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Energiekonzept 2020+ - Stadtwerke Rosenheim

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<strong>Energiekonzept</strong> <strong>2020+</strong><br />

der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

für die Stadt <strong>Rosenheim</strong>


2 |<br />

Gabriele Bauer<br />

Oberbürgermeisterin,<br />

Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />

der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Liebe <strong>Rosenheim</strong>erinnen und <strong>Rosenheim</strong>er,<br />

allen Verordnungen und Absichtserklärungen vom internationalen Kyōto-Protokoll bis zu<br />

EU-Richtlinien, bis zu den Verpflichtungen Deutschlands und seiner Bundesländer ist eines<br />

gemeinsam: Sie müssen vor Ort umgesetzt werden, in den Städten und Gemeinden, ja<br />

letztlich vom einzelnen Bürger. Die Klimaveränderungen einerseits und die immer knapper<br />

und damit teurer werdenden Energiereserven andererseits zwingen zu entschlossenem<br />

Handeln.<br />

Am Verbrauch von Energie muss gespart werden, der Ausstoß von Schadstoffen ist zu<br />

verringern. Schwarzmalerei und Aktionismus sind wenig hilfreich, es geht vielmehr um<br />

planvolles Handeln, um eine vernünftige Strategie, die unsere Zukunft sichert. Wir haben<br />

mit den <strong>Stadtwerke</strong>n ein Kompetenzzentrum, das tragfähige <strong>Energiekonzept</strong>e für <strong>Rosenheim</strong><br />

entwickelt und fortschreibt, Konzepte, die die Versorgung sichern, verantwortungsvoll mit<br />

unserer Umwelt umgehen und die auch in der Preisgestaltung für Energie so maßvoll wie<br />

möglich bleiben.<br />

Eines aber ist klar: Mithelfen müssen wir alle, jeder Haushalt, jeder Betrieb und auch die öffentlichen<br />

Einrichtungen – durch sparsamen Verbrauch und bewussten Umgang mit Energie.<br />

Mit herzlichen Grüßen Ihre


Liebe Kunden der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong>,<br />

Dr. Götz Brühl<br />

Geschäftsführer<br />

der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Energiewirtschaft mit Sinn und Verstand zu betreiben, ist für <strong>Rosenheim</strong> wahrlich kein<br />

Neuland. Das nun vorliegende Konzept macht deutlich, dass wir in <strong>Rosenheim</strong> schon seit<br />

Jahrzehnten mit unseren Ressourcen sehr bewusst umgehen, dass wir Neuerungen aufgeschlossen<br />

sind und dass die langfristig sichere Energieversorgung für <strong>Rosenheim</strong> Vorfahrt<br />

vor kurzfristigem Renditedenken hat. Das eben unterscheidet uns von anonymen<br />

Großkonzernen.<br />

<strong>Rosenheim</strong> ist energiepolitisch gut aufgestellt. So gibt es für uns keine einfachen Sofortmaßnahmen,<br />

sondern eher ein Fortschreiben und Weiterentwickeln sinnvoller Verfahren<br />

und Techniken. Dem Ausbau des Fernwärmenetzes kommt dabei große Bedeutung zu.<br />

Die Errichtung weiterer Block-Heizkraftwerke, das Nutzen von Biomasse und die Naturstrom-Erzeugung<br />

im Wasserkraftwerk Oberwöhr seien als weitere Bespiele genannt. Die<br />

größte Energiequelle allerdings sind Einsparmöglichkeiten durch Renovierung, Einsatz moderner<br />

Technik und verändertem Verhalten. Dazu braucht es persönliche Beratung durch<br />

die Energieexperten vor Ort und ein persönliches Gespräch, statt eines Telefonautomaten,<br />

und die Sicherheit, dass Sie sich auf Ihre <strong>Stadtwerke</strong> verlassen können, heute und morgen.<br />

Mit herzlichen Grüßen Ihr<br />

|<br />

3


4 |


<strong>Rosenheim</strong> <strong>2020+</strong><br />

Endenergieverbrauch in Deutschland 2005<br />

Gegenwärtige Energielieferung<br />

Zukünftige Energielieferung<br />

Möglichkeiten für<br />

CO2-Minderungsmaßnahmen<br />

Entwicklungspotenzial der<br />

Fernwärme für <strong>Rosenheim</strong><br />

Das Müllheizkraftwerk <strong>Rosenheim</strong><br />

Primärenergiefaktor<br />

Klimatisierung durch Brunnenwasser<br />

Das Fernwärmenetz<br />

Geothermie<br />

Wasserkraftwerk Oberwöhr<br />

Klärschlammverwertung<br />

Technik zur Vergärung von Biomasse<br />

Zusammenfassung und Stellungnahme<br />

zu den Ergebnissen der Diplomarbeit<br />

Das Biomasse-Heizwerk<br />

Inhalt<br />

| 6<br />

| 7<br />

| 8<br />

| 9<br />

| 10<br />

| 11<br />

| 14<br />

| 16<br />

| 19<br />

| 20<br />

| 23<br />

| 26<br />

| 30<br />

| 32<br />

| 33<br />

| 38<br />

40 |<br />

41 |<br />

42 |<br />

43 |<br />

44 |<br />

45 |<br />

46 |<br />

48 |<br />

49 |<br />

50 |<br />

52 |<br />

53 |<br />

54 |<br />

57 |<br />

Entwicklungsarbeit und Anbau einer<br />

Komplettanlage für Holzvergasung ist<br />

in vollem Gange<br />

Unsere Ziele ...<br />

Contracting-Projekt<br />

Grundschule Fürstätt<br />

Windzonen in Deutschland<br />

Bauen und renovieren<br />

Moderne Energie-Dienstleistungen der<br />

<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Erdgastankstelle<br />

Entwicklungspotenzial der Zehnjahresbilanz:<br />

Mit einem Fördervolumen von 1.700.000 Euro<br />

wurden über 7.500.000 kg CO2 eingespart<br />

Wärme- und Dampfversorgung für <strong>Rosenheim</strong><br />

Energie-Management für <strong>Rosenheim</strong> bei<br />

optimierten Querverbindungen<br />

Energienutzungsplan<br />

Zusammenfassung<br />

Glossar<br />

Umweltbilanz Fernwärme der Stadt <strong>Rosenheim</strong><br />

Prognose 2007 - 2020<br />

|<br />

5


6 |<br />

<strong>Rosenheim</strong> <strong>2020+</strong><br />

<strong>Energiekonzept</strong>e für<br />

heute und morgen<br />

Die politischen Rahmenbedingungen sehen vor, den Anteil der<br />

erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 20 %<br />

anzuheben, die CO2-Emissionen um 20 % unter den Wert von<br />

1990 zu senken und die Energieeffizienz um 20 % zu erhöhen.<br />

Die Forderung, den Treibstoffen 10 % Biokraftstoff beizumischen,<br />

ist angesichts akuter und drohender Hungersnöte bereits wieder<br />

strittig. Die Landwirtschaft zeigt sich durch die Forderung,<br />

überall für volle Töpfe und volle Tanks gleichzeitig zu sorgen,<br />

überfordert.<br />

» Das <strong>Energiekonzept</strong> <strong>Rosenheim</strong> <strong>2020+</strong> stellt<br />

uns vor die Aufgabe, aktuellen aber auch langfristigen<br />

Anforderungen gerecht zu werden «<br />

Es geht um Antworten auf die Frage, wie wir Versorgungssicherheit<br />

möglichst umweltschonend und preiswert für die Region<br />

<strong>Rosenheim</strong> sicherstellen können.<br />

Dabei sehen wir folgende Handlungsfelder:<br />

• Fernwärmeversorgung für <strong>Rosenheim</strong> weiter ausbauen<br />

• Nahwärmenetze weiterentwickeln<br />

• Kraft-Wärme-Kopplung zur Erzeugung von Strom und<br />

Wärme ausbauen<br />

• Anteil erneuerbarer Energien für die Stromproduktion<br />

deutlich anheben<br />

• Kopplung der Wärmenetze und Anschluss wärmeintensiver<br />

Anlagen (z. B. Klärwerk)<br />

• Vergrößerung der Wärmespeicher<br />

• Holzvergasungsprojekt fortführen<br />

• Biomasse-Heizkraftwerk<br />

• Vergasung von Klärschlamm weiterentwickeln<br />

• Innovative Kühlkonzepte für Industrie und<br />

Handel nutzbar machen<br />

• Gebäude-Sanierungsprogramm<br />

• Förderprogramm Energieeinsparung und<br />

Emissionsminderung<br />

• Thermische Solaranlage<br />

• Heizungsumstellung auf Erdgas<br />

• Wärmepumpen<br />

• Sondermaßnahmen


Endenergieverbrauch in Deutschland 2005<br />

40% 32%<br />

mechanische Energie<br />

21%<br />

sonstige Prozesswärme<br />

2%<br />

Beleuchtung<br />

5%<br />

Warmwasser<br />

Raumwärme<br />

Das Schaubild verdeutlicht,<br />

warum dem Handlungsfeld „Wärme“<br />

besondere Bedeutung zukommt.<br />

(Quelle: BMWi)<br />

|<br />

7


8 |<br />

Gegenwärtige Energielieferung<br />

Die gegenwärtige Energieversorgung in <strong>Rosenheim</strong> mit Strom<br />

und Wärme erfolgt mit den Primärenergieträgern Müll, Erdgas,<br />

Heizöl und einem geringen Anteil an Holzpellets und Waldhackschnitzeln.<br />

Die Stromlieferung durch die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> an die Kunden<br />

erfolgt mit ca. 30 % durch Eigenerzeugung. Der Strom wird<br />

mit den Primärenergieträgern Müll und Erdgas im Müllheizkraft-<br />

werk mit Kraft-Wärme-Kopplung produziert. Der Rest der Stromlieferung<br />

erfolgt durch externen Bezug.<br />

Die durch die Stromproduktion anfallende Wärme wird über das<br />

bestehende Fernwärmenetz an den Kunden geliefert.<br />

Die Erdgaslieferung mit 100 % externem Bezug durch die <strong>Stadtwerke</strong><br />

<strong>Rosenheim</strong> wird über das Erdgasnetz an die Kunden geliefert.<br />

Der Rest des Wärmebedarfs wird in <strong>Rosenheim</strong> durch Heizöl gedeckt,<br />

das von den Kunden direkt über Heizölhändler bezogen wird.


Zukünftige Energielieferung<br />

Bei der zukünftigen Energieversorgung mit Strom und Wärme<br />

soll in <strong>Rosenheim</strong> die Eigenproduktion von Strom erheblich gesteigert<br />

werden. Die dazu benötigte Primärenergie soll mit Holzund<br />

Klärschlammvergasung erfolgen. Zusätzlich entstehende<br />

Wärme wird den Kunden über das Fernwärmenetz, das weiter<br />

ausgebaut wird, geliefert. Dadurch erfolgt in <strong>Rosenheim</strong> ein<br />

Rückgang der direkten Erdgasbelieferung an die Kunden und<br />

eine erhebliche Reduzierung des Heizölbezuges.<br />

|<br />

9


10 |<br />

Möglichkeiten für<br />

CO2-Minderungsmaßnahmen<br />

Die Grafik zeigt, welcher finanzielle Aufwand nötig ist, um eine<br />

Tonne CO2 zu vermeiden. In den nachfolgenden Kapiteln werden<br />

die einzelnen Positionen untersucht, bewertet und beschrieben.<br />

Photovoltaik<br />

Windenergie<br />

Solarthermie<br />

Dachdämmung<br />

Wärmedämmung<br />

Außenwand<br />

KWK mit GuD<br />

KWK mit BHKW<br />

- 115<br />

Quelle: Pluralistische Wärmeversorgung AGFW<br />

0<br />

25 70<br />

- 65 395<br />

95<br />

- 112 125<br />

235 670<br />

260<br />

- 250 0 250 500 750 1000 1250<br />

Minderungskosten in (EUR / t CO2)<br />

480 1015<br />

Eine CO2-Minderung ist entweder durch den Übergang von CO2-reichen zu CO2-ärmeren Energieträgern oder durch die Reduzierung<br />

des Energiebedarfs zu erzielen. Insgesamt steht für die CO2-Minderung eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verfügung, deren ökologische<br />

und ökonomische Effizienz von der Versorgungsaufgabe und dem Vergleichssystem abhängt.<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> sehen in der Kraft-Wärme-Kopplung die eindeutige Zukunft in der Energieerzeugung. Zur Bewertung von<br />

Maßnahmen wurden Kennzahlen gebildet, mit deren Hilfe die Effizienz von CO2-Minderungsmaßnahmen beurteilt werden.<br />

Eine häufig verwendete Größe sind die spezifischen CO2-Minderungskosten in €/t CO2. Sie geben den monetären Aufwand an, um<br />

eine Tonne CO2 zu vermeiden. Die Abbildung zeigt verschiedene Maßnahmen zur CO2-Minderung. Die CO2-Minderungskosten durch<br />

Photovoltaik und Solarthermie sind mit Abstand am höchsten. Zusätzliche Wärmedämmung ist viel wirkungsvoller, am besten ist aber<br />

der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung.


