also auf
einen schönen Film im nächsten Frühjahr.
Dr. Peter Pratje leitet die ZGF Orang Utan
Station in Bukit Tigapuluh, Sumatra.
Wenn Film- oder Fotoarbeiten anstehen,
gehts im frisch gebügelten Hemd in den
Wald. Peter und sein Team haben sich
schick gemacht – auch wenn das im
Dschungel nicht lange vorhalten wird.
Dennoch: bei Dreharbeiten achten sie
genau darauf, dass das ZGF Logo am
Hemd zu sehen ist, und auf jeder Kiste und
jedem wichtigen Teil ein Aufkleber mit dem
Gorillakopf klebt.
ZGF Gorilla 4/2004
Schwerpunkt
17