KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society
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SCHWERPUNKTTHEMA | NAS<strong>HORN</strong><br />
ENTWICKLUNG DER AFRIKANISCHEN NAS<strong>HORN</strong>-<br />
BESTÄNDE 1970 BIS HEUTE SOWIE DES SCHWARZ-<br />
MARKTPREISES FÜR <strong>HORN</strong><br />
Anzahl<br />
Tiere<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
$<br />
17-75 477-764<br />
$<br />
1.200-3.075<br />
$<br />
Spitzmaulnashorn Südl. Breitmaulnashorn<br />
Kilopreis für Nasenhorn (in $ US)<br />
65.000<br />
$<br />
0<br />
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />
Jetzt ist es nicht so, dass man in China überall Nasenhorn<br />
kaufen könnte – trotz des verbreiteten Glaubens an<br />
seine Heilkraft. China hat klare Gesetze, die die Nutzung<br />
von Nasenhorn verbieten und die werden auch strikt umgesetzt.<br />
Daher wird es nur heimlich verwendet und gehandelt.<br />
Im benachbarten Vietnam werden die Gesetze<br />
jedoch lockerer gehandhabt. Neuere Untersuchungen in<br />
Vietnam haben gezeigt, dass der Glaube an die Wirksamkeit<br />
von Nasenhorn sowie die anderer tierischer Produkte<br />
dort weitverbreitet ist und dass vor allem hochrangige<br />
Mitglieder der Gesellschaft diese Produkte kaufen.<br />
Doch beim Nasenhorn geht es in diesen Ländern nicht<br />
nur um „Medizin“. Es ist eine komplexe Mischung aus<br />
Ästhetik, Statussymbolik, tief verwurzelten Heilungstraditionen<br />
sowie kulturellen Aspekten, die zur Wertschätzung<br />
des Horns beiträgt. Erst wenn es uns gelingt, diese<br />
tiefsitzende kulturelle Affinität zu verstehen – und wir<br />
wegkommen von unseren populistischen westlichen Ansichten,<br />
dass das Nasenhorn in Asien nur aufgrund seiner<br />
aphrodisierenden Wirkung oder als Wundermittel gegen<br />
Krebs konsumiert würde, gibt es eine Chance auf einen<br />
echten Dialog und eine vernünftige und dauerhafte Lösung<br />
für das Wildereiproblem.<br />
12<br />
MARKTGRÖSSE UND PREISE<br />
In einem Markt gibt es zwei Variablen. Die eine ist die Anzahl<br />
der Menschen, die daran interessiert sind, ein Produkt<br />
in der gewünschten Menge zu kaufen. Hier geht es<br />
um die Quantität. Die andere ist der Preis, den diese Menschen<br />
dafür bereit sind zu bezahlen. Diese zwei Größen<br />
bedingen sich gegenseitig: Je niedriger der Preis, desto<br />
höher die Nachfrage; wenn die Preise steigen, nimmt die<br />
Nachfrage ab.<br />
Es gibt zwei Aspekte des Nasenhornmarktes, die dem Naturschutz<br />
zu denken geben sollten, über die man aber<br />
wenig weiß: Das eine ist die Marktgröße (gemessen am<br />
Gesamtmarktwert), das andere die stabile Nachfrage trotz<br />
steigender Preise (gemessen an der sog. Preiselastizität).<br />
Statt von der Nachfrage nach Nasenhorn zu sprechen,<br />
ist es sinnvoller, die Marktgröße, respektive ihren Wert<br />
(durchschnittlicher Preis mal gehandelter Menge) zu<br />
betrachten. Ein hypothetischer Markt, auf dem jährlich<br />
zehn Tonnen Nasenhorn zu einem durchschnittlichen<br />
Preis von 1.000 US-Dollar pro Tonne gehandelt werden,<br />
ist de facto genauso groß, wie ein Markt, auf dem jährlich<br />
100 Tonnen für nur 100 US-Dollar pro Tonne gehandelt<br />
werden. Der Gesamtwert beider Märkte beträgt<br />
10.000 US-Dollar. Würde nun der Durchschnittspreis<br />
des ersten Marktes auf 1.200 US-Dollar pro Tonne und<br />
Jahr ansteigen, hätte der erste Markt einen höheren Wert<br />
(12.000 US-Dollar) als der zweite, obwohl nur ein Zehntel<br />
der Gesamtproduktmenge gehandelt wird. Da es die<br />
Rentabilität ist, die die Wilderei und den illegalen Handel<br />
anheizt, stehen wir hier vor einem interessanten Aspekt:<br />
Ein Markt von hohem Wert, der kleinere Mengen<br />
bewegt, kann tatsächlich eine größere Bedrohung darstellen<br />
als ein Markt mit niedrigerem Wert, der größere<br />
Mengen handelt.<br />
DIE ENTWICKLUNG DES MARKTES FÜR<br />
NASEN<strong>HORN</strong><br />
Da der weltweite Markt für Nasenhorn schon seit über<br />
drei Jahrzehnten illegal ist, bekommt man leider keine<br />
verlässlichen und statistisch relevanten Daten. Doch die<br />
Forschungsarbeit von Esmond Martin und anderen, die<br />
für Organisationen wie TRAFFIC arbeiten, liefert uns einiges<br />
an Hinweisen.<br />
Vor dem CITES-Verbot von 1977 wurden Nashörner in<br />
Afrika stark gejagt, ihr Horn wurde vorwiegend nach<br />
Asien und in den Mittleren Osten exportiert. In den<br />
1960er- und 70er-Jahren war vor allem der jemenitische<br />
Markt für zeremonielle Dolche für die große Nachfrage<br />
nach Nasenhorn aus Ostafrika verantwortlich. Der Jemen<br />
profitierte vom Boom der saudischen Ölwirtschaft, die<br />
Einkommen stiegen und immer mehr jemenitische Männer<br />
konnten sich Nasenhorn-Dolche als Statussymbole<br />
leisten. Dies wiederum führte zu einem akuten Anstieg<br />
der Nashornwilderei in den ostafrikanischen Ländern<br />
Äthiopien, Somalia, Sudan und Kenia.<br />
ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2012