Entwicklungspotenzial der Fernwärmeversorgung<br />

in der Stadt <strong>Rosenheim</strong><br />

Energieverbrauch der Stadt <strong>Rosenheim</strong> 2007<br />

17 %<br />

Fernwärme<br />

Energieverbrauch der Stadt <strong>Rosenheim</strong> 2020<br />

Quelle: SWRO<br />

32 %<br />

Fernwärme<br />

30 %<br />

Heizöl<br />

53 %<br />

Erdgas<br />

49 %<br />

Erdgas<br />

19 %<br />

Heizöl<br />

|<br />

11


12 |<br />

Prognose Fernwärmeentwicklung<br />

Stadt <strong>Rosenheim</strong><br />

250 GWh<br />

200 GWh<br />

150 GWh<br />

100 GWh<br />

50 GWh<br />

0 GWh<br />

Quelle: SWRO<br />

106<br />

GWh<br />

16 GWh<br />

11 GWh<br />

106<br />

GWh<br />

20 GWh<br />

13 GWh<br />

133<br />

GWh<br />

Verbrauch Verdichtung Ausbau<br />

25 GWh<br />

17 GWh<br />

166<br />

GWh<br />

2007 2010 2015 2020


Fernwärme vermeidet die laut Tabelle abgebildeten<br />

Schadstoffe gegenüber Heizöl und Erdgas in den<br />

angegebenen Prozentzahlen.<br />

Quelle: SWRO<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

54 %<br />

25 % 23 %<br />

33 %<br />

52 %<br />

SO2 NOx CO CnHm Staub CO2<br />

54 %<br />

Heizöl EL 2010<br />

Erdgas H 2010<br />

Heizöl EL 2015<br />

Erdgas H 2015<br />

Heizöl EL 2020<br />

Erdgas H 2020<br />

26 %<br />

SO2 NOx CO CnHm Staub CO2<br />

|<br />

13


14 |<br />

Das Müllheizkraftwerk<br />

<strong>Rosenheim</strong> als Energielieferant<br />

der Fernwärme-Versorgung<br />

Bereits 1955 fasste der Stadtrat von <strong>Rosenheim</strong> den Entschluss,<br />

ein Heizkraftwerk zu bauen. Diese entscheidende Weichenstellung<br />

hinsichtlich Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme liefert<br />

einen wichtigen Beitrag zu mehr Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz<br />

in <strong>Rosenheim</strong>. Unser Müllheizkraftwerk ist ein energetischer<br />

und wirtschaftlicher Verbund aus Heizkraftwerk und<br />

Müllverbrennung. Thermisch verwertet werden ca. 60.000 Tonnen<br />

Müll, dabei werden etwa 75.000 MWh Strom erzeugt (entspricht<br />

etwa 30 % des Strombedarfs der Stadt) und 120.000 MWh<br />

Wärme, mit der ca. 600.000 m2 Wohn- und Geschäftsräume beheizt<br />

werden. Dabei werden auch noch das Klinikum und Gewerbebetriebe<br />

mit 40.000 Tonnen Prozessdampf versorgt.<br />

Die Kraft-Wärme-Kopplung des Verfahrens vermeidet so viel CO2-<br />

Ausstoß, wie der gesamte Autoverkehr in <strong>Rosenheim</strong> verursacht.


Kreislauf der Vernunft<br />

|<br />

15


16 |<br />

» Das Müllheizkraftwerk <strong>Rosenheim</strong> zählt mit<br />

seinem erreichten Wirkungsgrad von über<br />

80 % zu den besten Müllverbrennungsanlagen<br />

Deutschlands und wurde gerade mit dem<br />

Primärenergiefaktor 0,0 zertifiziert. «<br />

Nach der Inbetriebnahme der ersten beiden Wärmespeicher mit<br />

einem Volumen von jeweils 250 m3 wurde 2007 ein dritter und<br />

vierter Speicher mit gleicher Kapazität angeschlossen.<br />

Die Wärmespeicher tragen ganz wesentlich dazu bei, dass Strom<br />

und Wärme immer mit dem höchstmöglichen Wirkungsgrad<br />

erzeugt werden können. So werden die CO2-Emissionen verringert<br />

und die Wirtschaftlichkeit erhöht.


Wozu dient der Primärenergiefaktor und was<br />

sagt er aus?<br />

Seit der Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) am<br />

16.11.2001 muss bei der energetischen Bewertung von Gebäuden<br />

nicht nur der Wärmeverlust der Gebäude, sondern auch die<br />

Güte der Energiebereitstellung für Heizung und Warmwasserbereitung<br />

berücksichtigt werden. Diese Güte wird mit Hilfe des<br />

Primärenergiefaktors quantifiziert.<br />

Der Primärenergiefaktor gibt das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie<br />

zu abgegebener Endenergie wieder. Dieser Faktor<br />

liegt für Strom beispielsweise bei 2,7, für Steinkohle, Flüssiggas,<br />

Erdgas und Heizöl bei 1,1, für Fernwärme im Durchschnitt bei 0,7<br />

und für Solarenergie bei 0,0. Entscheidend für den Primärenergiefaktor<br />

ist der Anteil der unterschiedlichen Energieträger. Der<br />

Anteil des Hausmülls und hausmüllähnlichen Gewerbemülls im<br />

Müllheizkraftwerk <strong>Rosenheim</strong> beträgt 80 % und mehr. Für diese<br />

Energie werden folglich keine anderen Primärenergieträger wie Öl<br />

oder Gas eingesetzt.<br />

Für die Praxis gilt: Je niedriger der Primärenergiefaktor, desto positiver<br />

wirkt sich das auf die Ermittlung des Primärenergiebedarfs<br />

(z. B. für die Erstellung des Energieausweises bei Gebäuden) aus.<br />

Aufgrund der Beschlüsse der Fachkommission der Bauministerkonferenz<br />

gilt der Primärenergiefaktor von 0,7 nur für die vollständige<br />

Wärmebereitstellung aus Kraft-Wärme-Kopplung. Für Mischvarianten<br />

muss der Primärenergiefaktor separat ermittelt werden. Da bei<br />

der Wärmeerzeugung im Müllheizkraftwerk <strong>Rosenheim</strong> ein Mix aus<br />

unterschiedlichen Energieträgern eingesetzt wird, wurde die Arqum<br />

GmbH von den <strong>Stadtwerke</strong>n <strong>Rosenheim</strong> beauftragt, den in Kapitel<br />

5.4.1 der DIN V 4701-10 beschriebenen Primärenergiefaktor für das<br />

Müllheizkraftwerk <strong>Rosenheim</strong> zu bestimmen.<br />

Wie wird der Primärenergiefaktor nach<br />

DIN 4701-10 bestimmt?<br />

Die EnEV verweist bei der Bestimmung der Primärenergiefaktoren auf<br />

die DIN 4701-10. Die Berechnungsvorschrift bilanziert die Energieströme<br />

im Wärmeversorgungssystem. Den Bilanzraum stellt im Falle<br />

des Müllheizkraftwerks <strong>Rosenheim</strong> das Heizkraftwerk mit allen<br />

Wärme erzeugenden Betriebsbereichen ausgeschlossen der Hackschnitzelheizanlage<br />

dar.<br />

|<br />

17


18 |<br />

Bedeutung der verwendeten Formelzeichen:<br />

ƒ PE,WV<br />

Q H ,i<br />

∑ Q H , i<br />

i<br />

Q Br , j<br />

Primärenergie der Wärmeversorgung<br />

in kWh je kWh Heizenergie<br />

Jahresenergie für den Kunden j<br />

Jahresheizenergie für die Summe aller Kunden<br />

Jahresbedarf des Brennstoffes j<br />

(Heizöl oder Erdgas) für die Wärmeerzeugung<br />

∑ Q Br , j Jahresbedarf von allen Brennstoffen<br />

j (Öl und Gas) für die Wärmeerzeugung<br />

ƒ PE , Br , j<br />

So wird der Primärenergiefaktor berechnet:<br />

Laut Berechnungsvorschrift der DIN 4701-10 wird der Primärenergiefaktor<br />

wie folgt berechnet:<br />

ƒ PE,WV =<br />

∑ ( Q Br , j • ƒ PE , Br , j ) + ( ΔW KW , netto – W HKW , netto • ƒ PE , El )<br />

j<br />

Primärenergiefaktor des Brennstoffes j<br />

Er beschreibt, dass zusätzlich Primärenergie<br />

gebraucht wird, um das Öl oder Gas zu<br />

fördern, aufzubereiten und zum Kraftwerk<br />

zu transportieren.<br />

∑ Q H , i<br />

i<br />

W KW , netto<br />

W HKW , netto<br />

ƒ PE , El<br />

Verminderung der Stromerzeugung in einem<br />

Entnahme-Kondensationskraftwerk durch die<br />

Wärmeauskopplung<br />

(in <strong>Rosenheim</strong> nicht relevant)<br />

Netto-Jahresstromerzeugung des<br />

Heizkraftwerkes<br />

Die hier erzeugte Strommenge braucht in<br />

anderen deutschen Kraftwerken nicht erzeugt<br />

werden. Das bedeutet, dass in diesen<br />

anderen Kraftwerken entsprechend Primärenergie<br />

eingespart wird.<br />

durchschnittlicher Primärenergiefaktor der<br />

deutschen Stromerzeugung


Klimatisierung des Klinikums<br />

durch Brunnenwasser<br />

Im Klinikum der Stadt <strong>Rosenheim</strong> werden erhebliche Energiemengen<br />

für die Klimatisierung benötigt. Dafür wurden in der Vergangenheit<br />

bis zu 5.000 MWh pro Jahr an Prozessdampf<br />

eingesetzt. Dies entspricht einer kompletten Wärmeversorgung<br />

für 250 Einfamilienhäuser.<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> haben die Kälteversorgung des Klinikums<br />

im Zuge von Energieeinsparmaßnahmen umgebaut.<br />

Durch die Nutzung von Brunnenwasser werden etwa 4.000 MWh<br />

pro Jahr an Primärenergie eingespart.<br />

Die Investitionssumme von 400.000 Euro wird sich allerdings<br />

erst in etwa acht Jahren amortisieren. Die Maßnahme ergibt<br />

damit keine kurzfristige finanzielle Rendite, dafür aber einen<br />

langfristigen Beitrag zum Klimaschutz in <strong>Rosenheim</strong>.<br />

|<br />

19


20 |<br />

Das Fernwärmenetz<br />

Das Fernwärmenetz wird aktuell weiter ausgebaut. Dabei steht die gewünschte und<br />

geforderte wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Wärmeversorgung im Widerstreit<br />

mit hohen Kosten für die Versorgungsleitungen.<br />

Wo unter den Gesichtspunkten der Entfernung und fehlender Besiedelungsdichte<br />

