ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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Schwerpunkt<br />
legen, möchte lieber die neuen Eindrücke<br />
auf sich wirken lassen, um dann aus dem<br />
Bauch heraus zu entscheiden, was gefilmt<br />
werden soll. Kreative Menschen arbeiten so.<br />
Mir bereitet es Bauchschmerzen, weil ich<br />
nicht planen kann, was ich wie, wann und<br />
wo vorbereiten soll. Die Zeit der Filmcrew<br />
ist teuer und in einem Gebiet wie Tigapuluh<br />
passiert ständig etwas Unvorhergesehenes.<br />
Wollen wir zu den einheimischen Waldnomaden,<br />
müssen die vorher kontaktiert<br />
und in einem langen Palaver informiert werden.<br />
Wir müssen ihren Standort im Wald<br />
kennen und Träger für die Ausrüstung müs-<br />
<strong>ZGF</strong> Projekte sind beliebt bei Fernsehjournalisten. Vor allem Markus Borner in Tansania und Peter Pratje auf Sumatra hatten<br />
in diesem Jahr alle Hände voll zu tun mit den verschiedensten Kamerateams. Ein Dreh bedeutet immer viel Arbeit und heißt<br />
starke Nerven bewahren. Von Dr. Peter Pratje.<br />
16 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
�ufrieden schmatzen Sita und Momon<br />
an einer frisch geschälten Rotanranke,<br />
ohne sich die Lippen an den<br />
nadelspitzen Dornen zu verletzen. Das machen<br />
sie schon fast wie richtig wilde Sumatra<br />
Orang Utans. Damson unser Feld assistent<br />
kommt ins Bild und bringt den beiden frisch<br />
aufgebrochene Termiten nester. Sofort hat<br />
er volle Aufmerksamkeit, begeistert stürzen<br />
sich die beiden auf die neue Nahrung. Damson<br />
muss ihnen kaum mehr vormachen wie<br />
man die Termiten aus den Gängen lutscht,<br />
wissen die beiden jungen Orangs schon, ist<br />
alles längst bekannt.<br />
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Peter Pratje: Orang Utans sind anstrengende<br />
Partner – Filmcrews nicht minder.<br />
Diese und viele andere Szenen aus dem<br />
Alltag unserer Orang Utan Auswilderungsstation<br />
auf Sumatra gibt es im kommenden<br />
Jahr im deutschen Fernsehen zu sehen. Was<br />
nicht zu sehen ist, ist der lange steinige Weg<br />
zu solchen Bildern.<br />
Angefangen hat die Filmproduktion mit<br />
dem Bayerischen Rundfunk (BR) viele Monate<br />
im Voraus. Für die Drehgenehmigung<br />
in Indonesien werden penibel ausgefüllte<br />
Arbeitspläne verlangt. Was ist die Kernaussage<br />
und was ist das Ziel der Dreharbeiten?<br />
Alles muss offen gelegt werden. Man<br />
ist vorsichtig geworden in Indonesien, einem<br />
Land, das in der Regel nur mit negativen<br />
Schlagzeilen in die Nachrichten kommt.<br />
Das Forstministerium ist sehr um positive<br />
Presse bemüht, Dokumentationen die hoffnungsloses<br />
Chaos oder grenzenlose Inkompetenz<br />
zeigen, sind nicht gefragt.<br />
Der Zoll will genaue Inventarlisten sehen,<br />
damit die Einfuhr bei der Ankunft in Jakarta<br />
reibungslos verläuft. Natürlich müssen Fotokopien<br />
der Pässe vorab eingereicht werden<br />
und lange Fragebögen sind auszufüllen.<br />
Als Projektleiter will ich so früh wie möglich<br />
wissen, was die Crew filmen will. Was<br />
nicht von langer Hand vorbereitet ist, wird<br />
während der Filmarbeiten nur unter großem<br />
Zeitverlust zu realisieren sein. Also schicke<br />
ich per E-Mail lange Themenlisten nach<br />
München. Das schmeckt dem Autor nicht<br />
so richtig, der möchte sich nicht vorab fest-<br />
sen vorab geheuert werden. Sicher ist, dass<br />
nichts spontan funktionieren wird. Sollen<br />
die letzten wilden Elefanten beim Zerstören<br />
von Plantagen gefilmt werden, müssen wir<br />
die Herde ausfindig machen und sie schon<br />
Wochen vorher verfolgen. Soll die Auswilderung<br />
von Mustafa, unserem ältesten<br />
Orangmännchen, von einem Helikopter begeleitet<br />
werden?<br />
Am liebsten würde das Filmteam die<br />
Dreharbeiten in der Trockenzeit machen,<br />
weil die Kameraausrüstung das tropische<br />
Waschküchen wetter nicht mag, weil der<br />
Transport in der Trockenzeit reibungslos<br />
läuft und weil die Aufnahmen im Trockenen<br />
in der Regel viel besser werden. Ist alles<br />
richtig, aber in der Trockenzeit ist bei uns auf<br />
der Station Saure-Gurken-Zeit, da gibt es<br />
keine Auswilderungen und die schon ausgewilderten<br />
Orangs streifen im Wald weit<br />
umher, um Nahrung zu finden. Nicht sehr<br />
interessant für Filmaufnahmen. Also einigen<br />
wir uns auf Oktober für die Dreharbeiten, den<br />
Anfang der Regenzeit. Ein paar Wochen vor<br />
dem geplanten Termin wird alles noch einmal<br />
über den Haufen geworfen, die Dreharbeiten<br />
müssen im September über die<br />
Bühne gehen. Termindruck aus Bayern. Wir<br />
müssen umplanen; können wir die Orangs<br />
schon so früh im Jahr auswildern? Irgendwie<br />
wird es schon gehen, wenn wir es schaffen<br />
im Wald Fütterungsstellen einzurichten.<br />
Dafür müssen Stationspersonal und Futter-