ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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Ausgabe 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong><br />
GoriLLa Mitteilungen der <strong>Zoologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Naturschutz mit der Kamera<br />
Tierfi lm & Fernsehen<br />
Orang Utans CITES Konferenz Auenrenaturierung Grzimek Camp
Vorstand & Stiftungsrat<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> von 1858 e.V.<br />
Alfred-Brehm-Platz 16, 60316 <strong>Frankfurt</strong><br />
Tel.: (069) 94 34 46 0 Fax: (069) 43 93 48<br />
E-Mail: info@zgf.de<br />
www.zgf.de<br />
Redaktion & Layout:<br />
Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer,<br />
<strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Tel.: (069) 94 34 46 11 Fax: (069) 43 93 48<br />
E-Mail: andres-bruemmer@zgf.de<br />
Redaktion des Zoo-Teils: Dr. Christian R. Schmidt<br />
Mit Beiträgen von: Dr. Christof Schenck (cs), Dagmar<br />
Andres-Brümmer (ab), Wolfgang Fremuth (wf), Antje<br />
Müllner (am), Markus Borner (mb), Eva Barth (eb), Dr.<br />
Christian R. Schmidt (crs), Susanne Schick (ss) sowie<br />
namentlich gekennzeichneten Autorinnen und Autoren.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> (ehemals Mitteilungen) ist die Mitgliederzeitschrift<br />
der <strong>Zoologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
von 1858 e.V. Der Bezugspreis ist im Mitglieds beitrag<br />
enthalten.<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Auflage: 5.000 Exemplare<br />
Druck: Hassmüller Graphische Betriebe, <strong>Frankfurt</strong>,<br />
gedruckt auf 100% Recyclingpapier<br />
Fotos: alle Bilder <strong>ZGF</strong> sofern nicht anders vermerkt<br />
Zeichungen: Abbildungen aus Brehms Tierleben<br />
von 1882 mit freundl. Genehmigung von Directmedia<br />
Publishing GmbH, Digitale Bibliothek<br />
Titelfoto: M. & A. Shah<br />
© <strong>ZGF</strong>; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
und gegen Belegexemplar gestattet.<br />
Projekt des Monats<br />
Hier stellen wir Ihnen Pro jekte<br />
vor, die aus aktuellem Anlass<br />
einer besonderen Unterstützung<br />
bedürfen.<br />
Wildnis in Brandenburg<br />
Im dicht besiedelten Deutschland bieten<br />
Militärflächen und Bergbaufolgelandschaften<br />
die vermutlich letzte<br />
Chance, großflächige Wildnisgebiete zu<br />
entwickeln und sie langfristig vor Parzellierung,<br />
Privatisierung, intensiver land-<br />
und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie<br />
Gewerbeansiedlung zu bewahren.<br />
Dieser Herausforderung hat sich die<br />
Stiftung Naturlandschaften Brandenburg<br />
gestellt. Die <strong>ZGF</strong> hat zusammen mit<br />
dem WWF Deutschland und dem NABU<br />
Deutschland, dem Land Brandenburg sowie<br />
dem Landschafts-Förderverein Nuthe-<br />
Nieplitz-Niederung die Stiftung errichtet,<br />
um die wertvollsten Militärflächen dauerhaft<br />
zu sichern. Die Stiftung hat Dank der<br />
Unterstützung der <strong>ZGF</strong> Mitglieder und Förderer<br />
bisher knapp 9.000 Hektar an Naturschutzflächen<br />
erworben. Weitere 2.000<br />
Hektar im Anschluss an die Stiftungsflächen<br />
auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz<br />
„Heidehof“ stehen zum Verkauf<br />
an. Können diese Flächen erworben<br />
werden, besteht die Möglichkeit, ein insgesamt<br />
3.000 Hektar großes Wildnisgebiet<br />
einzurichten. Für diese Zukunftsaufgabe<br />
brauchen wir Ihre Unterstützung. Bereits<br />
für 500 Euro kann eine Fläche von<br />
10.000 m 2 erhalten werden.<br />
Bitte unterstützen Sie uns, damit die einmalige<br />
Chance nicht ungenutzt an uns vorüberzieht.<br />
Spenden können Sie ganz bequem<br />
mit dem beiliegenden Überweisungsträger,<br />
Stichwort: Brandenburg.
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
liebe Mitglieder und Freunde<br />
der ZG F,<br />
Könnt Ihr nicht für mehr Tierfilme im Fernsehen sorgen?<br />
Warum ist die <strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> nicht<br />
stärker auf dem Bildschirm präsent – am besten mit festem<br />
Sendeplatz, moderiert von einem zweiten Bernhard<br />
Grzimek? Solche Fragen bekommen wir häufig zu hören<br />
und können eigentlich nur antworten: Schön wär’s.<br />
Als Naturschutzorganisation sind wir geradezu verpflichtet,<br />
Botschaften über die „bedrohte Tierwelt“ und Aktionen zu ihrer Rettung an ein<br />
breites Publikum zu tragen. Gleichzeitig möchten wir natürlich begeistern für die einzigartige<br />
Natur und um Unterstützung für ihre Erhaltung werben. Kaum ein Medium eignet sich<br />
dafür so gut wie der Fernsehfilm. Trotz abnehmender Quoten werden hiermit etliche Millionen<br />
Zuschauer erreicht. Weit mehr als die Leserschaft der auflagenstärksten Magazine<br />
und Zeitungen. Mit Wiederholungen und der Übernahmen in den Dritten Programm erhalten<br />
Tierfilme nicht nur eine „Halbwertszeit“ von mehreren Jahren, sondern es addieren sich<br />
zur Erstaussendung noch beachtliche Zuschauerzahlen hinzu. Filmthemen werden in der<br />
Presse durchaus aufgegriffen, gerade in den auflagenstarken Programmzeitschriften. Der<br />
umgekehrte Weg, dass ein Artikel aus einer Tageszeitung den Weg ins Fernsehen findet ist<br />
jedoch eher selten. Filmische Dokumenta tionen sind besonders authentisch, können gut<br />
vermitteln wie der Naturschutz vor Ort funktioniert und sind bestens geeignet, Faszination<br />
für die Schätze unserer Erde zu wecken.<br />
Warum also nicht mehr Filme über <strong>ZGF</strong>-Projekte im Fernsehen? Einige Antworten dazu<br />
finden Sie in unserem aktuellen Schwerpunktsthema. Wir wollen Sie mitnehmen zur Arbeit<br />
vor und hinter der Kamera und Ihnen einen Einblick geben in das schwierige Geschäft<br />
mit den laufenden Bildern. Mitgeben möchten wir Ihnen aber auch die Botschaft, dass wir<br />
uns weiter ganz stark bemühen, Natur- und Naturschutzthemen im Fernsehen zu platzieren.<br />
Sie können uns dabei beistehen, indem Sie an die Redaktionen schreiben, ganz besonders<br />
wenn Ihnen etwas gut oder auch weniger gefallen hat. Zuschauerreaktionen werden durchaus<br />
ernst genommen!<br />
Noch ein Trostpflaster zum Schluss: Mit circa 50 Aussendungen über <strong>ZGF</strong>-Projekte im<br />
Jahr sind wir bereits ganz gut vertreten, auch wenn leider nicht immer der Bezug zur <strong>ZGF</strong><br />
klar erkennbar ist.<br />
Ich wünsche Ihnen besinnliche Feiertage und hoffe, dass Sie vielleicht mit der Familie<br />
oder Freunden die eine oder andere Gelegenheit haben, von zuhause aus zu den bezaubernden<br />
Plätzen dieser Erde und ihren faszinierenden Geschöpfen zu reisen.<br />
Inhalt 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> Notizen<br />
Projekthäppchen 2<br />
Auf Darwins Spuren 3<br />
Neues aus Afrika 4<br />
CITES: Erfolg für den Artenschutz 6<br />
Aus den Projekten<br />
Protestnoten für Galapagos 8<br />
Orang Utan Nachwuch auf Sumatra 9<br />
Naturnahe Auen sind selten 10<br />
Schwerpunkt<br />
Meine lieben Freunde: Tierfilm heute 12<br />
Kamera im Anflug 14<br />
Mit Filmteams im Wald 16<br />
Ein Leben für die Tiere 18<br />
<strong>ZGF</strong> intern<br />
Das Grzimek Camp 20<br />
Protokoll Mitgliederversammmlung 22<br />
Neues aus dem Zoo <strong>Frankfurt</strong><br />
Kelele und Kobold kehren heim 24<br />
Nachwuchs & Veränderungen 25<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Editorial<br />
1
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
Der Kalender „Nationalpark Eifel“ ist für<br />
12,95 Euro im Handel erhältlich oder bei<br />
der Geschäftsstelle des Fördervereins<br />
Nationalpark Eifel (zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen unter 0 24 44/ 91 48 82 oder<br />
a.gempfer@foerderverein-nationalparkeifel.de.<br />
2 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
ProjektHäppchen<br />
Kurzmeldungen aus den <strong>ZGF</strong> Projekten<br />
Kalender I<br />
Nationalpark Eifel im Bild<br />
Nordrhein-Westfalens Umweltministerin<br />
Bärbel Höhn präsentierte Mitte November<br />
im Landtag NRW gemeinsam mit dem<br />
Vorsitzenden im Förderverein Nationalpark<br />
Eifel, Regierungspräsident Jürgen Roters,<br />
den ersten Fotokalender zum Nationalpark<br />
Eifel. Ein Blick auf das verschneite<br />
Gemünd, ein verwunschener Wanderweg<br />
bei Heimbach, ein Wildbach<br />
im Kermeter, die Detailstudie<br />
einer Weinbergschnecke an der<br />
Urftseeroute oder das Luftbild vom<br />
Verlauf des Urftsees („Eifelamazonas“)<br />
– der „immerwährende Kalender“<br />
spiegelt in 13 Bildern die<br />
vielfältigen Einblicke in Flora und<br />
Fauna wider, wie sie der Nationalpark<br />
Eifel gewährt.<br />
Im Frühjahr hatte der Förderverein<br />
Nationalpark Eifel in Kooperation mit<br />
dem Nationalparkforstamt Eifel, den Naturschutzverbänden<br />
BUND, LNU und NABU sowie<br />
der <strong>ZGF</strong> Fotografinnen und Fotografen<br />
aufgerufen, für den Kalender Impressionen<br />
aus dem Nationalpark mit der Kamera festzuhalten.<br />
Eine Fachjury hatte schließlich die<br />
13 Bilder der Gewinner ausgewählt.<br />
Kalender II<br />
Wildleben Afrika<br />
Wie im vergangenen Jahr unterstützt der<br />
Künstler Bodo Meier Naturschutzprojekte<br />
in Tansania über den Verkauf seines<br />
Kalenders „Wildleben Afrika“. Von jedem<br />
verkauften Exemplar gehen 2,50 Euro direkt<br />
in Projekte. Schirmherren des Kalenders<br />
sind neben der <strong>ZGF</strong>, die <strong>Gesellschaft</strong><br />
für technische Zusammenarbeit GTZ und<br />
Tanzania National Parks. Informationen zum<br />
Kalender und seinen Motiven finden Sie unter<br />
www.bodo-meier.de.<br />
Vortrag<br />
Haie in <strong>Frankfurt</strong><br />
Wie nehmen Haie ihre Umgebung wahr?<br />
Welche Sprache „sprechen“ sie? Und<br />
wie kommt es, dass wir Menschen panische<br />
Angst vor diesen faszinierenden Tieren haben?<br />
Diesen Fragen gingen der Haiforscher<br />
Dr. Erich Ritter und Gerhard Wegner vom<br />
Verein Sharkproject e.V. in ihrem Vortrag<br />
am 9. Oktober auf den Grund. Gut 120 Zuhörer<br />
hatten sich an diesem Samstag Nachmittag<br />
im Serengetisaal des Zoo <strong>Frankfurt</strong><br />
eingefunden. In einem spannenden Vortrag,<br />
illus triert mit Bildern und Filmsequenzen,<br />
erfuhren die Zuschauer, dass Haie zwar kräftige<br />
Raubfische sind, der Mensch allerdings<br />
nicht in ihr Beutespektrum gehört. Haie sind<br />
durchaus neugierig und nähern sich deshalb<br />
dem Menschen, doch zu blutigen Unfällen<br />
kommt es sehr selten und nur unter<br />
ungünstigen Voraussetzungen.Das Duo Ritter<br />
und Wegner hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
eine Lobby für den Hai zu schaffen.<br />
Denn Haie werden gnadenlos abgeschlachtet,<br />
rund 100 Millionen pro Jahr! (eb)<br />
Der Haiforscher Dr. Erich Ritter war mit<br />
seinem Multimediavortrag „Angstzination“<br />
zu Gast im Zoo <strong>Frankfurt</strong>. Bundesweite<br />
Vortragsorte und -termine von Ritter unter:<br />
www.sharkproject.de.
