Alter - Kuratorium Deutsche Altershilfe

Gesundheit und Pflege
46
Tritt in Heimen MRSA auf, sollten nicht nur die erforderlichen
Hygieneartikel bereitstehen. Auch auf den erschwerten
„persönlichen“ Umgang mit den Betroffenen
Menschen sollten die Pflegepersonen vorbereitet sein.
Foto: Stefan Priesteroth
eingeführt würden, die oft in einen wahren
Papierkrieg mündeten. „Ich denke, dass viele
Heime mit immer mehr Regelungen langsam
überfordert sind. Sie kapitulieren davor und
machen dann dabei einfach auch katastrophale
Fehler“, so Böhme. Andererseits würde seitens
der Politik versäumt, abgestufte Versorgungssysteme
zu etablieren, die die aufkommende
Frage nach Spezialheimen für Schwerst-Pflegebedürftige
überflüssig machen würden.
Weiterbildung in Hygiene
Zudem bleibt die Frage, wie bei ohnehin bestehendem
Personalmangel im Altenpflegebereich
die in der Pflege arbeitenden Personen sich des
immer stärker ausweitenden MRSA und damit
verbundenen Hygiene-Problems annehmen
können. Neben gezielter Information gibt es
auch in diesem Segment die Möglichkeit zur
Fort- und Weiterbildung. Das Bildungsinstitut
ProAlter 2/03 Kuratorium Deutsche Altershilfe
für Gesundheitswesen gGmbH (BIG) in Duisburg
bietet beispielsweise gezielt für die
Hygiene in Alten- und Pflegeheimen eine 240stündige
berufsbegleitende Ausbildung mit dem
Zertifikat „Hygienebeauftragter in der stationären
Altenhilfe“ an und gehört damit zu den
Vorreitern in Nordrhein-Westfalen. Hermann
Heil-Ferrari, Geschäftsführer des BIG, ist sich
des Spagats bewusst, den die Altenpflege
bezüglich MRSA oft leisten muss: „Neben der
grundsätzlichen Befähigung, Hygieneprobleme
erkennen zu lernen und Lösungsansätze zusammen
mit der Heimleitung umzusetzen, wird
ebenfalls vermittelt, dass neben den Hygienestandards
auch die Wahrung des wohnlichen
Umfeldes gewährleistet bleiben muss. Wir
wollen also keine reinen Hygienepäpste ausbilden“,
betont Heil-Ferrari die Zielsetzung dieser
Weiterbildung, die ein Überblickswissen zur
Hygieneproblematik vermittelt. Des Weiteren
kann in Nordrhein-Westfalen über das BIG
und die Caritas-Akademie in Köln auch eine
berufsbegleitende zweijährige Weiterbildung
zur Hygienefachkraft wahrgenommen werden,
die allerdings mehrere Haken hat. Zum einen
kann diese nur von Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegekräften,
die in der Altenpflege
arbeiten, wahrgenommen werden. Des Weiteren
fallen durch Umfang und Dauer der Ausbildung
für den Arbeitgeber die betreffenden
Personen in der Pflege aus, was bei der derzeitigen
Personalnot gegen diese Weiterbildungsmöglichkeit
spricht. Zudem handelt es sich bei
diesen Beispielen auch ‚nur‘ um NRW-spezifische
Angebote. Denn verkompliziert wird alles
durch die unterschiedlichen Kursangebote in
den einzelnen Bundesländern mit ihren eigenen
Weiterbildungs- und Prüfungsverordnungen.
Nicht zuletzt durch das in Sachen MRSA
sehr aktive Gesundheitsamt in Duisburg, das in
enger Kooperation mit dem BIG steht, hat sich
die Hygienesituation in den Alten- und Pflegeheimen
Duisburgs verbessert, wie die Beteiligten
dort berichten. „Ob allerdings der schwierige
Spagat zwischen Hygiene und Wohnlichkeit
nicht nur in der Weiterbildung theoretisch
gelingt, sondern auch zufrieden stellend in der
Praxis umgesetzt wird, dann, wenn MRSA
auftritt, muss sich eben von Fall zu Fall entscheiden
und obliegt keiner echten Kontrolle“,
gibt auch Heil-Ferrari zu bedenken.
Das Beispiel von Hans Anton gibt diesen
Bedenken recht. Sein Heim und dessen Pflege-