Anschlüsse nicht wirtschaftlich sinnvoll hergestellt werden können,<br />

werden wir in Nahwärme und/oder in Contracting investieren.<br />

Bestand, Anschluss möglich<br />

aktuelle Gebietserweiterung<br />

Gebietserweiterung zukünftig


|<br />

21


22 |<br />

Verfahren und untersuchte<br />

Projekte<br />

Geothermie<br />

Wasserkraftwerk<br />

Klärschlamm<br />

Biomasse<br />

Vergärung<br />

Vergasung<br />

Sonstige Verfahren


Untersuchung zur Nutzung von<br />

Geothermie in <strong>Rosenheim</strong><br />

Es wurden sowohl oberflächennahe Geothermie (bis 400 m) als<br />

auch Tiefengeothermie (von 400 bis 7.000 m) untersucht.<br />

Oberflächennahe Geothermie Tiefengeothermie<br />

400 m, 7-25°C 400 - 7.000 m, 40 - 130°C<br />

Dubletten-Bohrung, vertikal oder abgelenkt<br />

Hydrothermale<br />

Wärmegewinnung<br />

• Erdwärmesonde<br />

• Erdwärmekollektor<br />

• Wärmepumpe<br />

• Kälteerzeugung<br />

Hydrothermale<br />

Stromgewinnung<br />

• Kalina-Prozess<br />

• Organic-Rankine-<br />

Cycle-Anlagen<br />

Beschreibung siehe Seite 24<br />

|<br />

23


24 |<br />

Geothermie<br />

Unter Geothermie versteht man die Nutzung der Erdwärme zur<br />

Wärmeversorgung und Stromgewinnung. Die Temperatur der<br />

Erde steigt mit zunehmender Tiefe um 25 bis 30° C pro Kilometer<br />

an. Besonders in ehemals vulkanischen Regionen sind hohe<br />

Temperaturen bereits in geringen Tiefen anzutreffen, da das<br />

heiße flüssige Magma des Erdinneren dicht an die Oberfläche<br />

vordringt.<br />

An diesen Orten kann die Erdwärme energetisch genutzt werden.<br />

Sie wird in einigen Ländern in Tiefen von 500 bis 2.000 m<br />

häufig mit Hilfe von Warmwasser gefördert. Je nach geologischen<br />

Voraussetzungen sind die Potenziale sehr unterschiedlich. In<br />

Deutschland sind sie zwar nicht unerheblich, werden aber bisher<br />

kaum genutzt. Die notwendigen Temperaturen liegen viele Kilometer<br />

tief. Das erste geothermische Kraftwerk Deutschlands,<br />

das auch Strom produziert, steht in Neutstadt-Glewe, Mecklen-<br />

burg-Vorpommern, und versorgt ca. 1.300 Wohnungen mit Fernwärme.<br />

In <strong>Rosenheim</strong> liegen die üblichen Temperaturen geologischer<br />

Warmwasservorkommen im Hinblick auf eine<br />

Stromerzeugung sehr niedrig (siehe Geothermieatlas). Um warmes<br />

Wasser im Temperaturbereich zwischen 80 und 190° C für<br />

eine Stromproduktion nutzen zu können, kommt man mit konventioneller<br />

Kraftwerks-technik nicht weiter, sondern muss meist<br />

eine Organic-Rankine-Cycle-Wärmekraftmaschine (ORC) verwenden.<br />

Auch beim ORC wird Dampf unter hohem Druck und mit<br />

hoher Temperatur über eine Turbine geleitet und dabei entspannt<br />

und abgekühlt. Die Turbine treibt den Generator an. Im Unterschied<br />

zum konventionellen Dampfturbinenprozess wird ein organisches<br />

Arbeitsmittel (z. B. n-Pentan, Isobutan) eingesetzt.<br />

Eine Alternative zum ORC-Verfahren ist das KALINA-Verfahren.<br />

Hier wird als Arbeitsmittel ein Gemisch aus Ammoniak und Wasser<br />

eingesetzt. Die Entwicklung dieses Verfahrens befindet<br />

sich derzeit noch in ihren Anfängen. Das KALINA-Verfahren verspricht<br />

aber einen höheren elektrischen Wirkungsgrad und nied-


igere Stromentstehungskosten. Der erreichbare elektrische Wirkungsgrad<br />

einer ORC-Anlage beträgt bei einem Temperaturniveau<br />

von 100° C etwa 6,5 % und bei 200° C etwa 13 bis 14 %. In einer<br />

Gesamtbewertung muss allerdings berücksichtigt werden, dass<br />

die genutzte geothermische Energie – im Unterschied zu Kohle,<br />

Öl und Gas in Kraftwerken – keine Brennstoffkosten oder Emissionen<br />

verursacht. Wird nach der Stromgewinnung die Wärme<br />

zusätzlich genutzt, liegt der energetische Gesamtwirkungsgrad<br />

höher. Derzeit ist davon auszugehen, dass bei künftigen Projekten<br />

zur geothermischen Stromerzeugung in Deutschland eine<br />

Mindesttemperatur von 100° C und eine Mindestfließrate von 50<br />

m3 /h gegeben sein müssen. Auf dem Markt werden ORC-Turbinen<br />

mittlerweile auch für den Leistungsbereich 100 bis 250 kW<br />

angeboten. In Deutschland ist der Untergrund bis 2.000 m Tiefe<br />

im allgemeinen detailliert erforscht und gut kartiert.<br />

Dieses ist u. a. ein Ergebnis systematischer, geologischer Kartierungen<br />

und von Suchbohrungen nach Erdöl oder Erdgas in<br />

früheren Jahrzehnten. Ausschlaggebend für den Erfolg einer kon-<br />

kreten Bohrung sind allerdings die lokalen geologischen Verhältnisse,<br />

besonders die Wasserführung. Bei jeder Bohrung besteht<br />

das Risiko, dass das Gestein kein oder nur wenig Wasser<br />

durchlässt, da die Wärme des Gesteins nur mit Hilfe von Wasser<br />

zutage gefördert werden kann. Die Nutzung der Geothermie ist<br />

für <strong>Rosenheim</strong> nach derzeitigem Stand keine attraktive Möglichkeit,<br />

Strom und Wärme zu produzieren, da die Temperaturen in<br />

den gewünschten Tiefen zu niedrig sind.<br />

Oberflächennahe Geothermie nutzt nicht den Wärmestrom aus<br />

dem Inneren der Erde, sondern die Tatsache, dass in den oberen<br />

Erdschichten die Temperatur immer der mittleren Jahrestemperatur<br />

(ca. 12 °C) entspricht. Diese Temperatur kann mit Hilfe<br />

von Wärmepumpen zu Heizzwecken genutzt werden. Wirtschaftlich<br />

und ökologisch sinnvoll ist dieses Verfahren aber nur bei<br />

Verwendung von Fußbodenheizungen. Sonst liegen die benötigten<br />

Temperaturen so hoch, dass die Effizienz der Wärmepumpen<br />

zu gering wird. Für die Fernwärmeversorgung kommt daher oberflächennahe<br />

Erdwärmenutzung nicht in Betracht.<br />

|<br />

25


26 |


|<br />

27<br />

Wasserkraftwerk<br />

Oberwöhr<br />

Das Wasserkraftwerk Oberwöhr liefert<br />

Regenerativstrom für rund 2.4oo<br />

Haushalte in <strong>Rosenheim</strong>.<br />

Mit zwei Generatoren wird je nach<br />

Wassermenge eine elektrische Leistung<br />

von bis zu 1.300 kW erzeugt.<br />

Die Strommenge von rund 6 Mio. kWh<br />

reicht aus, etwa 2.4oo Haushalte mit<br />

Naturstrom aus reiner Wasserkraft zu<br />

versorgen. Oberwöhr stärkt den<br />

Eigenanteil der Energieversorgung<br />

<strong>Rosenheim</strong>s, schafft Sicherheit und<br />

besticht durch Effizienz und Umweltverträglichkeit.


28 |<br />

Wasserkraftnutzung<br />

Bayern als Land der Berge und Flüsse hat<br />

aufgrund seiner Landschaftsstruktur<br />

beste Voraussetzungen zur Nutzung der<br />

Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle.<br />

Im Stadtgebiet <strong>Rosenheim</strong> werden<br />

sieben (siehe Plan) Laufwasserkraftwerke<br />

mit einer gesamten Leistung der Generatoren<br />

von ca. 2 MW betrieben. Die Wasserkraftwerke<br />

erzeugen in der Stadt<br />

<strong>Rosenheim</strong> ca. 10.340 MWh Regenerativstrom<br />

pro Jahr, mit dem ca. 3.500 Haushalte<br />

versorgt werden. Als eine der ersten<br />

Städte in Bayern erhält <strong>Rosenheim</strong> seit<br />

1896 Strom aus seinem Kraftwerk.<br />

Das Potenzial an regenerativem Strom<br />

aus Wasserkraft in <strong>Rosenheim</strong> ist ausgeschöpft.<br />

Allerdings kann die Stromerzeugung<br />

durch stetige Weiterentwicklung in<br />

Form von Wirkungsgradverbesserung<br />

noch gesteigert werden.<br />

Ein Bau zusätzlicher Wasserkraftwerke ist<br />

in <strong>Rosenheim</strong> nicht mehr möglich. Die<br />

<strong>Stadtwerke</strong> überprüfen derzeit die Alternative,<br />

sich an bestehenden Wasserkraftwerken<br />

zu beteiligen.<br />

= Bestehende Wasserkraft-<br />

werkanlagen und ihr Anteil<br />

in <strong>Rosenheim</strong><br />

62 %<br />

1


%<br />

15 %<br />

14 %<br />

3 %<br />

3 %<br />

2 %<br />

|<br />

29


30 |<br />

Klärschlammverwertung<br />

In <strong>Rosenheim</strong> sind jährlich ca. 7.500 Tonnen<br />

Klärschlamm mit einem Trockensubstratanteil<br />

von 25 % zu entsorgen. Der Wärmewert dieser<br />

Menge Klärschlamm entspricht etwa dem von<br />

500.000 m 3 Erdgas. Da die landwirtschaftliche<br />

Verwertung von Klärschlamm strengen Auflagen<br />

unterliegt und die Entsorgung bei externen Verwertern<br />

erhebliche Kosten verursacht, suchten<br />

die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> gemeinsam mit dem<br />

Klärwerk nach einer Lösung, bei der einerseits<br />

die verwertbare Energie genutzt wird und andererseits<br />

die nicht verwertbaren Stoffe ordnungsgemäß<br />

und wirtschaftlich entsorgt werden.<br />

- Energiebedarf/-überschuss<br />

Quelle: SWRO<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> haben ein Gutachten beauftragt,<br />

das sieben Varianten untersuchen sollte:<br />

1. Trocknung an der Kläranlage mit Fernwärme<br />

2. Trocknung an der Kläranlage mit Biogas-Blockheizkraftwerk<br />

3. Trocknung an der Kläranlage mit<br />

Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk<br />

4. Trocknung am Standort Müllheizkraftwerk<br />

5. Trocknung an Müllheizkraftwerk und Kläranlage<br />

6. Trocknung an der Kläranlage durch Fernwärme<br />

mit Co-Vergärung von Molke<br />

7. Trocknung und Vergasung an der Kläranlage mit Co-Vergärung<br />

von Molke und Wärmezuspeisung in das Fernwärmenetz<br />

Im Ergebnis hat sich die Variante sieben unter ökonomischen und<br />

ökologischen Gesichtspunkten durchgesetzt. Das Projekt wird entwickelt<br />

und umgesetzt, die Wirtschaftlichkeit lässt sich durch Volumenvergrößerung<br />

weiter steigern. Unsere Schaubilder zeigen die<br />

aktuelle und künftige umweltfreundliche und für die Energieversorgung<br />

nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ertragreiche<br />

Klärschlammverwertung.


