KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society
KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society
KAMPF UMS HORN - Frankfurt Zoological Society
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dr. Christof Schenck<br />
er hätte gedacht, dass die wirtschaftliche Entwick-<br />
W lung in Asien den Nashörnern in Afrika zum Verhängnis<br />
wird? Die Kaufkraft im Fernen Osten kombiniert mit<br />
Jahrhunderte altem Glauben an die medizinische Wirkung<br />
des Nasenhorns, haben, wie es der Marktanalyst Michael<br />
`t Sas-Rolfes nachfolgend beschreibt, zu einem Markt mit<br />
einem schwachen Angebot und einer sehr starken Nachfrage<br />
geführt, bei dem der Preis fast zwangsläufig uferlos<br />
nach oben schießt. Eigentlich ein Traum für jeden Unternehmer.<br />
In diesem Fall aber ein Albtraum für den Lieferanten,<br />
das Nashorn. Mit einer gezielten Zucht der Tiere<br />
– so wird von Ökonomenseite argumentiert – einer schonenden<br />
Enthornung, der Verwendung der Hörner natürlich<br />
verendeter Tiere und einem kontrollierten legalen Handel,<br />
steige das Angebot, der Preis sinke und die Erträge für Wilderer<br />
somit ebenfalls. Die Nashörner würden sicherer.<br />
Südafrikas Umweltministerin Edna Molewa hat Anfang<br />
April verlauten lassen, dass Südafrika einen Antrag für<br />
eine bedingte Handelsfreigabe an die nächste CITES-Konferenz<br />
im März 2013 in Thailand vorbereite. Im Moment<br />
würden alle Für- und Wider-Argumente sowie die Rahmenbedingungen<br />
geprüft, so die Ministerin.<br />
Was aber, wenn auch ein größeres Angebot mit der Nachfrage<br />
nicht mithalten kann? Wenn Kunden hinzukommen,<br />
die sich bisher von einem illegalen Produkt ferngehalten<br />
haben? Wenn Werbung für das (legale) Produkt gemacht<br />
wird? Wenn neue Märkte entstehen, z.B. bei der wachsenden<br />
chinesischen Bevölkerung in Afrika selbst? Was, wenn<br />
es billiger ist, ein freilebendes Nashorn zu töten, als die<br />
Tiere auf Farmen zu züchten? Und wie soll überhaupt der<br />
illegale vom legalen Handel getrennt werden, wenn das<br />
schon bei Tropenholz oder Elfenbein nicht gelingt?<br />
Neben der Nachfrage gibt es einen zweiten Faktor, der<br />
zur geradezu explosionsartigen Entwicklung der Situation<br />
in den letzten vier Jahren beigetragen hat: Wilderei<br />
und Handel scheinen einfacher zu werden, denn bessere<br />
Handynetze und Internetverbindung selbst in den entlegensten<br />
Gebieten erlauben koordinierte Aktionen. Mehr<br />
und bessere Flugverbindungen sowie mehr Personal- und<br />
ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2012<br />
„ Eine fatale<br />
Kombination aus<br />
hoher Nachfrage<br />
und einfacheren<br />
Handelswegen“<br />
SCHWERPUNKTTHEMA | NAS<strong>HORN</strong><br />
Güteraustausch erleichtern den Handel. Das heißt: Der<br />
Aufwand, das Nasenhorn auf illegalen Kanälen zu vermarkten,<br />
ist gesunken, die Rendite gestiegen.<br />
Hinzu kommt, dass es offensichtlich auch Marktverhalten<br />
gibt, das nicht immer den einfachen Regeln folgt. Sas-<br />
Rolfes gibt an, dass bei steigendem Preis die Nachfrage<br />
abnimmt. Nur, genau das ist beim Nasenhorn nicht der<br />
Fall gewesen. Im Gegenteil: Der Kilopreis stieg um das<br />
Zwanzigtausendfache und die Zahl der gewilderten Tiere<br />
verdoppelte sich innerhalb eines Jahres. Dass es eine Verknappung<br />
des Angebots ist und nicht eine Steigerung der<br />
Nachfrage, die zur enormen Preissteigerung führte, ist<br />
eher unwahrscheinlich.<br />
Handelsverbote haben in vielen Fällen den Rückgang von<br />
Arten nicht aufhalten können. Aber: Wer weiß, ob der<br />
Niedergang bei freiem Handel nicht viel schneller erfolgt<br />
wäre? Eine Handelsfreigabe würde, wenn auch ungewollt,<br />
ein zusätzliches Signal aussenden: Sie würde Wirksamkeit<br />
suggerieren. Da die bisherigen Studien keine<br />
klare Wirksamkeit belegen, wäre dies extrem unfair all<br />
den kranken Menschen gegenüber, die Nasenhorn mit<br />
der Hoffnung auf Heilung konsumieren. Glauben zu beeinflussen<br />
kann schwieriger sein als Wissen zu verändern,<br />
und doch muss unbedingt die Nachfrage verringert<br />
werden, wenn die Nashörner eine Chance haben sollen.<br />
Und den Behörden in den Abnehmerländern muss bewusst<br />
werden, dass sie eine globale Verantwortung für<br />
Fortbestand oder Untergang eines der größten Landsäugetiere<br />
dieser Erde haben.<br />
Mit unserem Schwerpunkt der praktischen Naturschutzarbeit<br />
in Afrika können wir als ZGF nicht die notwendige<br />
Herkulesaufgabe eines Bewusstseinswandels in China<br />
oder anderen asiatischen Staaten übernehmen. Oder dazu<br />
beizutragen, dass national und international Handelswege<br />
mit strengen Kontrollen und Strafen trockengelegt<br />
werden. Aber wir stellen uns unserer Verantwortung beim<br />
Schutz freilebender Nashörner in Tansania und Sambia<br />
und werden unser Möglichstes tun, diese unglaublich eindrucksvollen<br />
Tiere und ihre Lebensräume zu erhalten.<br />
9