Rhön im Fluss<br />
Gewässerentwicklungs<br />
für die Brend<br />
Eine Allianz der Anliegerko<br />
munen des Flüsschens Brend in<br />
Rhön unter Federführung der Stadt<br />
Neustadt möchte gemeinsam Verb<br />
rungen im Hochwasserschutz err<br />
Mehrmals tagte im Neustädter Ra<br />
vom Projektbüro Rhön im Fluss or<br />
Runde „Tisch Brend“. Unter Fed<br />
des Wasserwirtschaftsamtes Sc<br />
und der Stadt Bad Neustadt wurd<br />
stellung eines Gewässerentwick<br />
nes und eines Rückhaltekonzept<br />
Brend im Gewässerabschnitt 3.<br />
an ein Planungsbüro vergeben.<br />
ist, damit die Grundlage für die U<br />
ökologischer Hochwasserschutznaturierungsmaßnahmen<br />
an der Brend und<br />
ihren Nebengewässern zu schaffen. Vor allem<br />
in Bad Neustadt, das direkt an der Mündung<br />
der Brend in die Fränkische Saale<br />
gelegen ist, besteht Handlungsdruck, da<br />
bereits mehrfach gravierende Hochwasserereignisse<br />
stattfanden.<br />
Finanziert werden die Planungen zu<br />
rund 80 Prozent vom Freistaat Bayern und<br />
zu 20 Prozent von den beteiligten Kommunen.<br />
Rhön im Fluss erleichtert den Kommunen<br />
die Finanzierung durch einen Zuschuss.<br />
Der Planungsentwurf wird mit den beteiligten<br />
Kommunen, dem Wasserwirtschaftsamt<br />
sowie dem Projektbüro Rhön im Fluss abgestimmt,<br />
die endgültige Planung soll Ende<br />
des Jahres vorliegen, so dass ab 2005 die<br />
erforderlichen Maßnahmen umgesetzt werden<br />
können. (ab)<br />
Brasilien<br />
Großer Erfolg für<br />
Goldgelbe Löwenäffchen<br />
Gut 30 Jahre Einsatz zur Erhaltung der<br />
Goldgelben Löwenäffchen in Brasilien tragen<br />
Früchte: Im vergangenen Jahr sind die<br />
Affen mit der Löwenmähne von der Weltnaturschutzorganisation<br />
IUCN auf der Roten<br />
Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten<br />
von „kritisch gefährdet“ nach „gefährdet“<br />
zurückgestuft worden. In Freiheit leben derzeit<br />
wieder über 1000 Tiere und die Tendenz<br />
ist steigend. Ein Großteil dieser positiven<br />
Entwicklung geht zurück auf die Wiederansiedlung<br />
von Zootieren sowie auf deren<br />
des atlantischen Küstenregenwalds in<br />
Brasilien nahe der Stadt Rio de Janeiro. Mit<br />
der Verbindung der Waldinseln durch Korridore<br />
sowie durch Aufforstungen soll der<br />
expandierenden Population künftig genügend<br />
neuer Lebensraum geschaffen werden.<br />
(am)<br />
Vietnam<br />
Tagungsband Affenschutz<br />
Vietnam liegt in Mitten eines der a<br />
reichsten Paradiese der Erde, im H<br />
des indo-burmesischen Hotspots. 20<br />
zent der am meist gefährdeten Affen<br />
sind in Vietnam beheimatet. Anlässlic<br />
zehnten Geburtstags des „Endangered<br />
mate Rescue Center“ fand vom 18. bis 2<br />
November 2003 im Cuc Phuong Nati<br />
onal Park ein Symposium zur Verbesserung<br />
des Primatenschutzes statt.<br />
Das Buch „Conservation of Primates<br />
in Vietnam“ ist der dazugehörige<br />
Tagungsband und wurde von<br />
dem <strong>ZGF</strong> Projektleiter Tilo Nadler, der Tiermedizinerin<br />
Ulrike Streicher und dem Biologen<br />
Ha Thang Long zusammengestellt. Das<br />
Buch ist ein umfassendes und interessantes<br />
Werk mit zahlreichen Bildern, für alle, die<br />
sich für Viet nams Affen interessieren. (ss)<br />
Conservation of Primates in Vietnam<br />
176 Seiten, Englisch mit Zusammenfassung<br />
der Beiträge in Vietnamesisch. Zu beziehen<br />
direkt über Tilo Nadler: t.nadler@mail.hut.<br />
edu.vn.<br />
Mehr über das Projekt Affenschutz<br />
in Vietnam gibt es auf der Webseite des<br />
Rescue Centers: www.primatecenter.org.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
3
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
4 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Auf Darwins Spuren<br />
Aktuelles aus dem Galapagos Archipel<br />
Aus Eins mach Zwei<br />
Im September <strong>2004</strong> unterzeichneten die<br />
Charles Darwin Foundation (CDF) und<br />
die United Nations Foundation (UNF) einen<br />
Vertrag über 425.000 US Dollar, die<br />
zur Bekämpfung invasiver Arten auf Galapagos<br />
eingesetzt werden sollen. Das interessante<br />
Konzept: Bei 50 Prozent Eigenleistung<br />
seitens der CDF gibt die UNF nochmal den<br />
selben Betrag dazu. An dieser Eigenleistung<br />
der CDF beteiligte sich die <strong>ZGF</strong> mit 21.000<br />
USD. Daraus wurden somit 42.000 Dollar für<br />
die Naturschutzarbeit auf Galapagos. Dieses<br />
Prinzip der sich ergänzenden Unterstützung,<br />
im Englischen „matching funds“ genannt,<br />
wird in der internationalen Projektförderung<br />
häufiger angewandt. Voraussetzung für eine<br />
Förderung durch die UNF ist die Abwicklung<br />
über eine Abteilung der Vereinten Nationen.<br />
In diesem Fall war es die UNESCO, die die<br />
Vermittlerrolle inne hatte. Sie betreut unter<br />
anderem die bisher 154 Weltnaturerbe-Gebiete,<br />
zu denen auch Galapagos zählt.<br />
Die United Nations Foundation ist eine<br />
Stiftung, die 1997 vom amerikanischen Zeitungsmagnaten<br />
Ted Turner mit einer Milliarde<br />
US Dollar ins Leben gerufen worden ist.<br />
Das Ziel der UNF ist es, die Vereinten Nationen<br />
und ihre verschiedenen Abteilungen bei<br />
der Erfüllung ihrer internationalen Aufgaben<br />
finanziell zu unterstützen.<br />
Nationalpark kommt nicht<br />
zur Ruhe<br />
Erneut gaben sich in diesem Herbst im<br />
Galapagos Nationalpark die Direktoren<br />
die Klinke in die Hand. Anfang September<br />
setzte der ecuadorianische Präsident Lucio<br />
Gutiérrez überraschend Edwin Naula als Direktor<br />
des Galapagos Nationalparks ab und<br />
bestimmte Fausto Cepeda als dessen Nachfolger,<br />
offenbar ohne das Wissen des amtierenden<br />
Umweltministers. Aus Protest traten<br />
die über 200 Parkmitarbeiter in Streik und<br />
nationale wie internationale Naturschutzorganisationen<br />
kritisierten das Vorgehen,<br />
zumal Cepeda Nähe zur Fischereilobby<br />
nachgesagt wurde. Über zwei Wochen dauerte<br />
der Streik auf den Inseln, bei denen es<br />
auch um Gehaltszahlungen ging, die die Regierung<br />
seit Sommer nicht geleistet hatte.<br />
Zum Glück verlief alles friedlich und am<br />
28. September einigte man sich in Quito:<br />
Der Haushalt wurde aufgestockt, so dass<br />
Rückstände und künftige Gehälter gesichert<br />
sind, und Cepeda wurde wieder zurückgerufen.<br />
Außerdem wird es eine offizielle Ausschreibung<br />
und ein transparentes Verfahren<br />
für den neuen Parkdirektor geben. Bis dahin<br />
wird der langjährige Parkmitarbeiter Victor<br />
Carrión als Interimschef den Park leiten.<br />
Erste Anzeichen für eine<br />
Überfischung der Seegurken<br />
Am 10. Oktober <strong>2004</strong> endete die diesjährige<br />
zweimonatige Saison für die Seegurkenfischerei.<br />
Obwohl der Aufwand der<br />
Fischer noch gestiegen war, konnten sie<br />
nur 2.962.000 Seegurken aus dem Wasser<br />
ziehen. Maximal zulässig wären 4 Millionen<br />
Tiere gewesen. Dies entspricht etwa 74 Prozent.<br />
Etwa 31.500 Seegurken mussten konfisziert<br />
werden, da sie die vorgeschriebene<br />
Länge von 20 cm nicht erfüllten, was zeigt,<br />
wie unvorsichtig die Fischer mit „ihrer“ Ressource<br />
umgehen. All dies weist darauf hin,<br />
dass die Bestände bereits überfischt sind.<br />
Naturschützer haben das schon lange befürchtet.<br />
Eine kürzlich in der Fachzeitschrift<br />
Conservation Biology vorgestellte Untersuchung<br />
vom Great Barrier Reef in Australien<br />
belegt, dass sich Seegurken nach intensiver<br />
Fischerei nur zögerlich erholen, da sie nur<br />
geringe Fortpflanzungsraten habe (Cons.<br />
Bio., <strong>2004</strong>, Vol. 18, Seiten 1395-1404).<br />
Für die Jahre 2005 und 2006 ist ein völliger<br />
Fangstop verhängt worden. Neue Proteste<br />
der Fischer sind dann schon wieder<br />
programmiert. Es ist daher ausgesprochen<br />
wichtig, auf politischer Ebene Einkommensalternativen<br />
zu entwickeln, gleichzeitig aber<br />
auch den Zuzug weiterer Fischer vom Festland<br />
auf die Inseln zu verhindern.
Notizen aus Afrika<br />
aus den <strong>ZGF</strong> Projekten & darüber hinaus<br />
Südafrika<br />
Umzug verschoben<br />
Seit gut einem halben Jahr lebt das<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Nashorn Hama im Krüger<br />
Nationalpark in Südafrika. Noch steht das<br />
dreijährige Spitzmaulnashorn in einem Gehege<br />
und Dr. Markus Hofmeyr, der zuständige<br />
Tierarzt des Nationalparks ist zufrieden<br />
mit seinem Neuzugang. „Hama hat sich hier<br />
sehr gut eingelebt,“ sagt Hofmeyr. Im Oktober<br />
hätte sie daher eigentlich in den nördlich<br />
gelegenen Marakele Nationalpark, in<br />
dem auch ihre Schwester Akura lebt, umsiedeln<br />
sollen. Doch daraus wurde vorerst<br />
nichts. „Als wir sie für den Transport nach<br />
Marakele vorbereiten wollten, haben wir bemerkt,<br />
dass sie sich den Nasenknochen gebrochen<br />
hatte,“ berichtet Hofmeyr. Hama<br />
hatte in ihrem Gehege einen Poller attackiert<br />
und sich dabei offenbar die Nase gebrochen.<br />
Der Tierarzt wertet ihre Verletzung<br />
zwar nicht als bedrohlich, der Umzug wurde<br />
jedoch erst einmal verschoben. Eigentlich<br />
hätte man es ahnen können, denn die Nashorndame<br />
ist ja sehr geübt darin, Reisetermine<br />
kurzfristig abzusagen. (ab)<br />
Wer mit dieser Dame verreisen möchte,<br />
sollte Zeit mitbringen. Zum zweiten Mal hat<br />
Hama ihren Betreuern einen Strich durch die<br />
Rechnung gemacht.<br />
Äthiopien<br />
Nachlass für die Wölfe<br />
Die Ende letzten Jahres von einer Tollwut-Epidemie<br />
stark in Mitleidenschaft<br />
gezogenen Äthiopischen Wölfe bekommen<br />
unerwartete Hilfe aus dem pfälzischen<br />
Germersheim. Der Nachlass des Landwirts<br />
Edgar Bernhard, der im Januar 2003 verstarb,<br />
kommt den hochgradig gefährdeten<br />
Wölfen zugute. Edgar Bernhards liebste<br />
Freude waren die Tiere und die Natur, ganz<br />
besonders seine Brieftauben, für die er im<br />
Garten seines Hauses einen Taubenschlag<br />
gebaut hatte. Bereits weit vor seinem Tod<br />
vermachte er sein Vermögen, sein Haus und<br />
landwirtschaftliche Grundstücke der <strong>ZGF</strong>.<br />
Seine Großzügigkeit hilft, das Überleben der<br />
Äthiopischen Wölfe zu sichern. (ss)<br />
Serengeti<br />
Tempolimit im Busch<br />
David Monk, Vertreter des Landrover-Exportunternehmens<br />
Conrico führte im<br />
Sommer in der <strong>ZGF</strong>-Autowerkstatt in Seronera<br />
einen Unternehmens-Check mit Fahrertraining<br />
durch. Vier Tage lang wurden die<br />
Ranger – im Angesicht verschiedener Hindernisse<br />
– in die Geheimnisse des Vierradantriebs,<br />
der Differentialsperre und des<br />
Zusammenspiels von Gang und Geschwindigkeit<br />
eingeweiht. Denn Schnelligkeit ist<br />
am Berg nicht immer der rechte Weg, wie<br />
manche Fahrer glaubten. Zusätzlich wurden<br />
zwei Männer zu Fahrlehrern ausgebildet.<br />
Monk gab die Empfehlungen aus, Lagerbestände<br />
dem Ersatzteilverbrauch anzupassen,<br />
andere Reifenmarken und nur Orginalersatzteile<br />
zu verwenden, auf Garantien zurückzugreifen<br />
und die Ranger weiter zu schulen.<br />
So könnte man die Kosten erheblich senken<br />
und die jetzt schon sehr gute Arbeit der Seronera-Werkstatt<br />
effizient steigern. (ss)<br />
Der Nachlass des Germersheimer Landwirts<br />
Edgar Bernhard hilft heute den<br />
Äthiopischen Wölfen.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
5
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
6 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Von 2. bis 14. Oktober <strong>2004</strong> fand in Bangkok, Thailand, die 13. Vertragsstaatenkonferenz<br />
zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA/CITES) statt. Von<br />
Prof. Dr. Manfred Niekisch.<br />
Erfolge für den Artenschutz<br />
Im Oktober fand in Bangkok die 13. Vertragsstaatenkonferenz<br />
zum Washingtoner<br />
Artenschutzübereinkommen (WA/CITES)<br />
oder kurz COP 13 statt. Von den 166 Vertragsstaaten<br />
waren 154 mit Delegationen<br />
vertreten. Insgesamt nahmen an der Konferenz<br />
1.200 Delegierte teil, sowie 1.600<br />
Vertreter von sog. Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGO). Mitglieder der Konvention<br />
sind die 25 Staaten der Europäischen Union<br />
(EU), nicht aber die EU selbst. Dies schafft<br />
eine innerhalb des WA einzigartige Konstellation:<br />
Die EU hat einerseits nur Beobachterstatus,<br />
ähnlich wie NGOs, andererseits sind<br />
die Mitgliedsstaaten der EU gebunden, einabzustimmen.<br />
Kein EU-Mitsstaat<br />
darf sich im Plenum<br />
er in den beiden Ausschüsen<br />
spontan zu Wort melden,<br />
sondern nur nach dem vorher<br />
festgelegten Verfahren<br />
nd mit den vorher festgeleg-<br />
Inhalten der Redebeiträge.<br />
Anträge können sich zum eiauf<br />
Änderungen zu den Anund<br />
II des WA beziehen, das<br />
ahme, Streichung oder Um-<br />
Art. Anhang I bedeutet das<br />
des Handels, Anhang II erden<br />
Handel, sofern Ausngen<br />
des Herkunfts- bzw.<br />
vorliegen. Dies bezieht sich<br />
d tote Tiere, Pflanzen, Teile<br />
Erzeugnisse daraus. Andere<br />
en sich auf Fragen der Auswendung<br />
des WA und seiner<br />
.<br />
e im Überblick<br />
tragsstaatenkonferenz kann<br />
Artenschutzes insgesamt als<br />
gewertet werden. Der Irra-<br />
wady-Delphin (Orcaella brevirostris) wurde<br />
auf Antrag Thailands mit der Umstufung aus<br />
Anhang II nach Anhang I unter Totalschutz<br />
gestellt. Japan hatte sich heftig gegen den<br />
Antrag gewehrt und setzte sich auch intensiv<br />
für seinen Antrag ein, den Zwergwal (Balaenoptera<br />
acutorostra) aus Anhang I herabzustufen<br />
in Anhang II. Erfreulicherweise ließ<br />
das Plenum nicht einmal eine Diskussion<br />
zu und bestätigte so das Ergebnis der Abstimmung<br />
im Ausschuss. Wie beim Walfang<br />
führt Japan auch bei Schutzanträgen<br />
für Fischarten große Bedenken ins Feld und<br />
betont die angebliche Zuständigkeit der FAO<br />
bei Fischereifragen. Bei so starker „Gegenwehr“<br />
war das Ergebnis bei den Anträgen<br />
auf Aufnahme des Weißen Hais (Carcharodon<br />
carcharias), des Napoleonlippfisches<br />
(Cheilinus undulatus) und der Dattelmuschel<br />
(Lithophaga lithophaga) in Anhang II<br />
keineswegs sicher. Umso größer war die Erleichterung<br />
auf Naturschutzseite, als diese<br />
Anträge angenommen wurden. Es steht zu<br />
hoffen, dass damit die Diskussion, ob CITES<br />
für fischereilich relevante Arten überhaupt<br />
zuständig sei, allmählich zum Erliegen<br />
kommt. Entsprechendes gilt übrigens für die<br />
Diskussion um CITES und Tropenholz. Der<br />
Antrag Indonesiens Ramin (Gonystylus sp.)<br />
in Anhang II aufzunehmen und damit die Erfassung<br />
des Handels zu ermöglichen, wurde<br />
angenommen. Damit gelang es erstmals,<br />
eine wichtige und wirtschaftlich höchst bedeutende,<br />
weil intensiv gehandelte Tropenholzart<br />
unter den Schutz des WA zu nehmen.<br />
Bisher war von verschiedenen Vertragsstaaten,<br />
darunter auch Japan, immer wieder die<br />
alleinige Zuständigkeit des Internationalen<br />
Tropenholzabkommens ITTA betont worden.<br />
Mit den Entscheidungen zu Fischen<br />
und Ramin wurden sicherlich Präzedenzfälle<br />
geschaffen, die Hoffnung machen für<br />
die Zukunft.