Klärschlammverwertung - aktuell<br />

Co-Vergärung<br />

Strom: 2.000 MWh<br />

Wärme: 2.100 MWh<br />

Rohschlamm<br />

Faulung, Zentrifuge<br />

Klärschlammverwertung - zukünftig<br />

Rohschlamm 40.000 t/a (4 % Trockensubstanz)<br />

Faulung, Zentrifuge (drei getrennte Faultürme)<br />

Klärgas<br />

Strom (EEG): 6.900 MWh<br />

Wärme: 9.000 MWh<br />

entwässerter Klärschlamm<br />

Überregionale Entsorgung<br />

7.200 t/a<br />

entwässerter Klärschlamm<br />

Trocknung<br />

Vergasung<br />

Strom: 4.100 MWh<br />

Wärme: 5.300 MWh<br />

Fremdschlämme<br />

7.800 t/a<br />

Entsorgung Schlacke<br />

2.000 t/a<br />

|<br />

31


32 |<br />

Technik zur Vergärung<br />

von Biomasse<br />

Biogasanlage mit Kofermentation<br />

Wohnhaus<br />

Stall<br />

Kosubstrate<br />

Annahmebereich<br />

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />

Gülle<br />

Vorgrube<br />

Hygienisierung<br />

Wärmespeicher<br />

Gärsubstrat<br />

Faulbehälter<br />

Gas<br />

Biogas<br />

Strom Wärme Substrat<br />

BHKW<br />

Folienspeicher<br />

Nahwärme<br />

Einspeisung<br />

ins öffentliche<br />

Stromnetz<br />

Gärrückstand<br />

Lagerbehälter<br />

landwirtschaftliche<br />

Verwertung


Zusammenfassung und Stellungnahme<br />

zu einer von den <strong>Stadtwerke</strong>n<br />

<strong>Rosenheim</strong> in Auftrag<br />

gegebenen Diplomarbeit<br />

„Ermittlung und Beurteilung der aktuellen<br />

Biogassituation und des landwirtschaftlichen<br />

Biomassepotenzials im Landkreis <strong>Rosenheim</strong>“<br />

von Andrea Artmann (März 2006)<br />

Ausgangssituation<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> erzeugen aus der energetischen Verwertung<br />

von kommunalem Hausmüll und der zusätzlichen Verfeuerung<br />

von Erdgas und Öl thermische und elektrische Energie.<br />

Aus umweltpolitischen und wirtschaftlichen Gründen sind die<br />

<strong>Stadtwerke</strong> stets bestrebt, den Anteil der fossilen Energieträger<br />

zu verringern. Als innovatives Unternehmen soll zudem durch gezielten<br />

Einsatz von regenerativer Energie die Unabhängigkeit von<br />

fossilen Energieträgern forciert werden. Diese Möglichkeiten wurden<br />

in den letzten beiden Jahren durch verschiedene Studien untersucht.<br />

Zum einen wurden die Marktsituation und die Mengen an biogenen<br />

Reststoffen aus Industrie und Gewerbe des Landkreises<br />

<strong>Rosenheim</strong> und eine Möglichkeit einer energetischen Verwertung<br />

untersucht. Als Ergebnis war festzustellen, dass für die Entsorgung<br />

von beispielsweise Speiseabfällen oder Fettabscheiderinhalten<br />

ein eigenständiger, dynamischer Markt mit einer großen<br />

Nachfrage besteht. Einerseits geht ein Großteil der biogenen<br />

Reststoffe als Futtermittel in die Landwirtschaft, andererseits<br />

übernehmen spezialisierte Unternehmen selbst eine energetische<br />

Verwertung der verbleibenden Reststoffe. Weiterhin gilt, dass die<br />

jeweiligen Unternehmen nahezu alle biogenen Reststoffe gegen<br />

Zahlung von Erlösen abgeben. Da auf diesem Sektor keine Übermengen<br />

oder eine Entsorgungsnot vorherrschen, bestehen kaum<br />

Möglichkeiten biogene Reststoffe für eine energetische Verwertung<br />

zu akzeptablen wirtschaftlichen Bedingungen zu bekommen.<br />

Zusätzlich wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Landwirtschaft<br />

<strong>Rosenheim</strong> im Rahmen einer Diplomarbeit die aktuelle<br />

Biogassituation und das Potenzial an landwirtschaftlich erzeug-<br />

ten nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo) im Landkreis <strong>Rosenheim</strong><br />

untersucht. Deren Ergebnisse sollen im Folgenden genauer<br />

dargestellt werden.<br />

Ergebnisse der Diplomarbeit | Aktuelle Biogassituation<br />

Die Ergebnisse der telefonischen Befragung aller Anlagenbetreiber<br />

zu Informationen über Baujahr, Betriebsform, Größe, Substrateinsatz<br />

und Wärmeverwertung verdeutlichen den aktuell<br />

vorherrschenden Biogasboom auch im Landkreis <strong>Rosenheim</strong>. So<br />

hat sich die Anzahl der in Betrieb genommenen Anlagen in den<br />

letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Aktuell sind im Landkreis<br />

<strong>Rosenheim</strong> 43 Biogasanlagen in Betrieb, wovon in 36 Anlagen<br />

eine Vergärung von Wirtschaftsdünger (Gülle, Jauche, Festmist)<br />

zusammen mit selbsterzeugten nachwachsenden Rohstoffen<br />

(Maissilage, Grassilage, Graspflanzensilage usw.) stattfindet. In<br />

sieben Anlagen werden zusätzlich biogene Reststoffe aus Industrie<br />

und Gewerbe (überlagerte Lebensmittel, Speisereste, Fettabscheiderinhalte<br />

usw.) verwertet.<br />

Analog den kleinen Strukturen der <strong>Rosenheim</strong>er Landwirtschaft<br />

bewegen sich auch die Anlagengrößen im unteren Leistungsbereich.<br />

Alle 43 Anlagen sind kleiner 500 kWel, wovon 35 Anlagen<br />

eine Generatorleistung kleiner 150 kWel besitzen. Bei der Art der<br />

Betriebsführung ist vornehmlich die Einzelhofanlage anzutreffen,<br />

lediglich fünf Anlagen werden als Gemeinschaftsanlage von mehreren<br />

Beteiligten (zwei bis fünf Beteiligten) betrieben.<br />

Grundsätzliches Problem aller Biogasanlagen ist eine sinnvolle<br />

Verwertung der anfallenden Wärme des Verbrennungsmotors.<br />

Zwar weisen alle Biogasanlagen im Landkreis eine Wärmeanbindung<br />

an Wohnhaus, Stallgebäude, Gewächshäuser oder sonstiges<br />

(Getreidetrocknung, Swimmingpool etc.) vor.<br />

|<br />

33


34 |<br />

Diese Nutzung entspricht jedoch nur einem geringen Anteil an<br />

der tatsächlich anfallenden Wärme. Der Großteil der Wärme muss<br />

über Gebläse ungenutzt weggekühlt werden. Die Suche nach geeigneten<br />

Wärmeabnehmern, vor allem im Sommer, ist daher auch<br />

für die <strong>Rosenheim</strong>er Anlagenbetreiber ein dringliches Thema.<br />

Ein angedachtes Ziel der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong>, dieses ungenutzte<br />

Wärmepotenzial beispielsweise für eine Trocknung von<br />

verschiedensten Brennstoffen wie Scheitholz, Hackgut oder Pellets<br />

zu nutzen, erweist sich aufgrund der vielen kleinen Einzelanlagen<br />

als unwirtschaftlich.<br />

Biomassepotenzial<br />

Weiteres Kernelement der Diplomarbeit war die Erfassung des<br />

landwirtschaftlichen Biomassepotenzials im Landkreis <strong>Rosenheim</strong>.<br />

Mithilfe anonymisierter Daten der Förderanträge vom Landwirtschaftsamt<br />

<strong>Rosenheim</strong> wurden Informationen über die<br />

Flächennutzung (Ackerland, Grünland), die Wirtschaftsdünger<br />

(Gülle, Mist) sowie nachwachsende Rohstoffe (Maissilage, Grassilage,<br />

Ganzpflanzensilage etc.) ausgewertet. Auf diese Weise<br />

konnten Ergebnisse über die anfallende Güllemenge und dem<br />

Nutzungspotenzial nachwachsender Rohstoffe für die Energieerzeugung<br />

ermittelt und beurteilt werden.<br />

Grundsätzlich ist der Landkreis <strong>Rosenheim</strong> ein intensives Veredelungsgebiet,<br />

das vorherrschend von der Milchviehhaltung<br />

und somit einer hohen Viehdichte dominiert wird. Laut Auswertung<br />

bezogen sich 98 % der Großvieheinheiten des Landkreises<br />

<strong>Rosenheim</strong> auf Milchvieh. Im südlichen Landkreis wird bedingt<br />

durch die klimatischen Bedingungen und einer erschwerten Bodenbearbeitung<br />

auf über 90 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />

eine Grünlandnutzung praktiziert. Die Auswertung ergab<br />

weiter, dass dort kein rechnerischer Gülleüberhang vorzufinden<br />

ist. Dies ist zum einen darin begründet, dass die dortige Nutzviehhaltung<br />

extensiv betrieben wird, zum anderen aber auch, da<br />

Almflächen zur dortigen landwirtschaftlichen Nutzfläche dazugerechnet<br />

werden. Auf diese Weise ergeben sich rechnerische Vorteile<br />

hinsichtlich des Gülleaufkommens bzw. eines<br />

-überschusses.<br />

Nördlich der Autobahn A8 verringert sich der Grünlandanteil auf<br />

durchschnittlich 60 bis 70 %. Die restliche Fläche ist Ackerland,<br />

das komplett für den Anbau von Zusatzfutter (Silomais und Futtergetreide)<br />

für das Milchvieh bestellt wird. Durch diese besseren<br />

Produktionsbedingungen befinden sich im nördlichen<br />

Landkreis auch vermehrt größere Betriebe, die eine intensive<br />

Milchviehhaltung betreiben. Dies verdeutlicht auch die Kennzahl<br />

Großvieheinheiten je Hektar [GV/ha]. Für eine bedarfsgerechte<br />

Düngung von landwirtschaftlichen Flächen ist lt. den entsprechenden<br />

Verordnungen ein Viehbestand von 2,2 GV/ha zulässig.<br />

Nach Auswertung der Daten lässt sich festhalten, dass 622 Betriebe<br />

im Landkreis einen GV-Besatz von über 2,2 GV/ha aufweisen.<br />

Rund 95 % befinden sich davon im nördlicheren Teil des<br />

Landkreises. Von der tatsächlich anfallenden Güllemenge im<br />

Landkreis lässt sich rechnerisch somit ein Gülleüberschuss von<br />

ca. 110.000 m3 im Jahr ermitteln.<br />

Grundsätzlich könnte diese Menge einer Vergärung zugeführt<br />

werden. Allerdings besteht nach einer Vergärung immer noch die<br />

Frage nach der geeigneten Gärrestausbringung, welche nichts<br />

am bereits vorhandenen Gülleüberhang bzw. Nährstoffüberschuss<br />

der Flächen ändern würde.


Hinsichtlich des Potenzials an nachwachsenden Rohstoffen ist<br />

eine diffizile Situation vorzufinden. Im Landkreis werden aktuell<br />

15.720 ha als landwirtschaftliche Ackerfläche bewirtschaftet,<br />

wobei 96 % (15.100 ha) durch den Anbau von Futterpflanzen fest<br />

gebunden sind. Der Anbau von Energiepflanzen träte damit in<br />

direkten Wettbewerb mit Futterpflanzen.<br />

Für die Ermittlung eines Biomassepotenzials können zusätzlich<br />

die Stilllegungsflächen berücksichtigt werden, da auf diesen der<br />

Anbau von nachwachsenden Rohstoffen erlaubt ist. Aufgrund der<br />

kleinen Strukturen fallen allerdings im Landkreis <strong>Rosenheim</strong> viele<br />

Betriebe unter die so genannte „Kleinerzeuger-Regelung“, die<br />

die Landwirte von einer Stilllegungs-Pflicht befreit. Aktuell sind<br />

im Landkreis lediglich 180 ha als stillgelegt gemeldet. Dabei handelt<br />

es sich zusätzlich um kleine, vereinzelte Parzellen, die nur<br />

erschwert für einen Energiepflanzenanbau in Frage kämen.<br />

Beurteilung der gewonnenen Ergebnisse<br />

Wie zu erwarten ist aufgrund der starken Milchviehhaltung nahezu<br />

die komplett verfügbare Fläche des Landkreises <strong>Rosenheim</strong><br />

für die Futtergewinnung gebunden. Der zusätzliche Anbau von<br />

Energiepflanzen würde eine ernst zu nehmende Konkurrenzsituation<br />

auslösen und für alle Beteiligten negative Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaftlichkeit besitzen.<br />

