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KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society

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AUS DEN PROJEKTEN | PERU<br />

Was hat der Goldpreis mit dem<br />

Amazonas zu tun? Leider eine<br />

ganze Menge. Im Südosten Perus, im<br />

Grenzgebiet zu Bolivien und Brasilien<br />

liegt Madre de Dios. Dieses Gebiet ist<br />

Teil des Amazonasbeckens und beherbergt<br />

rund 85.000 Quadratkilometer<br />

primären Tieflandregenwaldes.<br />

Hier leben mehrere indigene Völker<br />

und die Artenvielfalt ist phäno menal.<br />

Zugleich ist die Region Madre de<br />

Dios aber auch das drittgrößte Goldproduktionsgebiet<br />

Perus.<br />

70 Prozent dieses Goldes werden illegal<br />

im Tagebau gewonnen, abgebaut<br />

vor allem von den ärmsten<br />

Einwohnern Perus. Täglich kommen<br />

tausende weiterer illegaler Goldsucher<br />

hinzu. Sie amalgamieren das abgebaute<br />

Gold erz mit hochgiftigem<br />

Quecksilber, dann erhitzen sie die<br />

so gewonnene Goldverbindung. Das<br />

Quecksilber verdampft und übrig<br />

bleibt das Gold. Die giftigen Quecksilberdämpfe<br />

werden von den Menschen,<br />

die mit dem Schwermetall<br />

hantieren, eingeatmet, darüber hinaus<br />

gelangt es in die Atmosphäre und in<br />

die Flüsse – mit schweren Folgen für<br />

Mensch und Umwelt.<br />

Nun hat eine Studie der Amerikanerin<br />

Jennifer Swenson gezeigt, dass<br />

die Lage sich immer weiter verschlimmert.<br />

Satellitenaufnahmen von Madre<br />

de Dios zeigen, dass zunehmend<br />

mehr Gebiete für den Tagebau entwaldet<br />

werden. Waren es zwischen 2003<br />

und 2006 jährlich noch 300 Hektar,<br />

die gerodet wurden, fielen von 2006<br />

bis 2009 bereits 1.900 Hektar pro Jahr<br />

dem illegalen Abbau zum Opfer. Die<br />

Wissenschaftler konnten zeigen, dass<br />

die Zunahme des illegalen Goldabbaus<br />

eine direkte Folge des weltweit<br />

steigenden Goldpreises ist. Dieser ist<br />

in den letzten zehn Jahren um 360<br />

Prozent von rund 300 Dollar pro<br />

Feinunze auf mehr als 1.500 Dollar<br />

GOLDPREIS UND ENTWALDUNG – EIN FATALER ZUSAMMENHANG<br />

Entwaldung<br />

für Goldabbau<br />

in Hektar<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

2003<br />

pro Feinunze gestiegen. Analog dazu<br />

haben auch Quecksilber-Importe in<br />

Peru stark zugenommen, nämlich um<br />

42 Prozent auf 130 Tonnen pro Jahr.<br />

95 Prozent hiervon werden zur illegalen<br />

Goldgewinnung verwendet.<br />

ZGF-BÜRO VORÜBERGEHEN<br />

GESCHLOSSEN<br />

Bislang ist es der peruanischen Regierung<br />

nicht gelungen, dem illegalen<br />

Abbau Einhalt zu gebieten. Der<br />

letzte Versuch fand Mitte März statt<br />

und führte zu wütenden Protestaktionen<br />

mit drei Toten und zahlreichen<br />

Verletzten. 12.500 illegale Minienarbeiter<br />

stürmten öffentliche Gebäude<br />

in Puerto Maldonado, der Hauptstadt<br />

von Madre de Dios. Das Büro der<br />

ZGF in Puerto Maldonado musste aus<br />

Sicherheitsgründen vorübergehend<br />

geschlossen werden. Wie sich die Situation<br />

weiterentwickeln wird, kann<br />

auch ZGF-Projektleiter Rob Williams<br />

nicht mit Sicherheit sagen: „Auch<br />

wenn sich die Lage nun beruhigt hat<br />

und die Arbeiter mit der Regierung<br />

2006<br />

2009<br />

200 400 600 800 1.000<br />

Goldpreis in Dollar<br />

pro Feinunze<br />

Je stärker der Goldpreis gestiegen ist, desto mehr Wald wurde insgesamt in der Region Madre<br />

de Dios für den illegalen Goldabbau gerodet.<br />

verhandeln, sagt das Gesetz ganz eindeutig,<br />

dass das was sie tun illegal ist.<br />

Es ist schrecklich, dass drei Leute bei<br />

den Protesten umgekommen sind.<br />

In den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />

werden aber noch unzählige<br />

weitere Bergleute an Quecksilbervergiftungen<br />

sterben, wenn so weitergemacht<br />

wird.“<br />

Striktere Einfuhrregelungen für<br />

Quecksilber könnten helfen, aber<br />

langfristig können nur ein fairer<br />

Goldhandel, neue Technologien und<br />

eine Ausbildung der Goldsucher das<br />

Problem lösen.<br />

--------------<br />

Gold Mining in the Peruvian Amazon:<br />

Global Prices, Deforestation, and Mercury<br />

Imports.<br />

Swenson JJ, Carter CE, Domec J-C,<br />

Delgado CI (2011)<br />

PLoS ONE 6(4): e18875. doi:10.1371/<br />

journal.pone.0018875<br />

Online verfügbar unter<br />

Ú http://www.springerlink.com/<br />

content/el51764477433573/<br />

20 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2012<br />

Quelle: Swenson et al (2011)

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