Auch die Beschlüsse zum Schutz verschiedener<br />
Vogelarten verliefen im wesentlichen<br />
im Sinne des Artenschutzes.<br />
Besondere Hervorhebung verdient der zum<br />
wiederholten Mal vorgelegte und endlich erfolgreiche<br />
Antrag Indonesiens, den Handel<br />
mit Gelbhauben-Kakadus (Cacatua sulphurea)<br />
durch Aufnahme in Anhang I völlig zu<br />
verbieten. Gleichen Schutz erfuhr die Blau-<br />
kappenamazone ( (Amazona finschi).<br />
Da die Situation der Löwen stark variiert<br />
und mangels ausreichenden Nachweises<br />
der Handelsrelevanz zog Kenia seinen Antrag<br />
zurück, den Löwen (Panthera leo) von<br />
Anhang II nach I hochzustufen. Die USA zogen<br />
ihren Antrag zurück, den nordamerikanischen<br />
Luchs (Lynx rufus) aus dem WA<br />
zu streichen. Madagaskar hatte Erfolg mit<br />
seinen Anträgen zur Aufnahme der Blattschwanzgeckos<br />
(Uroplatus spec.) in Anhang<br />
II und der Spinnenschildkröte (Pyxis<br />
arachnoides) in Anhang I. Beide Reptilienarten<br />
sind wegen ihres attraktiven Aussehens<br />
im Handel stark nachgefragt.<br />
Auch bei den Pflanzen gab es einige notwendige<br />
Beschlüsse. Hoodia, gehandelt als<br />
Appetitzügler, die zur Herstellung von Stärkungsmitteln<br />
verwendete Cistanche deserticola,<br />
sowie die in der Krebsbehandlung<br />
bedeutende chinesische Eibe (Taxus) fanden<br />
Aufnahme in Anhang II. Thailands Vorschlag,<br />
bestimmte Formen nachweislich<br />
gezüchteter Euphorbien sowie Hybriden<br />
von Orchideen aus den Anhängen zu nehmen<br />
wurde einstimmig angenommen und<br />
führt sicher zu einer Entlastung des WA und<br />
seiner Durchführung.<br />
Elefanten, Nashörner und Leoparden:<br />
Erfolge und Mißerfolge<br />
Wie oft nahm die Diskussion um Elefanten<br />
und Elfenbein breiten Raum ein. TRAFFIC<br />
präsentierte die Ergebnisse einer hochinteressanten<br />
Studie zum Monitoring des illegalen<br />
Elfenbeinhandels und wies nach, dass<br />
es einen starken inner afrikanischen Handel<br />
des „weißen Goldes“ gibt. Es offenbarten<br />
sich die großen Meinungsunterschiede<br />
zwischen Kenia und den Staaten des südlichen<br />
Afrika, die angesichts der Zunahme<br />
ihrer Elefantenbestände seit Jahren auf eine<br />
Wiedereröffnung des Handels drängen. Der<br />
Antrag Kenias auf eine Pause in der Diskussion<br />
um die Wiedereröffnung des Elfenbeinhandels<br />
(um nicht Begehrlichkeiten zu<br />
wecken, denn schon die Diskussionen darum<br />
lösten Wellen von Wilderei aus), hatte<br />
keinen Erfolg. Doch es wurde ein Aktionsplan<br />
verabschiedet, mit dem die regionalen<br />
Elfenbeinmärkte in Afrika und Asien eingedämmt<br />
werden sollen. Fraglos ist dies kein<br />
Ersatz für die aus kenianischer Sicht notwendige<br />
„Atempause“, die von den Naturschutzorganisationen<br />
unterstützt wurde.<br />
Erfreulich war dagegen die Ablehnung der<br />
Anträge von Namibia und Südafrika auf<br />
Festsetzung einer Quote für Rohelfenbein<br />
aus Lagerbeständen. Andernfalls wären dem<br />
illegalen Handel wieder Tür und Tor geöffnet<br />
worden.<br />
Eine unrühmliche Rolle spielte die EU<br />
beim Antrag von Namibia, den Handel mit Elfenbeinschnitzereien<br />
freizugeben. Dieser Antrag<br />
hatte zunächst im Ausschuss nicht die<br />
erforderliche Mehrheit gefunden. In geheimer<br />
Abstimmung erfolgte dann eine weitere Abstimmung<br />
im Plenum. Hier entschied sich<br />
die EU – gegen die Stimmen von Deutschland<br />
und Frankreich – zur Enthaltung, wodurch<br />
die Befürworter in die Mehrheit kamen.<br />
Es fehlten die 25 Gegenstimmen der EU.<br />
Ein völlig falsches Signal stellen die<br />
Beschlüsse bezüglich zweier Nashornarten<br />
dar. Swaziland hatte die Herabstufung<br />
seiner Population des südlichen Breitmaulnashorns<br />
(Ceratotherium simum simum)<br />
in den Anhang II beantragt zum Export von<br />
Jagdtrophäen (Nasenhorn!) und zum Handel<br />
mit lebenden Tieren. Zwar wurde dieser<br />
Antrag unter Auflagen (u.a. sollen höchstens<br />
7% der Population jährlich „geerntet“<br />
bzw. exportiert werden, Exporte werden mit<br />
Mikrochips markiert) angenommen, doch<br />
ist die zusätzliche Verengung des „genetischen<br />
Flaschenhalses“ einer so bedrohten<br />
und seltenen Art nur ein Argument von vielen<br />
gegen diesen bedauerlichen Beschluss.<br />
Namibia und Südafrika dürfen je fünf männliche<br />
Spitzmaulnashörner beziehungsweise<br />
deren Trophäen exportieren. Man rechne,<br />
so die antragstellenden Staaten, mit Einnahmen<br />
von 200.000 US-Dollar pro Tier.<br />
Die Mehrzahl der Delegationen ließ sich<br />
davon überzeugen, dass diese Mittel wieder<br />
dem Naturschutz zugute kämen, und es<br />
sich sowieso um Tiere handle, die im Zuge<br />
des „Managements“ abgeschossen werden<br />
müssten, da es alte Bullen seien, die aggressiv<br />
seien und weibliche und junge Tiere<br />
der eigenen Art gefährdeten. Die Exportquoten<br />
für Leoparden bzw. Trophäen und Felle<br />
wurde für Namibia von 100 auf 250 erhöht,<br />
für Südafrika von 75 auf 150.<br />
Schon im Vorfeld der Konferenz hatte sich<br />
Deutschland sehr engagiert für einen besseren<br />
Schutz der Saiga-Antilope (Saiga tatarica)<br />
eingesetzt, deren Populationen durch<br />
unvorstellbare Wilderei rapide abnehmen.<br />
Als Folge davon und dank intensiver Arbeit<br />
in Bangkok wurde vereinbart, dass Russland,<br />
Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan,<br />
die Mongolei und China als wichtigste<br />
Areal- bzw. Verbraucherländer hier ihre Zusammenarbeit<br />
verstärken und darauf hingewirkt<br />
wird, dass das unter der Bonner<br />
Konvention zum Schutz wandernder Tierarten<br />
verabredete Verwaltungsabkommen<br />
bald in Kraft treten kann.<br />
Intensive Lobbyarbeit für COP 14<br />
Die nächste Vertragsstaatenkonferenz<br />
zum WA wird voraussichtlich im Frühjahr<br />
2007 in den Niederlanden stattfinden. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass sich die in Bangkok<br />
erzielten Erfolge dort absichern lassen.<br />
Dazu ist es unerlässlich, dass in der Vorbereitung<br />
darauf nationale und internationale<br />
Naturschutzorganisationen Einfluss auf<br />
die Regierungen ausüben, die sich bisher<br />
nicht oder nicht ausreichend für den Artenschutz<br />
einsetzten. Mit COP 13 in Bangkok<br />
wurde hoffentlich endgültig der Anspruch<br />
des WA umgesetzt, für alle bedrohten Arten<br />
zuständig zu sein, auch für die wirtschaftlich<br />
bedeutsamen Tropenholz-Arten<br />
und Fischereiressourcen wie Fische, Muscheln<br />
und Seegurken. Gerade letztere stehen<br />
noch nicht unter dem Schutz des WA,<br />
obwohl sie es – Stichwort Galapagos –sicher<br />
dringend „verdient“ hätten. Doch die<br />
Diskussion darum hat in Bangkok bereits<br />
begonnen. Die <strong>ZGF</strong> bleibt am Ball und informiert<br />
ihre Freunde und Förderer weiter.<br />
Prof. Dr. Manfred Niekisch ist Mitglied des<br />
Vorstandes der <strong>ZGF</strong>. Als ehrenamtlicher Vorsitzender<br />
des Artenschutzbeirates beim Bundesamt<br />
für Naturschutz/Bundesministerium<br />
für Umwelt war er – wie schon bei früheren<br />
WA-Konferenzen – Mitglied der deutschen<br />
Regierungsdelegation in Bangkok.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> aktuell<br />
7
aus den Projekten<br />
„Ecuador soll wissen, dass die<br />
Welt auf Galapagos schaut“<br />
400 Galapagosfreunde verliehen per<br />
E-Mail ihrer Sorge um den weltweiten<br />
Rückgang der Haie Ausdruck und appellierten<br />
an die Regierung von Ecuador,<br />
gegen den illegalen Fang von Haien<br />
vorzugehen. Ecuadors Honorarkonsul Prof.<br />
Dr. Wrabetz (li.) nimmt die E-Mails von Dr.<br />
Christof Schenck in Empfang.<br />
8 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> übergibt mehr als 400 E-Mails besorgter Leserinnen und Leser der Zeitschrift<br />
„Tauchen“ an den Honorarkonsul Ecuadors in <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Auf den so friedlich anmutenden Galapagosinseln<br />
sind die Zeiten turbulent.<br />
Das Weltnaturerbe vor der Küste<br />
Ecuadors wird seit Anfang dieses Jahres<br />
von immer wieder aufflammendenAuseinandersetzugen<br />
zwischen<br />
Fischern, Vertretern<br />
des Naturschutzes und<br />
des Nationalparkes geprägt.<br />
In einem Gespräch<br />
mit dem Honorarkonsul<br />
der Republik Ecuador,<br />
Prof. Dr. Wolfram Wrabetz,<br />
konnte die <strong>Zoologische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> (<strong>ZGF</strong>) Mitte<br />
Oktober ihrer Besorgnis<br />
über die aktuelle Situation<br />
des Naturschutzes<br />
auf den Galapagosinseln<br />
Ausdruck verleihen<br />
und ein Päckchen mit Appellen übergeben.<br />
Mehr als 400 Leserinnen und Leser der Zeitschrift<br />
„Tauchen“ hatten sich an einer E-<br />
Mail-Aktion beteiligt und der <strong>ZGF</strong> Mails mit<br />
folgendem Inhalt zugeschickt: „Mit großer<br />
Sorge sehe ich den weltweiten Rückgang<br />
der Haie. Ich appelliere an die Regierung<br />
von Ecuador, gegen den illegalen Fang von<br />
Haien vorzugehen und die einzigartige Tierwelt<br />
und Natur der Galápagosinseln nicht<br />
durch eine Lockerung der bestehenden Fischereigesetze<br />
zu gefährden.“ Im Hinblick<br />
auf die CITES Konferenz in Bangkok, auf der<br />
zum Zeitpunkt des Gespräches Mitte Okto-<br />
ber gerade über den Schutz von Haien verhandelt<br />
wurde, habe der Appell besorgter<br />
Taucher zum Schutz der Haie vor Galapagos<br />
besondere Brisanz, sagte <strong>ZGF</strong> Geschäftsführer<br />
Dr. Christof Schenck. Hintergrund der<br />
E-Mail-Aktion waren die gewalttätigen Proteste<br />
von Fischern im Frühjahr gewesen, mit<br />
denen diese unter anderem die Freigabe der<br />
Langleinenfischerei im Galapagos Nationalpark<br />
erzwingen wollten.<br />
Steigendes Bewusstsein in Ecuador<br />
„Ecuador soll wissen, dass die Welt auf<br />
Galapagos schaut“, sagte Schenck. Denn<br />
die Inseln würden zunehmend zum politischen<br />
Spielball des Landes. „Erst vor wenigen<br />
Tagen wurde wieder einmal der<br />
Direktor des Nationalparks ausgetauscht –<br />
der neunte innerhalb von nur 20 Monaten.“<br />
Die instabile Lage des Nationalparks jedoch<br />
öffnet Tür und Tor für illegale Aktivitäten, wie<br />
etwa den Fang von Haien.<br />
Auch für Honorarkonsul Wrabetz ist es<br />
wichtig, die Besorgnis über die Situation auf<br />
den Inseln hierzulande zu kommunizieren.<br />
„Es gibt in Ecuador mittlerweile ein zunehmendes<br />
Bewusstsein für den Wert der Inseln<br />
– nicht nur als Weltnaturerbe, sondern<br />
auch als ökonomisch bedeutsame Region“,<br />
sagte Wrabetz. Er werde die E-Mails an Ecuadors<br />
Botschafter in Berlin weiterleiten und<br />
die prekäre Lage des Naturschutzes auf den<br />
Inseln bei seinem nächsten Besuch in Ecuador<br />
thematisieren, versicherte der Honorarkonsul.