Auf der anderen Seite bietet der rechnerisch ermittelte Gülleüberschuss<br />

von ca. 110.000 m im Jahr ein gewisses Biogaspotenzial,<br />

das energetisch genutzt werden könnte. Um nach einer<br />

Vergärung den Gülledruck von den Flächen zu nehmen, müsste<br />

eine Vergärungsanlage zudem als Art „Güllebörse“ wirken. Beispielsweise<br />

könnte über eine Gärrestaufbereitung (Trocknung<br />

und Agglomeration) Handelsdünger erzeugt werden und dieser<br />

überregional vermarktet werden. Neben den positiven Auswir-<br />

kungen auf die <strong>Rosenheim</strong>er Böden und Gewässer, könnte eine<br />

solche Vermarktungsschiene der Anlage zusätzliche Erlöse einbringen.<br />

In weiteren Studien wurden zusätzlich die Wirtschaftlichkeiten<br />

verschiedener Anlagentypen ermittelt. Dabei wurden unterschiedliche<br />

Verfahrenstechniken (Nass- und Trockenfermentation),<br />

eine Energienutzung am Anlagenstandort und eine<br />

Biomethan-Einspeisung betrachtet. Die Kapitalrückflusszeiten betragen<br />

10 bis 14 Jahre und sind somit als Investitionsmaßnahmen<br />

wirtschaftlich akzeptabel.<br />

|<br />

35


36 |<br />

Stellungnahme der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

zur Biogaserzeugung und -nutzung<br />

Der Trend in der Biogasbranche geht aktuell eindeutig hin zu Anlagen<br />

im Leistungsbereich 1 bis 2 MW. Zum einen ist dies in einer<br />

verbesserten Anlagentechnik und einem stetig wachsendem<br />

Know-how über die Prozessbiologie zu begründen, zum anderen<br />

spielen wirtschaftliche Überlegungen und Kostendegressionen<br />

eine entscheidende Rolle für Neuinvestitionen.<br />

Auch hinsichtlich des „Problems“ des nur unzureichend genutzten<br />

Wärmepotenzials zeichnen sich „Lösungen“ ab. Aktuell werden<br />

verschiedene Projekte realisiert, in denen das Biogas (CH4<br />

55 %) zu Erdgasqualität (CH4 > 98 %) aufbereitet und in das<br />

Gasversorgungsnetz eingespeist wird. Laut Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz (EEG) kann dieses so genannte Biomethan an anderer<br />

Stelle bilanziell wieder entnommen und nach bewährter Weise in<br />

Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung verbrannt werden. Diese Flexibilität<br />

in der Standortwahl der Anlage und Verbrennungseinheit<br />

ist der entscheidende Vorteil der Biogasaufbereitung und<br />

-einspeisung, da das Biomethan dort genutzt wird, wo bestmöglich<br />

die Wärme verwertet werden kann.<br />

Über eine Erneuerung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)<br />

wird diskutiert, in der ein gewisser Wärmenutzungsgrad für die<br />

Genehmigungsfähigkeit der Anlagen gefordert sowie der wirtschaftliche<br />

Anreiz einer größeren Wärmenutzung durch Anhebung<br />

des Kraft-Wärme-Kopplung-Bonus gesteigert werden soll. Wann<br />

jedoch eine weitere Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) umgesetzt wird, ist unklar.<br />

Ein weiterer Trend, der momentan in der Biogasbranche beobachtet<br />

werden kann, ist die Realisierung von Großanlagen in der<br />

Organisationsform von Gemeinschaftsanlagen. Dazu schließen<br />

sich Landwirte untereinander zusammen, um eine Anlage gemeinschaftlich<br />

zu betreiben. Das Investitionsvolumen verteilt sich<br />

auf diese Weise auf mehrere Schultern, wodurch das Risiko für<br />

den Einzelnen sinkt. Vielerorts werden aber auch bereits Kooperationsmodelle<br />

mit den örtlichen Energieversorgungsunternehmen<br />

geschaffen. Durch diese Art der Zusammenarbeit können<br />

sich die Projektpartner auf die jeweilige Zuständigkeit konzentrieren<br />

und profitieren beiderseits von den Synergieeffekten. So<br />

verbleibt der Anbau, die Ernte und Lagerung als ureigenste Aufgaben<br />

der Landwirtschaft in Händen der Landwirte, während das<br />

Energieversorgungsunternehmen (EVU) eine bestmögliche Energieabnahme<br />

organisiert.<br />

Als Betreiber eines Gas- und Fernwärmeversorgungsnetzes sehen<br />

die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> hierin geeignete Voraussetzungen, in<br />

Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft eine Energieerzeugungsanlage<br />

auf Basis einer Vergärung zu realisieren. Hauptaugenmerk<br />

liegt dabei auf einer höchstmöglichen und sinnvollen<br />

Wärmenutzung. Dies könnte über den Weg der Einspeisung erfolgen<br />

oder über geeignete Wärmenutzungskonzepte, wie z. B. der<br />

Trocknung des Klärschlammes der Stadt <strong>Rosenheim</strong>. Als weiteres<br />

wesentliches Ergebnis der Diplomarbeit kann bereits eine erste Eingrenzung<br />

von möglichen Standorten gesehen werden.


Dabei gilt es für einen wirtschaftlichen Betrieb der Biogasanlage<br />

eine Kombination aus niedrigen Transportkosten für nachwachsende<br />

Rohstoffe und Gülle sowie einem sinnvollen Wärmenutzungskonzept<br />

zu finden.<br />

Die nördlich von <strong>Rosenheim</strong> gelegenen Gemeinden mit den teilweise<br />

hohen Gülleüberschüssen und zahlreicheren Ackerflächen<br />

bieten gute Standortmöglichkeiten für eine größere Biogasanlage.<br />

Der westliche Landkreisteil stellt dagegen bereits ein intensiv<br />

genutztes Biogasgebiet dar. Dort würden weitere Anlagen<br />

eher zu nachteiligen Auswirkungen, wie z. B. steigende Pachtpreise,<br />

führen und dadurch sicherlich Akzeptanzprobleme in der<br />

ländlichen Bevölkerung hervorrufen.<br />

Als geeignete Gebiete kristallisieren sich die Gemeinden Vogtareuth,<br />

Söchtenau, Eiselfing, Babensham, Amerang, Pfaffing, Griesstätt,<br />

Halfing, Tuntenhausen und Großkarolinenfeld heraus. In<br />

diesen Gemeinden ist jeweils ein hohes Potenzial an landwirtschaftlichem<br />

Dünger vorhanden. Außerdem weisen sie einen größeren<br />

Ackerflächenanteil auf und Biogasanlagen sind dort bisher<br />

nur schwach vertreten.<br />

Wird von einem künftigen Anlagenstandort auch die Nähe zum<br />

Versorgungsnetz der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> erwartet, bieten sich<br />

schlussendlich besonders die Gemeinden Vogtareuth und Großkarolinenfeld<br />

an.<br />

Schlussbemerkung<br />

|<br />

37<br />

Abschließend gilt festzuhalten, dass die Ergebnisse der Diplomarbeit<br />

eine interessante Basis für eine mögliche Vergärungsanlage in einer<br />

akzeptablen Leistungsgröße bilden.<br />

Beispielhaft sei folgendes Biogaspotenzial genannt, wobei die geringe<br />

Menge an Silage zur prozessbiologischen Stabilisierung dient:<br />

Dieses Biogaspotenzial entspräche einer installierten elektrischen<br />

Leistung von ca. 1.000 kWel. Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> sind der Überzeugung, dass durch eine<br />

Kooperation mit der heimischen Landwirtschaft vielversprechende<br />

Projekte geboren werden können, die für den Landkreis <strong>Rosenheim</strong><br />

bedeutende Vorteile erzielen.<br />

An dieser Stelle sind nochmals die Stärkung des ländlichen Raumes<br />

durch regionale Wertschöpfung, Boden- und Gewässerschutz durch<br />

überregionale Vermarktung von aufbereiteter Gülle, Stärkung der<br />

Unabhängigkeit gegenüber fossilen Energieträgern und einer bestmöglichen<br />

energetischen Nutzung der heimischen Ressourcen zu<br />

nennen.<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> stehen einem weiteren Gedankenaustausch<br />

oder Ideen hinsichtlich einer Vergärungsanlage offen gegenüber.


38 |


Das Biomasse-Heizwerk<br />

Für den Städtischen Bauhof wurde im November 2006 ein<br />

Biomasse-Heizwerk mit einer Nennwärmeleistung von 400 kW in<br />

Betrieb genommen. Auf dem Gelände des Städtischen Bauhofs<br />

werden der Bauhof selbst, das GRWS-Bürogebäude und 15 naheliegende<br />

Wohnhäuser mit Wärme versorgt.<br />

Mit einem Investitionsvolumen von 270.000 Euro wird eine Gesamtfläche<br />

von 26.600 m2 beheizt, die Wärmeabgabe beträgt<br />

rund 2.400 MWh. Der geplante Jahresverbrauch an Holzhackschnitzeln<br />

beträgt 200 Tonnen.<br />

Vorteile einer Hackschnitzelanlage<br />

• nachwachsender, heimischer Energieträger<br />

• CO2-neutral<br />

• kein Treibhauseffekt<br />

• bei Verbrennung in modernen Anlagen nur sehr<br />

geringe Emissionen<br />

• sichert Arbeitsplätze in der heimischen Landwirtschaft,<br />

in Gewerbe und Industrie<br />

• Aufträge für die heimische Wirtschaft<br />

• Einsparung von rund 532 Tonnen CO2<br />

Der Biomasse-Heizkessel deckt rund 88 % des Jahresenergiebedarfs<br />

der genannten Gebäude. Die Spitzenlastdeckung sowie die<br />

Notversorgung erfolgt über einen Gasbrennwertkessel mit einer<br />

Leistung von 450 kW.<br />

Ein weiterer Ausbau des bestehenden Biomasse-Nahwärmenetzes<br />

mit einer Verbindungsleitung zur Grund- und Hauptschule<br />

Westerndorf St. Peter wird in Kürze realisiert. Ein weiteres Biomasse-Blockheizkraftwerk<br />

befindet sich in Planung.<br />

Dezentrale Wärme-Insel:<br />

Hackschnitzelheizung in der<br />

Möslstraße<br />

|<br />

39


40 |<br />

Entwicklung und Bau<br />

einer Komplettanlage für Holzvergasung<br />

ist in vollem Gange<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> wollen den Anteil der regenerativen<br />

Energien an der eigenen Energieerzeugung weiter erhöhen.<br />

Aus diesem Grund hat unser Unternehmen im Jahre 2006 umfassende<br />

Untersuchungen durchgeführt, die sich mit dem Thema<br />

„Erneuerbare Energien“ befasst haben.<br />

Wie diese Messungen ergaben, besitzt die thermochemische Vergasung<br />

von Holz in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz<br />

die besten Voraussetzungen. Einer der Hauptgründe für<br />

diese Einschätzung liegt darin, dass bei der Holzvergasung bereits<br />

in kleinen Leistungseinheiten vergleichsweise hohe elektrische<br />

Wirkungsgrade erzielt werden können.<br />

Die positiv erzielten Ergebnisse der Voruntersuchungen veranlassten<br />

das Projektteam, sich in die Thematik weiter einzulesen,<br />

sich Grundwissen anzueignen und verschiedene, auf dem Markt<br />

befindliche Vergasungsanlagen zu besichtigen.<br />

Gaswerte eines Versuchs<br />

Über eine Gasmessung wird die Zusammensetzung des Holzgases kontinuierlich<br />

gemessen. Die Kohlenmonoxid-, Kohlendioyid-, Wasserstoff- und<br />

Methan-Werte geben Auskunft über den Vergasungsprozess und sind<br />

somit wichtige Parameter für eine stabile Fahrweise der Anlage.<br />

Basierend auf amerikanischen Forschungsarbeiten haben sich<br />

die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> entschlossen, selbst eine solche Vergasungsanlage<br />

zu entwickeln. Im Jahre 2007 wurde mit der technischen<br />

Entwicklung einer eigenen Versuchsanlage begonnen.<br />

Für die wissenschaftliche Betreuung und Unterstützung des Projektes<br />

konnten die technische Universität Dresden, die Fachhochschule<br />

Weihenstephan/Triesdorf sowie die Fachhochschule<br />

<strong>Rosenheim</strong> eingebunden werden. Praktikanten und Diplomanden<br />

