Facharzt (w/m) - Berliner Ärzteblatt
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ArztPatientenVerhältnis<br />
Deutschlands Patienten fühlen sich nicht verantwortlich<br />
Erschreckende Zahlen bringt die aktuelle Umfrage der TK zum Thema ArztPatientenVerhältnis zutage.<br />
Denn jeder Dritte fühlt sich nicht selbst für seine Gesundheit verantwortlich. Und auch ob Beschwerden<br />
wieder abklingen, ist für viele Menschen eine Schicksalsfrage. Dennoch wünschen sich<br />
die Patienten, mehr mitreden zu können, was ihre Behandlung betrifft.<br />
Die deutschen Patienten wünschen<br />
sich von ihrem Arzt mehr<br />
Informationen. Ebenfalls möch<br />
ten sie stärker in die Entscheidungen<br />
miteinbezogen werden, die<br />
ihre medizinische Behandlung betreffen.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt<br />
eine aktuelle repräsentative Studie<br />
zur Patientenzufriedenheit<br />
des Wissenschaftlichen Institutes<br />
der Techniker Krankenkasse (TK)<br />
für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen<br />
(WINEG).<br />
20 Prozent der Patienten geben<br />
an, nicht in dem Maße informiert<br />
und in Entscheidungen<br />
eingebunden zu werden, wie sie<br />
es möchten. 45 Prozent der Befragten,<br />
also nahezu jeder Zweite,<br />
gaben an, innerhalb der letz<br />
ten vier Wochen beim Arzt gewesen<br />
zu sein. In den letzten<br />
sechs Monaten vor der Befragung<br />
waren fast alle gesetzlich<br />
Versicherten (90 Prozent) in einer<br />
Arztpraxis. Als chronisch krank<br />
bezeichnet sich nahezu jeder<br />
Zweite (4 Prozent). In den neu<br />
en Bundesländern sogar mehr<br />
als die Hälfte. Bei den über 60<br />
Jährigen liegt der Anteil derjenigen,<br />
die sich selbst als chronisch<br />
krank bezeichnen, bei rund<br />
70 Prozent.<br />
„Die Untersuchung kommt auch<br />
zu dem Ergebnis, dass jeder dritte<br />
Erwachsene in Deutschland die<br />
Verantwortung für seine Gesundheit<br />
eher bei anderen als<br />
bei sich selbst sieht“, informierte<br />
der Vorsitzende des TKVorstandes,<br />
Prof. Dr. Norbert Klusen.<br />
„Besonders beunruhigend finde<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> (Rotes Blatt) 07/08/2010/12 /167<br />
Bild: TK<br />
Der Arzt wird es schon richten: Krankheit und Gesundheit sind Schicksal<br />
ich, dass gerade junge Menschen<br />
eher auf andere vertrauen, anstatt<br />
sich selbst eine eigene Mei<br />
nung zu bilden. Von den 18 bis<br />
0Jährigen gab dies fast jeder<br />
zweite an“, sagte Thomas Neb<br />
ling, TKExperte für Patientenkompetenzen.<br />
Und auch ob Beschwerden wie<br />
der abklingen, ist für viele Menschen<br />
eine Schicksalsfrage. So<br />
schreibt es fast ein Drittel (28 Prozent)<br />
der Befragten Glück oder<br />
Pech zu, ob sie im Krankheitsfall<br />
wieder gesund werden.<br />
Dabei gehen Experten davon<br />
aus, dass sich acht von zehn<br />
Herzinfarkten allein durch einen<br />
gesünderen Lebensstil vermeiden<br />
ließen. Untersuchungen zeigen<br />
auf, dass rund jeder fünfte Pati<br />
ent sein Rezept in der Apotheke<br />
nicht einlöst. Und die Hälfte al<br />
ler Medikamente wird nach Expertenschätzung<br />
gar nicht oder<br />
falsch angewandt. „Wir vermuten,<br />
dass sich gerade mal ein Drittel<br />
aller Patienten an die Empfehlung<br />
seines Arztes hält und<br />
seine Arzneimittel vorschriftsmäßig<br />
einnimmt“, so Nebling.<br />
„Hier sind die Ärzte gefragt:<br />
Für die Therapietreue ist es entscheidend,<br />
dass sie ihre Patienten<br />
umfassend und laienverständlich<br />
informieren sowie auch die<br />
Bedürfnisse der Patienten ergründen<br />
und ernst nehmen. Außerdem<br />
müssen sie bei Patienten<br />
das Bewusstsein dafür wecken,<br />
dass ihr eigener Einsatz für den<br />
Therapieerfolg ausschlaggebend<br />
ist – und welche Folgen eine<br />
mangelnde Mitarbeit für sie haben<br />
kann“, betonte Nebling.<br />
A. W.<br />
11<br />
Politik