„Wir wussten,<br />
dass Santi<br />
und Hongki zu<br />
den cleversten<br />
Orang Utans<br />
gehörten, die<br />
wir ausgewildert<br />
hatten.“<br />
Santi mit ihrer Tochter, die von Peter Pratje und<br />
seinem Team Suci getauft wurde, was auf indonesisch<br />
„heilig“ bedeutet.<br />
Termin Vormerken !<br />
Am 11. Januar 2005 ist Peter Pratje zu Gast in<br />
der Vortragsreihe „Schätze unserer Erde“ im Zoo<br />
<strong>Frankfurt</strong>. Siehe Programm Seite 21.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
aus den Projekten<br />
9
aus den Projekten<br />
10 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Manchmal ist im<br />
Naturschutz der<br />
Bagger notwendig,<br />
z.B. wenn Flächen<br />
für die Renaturierung<br />
vorbereitet<br />
werden.<br />
Reich strukturierte Landschaften mit ausgedehnten Au- und Bruchwäldern, artenreichen<br />
Röhrichtbeständen und feuchten Wiesen sucht man heutzutage im<br />
hessischen Main-Kinzig-Kreis vergebens. Die ursprüngliche Auenlandschaft<br />
wurde bereits im Mittelalter größtenteils von Äckern und Wirtschaftswiesen verdrängt.<br />
Seit 2001 befasst sich dort ein Projekt explizit mit dem Schutz der Auen.<br />
Der Schwerpunkt liegt dabei im unteren Kinzigtal. Susanne Hufmann berichtet.<br />
Naturnahe Auen –<br />
ein seltenes Juwel<br />
Große Teile des Main-Kinzig-Kreises<br />
sind durch eine Mittelgebirgslandschaft<br />
mit Buchenwald geprägt.<br />
Eingestreut sind offene Landschaften mit<br />
Feucht- und Nasswiesen, Weiden, Hecken<br />
und Streuobstbeständen. Die Fluss- und<br />
Bachauen der Kinzig und ihrer Nebengewässer,<br />
sowie von Sinn und Jossa im Spessart<br />
und viele Stillgewässer sind typisch für<br />
diese Landschaft in Hessen. In vergangenen<br />
Jahrzehnten wurden die natürlichen Bach-<br />
und Flussauen infolge wasserbaulicher Eingriffe<br />
immer seltener. Damit verbunden ist<br />
eine alarmierende Verarmung der Pflanzen-<br />
und Tierwelt, insbesondere ein gravierender<br />
Einbruch im Bestand der typischen<br />
Wiesenvögel Kiebitz, Bekassine und Großer<br />
Brachvogel. Aber auch Amphibien wie der<br />
Laubfrosch und die Gelbbauchunke finden<br />
kaum noch geeignete Lebensräume.<br />
Diese Situation vor Augen, initiierten der<br />
Arbeitskreis Main-Kinzig der Hessischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> für Ornithologie und Naturschutz<br />
(HGON e. V.), der Landschaftspflegeverband<br />
Main-Kinzig (LPV e.V.) und die<br />
<strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> (<strong>ZGF</strong>)<br />
2001 ein gemeinschaftliches Projekt zur<br />
Bewahrung der heimischen Auen. Ziel des<br />
Engagements ist eine weitgehende Wiederherstellung<br />
naturnaher Gewässerabschnitte<br />
und die Schaffung von Feuchtgebieten als<br />
Lebensraum und Nahrungshabitat.<br />
Die Anlage eines Wasserrallen-Biotops<br />
in Gründau, die Rinderbeweidung in einem<br />
Naturschutzgebiet oder die langfris-<br />
tige Siche rung von Auwaldgebieten sind<br />
nur einige Beispiele für die Vielfältigkeit des<br />
Projektes. Unsere Biotopverbesserungsmaßnahmen<br />
finden oft in ausgewiesenen<br />
Naturschutzgebieten, häufiger jedoch<br />
auf Flächen außerhalb von Schutzgebieten<br />
statt. Unterstützt wurden unsere Arbeiten<br />
vom Landschaftspflegeverband Main-Kinzig,<br />
der in einer eigenständigen Studie die<br />
Möglichkeit der Regional- und Direktvermarktung<br />
von Erzeugnissen prüfte, die in<br />
der Auenlandschaft produziert werden.<br />
Aktuell bearbeiten wir etwa 20 arten- und/<br />
oder biotopschutzorientierte Einzelprojekte,<br />
in unterschiedlichen Umsetzungsphasen.<br />
Paten für Störche und Brutplätze<br />
für Haubentaucher<br />
Dem Weißstorch widmen sich gleich<br />
mehrere Teilprojekte: Die Errichtung eines<br />
Storchenhorstes sowie die Anlage von Amphibientümpeln<br />
und Flutmulden verbessern<br />
sowohl die Brut- als auch Nahrungsplatzqualität<br />
in den Feuchtwiesen der Naturschutzgebiete<br />
„Weideswiesen – Oberwald bei<br />
Erlensee“ und „Röhrig von Rodenbach“ und<br />
sollen langfristig dazu beitragen, die noch<br />
junge Population im Main-Kinzig-Kreis zu<br />
stabilisieren. In Hessen ist der Weißstorch<br />
eine vom Aussterben bedrohte Art. Durch<br />
die Übernahme von Patenschaften unterstützen<br />
Bürger des Main-Kinzig-Kreises<br />
ganz konkret die Artenschutzmaßnahmen<br />
für den Storch.
Nach und nach werden Gebiete wie der<br />
so genannte Kiebitzacker („Im Flos“) von<br />
Langenselbold sowie weitere Acker- und<br />
Wiesenflächen in Hasselrother Gemarkungen<br />
wieder „limikolengerecht“. Durch Pflegeverträge<br />
in enger Abstimmung mit der<br />
örtlichen Landwirtschaft wandeln sie sich<br />
langsam zum Lebensraum für Kiebitz, Bekassine<br />
und Uferschnepfe. Ebenso trägt die<br />
jährliche Beweidung mit Galloway Rindern<br />
dazu bei, dass sich die Zahl der Durchzügler<br />
unter den Wiesenvögeln vervielfacht hat.<br />
Und: die Bekassine ist zur Brutzeit schon<br />
wieder im Röhrig anzutreffen, was einer kleinen<br />
Sensation gleichkommt. Die Trittschäden<br />
im Uferbereich eines neuen Tümpels<br />
lassen offene Schlammflächen entstehen,<br />
die heute schon vielen Limikolen als Nahrungsbiotop<br />
dienen.<br />
Neues Leben in alten Schleifen<br />
Renaturierungen führen fast immer zu einer<br />
Laufverlängerung des Gewässers. Grabentaschen<br />
und Aufweitungen kennzeichnen<br />
z.B. die naturnahe Umgestaltung der Rodenbacher<br />
Lache. An der Kinzig selbst sind es<br />
Altgewässeranbindungen, die dazu beitragen,<br />
den natürlich mäandrierenden Gewässerverlauf<br />
des Fließgewässers wieder<br />
herzustellen. Gewünschte Nebeneffekte:<br />
fast immer vergrößert sich der Retentionsraum,<br />
wie beispielsweise beim geplanten<br />
Altarmanschluss in Gelnhausen. Zudem<br />
verbessert sich die Auenökologie und Auwald<br />
entwickelt sich durch Sukzession.<br />
Buchtipp:<br />
Mehr über die Natur und ihren Schutz<br />
im Main-Kinzig-Kreis erfahren Sie im<br />
ersten Band der Reihe: „Naturschutzgebiete<br />
in Hessen“, (Schutzgebiete<br />
Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau).<br />
Zu bestellen ist das Buch für 25 Euro<br />
beim Arbeitskreis Main-Kinzig der<br />
HGON per Telefon: 06184 – 56160,<br />
per Fax: 06184 – 56171 oder per E-<br />
Mail: hgon.mkk@t-online.de. Und natürlich<br />
auch auf dem Postweg: HGON,<br />
Gartenstr. 37 in 63517 Rodenbach.<br />
Pro verkauftem Buch kommen 8 Euro<br />
der Naturschutzarbeit der HGON zugute.<br />
In Rodenbach etwa erfolgte 2001 ein<br />
beidseitiger Anschluss an den Altarm.<br />
Bei Hochwasser wird dieser Altarm heute<br />
durchflossen, bei Trockenheit kommt es zur<br />
Abkopplung vom Fließgewässer. Erste Fraßspuren<br />
von Bibern sind an der unteren Kinzig<br />
bereits zu vermelden.<br />
Infolge wasserbaulicher Eingriffe und<br />
forstlicher Nutzung sind im Main-Kinzig-<br />
Kreis die Eichen-Hainbuchenwälder der<br />
feuchten Standorte selten geworden. Um<br />
so wichtiger ist es, noch bestehende Gebiete<br />
aus der Nutzung zu nehmen und so<br />
langfristig für kommende Generationen zu<br />
erhalten. Im Naturschutzgebiet „Kinzigaue<br />
von Langenselbold“ ist dies vorerst gelungen.<br />
Eine Teilfläche mit insgesamt 14<br />
Hektar ist dauerhaft stillgelegt, also unter<br />
„Prozessschutz“ gestellt worden. Städte<br />
und Gemeinden erhalten einen Ausgleich<br />
über Ökopunkte. Weitere Auwaldflächen in<br />
der Bulau von Hanau (Staatswald), sowie im<br />
Gemeindewald Erlensee sollen folgen.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Inzwischen ist das Auenschutzprojekt<br />
von <strong>ZGF</strong> & HGON Bestandteil eines größeren<br />
Vorhabens. Die im Jahre 2003 neu gegründete<br />
<strong>Gesellschaft</strong> für Naturschutz und<br />
Auenentwicklung (GNA e.V.) beschäftigt<br />
sich hauptsächlich mit der naturnahen Entwicklung<br />
von Bach- und Flussauen, denn<br />
das „Ökosystem Fließgewässer“ endet nicht<br />
an der Uferkante.<br />
Mit der Förderung ihres auf den Main-<br />
Kinzig-Kreis zugeschnittenen Projektes<br />
„Natur- und Hochwasserschutz durch Revitalisierung<br />
des Kinzig-Fließgewässersystems“<br />
durch die Deutsche Bundesstiftung<br />
(DBU) verbuchte die GNA im vergangenen<br />
Jahr ihren ersten wichtigen Erfolg. Neben<br />
dem Natur-, Arten- und Biotopschutz sollen<br />
auch Aspekte des Hochwasserschutzes<br />
im Vordergrund stehen. Die Unterstützung<br />
durch die DBU versetzt die GNA in die Lage,<br />
mit Landes- und Ausgleichsmitteln die notwendigen<br />
Hochwasser- und Naturschutzmaßnahmen<br />
im Kinzigtal umzusetzen.<br />
Zusätzlich zur <strong>Zoologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> und der HGON konnte inzwischen<br />
auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als<br />
Kooperationspartner gewonnen werden.<br />
Susanne Hufmann ist Diplombiologin und<br />
Projektmanagerin der GNA.<br />
Naturschutzmaßnahmen<br />
an<br />
Gewässern wirken<br />
sich auch positiv<br />
auf den Hochwasserschutz<br />
aus.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
aus den Projekten<br />
11
Schwerpunkt<br />
Foto: Okapia<br />
„Guten Abend<br />
meine lieben Freunde“<br />
Gut 60 Prozent der 40-50-jährigen verbinden<br />
heute mit dem Name Grzimek noch<br />
immer die Fernsehsendung „Ein Platz für<br />
Tiere“. Sein Auftritt war prägend.<br />
12 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Wer erinnert sich nicht an Bernhard Grzimeks „Ein Platz für Tiere“ oder Heinz Sielmanns<br />
„Expedition ins Tierreich“. Wir Naturfreunde können uns an farbenfrohen<br />
und informativen Dokumentationen nicht satt sehen. Aber wie steht es mit dem<br />
Rest der fernsehenden Bevölkerung? Wo steht der Tierfilm in Deutschland heute?<br />
Von Dagmar Andres-Brümmer und Susanne Schick.<br />
Mit Bedauern hörten wir, daß die<br />
nächste Sendung mit Dr. Grzimek<br />
erst im September sein soll, weil<br />
die Programmplanung vergessen hat, im<br />
Mai und Juni einen Platz zu reservieren.<br />
Man muß leider feststellen: Kein Platz für<br />
Dr. Grzimek,“ schrieb<br />
der empörte Zuschauer<br />
W.R. aus Hamburg im<br />
Frühsommer 1961 an<br />
die Leserbriefredaktion<br />
der Hörzu. Schon damals,<br />
zu Zeiten als das<br />
Fernsehen in Deutschland<br />
noch aus einem<br />
einzigen Programm bestand,<br />
schienen die Programmverantwortlichen<br />
den Tierfilm also gelegentlich<br />
mal aufs Abstellgleis<br />
zu schieben.<br />
Heute in einer Fernsehwelt<br />
aus einer schier<br />
unendlichen Zahl von Kanälen<br />
scheint der klassische<br />
Tier- und Naturfilm<br />
zu einer aussterbenden Gattung zu werden.<br />
Zumindest haben viele Zuschauer offenbar<br />
diesen Eindruck, wenn man den Kommentaren<br />
in Leserforen oder den Stimmen der<br />
<strong>ZGF</strong> Mitglieder unlängst bei der Mitgliederversammlung<br />
glauben darf. Das Bild trügt,<br />
sagen die Verantwortlichen bei den Sendern,<br />
zumal seit Pay-TV-Kanäle wie Animal<br />
Planet oder Terra Nova fast ausschließlich<br />
Natur- und Tierthemen senden. „Die Gesamtmenge<br />
an Tierfilm, die den Zuschauer<br />
erreicht, ist sicherlich leicht gestiegen“,<br />
sagt Jörn Röver, Redaktionsleiter Naturfilm<br />
beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Allerdings<br />
seien die großen Sendeanstalten<br />
durchaus nicht mehr so prägnant vertreten.<br />
Abgeschoben auf drittklassige Sendeplätze<br />
also?<br />
Im Ersten oder beim ZDF schafft es ein<br />
Naturfilm nur noch vereinzelt in das 20.15-<br />
Uhr Programm. Das ZDF setzte Jahrzehnte<br />
lang auf Tiere zur Hauptsendezeit. Fast 15<br />
Prozent der Westdeutschen verfolgten ab<br />
1963 die Schwarzweiß-Sendung „Blick ins<br />
Tierreich“, deren Bilder hauptsächlich aus<br />
dem Zürcher Zoo kamen. Ab 1972 hatte der<br />
von Alfred Schmitt moderierte „tele zoo“ einen<br />
festen Platz im Hauptabendprogramm<br />
und 1993 kam „Naturzeit“ hinzu: Klassischer<br />
Tierfilm vereint mit spannender Unterhaltung<br />
und fundierter Information. Zur<br />
besten Sendezeit, dienstags um 20.15 Uhr.<br />
Quoten von 13-15 Prozent waren der Lohn,<br />
und das große Engagement der hauseigenen<br />
Tierfilmer resultierte in vielen preisgekrönten<br />
ZDF-Produktionen. Seit 2003<br />
sendet das ZDF zwar fünfmal die Woche<br />
seine „Wunderbare Welt“, doch die Primetime<br />
hat die Natur verloren. Sie ist auf den<br />
14.15 Uhr Platz gerutscht.<br />