ergänzen das Projektteam. Derzeit sind auf dem Gelände<br />

des Müllheizkraftwerks die Umbauarbeiten für eine größere Vergasungsanlage<br />

mit Motor in vollem Gange. Hatte die erste Versuchsanlage<br />

noch 40 kW thermische Leistung, so schafft die<br />

neue Komplettanlage bereits 120 kWth. Für die Anbindung eines<br />

Gasmotores wird zudem ein weiterer Raum lärm- und brandschutztechnisch<br />

auf den neuesten Stand gebracht.<br />

Versuchsanlage<br />

in <strong>Rosenheim</strong><br />

Reaktor<br />

Brennstoffschleuse<br />

Filter<br />

Fackel<br />

Kühler<br />

Saugzug<br />

Gasanalytik<br />

Fackel


Unsere Ziele ...<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> beabsichtigen auf der<br />

verfahrenstechnischen Grundlage eines Festbettvergasers<br />

eine eigene Vergasungsanlage zu entwickeln.<br />

Mit dieser Anlage soll Holz im Sinne der<br />

Biomasseverordnung thermochemisch zu einem<br />

brennbaren Gas umgewandelt und mit möglichst<br />

hohem Wirkungsgrad zur gekoppelten Erzeugung<br />

von Strom und Wärme genutzt werden. Ziel des<br />

Projektes ist die Entwicklung einer Anlage mit<br />

technischem Kraftwerksstandard, die verfah-<br />

Biomassebestickung<br />

Gaserzeugung<br />

Gaskühlung<br />

renstechnisch einfach und robust, messtechnisch<br />

kontinuierlich überwacht, in Verbindung mit geeigneter<br />

Regelung dauerbetriebsgeeignet und<br />

sicherheitstechnisch ausgereift ist sowie die<br />

Emissionsgrenzwerte der Richtlinie „TA-Luft“<br />

deutlich unterschreitet. Eine Vergasungsanlage<br />

besteht im Wesentlichen aus den Bereichen<br />

Brennstoffaufbereitung und Brennstoffbeschickung,<br />

Vergasungsreaktor, Gasreinigung und Nutzung<br />

des Synthesegases in einem Motor.<br />

Gasreinigung<br />

Kraft-Wärme-Kopplung<br />

Gasnutzung<br />

Strom<br />

Nahwärme<br />

Erneubare<br />

Energie<br />

|<br />

41


42 |<br />

Contracting-Projekt<br />

Grundschule Fürstätt<br />

29 % Brennstoffeinsparung, 29 % CO2-Reduzierung – auf diese<br />

Erfolgsformel bringt es das Heizungskonzept der <strong>Stadtwerke</strong><br />

<strong>Rosenheim</strong> für die Grundschule Fürstätt.<br />

Zwei Erdgas-Brennwertgeräte mit jeweils 500 kW Leistung wurden<br />

installiert, die Warmwasserversorgung wurde umgebaut und<br />

saniert sowie die Heizkörper inklusive der Thermostatventile ausgetauscht.<br />

Das Investitionsvolumen von annähernd 220.000 Euro<br />

floss überwiegend in Aufträge für das heimische Handwerk.<br />

Die Sanierung und Energieoptimierung weiterer öffentlicher Gebäude,<br />

Schulen, Kindergärten und Ämter ist geplant und wird<br />

entsprechend unserem Energienutzungsplan realisiert.


Windzonen in Deutschland<br />

Windkraft ist laut Bayerischem Windatlas nur<br />

bedingt an exponierten Stellen im Landkreis<br />

<strong>Rosenheim</strong> interessant. Die drei Windräder im<br />

Landkreis <strong>Rosenheim</strong> dienen vor allem Forschungszwecken.<br />

Der Einsatz von Windenergie ist in der windschwachen<br />

Region <strong>Rosenheim</strong> ökonomisch<br />

nicht zu empfehlen. Die Windgeschwindigkeit<br />

in <strong>Rosenheim</strong> liegt laut Windatlas deutlich<br />

unter dem benötigten Wert.<br />

Die Atmosphäre der Erde befindet sich in ständiger Bewegung.<br />

Ursache ist die Sonneneinstrahlung, die zu unterschiedlichen<br />

Temperatur- und Druckverhältnissen führt.<br />

Von regionalen Besonderheiten abgesehen, zirkuliert die Atmosphäre<br />

in globalen Strömungen, die durch konstante Hoch- und<br />

Tiefdruckzonen ausgelöst werden.<br />

Weiter Infos: www.solarpower-gmbh.com<br />

Das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland liegt auf der Nordhalbkugel<br />

im Bereich der Westwindzone auf dem europäischen<br />

Kontinent. Das Klima ist im Allgemeinen unbeständig; die vor-<br />

wiegend westlichen Winde sind im Frühjahr und im Spätherbst<br />

stärker als im Jahresmittel. Abhängig von der geografischen Lage<br />

sind die durchschnittliche Windgeschwindigkeit und die Windhäufigkeit<br />

recht unterschiedlich. Optimale Bedingungen für den<br />

Betrieb von Windkraftanlagen bestehen vor allem im Bereich der<br />

deutschen Nordseeküste. Hier beträgt die Windgeschwindigkeit<br />

ab 10 Meter über Grund an mindestens 50 % der Jahresstunden<br />

mehr als fünf Meter pro Sekunde – das bedeutet Windstärke 4<br />

und darüber. Auch an der Ostseeküste (z. B. auf Fehmarn) und<br />

in einigen exponierten Lagen der deutschen Mittelgebirge gibt es<br />

ähnlich windreiche Regionen. Große Teile von Nordwestdeutschland,<br />

Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie<br />

die Höhenzüge in der Mitte und im Süden Deutschlands befinden<br />

sich im Bereich einer Windzone, in der die durchschnittliche<br />

jährliche Windgeschwindigkeit zwischen vier und fünf Meter pro<br />

Sekunde liegt (etwa Windstärke 3). Diese Bedingung gilt für den<br />

wirtschaftlich sinnvollen Einsatz größerer Windkraftanlagen als<br />

untere Grenze. Überwiegend weht der Wind in der nördlichen<br />

Hälfte Deutschlands mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von<br />

drei bis vier Metern pro Sekunde. Im südlichen Teil Deutschlands<br />

liegen die mittleren Windgeschwindigkeiten noch darunter (Windstärke<br />

2 und weniger).<br />

|<br />

43


44 |<br />

Bauen und renovieren<br />

Bei Neubauten sind heute schon das so genannte 3-Liter-Haus,<br />

Passivhäuser und Niedrigenergiehäuser zu realisieren. Die Mehrkosten<br />

im Vergleich zu konventionellen Bauweisen amortisieren<br />

sich umso schneller, je rascher die Preise für Primärenergie ansteigen.<br />

Im Versuchsstadium funktionieren heute bereits Energieüberschusshäuser,<br />

die in der Bilanz selbst Energieerzeuger sind.<br />

Bis zur Praxisreife kann es noch einige Zeit dauern.<br />

Bis dahin bleibt es Aufgabe der Hausbesitzer, der Wohnungswirtschaft<br />

und der Industrie, alle erdenklichen Maßnahmen zu<br />

ergreifen, um Energie so sparsam wie möglich einzusetzen. Wirksame<br />

Wärmedämmung an Wänden und Dach, neue Fenster, Heizungserneuerung<br />

mit Brennwertkessel und Erdgasanschluss<br />

gehören ebenso zu den wirksamen Maßnahmen wie z. B. der<br />

Verzicht auf Stand-by-Technik bei Elektrogeräten oder ein Absenken<br />

der Raumtemperatur.<br />

Die Mitarbeiter der Abteilung Energiedienstleistung der <strong>Stadtwerke</strong><br />

<strong>Rosenheim</strong> beraten die Kunden gerne persönlich. Energiesparbroschüren<br />

mit wertvollen praktischen Hinweisen stehen<br />

zu den unterschiedlichen Energiesparthemen zur Verfügung und<br />

eine individuelle Beratung vor Ort ist nach Absprache jederzeit<br />

möglich.


Moderne Energie-<br />

Dienstleistungen der<br />

<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Dieses Angebot dient der Energieeinsparung sowohl im Gebäudebestand<br />

als auch bei der Neubauplanung. Wir erarbeiten mit<br />

unseren Kunden Konzeptlösungen aus ökologischer und ökonomischer<br />

Sicht.<br />

Individuelle Energieberatung durch geschulte Fachkräfte beinhaltet<br />

die Bedarfsanalyse, gibt Hinweise zum Wärmeschutz am<br />

Gebäude und übernimmt die professionelle Planung nach jeweiligen<br />

Erfordernissen. Die <strong>Stadtwerke</strong> planen effiziente Anlagen,<br />

konventionell oder in Kombination mit Solartechnik oder<br />

Kraft-Wärme-Kopplung.<br />

Der Betrieb der Anlage und die Lieferung von Wärme gehört<br />

ebenso zum Contracting wie Routinekontrollen und Fernüberwachung<br />

sowie ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Eine Finanzierung<br />

von bis zu 100 % ist über Energielieferverträge möglich.<br />

Der Energieausweis zeigt die „Gesamtenergieeffizienz“ eines Gebäudes.<br />

Der Ausweis enthält alle Gebäudedaten und stellt die Ergebnisse<br />

der Bewertung übersichtlich zusammen. Die Qualität<br />

der Dämmung und der Fenster, die Effizienz der Heizungsanlage<br />

sowie die zur Heizung, Warmwasserbereitung und Lüftung verwendeten<br />

Energieträger werden berücksichtigt.<br />

Dies ist ein wichtiges Hilfsmittel und eine wesentliche Grundlage<br />

zur Beratung, Untersuchung, Auswertung und Analyse von<br />

Gebäudezuständen.<br />

|<br />

45


46 |


Erdgastankstelle<br />

Erhebliche Schadstoffreduzierungen sind durch die Umstellung<br />

von Dieselkraftstoff auf Erdgas möglich.<br />

Nach der Eröffnung einer Erdgastankstelle an der Kufsteiner<br />

Straße im Jahr 2004, die mit einer Investition von 350.000 Euro<br />

von den <strong>Stadtwerke</strong>n errichtet wurde, gelang es, Bürger aus<br />

<strong>Rosenheim</strong> und Umgebung mit einem Förderprogramm zur Umstellung<br />

zu bewegen. 177 Fahrzeuge und fünf Busse fahren mit<br />

umweltfreundlichem Erdgas. Der Gasabsatz betrug im Jahr 2005<br />

rund 124.000 kg Gas. Diese Menge wurde bereits im ersten Halbjahr<br />

2007 überschritten.<br />

Nach Umzug der Tankstelle in die Theodor-Gietl-Straße vor dem<br />

RVO-Gelände, prüfen die <strong>Stadtwerke</strong> zurzeit die Möglichkeit<br />

eines weiteren Standortes.<br />

Erdgasbus an der Tankstelle<br />

|<br />

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48 |<br />

Zehnjahresbilanz:<br />

Mit einem Fördervolumen von<br />

1.700.000 Euro wurden über<br />

7.500.000 kg CO2 eingespart<br />

Solaranlagen<br />

Für thermische Solaranlagen wurden in Verbindung mit einem<br />

Neuanschluss oder der Sanierung einer bestehenden Heizanlage<br />

Fördermittel zur Verfügung gestellt. Die Fördervoraussetzungen<br />

trafen auf 300 Anlagen mit über 2.500 m2 Fläche zu. Dafür wurden<br />

400.000 Euro bereitgestellt. In der Umweltbilanz bedeutete<br />

dies Einsparungen von 260.000 kg fossiler Energie und Vermeidung<br />

von knapp 390.000 kg CO2-Emissionen.<br />

Photovoltaik<br />

Über 50 Anlagen wurden mit einem Volumen von 76.000 Euro gefördert.<br />

Erreicht wurde die Vermeidung von 142 t CO2-Emissionen.<br />

Der damit erzeugte Strom reicht für ca. 120 Haushalte.<br />

Heizungsumstellung auf Erdgas<br />

1.150 Millionen Euro betrug die Fördersumme für die Umstellung<br />

von Heizanlagen auf Erdgas. Damit konnten CO2-Emissionen in<br />

Höhe von 6.976 kg pro Jahr vermieden werden. Der Energieverbrauch<br />

sank im Vergleich zu den vorher genutzten Energien im<br />

Durchschnitt um 20 %.<br />

Kraft-Wärme-Kopplung<br />

Bisher wurden zwei wärmegeführte Blockheizkraftanlagen mit<br />

einer elektrischen Leistung von 11 kW gefördert. Weitere Projekte<br />

sind in Planung.<br />

Neuanschlüsse an das Fernwärmenetz<br />

Auch diese sind nach individueller Einzelfallentscheidung förderfähig,<br />

unsere Energieberater begleiten die entsprechenden Projekte.<br />

Wärmepumpen können gefördert werden, wenn kein Gasanschluss<br />

und Fernwärmeanschluss möglich ist.<br />

Sondermaßnahmen<br />

Wenn hohe Energieeinsparungen erzielt werden können, kommt<br />

eine Förderung im Einzelfall in Betracht, z. B. für den Einbau einer<br />

Hausenergieversorgung mit Brennstoffzellentechnik, den Einbau<br />

einer gasbetriebenen Wärmepumpe oder die Umsetzung innovativer<br />

<strong>Energiekonzept</strong>e. Die Fördersumme wird nach aussagekräftigen<br />

Berechnungsunterlagen von Kosten und Erträgen individuell<br />

ermittelt.


