Wissenschaft
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<strong>Wissenschaft</strong><br />
muss getragen sein von Liebe, Respekt<br />
und Achtsamkeit für Mensch und Tier“.<br />
Verschiedene Voraussetzungen müssen<br />
dabei erfüllt werden: So werden die<br />
Tiere regelmäßig auf ihren Gesund -<br />
heitszustand vom Tierarzt kontrolliert.<br />
Bei Allergien oder nach Operationen<br />
wird der Tierkontakt mir den Patienten<br />
vermieden. Auch müssen die Hunde<br />
ständig beaufsichtigt werden, da<br />
besonders verwirrte Patienten die Tiere<br />
gefährden könnten. Der Tierhalter darf<br />
jederzeit die Therapiesitzung unterbrechen,<br />
wenn er meint, dass sein Tier<br />
gefährdet ist oder sich nicht wohlfühlt.<br />
Tiere helfen bei der<br />
Behandlung von Kindern<br />
Auch bei der Behandlung von behinderten<br />
Kindern kommt der Therapie mit<br />
Tieren – besonders Pferden – immer<br />
grö ßere Bedeutung zu. Die aus Öster -<br />
reich stammende Reittherapeutin<br />
Bettina Baranyi etwa bestätigt: „Gerade<br />
für Autisten, die mit der Umwelt keinen<br />
Kontakt aufnehmen können, ist die<br />
Reittherapie ideal. Denn über den<br />
Kontakt zum Pferd lernen sie auch den<br />
Kontakt zu Menschen. Es ist dieses<br />
28<br />
der absolut-hund report • 3 / 2011<br />
Getragenwerden auf dem Pferde rücken,<br />
das Wissen, sich fallen lassen zu können,<br />
dass das nötige Vertrauen dazu bildet“.<br />
Das zeigt auch das Beispiel der kleinen<br />
Sonja. Sie legt sich auf den Pferde -<br />
hals und gräbt die Händchen in das<br />
warme Fell. Sofort entspannt sich die<br />
Miene des autistischen Mädchens, die<br />
Augen leuchten. Es ist das erste Mal in<br />
ihrem Leben, dass sie so engen Körper -<br />
kontakt mit einem Lebewesen zulässt –<br />
das erste Mal seit sechs Jahren. Am Tag<br />
nach diesem einschneidenden Erlebnis<br />
ist sie wie verwandelt. Sie geht auf<br />
Menschen zu, spricht sie an. Bis dahin<br />
hatte sie ausschließlich mit ihren Eltern<br />
geredet. Ein kleines Wunder, dass den<br />
Eltern die Tränen in die Augen treibt.<br />
Doch auch in ganz anderen, oft ungewöhnlichen<br />
Fällen, wird die Tiertherapie<br />
inzwischen eingesetzt. Etwa in einer<br />
Schwerhörigenschule. Die Erfolge sind<br />
beachtlich. „Hier wirkt zusätzlich, dass<br />
mit Übungen am Pferd der Gleich ge -<br />
wichtssinn gestärkt wird, der im Ohr<br />
sitzt und bei Schwerhörigen meist auch<br />
geschädigt ist“, erklärt die Reitthera -<br />
peutin. „Außerdem wird die Aufmerk -<br />
samkeit geschult. Kinder, die im Unter -<br />
richt nur stören, weil sie das Zuhören zu<br />
sehr anstrengt, lernen bei<br />
den Tieren, die Ohren zu<br />
spitzen. Und da wollen sie<br />
auf keinen Fall etwas versäumen.“<br />
Gerade das Beispiel Tier -<br />
therapie zeigt, dass man tierisches<br />
und menschliches<br />
Wohlbefinden nicht voneinander<br />
trennen kann. Tiere<br />
für Therapiezwecke einzu-<br />
Das Getragenwerden auf<br />
dem Pferderücken hilft<br />
Kindern wieder Vertrauen<br />
zu bilden – Foto iStockphoto<br />
Reittherapie –<br />
Methoden und<br />
Einsatz<br />
Hippotherapie wird von Physio -<br />
thera peuten bei Störungen des<br />
Bewegungsapparates eingesetzt.<br />
Die Bewegung des Pferdes überträgt<br />
sich auf den Menschen, wo -<br />
durch bestimmte Muskelpartien<br />
gezielt stimuliert werden.<br />
Heilpädagogik. Beim heilpädagogischen<br />
Voltigieren geht das Pferd<br />
an der Longe im Kreis, der Patient<br />
macht auf seinem Rücken Übun -<br />
gen. Es wirkt auf die Psyche und<br />
auf die Feinmotorik und kommt bei<br />
Autismus, Depression, Angst stö -<br />
run gen, aber auch bei Bulimie und<br />
Anorexie zum Einsatz.<br />
setzen, ist ein wunderbares Beispiel<br />
dafür, dass das gegenseitige Wechsel -<br />
spiel zwischen Mensch und Tier nicht<br />
länger auf der Willkür des Menschen,<br />
sondern auf gegenseitigen Partner -<br />
schaft beruht.<br />
Tiere „beruhigen“ Häftlinge<br />
Das Einsatzgebiet der tierischen Thera -<br />
peuten ist dabei schier unbegrenzt. Etwa<br />
auch im Strafvollzug. In Basel in der<br />
Schweiz beispielsweise helfen drei<br />
Alpa kas (kleine Lamas) den Inhaftierten.<br />
Die Tiere werden von ihnen gefüttert<br />
und gepflegt. So lernen die Häftlinge<br />
Verantwortung, Hygiene und Pünkt -<br />
lichkeit. Das hilft ihnen später beim Weg<br />
zurück ins Leben außerhalb der Gefäng -<br />
nismauern.<br />
Am beliebtesten ist wie in den Haus -<br />
halten auch in den Gefängnissen die