ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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aus den Projekten<br />
10 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Manchmal ist im<br />
Naturschutz der<br />
Bagger notwendig,<br />
z.B. wenn Flächen<br />
für die Renaturierung<br />
vorbereitet<br />
werden.<br />
Reich strukturierte Landschaften mit ausgedehnten Au- und Bruchwäldern, artenreichen<br />
Röhrichtbeständen und feuchten Wiesen sucht man heutzutage im<br />
hessischen Main-Kinzig-Kreis vergebens. Die ursprüngliche Auenlandschaft<br />
wurde bereits im Mittelalter größtenteils von Äckern und Wirtschaftswiesen verdrängt.<br />
Seit 2001 befasst sich dort ein Projekt explizit mit dem Schutz der Auen.<br />
Der Schwerpunkt liegt dabei im unteren Kinzigtal. Susanne Hufmann berichtet.<br />
Naturnahe Auen –<br />
ein seltenes Juwel<br />
Große Teile des Main-Kinzig-Kreises<br />
sind durch eine Mittelgebirgslandschaft<br />
mit Buchenwald geprägt.<br />
Eingestreut sind offene Landschaften mit<br />
Feucht- und Nasswiesen, Weiden, Hecken<br />
und Streuobstbeständen. Die Fluss- und<br />
Bachauen der Kinzig und ihrer Nebengewässer,<br />
sowie von Sinn und Jossa im Spessart<br />
und viele Stillgewässer sind typisch für<br />
diese Landschaft in Hessen. In vergangenen<br />
Jahrzehnten wurden die natürlichen Bach-<br />
und Flussauen infolge wasserbaulicher Eingriffe<br />
immer seltener. Damit verbunden ist<br />
eine alarmierende Verarmung der Pflanzen-<br />
und Tierwelt, insbesondere ein gravierender<br />
Einbruch im Bestand der typischen<br />
Wiesenvögel Kiebitz, Bekassine und Großer<br />
Brachvogel. Aber auch Amphibien wie der<br />
Laubfrosch und die Gelbbauchunke finden<br />
kaum noch geeignete Lebensräume.<br />
Diese Situation vor Augen, initiierten der<br />
Arbeitskreis Main-Kinzig der Hessischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> für Ornithologie und Naturschutz<br />
(HGON e. V.), der Landschaftspflegeverband<br />
Main-Kinzig (LPV e.V.) und die<br />
<strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> (<strong>ZGF</strong>)<br />
2001 ein gemeinschaftliches Projekt zur<br />
Bewahrung der heimischen Auen. Ziel des<br />
Engagements ist eine weitgehende Wiederherstellung<br />
naturnaher Gewässerabschnitte<br />
und die Schaffung von Feuchtgebieten als<br />
Lebensraum und Nahrungshabitat.<br />
Die Anlage eines Wasserrallen-Biotops<br />
in Gründau, die Rinderbeweidung in einem<br />
Naturschutzgebiet oder die langfris-<br />
tige Siche rung von Auwaldgebieten sind<br />
nur einige Beispiele für die Vielfältigkeit des<br />
Projektes. Unsere Biotopverbesserungsmaßnahmen<br />
finden oft in ausgewiesenen<br />
Naturschutzgebieten, häufiger jedoch<br />
auf Flächen außerhalb von Schutzgebieten<br />
statt. Unterstützt wurden unsere Arbeiten<br />
vom Landschaftspflegeverband Main-Kinzig,<br />
der in einer eigenständigen Studie die<br />
Möglichkeit der Regional- und Direktvermarktung<br />
von Erzeugnissen prüfte, die in<br />
der Auenlandschaft produziert werden.<br />
Aktuell bearbeiten wir etwa 20 arten- und/<br />
oder biotopschutzorientierte Einzelprojekte,<br />
in unterschiedlichen Umsetzungsphasen.<br />
Paten für Störche und Brutplätze<br />
für Haubentaucher<br />
Dem Weißstorch widmen sich gleich<br />
mehrere Teilprojekte: Die Errichtung eines<br />
Storchenhorstes sowie die Anlage von Amphibientümpeln<br />
und Flutmulden verbessern<br />
sowohl die Brut- als auch Nahrungsplatzqualität<br />
in den Feuchtwiesen der Naturschutzgebiete<br />
„Weideswiesen – Oberwald bei<br />
Erlensee“ und „Röhrig von Rodenbach“ und<br />
sollen langfristig dazu beitragen, die noch<br />
junge Population im Main-Kinzig-Kreis zu<br />
stabilisieren. In Hessen ist der Weißstorch<br />
eine vom Aussterben bedrohte Art. Durch<br />
die Übernahme von Patenschaften unterstützen<br />
Bürger des Main-Kinzig-Kreises<br />
ganz konkret die Artenschutzmaßnahmen<br />
für den Storch.