War früher alles besser?<br />
Als Bernhard Grzimek 1956 im Hessischen<br />
Rundfunk mit seiner Serie „Ein Platz<br />
für Tiere“ an den Start ging, hätte wohl niemand<br />
gedacht, dass diese Reihe ein derartiger<br />
Erfolg werden würde. 175 Folgen
wurden im Laufe von fast 30 Jahren gesendet.<br />
Teilweise erreichten die Sendungen<br />
Einschaltquoten von 70 Prozent. Zahlen<br />
von denen heutige Fernsehsender nur träumen<br />
können. Doch der Vergleich wäre nicht<br />
fair. Grzimeks Dauerbrenner stand lange Zeit<br />
fast ohne Konkurrenz allein auf weiter Fernseh-Flur,<br />
seine Sendungen waren Familienereignisse<br />
und haben das Naturverständnis<br />
einer ganzen Generation geprägt. Er musste<br />
nicht gegen die Champions League, Rosamunde<br />
Pilcher oder fragwürdige Dschungel<br />
Camps bestehen. Sein Erfolg ist heute allein<br />
auf Grund der Vielfalt des Angebotes kaum<br />
mehr reproduzierbar.<br />
Grzimeks Sendungen scheinen uns im<br />
Rückblick und vor allem im Hinblick auf<br />
aktuelle Sendungen a la Crocodile Hunter<br />
(RTL2) als lehrreich, fundiert und vor allem<br />
seriös. Das darf man ihnen ohne Zweiel zugestehen,<br />
doch auch der gute alte „Tierprofessor“<br />
wusste damals schon sehr genau<br />
wie man Leute fesselt. Seine Devise lautete:<br />
zwei Drittel Unterhaltung, ein Drittel<br />
Information.<br />
Tierfilm aus Tradition<br />
Für die <strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
und ihre Projekte ist die Zusammenarbeit<br />
mit dem Fernsehen nicht nur aus der<br />
Grzimekschen Tradition heraus ein wichtiger<br />
Bestandteil ihrer Arbeit. Die <strong>ZGF</strong> verdankt<br />
immerhin den größten Teil ihres Stiftungskapitals<br />
aus dem sie heute ihre Arbeit in den<br />
Projekten finanziert, indirekt dem Fernsehen.<br />
Mit einem Spendenaufruf am Ende jeder<br />
seiner 175 Sendungen sammelte Bernhard<br />
Grzimek Millionen für die Naturschutzarbeit.<br />
Das ist heute kaum mehr möglich. Abgesehen<br />
von akuten Katastrophen oder eigenen<br />
Spendengalas sind die Sender nicht bereit,<br />
am Ende eines Beitrags etwa die Kontonummer<br />
einer Organisation einzublenden. „Man<br />
möchte vermeiden, dass man die eine Organisation<br />
gegenüber der anderen bevorzugt“,<br />
sagt Hans-Joachim Suchan, Verwaltungsdirektor<br />
des ZDF. Auch Grzimek waren seine<br />
Spendenaufrufe eigentlich nicht gestattet<br />
gewesen. Da er seine Sendungen jedoch<br />
live moderierte, setzte er sich kurzerhand<br />
immer wieder über dieses Verbot hinweg.<br />
Mit Blick auf die journalistische Freiheit<br />
und die Objektivität einer Sendung ist<br />
es sicherlich konsequent, nicht einer einzigen<br />
Organisation eine ungeteilte Plattform<br />
zu geben. Für eine Organisation wie die<br />
<strong>ZGF</strong>, die davon lebt, dass<br />
Menschen, die ihre Arbeit<br />
sehen, diese auch unterstützen,<br />
ist das jedoch oft<br />
enttäuschend. „Die Präsenz<br />
im Fernsehen ist für<br />
uns sehr wichtig“, sagt<br />
<strong>ZGF</strong> Geschäftsführer Christof<br />
Schenck, „doch sie<br />
ist auch extrem arbeitsaufwändig.<br />
Dennoch: den<br />
TV Teams und den Redaktionen,<br />
die sich stets dafür<br />
einsetzen, dass diese<br />
Filme gezeigt werden, gebührt<br />
unsere Anerkennung.“<br />
Die <strong>ZGF</strong> beteiligt sich prinzipiell nicht<br />
finanziell an Film- und Fernsehproduktionen,<br />
schon allein, um ihre Unabhängigkeit<br />
zu wahren. Doch der indirekte Beitrag<br />
in Form von Zeit, Personal und logistischer<br />
Unterstützung ist nicht unerheblich. Wenn<br />
Markus Borner mit seiner Cessna für Drehteams<br />
über die Serengeti fliegt, Peter Pratje<br />
Der Bayerische Rundfunk (links ein Team<br />
bei Dreharbeiten mit Markus Borner in der<br />
Serengeti) hat in den letzten vier Jahren<br />
neben der vierteiligen Serie „Habari“ weitere<br />
drei Dokumentationen zusammen mit<br />
der <strong>ZGF</strong> gedreht, die im Abendprogramm<br />
bei Arte, im Ersten und in verschiedenen<br />
dritten Programmen ausgestrahlt wurden.<br />
Um Tiere zu filmen braucht man Geduld,<br />
viel Zeit, eine ruhige Hand und gelegentlich<br />
auch etwas Mut.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Schwerpunkt<br />
13
Schwerpunkt<br />
Uwe Agnes betreibt zusammen mit<br />
seinem Partner Bernd Siering die Topas<br />
Filmproduktion in Bonn. Beide sind leidenschaftliche<br />
Flieger und näherten sich dem<br />
Thema Naturschutz einmal aus einem ganz<br />
anderen Blickwinkel.<br />
14 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
mit Journalisten durch den Dschungel auf<br />
Sumatra stapft oder Heinke Jäger auf Galapagos<br />
als Hauptdarstellerin in einer Dokumentation<br />
agiert, dann kommt einiges<br />
zusammen. „Wenn dann nach all dem Aufwand<br />
ein solcher Beitrag nur irgendwo im<br />
Nachmittagsprogramm abgesendet wird,<br />
ist das für uns wirklich sehr enttäuschend“,<br />
sagt Schenck.<br />
Auch für die Filmemacher selbst sind<br />
solche Sendeplätze nicht gerade eine Herausforderung.<br />
Viel Zeit und unendliche Geduld<br />
investierte beispielsweise der ZDF<br />
Naturfilmer Reinhard Radke für seinen großen<br />
Serengeti Dreiteiler. Auch bei der <strong>ZGF</strong><br />
verursachte dieser erheblichen Aufwand.<br />
Beim Wildscreen Filmfestival in Bristol kam<br />
sein Geparden-Film gar ins Finale und qualifizierte<br />
sich somit als einer der besten Tierfilme<br />
des Jahres. Doch als die Serie 1999<br />
fertig war, fiel sie dem Ende des ZDF Sen-<br />
Mit der Kamera im Anflug<br />
Die Filmemacher Bernd Siering und Uwe Agnes sind selbst Piloten. Doch in 500<br />
Fuß Höhe mit der Kamera an der offenen Tür einer Cessna zu sitzen ist noch einmal<br />
etwas ganz anderes. Von Uwe Agnes.<br />
Früh am Morgen, kurz vor<br />
Sonnenaufgang, ist in<br />
Seronera die Luft noch<br />
kühl und ruhig. Wir stehen in<br />
einem Hangar, der aus einem<br />
Wellblechdach ohne Seitenwände<br />
besteht und essen<br />
hartgekochte Eier mit Weißbrot<br />
aus einem Pappkarton.<br />
Unser Tisch ist das Höhenleitwerk<br />
einer schwarz-weiß<br />
gestreiften Cessna 182: das<br />
fliegende Zebra von Markus<br />
Borner.<br />
Kameramann Bernd Siering<br />
und ich betreiben<br />
gemeinsam die Topas Filmproduktion<br />
und sind an diesem<br />
Morgen schon seit drei<br />
Tagen unterwegs. Aber heute<br />
wollen wir endlich mit den<br />
Dreharbeiten für eine 45-minütige<br />
Dokumentation über<br />
den Zoologen Markus Borner<br />
deplatzes „Naturzeit“ zum Opfer – und verschwand<br />
im Nachmittagsprogramm.<br />
Letztendlich jedoch haben es die Zuschauer<br />
selbst in der Hand, ob und welche<br />
Sendungen sie im Fernsehen sehen möchten.<br />
Die Magie der Quoten-Zahlen ist ungebrochen.<br />
Ein Umfrage der Fernsehzeitschrift<br />
TV Today sah Tier- und Naturdokus mit 71<br />
Prozent in der Beliebtheit deutlich vor Nachrichten<br />
(67%) oder gar Gameshows (56%).<br />
Ist der Tierfilm also doch der Publikumsliebling?<br />
Oder hat der wahre Zuschauer andere<br />
Interessen? Im Quotenvergleich mit Kurzzeitphänomenen<br />
wie Big Brother kann der<br />
Tierfilm zwar nicht mithalten, aber eigentlich<br />
hat er seinen festen Platz. „Die Leute haben<br />
das Interesse nicht verloren“, sagt Jörn Röver.<br />
„Bei uns im NDR gehört er immer noch<br />
zu den quotenstärksten Programmbestandteilen.“<br />
Possierliche Tiere sind also nach<br />
wie vor eine sichere Bank.<br />
beginnen. Der Schweizer arbeitet<br />
seit 26 Jahren für die<br />
<strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> im Serengeti Nationalpark.<br />
Sein gestreiftes<br />
Flugzeug soll der rote Faden<br />
unserer Reportage sein.<br />
Für diesen Tag sind so<br />
gannnte Air-to-air-Aufnahmen<br />
von Borners Maschine<br />
geplant. Eigens dafür hat die<br />
<strong>ZGF</strong> ihr zweites Flugzeug aus<br />
dem Ngorongoro Krater herbei<br />
beordert: eine Cessna<br />
185, ebenfalls mit „Zebrastreifen“.<br />
An der rechten Tür<br />
zieht Borner zwei Splinte,<br />
schon liegt sie im Gras. Dann<br />
wird noch schnell der Sitz<br />
des Copiloten ausgebaut –<br />
fertig ist unser Kameraflugzeug.<br />
Bernd Siering setzt<br />
sich in die Türöffnung, die<br />
Füße im Leeren, den Cam-
corder mit Stabilisator-Optik auf der Schulter<br />
und so angeschnallt, dass er bestimmt<br />
nicht hinausfallen wird.<br />
Der erste Flug dient eigentlich eher der<br />
Übung. Das Kameraflugzeug fliegt gerade,<br />
Borner nähert sich mit seinem Zebraflieger<br />
so, dass wir ihn gut im Blick haben. 500 Fuß<br />
tiefer zieht die Serengeti vorbei. Beim zweiten<br />
Flug läuft dann alles schon viel flüssiger.<br />
Borners 5H-<strong>ZGF</strong> zementiert sich auf der 5-<br />
Uhr-Position ein; die Sonne glitzert auf den<br />
Tragflächen. Wir bekommen es sogar hin,<br />
Start und Landung im Parallelflug zu drehen.<br />
Beim Rollen zurück zum Hangar sehen<br />
wir, dass man in Europa während der Pilotenausbildung<br />
zwar so mancherlei über die Gefahren<br />
der Luftfahrt lernt – aber doch nicht<br />
alles, was in Afrika vorkommen kann. Unvermittelt<br />
werden wir daran erinnert, dass rund<br />
um diesen Landeplatz ja die tiefste Wildnis<br />
ist. Einige Impalas wollen den Schotterweg<br />
überqueren, der hier den Taxiway darstellt.<br />
Am nächsten Tag sind es Giraffen.<br />
Gut geklebt ist halb gefilmt<br />
Während der Dreharbeiten werden wir<br />
von Flug zu Flug mutiger. Zum Glück haben<br />
8.000 Flugstunden unter Afrikas Himmel<br />
Markus Borner zu einem ziemlich gelassenen<br />
Piloten gemacht: „Solange ihr keine Kamera<br />
an den Propeller klebt, ist mir alles egal.“<br />
Diese Freigabe nutzen wir konsequent. In der<br />
Folge findet sich ein kleiner Camcorder auf<br />
dem Höhenleitwerk der Cessna wieder, befestigt<br />
mit viel Gaffer-Tape. Zuvor war er oben<br />
am Seitenleitwerk und an der Flächenstrebe<br />
- und ist nicht in die Steppe gestürzt!<br />
Es war sicher von Vorteil, dass der<br />
nächste „Beauftragte für Luftaufsicht“ 300<br />
km entfernt in Arusha seinen Dienst tat,<br />
denn so konnten Dreharbeiten stattfinden,<br />
die jener wohl sofort von Amts wegen untersagt<br />
hätte. Der Himmel über der Serengeti<br />
ist natürlich kein rechtsfreier Raum,<br />
auch Markus Borner muss sich an Regeln<br />
halten. Die offizielle Mindestflughöhe über<br />
dem Nationalpark beträgt 1500 Fuß. Da Borner<br />
aber für den Nationalpark unterwegs ist,<br />
darf er diese Höhe unterschreiten, und sei<br />
es auch mal für Dreharbeiten...<br />
Fliegeralltag in Afrika<br />
Am nächsten Morgen gehen wir auf Löwenjagd.<br />
Borner muss einige Tiere aufspü-<br />
ren, deren Senderhalsband erneuert werden<br />
soll. Wir beginnen die Suche in 2.000 Fuß<br />
Höhe, weil dann die Reichweite der Sender<br />
größer ist. Auf das, was dann folgt, sind<br />
wir nicht so recht vorbereitet. Plötzlich lässt<br />
Borner die Cessna in die Tiefe sausen, fängt<br />
sie in geschätzten 50 Fuß ab und zieht das<br />
Flugzeug in eine Rechtskurve. Beim Blick<br />
aus dem Seitenfenster sehe ich direkt unter<br />
mir das Gras. Markus Borner steuert ganz<br />
entspannt: „Habt ihr sie gesehen?“ „Wen -<br />
die Löwin? - Nein!“<br />
Drei Löwen später lege ich mir dann<br />
doch mal den Hygienebeutel zurecht. Die<br />
physiologischen Effekte dieser Achterbahnfahrt<br />
sind ohnehin stark genug, hinzu<br />
kommt, dass wir beide hinten sitzen und<br />
durch den Sucher unserer Camcorder blicken.<br />
Aber Glück gehabt – die Suche ist vorbei.<br />
Nach der Landung müssen wir uns erst<br />
einmal niedersetzen und in kleinen Schlucken<br />
kaltes Wasser trinken. „Wer bei so einem<br />
Flug nicht kotzen muss, der muss es<br />
nie“, tröstet uns der Stuntpilot.<br />
Abends sitzen wir auf den Felsen, die<br />
noch warm von der Sonne sind, und schauen<br />
ins Lagerfeuer. „Als ich ein Junge war und<br />
im Fernsehen die Filme von Grzimek gesehen<br />
habe, dachte ich ja nie, dass ich einmal<br />
selber über die Serengeti fliegen würde.<br />
Aber dass so ein Bubentraum dann Realität<br />
wird, und dass es auch eine Arbeit ist, mit<br />
der ich dazu beitragen kann, die Serengeti<br />
zu erhalten, das ist wirklich die Erfüllung des<br />
Traums, den ich damals als Bub hatte“, sagt<br />
Markus Borner. Wir glauben ihm aufs Wort.<br />
Lagebesprechung mit Pilot Markus Borner.<br />
Kamera mann Bernd Siering steht ein<br />
zugiger und Schwindel erregender Flug<br />