Wärme- und Dampfversorgung<br />

für <strong>Rosenheim</strong><br />

Das vorliegende Schema zeigt auf der rechten Seite die Erzeuger<br />

von Wärme und Dampf, beginnend mit dem Müllheizkraftwerk bis<br />

hin zur Güllevergärung, auf der linken Seite die Abnehmer, die aus<br />

optimierten Energieströmen bedient werden.<br />

Klinikum<br />

Industrie<br />

Wohnen<br />

Öffentliche<br />

Gebäude<br />

Industrie<br />

und<br />

Gewerbe<br />

Wohnen<br />

Öffentliche<br />

Gebäude<br />

Industrie<br />

und<br />

Gewerbe<br />

Klärwerk<br />

Bauernhof<br />

Fernwärme<br />

Dampf<br />

MHKW<br />

Gasmotoren-<br />

KWK<br />

Gas-/<br />

Ölkessel-<br />

KWK<br />

Gas-<br />

Spitzenlast-<br />

Heizkessel<br />

Holzvergaser<br />

Holzgas-<br />

Motoren-<br />

BHKW<br />

Holz-<br />

Hackschnitzel-<br />

Heizwerk<br />

Biogas-BHKW<br />

Gas-<br />

Spitzenlast-<br />

Heizkessel<br />

Klärgas-<br />

BHKW<br />

Güllervergärung<br />

mit<br />

BHKW<br />

|<br />

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50 |<br />

Energie-Management für<br />

<strong>Rosenheim</strong> bei optimierten<br />

Querverbindungen<br />

Kurzfristig:<br />

- Ermittlung der Absatzlasten<br />

(Strom, Gas, Fernwärme und Dampf)<br />

- Prognose der Strompreise am EEX-Spotmarkt<br />

- Festlegen der Anlagenverfügbarkeiten des Kraftwerks<br />

- Berechnung des günstigsten Betriebspunktes<br />

(Eingangsgrößen: Brennstoffkosten, Wirkungsgrade,<br />

Absatzmengen und Strompreise)<br />

- Teilnahme am Regelenergiemarkt Strom (Minutenreserve)<br />

Anlagendaten<br />

MHKW<br />

Gas-/Öl-HKW<br />

Gasmotoren<br />

Wasserkraft<br />

Gasspeicher<br />

Wärmespeicher<br />

Eingangsgröße<br />

Prognosen<br />

Stromkunden-<br />

Lastprognose<br />

Gaskunden-<br />

Lastprognose<br />

Wärmekunden-<br />

Lastprognose<br />

Netzlastprognose<br />

EEX-Spot-<br />

Preisprognose<br />

Preise<br />

Strom-<br />

Bezugsverträge<br />

Gas-<br />

Bezugsverträge<br />

Ölpreis<br />

CO2 -Preis<br />

Mittel- und langfristig:<br />

- Portfoliooptimierung (Strom und Gas)<br />

- Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Neu- und Ausbauten<br />

(z. B.: Gasspeicher)<br />

Querverbund-<br />

Optimierung<br />

Ergebnisse<br />

Einsatzdaten<br />

MHKW<br />

Gas-/Öl-HKW<br />

Gasmotoren<br />

Gasspeicher<br />

Wärmespeicher<br />

EEX-Spot-<br />

Gebote<br />

Strom-<br />

Bezugsverträge<br />

Gas-<br />

Bezugsverträge


Ziel der Portfolio-Optimierung:<br />

Versorgungssicherheit<br />

Verfügbarkeit<br />

Selbständigkeit<br />

Unabhängigkeit<br />

Beschreibung:<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> sind in der Lage, durch ihre unterschiedlichen<br />

Aufgabengebiete als Querverbundsunternehmen<br />

ökonomisch und ökologisch zu optimieren.<br />

Die Graphik macht deutlich, wie der Einsatz der vorhandenen Erzeugungs-<br />

und Speicheranlagen durch sehr präzise Prognosen<br />

der Absatzmengen und -lasten der einzelnen Energiearten<br />

(Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, Dampf) und sorgfältige Analyse<br />

der Energiepreise (unter Zuhilfenahme spezieller Software)<br />

optimiert wird.<br />

Beispiel:<br />

Die Änderung einzelner Eingangsgrößen<br />

würde z. B. folgende Auswirkungen zeigen:<br />

Die zur Verfügung stehenden Eingangsgrößen, wie der Gaspreis,<br />

der erwartete Strompreis und die Fernwärmeprognose, haben<br />

direkten Einfluss auf den Einsatz der Gasmotorenanlage des<br />

Kraftwerks.<br />

Anstieg der Gaspreise -> Reduzierung der Laufzeit der Gasmotoren<br />

Anstieg der Strompreise -> Erhöhung der Laufzeit der Gasmotoren<br />

Anstieg im Fernwärmebedarf -> Erhöhung der Laufzeit der Gasmotoren<br />

|<br />

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52 |<br />

Energienutzungsplan<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> erarbeiten solch einen Energienutzungsplan, um die regionale<br />

Koordination der Energiepotenziale zu ermöglichen. Es werden bestehende<br />

und künftige Abnehmerstrukturen, Energiepotenziale und Energienetze ermittelt.<br />

Im Energienutzungsplan werden die energetischen Ziele der Sadt <strong>Rosenheim</strong> verbindlich<br />

festgehalten. Dabei wird grundsätzlich das gesamte Stadtgebiet betrachtet,<br />

um die Fülle unterschiedlicher <strong>Energiekonzept</strong>e zu bündeln und<br />

Synergieeffekte zur effizienteren Ausschöpfung der Energiepotenziale nutzen zu<br />

können. Mit diesem wichtigen Hilfsmittel können die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> gemeinsam<br />

mit Grundstückseigentümern eine fundierte, transparente und langfristige<br />

Energiepolitik betreiben. Das Versorgungsgebiet wird in einer Art<br />

Wärme-Raster-Bild dargestellt, auf dem die Wärmeenergiedichte von Wohn- und<br />

Wirtschaftsgebäuden untersucht werden kann. Zusätzlich werden die noch ungenutzten<br />

energetischen Potenziale im Umfeld des Versorgungsgebietes untersucht.<br />

Der Energienutzungsplan<br />

• gibt einen Überblick über die Energieversorgung der gesamten Stadt,<br />

• koordiniert leitungsgebundene Energieträger räumlich,<br />

• stimmt Nutzungsplanung und vorhandene Wärmequellen aufeinander ab,<br />

• überprüft die Nutzung des vorhandenen Biomassepotenzials,<br />

• weist einzelnen Energieträgern entsprechende Versorgungsträger zu,<br />

• zeigt Maßnahmen zur Erreichung der energetischen Ziele auf,<br />

• schafft Sicherheit für die kommunale Planung<br />

• bietet Grundlagen für energiepolitische Förderung und Beratung,<br />

• definiert Planungsanweisungen für die kommunalen Liegenschaften und<br />

• ermöglicht damit nachhaltige Planungen zur Energieversorgung.<br />

Der Energienutzungsplan wird laufend aktualisiert und fortgeschrieben.<br />

Gas<br />

Fernwärme<br />

Öl


Zusammenfassung<br />

Die Stadt <strong>Rosenheim</strong> ist energiepolitisch gut aufgestellt.<br />

Müllheizkraftwerk und Fernwärmeversorgung, Kraft-Wärme-<br />

Kopplung mit Erdgasmotoren, Wärmespeicher und Biomasseanlagen,<br />

ein neues Verfahren in der Holzvergasung und die<br />

Nutzung von Klärschlammwärme sind in <strong>Rosenheim</strong> Stand der<br />

Technik.<br />

In diesen zentralen Feldern wird weiter investiert und bestehende<br />

Anlagen werden optimiert. Erneuerbaren Energien und<br />

innovativer Technik gehört unsere Aufmerksamkeit.<br />

Priorität für <strong>Rosenheim</strong> hat der weitere Ausbau der Fernwärme,<br />

weil hier die größten Potenziale zur Vermeidung von CO2-Emissionen<br />

und Einsparung von fossilen Primärenergien bestehen.<br />

Die Einsparungen von Primärenergie und CO2-Emissionen für<br />

Fernwärmekunden können dank des extrem niedrigen Primärenergiefaktors<br />

von 0,0 mit keiner anderen Maßnahme erreicht<br />

werden.<br />

Mit systematischem Energie-Management koordinieren wir Beschaffung,<br />

Einsatz und Verteilung von Energie, um das Gesamtsystem<br />

zu optimieren. Moderne Technik, Entwicklung,<br />

Erweiterung und Instandhaltung unserer Netze sind kapitalintensiv<br />

und armortisieren sich erst nach vielen Jahren.<br />

Sie versprechen keine kurzfristige Rendite, sind aber für die Versorgungssicherheit<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Ausschließlich gewinnorientierte Konzerne wollen sich das nicht<br />

leisten, notleidende Städte oder <strong>Stadtwerke</strong> können sich das<br />

nicht leisten.<br />

Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong> müssen sich mit wettbewerbsfähigen<br />

Preisen für Energie und Dienstleistungen im Markt behaupten.<br />

Die Umsetzung des <strong>Energiekonzept</strong>s <strong>Rosenheim</strong> <strong>2020+</strong> zeigt auf,<br />

dass sich Energieversorger nicht nur im Preis, sondern auch in<br />

der Qualität und der Nachhaltigkeit unterscheiden.<br />

Hohe und langfristig weiter steigende Preise für Primärenergie<br />

führen zu erheblichen finanziellen Belastungen für alle. Sie eröffnen<br />

aber auch neue Möglichkeiten für kapitalintensive und<br />

effiziente Technik sowie für erneuerbare Energien. Dieses <strong>Energiekonzept</strong><br />

zeigt auf, dass wir diese Veränderungen auch als Chance<br />

erkennen und wie wir sie ebenso ökologisch wie ökonomisch<br />

nutzen wollen.<br />

Mit dem vorliegenden <strong>Energiekonzept</strong> <strong>Rosenheim</strong> <strong>2020+</strong> stellen<br />

wir die energiepolitischen Weichen für sichere Versorgung, weniger<br />

Abhängigkeit von Energiekonzernen, bezahlbaren Komfort<br />

und hohe Lebensqualität für unsere Bürgerinnen und Bürger.<br />

Dieses Programm wird ständig fortgeschrieben und weiter entwickelt.<br />

Es stellt uns vor große Herausforderungen, die wir aber<br />

mit Innovationen, Tatkraft und Engagement optimistisch annehmen<br />

und damit einen zukunftsorientierten Weg der Energieversorgung<br />

in <strong>Rosenheim</strong> beschreiten.<br />

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54 |<br />

Glossar<br />

B<br />

Biomasse<br />

Pflanzliche und tierische Stoffe sowie deren Umwandlungsprodukte<br />

und Abfälle, aus denen sich Energie gewinnen lässt.<br />

Biomasse-Heizkessel<br />

Wärmeerzeuger für Biomasse die diese verbrennen und in<br />

Wärmeenergie umwandeln.<br />

Biomasse-Heizkraftwerk<br />

Strom- und Wärmeerzeugung durch Biomasse.<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />

