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KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society

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Durch ein internationales Handelsverbot im Rahmen des<br />

Artenschutzabkommens CITES (Convention on International<br />

Trade of Endangered Species) wird bereits seit 1977<br />

versucht, den Markt für Nasenhorn auszutrocknen. Leider<br />

ist es damit nicht gelungen, den Handel zu unterbinden,<br />

vielmehr ist er in den Untergrund getrieben worden,<br />

mit der Konsequenz, dass es fast unmöglich ist, an zuverlässige<br />

Daten für eine Marktanalyse zu kommen. Nichtsdestotrotz<br />

glaube ich, dass wir genug wissen, um zu<br />

erklären, was im Moment abläuft und warum.<br />

WAS TREIBT DIE NAS<strong>HORN</strong>WILDEREI UND<br />

DEN ILLEGALEN HANDEL AN?<br />

Wilderer agieren mit der Aussicht auf Profit. Je größer<br />

der zu erwartende Profit, desto größer ist der Anreiz zu<br />

wildern. Dasselbe gilt auch für die Händler. Das heißt,<br />

das Ausmaß in dem Wilderei und illegaler Handel stattfinden,<br />

hängt zum einen vom Preis ab, den der Endverbraucher<br />

bereit ist zu bezahlen und zum anderen von<br />

den „Betriebskosten“, die für das Wildern und den Handel<br />

anfallen.<br />

Für Wilderer und Schmuggler zählt in der Regel das, was<br />

sie direkt und unmittelbar verdienen können. Die Möglichkeit,<br />

dass sie eventuell auch erwischt und potenziell<br />

bestraft werden könnten, wird meist ausgeblendet. Das<br />

heißt, je wahrscheinlicher es wird, dass sie geschnappt<br />

werden bevor sie ein Nashorn erreichen und töten können,<br />

desto mehr wird ihre Aussicht auf guten Profit gemindert,<br />

das Risiko ihrer „Investition“ in die Wilderei<br />

steigt folglich.<br />

Wenn die Wahrscheinlichkeit geschnappt zu werden jedoch<br />

gering ist, dann halten selbst schwerwiegende Strafen<br />

(inklusive Todesstrafe) die Wilderer nicht davon ab,<br />

Nashörner zu töten. Ähnliches gilt für alle anderen Beteiligten<br />

in der illegalen Handelskette.<br />

Die Preise sind der wichtigste Indikator dafür, was in<br />

einem Markt geschieht. Sie spiegeln die Verfügbarkeit bestimmter<br />

Produkte wider. Preise, die im Vergleich zu anderen<br />

Produkten (oder zu früheren Preisen) hoch sind,<br />

zeigen an, dass ein Produkt relativ rar ist.<br />

Nasenhorn – schon immer begehrt<br />

Um die Attraktivität von Nasenhorn zu verstehen, müssen<br />

wir in die Geschichte zurückblicken. Aus archäolo-<br />

ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2012<br />

SCHWERPUNKTTHEMA | NAS<strong>HORN</strong><br />

gischen Funden und historischen Aufzeichnungen wissen<br />

wir, dass Nashörner in vielen Teilen der Welt gejagt wurden.<br />

Nashornfleisch war ein begehrtes Nahrungsmittel<br />

– von den frühen Jägern der Eiszeit, die in Europa das<br />

Wollnashorn gejagt haben, bis hin zu den englischen und<br />

niederländischen Siedlern in Südafrika im 19. Jahrhundert.<br />

Obwohl die Nashörner wegen ihres Fleisches erlegt<br />

wurden, fanden die Jäger natürlich für alle Teile des<br />

Tieres Verwendung, beispielsweise zu dekorativen oder<br />

medizinischen Zwecken. In den Jäger- und Sammler-<br />

Gesellschaften brachte es einem Jäger hohes Ansehen,<br />

ein derart großes und gefährliches Tier zu erlegen. Man<br />

kann sich also vorstellen, warum das Horn sowie Produkte<br />

aus Nasenhorn zu Statussymbolen wurden, stets<br />

umgeben mit der Aura des Mystischen.<br />

Die besondere Ästhetik des Nasenhorns machte es für den<br />

Gebrauch im Kunsthandwerk schon immer sehr attraktiv.<br />

Beispiele hierfür reichen von jemenitischen Dolchgriffen<br />

bis hin zu handgeschnitzten Schalen aus Asien (besonders<br />

China) und Europa. Früher besaßen nur Mitglieder<br />

der Oberschicht derartige Objekte.<br />

Da das Horn darüber hinaus Bestandteile enthält, die mit<br />

Alkaloiden reagieren, haben adelige Europäer und Asiaten<br />

gerne Behälter aus Nasenhorn verwendet, um vermeintliche<br />

Gifte aufzuspüren. Und wahrscheinlich ist es diese Eigenschaft,<br />

die dazu führte, dass dem Nasenhorn heilende<br />

Kräfte nachgesagt werden. Diese mutmaßlichen Heilkräfte<br />

waren der Grund für die große Nachfrage nach Nasenhorn<br />

– und zwar nicht allein in Asien, sondern auch in Europa,<br />

wo es auch als „Horn des Einhorns“ gehandelt wurde.<br />

Traditionelle Medizin seit 2000 Jahren<br />

Nasenhörner werden in der traditionellen chinesischen<br />

Medizin (TCM) bereits seit mehr als 2000 Jahren verwendet.<br />

Typischerweise wurde Nasenhorn, in Kombination<br />

mit bestimmten Kräutern, als sogenannte „kalte Medizin“<br />

verschrieben, um Entzündungen, Fieber und andere<br />

Beschwerden zu heilen, die mit Gift und erhöhter Körpertemperatur<br />

in Verbindung gebracht wurden. Wie bei<br />

anderen TCM-Praktiken auch, hat sich diese Anwendung<br />

des Horns, wahrscheinlich über Jahrtausende hinweg<br />

entwickelt. TCM ist heute in Asien ein anerkannter Teilbereich<br />

der Medizin, mit strenger Ausbildung und Zulassung,<br />

und hat auch in den westlichen Gesellschaften, wo<br />

Anwendungen wie Akupunktur und Kräuterpräparate immer<br />

beliebter werden, immer mehr Anhänger.<br />

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