ohne Tür bevor.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Fotos: B. Siering<br />
Schwerpunkt<br />
15
Schwerpunkt<br />
legen, möchte lieber die neuen Eindrücke<br />
auf sich wirken lassen, um dann aus dem<br />
Bauch heraus zu entscheiden, was gefilmt<br />
werden soll. Kreative Menschen arbeiten so.<br />
Mir bereitet es Bauchschmerzen, weil ich<br />
nicht planen kann, was ich wie, wann und<br />
wo vorbereiten soll. Die Zeit der Filmcrew<br />
ist teuer und in einem Gebiet wie Tigapuluh<br />
passiert ständig etwas Unvorhergesehenes.<br />
Wollen wir zu den einheimischen Waldnomaden,<br />
müssen die vorher kontaktiert<br />
und in einem langen Palaver informiert werden.<br />
Wir müssen ihren Standort im Wald<br />
kennen und Träger für die Ausrüstung müs-<br />
<strong>ZGF</strong> Projekte sind beliebt bei Fernsehjournalisten. Vor allem Markus Borner in Tansania und Peter Pratje auf Sumatra hatten<br />
in diesem Jahr alle Hände voll zu tun mit den verschiedensten Kamerateams. Ein Dreh bedeutet immer viel Arbeit und heißt<br />
starke Nerven bewahren. Von Dr. Peter Pratje.<br />
16 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
�ufrieden schmatzen Sita und Momon<br />
an einer frisch geschälten Rotanranke,<br />
ohne sich die Lippen an den<br />
nadelspitzen Dornen zu verletzen. Das machen<br />
sie schon fast wie richtig wilde Sumatra<br />
Orang Utans. Damson unser Feld assistent<br />
kommt ins Bild und bringt den beiden frisch<br />
aufgebrochene Termiten nester. Sofort hat<br />
er volle Aufmerksamkeit, begeistert stürzen<br />
sich die beiden auf die neue Nahrung. Damson<br />
muss ihnen kaum mehr vormachen wie<br />
man die Termiten aus den Gängen lutscht,<br />
wissen die beiden jungen Orangs schon, ist<br />
alles längst bekannt.<br />
����������������������<br />
Peter Pratje: Orang Utans sind anstrengende<br />
Partner – Filmcrews nicht minder.<br />
Diese und viele andere Szenen aus dem<br />
Alltag unserer Orang Utan Auswilderungsstation<br />
auf Sumatra gibt es im kommenden<br />
Jahr im deutschen Fernsehen zu sehen. Was<br />
nicht zu sehen ist, ist der lange steinige Weg<br />
zu solchen Bildern.<br />
Angefangen hat die Filmproduktion mit<br />
dem Bayerischen Rundfunk (BR) viele Monate<br />
im Voraus. Für die Drehgenehmigung<br />
in Indonesien werden penibel ausgefüllte<br />
Arbeitspläne verlangt. Was ist die Kernaussage<br />
und was ist das Ziel der Dreharbeiten?<br />
Alles muss offen gelegt werden. Man<br />
ist vorsichtig geworden in Indonesien, einem<br />
Land, das in der Regel nur mit negativen<br />
Schlagzeilen in die Nachrichten kommt.<br />
Das Forstministerium ist sehr um positive<br />
Presse bemüht, Dokumentationen die hoffnungsloses<br />
Chaos oder grenzenlose Inkompetenz<br />
zeigen, sind nicht gefragt.<br />
Der Zoll will genaue Inventarlisten sehen,<br />
damit die Einfuhr bei der Ankunft in Jakarta<br />
reibungslos verläuft. Natürlich müssen Fotokopien<br />
der Pässe vorab eingereicht werden<br />
und lange Fragebögen sind auszufüllen.<br />
Als Projektleiter will ich so früh wie möglich<br />
wissen, was die Crew filmen will. Was<br />
nicht von langer Hand vorbereitet ist, wird<br />
während der Filmarbeiten nur unter großem<br />
Zeitverlust zu realisieren sein. Also schicke<br />
ich per E-Mail lange Themenlisten nach<br />
München. Das schmeckt dem Autor nicht<br />
so richtig, der möchte sich nicht vorab fest-<br />
sen vorab geheuert werden. Sicher ist, dass<br />
nichts spontan funktionieren wird. Sollen<br />
die letzten wilden Elefanten beim Zerstören<br />
von Plantagen gefilmt werden, müssen wir<br />
die Herde ausfindig machen und sie schon<br />
Wochen vorher verfolgen. Soll die Auswilderung<br />
von Mustafa, unserem ältesten<br />
Orangmännchen, von einem Helikopter begeleitet<br />
werden?<br />
Am liebsten würde das Filmteam die<br />
Dreharbeiten in der Trockenzeit machen,<br />
weil die Kameraausrüstung das tropische<br />
Waschküchen wetter nicht mag, weil der<br />
Transport in der Trockenzeit reibungslos<br />
läuft und weil die Aufnahmen im Trockenen<br />
in der Regel viel besser werden. Ist alles<br />
richtig, aber in der Trockenzeit ist bei uns auf<br />
der Station Saure-Gurken-Zeit, da gibt es<br />
keine Auswilderungen und die schon ausgewilderten<br />
Orangs streifen im Wald weit<br />
umher, um Nahrung zu finden. Nicht sehr<br />
interessant für Filmaufnahmen. Also einigen<br />
wir uns auf Oktober für die Dreharbeiten, den<br />
Anfang der Regenzeit. Ein paar Wochen vor<br />
dem geplanten Termin wird alles noch einmal<br />
über den Haufen geworfen, die Dreharbeiten<br />
müssen im September über die<br />
Bühne gehen. Termindruck aus Bayern. Wir<br />
müssen umplanen; können wir die Orangs<br />
schon so früh im Jahr auswildern? Irgendwie<br />
wird es schon gehen, wenn wir es schaffen<br />
im Wald Fütterungsstellen einzurichten.<br />
Dafür müssen Stationspersonal und Futter-
transporte umgeplant werden, der Sekretärin<br />
wird der Urlaub gestrichen, die darf jetzt<br />
nicht mehr weg.<br />
Eine Woche vor der Einreise der Filmcrew<br />
beginnt das richtige Chaos. Die mit<br />
dem Transport der Filmausrüstung beauftragte<br />
Spedition läuft Amok, weil sie nicht<br />
weiß, welche Instanz der Forstbehörde vor<br />
Ort für die Sicherheit der Filmcrew zuständig<br />
ist. Eigentlich muss die Spedition das<br />
auch nicht wissen, dafür ist das Ministerium<br />
für Kultur und Tourismus zuständig.<br />
Aber zu spät, die Lawine ist bereits losge-<br />
treten. Ein paar Anfragen<br />
an die falschen Adressen<br />
führen zu einer Pattsituation<br />
zwischen den Instanzen<br />
in Jakarta und<br />
Jambi. Ein falsch ausgefülltes<br />
Formular bringt<br />
das Fass zum Überlaufen.<br />
Eine Woche lang laufen<br />
unser Fax und Telefon<br />
heiß. Nichts geht mehr!<br />
Am Ende zieht die Filmcrew die Notbremse<br />
und macht eine Zwischenlandung in Singapur,<br />
um die Filmausrüstung von der Spedition<br />
zu übernehmen und als begleitendes<br />
Fluggepäck in Indonesien einzuführen. Das<br />
funktioniert. Viel Rauch um nichts, aber wir<br />
in Jambi sitzen auf Kohlen, weil nicht klar<br />
ist, wann die Crew letztlich ankommt und<br />
wir die mühselig organisierten Mietwagen<br />
weiterhin auf Abruf halten müssen.<br />
Dann ist es soweit, erschöpft vom langen<br />
Flug aber zufrieden, weil sie es bis Jambi<br />
geschafft haben, stehen ein Autor, ein Ka-<br />
Ein paar Wochen vor<br />
dem geplanten Termin<br />
wird alles noch einmal<br />
über den Haufen<br />
geworfen. Termindruck<br />
aus Bayern.<br />
meramann und ein Tontechniker vor uns.<br />
Noch ein paar Formalitäten in Jambi erledigt,<br />
dann geht es endlich zur Station. Drei<br />
Wochen sind für die Filmproduktion veranschlagt.<br />
Kein Problem, für alles ist gesorgt.<br />
Nur dumm, dass ich nach zwei Tagen<br />
mit Lungenentzündung ausfalle, nichts geht<br />
mehr. Ich muss zurück nach Jambi und lande<br />
für eine Woche im Krankenhaus. Nun muss<br />
das BR-Team umplanen, zum Glück sind<br />
meine Mitarbeiter Profis, die Filmarbeiten<br />
laufen auch ohne mich. Nach einer Woche<br />
darf ich zurück nach Tigapuluh, zwei Aus-<br />
wilderungen stehen auf<br />
dem Programm. Doch<br />
die Orang Utans Sarifah<br />
und Rencong ziehen<br />
es vor, sich am Tag vor<br />
der Auswilderung bei einer<br />
heftigen Beißerei zu<br />
verletzen. Also wird der<br />
ganze Auswilderungsplan<br />
ad hoc umgestellt,<br />
fordert ein bisschen Umdenken<br />
von uns, aber auch das geht. Die<br />
Auswilderungen laufen reibungslos, wir sehen<br />
eine Reihe alter Freunde, die wir schon<br />
im vorigen Jahr ausgewildert haben. Das<br />
BR-Team bekommt tolle Aufnahmen, alle<br />
sind zufrieden. Am Ende treffen wir auch<br />
noch die Waldnomaden und eine lang geplante<br />
Filmproduktion erzeugt rundum zufriedene<br />
Gesichter. Freuen wir uns also auf<br />
einen schönen Film im nächsten Frühjahr.<br />
Dr. Peter Pratje leitet die <strong>ZGF</strong> Orang Utan<br />
Station in Bukit Tigapuluh, Sumatra.<br />
Wenn Film- oder Fotoarbeiten anstehen,<br />
gehts im frisch gebügelten Hemd in den<br />
Wald. Peter und sein Team haben sich<br />
schick gemacht – auch wenn das im<br />
Dschungel nicht lange vorhalten wird.<br />
Dennoch: bei Dreharbeiten achten sie<br />
genau darauf, dass das <strong>ZGF</strong> Logo am<br />
Hemd zu sehen ist, und auf jeder Kiste und<br />
jedem wichtigen Teil ein Aufkleber mit dem<br />
<strong>Gorilla</strong>kopf klebt.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Schwerpunkt<br />
17
Schwerpunkt<br />
����������������<br />
Manchmal vermitteln die Dreharbeiten<br />
auch dem Regisseur ungeahnte Einsichten.<br />
Von Thomas Weidenbach.<br />
18 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Dreharbeiten<br />
am Original schauplatz:<br />
in Bernhard Grzimeks <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Arbeitszimmer.<br />
�<br />
Ein Klassenzimmer in Tansania, westlich<br />
des Ngorongorokraters. Ein<br />
Rohbau, keine Fenster, roher Lehmfußboden.<br />
50 junge Massai hängen an den<br />
Lippen von Joe ole Kuwai. Der 61-jährige<br />
arbeitet für die <strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong>, ist selber Massai und erzählt den<br />
Grundschülern von seinem Freund und großen<br />
Vorbild, dessen Name an der Tafel steht:<br />
Prof. Bernhard Grzimek. Alle Kinder haben<br />
schon von ihren Eltern von dem „Professor“<br />
aus dem fernen Deutschland gehört.<br />
Jenem Mann, der die Serengeti rettete und<br />
die Touristen ins Land brachte. Den Nachnamen<br />
kann zwar keiner richtig aussprechen,<br />
aber wer kann das schon?<br />
Joe war so alt wie die Schüler vor ihm<br />
als er den berühmten Zoodirektor und Naturschützer<br />
zum ersten Mal traf.<br />
Anfangs keine angenehme<br />
Erfahrung, denn Grzimek<br />
hatte seine Eltern davon überzeugt, ihn in<br />
eine weit entfernte Schule zu schicken. Lesen<br />
und Schreiben seien auch wichtig für<br />
die Massai, da war der weiße<br />
Mann sich sicher. Also ging<br />
Joe zur Schule, dann zum<br />
Zoologiestudium auf die<br />
Universität in Daressalam,<br />
bekam ein Stipendium<br />
für die USA und kehrte<br />
schließlich als Wissenschaftler<br />
zurück, um für<br />
sein Volk, sein Land<br />
und seine Tiere zu arbeiten.<br />
Denn davon<br />
hatte ihn der Professor<br />
überzeugt:<br />
Die Tiere Afrikas<br />
waren der Schatz<br />
des Kontinents,<br />
der Reichtum der Afrikaner,<br />
den es ebenso zu bewahren<br />
galt wie den Louvre oder die Akropolis in<br />
Europa.<br />
Wie er so da steht, mit glänzenden Augen<br />
versucht, diese Botschaft den Jungen<br />
seines Volkes begreiflich zu machen und<br />
die Kinder an seinen Lippen hängen, da be-<br />
greife ich zum ersten Mal, was Bernhard<br />
Grzimek in Afrika wirklich geleistet hat. Er<br />
hat nicht nur dafür gesorgt, das einzigartige<br />
Gebiet der Serengeti und des Ngorongorokraters<br />
zu schützen. Nein, er hat vor allem<br />
die Herzen der Menschen gewonnen.<br />
Afrika war Grzimeks zweite Heimat, aber<br />
er kam nicht als Kolonialist, sondern er hat<br />
die Tansanier spüren lassen, dass sie etwas<br />
Einzigartiges besitzen, auf das sie stolz<br />
sein können. Etwas, das sie im Auftrag<br />
der Menschheit bewahren müssen. Bernhard<br />
Grzimek war ein Magier, der die Menschen<br />
verzaubern konnte, ganz gleich ob sie<br />
Deutsch oder Suaheli sprachen.<br />
In der kargen Schulklasse merke ich,<br />
wie wenig wir doch in Deutschland über<br />
jenen Menschen wissen, über den ich gemeinsam<br />
mit meinen Kollegen Harald Cremer<br />
(an der Kamera), Stefan Nowak (Ton),<br />
Jens Greuner (Schnitt), Renate Marel (Re-<br />
�����������������������<br />
daktion) und Uwe Kersken (Produzent) eine<br />
aufwändige Fernsehdokumentation für das<br />
ZDF und Arte drehen soll. Ohne die großartige<br />
Unterstützung der <strong>ZGF</strong>, deren Präsident<br />
Grzimek so viele Jahre war, wäre das<br />
Projekt kaum möglich gewesen. Vor allem<br />
Markus Borner, der Nachfolger Grzimeks in<br />
der Serengeti und seine Mitarbeiter, zu denen<br />
auch Joe Ole Kuwai gehört, haben uns<br />
tatkräftig geholfen.<br />
Als Fernsehonkel der Nation habe ich<br />
Grzimek kennen gelernt, wie so viele meiner<br />
Generation. Nach seinem oscarprämierten<br />
Meisterwerk „Serengeti darf nicht sterben“<br />
hat er dreißig Jahre lang die erfolgreichste<br />
Tiersendung aller Zeiten im Fernsehen präsentiert:<br />