Verbrennungsmotoren, die Strom und Wärme für einen<br />

Häuserblock erzeugen.<br />

Brennstoffe<br />

Feste, flüssige oder gasförmige Stoffe, die verbrannt<br />

werden können.<br />

Brennstoffzellentechnik<br />

Bereits im Jahr 1839 demonstrierte der schottische Physiker Sir<br />

William Robert Grove im Labor die prinzipielle Arbeitsweise heutiger<br />

Brennstoffzellen (engl.: fuel cell).<br />

Die Brennstoffzelle hat gegenüber der konventionellen Stromerzeugung<br />

ein einfaches Funktionsprinzip, die direkte Umwandlung<br />

der chemischen Energie in elektrische Energie. Sie ist der<br />

Umkehrprozess der Wasserelektrolyse. In der Brennstoffzelle findet<br />

die „kalte“ Verbrennung von Wasserstoff und Sauerstoff zu<br />

Strom und Wärme ohne drehende Teile mit dem Endprodukt<br />

Wasser statt.<br />

Brennwertkessel<br />

Ein Brennwertkessel ist ein Heizkessel für Warmwasserheizungen,<br />

der den Energieinhalt des eingesetzten Brennstoffs nahezu<br />

vollständig nutzt. Der Unterschied zu konventionellen Kesseln<br />

besteht darin, dass Brennwertkessel auch die Kondensationswärme<br />

des Wasserdampfes im Abgas nutzen. Brennwertgeräte<br />

gibt es für Gas- und Ölfeuerungen.<br />

C<br />

Contracting<br />

Ein Gebäude oder Objekt wird durch einen außenstehenden Dritten,<br />

den Contractor, mit Energie versorgt. Der Contractor übernimmt<br />

die Finanzierung, Betriebsführung, Verwaltung, Wartung<br />

und Instandhaltung der Energieerzeugungsanlage.<br />

Contracting ist zeitlich und räumlich abgegrenzt. Energieformen<br />

sind z. B. Wärme, Kälte, Strom, Dampf und Druckluft.<br />

E<br />

EEX<br />

European Energy Exchange (EEX): Energiebörse in Leipzig<br />

Effizienz<br />

Effizienz beschreibt das Verhältnis zwischen dem erreichten<br />

Ergebnis und den eingesetzten Ressourcen.<br />

Emissionen<br />

Aussendung von Teilchen, Strahlung oder Kräften in die Umwelt<br />

Endenergieverbrauch<br />

Der Endenergieverbrauch ist die Summe der zur unmittelbaren Erzeugung<br />

der Nutzenergie verwendeten Primär- und Sekundärenergieträger.<br />

In der Energiebilanz ist der Endenergieverbrauch<br />

als letzte Stufe der Energieverwendung aufgeführt.<br />

Erneuerbare Energie<br />

Energiequellen und -träger, die sich selbst erneuern: Biomasse,<br />

Erdwärme, Meeres- und Sonnenenergie, Wasserkraft und Wind.<br />

F<br />

Fernwärme<br />

Wohnungs- und Gebäudeheizung für ganze<br />

Siedlungen oder Stadtteile<br />

Die Wärmeerzeugung erfolgt durch ein oder mehrere zentrale<br />

Heizkraftwerke. Die Wärmeverteilung erfolgt über ein Rohrleitungssystem,<br />

bestehend aus Vor- und Rücklaufleitungen. Im Vorlauf<br />

gelangt heißes Wasser zu den Kundenanlagen.<br />

Der Rücklauf transportiert das dort abgekühlte Wasser<br />

zum Heizkraftwerk zurück.<br />

Fossile Energie<br />

In der erdgeschichtlichen Vergangenheit (vor mehr als 60 Jahrmillionen)<br />

vor allem aus abgestorbenen Pflanzen und tierischem<br />

Plankton entstandenen festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffe,<br />

wie Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas und Torf<br />

G<br />

Gasnetz<br />

Gesamtheit der Verteilungsleitungen und Einrichtungen eines<br />

Versorgungssystems für Erdgas<br />

GRWS<br />

Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft, <strong>Rosenheim</strong>


GuD-Kraftwerk<br />

Ein kombiniertes Gas-und-Dampf-Kraftwerk ist ein Kraftwerk, in<br />

dem Gasturbinen Strom und Wärme erzeugen und diese Wärme<br />

in einem Dampfprozess zusätzlichen Strom liefert.<br />

H<br />

Holzpellets<br />

Presslinge aus zerkleinertem Holz<br />

Die zylindrischen Holzpellets gibt es in verschiedenen Größen<br />

(Durchmesser von Millimetern bis hin zu einigen Zentimetern).<br />

Sie dienen als Brennmaterial für voll automatisierbare Öfen und<br />

können damit ähnlich unkompliziert wie Erdgas und Heizöl eingesetzt<br />

werden.<br />

Holzvergasung<br />

Bei der Holzvergasung werden kohlenstoffhaltige Anteile von festen<br />

Abfallstoffen zu gasförmigen Bestandteilen bei hohen Temperaturen<br />

umgewandelt. Sauerstoff, Wasserdampf, Rauchgas und<br />

Kohlendioxid dienen als Vergasungsmittel, die entweder einzeln<br />

oder in verschiedener Kombination eingesetzt werden können.<br />

K<br />

Klärschlammvergasung<br />

Die Mitverbrennung von entwässertem oder getrocknetem Klärschlamm<br />

kann in verschiedenen Kraftwerksarten erfolgen oder<br />

bedingt in Zementwerken. Dort wird die aus der Mitverbrennung<br />

entstehende Asche zugleich Rohstoff. Als weitere neue technische<br />

Möglichkeit bietet sich die Klärschlammvergasung zur Entsorgung<br />

an.<br />

Klimatisierung<br />

Wärme und Kühlung nach Bedarf<br />

Klimaanlagen können mit Fernwärme zur Kälteerzeugung<br />

betrieben werden.<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)<br />

Gleichzeitig in einem gemeinsamen Prozess gekoppelte Gewinnung<br />

von thermischer und elektrischer Energie mittels einer Energie-Umwandlungs-Anlage.<br />

Hierbei wird die eingesetzte Primärenergie<br />

(Gas oder Öl) optimal ausgenutzt. Vorraussetzung für<br />

einen effizienten Einsatz ist die 100-prozentige Nutzung der gewandelten<br />

elektrischen und thermischen Energie.<br />

Kyōto-Protokoll<br />

Das Kyōto-Protokoll (benannt nach dem Ort der Konferenz Kyōto<br />

in Japan) ist ein am 11. Dezember 1997 beschlossenes Zusatzprotokoll<br />

zur Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention<br />

(UNFCCC) der Vereinten Nationen mit dem Ziel des Klimaschutzes.<br />

M<br />

MHKW<br />

Das Müllheizkraftwerk (MHKW) ist eine Anlage zur Nutzung des<br />

Energieinhalts von Restmüll. Je nach Nutzungsart der Energie und<br />

nach Art der Feuerung werden verschiedene Anlagentypen gekennzeichnet.<br />

Im Wesentlichen wird zwischen Müllkraftwerken<br />

(nur Stromerzeugung) und Müllheizkraftwerken (Strom und Wärmeauskopplung)<br />

unterschieden.<br />

N<br />

Nahwärmenetz<br />

Kleines Fernwärmenetz<br />

Naturstrom<br />

Strom, der mit regenerativer Energie produziert wird.<br />

Nennwärmeleistung<br />

Die Nennwärmeleistung ist die vom Hersteller garantierte<br />

Höchstleistung im Dauerbetrieb.<br />

Niedrigenergiehaus<br />

Häuser, die mindestens ein Drittel weniger Heizenergie benötigen,<br />

als die Wärmeschutzverordnung vorschreibt.<br />

P<br />

Passivhaus<br />

Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem eine behagliche Temperatur<br />

sowohl im Winter als auch im Sommer ohne separates Heizbzw.<br />

Klimatisierungssystem zu erreichen ist. Es bietet erhöhten<br />

Wohnkomfort bei einem Heizwärmebedarf von weniger als 15<br />

kWh/(m 2a) und einem Primärenergiebedarf einschließlich Warmwasser<br />

und Haushaltstrom von unter 120 kWh/(m 2a). Das Passivhaus<br />

ist eine konsequente Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses.<br />

Photovoltaik<br />

Unter Photovoltaik versteht man die direkte Umwandlung von<br />

Strahlungsenergie vornehmlich Sonnenenergie in elektrische<br />

Energie.<br />

Portfolio-Optimierung<br />

Börsenbegriff für Kapitalanlagen<br />

Hier: optimale Handelsstrategie für Einkauf,<br />

Eigenerzeugung und Verkauf von Energie<br />

Primärenergie<br />

Noch nicht umgewandelte Energie, z. B. in Form von Kohle, Erdöl,<br />

Erdgas, eingestrahlter Sonnenenergie oder Natururan. Sie wird in<br />

|<br />

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56 |<br />

die benötigten Energieformen, z. B. Strom und Wärme (Nutzenergie),<br />

umgewandelt.<br />

Primärenergiefaktor<br />

Beschreibt das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie (z. B.<br />

Gas oder Öl) zur erzeugten Nutzenergie (Wärme oder Strom).<br />

R<br />

Regelenergie<br />

Gewährleistet die Versorgung der Verbraucher mit genügend<br />

elektrischer Energie in ausreichender Qualität bei unvorhergesehenen<br />

Ereignissen im Stromnetz. Dazu können kurzfristige Leistungsanpassungen<br />

bei regelfähigen Kraftwerken durchgeführt<br />

werden.<br />

Ressourcen<br />

Gesamtbestand an bekannten und wahrscheinlichen Vorräten<br />

eines Rohstoffs, unabhängig von einer möglichen technischwirtschaftlichen<br />

Nutzung<br />

T<br />

TA-Luft<br />

Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, Verwaltungsvorschrift<br />

zum Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

Thermische Solaranlage<br />

Anlage zur Umwandlung der Sonnenstrahlung in Wärmeenergie<br />

mit Hilfe von Solarkollektoren<br />

W<br />

Wärmepumpe<br />

Wärmepumpen sind Anlagen, die angetrieben von Strom oder<br />

Wärme Temperaturen erhöhen oder absenken können. Alltägliches<br />

Beispiel ist der Kühlschrank. Hier senkt die Wärmepumpe<br />

die Temperaturen im Kühlfach und gibt die dort entzogene<br />

Wärme bei höherer Temperatur an die Umgebung ab.<br />

Wärmepumpen zur Heizung entnehmen der Umgebung bei niedriger<br />

Temperatur Wärme und geben sie bei höherer Temperatur<br />

an die Heizung ab. Die hierfür benötigte Antriebsenergie (Gas<br />

oder Strom) steigt mit der Temperaturdifferenz zwischen Umgebung<br />

und Heizungssystem. Daher sind Wärmepumpen nur in<br />

Kombination mit Fußbodenheizungen sinnvoll einzusetzen.<br />

Wärmespeicher<br />

Technische Anlage bzw. Vorrichtung, die Wärme aufnimmt, sie<br />

längere Zeit speichern und bei Bedarf wieder abgeben kann.<br />

Wasserkraftwerke<br />

Wasserkraftwerke sind Anlagen zur Stromerzeugung aus Wasserkraft<br />

mit guter Umweltverträglichkeit. Klassische Bauformen<br />

sind das Lauf- und Speicherkraftwerk.<br />

Wirkungsgrad<br />

Maß für die nutzbare Umwandlung einer Energieform in eine andere.<br />

Der nicht genutzte Anteil wird meist als Abwärme an die<br />

Umgebung abgegeben.<br />

Waldhackschnitzel<br />

Naturbelassenes und daher unbelastetes Holz, das direkt aus<br />

den Wäldern stammt. Sowohl Stämme als auch nicht verarbeitbares<br />

Restholz werden verwendet.


Umweltbilanz Fernwärme der Stadt <strong>Rosenheim</strong><br />

2007 - Prognose <strong>2020+</strong><br />

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Notizen


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<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Kundenzentrum<br />

Bayerstraße 5<br />

83022 <strong>Rosenheim</strong><br />

Telefon 08031 36-2626<br />

Telefax 08031 36-2099<br />

info-stadtwerke@rosenheim.de<br />

www.swro.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Inhalt und Text: Abteilung Energie-Dienstleistung,<br />

Ltg. Klaus Hollnaicher<br />

Gestaltung: Marketingabteilung<br />

<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Rosenheim</strong><br />

Angaben ohne Gewähr<br />

06|2008

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