„Ein Platz für Tiere“. Wie er so dasaß<br />
im Studio, immer einen kleinen <strong>Gorilla</strong>,<br />
einen schnurrenden Geparden oder ein chinesisches<br />
Huhn auf dem Tisch, das bleibt<br />
unvergesslich. Mit seinen Spendenaufrufen<br />
am Ende jeder Sendung hat er ein kleines<br />
Vermögen angehäuft, mit dem die <strong>Zoologische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> noch immer<br />
Projekte in der Serengeti und an vielen anderen<br />
Orten der Welt finanziert.<br />
Geld hat Grzimek aber auch auf andere<br />
Weise organisiert. Keine Touristengruppe,
keine wohlhabende Dame, die nach Ostafrika<br />
reiste, war vor ihm sicher. In einer Lodge<br />
stellen wir eine kleine Szene nach, in der<br />
Schauspieler Oliver Broumis, bekannt aus<br />
vielen Fernseh- und Kinofilmen, in die Rolle<br />
des Professors schlüpft. Und wieder ist sie<br />
da, jene Aura, die Grzimek umgeben haben<br />
muss. Als ihm eine reiche Amerikanerin einen<br />
Scheck über 10.000 Dollar überreichen<br />
wollte, hat er sie doch tatsächlich gefragt, ob<br />
sie nicht noch eine Null hinzufügen wolle.<br />
Wollte sie. Die Szene ist verbürgt.<br />
Immer ging Grzimek unkonventionelle<br />
Wege, wenn es seinen Zielen diente. In seiner<br />
Anfangszeit als Zoodirektor in <strong>Frankfurt</strong><br />
lockte er das Publikum mit einem seltenen,<br />
sagenumwobenen weißen Elefanten in den<br />
Tierpark. Was niemand ahnte: Er hatte einen<br />
gewöhnlichen Elefanten einfach weiß<br />
anmalen lassen. Auch persönliche Risi-<br />
ken scheute er nicht, wenn es um seine<br />
Neugier und Abenteuerlust ging. Im Zirkus<br />
Probst setzen wir eine der ersten Begegnungen<br />
Grzimeks mit wilden Tieren in Szene.<br />
Mit dabei: sechs Sibirische Tiger.<br />
1942, mitten im Krieg, Grzimek war gerade<br />
als Veterinäroffizier auf Heimaturlaub,<br />
wollte er herausfinden, ob er in die Rolle des<br />
Dompteurs schlüpfen könnte. Würden ihn<br />
die Tiere akzeptieren, wenn er sich genauso<br />
verhielte wie der eigentliche Tigerdompteur?<br />
Welchen Mut es erforderte, dieser<br />
Frage auf den Grund zu gehen, begreife ich,<br />
als wir mit Kameraausrüstung, Schauspieler<br />
und Komparsen vor einer Gruppe Zirkustiger<br />
stehen. Als unser Grzimek-Darsteller – nach<br />
langen Diskussionen und mit viel Vorsicht –<br />
tatsächlich mitsamt Dompteur zu einem Tiger<br />
in die Manege steigt, wird uns allen ganz<br />
mulmig. Grzimek hatte es sogar geschafft,<br />
mehrere Zirkusvorstellungen vor Publikum<br />
zu geben. Alleine, ohne Dompteur.<br />
Bernhard Grzimek hat<br />
im Verlauf seines Lebens immer wieder<br />
verrückte Versuche unternommen, um mehr<br />
über unsere Mitgeschöpfe zu erfahren. Um<br />
mit seinen Geschichten die Menschen für<br />
den Arten- und Naturschutz zu begeistern.<br />
Dafür gab er alles. Dabei erlitt er auch den<br />
größten Verlust.<br />
Bei den Dreharbeiten zum Serengeti Kinofilm<br />
verunglückte sein geliebter Sohn Michael<br />
mit dem Flugzeug tödlich. Ein<br />
Geier war in die Tragfläche geraten.<br />
Als wir für den Film über die Unglückstelle<br />
fliegen, müssen wir mehrfach<br />
Geiern ausweichen, damit uns nicht<br />
das Gleiche passiert.<br />
Es war vermutlich dieser Schicksalsschlag,<br />
der dazu führte, dass sich<br />
Grzimek noch mehr für seine Sache<br />
engagierte. Grzimek das Arbeitstier,<br />
das von morgens bis spät abends<br />
am Schreibtisch sitzt um zu schreiben<br />
und seine Reisen zu planen. Um<br />
den Schmerz zu verdrängen, um seinem<br />
Sohn ein Denkmal zu setzen. Damit er<br />
nicht umsonst gestorben ist.<br />
Heute liegen beide in einem Grab am<br />
Rande des Ngorongorokraters. Mit Blick in<br />
die Welt, die ihm so am Herzen lag. Nur wenige<br />
Touristen machen hier Halt. Doch regelmäßig<br />
kommen Joe ole Kuwai und die<br />
anderen Freunde und Weggefährten Bernhard<br />
Grzimeks vorbei, die weiterführen, was<br />
dieser ungewöhnliche Mensch begonnen<br />
hat. Unsere Dokumentation soll ihm ein filmisches<br />
Denkmal setzen.<br />
Thomas Weidenbach hat als Autor und<br />
Filmemacher bereits viele internationale<br />
Preise gewonnen. Mit der Kölner Produktionsfirma<br />
Gruppe 5 hat er mehrere große Dokumentationen<br />
für das deutsche Fernsehen<br />
umgesetzt. Grzimeks Leben im Film zu präsentieren<br />
war für ihn eine besondere Herausforderung.<br />
Links: <strong>ZGF</strong> Mitarbeiter Joe ole Kuwai<br />
erzählt Schülern von seinem alten<br />
Freund Bernhard Grzimek.<br />
Unten links: Regisseur Thomas<br />
Weidenbach korrigiert nochmals die<br />
Maske von Grzimek-Darsteller Oliver<br />
Broumis.<br />
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Erstausstrahlung<br />
Samstag, 1. Januar 2005<br />
um 20.45 Uhr auf Arte<br />
Die Dokumentation wird ebenfalls im ZDF<br />
ausgestrahlt werden, der Sendetermin für<br />
das ZDF steht jedoch noch nicht fest.<br />
Grzimek-Darsteller: Oliver Broumis<br />
Buch & Regie: Thomas Weidenbach<br />
Kamera: Harald Cremer<br />
Schnitt: Jens Greuner<br />
Produzent: Uwe Kersken<br />
Redaktion: Renate Marel, Martin Pieper.<br />
Eine Gruppe 5-Filmproduktion im Auftrag<br />
des ZDF und in Zusammenarbeit mit Arte.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Schwerpunkt<br />
19
<strong>ZGF</strong> intern<br />
20 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
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Forschen und Spielen im Grzimek<br />
Camp: die neue Dauerausstellung im<br />
Zoo <strong>Frankfurt</strong> kann täglich während der<br />
Öffnungs zeiten des Zoos besucht werden.<br />
Das Konzept für die Ausstellung wurde in<br />
einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von <strong>ZGF</strong><br />
und Zoo entwickelt, die Umsetzung oblag<br />
der <strong>Frankfurt</strong>er Agentur Exposition.<br />
Ende September wurde das Grzimek Camp im Zoo <strong>Frankfurt</strong> seiner Bestimmung<br />
übergeben. Nun wird es täglich von kleinen und großen Zoobesuchern erforscht.<br />
Felix und Max stürmen um die Ecke.<br />
„Boaaahh Papa guck mal, da oben<br />
is‘n Flugzeug!“ Nach der kurzen Enttäuschung,<br />
dass man da beim besten Willen<br />
nicht drankommt, widmen die beiden<br />
ihre Energie der Erforschung der Hütte im<br />
Grzimek Camp. Auf alle Knöpfe wird gedrück<br />
und alle Klappen hochgehoben, um<br />
zu sehen was sich darunter verbirgt. Felix<br />
entdeckt das Funkgegrät, wo auf Knopfdruck<br />
verschiedenen kurze Stücke zu hören sind.<br />
Die näselnde Stimme, die vom Flug mit der<br />
zebragestreiften Dornier berichtet, ist für ihn<br />
und seinen größeren Bruder natürlich vollkommen<br />
fremd. Viel besser finden die zwei<br />
den Funkspruch: „Fliegendes Zebra bitte<br />
kommen......“<br />
Dem Vater kommt die Stimme aus dem<br />
Gerät dann doch noch irgendwie bekannt<br />
vor. Erinnerungen an die eigene Kindheit<br />
werden wach. Als man extra länger aufbleiben<br />
durfte, wenn der Tierprofessor im Fernsehen<br />
kam und mit seinem „Guten Abend<br />
meine lieben Freunde“ die Fernsehnation<br />
begrüßte.<br />
Der „Tierprofessor“ Bernhard Grzimek<br />
wäre in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden.<br />
Bisher erfährt sein eindrucksvolles Lebenswerk,<br />
das hier im Zoo <strong>Frankfurt</strong> seinen Ursprung<br />
hatte, allerdings kaum öffentliche<br />
Würdigung. Die <strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> (<strong>ZGF</strong>) und der Zoo <strong>Frankfurt</strong> setzen<br />
nun mit dem Grzimek Camp dem<br />
Mann ein lebendiges Denkmal, der für<br />
beide Institutionen eine zentrale Figur war.<br />
Standort der neuen Ausstellung ist das Freigelände<br />
zwischen den Affenanlagen und<br />
der Afrika savanne im Zoo <strong>Frankfurt</strong>. Neben<br />
einer kleinen Hütte, die im Stil afrikanischer<br />
Wellblechhütten errichtet wurde<br />
und die eigentliche Ausstellung präsentiert,<br />
vervollständigen die Dornier 27 und<br />
ein zebralackierter Landrover das Bild des
„Camps in Afrika“. Das gesamte Ensemble<br />
ähnelt realen Camp Situationen von Michael<br />
und Bernhard Grzimek in der Serengeti Ende<br />
der 1950er Jahre, wie sie in „Serengeti darf<br />
nicht sterben“ zu sehen sind.<br />
Begonnen hatte alles mit einem Flugzeug.<br />
Vor gut drei Jahren entdeckte der<br />
Fluglotse und Dornier-Fan Martin Rulffs<br />
eine alte Do 27 auf dem Werksgelände von<br />
Dornier in Oberpfaffenhofen. Für einen symbolischen<br />
Euro wechselte das Flugzeug in<br />
den Besitz der <strong>ZGF</strong> und wurde fortan einer<br />
Restaurierung und schließlich der Zebralackierung<br />
ganz nach den Vorlagen von<br />
Grzimeks „ENTE“ unterzogen. Dass die Do<br />
27 den Blickfang für eine Ausstellung über<br />
das Leben von Bernhard Grzimek bilden und<br />
im Zoo stehen sollte, war schnell klar. So<br />
entstand das Konzept des Grzimek Camps,<br />
das nun als Dauerausstellung den Zoobesuchern<br />
zeigt, wer Bernhard Grzimek war, was<br />
er einst geleistet hat, aber auch, wie sein<br />
im Anflug auf<br />
Werk heute noch fortlebt und sogar konti-<br />
nuierlich wächst. Denn was mit Afrikareisen<br />
für Transporte von Zootieren kurz nach dem<br />
Krieg begann, führte letztendlich zum Aufbau<br />
einer großen, international tätigen Naturschutzorganisation<br />
– der <strong>Zoologische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Flugzeug mit tragischer Geschichte<br />
Bernhard Grzimek selbst nannte seine<br />
Dornier 27, mit der er und sein Sohn Michael<br />
im <strong>Dezember</strong> 1957 von <strong>Frankfurt</strong><br />
nach Afrika aufbrachen, liebevoll „das geflügelte<br />
Zebra“. 10.000 Kilometer legten die<br />
beiden, die zum damaligen Zeitpunkt noch<br />
blutige Fluganfänger waren, in der einmotorigen<br />
Maschine zurück, bis sie schließlich<br />
in der Serengeti in Tansania ankamen. Berühmt<br />
wurde die Maschine mit dem Kennzeichen<br />
D-ENTE durch den Film „Serengeti<br />
darf nicht sterben“. Sie existiert heute nicht<br />
mehr, denn noch während der Dreharbeiten<br />
zu dem Film verunglückte Michael Grzimek<br />
im Januar 1959 mit dieser Maschine tödlich.<br />
Die Überreste der D-ENTE liegen heute<br />
noch am Rande des Ngorongoro Kraters, wo<br />
auch Vater und Sohn begraben sind. Bei der<br />
Maschine, die jetzt auf dem Dach der Affenanlage<br />
steht, handelt es sich um die letzte<br />
Do 27, die im Dornier Werk in Oberpfaffenhofen<br />
noch vorhanden war. Das gesamte<br />
Projekt der Restauration und Lackierung<br />
dieser Maschine lag in den Händen von<br />
Martin Rulffs. Zusammen mit Freunden hat<br />
er in Wochenend- und Feierabendarbeit das<br />
Flugzeug in ein originalgetreues Abbild der<br />
D-ENTE verwandelt. Die Zebralackierung<br />
entspricht dem Original bis ins Detail, allerdings<br />
handelt es sich nicht um eine<br />
Fluglackierung sondern um normalen Fahrzeuglack.<br />
Darüber hinaus mussten aus konservatorischen<br />
Gründen einzelne Teile durch<br />
robustere Nachbauten ersetzt werden. Auch<br />
ist die Maschine nicht mehr flugfähig, denn<br />
der Motor musst entfernt werden um Gewicht<br />
zu sparen.<br />
Für Jungs wie Felix und Max wäre es natürlich<br />
spannender wenn das Flugzeug auf<br />
dem Boden und somit zum Anfassen wäre.<br />
Doch der Haltbarkeit der Maschine wäre das<br />
auf jeden Fall nicht sehr zuträglich. So müssen<br />
sich Felix und Max auf den Landrover<br />
beschränken. Und da gibt es auch im Inneren<br />
spannende Dinge zu entdecken.<br />
Zoodirektor Dr. Christian R. Schmidt und<br />
Christian Grzimek bei der Eröffnung. Den<br />
Zebra-Landrover verdankt das Camp dem<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Autohaus Avalon, das für uns<br />
extra auf die Suche nach diesem Oldtimer<br />
ging und ihn zur Verfügung stellte.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
<strong>ZGF</strong> intern<br />
21
<strong>ZGF</strong> intern<br />
Protokoll<br />
22 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Mitglieder versammlung <strong>2004</strong><br />
Präsentation der Arbeit der <strong>ZGF</strong> im<br />
Jahre 2003 durch Geschäftsführer Dr.<br />
Christof Schenck.<br />
Protokoll der Mitgliederversammlung der <strong>Zoologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> von<br />
1858 e.V., Alfred-Brehm-Platz 16, 60316 <strong>Frankfurt</strong> am Main am 4. Oktober <strong>2004</strong><br />
im Zoogesellschaftshaus (Ausstellungsraum), Zoo <strong>Frankfurt</strong>. Beginn: 16:10 Uhr,<br />
Ende: 18:50 Uhr. Protokoll: Sabina Potthoff.<br />
Anwesend sind 39 stimmberechtigte<br />
Mitglieder. Vom Vorstand der <strong>Zoologische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> sind<br />
anwesend: Präsident Gerhard Kittscher,<br />
Vizepräsident Dr. Christian R. Schmidt,<br />
Generalkonsul Bruno H. Schubert und Hans-<br />
Joachim Suchan. Es fehlt entschuldigt Prof.<br />
Dr. Manfred Niekisch. Versammlungsleiter<br />
ist Herr Gerhard Kittscher.<br />
TOP 1: Begrüßung<br />
Herr Kittscher eröffnet die Mitgliederversammlung<br />
und begrüßt die anwesenden<br />
Mitglieder, Vorstandsmitglieder,<br />
Mitarbeiter<br />
der <strong>ZGF</strong> und alle Gäste,<br />
insbesondere Herrn<br />
Weisgerber von der<br />
W+ST Wirtschaftsprüfung<br />
GmbH, Herrn Simon<br />
und Frau Mai vom<br />
Steuerbüro Simon &<br />
Partner und Frau Martin,<br />
Rechtsanwältin und<br />
Notarin. Er dankt dem<br />
Hausherrn Herrn Dr.<br />
Schmidt für die Bereitstellung<br />
des Raumes<br />
im Zoogesellschaftshaus.<br />
Herr Kittscher übernimmt die Leitung<br />
der Versammlung und beauftragt gemäß §<br />
9, Absatz 2 der Satzung Frau Sabina Potthoff<br />
mit der Protokollführung. Herr Kittscher<br />
weist darauf hin, dass das Protokoll dieser<br />
Versammlung im nächsten <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> Nr.<br />
4/<strong>2004</strong> veröffentlicht wird.<br />
Es wird die satzungsgemäße und fristgerechte<br />
Einladung zur Mitgliederversammlung<br />
mit Bekanntgabe der Tagesordnung im<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> Nr. 2/<strong>2004</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
festgestellt. Herr Kittscher stellt noch einmal<br />
die Tagesordnung vor und weist dar-<br />
auf hin, dass für die Behandlung des TOP 2<br />
der Geschäftsbericht 2003 und eine Kopie<br />
der detaillierten Bilanz und Erfolgsrechnung<br />
ausgegeben wurden.<br />
TOP 2: Geschäftsbericht 2003<br />
Herr Kittscher berichtet, dass die <strong>Zoologische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> wieder auf ein<br />
gutes Geschäftsjahr 2003 zurückblicken<br />
kann. Im Berichtsjahr wurden über 80 Projekte<br />
in ca. 30 Ländern gefördert. Herr Kittscher<br />
betont, dass bei der Projektförderung<br />
großer Wert auf die Langfristigkeit der Maßnahmen<br />
gelegt wird. Ca. 50 Prozent des Gesamtvolumens<br />
wurden traditionsgemäß in<br />
Ostafrika verausgabt. Anhand der vorliegenden<br />
Grafiken im Geschäftsbericht 2003 erläutert<br />
Herr Kittscher die finanzielle Lage im<br />
Berichtsjahr, die Bilanz und die Erfolgsrechnung<br />
des Vereins und der Stiftung „Hilfe für<br />
die bedrohte Tierwelt“. Herr Kittscher richtet<br />
seinen Dank für die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
an alle Projektpartner im In- und<br />
Ausland.<br />
Wichtige Neuerung im zurückliegenden<br />
Geschäftsjahr war u.a. die erfolg reiche Markenanmeldung<br />
des <strong>Gorilla</strong>kopfes als Bildmarke<br />
in Deutschland; derzeit läuft das<br />
Verfahren für eine europaweite Anmeldung<br />
der Bildmarke und ein Verfahren zum Erreichen<br />
des Markenschutzes für den Slogan<br />
„Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.<br />
Im Anschluss gibt <strong>ZGF</strong> Geschäftsführer<br />
Dr. Christof Schenck einen kurzen Überblick<br />
über die Schwerpunkte im Naturschutzprogramm<br />
der <strong>ZGF</strong>. Zwei große Projekte wurden<br />
in Kooperation mit der DBU (Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt) ins Leben gerufen:<br />
das in der Hessischen, Bayerischen<br />
und Thüringischen Rhön angesiedelte Projekt<br />
„Rhön im Fluss“ und in Kooperation mit<br />
dem <strong>Frankfurt</strong>er Zoo das Umweltbildungsprojekt<br />
„Globalen Naturschutz – Lokal er-
Zoo <strong>Frankfurt</strong><br />
Kelele und Kobold wieder bei ihren Familien<br />
Der kleine Bonobo Kelele wurde im Hause<br />
Schmidt von Hand aufgezogen, nachdem<br />
seine Mutter kurz nach der Geburt gestorben<br />
war. Bereits mit drei Monaten kam er<br />
zurück in die Bonobo Gruppe.<br />
24 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Zwei verstoßene Affenkinder werden in <strong>Frankfurt</strong> von Hand aufgezogen. Von Dr.<br />
Christian R. Schmidt<br />
Der Gelbbrustkapuziner Kobold wurde<br />
am 18. Mai <strong>2004</strong> als drittes Kind von<br />
DEJA geboren. Seine Mutter kümmerte<br />
sich – anders als bei ihren beiden<br />
ersten Kindern – überhaupt nicht um KO-<br />
BOLD. Er wurde deshalb von Fabian Schmidt<br />
von Hand aufgezogen. Im Alter von 35 Tagen<br />
wurde er erstmals seiner Familie vorgestellt:<br />
Vater URBAIN war höchst<br />
interessiert an seinem „verlorenen<br />
Sohn“, Mutter DEJA beachtete<br />
ihn überhaupt nicht und seine<br />
drei Halbschwestern versuchen<br />
etwas grob mit ihm zu spielen.<br />
Fast täglich kam nun KOBOLD zu<br />
seiner Familie auf Besuch.<br />
Am 16. September, im Alter<br />
von 121 Tagen wagten wir den<br />
Versuch, KOBOLD zu seinem Vater<br />
URBAIN zu lassen. KOBOLD verhält<br />
sich, als ob er in seiner Familie<br />
aufgewachsen wäre. Er spielt,<br />
frisst selbständig und erhält von<br />
Tierpfleger Harald Thomas und<br />
seinem Team noch täglich zwei<br />
Flaschen durchs Gitter.<br />
Nur noch 300 Gelbbrustkapuziner leben<br />
in den atlantischen Küstenregenwäldern<br />
Brasiliens, die weitgehend abgeholzt sind.<br />
Die Art ist von der Ausrottung bedroht, weshalb<br />
der Zoo Mulhouse ein Europäisches Erhaltungszucht-Programm<br />
(EEP) führt.<br />
Bonobo KELELE als Waisenkind<br />
KELELE wurde am 22. Juli 04 als siebtes<br />
Kind von SALONGA geboren. Am folgenden<br />
Morgen starb SALONGA an einer<br />
Herzinsuffizienz. Das 17-jährige Weibchen<br />
KAMITI, das noch nie ein eigenes Junges<br />
hatte, trug KELELE wie eine erfahrene Mutter<br />
am Bauch. Reviertierpfleger Carsten<br />
Knott, Regina Brinkmann und das übrige<br />
Team im Menschenaffenhaus trainieren un-<br />
sere Menschenaffen. KAMITI kam willig ans<br />
Gitter, ließ aber eine Flaschenfütterung von<br />
KELELE nicht zu. Schließlich musste Zooveterinär<br />
Bert Geyer KELELE in Narkose abnehmen.<br />
Auch der Versuch einer Adoption<br />
durch zwei andere Weibchen war erfolglos.<br />
Deshalb kam KELELE, in Absprache mit<br />
dem EEP-Koordinator, als 15. Affenkind zu<br />
Anne Marie Schmidt zur Handaufzucht, was<br />
u. a. heißt, Tag und Nacht alle zwei Stunden<br />
Flasche geben, stundenlanges Herumtragen<br />
zur Vermeidung von Stereotypien.<br />
KELELE entwickelte sich insgesamt prächtig.<br />
KAMITI erhielt ein Spezialtraining mit<br />
Affenpuppe und Flasche und KELELE<br />
musste lernen, nachts nicht nach der Flasche<br />
zu schreien. Schon im Alter von 29<br />
Tagen begannen KELELEs Besuche bei KA-<br />
MITI und den anderen Artgenossen. Im Alter<br />
von zwei Monaten waren alle Voraussetzungen<br />
für eine Integration von KELELE gegeben,<br />
als eine kleine Erkältung sich zu einer<br />
Bronchitis entwickelte. Nach der Genesung<br />
begannen die Zoobesuche wieder.<br />
Im Alter von 95 Tagen war KELELEs großer<br />
Tag: Er kam zu KAMITI und Großmutter<br />
MARGRIT (mit 53 Jahren Europas ältester<br />
Bonobo). Nach 5 Minuten nahm KAMITI<br />
den schreienden KELELE an den Bauch und<br />
betreut ihn vorbildlich. Sie lässt auch die<br />
Bananen- und Flaschenfütterung durchs<br />
Gitter zu. Schon am ersten Tag sprang Oma<br />
MARGRIT bei der Kinderbetreuung ein. Die<br />
nächsten zwei Tage teilen sich KAMITI und<br />
MARGRIT vorbildlich die Pflichten der Jungenaufzucht.<br />
Die frühzeitige Reintegration KELELEs in<br />
die Geburtsgruppe ist international einmalig:<br />
In anderen Zoos wird das erst mit 4-5<br />
Jahren erreicht. Der Erfolg – von dem wir<br />
hoffen, dass er anhält – ist auf das gute Zusammenspiel<br />
von Bonobos, Tierpflegerteam<br />
und Ersatzmutter zurückzuführen. Dafür sei<br />
allen gedankt.
Nachwuchs &<br />
Veränderungen im<br />
Zoo <strong>Frankfurt</strong><br />
Geboren<br />
4 kleine Igeltanreks, 1 Kurzohr-Rüsselspringer,<br />
1.0 Kaiserschnurrbart-Tamarin, 1<br />
Gelbbrustkapuziner, 1 Dianameer katze, 2<br />
Borstenhörnchen, 3 Große Maras, 3 Capybaras,<br />
0,1 Rostkatze, 1.1 Alpakas, 1,1 Südliche<br />
Vikunjas, 1.0 Ostafrikanischer Bongo,<br />
0.1 Mhorrgazelle, 4 Kapenten 2 Kaptriele, 1<br />
Socorrotaube, 3 Bartlett-Dolchstichtauben,<br />
1 Bronzenacken-Fasantraube, Russköpfchen,<br />
Purpurtangaren, 3 Moschusschildkröten,<br />
1 Sägerücken-Schildkröte, 1 Homes<br />
Gelenkschildkröte, 1 Spaltenschildkröte,<br />
7 Schlangenhals-Schildkröten, 1 Henkels<br />
Blattschwanzgecko (<strong>Frankfurt</strong>er Erstzucht),<br />
22 Chuckwallas, 2 Nashornleguane, 2<br />
Rollschwanzleguane, 1 Kronenbasilisk,<br />
1 Walzenskink, 4 Glauert’s Felsenwarane<br />
(<strong>Frankfurt</strong>er Erstzucht), 6 Rote Speikobras<br />
Zugänge<br />
0.1 Zweizehen-Faultier (Zoo Kopenhagen),<br />
1.0 Mähnenwolf DOMINGO (Geschenk Tierpark<br />
Berlin), 1.0 Zwergseebär OTTI (Zoo am<br />
Meer Bremerhaven), 1.1 Goffins Kakadus,<br />
1.1 Guirakuckucke, 1 Krötenechse, Korallenfische,<br />
Korallen, 2 Kraken<br />
Gestorben<br />
0.1 Gleichfarbkuskus (10 Jahre, 8 Monate)<br />
1.0 Aye-Aye ASTAROTH, 1.0 Zwergseebär<br />
GRISU, 0.1 Klippspringer BABS, 1.0 Schuhschnabel,<br />
1.1 Keas, 1 Kleiner Fetzenfisch<br />
Abgegeben<br />
0.1 Katta (Zoo Ueckermünde), 0.1 Mähnenwolf,<br />
0.1 Rostkatze (Zoo Port Lympne), 1.1<br />
Amurleoparden (Zoos Antwerpen und Mulhouse),0.1<br />
Mangalitzaschwein, 1.0 Streifenkiwi<br />
(Zoo Antwerpen), 4.2 Rote Ibisse<br />
(Zoo Rostock), 1.0 Arakanga (Zoo Wuppertal)<br />
6 Europäische Sumpfschildkröten<br />
(Wiederansiedlung in Reinheim, 1.4 Australische<br />
Süßwasserkrokodile, 1 Klapperlose<br />
Klapperschlange<br />
Erläuterung: 2.3 Tiere bedeutet: 2 Männchen und<br />
3 Weibchen.<br />
Vortragsreihe biologische Vielfalt<br />
<strong>Frankfurt</strong><br />
Schätze unserer Erde Zoo<br />
4. <strong>Dezember</strong> <strong>2004</strong>, 18:30 Uhr<br />
Wissen, Erleben, Genießen:<br />
Chancen zur Erhaltung unserer Obstwiesen<br />
Die Streuobstwiesen vor den Toren <strong>Frankfurt</strong>s sind Kleinode der biologischen Vielfalt.<br />
Verkostet werden Apfelweinspezialitäten aus heimischen Streuostwiesen.<br />
Vortrag: Stefan Nawrath (Universität <strong>Frankfurt</strong>) und Gerhard Weinrich / Barbara Fiselius<br />
(Streuobstzentrum MainÄppelHaus), Verkostung: Jörg Stier (Keltermeister)<br />
Orang Utans: Die Heimkehr unserer<br />
haarigen Verwandten<br />
Im Gespräch mit Focus TV Redakteurin Stephanie Krüger berichtet<br />
Peter Pratje von seinem Arbeitsalltag in der <strong>ZGF</strong> Orang<br />
Utan Station Bukit Tigapuluh auf Sumatra. Ein spannender Erlebnisbericht<br />
mit Bildern und Filmen von Sumatra.<br />
<strong>Frankfurt</strong> für den Dschungel<br />
– Initiativen im Regenwaldschutz<br />
In <strong>Frankfurt</strong> arbeiten zahlreiche Organisationen aktiv für die Erhaltung der artenreichsten<br />
Gebiete unserer Erde, der Regenwälder.<br />
Diskussion mit: Monika Anton (Tropica Verde), Dr. Andreas Kress (Klimabündnis), Dr.<br />
Rolf Mack (GTZ), Antje Müllner (<strong>ZGF</strong>), Dr. Christof Schenck (<strong>ZGF</strong>), Dr. Peter Prokosch<br />
(WWF Deutschland), Dr. Volkhard Wille (Oro Verde)<br />
Moderation: Prof. Dr. Manfred Niekisch (Universität Greifswald)
<strong>Dezember</strong> Juni - 2/<strong>2004</strong> - 4/<strong>2004</strong><br />
Lichtblicke für die Natur<br />
Alles begann im Herbst 2003, als der Referendar und <strong>ZGF</strong>-<br />
Mitglied Peter Fendt die Klasse 7 der freien Walddorfschule<br />
Diez besuchte. Er erzählte von Afrika, den Berggorillas<br />
und ihrer Gefährdung. Rachel, Johanna, Julia, Carolina,<br />
Carina und Amelie waren beeindruckt und beschlossen in der<br />
nächsten Pause: Wir wollen etwas für die Berggorillas tun. Und<br />
das taten sie. Beim Diezer Handwerkermarkt 2003 und <strong>2004</strong> verkauften<br />
sie Selbstgemachtes und informierten die Passanten über<br />
das <strong>ZGF</strong>-Projekt zum Schutz der <strong>Gorilla</strong>s im Kongo. 441 Euro<br />
nahm das junge Team in diesem Jahr ein und überwies es projektgebunden<br />
an die <strong>ZGF</strong>. Im Namen unserer Projektleiter Robert<br />
Muir und Helen Haque im Kongo sagen wir an dieser Stelle<br />
Danke: Eine tolle Aktion!